Kanada – Grasslands National Park

Ankunft im Paradies…

Ich bin 5 Stunden lang dem Highway Nr. 2 entlang gegondelt und in Malta auf die I-191 nach Norden abgebogen. Vorher hab ich aber nochmal vollgetankt, denn auf der gesamten Strecke bis nach Val Marie in Saskatchewan gibt’s keine einzige Tankstelle. Auch in Val Marie selbst gibt’s nur eine kleine Selbstbedienungstankstelle, und ich hatte keine Ahnung, ob meine Schweizer Kreditkarten dort akzeptiert werden. Langsam bin ich auch etwas nervös geworden. Was wenn die mich aus irgendeinem unerfindlichen Grund nicht rüberlassen nach Kanada? Ach was!!! Das wichtigste war jetzt vor 18.00 Uhr am Grenzposten anzukommen. Denn dann machen die Leutchen dort die Grenze dicht! Also hab ich hier nicht mehr viel Zeit mit Fotostops verplempert und bin schnurstracks zum Grenzposten Monchy gefahren. Dort angekommen, musste ich in ein Häuschen hineinfahren, wo ein Officer in einem Glas-Kabäuschen auf mich wartete. Dieser machte das Fenster an seinem Verschlag erst auf, als das Tor hinter mir wieder ins Schloss fiel. Der unfreundliche Kerl blaffte mich unwirsch und in unglaublich schnellem Französisch an, worauf ich ihn nur mit hochgezogen Schultern fragend anstarren konnte. Dann kam dasselbe nochmal auf Englisch herausgeschossen. Aber ich verstand auch das nicht. Puh also ehrlich!!! Mit zittriger Stimme hab ich ihn gebeten, das ganze doch nochmal etwas langsamer zu wiederholen. Er hat dann zwar alles nochmal runtergerattert aber nicht etwa langsamer sondern nur lauter. Also: die hinteren Fenster runterlassen, Motor ausschalten, den Pass rauskramen und da war noch so einiges an Anweisungen zu befolgen, aber das hab ich schon wieder nicht mehr verstanden. Und weiter ging’s mit dem Rumgeschnauze. Ja kann der denn nicht normal mit mir reden? Nachdem ich dem Miesepeter aber brav Rede und Antwort gestanden hatte, winkte er mich schliesslich mürrisch durch. Als ich schon am hinausfahren war, kam noch ein „welcome to Canada“ hinterher. Ich winkte ihm aus dem Fenster ein Dankeschön zu, drehte mich aber nicht mehr zu ihm um. Bleibt nur zu hoffen, dass die restlichen Kanadier etwas netter sind als dieser übellaunige Geselle.

Ich fuhr zuerst zum Örtchen Val Marie, um mich dort mit den nötigen Lebensmitteln für die nächsten 3 Tage einzudecken, war aber ganz geknickt ob der dürftigen Auswahl, die sich mir hier bot. Hier gab’s praktisch nichts Frisches zu kaufen. Alles bloss Fertigmahlzeiten und bestimmt nichts davon glutenfrei. Und so lud ich nicht viel in meinen riesigen Einkaufswagen: nur ein paar halb vergammelte Paprikaschoten, ein leicht vertrocknet aussehender Eisberg-Salat, ein Stück tiefgefrorenes Rindfleisch, ein paar tiefgefrorene Garnelen, Eier und eine Flasche mir unbekannten Weissweines. Naja, damit würde ich schon überleben können.

Und dann ging’s endlich zu meiner Unterkunft für die nächsten paar Tage. Das „The Crossing at Grasslands“ grenzt gleich an den Grasslands National Park und ist somit für mich perfekt gelegen.

Die ganze Anlage ist eigentlich eine ziemlich in die Jahre gekommene Farm, welche die „neuen“ Besitzer in eine Art Guesthouse umfunktioniert haben. Ich hab mir ein niedliches 2-Zimmer-Apartment gegönnt, und wäre vollkommen glücklich gewesen, wäre da nicht der etwas laute Gastgeber und zwar sehr nette aber ebenso laute Zimmernachbarn gewesen. Ständig wurde rumgerufen und nachgefragt, ob ich mich überall zurechtfinde. Dann standen die Nachbarn plötzlich auf meinem Balkönchen und stellten dort ihr Riesenfernrohr zur Vogelbeobachtung auf. Dass diese Leute so quasi in meinem Wohnzimmer standen, störte die nicht im geringsten. Mich aber umso mehr! Dann polterte der Gastgeber wieder an meine Tür: Komm raus Eva, das musst Du Dir anschauen! Und: Keine Sorge wir beobachten nicht Dich, sondern ein paar Vögel! Ja, toll! Trotzdem steht ihr auf meinem Balkon. Ich bin dann raus und habe pflichtschuldigst einen Blick in das zugegebenermassen schicke Fernrohr geworfen und mit vielen wows! und ohs! den mir völlig unbekannten Vogel bewundert. Es stellte sich heraus das meine kanadischen Nachbarn aus der Nähe von Vancouver stammen und einzig und allein der wunderbaren hiesigen Vogelwelt wegen hierher gereist waren. Ausserdem sprachen sie beide ein ausgesprochen gutes Deutsch und das wollten sie unbedingt an mir ausprobieren. Gut eine Stunde habe ich mir den Kopf vollquasseln lassen, aber als sie mich dann auch noch zum Abendessen ins einzige Chinesische Restaurant in Val Marie einladen wollten, habe ich das Weite gesucht. Nein danke!!! Ich will hier meine Ruhe haben. Und nachdem ich gesehen hatte, was es hier an Lebensmitteln zu kaufen gibt, möchte ich auch das einzige Restaurant im Ort nicht ausprobieren. Wahrscheinlich waren meine beiden Zimmernachbarn leicht angesäuert ob meiner Abfuhr, denn ich hab keinen Ton mehr von ihnen gehört. Gut so!

