(Extremwertprobleme mit EXCEL-Solver, Teil 3) |
Mathematische Inhalte:
Einsatz von DERIVE und EXCEL bei der Behandlung von Kosten- und PreisfunktionenAnwendung:
Extremwertaufgaben aus der WirtschaftKurzzusammenfassung:
Einsatz des PCs zur Behandlung von Fragestellungen aus der WirtschaftsmathematikLehrplanbezug:
HAK und HLA, 4.Jg sowie zur Einführung von Polynomfunktionen im 2.Jg.Zeitaufwand:
5 StundenMediales Umfeld:
Taschenrechner, EXCEL, DERIVEAnmerkungen:
Selbst in wirtschaftsorientierten Schulen wie der HAK haben viele Schüler Schwierigkeiten, die Funktionalität der Kosten- und Preistheorie zu begreifen und sowohl einfache als auch komplexe wirtschaftsmathematische Zusammenhänge zu verstehen. Obwohl viele der Grundbegriffe in den Wirtschaftsfächern durchgenommen werden, lernen viele Schüler die Grundbegriffe einfach auswendig, um sie spätestens nach der Schularbeit zu vergessen. Dadurch fehlt es vielen an praxisorientiertem Verständnis. Einfachste Zusammenhänge wie zum Beispiel "Gewinn = Umsatz – Produktionskosten" werden zwar pragmatisch zur Kenntnis genommen, können jedoch im Mathematikunterricht nicht umgesetzt werden.Weiters fehlt es vielen Schülern am Verständnis, was eine Funktion eigentlich sein soll und warum es wichtig sein kann, funktionale Zusammenhänge zu erkennen und Ergebnisse zu interpretieren.
Der regelmäßige Einsatz des PCs kann vor allem für Schüler, deren Abstraktionsvermögen eher bescheiden ist, von großem Nutzen sein. Mit Hilfe eines Tabellenkalkulationsprogramms wie EXCEL können funktionale Zusammenhänge leichter erkannt und Ergebnisse besser interpretiert werden. DERIVE hingegen kann dazu verwendet werden, die durch EXCEL berechneten Tabellen zu abstrahieren bzw. rechentechnische Hürden zu meistern.
1. Inhalte des Beitrages
Behandlung einer konkreten Aufgabe einerseits mit DERIVE und andererseits
mit EXCEL.
Quellenverweis: Der Beitrag wurde zum Teil übernommen aus:
Hanisch, Schak: Ist gleich, Lehrbuch für Handelsakademien, Band
3, ÖBV&HPT 1999
2. Aufgabenstellung
Zu Beginn möchte ich anhand eines Beispiels die herkömmliche Art der Fragestellung sowie eine Kurzfassung der mathematischen Behandlung wiedergeben.
Aufgabe:
Von einer kubischen Kostenfunktion K(x) = ax³
+ bx² + cx + Kf kennt man die Fixkosten Kf
= 250 sowie für bestimmte Mengen die entsprechenden Kosten:
Menge x |
|
|
|
Kosten K(x) |
|
|
|
Für sämtliche Berechnungen lässt sich ein CAShervorragend verwenden, wie wir an Beispiel B zeigen wollen.
Fortsetzung des obigen Beispiels: Löse die Aufgaben mit Hilfe eines CAS!
Lösung: Zuerst lösen wir das lineare Gleichungssystem. Dazu definieren wir K(x) (#1) und ersetzen anschließend a, b und c durch die berechneten Werte (#4). Zweimaliges Differenzieren der Kostenfunktion (#5 und #6) und Nullsetzen der zweiten Ableitung liefert die Kostenkehre Kw=25 (#7). Da dies einem der gegebenen Werte entspricht, können wir die zugehörigen Gesamtkosten von 350 ablesen.
Um die Grenzkosten für 10 Stück zu berechnen, brauchen wir nur 10 in die erste Ableitung einsetzen (am Einfachsten mit Hilfe des Einsetz-Befehls) (#8).
