Herbstzeit ist Wanderzeit. Wenn die Sonne nur noch milde Wärme verbreitet, die Luft klar ist und die Blätter sich langsam zu färben beginnen, herrschen ideale Bedingungen für eine Tour in der Natur. Die Möglichkeiten für Wanderungen rund um Bensheim sind vielfältig - und reichen von leichten Spaziergängen bis zu schweißtreibenden Tagestouren. Auch zwei längere Streckenwanderungen des Odenwaldklubs starten in Bensheim - eine davon ist der Hauptwanderweg 22, Sechs-Täler-Weg genannt, der von der Bergstraße bis nach Walldürn im baden-württembergischen Neckar-Odenwald-Kreis führt - fünf Etappen mit insgesamt rund 75 Kilometern.

Die erste Etappe über rund 16 Kilometer verläuft von Bensheim nach Lindenfels. Eine Tour, die sich gut mit einer Busfahrt verbinden lässt und die in beide Richtungen funktioniert. Wer in Lindenfels losläuft, spart sich ein paar Höhenmeter – dann müssen „nur“ rund 400 Aufstiegsmeter überwunden werden. Wir starten an einem sonnigen Samstag mit dem Bus vom Bensheimer Ritterplatz aus - das Wetter präsentiert sich an diesem Tag gar nicht herbstlich, sondern eher hochsommerlich warm.

Die halbstündige Fahrt macht deutlich, dass wir eine ordentliche Strecke zu Fuß vor uns haben. In der Stadtmitte von Lindenfels steigen wir aus, schultern die Rucksäcke - und halten Ausschau nach der grünen Raute, unser Wanderzeichen für den heutigen Tag. Zunächst geht es durch die Burgstraße und dann an der Betzekammer vorbei abwärts nach Schlierbach. Die ersten Kilometer bis in den hübschen Lindenfelser Stadtteil gestalten sich ganz entspannt. Für eine Einkehr in die dortigen Gasthäuser ist es noch deutlich zu früh, doch lohnt sich ein kurzer Abstecher zum Friedhof mit seinen außergewöhnlichen Stickelgräbern.

Dann lassen wir die Bebauung hinter uns - und haben den ersten längeren Anstieg vor uns. Es geht entlang des Briefelbachs hinauf in Richtung Seidenbach, zunächst durch den Wald, dann über Wiesen bis auf eine Anhöhe mit weitem Rundumblick. Nun führt der Weg durch schönen Buchenwald in Richtung Schannenbach. Die Sonne blitzt immer wieder durch das Blätterdach und malt Lichtflecken auf den Boden. Zwischen den Bäumen liegen mächtige Felsbrocken, die fast wie ein kleines Felsenmeer anmuten. Still und friedlich ist es hier, an einer Quelle lädt eine versteckte Bank zur kurzen Rast ein.

Am Schannenbacher Eck erblicken wir erstmals heimische Gefilde: Der Melibokus erhebt sich unverkennbar in der Ferne. Hier haben wir den höchsten Punkt unserer Wanderung erreicht, bei 550 Metern befinden wir uns knapp unterhalb des Gipfels des nahen Krehbergs (575 Meter). Nun führt die Route weiter durch den Wald in Richtung Kesselberg und Heiligenberg, und bereits hier, bei Kilometer 6,5 unserer Wanderung, überschreiten wir die Bensheimer Gemarkungsgrenze. Nahe des Heiligenbergs haben wir die Hälfte der Gesamtstrecke hinter uns gebracht - Zeit, am dortigen Rastplatz die Brotzeit aus dem Rucksack zu packen.

Ab hier geht es in weiten Kehren stetig durch den Wald bergab ins Meerbachtal. Über den Steinigen Weg, ein beeindruckender Hohlweg, gelangen wir - vorbei an grasenden Kühen - an die Bordmühle am Ortsausgang von Zell. Jetzt steht uns noch ein letzter knackiger Anstieg über den Schönberger Weg durch die Weinberge bevor, in der Nachmittagssonne durchaus eine Herausforderung. Auf dem Höhenweg genießen wir das herrliche Panorama und blicken noch mal zurück auf die Hügel, die wir gerade passiert haben: Krehberg, Kessel- und Heiligenberg wie an einer Perlenkette aufgereiht. Vorbei am Blauen Türmchen und Baßmannpark geht es auf die Zielgerade, über die Bleiche erreichen wir die Innenstadt. 16 Kilometer sind absolviert, vermeldet der Fitness-Tracker. Die Beine sind langsam müde - und einen Kaffee in der Altstadt haben wir uns jetzt wirklich verdient!

Von Barbara Cimander

Mehr Infos zum Sechs-Täler-Weg und anderen Hauptwanderwegen des Odenwaldklubs: odenwaldklub.de/wanderwege/wanderwegehauptwanderwege/