Entwicklungsstufen – 6 Entwicklungsphasen (Piaget, Freud & Co.)

Welche Entwicklungsstufen jedes Kind durchläuft, bis es erwachsen ist, wird je nach pädagogischer Ausrichtung unterschiedlich definiert. Somit setzt jeder Ansatz auch verschiedene Schwerpunkte in der Kindesentwicklung. In der Pädagogik haben sich vor allem die 6 Entwicklungsstufen nach Piaget, Havinghurst, Erikson und Freud etabliert. Zusätzlich findest du hier eine Liste der Phasen mit Einblick in den jeweiligen Entwicklungsschritt je nach Alter.

Entwicklungsstufen Kinder

Diese Entwicklungsphasen vom Kind zum Erwachsenen durchlebt jeder – hier ein Überblick zu den 6 prägnantesten Stufen.

 

Entwicklungsstufen von Kindern

Die Entwicklung eines Menschen ist nie beendet, solange er lebt. Wir kennen es selbst. Jeden Tag, lernen wir etwas dazu. Auch wenn wir dies nicht bei jeder Gelegenheit, die sich uns bietet, bewusst wahrnehmen.

Allerdings gibt es 6 Entwicklungsphasen in unserem Leben, die entscheidend dafür sind, wie und mit welchen Ressourcen, unser weiteres Leben verläuft. Die frühe Kindheit bis zum jungen Erwachsenenalter, ist eine spannende und prägende Zeit.

Wann jedoch, hört eine Stufe auf und wann fängt die andere Phase an? Nun…Einen glatten und erkennbaren Übergang, gibt es nicht immer.

 

Doch wodurch werden wir in unserer Entwicklung beeinflusst?

  • Zum einen durch die Anforderungen, welche durch unsere soziale Umwelt an uns gestellt werden, eine konkrete Rollenverteilung prägen uns ebenso.

  • Im jungen Erwachsenenalter, kommen die Berufswahl und die Anforderungen am Arbeitsplatz hinzu.

  • Und auch die eigenen Lebensziele, die wir uns setzen, beeinflussen unsere Entwicklung.

  • Weitere relevante Faktoren sind unsere Ressourcen und ebenso unser Background.

Dazu zählen zum Beispiel:

  • => Geschlecht, Gesundheit, Beeinträchtigung (ja oder nein ?

  • => Psyche

  • => Bildungsstand und eigene Kompetenzen

  • => Der soziale Status und die Berufe innerhalb der Familie

  • => Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder Ablehnung?

 

Was sind Entwicklungsphasen?

Definition und Bedeutung

Eine Entwicklungsphase beschreibt einen zeitlich begrenzten Abschnitt im Leben einer Person. In der Regel wird das Konzept der Entwicklungsstufen auf Kinder angewandt: In jeder Entwicklungsphase gilt es, bestimmte Fähigkeiten zu erlernen und Eigenschaften auszubauen.

 

Entwicklungsstufen nach Piaget, Havinghurst, Erikson und Freud

© Deutsche Lebensbrücke

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  • Im Zentrum des Konzepts der Kindesentwicklung von Jean Piaget steht die Idee, dass Kinder aktiv Wissen erwerben und ihre Umwelt erforschen. Piaget hat vier Stufen der kognitiven Entwicklung identifiziert.

    1. Die sensorimotorische Phase (0-2 Jahre) ist gekennzeichnet durch das Erforschen der Welt durch Sinne und Bewegungen.

    2. In der präoperationalen Phase (2-7 Jahre) beginnt das Kind mit symbolischen Darstellungen zu denken, hat jedoch Schwierigkeiten, sich die Perspektive anderer vorzustellen.

    3. Die konkrete operationale Phase (7-11 Jahre) ist gekennzeichnet durch logisches Denken und das Verständnis, dass physische Eigenschaften konstant bleiben, auch wenn die Darstellung sich ändert.

    4. Schließlich erreicht das Kind in der formalen operationellen Phase (ab 12 Jahre) die Fähigkeit, komplexe Probleme zu lösen und abstrakt zu denken.

    Gemäß Piaget ist es erst möglich, eine weitere Stufe der Entwicklung zu erreichen, wenn die vorherige vollständig abgeschlossen ist. Falls die Entwicklung an einer bestimmten Stelle stagniert, hat dies folglich Auswirkungen auf den gesamten Prozess.

  • Havinghurst formulierte die Theorie der Entwicklungsaufgaben, die das Leben als eine Abfolge von Entwicklungsphasen beschreibt, in denen bestimmte Aufgaben zu bestimmten Zeiten bewältigt werden müssen. Laut Havinghurst existieren 6 Lebensphasen:

    1. frühe Kindheit

    2. mittlere Kindheit

    3. Jugend

    4. frühes Erwachsenenalter

    5. mittleres Erwachsenenalter

    6. und späteres Erwachsenenalter

    In jeder Phase muss die Person spezifische Aufgaben bewältigen und lernen, um erfolgreich zu sein und zur nächsten Phase überzugehen. Beispiele für diese Aufgaben sind im Kindesalter das Erlernen der Sprache, im Jugendalter die Entwicklung einer eigenen Identität und im mittleren Alter die Anpassung an körperliche Veränderungen.

    Der erfolgreiche Abschluss einer Aufgabe zu einem entsprechenden Zeitpunkt führt zu Glück und Erfolg, während das Versagen Unzufriedenheit und Schwierigkeiten in der Zukunft verursachen kann.

