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Mining vor dem nächsten Halving: Zwischen Hoffnung und Verzagtheit

Ein Denkmal für den traditionellen Kohlebergbau in Neuseeland. Bild von Bernard Spragg. NZ via flickr.com. Lizenz: Public Domain

Im November gegen viele börsennotierte Mining-Unternehmen ihre Geschäftsberichte heraus. Uns gibt dies einen kleinen Einblick in die Branche, die wir an einem kleinen und einem großen Miner illustrieren.

Alle Miner gehen oder gingen durch schwierige Zeiten. Die Folgen des Krieges in der Ukraine haben die Stromversorgung auch in den USA volatiler gemacht, während der Kurs von Bitcoin bis vor kurzem massiv nach unten korrigiert hat. Zugleich steht in etwa einem halben Jahr das nächste Mining an, welches die Bitcoin-Erträge der Miner halbieren wird. Diese spezielle Situation kann man auch aus den Geschäftsberichten herauslesen.

Moxian: Hoffen, dass es besser wird

Wir beginnen mit dem kleinen Miner. Das ist Moxian (BVI) Inc, ein chinesisches Unternehmen, dessen Sitz weiterhin Beijing ist, das sich aber in den USA niedergelassen hat und an der NASDAQ gehandelt wird. Der Aktienkurs von Moxian hatte 2021 ein Hoch von beinahe 30 Dollar erreicht und ist von dort aus auf den eher deprimierenden Stand von gut einem Dollar gefallen.

Der Geschäftsbericht deckt das erste Halbjahr bis zum 30. Juni ab. Das Management bemüht sich darin tapfer, Optimismus zu verbreiten, kann aber die etwas niederschmetternden Zahlen nicht verdecken. Nach einem „sehr schwierigen“ Jahr 2022 bringe 2023 immerhin „einen angenehmeren Geschmack“. In den Bilanzen ist davon aber wenig zu sehen.

Die Geschäftszahlen werden vor allem durch einen Umbruch geprägt. Denn eigentlich hatte Moxian eine Bitcoin-Mine in Columbus in Georgia betrieben. Dort wurde jedoch Mitte 2022 der Strompreis zu unberechenbar, woraufhin das Unternehmen nach einem alternativen Standort suchte. Im April 2023 entschied es sich für Duff, Tennessee, wo die Stromversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen stabil ist. Es kaufte ein Grundstück, richtete eine Mining-Farm ein und schloss einen Vertrag mit dem lokalen Energieversorger ab. Im September ging die neue Mine dann live.

Moxian war im ersten Halbjahr 2023 vor allem damit beschäftigt, sich neu aufzustellen. Nennenswerte Einnahmen hat das Unternehmen nicht erzielt, während die Ausgaben durch die Investition in die neue Farm hochschnellte. Das Management notiert zwar erleichtert, dass man den Umzug geschafft hat – verzeichnet aber einen Verlust von 3,5 Millionen Dollar. Die Cash-Reserven sind von beinah 6 auf gut 1,5 Millionen Dollar geschrumpft, der Bestand an digitalen Währungen von gut 7 auf etwa 4,7 Millionen Dollar. Die liquiden Mittel haben sich damit etwa gedrittel.

Dank der neuen Farm erwartet Moxian für die Zukunft aber bessere Ergebnisse – was auch bitter nötig wäre.

Marathon: gut aufgestellt

Sehr viel größer als Moxian ist Marathon Digital Holdings. Das Mining-Unternehmen mit Sitz in Fort Lauderdale, Florida, präsentierte Anfang November seine Ergebnisse für das dritte Quartal 2023. Auch der Kurs von Marathon war deutlich von seinem Hoch im Jahr 2021, als er kurz bei 76 Dollar notiert hatte, gefallen, gibt aber mit aktuell knapp 10 Dollar kein so schlechtes Bild ab.

Auch die Geschäftsergebnisse sind weit weniger deprimierend als von Moxian. Das Unternehmen erwirtschaftete einen rekordverdächtigen Gewinn von 64,1 Millionen Dollar, dem im dritten Quartal 2022 noch 75,2 Millionen Dollar Verlust gegenüber gestanden hatten. Allerdings führt ein direkter Vergleich der beiden Quartale in die Irre.

Ein wesentlicher Teil der Einnahmen entspringt zwar dem starken Ausbau der Kapazitäten, der sich fast verfünffacht hat. Anstatt 6,7 Bitcoins produziert Marathon mittlerweile 37,9 Bitcoins am Tag; der Anteil an der globalen Hashrate hat sich von 0,7 auf 4 Prozent erhöht. Während Marathon 2022 die geschürften Bitcoins hortete, verkaufte es 2023 rund 66 Prozent, was gut 31 Millionen Dollar einspielte.