Jetzt konnte ich endlich die Aussicht von meinem winzigen Balkon aus geniessen:

Und dann wurde es auch schon dunkel, und ich hab es mir in meinem netten kleinen Stübchen gemütlich gemacht.

Am nächsten Tag bin ich gleich als erstes wieder nach Val Marie gefahren, um mich im Visitor Center des Grasslands National Parks umzusehen. Die Angestellten dort lieben ganz offensichtlich ihre Arbeit. Sie geben gerne und ausführlich Auskunft über jede Kleinigkeit, und sie sprechen mit einer feurigen Begeisterung von „ihrem“ Park, die unglaublich ansteckend ist. Ich hab mir von einem netten Mädchen dort noch schnell versichern lassen, dass die meisten sich hier tummelnden Klapperschlagen wohl noch etwas unter Frühlingsmüdigkeit leiden, denn sie hätten noch keine zu Gesicht bekommen. Da sie aber sehr wohl schon unterwegs sein könnten, hab ich mir die speziell dafür besorgten extrahohen Wanderschuhe angeschnallt und bin losgestiefelt. Heute sollte es zuerst mal auf die für Autos befahrbare Ecotour gehen. Die Schotterstrasse quer durch den Westflügel des Parks ist gut ausgeschildert, hat an jedem Posten ausführliche Info-Tafeln und wird auch bestens durch einen eigenen Prospekt beschrieben. Also von mir aus kann’s losgehen:

Oh wow!!! Was für eine fantastische Landschaft. Und das schönste: ich bin ganz alleine hier!!! Kein anderes menschliches Wesen scheint sich heute hierher verirren zu wollen. Schnell hab ich die Zeit und den Rest der Welt vergessen und mich genussvoll in die Weiten des Grasslands National Parks hinein ziehen lassen.

Immer wieder bin ich auf die Kolonien der in Kanada nur hier im Grasslands Nationalpark heimischen Schwarzschwanz-Präriehunde gestossen. Die Erwachsenen Tiere haben sofort angefangen lautstark zu schimpfen, sobald ich in Sichtweite war. Abgehauen sind sie aber erst, als ich versuchte etwas näher an sie ran zu kommen. Also versuchte ich erst mal ein paar Fotos aus der Ferne zu schiessen.

Immer weiter wanderte ich von meinem roten Jeep weg und tiefer in die vollkommen unberührte Natur hinein. Da das Gras hier kurz und das Terrain somit übersichtlich war, vergass ich auch bald meine Angst vor Klapperschlangen. Hier würde ich die Viecher schon rechtzeitig sehen. Und so spazierte ich entspannt durch die wunderbare Landschaft und genoss die Ruhe und Einsamkeit, die sich mir hier bot.

Die Präriehunde hatten sich irgendwann wohl an meine Anwesenheit gewöhnt. Jedenfalls zeterten sie nicht mehr wild herum sondern beobachteten mich stumm. Ich kam auch immer näher an sie ran, ohne dass sie sofort in ihr unterirdisches Zuhause abtauchten.

Und dann fiel mir eine Bande Präriehundebabies auf, die sich weder um mich noch um die Warnrufe ihrer Eltern kümmern wollten. Frech rannten sie herum, erschraken dann und wann, stürzten sich sodann umgehend in den nächstgelegenen Eingang zum sicheren Bau, nur um gleich wieder ihre neugierigen Nasen in Luft herauszustrecken…

Der Steinkreis da oben stammt aus früheren Zeiten, als amerikanische Ureinwohner noch die alleinige Herrschaft über diesen fantastischen Kontinent inne hatten. Hier stand vor Jahrhunderten eins ihrer Tipis! Die Steine dienten dazu, die Aussenhaut des Zelten am Boden festzuhalten. Ein seltsames Gefühl erfüllte mich, als ich im Innern dieses Steinkreises herumtappte. Wie’s in diesem Tipi wohl mal ausgesehen haben mochte? Wer sass hier wohl um’s Feuer herum? Worüber unterhielten sich die Menschen an den langen sicher auch im Sommer recht kühlen Abenden?

Und dann fielen mir die wunderschönen mit Flechten bunt bewachsenen Steine und Felsbrocken auf, die hier überall herum liegen. Hach wie gerne hätte ich ein paar davon zuhause in meinem Garten…

Irgendwann musste ich aber wieder auftauchen aus dieser Traumwelt und mich auf den Weg zurück in die Zivilisation machen. Auch beim Verlassen des Parks umgab mich jedoch nichts als herrliches weites Land, und auf der gesamten Fahrt zurück zu meiner Unterkunft begegnete mir keine einzige Menschenseele… Ja, so mag ich das…

Hier geht’s weiter…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.