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Titelseite / Einführung

„Bei uns“

Sauberkeit – das ist deutsch
Sobald die Landser aus ihren Kampfstellungen heraus die Höhlen beziehen, fängt ein großes Waschen und Säubern an. Vor allem rasieren, dann „fühlt man sich wieder Mensch“. – Hamb. Ill. No 19 und no 12 /1944

Nebenan rumoren die Landser
Der Reiserbesen kratzt, aus den geöffneten Fenstern wallt der Staub, und drei Mann pfeifen sich vergnügt eins. Vor ihren Heiligenbildern, den Ikonen, bekreuzigt sich die Matka mit ihren Sprösslingen vor der deutschen Reinlichkeitswut. „Die kommt schon noch dahinter, dass es ohne Dreck auch ganz schön warm ist, aber die Küche muss auch noch dran“, meint Hein

Ihr habt euch stets in fremden Ländern
Geachtet und beliebt gemacht
Dadurch dass ihr sie wollt verändern
Und weil ihr über Dinge lacht,

Die anders sind als wie zu Hause
Bei euch im deutschen Vaterland,
Verreist ihr, rühmt ihr ohne Pause
Den eignen kulturellen Stand,

Die Pünktlichkeit der Eisenbahnen,
Der Straßen strenge Sauberkeit,
Die Strammheit eurer Veteranen,
Das ganze Ausland tut euch leid.

„Bei uns“ nur kann man Kaffee kochen
„Bei uns“ bäckt man das beste Brot
Und gibt’s mehr Fleisch und weniger Knochen,
Die Krebse sind viel schöner rot,

Bei uns herrscht Ordnung strikt und peinlich
Und geht’s am Schnürchen eins, zwei, drei
Im Ausland ist man nicht so reinlich
Und herrscht die größte Schlamperei.

Wohin ihr kommt „bei uns“ ist’s besser,
Da gibt es gar keinen Vergleich
‘S ist alles schöner, alles größer
Daheim, „bei uns“ im Deutschen Reich.

In Deutschland reist sich’s angenehmer
Und geht es reibungslos und schnell,
Natürlich hat man’s auch bequemer,
Wohnt man in Deutschland im Hotel.

Und nur das deutsche Volk ist sauber,
Im Ausland herrscht der größte Mist
Und alles ist nur fauler Zauber
Jedoch „bei uns“ in Deutschland ist

Man mit der Reinlichkeit geboren
Die Sauberkeit ist angestammt,
Wir waschen täglich unsre Ohren.
Denn wir sind reinlichkeitsentflammt.

Ihr züchtet schon bei euren Kindern,
Den Überwertigkeitskomplex,
Die stehen, das ist nicht zu hindern,
Von eigner Sauberkeit perplex.

Euch wurd vom lieben Gott verliehen
Für Sauberkeit das Monopol,
Ordnung kann bloß in Deutschland blühen
In Deutschland nur fühlt man sich wohl.

Wohin ihr kommt in fremden Zonen
Ihr sagt es laut und ungeniert,
„Bei uns“ lässt sichs viel besser wohnen
Und ist man besser kultiviert.

Ihr preist und lobt und rühmt fanatisch
Die eigne Überlegenheit,
Kein Wunder, dass ihr so sympathisch
Und so beliebt im Ausland seid.

Ihr schwingt die deutschen Weihrauchfässer
Und singt im Chor: Bei uns, bei uns
Im Deutschen Reich ist alles besser,
Ein selbstzufriedenes Gegrunz

Bringt euch dazu, euch aufzuspielen
Als die Erzieher dieser Welt
Und auserlesen euch zu fühlen,
Weil man sich selbst für besser hält,

Denkt man, dass nur was deutsch ist tauge,
Ja, nur aus Deutschland kommt das Licht,
Die Balken in dem deutschen Auge,
Die seht ihr dummerweise nicht.

Transkription: Thilo von Debschitz