13.02.2023 – Internationaler Epilepsietag

Missverständnisse und Mythen tragen oft zum Stigma rund um Epilepsie bei. Viele Menschen gehen beispielsweise davon aus, dass Epilepsie eine psychische Erkrankung ist, dass sie Aktivitäten einschränkt oder dass Epilepsie sogar ansteckend ist. Wir wollen anlässlich des Internationalen Tages der Epilepsie aufklären und mit den Vorurteilen aufräumen.

Ein epileptischer Anfall kann sich ganz unterschiedlich zeigen. Er kann wenige Sekunden dauern und sogar unbemerkt bleiben, nur einen einzelnen Arm oder ein Bein betreffen oder den ganzen Körper erfassen. Manche Menschen werden bewusstlos, andere sind nur kurz abwesend oder bleiben bei vollem Bewusstsein.

 

Aber was ist denn eigentlich die Epilepsie?

Epilepsie (lat. Epilepsia) ist eine Fehlfunktion des Gehirns. Im Deutschen ist sie auch als „Fallsucht“ bekannt. Auslöser sind Nervenzellen (entweder im ganzen Gehirn oder in einzelnen Hirnbereichen), die plötzlich gleichzeitig aktiv sind, zu viele Impulse abfeuern und sich elektrisch entladen – das Ergebnis ist der epileptische Anfall. Manchmal zucken dabei nur einzelne Muskeln, es kann aber auch der gesamte Körper krampfen, wobei die betroffene Person sogar das Bewusstsein verlieren kann.

Die Ursachen einer Epilepsie sind oft uneindeutig und sehr variabel. Bisher bekannte Ursachen sind zum Beispiel Verletzungen und Entzündungen der Hirnhaut oder des Gehirns, Schlaganfälle oder Tumore. Das nennen Fachleute „symptomatische Epilepsie“. Oft lässt sich jedoch keine eindeutige Ursache für die Epilepsie feststellen.

In manchen Familien tritt Epilepsie über mehrere Generationen hinweg auf. Das ist ein Hinweis auf eine genetische Veranlagung für die Erkrankung.

Bei manchen Menschen mit Epilepsie können bestimmte Reize wie zum Beispiel flackerndes Licht (v.a. Stroposkoplicht) einen Anfall auslösen. Auch bestimmte Lebensumstände können gelegentlich zu Anfällen führen. Beispielsweise wenn Betroffene zu wenig schlafen, unter Sauerstoffmangel leiden, bei Vergiftungen, nach Alkoholgenuss oder – insbesondere bei Kindern – durch hohes Fieber. Solche Faktoren können aber auch ohne Epilepsie einen Krampfanfall auslösen. Dann spricht man von einem Gelegenheitsanfall. So haben beispielsweise Kinder, die zu Fieberkrämpfen neigen, nur sehr selten auch eine Epilepsie.[1]https://www.gesundheitsinformation.de/epilepsie.html#:~:text=Ein%20epileptischer%20Anfall%20kann%20sich,oder%20bleiben%20bei%20vollem%20Bewusstsein.

 

Medizinisch wird die Epilepsie in 2 grundlegende Anfallsformen unterschieden:

  • generalisierte Anfälle und
  • fokale Anfälle.

 

Lasst uns die zwei Anfallsarten doch mal genauer unter die Lupe nehmen.

 

Generalisierte Anfälle

Diese erfassen das komplette Gehirn. Dabei ist das Krampfgeschehen nicht zwangsläufig schwerer als bei Krämpfen in einzelnen Hirnbereichen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass die Krämpfe sich auf den restlichen Körper ausbreiten und zur Bewusstlosigkeit führen, ist deutlich größer.

 

 

 

Fokale Ausfälle

Hier begrenzen sich die Krämpfe nur auf einen Teil des Gehirn. Je nachdem wo der Krampf lokalisiert ist, hat das Krampfgeschehen verschiedene Auswirkungen. Tritt beispielsweise eine Myoklonie im Arm auf, kann davon ausgegangen werden, dass das motorische Zentrum des Hirns betroffen ist, bei Sensibilitätsstörungen das sensorische Zentrum und wenn ein Sehverlust eintritt der visuelle Bereich des Gehirns.

