Eine Arbeitnehmerin sitzt am Schreibtisch und hält sich die Hüfte. © Adobe Stock | Andrey Popov

Ergonomie am Arbeitsplatz: Definition, Regelungen und Vorteile

Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung lässt sich durch bedürfnisgerechte Arbeitsmittel, Arbeitsorganisation und Arbeitsumgebung erreichen. Der Arbeitgeber hat zu diesem Zweck Maßnahmen zu setzen, die der Gesundheit der Mitarbeiter zuträglich sind und auch die Leistung und Arbeitsqualität steigern.

Definition von Ergonomie am Arbeitsplatz


‌Die Ergonomie ist ein Zweig der Arbeitswissenschaft und beschäftigt sich mit der Optimierung der Arbeitsbedingungen, um Gesundheitsschäden von Arbeitnehmern vorzubeugen. Es gilt, die Arbeitsbedingungen so an den Arbeitenden anzupassen, dass dieser auch bei jahrelanger Ausübung seiner Tätigkeit möglichst wenig geschädigt wird und gleichzeitig die erwünschte Arbeitsleistung erzielt.
Hinweis:
Der Begriff Ergonomie setzt sich aus den altgriechischen Wörtern ergon (Werk, Arbeit) und nomos (Regel, Gesetz) zusammen.
Folgende drei Aspekte sind bei ergonomischer Arbeitsplatzgestaltung besonders von Bedeutung:
  • Arbeitsmittel: Es bedarf einer physiologischen Anpassung der Arbeitsmittel an die Bedürfnisse des Arbeitnehmers. Zu Arbeitsmitteln zählen Werkzeuge, Gegenstände oder Maschinen, mit denen der Arbeitnehmer im Zuge seiner Tätigkeit zu tun hat. In einem Bürojob zählen etwa der Schreibtisch und der Bürostuhl dazu.  
  • Arbeitsumgebung: Für die Gesundheit und das Wohlbefinden spielt es eine große Rolle, welchen Umwelteinflüssen Arbeitnehmer bei ihrer Arbeit ausgesetzt sind. Insbesondere Faktoren wie Lichtverhältnisse, Lärm, Raumtemperatur und Luftqualität wirken sich maßgeblich auf die Arbeitsleistung und Zufriedenheit von Mitarbeitern aus. 
  • Arbeitsorganisation: Was die psychische Gesundheit von Arbeitnehmern anbelangt, ist die bedürfnis- und kompetenzgerechte Arbeitsorganisation ein wesentlicher Faktor. Das betrifft unter anderem Arbeitszeiten und Arbeitsabläufe sowie die interne Kommunikation. Nicht zuletzt geht es auch um Wertschätzung und Respekt im Beruf. 
  • Grundsätze von Ergonomie


    ‌Das Ziel von ergonomischer Arbeitsgestaltung ist es, Humanität und Wirtschaftlichkeit zu vereinen. Es geht darum, die Leistungsmöglichkeiten von Arbeitnehmern zu verbessern und bestmögliche Arbeitsergebnisse zu erzielen. Gleichzeitig soll die gesundheitliche Arbeitsbelastung gemindert werden, was unter anderem durch die individuelle Anpassung von Arbeitsmitteln geschieht. 

    ‌Eine ergonomische Arbeitstätigkeit hat folgende Merkmale zu haben.
  • erträglich
  • schädigungslos
  • ausführbar 
  • beeinträchtigungsfrei 
  • persönlichkeitsfördernd
    ‌ 
  • Maßnahmen zur Förderung von Ergonomie


    ‌Je nach Arbeitsplatz und Tätigkeit können verschiedene Maßnahmen die Ergonomie und damit die Gesundheit der Mitarbeiter fördern. Dazu zählen zum Beispiel die folgenden:
  • Ergonomische Ausstattung bei Bürotätigkeiten 
  • Einsatz von Exoskeletten bei körperlich schweren Tätigkeiten 
  • Einführung von Sitz-Steh-Arbeitsplätzen 
  • Schulung von ergonomischen Bewegungsabläufen, etwa schonendes Heben und Tragen 
  • Rücken- und Wirbelsäulenstützung bei Berufsfahrern 
  • Ergonomie-Beratung am Arbeitsplatz

