Arbeitgeberattraktivität: Arbeitskultur als entscheidender Erfolgsfaktor

31 Oktober, 2023 - 06:26
Karin Burtscher
Hände eines Teams

Wichtig für den Erfolg einer Klinik ist eine positive Arbeitskultur. Sie beeinflusst die Zufriedenheit der Beschäftigten, ihre Produktivität und ihr Engagement. Kliniken sollten sich dessen bewusst sein, um in Zeiten des Fachkräfte- und Nachwuchsmangels als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden.

Die digitale Transformation und politisch-ökonomische Rahmenbedingungen beeinflussen die Kultur in Kliniken. Corona hat insbesondere in die digitale Transformation Tempo gebracht und teils zum disruptiven Aufbruch von Geschäftsmodellen, Strukturen und Prozessen beigetragen. Die steigende Veränderungsgeschwindigkeit führt zu einer kürzeren Reaktionszeit. Zeit erlangt eine viel höhere Wertigkeit. Zeitsouveränität und damit Selbstbestimmtheit wird für Beschäftigte immer wichtiger. Für Kliniken wird der Umgang mit Zeit zum zentralen Hebel der Arbeitgeberattraktivität.

Hinzu kommt: Die digitale Transformation ist kapitalintensiv. Daher sind Investitionen mit einer intensiven Kosten-Nutzen-Analyse verbunden. Es folgen Anpassungsprozesse, da gewisse Aufgaben und Tätigkeiten durch künstliche Intelligenz ersetzt oder vereinfacht werden. Mit Blick auf den demografischen Wandel und angesichts einer Entwicklung hin zur Wissens- und Innovationsgesellschaft bedeutet dies, dass die Suche nach Fachkräften mit bestimmten Kompetenzen immer dringlicher wird.

Beschäftigte wünschen sich Sinnhaftigkeit

Die Beschäftigten wünschen sich Sinnhaftigkeit ihrer Tätigkeit, zudem sind Unternehmensvision, gute Prozesse und Arbeitsbedingungen ein wesentlicher Attraktivitätsfaktor. Mit der Forderung nach Sinn sind Transparenz und Partizipation verbunden. Demzufolge wird klar, dass die Arbeitgeberattraktivität untrennbar mit einer Kulturveränderung verbunden ist.

Die Beziehung zwischen Arbeitgeber und Beschäftigten legt den Fokus auf eine Zusammenarbeit zum beiderseitigen Vorteil, wobei Arbeitgeber und Beschäftigte etwas einbringen und erhalten. Eine wirksame Arbeitgeberattraktivität basiert auf gegenseitiger Verantwortung. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Angeboten des Arbeitgebers und Beiträgen von Beschäftigten trägt dazu bei, qualifizierte Fachkräfte anzuziehen, zu halten und zu fördern und eine gesunde und motivierende Arbeitsumgebung zu schaffen.

Karriereentwicklung und Weiterbildung

Arbeitgeber bringen Aspekte wie Karriereentwicklung und Weiterbildung ein, um die Fähigkeiten der Beschäftigten zu verbessern und deren berufliche Ziele zu fördern. Eine angemessene Vergütung und Zusatzleistungen steigern die Arbeitgeberattraktivität und tragen zur Mitarbeiterzufriedenheit bei. Flexibilität, Teilzeit- und Remote-Arbeit fördern die Balance von Berufs- und Privatleben. Wichtig sind auch Programme fürs Wohlbefinden der Beschäftigten sowie die Unterstützung bei der beruflichen Weiterentwicklung durch Mentoring, Coaching und Aufstiegsmöglichkeiten.

Umgekehrt bringen die Beschäftigten Engagement, Leistungsbereitschaft, Fähigkeiten, Fachwissen und Erfahrung in die Klinik ein, um die Ziele und Mission des Arbeitgebers und Unternehmens zu unterstützen. Sie investieren Zeit und Energie, um ihre Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu erfüllen und zur erfolgreichen Funktion der Klinik beizutragen. Indem Beschäftigte sich mit den Werten und zielen des Arbeitgebers identifizieren, zeigen sie ihre Loyalität.

In diesem Kontext braucht es Beschäftigte, die willens und in der Lage sind, neue Entwicklungen mitzugehen und mitzugestalten. Dazu braucht es neben Kompetenz und Qualifikation auch die Motivation und Identifikation mit dem Arbeitgeber. Dies wiederum setzt Gesundheit und Wohlbefinden voraus. Folgerichtig sind Talent- und Stärkenorientierung elementar. Denn dann sind Beschäftigte auch bereit, mitzudenken, über den Tellerrand hinauszuschauen, aktiv Veränderungen anzustoßen und sich stetig weiterzuentwickeln.

Schlüsselfaktoren einer positiven Arbeitskultur

Der entscheidende Faktor für den Erfolg einer Klinik ist eine positive Arbeitskultur. Sie beeinflusst die Zufriedenheit der Beschäftigten, die Produktivität, das Engagement und die Bindung an das Unternehmen. Schlüsselfaktoren, die in eine positive Arbeitskultur einzahlen, umfassen Respekt und Wertschätzung. Etwa, indem Meinungen und Beiträge gewürdigt werden und der Umgang höflich und freundlich ist. Eine offene und transparente Kommunikation ist wichtig, auch zu Unternehmenszielen, Entscheidungen und Entwicklungen, damit Beschäftigte die Chance haben, Fragen zu stellen und Feedback zu geben.

Von Bedeutung ist auch Teamarbeit, um Mitarbeiterbindung und Motivation zu stärken. Leistungen und Erfolge der Beschäftigten sollten in Form von Lob, Anreizen und Belohnungen erfolgen. Die Förderung von Vielfalt und Inklusion schafft eine Umgebung, in der sich Beschäftigte geschätzt und akzeptiert fühlen, unabhängig von ihrem Hintergrund oder ihren Merkmalen. Unternehmen sollten klare Werte und ethische Standards festlegen und sicherstellen, dass Beschäftigte sie verstehen und teilen, um die Identifikation mit dem Unternehmen zu fördern. Nicht zu unterschätzen sind probate Strategien zur konstruktiven Konfliktlösung und Problembewältigung. Abschließend spielt auch soziale Verantwortung, die eine Klinik außerhalb des genuinen Betriebs wahrnimmt, etwa in Gestalt gemeinnützigen Engagements, eine wichtige Rolle, zumal Beschäftigte sich dabei aktiv einbringen können.

Führungskräfte sollten Vorbilder sein

Bei allen diesen Komponenten kommt Führungskräften ein entscheidender Einfluss zu. Sie sollten als Vorbilder dienen und die gewünschten Verhaltensweisen vorleben sowie ihre jeweiligen Teammitglieder zu Feedbacks ermuntern. Dies stellt unter Beweis, dass das Unternehmen bereit ist, sich kontinuierlich zu verbessern.

Eine positive Arbeitskultur ist ein komplexes Geflecht aus Verhalten, Werten und Praktiken, die die Art und Weise beeinflusst, wie Beschäftigte interagieren und ihre Arbeit wahrnehmen. Eine solche Kultur kann die Mitarbeiterbindung fördern, die Leistung steigern und dazu beitragen, dass Beschäftigte gern zur Arbeit kommen und ihr Bestes geben.

Dtsch Arztebl 2023; 120(44): [2]

Die Autorin

Karin Burtscher
Leiterin Personalwesen
Klinikum Ingolstadt GmbH
85049 Ingolstadt
Mitglied des Initiativkreises Neue Personalarbeit in Krankenhäusern (InPaK)

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