HAt das Stil?

Henriette Kuhrt

Hat das Stil

«Wie beende ich eine Bekanntschaft trotz verfahrener Situation stilvoll?»

Henriette Kuhrt Hat das Stil
(Bild: Chris Liverani/Unsplash)

(Bild: Chris Liverani/Unsplash)

Ich habe einem Bekannten einige Sachen gekauft, als Gegenleistung sollte er eine Arbeit für mich ausführen. Das tat er nie, und als ich ­nachhakte, wurde er ausfällig. Den Kontakt habe ich per Mail abgebrochen, das bereue ich nun. Hat es Stil, trotz allem um einen persönlichen Abschied zu bitten? Regula M., per E-Mail

Das ist eine verfahrene Situation – Sie sind nicht nur Ihren Einsatz, sondern auch Ihren Bekannten los. Allerdings habe ich nicht den Eindruck, dass Sie leichtfertig mit Beziehungen und Menschen umgehen: Sie wollten ja helfen, bereuen Ihre (berechtigte) Wut und suchen das Gespräch.

Trotzdem frage ich mich zwei Dinge: Haben Sie überhaupt noch einen Gestaltungsspielraum bei einem so launischen Gegenüber? Und was soll das Ziel Ihrer Bemühungen sein? Wenn es nur darum geht, die Dienstleistung zu erhalten, dann können Sie das auch so sagen und um einen ­Termin bitten. Ich würde per Mail um ein Telefonat anfragen und dann einen Termin festnageln. Allerdings befürchte ich, dass Ihr Bekannter Sie wieder auflaufen lässt und Sie sich erneut ärgern.

Was die Aussprache angeht, so bin ich ebenso skeptisch: Bei Freunden sollte man Konflikte austragen und sie dann hinter sich lassen. Wir alle haben schlechte Seiten und brauchen gelegentlich etwas Nachsicht. Bekannte aber, die aus einem Missverständnis ein passiv-aggressives Powerplay machen, würde ich schon aus Selbstachtungsgründen meiden. Natürlich können Sie das Gespräch suchen, doch los­lassen müssen Sie so oder so allein.