Als Nächstes berechnen wir das Betriebsoptimum. Dazu dividieren wir K(x) durch x um Kq zu erhalten (#9 und #10), differenzieren einmal (#11) und setzen die erste Ableitung 0. Da diese Gleichung dritten Grades keine rationalen Lösungen hat, verwenden wir das numerische Lösen, wobei wir Grenzen des Intervalls, in dem wir die Lösung suchen, auf 0 und 100 setzen (#12). Das Betriebsoptimum erhalten wir durch Einsetzen der Lösung in Kq (#13 und #14).
Für das Betriebsminimum brauchen wir die variablen Stückkosten Kqv. Diese ergeben sich z.B. durch Entfernen des letzten Terms aus Kq (#15). Nullsetzen der ersten Ableitung (#16) ergibt das Betriebsminimum (#17). Da dies nicht ganzzahlig ist, setzen wir sowohl 37 als auch 38 in Kqv ein und erhalten die kurzfristige Preisuntergrenze (#18 bis #21).
Um die Preistheorie mit einzubeziehen, geben wir als Preisfunktion p(x)=-0,3x+33
vor (#22). Dadurch ergeben sich die Erlösfunktion E(x)=x p(x) (#23)
und die Gewinnfunktion G(x)=x p(x) – K (#24 und #25). Durch Nullsetzen
der Gewinnfunktion und ihrer ersten Ableitung erhält man die Gewinngrenzen
(#26 und #27) und die gewinnmaximale Menge.(#28 und #29). Den entsprechenden
Preis erhalten wir durch Berechnen von p(46) (#30 und #31).
Da sich der Deckungsbeitrag D(x) nur durch eine additive Konstante (die Fixkosten) von der Gewinnfunktion unterscheidet (#32), braucht man zum maximalen Gewinn nur die Fixkosten dazu zählen.
Grafische Darstellungen:
2. Tabellenkalkulationsprogramm
Auch ein TKP lässt sich in der Kosten- und Preistheorie sehr gut zum Berechnen und zum Darstellen mittels Grafiken einsetzen. Man kann zwar (derzeit) nicht differenzieren, aber Extremwerte lassen sich mittels des Solvers leicht auffinden.
Fortsetzung des obigen Beispiels: Löse die Aufgaben mit Hilfe eines TKP und stelle jeweils die Graphen der Funktionen Kq und Kqv und die der Funktionen K, E und G in einem gemeinsamen Koordinatensystem dar!.
Lösung: Zuerst tragen wir in der ersten Zeile die Funktionsnamen ein (siehe Abb.). In A2 wird 0 und in A3 wird 5 eingetragen. Weiters müssen wir in der zweiten Zeile nun jeweils die Formeln für die gesuchten Funktionen eintragen. Also in B2: =0,002*A2^3-0,15*A2^2+6,5*A2+250; in C2: =6*0,002*A2 + 2*6,5 (K‘‘ = 6ax + 2b) D2: =B2/A2; in E2: =(B2-$B$2)/A2 (die $-Zeichen teilen Excel mit, dass eine feste Adresse vorliegt, die beim Kopieren nicht verändert werden darf); in F2: =A2*(-0,3*A2+33) und in G2: =F2-B2. Die dabei auftretenden zwei Fehlermeldungen, die uns darauf hinweisen, dass wir durch Null dividieren, ignorieren wir vorerst. Nun müssen wir nur noch die zweite Zeile soweit in den unteren Bereich kopieren, wie wir wollen.(in unserem Beispiel bis Zeile 25). Nun löschen wir noch die beiden Zellen mit der Fehlermeldung.
Der zweite Schritt ist nun das Darstellen der Kurven. Dazu markieren wir jene Spalten (mittels String und Enter), in denen die gemeinsam darzustellenden Funktionen enthalten sind, und rufen den Funktionsassistenten auf. Wir wählen Punkt(x,y), dort die Abbildung mit den Kurven und vervollständigen. Jetzt können wir, wenn wir wollen, noch die Skalierung der Achsen durch Doppelklick ändern.
Der Spalte mit K‘‘ kann die Kostenkehre entnommen werden: K‘‘(25) = 0. (Allgemein lässt sich die Kostenkehre mit der Zielwertsuche oder mit dem SOLVER berechnen.)
Betriebsminimum und Betriebsoptimum ergeben sich als Minima von Kqv und Kq, die sich mit dem SOLVER berechnen lassen.