  • Eriksons Theorie der psychosozialen Entwicklung besteht aus 8 Stadien, die den gesamten Lebenszyklus eines Menschen von der Geburt bis zum Tod abdecken. In jedem Stadium sieht Erikson eine zentrale Entwicklungsaufgabe bzw. einen Konflikt, der gelöst werden muss. Dabei gehören die ersten 4 Stadien zur Kindheit:

    1. Vertrauen vs. Misstrauen (Säuglingsalter)

    2. Autonomie vs. Scham und Zweifel (Kleinkindalter)

    3. Initiative vs. Schuldgefühl (Spielalter)

    4. und Werkstolz vs. Minderwertigkeitsgefühl (Schulalter)

    Das erfolgreiche Navigieren durch diese Stadien führt zu einem Gefühl des Meisterns, was zur Entstehung von Tugenden beiträgt, während Fehlschlagen oder mangelnde Fähigkeit, eine Krise zu bewältigen, zu Dissonanz und Negativität führen kann.

  • Sigmund Freud teilte die kindliche Entwicklung in 5 psychosexuelle Stadien ein: die orale, anale, phallische, Latenz- und genitale Phase. Freud postulierte, dass Störungen in einem dieser Stadien spätere psychologische Probleme verursachen können:

    1. Die orale Phase (0-1 Jahr) ist gekennzeichnet durch das Bedürfnis des Kindes, die Welt durch den Mund zu erkunden.

    2. In der analen Phase (1-3 Jahre) konzentriert sich das Kind auf Ausscheidung und Toilettenlernen.

    3. Die phallische Phase (3-6 Jahre) ist laut Freud durch die Identifikation mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil und die Bewältigung des Ödipus- bzw. Elektrakomplexes geprägt.

    4. Die Latenzphase (6 Jahre bis Pubertät) ist eine Zeit relativer Ruhe, in der der sexuelle Trieb in den Hintergrund tritt und das Lernen in den Vordergrund rückt.

    5. In der genitalen Phase (ab Pubertät) werden die erwachsenen sexuellen Interessen entwickelt.

 

Entwicklungsphasen und ihre Probleme

Probleme während der Bewältigung der Entwicklungsphasen treten dann auf,

  • wenn sich das Kind unter – oder überfordert fühlt, zu hohe oder nicht passende Erwartungen von der Umwelt an das Kind gestellt werden,

  • wenn alle Entwicklungspotenziale unterdrückt oder nicht gefördert werden

  • oder auch Angebote entweder nicht passend für das Kind sind und nicht wie ein Uhrwerk ineinandergreifen.

Vgl. auch handlungsorientiertes Lernen

 

Überblick: Entwicklungsphasen vom Kind zum Erwachsenen


0-2 Jahre:

  • Bindungsaufbau

  • 1. Lebensjahr rasche Entwicklung, vor allem im Bereich „Motorik“

  • 5. – 7. Monat Drehungen

  • 7. – 8. Monat Robben

  • Freies Sitzen

  • Ende 1. Lebensjahr – Beginn 2. Lebensjahr erste freie Schritte

  • Vielfältige Sinneserfahrungen

  • Nachahmung

  • Objektpermanenz

  • Mensch und Tier können unterschieden werden

  • Zweckfreies Spiel

  • 2. Lebensjahr hoher Bewegungsdrang; Übung der Grobmotorik; Verfeinerung der Feinmotorik

  • Ich – Entdeckung

  • Aktiver und passiver Wortschatz werden trainiert

  • Symbol – Fiktionsspiel; Als – ob – Spiel


2-4 Jahre:

  • Entdeckerphase

  • Auseinandersetzung mit Richtig und Falsch

  • Wortneuschöpfungen

  • Fantasiespiel

  • Bewusstsein des Geschlechts

  • Windelfrei werden

4-6 Jahre:

  • Weiterentwicklung der sozialen Fähigkeiten

  • Warum – Fragen Phase

  • Interesse an Buchstaben

  • Gegenständen werden menschliche Eigenschaften zugeordnet

  • Hoher Bewegungsdrang

  • Erweiterung feinmotorischer Kompetenzen

  • Rollen – und Regelspiel


6-12 Jahre:

  • Feste Freundschaften

  • Entwicklung von Gewissen und Moral

  • Lesen, Inhalt wird jedoch oft noch nicht verstanden

  • Entwicklung des Selbstbewusstseins

  • Spielen gerne in Gruppen

12-18 Jahre:

  • Konfliktgeladene Phase

  • Pubertät

  • Innere und motorische Unruhe

  • Finden des eigenen Platzes und der Rolle in der Gesellschaft

  • Formung des Selbstbildes

  • Entwicklung Probleme selbst zu lösen


18-25 Jahre:

• Unabhängigkeit

• Lösen von Bezugspersonen

  • Entfaltung der eigenen Identität

  • Erste Liebesbeziehungen


 

Fazit: Entwicklungsstufen

Wie wir anhand der Auflistungen sehen konnten, ist das Thema Entwicklung sehr komplex. Hinzu kommen einzelne Faktoren, welche die Kindesentwicklung beeinflussen – und auch die einzelnen Entwicklungsschritte macht der eine früher, der andere zu einem späteren Zeitpunkt.

Des Weiteren bringt jeder Mensch unterschiedliche Ressourcen in seine Entwicklung mit ein. Und genau das macht jeden Menschen so individuell und einzigartig.


Quellen:

1) Sozialpädagogische Bildungsarbeit professionell gestalten Erzieherinnen + Erzieher Band 2; Cornelsen Verlag; 1. Auflage, 1. Druck 2014
2) Das Kita-Handbuch

Svenja Gleffe – Redaktion Lebensbrücke

Svenja ist ausgebildete Pädagogin & freie Autorin. Sie schreibt für verschiedene Online-Medien über die kindliche Entwicklung und Erziehung und unterstützt unsere Redaktion mit fundierten Fachbeiträgen.

Ihr Motto: „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen!“ (Aristoteles)

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