„Oops“: Warum malt ein russischer Künstler Menschen, die auf dem Eis ausrutschen? (BILDER)

Ruben Monakhov
Ein Künstler aus St. Petersburg hatte nach einer Operation große Angst, auf vereisten Straßen auszurutschen. Er fand einen ungewöhnlichen Weg, um auf dieses Problem aufmerksam zu machen.

Seit Anfang 2019 malt Ruben Monachow in St. Petersburg  Bilder von Bürgern, die auf dem Eis ausrutschen und stürzen.  

Ruben wurde Ende 2018 an der Wirbelsäule operiert, war sechs Monate lang in der Rehabilitation und hatte große Angst, zu stürzen und sich den Rücken zu verletzen.  

„Und hier sind im Winter die Gehwege traditionell nicht geräumt. Jedenfalls sah ich jeden Tag Menschen, die stürzten, und fühlte sehr mit ihnen mit – als wäre ich selbst ausgerutscht“, so Monachow.

Also schuf er eine Reihe von Werken mit dem Titel Oops. Insgesamt malte er zehn Ölgemälde und stellte sie auf seine Website. Alle Personen aus Monachows Werken sind real – der Künstler hat die Fälle beobachtet, fotografiert und gemalt.  

„Den Moment des Sturzes habe ich sehr deutlich wahrgenommen und er hat sich in mein Gedächtnis eingeprägt. Aber die Proportionen, die Kleidung der Person und andere Details hielt ich mit meiner Handykamera fest. Das machte natürlich einen schlechten und sogar zynischen Eindruck: Das rutscht jemand auf dem Gehweg aus und so ein seltsamer Passant zückt sein Handy und beginnt das Ganze aufzunehmen“, erklärt der Künstler.

Für die Einwohner von St. Petersburg sorgen die nicht geräumten Straßen und Gehwege jedes Jahr aufs Neue für großen Unmut – so kamen zum Beispiel allein im Winter 2019 fast viertausend Menschen bei solchen Unfällen zu Schaden.

Auch 2021 verursachten Schnee und Eis eine Vielzahl Verletzungen bei den Einwohnern von St. Petersburg – allein in einem einzigen städtischen Krankenhaus verdoppelte sich die Zahl solcher Patienten Ende November auf 40 – 47 pro Tag.

Monachow wollte mit seinen Bildern auf die Notwendigkeit der rechtzeitigen Schnee- und Eisräumung aufmerksam machen, hat auf seine Aktion bis jetzt jedoch noch keine Reaktion von den städtischen Behörden erhalten.

Aber seine Werkserie wurde in den Massenmedien der Stadt gezeigt und auch von den Nutzern der sozialen Netze kommentiert. „Breakdance-Style“, „Eine tolle Idee – das ist das reale Leben!“, „Glatte Gehwege töten die Sprachkultur“, „So etwas kann sehr schmerzhaft sein – das ist also nicht  lustig“, schrieben Nutzer der sozialen Netzwerke.  

„Die Zeiten, in denen die Kunst einen direkten Einfluss auf die Gesellschaft hatte, sind leider längst vorbei. Ich glaube nicht, dass die Beschäftigten im Wohnungs- und Versorgungssektor sich überhaupt für Kunst interessieren. Und wenn man sieht, wie die Wege der Stadt geräumt werden, ist ihnen dieses Problem offensichtlich auch ziemlich egal“, so Monachow abschließend.

>>> Survival Guide: Wie halten sich russische Frauen bei Glatteis auf ihren Absatzschuhen?

>>> Autsch: Die fünf häufigsten Verletzungen von Russen in den Winterferien

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.

Weiterlesen

Diese Webseite benutzt Cookies. Mehr Informationen finden Sie hier! Weiterlesen!

OK!