Monat: Januar 2023

Es kann nicht lyrisch werden

Es kann nicht lyrisch werden. Es kann nicht, wenn es sich anfühlt wie Dünnpfiff im Darm und Verstopfung im Hals. Und diese Herz auf Schmerz Reimpisse ertränkt sich selbst in Delirium und Schüttelfrost, während sich Unbekannt 1.odt – OpenOffice Writer darüber totlacht, dass mir die Worte fehlen. Schweigend natürlich, schweigend. Und die Lichtschimmer zwischen meinen Fingern, behutsam berührt. Dann treibt es mir ein Lächeln aufs Gesicht und drückt die Tränen tiefer in die Magengrube. Hämatome zählen und Gefühle scheißen. Dehydriert. Der ohrenbetäubende Geruch von Verwesung fließt durch die Flure und ich ziehe den Schleierhut Richtung Beton. Die Zeilen ertränken sich selbst und die Ordnung der Gedanken gleich mit. Zitternde Hände, zitternde Knie, zitternder Körper. Schriftgröße sechzehn, damit es so groß aussieht, wie es sich anfühlt. Und dann wirkt doch alles nur wie eine einzige große Lüge, oder wie viele kleine Lügen, die in geselliger Runde Dynamit zum Nachtisch servieren. Einsturzgefahr küsst meine Ohnmacht in den letzten Albtraum. Und ich will mich ja evakuieren, aber es kann nicht lyrisch werden. Es kann nicht, weil es so kalt ist. Und brennt.

[hier Gefühl einfügen]

fließendes herz
wachs & verbranntes kind
in deinen nächten
kratzt & lahmender puls
verliert sich ich
zerfällt der anfang an den tod

und weil sie plötzlich so kalt sind
wie zerstreuter zigarettenrest
in deiner brust
treibt dich die liebe
in den nächsten kalten schoß

© Amy Herzog

Autismus Erfahrung: Bissl Plauderei und der Uncanny Valley Effect

Kommt jetzt nicht viel, weil mir dafür die Konzentration fehlt. Trotzdem interessant für jeden, der Näheres recherchieren möchte.

Bin den meisten Menschen, die ich kennenlerne, nicht sympathisch. Einige haben sogar Angst geäußert. Na, ich bin zwar Irre, aber im Grunde auf ne liebenswerte Art. Zumindest hab ich noch niemandem etwas getan. Gedanken und böse Flüche zählen nicht, oder?

Nun, es gibt ne einfache Erklärung dafür. Das liegt am Uncanny Valley Effect. Eine Bezeichnung, die aus der Robotik stammt, sich aber wunderbar auf neurodiverse Personen, Autist:innen anwenden lässt. Weiteres dazu lässt sich im ominösen Internet nachlesen. Die Kurzfassung ist, dass es dabei um möglichst real wirkende Roboter oder auch animierte Figuren aus Filmen & Games geht. Menschlich wirken.

Dann kommt ein Autist mit gar keiner oder der falschen und gestellten/maskierten Mimik daher und ist eben ein solch menschenähnlicher Roboter. Naja, nicht wirklich, selbst wenn es sich oft so anfühlt. Aber ich bin schon ein Mensch. Ein Mensch mit Gefühlen und der Unfähigkeit, diese zu verbalisieren/in der Körpersprache zu zeigen, wie es neurotypische Menschen machen. Nett ausgedrückt könnte man auch sagen, dass ich gelegentlich hölzern wirke. Desinteressiert, ablehnend, in mich gekehrt. Und wie manche ebenfalls denken – dumm.

Dabei ist es eigentlich ganz leicht. Auf gezielte Fragen kann ich gut antworten. Diese Fragen zu stellen ist eher schwer. Als kleines Beispiel werde ich in letzter Zeit sehr oft gefragt, ob ich meinen Partner lieben würde. Nun, die Frage ist nahezu unmöglich zu beantworten. Denn wer diese Frage stellt, definiert Liebe höchstwahrscheinlich anders als ich es empfinde. Und wenn ich mit ja antworten würde, dann würde mein/e Gesprächspartner/in diese Information mit seinem/ihrem Verständnis von Liebe verknüpfen. Besser wäre die Frage „wie liebst du deinen Partner“ oder „wie zeigst du deinem Partner deine Liebe“.

