„Mir war nicht bewusst, dass es was kostet.
Das hat mir letzte Woche ein flüchtiger Bekannter gesagt, der mich ganz kurzfristig um ein Briefing für einen Live-TV-Auftritt gebeten hatte.
Er hat mich gefragt, weil er als Interview-Gast in eine Sendung eingeladen und sehr aufgeregt war und weil ich seit fast 30 Jahren im Fernsehen moderiere, die längste Zeit davon beim ZDF die Live-Sendung „Volle Kanne“.
Ich hätte einiges umorganisieren müssen, um das Treffen möglich machen.
Als ich ihm sagte, was es kostet, ruderte er zurück.
Er dachte, ich mache das umsonst.
Ich mache viel umsonst.
Und ich gebe auch gern Tipps, ohne was zu verlangen.
Ein Coaching für einen Live-Auftritt passiert allerdings nicht „mal eben schnell“.
Das dauert 2-3 Stunden.
Die investiere ich auch gern für Freunde, einen guten Zweck oder wenn ich das Gefühl habe, es passt.
Blöderweise hat der flüchtige Bekannten, mit dem ich mich auf einer Veranstaltung unterhalten habe, eine Zeit erwischt, in der ich gerade lerne „Nein“ zu sagen.
Ich sage ständig „Ich habe so viel zu tun, ich habe viel zu wenig Zeit für mich“. Und ich weiß, wie wichtig Selbstfürsorge ist.
Jeanine Hogrefe-Reble hat mit mir mal meinen Kalender analysiert und wir haben festgestellt: ich mache so oft Dinge umsonst, die Zeit kosten, die von meiner wenigen Zeit abgehen, dass ich wirklich aufpassen muss.
Warum mache ich das?
Weil ich schwer „Nein“ sagen kann.
Weil ich nett sein will.
Weil ich nicht als eingebildete TV-Tussi dastehen will.
Dafür zahle ich aber einen hohen Preis.
Die Gefahr der totalen Überarbeitung ist sehr hoch, je mehr ich „Ja“ sage.
Ich glaube, wenn er von sich aus angeboten hätte, etwas dafür zu bezahlen, hätte ich ihn eingeladen.
Ich kenne mich.
Aber er hat meine Dienstleistung als selbstverständlich vorausgesetzt. Und das hat mich gewurmt. Deshalb habe ich ihm gesagt, was es kosten würde.
Was ist meine Erkenntnis aus dieser Erfahrung?
1) Sag nicht „Ja“, nur um nett zu sein oder nicht als blöd dazustehen.
Jedes nicht ernst gemeinte „Ja“ zu anderen ist ein „Nein“ zu Dir selbst.
2) Mich triggert es, wenn andere selbstverständlich voraussetzen, dass ich sie einlade. Zum Essen oder zu Coaching. Ich wünsche mir, dass sie wenigstens anbieten, es zu bezahlen. Und oft lade ich dann doch ein. Aber ich möchte nicht, dass es selbstverständlich von mir erwartet wird.
Unsere Zeit ist so kostbar! Das sollten wir uns selbst gegenüber bewusst machen und auch, wenn wir von anderen wünschen, dass sie uns gegeben wird.
Lasst uns das nicht als selbstverständlich nehmen.
Wie oft sagst Du „Ja“, um nett zu sein, obwohl Du „Nein“ meinst?
Welche Erfahrungen hast Du mit „Nein“-sagen gemacht?
Manchmal stehe ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch und dann denke ich:"Och, eigentlich könnte ich mich auch setzen"😉
2yPhantastisch!!! Das gilt für jeden Menschen❣️