    ‌ 
  • Gesetzliche Vorschriften zu Ergonomie am Arbeitsplatz


    ‌Es existieren verschiedene gesetzliche Regelungen in Bezug auf ergonomische Gestaltung von Arbeitsplätzen. Diese sind etwa im Arbeitsschutzgesetz, in der Arbeitsstättenverordnung und in der Bildschirmverordnung zu finden. Dabei geht es vor allem darum, dass der Arbeitgeber im Rahmen seiner Fürsorgepflicht für Arbeitsbedingungen zu sorgen hat, die den Gesundheitsschutz der Mitarbeiter gewährleisten.
  • Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) 
  • § 3 Grundpflichten des Arbeitgebers 
    ‌§ 5 Beurteilung der Arbeitsbedingungen 
    ‌§ 6 Dokumentation
  • Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) 
  • § 3 Gefährdungsbeurteilung 
    ‌§ 3a Einrichten und Betreiben von Arbeitsstätten
  • Bildschirmarbeitsverordnung (BildscharbV) 
  • § 3 Beurteilung der Arbeitsbedingungen 
    ‌§ 5 Täglicher Arbeitsablauf
  • Weitere Normen 
  • DIN EN ISO 9241 
    ‌DIN EN ISO 10075

    Ergonomie am Bildschirmarbeitsplatz


    ‌In der Arbeitsstättenverordnung gibt es einen Anhang zu den Anforderungen und Maßnahmen für Arbeitsstätten. Darin sind Vorgaben zu finden, wie Bildschirmarbeitsplätze ergonomisch gestaltet werden können, um den Schutz der Mitarbeiter zu gewährleisten. 

    ‌Zu den Vorgaben zu Bildschirmarbeitsplätzen zählen unter anderem die folgenden:
  • Auf den Bildschirmarbeitsplatz sind die Grundsätze der Ergonomie anzuwenden. Das betrifft etwa den Bürostuhl, den Schreibtisch sowie das Bildschirmgerät. 
  • Der Arbeitnehmer hat die räumliche Möglichkeit, wechselnde Arbeitshaltungen einzunehmen. 
  • Der Arbeitnehmer unterbricht die Bildschirmtätigkeit regelmäßig durch andere Tätigkeiten oder Pausen
  • Die Oberflächen von Bildschirmgeräten sind frei von Reflexionen und Blendungen. 
  • Der Arbeitgeber hat dem Mitarbeiter auf Wunsch eine Fußstütze und einen Manuskripthalter bereitzustellen. 
  • Gibt es an einem Arbeitsplatz mehrere Bildschirme, haben diese ergonomisch angeordnet zu sein. 
  • Hinweis:
    Bewegungsmangel ist einer der häufigsten Nachteile von Büroarbeit. Arbeitnehmer sollten ihre Pausen nutzen, um Lockerungsübungen zu machen und Verspannungen in Nacken und Schultern vorzubeugen.

    Ergonomischer Bürostuhl


    ‌Wesentlich für Arbeitsplatzergonomie ist ein Bürostuhl, der höhenverstellbar ist, damit er auf die Körpermaße eingestellt werden kann. Idealerweise besitzt die Rückenlehne zudem eine Lordosenstütze, um die Wirbelsäule beim langen Sitzen zu entlasten. 

    ‌Sitzen Arbeitnehmer auf dem Bürostuhl, sollten sie die Füße flach auf den Boden stellen und eine offene Sitzhaltung einnehmen. 

    ‌Oberschenkel und Unterschenkel sollten mindestens einen Winkel von 90 Grad einnehmen. Sinnvoll kann auch eine Armstütze sein, sofern diese höhenverstellbar ist. Die Armlehnen sollten auf Tischhöhe eingestellt werden.

    Ergonomischer Schreibtisch


    ‌Ein Schreibtisch sollte mindestens 160 Zentimeter breit und 80 Zentimeter tief sein. Zudem muss er groß genug sein, damit darauf eine flexible Anordnung der Arbeitsmittel möglich ist. 