Aber zurück zum Thema. Dieser Effekt sorgt dafür, dass man auf nicht autistische Menschen gefährlich, angsteinflößend, gruselig, etc. wirkt. Das ist nicht näher zu definieren. Es ist einfach ein Gefühl, ein Unbehagen. Das – gepaart mit den Einschränkungen in der Kommunikation sorgt dafür, dass man einsam krepieren wird. Und wenn das nicht genügt, schreckt mein Humor ja noch ab. Ja, das mit dem einsam krepieren war ein Witz. Aber ein Witz, in dem durchaus ein Funken Wahrheit steckt. Es ist eben nicht einfach Menschen zu treffen, die nicht nur über all das hinweg sehen, sondern einen dafür auch noch gern haben. Also nicht „ich mag dich trotzdem“, sondern „ich mag dich weil“

Ehrlich gesagt bin ich aber, obwohl ich ein Mensch bin, der niemals aufgibt, gerade ein Mensch, der das Aufgeben lernt. Verschlossener denn je und ziemlich kalt. Was das Roboter-Dings dann auch nicht besser macht. Na, also entweder liegt es am Uncanny Valley Effect oder ich bin einfach wirklich kacke. 😉

Steinfrucht

Albtraum verlogen
& ich wollt, er wäre wahr
verschlucke meine Sprache
& hinterlassene Fingerspuren mit dem
abendlichen Gebet
die Nacht frisst von meiner Haut
den frisch gemähten Rasen

Tränen erwachen wie neuer Frühling
Herz & flirrende Hitze
legen sich über meine Wahrheit
der ausgesäte Stein
in meiner Brust
trägt die Früchte, die du liebst
& erbrechen sich im Licht

© Amy Herzog

Flucht

Legst dich nackt nach Innen
außen denkt die Furcht
ein zitterndes Reh in die Scheinwerfer
deines Lebens
so müde Schatten träumen sich an deine Wand &
decken das Dach neu in blau

-soll doch wirken
warm schlucken deine Lügen
kotzen neue Knospen vom Grauschleier
deines Bildschirms
bittere Säure in das Bett

& dein welkes Fleisch
dann doch so brüchig zart darunter
flüchtig suchst du Zweifel
durch ein Nadelöhr
hach & flüchtend gibst du
dich darin auf

© Amy Herzog

kleines Herz

Schreie, kleines Herz
& kalte Haut
verdrängtes lieben, Eis und Staub

Zwischen vertrockneter Tinte
& dem rasenden Puls im Schreibmaschinenrhythmus
brechen Äste & Wolken starren mich ins Leere
selbst wenn ich noch tief ersehne
schreie ich den Wald
& blaue Venen

Verdrängtes lieben, Eis und Staub
schrei‘ lauter, Herz
sei endlich taub

© Amy Herzog

Sodium

Lebst du
weil du rennst
selbst wenn du ruhst
du menschlicher Mensch, Narben
& Liebe doch verdammt
noch fühlst

Nacktes Fleckenherz im dunklen Wald
hinter dir ein Rudel hungriger
Angst der Nähe wegen
& sitzt noch auf deiner Bettkante der
abgestandene Geruch
ihrer & dein totgefahrenes Wort

Lebst du
weil du rennst
selbst wenn du ruhst
rennst du davon
& ertränkst dich im Abendgebet
in Sodium, Freiheit
und Kältetod

© Amy Herzog

Beichte #15

Hab die letzten Tage mal wieder über die Liebe nachgedacht & dabei konnte ich eine Erkenntnis gewinnen.

Menschen, die ich im laufe meines bisherigen Lebens geliebt habe, wirklich geliebt, habe ich nie aufgehört zu lieben. Das sind insgesamt 5 Menschen. Erfreulicherweise sind die meisten davon auch noch ein Teil meines Lebens.

Für diese Menschen würde ich alles tun. Egal was. Ich weiß, das sagt man so. Vieles ist immer nur daher gesagt. Leider. Naja.

Und eine weitere Sache konnte ich per Zufall gut erklären. Wer hätte gedacht, dass die Kuchenstücke aus dem Mathe-Grundschul-Unterricht mal nützlich sein würden?!

