DDR- und bundesdeutsche Terminologie

DDR- und bundesdeutsche Terminologie

Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Überblick

Als Unternehmen für Technische Dokumentationen wissen wir von midok® ganz genau, wie wichtig es ist, die korrekte Terminologie zu verwenden. Der richtige Terminus technicus ist oft entscheidend und deshalb unsere professionelle Passion. Das hat unser Interesse an Terminologien anderer Bereiche geweckt und wir beschlossen, uns DDR- und bundesdeutsche Terminologien näher anzusehen:

Mit der formellen Teilung Deutschlands entstanden völlig neue Begriffe, die vor allem die neue Realität der Deutschen abbildeten: neue Namen zum Beispiel, nämlich die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland. In beiden Ländern gab es während der Zeit der deutschen Teilung viele Unterschiede in der Entwicklung der deutschen Sprache, die hauptsächlich auf politischen, sozialen und kulturellen Faktoren beruhten.

Nach der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 vereinheitlichte sich die Sprache nur zum Teil wieder. An einigen Stellen ging das schnell, beispielsweise weil es bestimmte Dinge oder Einrichtungen nicht mehr gibt. An anderen Stellen ist mit einer Angleichung gar nicht zu rechnen, weil es sich häufig um regionale Unterschiede handelt, die vollkommen unabhängig von Teilung und Vereinigung existieren.

Volksmund und Amtsdeutsch

Viele amtliche Begriffe entwickelte die DDR-Staatsführung nach der Teilung Deutschlands gezielt, um sich deutlich vom Westen abzugrenzen und die Nähe zum großen sowjetischen Bruder auszudrücken. Die bekanntesten dürften noch heute der „Held der Arbeit“, der „Arbeiter- und Bauernstaat“ und der „antifaschistische Schutzwall“ sein. In der Bundesrepublik sagten die Menschen stattdessen „die DDR“ oder vielfach auch einfach „der Osten“, während die innerdeutsche Grenze schlicht „die Mauer“ war.

Einige typische Phrasen der DDR sorgen unfreiwillig für Heiterkeit: Zum Beispiel die gebräuchliche Anrede „Werter / Werte …“ und geschraubte Formulierungen des Behördendeutschs gipfelten irgendwann darin, dass ein Spötter mit spitzer Feder formulierte: „Sehr geehrte/r … Ihren Allerwertesten in den Händen haltend, möchte ich …“ Für Spott sorgte auch die DDR-Wortschöpfung „Altneubau“, die in Massivbauweise errichtete Gebäude von der als „Plattenbau“ bezeichneten Großtafeltechnik unterscheiden sollte.

Das ostdeutsche Amtsdeutsch kam oft sehr fein daher, wurde dafür aber von den Menschen verballhornt

In der liebevoll zur „Platte“ verballhornten Neubausiedlung waren „Arbeiterschließfächer“ beziehungsweise Zwei-, Drei- und Vierraumwohnungen zu haben, während es in der Bundesrepublik stets bei der Zwei-, Drei- oder Vierzimmerwohnung blieb. Ein besonders deutliches Beispiel für die Relevanz der korrekten Terminologie sind die Fahrerlaubnis im Osten und der Führerschein im Westen: Während der Führerschein in der Bundesrepublik lediglich den „Lappen“ selbst bezeichnete, der die vorhandene Fahrerlaubnis attestierte, mixte das Amtsdeutsch der DDR sowohl das Dokument selbst als auch die behördliche Erlaubnis zum Führen von Kraftfahrzeugen in denselben Begriff: Die „Fahrerlaubnis“ diente zur Bezeichnung beider Aspekte und erlaubte keine sprachliche Unterscheidung. Inhaltlich ist es aber ein großer Unterschied, ob jemand seinen Führerschein oder seine Fahrerlaubnis verloren hat.

Ohne Abkürzungen mit drei Buchstaben ging nichts

Eine besondere Erwähnung haben sich die Begriffe aus der DDR verdient, die in ihrer offiziellen Langform umgangssprachlich kaum jemals zum Einsatz kamen: zum Beispiel der „Abschnittsbevollmächtigte“ ABV, die „Nationale Volksarmee“ NVA, der „volkseigene Betrieb“ VEB, die „landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft LPG“ und die „Freie Deutsche Jugend“ FDJ. Irgendwann war im DDR-Deutsch ein Maß an Abkürzungen erreicht, das es Bürgern der Bundesrepublik schwer machte, einer alltäglichen Unterhaltung zu folgen. Im „Westen“ fehlte derartige Kreativität und Innovationsfreude völlig und so war der Landwirt immer noch ein Bauer und sein Betrieb ein Bauernhof.

Die Sprache von Politik und Medien

Dort, wo die Politik zu den Bürgern spricht, also in den Medien, hätten die Unterschiede nicht größer sein können: Im Radio, im Fernsehen und in den Zeitungen herrschten auf der einen Seite Pluralismus und Meinungsfreiheit, auf der anderen dagegen ausschließlich eine Ideologie und strikte Zensur. Terminologie war auch hier ein prominentes Thema: So war den DDR-Medien zum Beispiel die Erwähnung anderer philosophischer Terminologien als der von Marx und Lenin nicht erlaubt.

Ideologische Vielfalt suchte man in den Medien der DDR vergebens

War das jetzt urst oder super? So sagte es die Jugend

Auch wenn die Staatsführung der DDR das Wohlergehen der Jungend stets als eine Priorität bezeichnete, mussten einige Jugendliche vorsichtig sein. Abseits der in der FDJ organisierten Jugend auf Systemkurs entwickelte sich nämlich eine zweite Jugendkultur, die sich Freiheiten nahm oder erstritt, die nicht selbstverständlich waren, wenn es um Mode oder Musik ging. Häufig konnten Teenager dabei nicht offen sprechen, und entwickelten eine kodierte Sprache um nicht mit der Regierung in Konflikt zu geraten.

Auch hier zeigte sich: Die fachspezifische Terminologie kann zur Folge haben, dass Begriffe eine andere Bedeutung erhalten. Öffentlich hatte die Jugend in Ost und West verschiedene Mode- und Lieblingswörter. Interessanterweise hielten sie sich in der DDR länger: Worte wie „schau“ und „urst“ werden allgemein der DDR zugeschrieben. Tatsächlich existierten sie aber vor der deutschen Teilung in beiden Hälften des Landes.

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