    ‌Folgende Checkliste zeigt ergonomische Faktoren, die in Bezug auf einen Schreibtisch wesentlich sind:
  • Der Schreibtisch hat eine reflexionsarme Oberfläche. 
  • Der Schreibtisch ist höhenverstellbar. Idealerweise kann man ihn als Sitz- oder Stehtisch verwenden. 
  • Die Arme sollten bei normaler Sitzhöhe waagrecht auf dem Schreibtisch aufliegen. 
  • Zwischen Sitzfläche und Tischplatte sollten 19 bis 28 Zentimeter liegen. 
  • Unter dem Tisch herrscht Bewegungsfreiheit. Das heißt, es sollten weder der Rechner, der Papierkorb oder Gerätekabel den Arbeitnehmer daran hindern, seine Beine auszustrecken.
    ‌ 
  • Ergonomischer Bildschirm


    ‌Arbeitnehmer sollten stets genug Abstand zu dem Monitor halten, um ihre Augen zu schonen. Richtwert ist ca. eine Armeslänge. Auch sollten sie den Bildschirm so positionieren, dass sie geradeaus darauf blicken und dessen Oberkante maximal auf Augenhöhe ist. 

    ‌Folgende Checkliste gibt einen weiteren Überblick, was bei Bildschirmen am Arbeitsplatz zu beachten ist, um einen ergonomischen Arbeitsplatz zu gewährleisten:
  • Das Bild ist flimmerfrei. 
  • Die Darstellung von Text und Grafik ist ausreichend groß. 
  • Eine individuelle Anpassung der Bildschirmhelligkeit ist möglich. 
  • Die Bildschirmgröße und -form ist hinsichtlich der Arbeitsaufgabe angemessen. 
  • Der Bildschirm ist dreh- und neigbar. 
  • Die Tastatur ist eine vom Bildschirm unabhängige, neigbare Einheit, die eine ergonomische Bedienung zulässt  
  • Hinweis:
    Tastatur und Maus sollten ergonomisch designt sein, damit Handgelenke und Arme geschont werden. Der Abstand zwischen Tischkante und Tastatur sollte mindestens 10 Zentimeter betragen, damit die Handballen auf der Tischfläche locker positioniert werden können.

    Anordnung der Arbeitsmittel


    ‌Mit Unterlagen vollgeräumte Schreibtische sind nicht förderlich für eine ergonomische Arbeitsweise. Zum einen sollte der Schreibtisch genügend Platz bieten, um alle notwendigen Arbeitsmittel darauf zu platzieren. Zum anderen sollten diese nicht kreuz und quer verstreut liegen, sondern durchdacht und haltungsschonend angeordnet sein. Der empfohlene Greif- und Bewegungsraum für Arbeitsmittel beträgt 30 Zentimeter. 

    ‌Idealerweise räumt man alles, was man gerade nicht braucht, außer Sichtweite. Benötigt man Arbeitsdokumente, kann man diese zwischen Tastatur und Bildschirm legen. So befindet sich alles, was man braucht, in einer Achse.

    Arbeitsumgebung


    ‌Die Arbeitsumgebung ist nicht unwesentlich, wenn es um das Wohlbefinden der Mitarbeiter geht. Folgende Punkte sollten bei einem Arbeitsplatz im Büro zum Zwecke der Ergonomie erfüllt sein.
  • Die Temperatur im Büro beträgt zwischen 20 und 22 Grad.  
  • Der Arbeitsraum ist zugänglich für Tageslicht. 
  • Es gibt eine indirekte, nicht zu helle Beleuchtung des Arbeitsplatzes.  
  • Es gibt keine Blendeffekte durch reflektierende Gegenstände im Raum. 
  • Es herrscht eine gute Luftqualität. Der Raum wird regelmäßig gelüftet. 
  • Idealerweise beträgt die Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 %. Hilfreich können Luftbefeuchter und Pflanzen sein. 
  • Mitarbeiter sind vor Lärm geschützt. Ist trotz geschlossener Fenster und Türen der Lärmpegel zu hoch, können geräuschunterdrückende Kopfhörer Abhilfe schaffen. 

  • Vorteile von Ergonomie am Arbeitsplatz


    ‌Ergonomische Maßnahmen fördern die Gesundheit am Arbeitsplatz. In einem Arbeitsverhältnis profitieren sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer davon.
    Hinweis:
    Ist ein Arbeitnehmer unsicher, wie er Ergonomie im Unternehmen umsetzen kann, empfiehlt sich der Einsatz von Ergonomie-Beratern. Es ist sinnvoll, Mitarbeiterschulungen in Bezug auf ergonomisches Arbeiten durchzuführen.