Im gleichen Zuge haben sich aber auch die Betriebsausgaben erhöht. Der reine Betrieb der Miner – vor allem Strom – kostete fast 60 Millionen Dollar – wozu noch mehr als 53 Millionen Dollar für die Abschreibung alter Miner hinzukam. Das reine Mining war also 2023 ein Verlustgeschäft. Dank der Einnahmen aus einem gelöschten Kredit konnte Marathon das Quartal jedoch mit einem starken Plus abschließen.

Man habe, kommentiert CEO Fred Thiel, „einen signifikanten Fortschritt bei der Umsetzung unserer strategischen Prioritäten erreicht“: Die Hashrate sei gestiegen, man habe eine neue Mining-Farm aufgebaut, die noch in diesem Jahr den Betrieb aufnehmen wird. Zudem entwickle man die erste Farm in den Vereinigten Arabischen Emiraten und habe ein Joint Venture für eine Wasserkraft-Mine in Paraguay vereinbart.

Insgesamt habe Marathon seine finanzielle Position „proaktive gestärkt“, um sich auf das Halving im kommenden Jahr vorzubereiten.

Das Halving – Chance und Bedrohung

Die Anzahl neu erzeugter Bitcoins je Block, also alle zehn Minuten, wird sich im April 2024 zum vierten Mal halbieren. Anstatt wie bisher 6,25 werden es dann nur noch 3,125 Bitcoins sein.

Für viele Investoren in Bitcoin ist das Halving ein sehnsüchtig erwartetes Ereignis, da es einen Anstieg der Preise verspricht. Miner schauen ihm jedoch eher mit Beunruhigung entgegen, da sich ihre Einnahmen zunächst halbieren. Eine Garantie, dass dieser Verlust wie in der Vergangenheit durch steigende Kurse ausgeglichen wird, gibt es nicht. Da der Anteil neu geschürfter Bitcoins an der gesamten Menge immer kleiner wird, dürfte auch der Einfluss sinken, den die Halbierung der Produktion nimmt.

Große Mining-Unternehmen wie Marathon sind darauf gut vorbereitet. Das Unternehmen hält in seiner Schatzkammer beinahe 14.000 Bitcoins und produziert an acht Standorten mehr als 19 Etahash je Sekunde. Es hat den notwendigen Spielraum, um die Einnahmeverluste durch das Halving aufzufangen und darauf zu warten, dass die potenziell steigenden Preise den Verlust ausgleichen. Allein der Kursanstieg der vergangenen 30 Tage, in denen Bitcoin fast 10.000 Dollar gewonnen hat, hat die Schatzkammer von Marathon um 140 Millionen Dollar wertvoller gemacht.

Über kleineren Minern, die ihren Betrieb mit Mühe und Not durch das harte Jahr 2022 geschleppt haben, dürfte das Halving dagegen wie ein Damoklesschwert hängen. Die Reserven von Moxian sind geschrumpft, und das Unternehmen hängt auf Gedeih und Verderb davon ab, dass der neue Standort profitabel ist. Ein kleiner Anstieg der Strompreise oder ein etwas verzögerter Anstieg der Kurse könnten ausreichen, um dem Miner das Genick zu brechen. Daher darf man für 2024 weiterhin Umbrüche am Markt erwarten.


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Über Christoph Bergmann (2822 Artikel)
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4 Kommentare zu Mining vor dem nächsten Halving: Zwischen Hoffnung und Verzagtheit

  1. In einem halben Jahr steht das nächste Mining an ….. 😉 Interessant 😉
    Hast Dich wahrscheinlich dort einfach verschrieben, oder?

  2. Zumindest heute dürften die Miner glücklich sein, etliche Blöcke hatten alleine Fees deutlich über dem nächsten Halving Reward… Jenseits von $10 OnChain Fee halte ich LN auch für nicht praktikabel, das haben heute einige gemerkt. Zeit für L3? LOL. Jaja, ich weiß – Bitcoin war nie für den Kaffee gedacht 😀

    Aber die Hardcore Maxis haben ja endlich dank Ordinals[sic!] einen echten Fee Markt, den sie doch immer haben wollten, Chapeau!

  3. Bitcoin miner Unternehmen waren im whitepaper von Satoshi nicht vorgesehen. Mir ist wichtiger, was passiert 2024 mit lightning, der sec oder el Salvador.

  4. Heute darf sich AntPool mega glücklich schätzen… In Block 818087 wurde eine Transaktion mit einer Fee von knapp 84 BTC gemined und der gesamte Reward waren ~91,5 BTC… ziemlich teure Wurstfinger 😀
    https://blockchair.com/bitcoin/transaction/b5a2af5845a8d3796308ff9840e567b14cf6bb158ff26c999e6f9a1f5448f9aa

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