Einwandern in die Schweiz – als Schweizerin 🇨🇭👩🏼🦰
Drehen wir den Spiess einmal um: Stellen wir uns vor, ich wäre aus Deutschland und würde in die Schweiz kommen. Was würde mir persönlich wohl besonders zusagen? Nach eineinhalb Jahren Pandemie weiss man ja wieder bestens Bescheid über die Möglichkeiten in der eigenen Heimat…
Gastbeitrag von Tensha
Die Kleinräumigkeit der Schweiz
Es kann Segen und Fluch gleichzeitig sein, aber nach unseren Aufenthalten im Ruhrgebiet bin ich immer wieder ganz froh, in der kleinräumigen Schweiz zu sein: schnell ums Eck einkaufen oder zum Abendessen ins Restaurant gehen, Familie und Freunde innert einer halben Stunde besuchen können, Freizeitmöglichkeiten in Massen haben.
Wie extrem das hier ist, war mir eigentlich lange gar nicht so bewusst – obwohl ich verschiedentlich im Ausland gereist bin und gelebt habe. Auf jeden Fall bin ich mir von der Schweiz gewöhnt, dass man an einem Tag so einiges unter einen Hut bringen kann: Besorgungen erledigen, einkaufen, sich zum Kaffee treffen, arbeiten. Passt, weil alles nahe beieinander ist. Ich habe das Gefühl, so effizient wie in der Schweiz bin ich nirgends.
Kulinarische Schweiz
In und um Zürich herrscht ein kulinarisches Paradies und das liebe ich hier und vermisse ich im Ruhrgebiet! Gute Restaurants findet man in der Schweiz an jeder Ecke. Weshalb? Weil die Schweizer/innen im Gegensatz zu den Deutschen nicht nur zum Essen ins Restaurant gehen, sondern auch zum Verweilen.
Wir wollen: Nach dem Essen sitzenbleiben, um sehen und gesehen zu werden, nach der bereits getilgten Flasche Wein – weil es gerade so gemütlich ist – nochmals ein weiteres „Drüerli“ (drei Deziliter offenen Wein) bestellen, trotz des vollen Bauchs einen kleinen Dessert geniessen und nach dem Kaffee einfach weiter sitzenbleiben, um dann noch einen Espresso nachzuschieben und uns kurz vor der Sperrstunde vom Wirt einen Absacker offerieren zu lassen…
Hier in der Schweiz wird der Restaurantbesuch zelebriert und zwar mit der besten Freundin, mit dem Partner, mit der ganzen Geburtstagstruppe, der halben Verwandtschaft, als Klassenzusammenkunft. (Nach der monatelangen Schliessung der Gaststätten komme ich bereits beim Gedanken an viele und baldige gemütliche Abende auswärts richtig ins Schwelgen!)
Top 3 Restaurants in Zürich
Ristorante da Michelangelo
Früher in der Stadt hatten der Auswanderluchs und ich etwa unseren Lieblingsitaliener ums Eck (Ristorante da Michelangelo). Eigentlich gehe ich fast nirgends lieber hin als dort, denn man fühlt sich wie in Italien, isst wie in Italien, schreit wie in Italien (es ist ein bisschen laut in dieser Gaststätte… ;)) Haha, das klingt jetzt mehr nach Werbung für Italien als für die Schweiz, ich merke es gerade. Allerdings ist es auch schon mal gut zu wissen, dass gerade in Zürich vielerorts ein mediterranes Flair herrscht und Italien sehr präsent ist.
Restaurant Kindli
Wenn es mal richtig fein sein soll (und das nötige Kleingeld vorhanden ist), aber auf jeden Fall, wenn ein wichtiges Geschäftsessen ansteht, ist das Restaurant Kindli immer ein Garant: Man isst Geschnetzeltes Kalbsfilet „Zürcher Art“ mit Rösti und trinkt Tempranillo und der Service stimmt sowieso und immer. Übrigens: Es heisst „Zürcher“ und nicht „Züricher“. Immer. Auch für Deutsche oder insbesondere für Deutsch! 😉
Steakhouse Bahnhof
Und dann gibt’s da natürlich auch Restaurants auf dem Lande. Zum Beispiel das Bahnhöfli in Mettmenstetten – im „Säuliamt“, wo ich ursprünglich herkomme. Nirgends schmeckt das Rindsfilet besser, das Gemüse knackiger und die Saucen feiner!
Freizeitmöglichkeit in der Schweiz
Was ich zudem an der Schweiz schätze, sind die vielfältigen Freizeitmöglichkeiten: Von Kultur über Sport zu Outdooraktivitäten ist hier einfach alles zu haben – übrigens auch mit Kindern. In den Gemeinschaftszentren der Gemeinden herrscht bspw. ein unglaublich vielfältiges Angebot für frischgebackene (und auch routinierte!) Eltern mit ihren Sprösslingen. Ich war beispielsweise mit unserem Gremlin im Yoga mit Baby (allerdings in unserem Fall ein Reinfall), in der Babymassage, beim Kindermalen, im Eltern-Kind-Turnen und einigem mehr – alles ohne Auto, in nächster Nähe und unkompliziert erreichbar; ein wahrer Segen.
Wie sind die Schweizer so?
Nun ja, sagen wir es mal so: Ich hatte auch schon mal einen Kulturschock, als ich in die Schweiz zurückkehrte. Nach einem Jahr Spanien (mit vielen deutschen Freunden vor Ort!) schienen mir die Leute hier zugeknöpft-verhalten bis abweisend, zu durchorganisiert und sehr, sehr wenig spontan. Ich dachte wirklich monate-, vielleicht gar jahrelang, ich würde mich hier nie mehr reintegrieren. Will heissen: Selbst als Schweizerin kann es manchmal schwierig sein in der Schweiz!
Wenn ich also an diese Erfahrung anknüpfe, kann ich mir gut vorstellen, dass es als ausländische/r Neuzüger/in mit den Schweizerinnen und Schweizern nicht nur einfach ist. Man muss also sicherlich ein bisschen ankommen hier, die Eigenheiten der Schweizerinnen und Schweizer kennen und allfällige eigene überbordende Charaktereigenschaften wie ausgeprägtes südländisches Temperament oder allzu krasse nordländische Direktheit zumindest bei den ersten Kontakten mit Schweizern etwas zügeln.
Liebenswerte Schweizer
Eigentlich sind wir Schweizerinnen und Schweizer aber lustig, nett und vor allem verlässlich; so was musste ich jetzt ja noch sagen, oder? Und übrigens: Inzwischen bin ich wieder zu 200% hier angekommen und würde – trotz gelegentlichem Fernweh – an keinem anderen Ort der Welt leben wollen als hier in der Schweiz.
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