    Effizienzsteigerung


    ‌Durch ergonomische Arbeitsplätze werden die Produktivität und die Effizienz gesteigert:
  • Die Mitarbeiter sind produktiver und leistungsfähiger. 
  • Arbeitnehmer sind zufriedener und motivierter. 
  • Es passieren weniger Fehler. 
  • Die Arbeitsqualität steigt. 
  • Die Kundenzufriedenheit ist höher.
    ‌ 
  • Erhaltung der Arbeitskraft


    ‌Arbeitnehmer werden durch ergonomische Maßnahmen entlastet, wodurch gesundheitliche Probleme vermieden werden:
  • Körper und Geist der Mitarbeiter werden weniger belastet. 
  • Es kommt seltener zu Berufskrankheiten. 
  • Arbeitnehmer verunfallen oder erkranken seltener. 
  • Arbeitnehmer beschweren sich seltener über die Arbeitsbedingungen.
    ‌ 
  • Gesundes Unternehmen


    ‌Ergreift der Arbeitgeber ergonomische Maßnahmen, dient das der Entwicklung eines gesunden Unternehmens:
  • Die Arbeitsplätze sind bedürfnisgerecht und auch altersgerecht angepasst. 
  • Es herrscht weniger Fluktuation im Unternehmen. 
  • Es gibt weniger Konflikte zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern. 
  • Der Arbeitgeber spart sich Kosten durch Fehlzeiten, da Arbeitnehmer seltener arbeitsunfähig sind. 
  • Das Image des Unternehmens verbessert sich. Dadurch wird es attraktiver für hochqualifizierte Bewerber.

    ‌ 
  • Ergonomie am Arbeitsplatz – Recht einfach erklärt

    Was sind ergonomische Arbeitsbedingungen?

    Die ergonomische Arbeitsplatzgestaltung betrifft insbesondere eine bedürfnisgerechte Anpassung von Arbeitsmitteln, Arbeitsorganisation sowie Arbeitsumgebung. Diese Faktoren haben einen erheblichen Einfluss auf das Wohlbefinden und die Gesundheit von Arbeitnehmern. 

    ‌Weiterlesen: Definition von Ergonomie am Arbeitsplatz

    Was sind Grundsätze für ergonomisches Arbeiten?

    Ergonomisches Arbeiten ist dann gegeben, wenn Humanität und Wirtschaftlichkeit im Einklang sind. Geringere Arbeitsbelastung und gesundheitsschützende Maßnahmen gehen einher mit verbesserter Leistungsfähigkeit und Produktivität. 

    ‌Weiterlesen: Grundsätze von Ergonomie

    Gibt es Gesetze zu Ergonomie am Arbeitsplatz?

    Der Arbeitgeber ist im Rahmen seiner Fürsorgepflicht dazu angehalten, für eine Arbeitsumgebung zu sorgen, die der Gesundheit zuträglich ist. Verschiedene Regelungen im Arbeitsschutzgesetz, in der Arbeitsstättenverordnung sowie in der Bildschirmversordnung geben vor, welche Maßnahmen er zum Zweck der Ergonomie zu treffen hat. 

    ‌Weiterlesen: Gesetzliche Vorschriften zu Ergonomie am Arbeitsplatz

    Wie funktioniert Ergonomie bei einem Bildschirmarbeitsplatz?

    Ergonomie an einem Bildschirmarbeitsplatz betrifft verschiedene Aspekte. Etwa ergonomische Arbeitsmittel, insbesondere was Bürostuhl, Schreibtisch und Bildschirmgerät betrifft. Aber auch regelmäßige Bildschirmpausen sowie eine angemessene Arbeitsumgebung sind wichtig. 

    ‌Weiterlesen: Ergonomie am Bildschirmarbeitsplatz

    Warum ist Ergonomie am Arbeitsplatz so wichtig?

    Ergonomie am Arbeitsplatz bringt sowohl dem Unternehmen als auch den Mitarbeitern Vorteile. Die Arbeitsleistung, die Arbeitsqualität und die Zufriedenheit der Arbeitnehmer steigen. Zudem gibt es weniger Ausfälle durch Krankheit und weniger Fluktuation. 

    ‌Weiterlesen: Vorteile von Ergonomie am Arbeitsplatz

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