Wie ich die romantische Liebe für mehrere Menschen zeitgleich empfinden kann: Also. Oft haben Menschen dafür wohl einen Kuchen wie mir scheint. Dieser Kuchen stellt 100% dar. Und liebt man nun zwei Menschen, steht man vor einer Entscheidung- wer bekommt mehr Stücke? Naja, und ich empfinde es so, dass ich mir einfach einen zweiten Kuchen backen kann. Der ist genauso gut. Genauso 100%. Verstehen kann das vielleicht nur, wer es so empfindet. Aber das mit den Kuchen find ich gut. 🙂

Beichte #14

Man sagte mir vor 17 Jahren (verdammt, ich bin so alt..) schlechten Männergeschmack nach. Ich kann schon längst bestätigen. Und obwohl ich keinen speziellen Typ habe, mir also total Latte ist, wie der Typ aussieht und ich auch noch keinem begegnet bin, der ganz besonders gut aussehend war, lässt sich ein Muster erkennen, welches in diesem Zusammenhang nicht einmal mir selbst aufgefallen ist, sondern, wie soll es anders sein, einem Typen. Abweichungen sind zwar möglich, aber eines haben sie tatsächlich alle gemeinsam. Sie haben gewaltig einen an der Klatsche. Na inzwischen eben so sehr, dass ich den schlechten Geschmack zweifellos bestätigen kann. Was soll ich da sagen. Jeder hat ne Schwäche. Des isch meine.

Unaussprechlich

Unaussprechliche Gefühle
kippen in die Innenseite meines Blickes
-trüb
treibt der Rest
wie morsches Geäst einsam aufs offene Meer hinaus
& ergießt sich im ewigen Regen

Tauchen, laufen,
triefen
noch am schwarzen Grund
in Liebe, Dreck und Algen kriechen
fließen schon so lange keine Tränen mehr

Treibe nur, & fühle
atme meinen Durst der Nacht
& kaltes Meer

© Amy Herzog

Beichte #13

Der Gedanke in wenigen Monaten endlich ein Theremin zu besitzen ist das Einzige, was mir gerade noch etwas Freude bereitet, bin da sehr ungeduldig. Man, das ist soo teuer. 😦 Hab schon gefühlt jedes Video, unabhängig der Sprache, zu dem Thema auf Youtube geschaut, alles gelesen, was ich finden kann, recherchiere immer weiter. Ach und ich mache Fingerübungen. Ich fühle es so sehr. So entsteht ein neues Spezialinteresse. 🙂

Naja, die Gedanken daran bereiten jedenfalls als die Einzigen gerade etwas Freude. Na, und die ca. drei Stunden Sport täglich sind auch angenehm, weil ich da an gar nichts denke.

Ein leeres Blatt & eine weiße Wand

Dann starre ich stundenlang eine weiße Wand oder ein leeres Blatt Papier an, den Stift in der Hand und im Begriff all das aufzuschreiben, was ich gerade denke, was ich empfinde. All das aufzuschreiben, was gerade so unfassbar schlimm ist. Dass was wütet, kratzt, frisst und zerreißt. Tiefer und tiefer sinken meine Gedanken, die Sonne geht auf oder unter. Wer weiß das schon so genau, wenn das Wetter so grau ist. Das leise Brummen des Computers gegen den rauschenden Wind hinter den Fensterscheiben. Und mittendrin ich – starrend an die weiße Wand, den Stift noch immer in der Hand, das Blatt noch immer leer. – Du müsstest etwas tun – denke ich irgendwann. Irgendwas. Egal was. Und bevor ich aufstehe und „etwas tue“, falle ich wieder in meine Gedanken zurück. – Du musst sie aufschreiben – sage ich mir, mit dem Stift in der Hand. – Jetzt musst du, jetzt, wo es doch so schlimm ist, dass du es kaum aushältst. – Aber diese Starre, nichts als Starre, weiße Wände, ein leeres Blatt und der Stift in meiner Hand, der einfach nur um des halten willens gehalten wird. Und irgendwann wache ich auf, starre auf mein leeres Blatt und überlege, an was ich eigentlich gedacht habe. Da muss doch etwas gewesen sein, denke ich. All diese Stunden des Nachdenkens. All diese schlimmen Stunden, von denen ich zu Beginn noch dachte, dass ich sie nicht überstehe. Aber nichts. Nichts. Nichts als ein leeres Blatt und eine weiße Wand.

Beichte #12

Mochte mal meine Augenfarbe sehr gern. Inzwischen sieht es irgendwie leer, tot aus. Find ich nicht mehr so schön und beim Blick in den Spiegel manchmal sogar irgendwie gruselig.

Mochte auch mal meine Eigenschaft beständig in allen möglichen Dingen, Gefühlen und Menschen gegenüber zu sein. Sehe aber ein, dass das nicht wirklich in diese heutige Zeit passt und oftmals stimmt diese Eigenschaft daher partiell traurig.

