Wenn man mit jemandem über irgendetwas
▪diskutieren möchte, stellt man sich, bewusst
und unbewusst, auf ihn ein. Bewusste ▪ partnertaktische
Überlegungen spielen dabei eine Rolle, sind aber nicht allein dafür
verantwortlich, wie wir uns auf eine Diskussion und ihre Teilnehmer
einstellen.
Diskutieren geschieht nie ohne Beteiligung von
Gefühlen
Von vornherein gehen wir mit Gefühlen in ein solches Gespräch und
zwar zunächst gegenüber dem oder den Partnern, mit denen wir zu tun
haben. Aber auch die Sache, um dies geht, kann uns unterschiedlich stark
nahegehen. Vielleicht lässt sie uns "kalt" oder sie macht uns vielleicht
"ärgerlich" Beim Diskutieren ist das eben auch nicht anders als beim
Sprechen im Allgemeinen: Diskutieren geht nicht ohne die Beteiligung von
Gefühlen.
Wie wir uns also auf eine Diskussion und einen Diskussionspartner
einstellen, hat sehr viel mit unseren Gefühlen zu tun.
Ein Pokerface ist nur Fassade
Auch wenn es Leute gibt, die ihre Gefühle stärker kontrollieren können
als andere, sind Gefühle immer dabei, wenn Menschen miteinander
kommunizieren. Diese Feststellung ist deshalb so wichtig, weil sich
mancher hinter seinem Pokerface gut verstecken kann und damit zu verstehen
geben will, er betrachte eine bestimmte Angelegenheit ganz nüchtern und
sachlich, ja geradezu emotionslos. Dies freilich ist purer Unsinn.
Eine sprachliche Äußerungen hat verschiedene Seiten
Die
▪ Kommunikationspsychologie lehrt uns hinreichend, dass eine sprachliche
Äußerung viele Seiten hat, die man beim besten Willen nicht einfach
ausblenden kann.
Das
▪kommunikationspsychologische Nachrichtenquadrat (vgl.
Schulz von Thun, 1991,
S.25-38) bringt diese unterschiedlichen Seiten besonders anschaulich zum
Ausdruck. Es zeigt, dass Nachrichten, oder hier Äußerungen
im Rahmen einer Diskussion, verschiedenste Informationen vermitteln.
-
Sachseite: Hier wird
der eigentliche sachliche Kern einer Äußerung übermittelt.
-
Beziehungsseite: Hier
wird darüber informiert, wie ein Redner seine Beziehung zu den anderen
Sprechern einschätzt.
-
Selbstoffenbarungsseite:
Hier wird etwas über den Sprecher selbst mitgeteilt.
-
Appellseite: Hier geht
es um das, was der Sprecher mit seiner Äußerung bei seinem Gegenüber
erreichen will.
Sach- und Themabezug
Ungeachtet dieser kommunikationspsychologischen Grundlagen der
Kommunikation wird bei einer Diskussion aber gemeinhin erwartet, dass sie
sich sachbezogen um ein bestimmtes Thema dreht. Im Idealfall folgt
sie den Prinzipien und ▪
Regeln
vernunftorientierter Argumentation. (vgl. auch:
▪ Idealmodell
kritischer Argumentation, ▪Modell kritischer Argumentation von Jürgen Habermas)
In der Wirklichkeit hängt dies natürlich von vielen Faktoren ab. Ob es
z. B. gelingt, die Beziehungsebene so zu gestalten, dass eine kooperative
Diskussion, zumindest phasenweise, zustande kommt, ist nicht immer von
vornherein zu sagen. Diskussionen entwickeln sich schließlich und lassen
stets zu, dass es am Ende statt zu Kompromissen zu klaren Zerwürfnissen
zwischen den Diskussionsteilnehmern kommt. Ob es also im Rahmen einer
Diskussion beim
▪ partnerschaftlichen Argumentieren bleibt oder ob ein Diskussionsstil mit allen möglichen
Rezepturen aus dem
▪ rhetorischen
Giftschrank ▪
nichtpartnerschaftliches Argumentieren dominiert, hat vor allem damit
zu tun, welche▪ partnertaktischen
Ziele von den Diskussionsteilnehmern verfolgt werden. Und diese
wiederum prägen das Diskussionsklima nachdrücklich.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023
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