 

 

Wie wird die Epilepsie diagnostiziert?

Für eine Diagnose sind in der Regel drei Schritte nötig:

  1. die Erfassung des Anfallserlebens des Betroffenen, insbesondere ob dem Anfall ein bestimmtes Gefühl bzw. eine bestimmte Wahrnehmung vorausging;
  2. eine möglichst detaillierte Beschreibung des Anfallablaufes. Dazu sind häufig die Beschreibungen von Beobachtern nötig und
  3. medizinische Untersuchungen.

Zumeist wird bei Verdacht ein EEG (Elektroenzephalogramm) durchgeführt, welches die elektrische Aktivität des Gehirns misst. Mittels eines MRTs (Magnetresonanztomogramm) können Schichtbilder vom Gehirn dargestellt werden, um Narben oder Veränderungen der Hirnstruktur zu erkennen. Abhängig vom Einzelfall wird manchmal noch ein CT (Computertomogramm) durchgeführt, mit dem auch Schichtbilder des Gehirns hergestellt werden können. PET (Positronen-Emissions-Tomographie) und SPECT (Single Photon Emission Computed Tomography (SPECT) sind zwei Untersuchungen, bei denen Hirndurchblutung und Hirnstoffwechsel gemessen werden können. Kleine funktionelle Störungen des Gehirns können so erfasst werden. Eine weitere, aber eher selten angewandte Untersuchung, ist die Lumbalpunktion, bei der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) entnommen und untersucht wird, um z.B. bei Fieberkrämpfen eine Hirnhaut- oder Hirn-Entzündung ausschließen zu können.[2] … Continue reading

 

Und wie wird die Epilepsie behandelt?

Nicht jeder Anfall und nicht jede Epilepsie müssen behandelt werden. Mitunter reicht es schon Anfallsauslöser auszumachen und diese im Alltag zu vermeiden. Es gibt auch Epilepsiearten, die von selbst wieder aufhören.

Generell gibt es drei unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten: medikamentöse, operative und nicht-medikamentöse Behandlungsverfahren. Welches für wen sinnvoll ist, muss im Gespräch mit dem Epilepsieexperten sorgfältig abgewogen werden.

Am häufigsten ist die Behandlung mit Medikamenten, die das Gehirn vor epileptischer Aktivität abschirmen. Da jedoch Anfälle unvorhersehbar auftreten, müssen Medikamente regelmäßig (manchmal lebenslang) eingenommen werden.

Ziel der Behandlung ist es, Anfälle zu verhindern und gleichzeitig keine nennenswerten Beeinträchtigungen durch Nebenwirkungen zu erzeugen. Man weiß, welche Medikamente bei welcher Epilepsieform am besten wirken und dennoch kann die Wirkung beim einzelnen Anfallskranken nicht genau abgeschätzt werden. Nur etwa die Hälfte aller Anfallskranken wird mit dem ersten Medikament anfallsfrei. Die Suche nach dem passenden Medikament oder nach der passenden Medikamentenkombination kann manchmal lange dauern. Daher ist vor allem bei Neueinstellung und Umstellung von Medikamenten eine intensive Betreuung durch den Arzt nötig.

Eine operative Epilepsiebehandlung wird empfohlen, wenn verschiedene Medikamente keine Besserung bringen, wenn der Anfallsursprung eine umschriebene Veränderung im Gehirn ist und wenn die Entfernung dieses „Anfallherds“ ohne größere Verletzung anderer wichtiger Hirnfunktionen möglich ist. Eine operative Behandlung erfordert eine sorgfältige Diagnostik in dafür spezialisierten Epilepsie-Zentren. Ein weiteres Behandlungsverfahren, für das ein kleiner chirurgischer Eingriff nötig ist, ist der Vagus-Nerv-Stiumulator. Dabei wird ein elektrisches Gerät unter die Haut eingesetzt, das elektrische Impulse an den Vagus-Nerv übermittelt, der diese wiederum an das Gehirn weiterleitet und das Gehirn so aktiviert, dass es „keine Zeit“ für Anfälle hat. Die genaue Wirkweise ist bislang nicht bekannt. Bei den Betroffenen kann in der Regel eine erhebliche Verringerung der Anfallshäufigkeit erreicht werden, seltener eine völlige Anfallsfreiheit. [3] … Continue reading