Nebelnacht

Straßen malen
den Untergang der Sonne
& irgendwo weine ich
-die Erinnerung
zieht Fäden in den zerfallenden
Abend, gefühllos
die Kälte

Nebelnacht
durchzieht den üblen Nachgeschmack
von zahllosen Lügen
& Herz lacht
-pocht rhythmisch in den nächsten
Winter und ich blicke
begreifend hinaus

Augen zeichnen SOS
& wieder leer
Scherben kratzen den Asphalt
Regen lacht & morsches Holz in mir
ich klopfe dich ab
Nacht

Und träume erst im nächsten Winter
wieder von dir

© Amy Herzog

starre

wer

Starre in der Luft
sprachlos
schwebt die Zeit an meinem Blick
vorbei und ich wo
bin … / und wo bist dann du
wenn nicht hinter selbst errichteten Mauern
was ist dann wahr
wenn selbst der Himmel eine Lüge ist
so atemlos
was ist dann noch Mensch
wenn nicht wir
und wer sind wir eigentlich
wenn schon lange nicht mehr echt

wo bist du
wenn du nicht weißt, wer

© Amy Herzog

Fallender Winter

Die Fahrt fühlte
Winter
Regen an den Scheiben
Tränen zählen
endlos schleifendes blau
zwischen Bahnsteig & endlich
wieder Luft
so viel, zu viel grau

Aber Wärmender
& glänzend braune Augen
überdecken die eingegangene Welt
in der nichts & niemand
den Anderen hält

Wenn auch nur einen Moment
er fällt, der Winter
er fällt

© Amy Herzog

Nähe oder auch

diese Nähe
in deinen Worten
oder
auch Bedrängnis
Gier & Lust aus dem Schweiß
deiner zitternden Poren

ich ertrage nicht, was so schwer
in den Bildern schlafloser
Nächte liegt
Seiltanz zwischen
dir & dem,

was von mir übrig ist

ich schlucke deine
meine unsere
Tiefe
& die Welt
in der wir überkochen
jetzt

 © Amy Herzog

Mehr.

Atmen, stöhnen, spüren
tief verbunden – tiefer sein
intensiv berühren starke Hände
heiße Haut
Gedankenlosigkeit
verzehrt
Sehnsucht trieft, bettelt, kratzt
fleht nach mehr
mehr wollen
mehr

© Amy Herzog

Weltschmerz

Es ist eher Weltschmerz. Oberflächlichkeit. Zu Grunde gerichtete Leidenschaft. Überall brennt es, aber Feuer ist es nicht. Die Liebe ist zur Lüge mutiert und suhlt sich in Sexapps. Bestätigung in flachen Gewässern. Die Wahrheit ist nicht genug. Nacktes wird aufgeteilt in rosig und grau, wie die Fleischtheke im Supermarkt. Alles eine Frage der Beleuchtung, nicht mehr des Gefühls. Wohin ich auch sehe, das Fleisch ist tot. Alle schauen sich um, aber niemand sieht verdammt nochmal hin! Was bleibt ist dieser abgestandene, hingepisste Gestank von Sehnsucht, die wir uns nicht mehr über die Lippen zu treten wagen. Angst. Angst. Angst.

ROSENTOD

Von dir geht aus -
Blühen & leises umschmeicheln
sanft & sehnen! zu Ich
geronnen - auf deiner weichen Haut

Nur das abweisende Weiß deiner Augen
dünnt mein Wasser / Wunden
Blut & Sickergruben
vom Dorn zur Rose, Kopf & Liebe &
/-Ich / verglüht
& stirbt im stillen Ende

den dürstenden Tot.

© Amy Herzog

eins

Du 
nackt in mir
& Seeleneins
geworden
wir

© Amy Herzog

Regen

Regen.
      .
       .
        
        Jede Nacht - 
        dieser verätzende Regen 
        auf meiner Haut
        & vor sich hinneigendes kleines
Herz 
        

Und Träume. . . 
          Träume 
        vom roten Luftballon,
        der sich hinter den dichten Wolken       verliert 
        & dann sich selbst/
        verstummt - 
        & von einem einsam 
verlassenen Greis 
        zwischen Trümmern & Zeit 
        in einem Schwarzweißfilm gezeichnet & 
        - bevor ich mit 
stolperndem Herzschlag erwache - von dir.
     Von dir. 
            Von d
                 i
                  r
                   .
                    .
                     .
        
        Und vom Regen -
        ätzend 
        Scherben im Asphalt
& rote Augen, Wangenknochen 
               nass & Nebel 
   
        Regen. 
        Regen. . . . . . . . . . . . . . . 


© Amy Herzog

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