Hier die Lösung fürs Betriebsoptimum: Wir kopieren die Zellen A25, B25, D25 in die Zellen A27, B27, D27 sowie A28, B28, D28 mit beliebigen Werten in A27 und A28. Nun starten wir den SOLVER aus dem Menü Extras. (Falls der SOLVER in Ihrem Menü nicht aufscheinen sollte, müssen Sie ihn im Menü Extras über den Add-In Manager nachinstallieren!) Geben Sie nun als Zielzelle für das Betriebsoptimum D28 und als veränderbare Zelle A28 ein, als Zielwert wählen wir Min. Dann liefert der SOLVER die Lösung xopt = 56,843, die minimalen Stückkosten betragen 8,834.
Analog finden wir das Betriebsminimum.
Auch um die Extrema bzw. die Nullstellen von G(x) zu ermitteln, verwenden
wir den Solver. Wir verwenden A27 als veränderbare Zelle und der Reihe
nach die Zellen D27, E27 und G27 als Zielzelle.
Wir brauchen dann nur eintragen, ob wir eine Nullstelle, ein Minimum oder
Maximum wollen und in A27 einen halbwegs guten Näherungswert, den
wir aus einer der beiden Grafiken ablesen. Für die Abbildung haben
wir die erhaltenen Werte zusätzlich in die entsprechenden Spalten
kopiert.
x | K(x) | K''(x) | Kq(x) | Kqv(x) | E(x) | G(x) |
0
|
250,000
|
-0,30
|
0,000
|
-250,000
|
||
5
|
279,000
|
-0,24
|
55,800
|
5,800
|
157,500
|
-121,500
|
10
|
302,000
|
-0,18
|
30,200
|
5,200
|
300,000
|
-2,000
|
15
|
320,500
|
-0,12
|
21,367
|
4,700
|
427,500
|
107,000
|
20
|
336,000
|
-0,06
|
16,800
|
4,300
|
540,000
|
204,000
|
25
|
350,000
|
0,00
|
14,000
|
4,000
|
637,500
|
287,500
|
30
|
364,000
|
0,06
|
12,133
|
3,800
|
720,000
|
356,000
|
35
|
379,500
|
0,12
|
10,843
|
3,700
|
787,500
|
408,000
|
40
|
398,000
|
0,18
|
9,950
|
3,700
|
840,000
|
442,000
|
45
|
421,000
|
0,24
|
9,356
|
3,800
|
877,500
|
456,500
|
50
|
450,000
|
0,30
|
9,000
|
4,000
|
900,000
|
450,000
|
55
|
486,500
|
0,36
|
8,845
|
4,300
|
907,500
|
421,000
|
60
|
532,000
|
0,42
|
8,867
|
4,700
|
900,000
|
368,000
|
65
|
588,000
|
0,48
|
9,046
|
5,200
|
877,500
|
289,500
|
70
|
656,000
|
0,54
|
9,371
|
5,800
|
840,000
|
184,000
|
75
|
737,500
|
0,60
|
9,833
|
6,500
|
787,500
|
50,000
|
80
|
834,000
|
0,66
|
10,425
|
7,300
|
720,000
|
-114,000
|
85
|
947,000
|
0,72
|
11,141
|
8,200
|
637,500
|
-309,500
|
90
|
1078,000
|
0,78
|
11,978
|
9,200
|
540,000
|
-538,000
|
95
|
1228,500
|
0,84
|
12,932
|
10,300
|
427,500
|
-801,000
|
100
|
1400,000
|
0,90
|
14,000
|
11,500
|
300,000
|
-1100,000
|
105
|
1594,000
|
0,96
|
15,181
|
12,800
|
157,500
|
-1436,500
|
110
|
1812,000
|
1,02
|
16,473
|
14,200
|
0,000
|
-1812,000
|
115
|
2055,500
|
1,08
|
17,874
|
15,700
|
-172,500
|
-2228,000
|
37,500
|
388,281
|
10,354
|
3,688
|
815,625
|
427,344
|
|
56,843
|
502,145
|
8,834
|
37,500
|
46,005
|
||
76,627
|
||||||
10,087
|