 

 

Spezifischer ist die „Ketogene Diät“, die bei jüngeren Kindern Erfolge zeigt. Bei der „Ketogenen Diät“ wird die Nahrung auf einen sehr hohen Fettanteil ausgerichtet. Der Aufbau und die Anleitung einer solchen Therapie müssen in der Regel in einer spezialisierten Klinik erfolgen.

Manche Menschen können lernen, ihre Anfälle mittels verhaltenstherapeutischer Verfahren zu unterbrechen. Jedoch – aufgrund der großen Vielfalt der Epilepsien, muss jede Regel vor dem Hintergrund des Einzelfalls betrachtet werden.

Wie viele Menschen in leiden denn an einer Epilepsie?

In Industrieländern wie Deutschland, Österreich und der Schweiz sind zwischen fünf und neun von 1.000 Menschen von einer Epilepsie betroffen. Jährlich erkranken etwa 40 bis 70 von 100.000 Menschen neu daran. Am höchsten ist das Erkrankungsrisiko im Kindesalter sowie jenseits des 50. bis 60. Lebensjahres. Eine Epilepsie ist aber grundsätzlich in jedem Lebensalter möglich.[4]https://www.netdoktor.de/krankheiten/epilepsie/

 

Und warum braucht es diesen Jahrestag?

Der Internationale Epilepsietag ist eine jährliche Veranstaltung, die vom Internationalen Büro für Epilepsie (IBE) und der Internationalen Liga gegen Epilepsie (ILAE) organisiert wird. Hintergrund ist das nach wie vor noch mangelhafte Bewusstsein für Epilepsie und ihre Auswirkungen auf die betroffenen Personen, deren Familien und Gemeinschaften in allen Ländern der Welt.

Im Jahr 2023 konzentriert sich der Internationale Tag der Epilepsie auf die Stigmatisierung von Menschen mit Epilepsie auf der ganzen Welt.

Die Epilepsie bestimmt fast jeden Aspekt des Lebens der Person, bei der die Krankheit diagnostiziert wurde. Allerdings ist für die meisten Betroffenen die Stigmatisierung, die mit der Epilepsie einhergeht, viel schlimmer, als die Krankheit selbst. Beispielsweise wenn wir daran denken, dass sich Mythen wie, dass die Epilepsie eine psychische Erkrankung und ansteckend sei oder Betroffene nicht am normalen Leben teilhaben können.

Die Kampagne zum Internationalen Epilepsietag versucht mit diesen Mythen aufzuräumen. Durch Aufklärung und die Vermittlung von Hintergrundwissen, um dazu beizutragen, die Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen mit Epilepsie zu verringern und sicherzustellen, dass diese Zugang zu den gleichen Chancen und Rechten erhalten, wie alle anderen Menschen auch. [5]https://internationalepilepsyday.org/

Quellenangaben

Quellenangaben
1 https://www.gesundheitsinformation.de/epilepsie.html#:~:text=Ein%20epileptischer%20Anfall%20kann%20sich,oder%20bleiben%20bei%20vollem%20Bewusstsein.
2, 3 https://www.mara.de/epilepsie-zentrum/wissenswertes-ueber-epilepsie/diagnose-und-behandlung.html#:~:text=In%20den%20allermeisten%20F%C3%A4llen%20wird,Ver%C3%A4nderungen%20der%20Hirnstruktur%20zu%20erkennen.
4 https://www.netdoktor.de/krankheiten/epilepsie/
5 https://internationalepilepsyday.org/
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