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Das Projekt

„Die verlorenen Worte“

Farbige Wörter sind aus dem aktuellen Rundbrief neu dazu gekommen.

A K T
B–C L U-V
D M W 5

E N X-Y-Z
F O
G P-Q Legende

H R HW Hauptwort
EW Eigenschaftswort
TW Tätigkeitswort
VD Verdrehtes Wort

I-J S
LW Lehnwort
VL Verlorenes Wort
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1. abendsanft Sanfter, lauer, lauschiger (Sommer-) Abend bei EW
gedämpftem Licht

2. Abendschein, der Abendröte, Abenddämmerung HW

3. abgefeimt Durchtrieben, raffiniert, von feim: „Schaum“ EW


abfeimen abschäumen; ganz ähnlich gehört raffiniert zu TW
franz. raffinier: „läutern“, eigentlich abgeschäumt:
bezeichnet entweder 1. „die abgeklärte Masse“
oder 2. „den abgeschöpften Schaum“, den
„Abschaum“, der weggeworfen wird; die letztere
Bedeutung ist in den Vordergrund getreten, vor
allem im übertragenen Sinne und nur noch zur
Bezeichnung „des höchsten Grades sittlicher
Verworfenheit“ gebraucht, z.B. „Abgefeimte
Bübin!“; abgefeimter Spitzbube; doch klingt die
Bedeutung 1. noch mit herein, indem man dabei
zugleich an einen in allen Künsten der Bosheit
durch und durch vollendeten Menschen denkt, der
die Bosheit gleichsam in „abgeklärtem,
raffiniertem Zustande“ zeigt.

ausgefeimt Als noch stärkerer Ausdruck für denselben Begriff, EW


z.B. in ausgefeimter Falschheit (Auerbach); früher
gebrauchte man auch abgeschäumt in demselben
Sinne wie dann abgefeimt,
z.B. „der ein abgeschäumter Erzvogel war“
(„Simplicissimus“); „durchtrieben“ wird gleichfalls
gegenwärtig nur noch tadelnd und in
übertragenem Sinne gebraucht: jemand, der „in
allen Schelmereien erfahren, der durch und durch
listig ist“; während abgefeimt mehr die Bosheit
hervorhebt, weist dieser Ausdruck mehr auf die
Schlauheit hin, z.B. „ein durchtriebener Bursche“.

4. abgeschmackt Ursprünglich: Lebensmittel, die an Geschmack EW


verloren haben; übertragen: geschmacklos, töricht,
taktlos

5. abkupfern Etwas nachmachen TW

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6. abtun Geht auf mhd. abetuon zurück für „entfernen, TW
abstellen, abschaffen“ und hat die Bedeutungen
„ein Kleidungsstück absetzen, ablegen“
(umgangssprachlich), „etwas Unangenehmes
kleinreden“, „jemanden geringschätzig behandeln,
ihn übersehen“.

7. abziehen Ahd. abaziohan, mhd. abeziehen, hat die TW


Bedeutungen „fortziehen, wegziehen“, „etwas
herunterziehen, etwas ausziehen“ (Hut, Mütze,
Handschuh, Hemd), „etwas herausziehen“,
„übertragen, kopieren“.

8. allda An diesem Ort, an dieser Stelle; ebenda, dort UW

9. allein bedeutet „einsam“, „für sich“, „ohne Gesellschaft“, EW


„getrennt von anderen“, „vereinsamt“, „ohne Hilfe“

10. allenthalben An allen Orten, überall UW

11. Altvorderen, die Ahd. altfordoro, altfordaro, fordoro, mhd. HW


altvordern, aus Grimms Wörterbuch: „unsere
ehrlichen Altvordern“, „Sitten, Gebräuche und
Gesinnungen unserer Altvordern“,
„die Verdienste dieser nie genug zu schätzenden
Altvordern“, „wie schnell erfährt ein junger Mann,
dasz die Altvordern ihm zuvor gekommen“, „deines
Stammes altvordere“, „altvordere rühmend
erhöhen“
Bedeutung: „Ahnen, Vorfahren, Vorgänger,
Voreltern“, „frühere, vorher hier gelebt habende,
ältere Menschen, von denen man abstammt“,
drückt die Wertschätzung der vorherigen
Generation und ihrer Leistungen aus, Verbindung
mit den Ahnen durch gelebte Tradition;
umgangssprachliche Verwendung: „wir feiern
Weihnachten noch so, wie es die Altvorderen
taten“; „die Altvorderen der Partei können mit
dem Kurswechsel nur wenig anfangen“.

12. Angelstern, der Angelstern, der, Hauptwort, zusammengesetztes HW


Hauptwort aus „Stern“ und „Angel“:

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Stern, der Bezeichnet einen Himmelskörper (mit Ausnahme HW


von Mond und Sonne), der am Nachthimmel als
leuchtender Punkt wahrgenommen wird. In der
Astronomie ist ein Stern ein selbstleuchtendes, aus
heißen Gasen und Plasma bestehendes Gestirn.
Von mhd. „sterre“, ahd. „sterro“, geht der Stern auf
die indogermanische Wurzel „ster“ zurück für
„ausbreiten“, „das am Himmel Ausgestreute“.
Angel, die Bezeichnet neben der Angel (Haken) für den HW
Fischfang auch die Türangel, also einen Holz- oder
Metallstift, um den sich die Türflügel drehen, oder
verallgemeinert einen Angelpunkt bzw. Drehpunkt,
um den sich die Tür (oder alles) dreht.
Der Angelstern ist die frühere Bezeichnung für
unseren Polarstern oder auch Nordstern. Dieser ist
nur auf der nördlichen Halbkugel der Erde zu
sehen, denn er befindet sich genau in der
Verlängerung unserer Erdachse auf Seiten des
Nordpols. Da er dort sitzt, sieht es von uns aus
betrachtet so aus, als sei er der Ruhepunkt, der
Angelpunkt an unserem Himmelszelt, um den sich
alle anderen Sterne und Sternbilder drehen. Der
Polarstern dient/diente als Orientierungshilfe
insbesondere in der Schiffahrt. Der Angelstern ist
ausgehend vom Sternbild „Großer Wagen“ zu
finden. Die Hinterachse des „Großen Wagens“
fünfmal verlängert – dort prangt der Angelstern
am Himmel.

13. anheimstellen Etwas jmds. Ermessen überlassen, sich jmdm. TW


anheimgeben

14. anheischig Sich erbieten, verpflichten“, nur noch in UW


Verbindung „sich anheischig machen (17. Jh.); die
heute nicht mehr gebräuchliche Wendung
„anheischig werden“ (16. Jh.); mhd. antheiʒec:
verpflichtet, durch ein Versprechen gebunden,
gleichbedeutend ahd. antheiʒi (8. Jh.), mhd.
antheiʒe, wird mit heischen verknüpft zu
anheischig (ältere Form anheißig); das UW ist von
ahd. antheiʒ m. (8. Jh.), mhd. antheiʒ, entheiʒ:
„Versprechen, Gelübde“, eigentlich „das

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Entgegenrufen“, abgeleitet
heischen Begehren, gebieterisch fordern, erbitten, ahd.
älter auch: eischen eiscōn: „fordern, bitten, verlangen, fragen“ (8. Jh.), TW
mhd. eischen, heischen.
15. anverwandeln Sich etwas geistig zu eigen machen TW

16. apart Schick, außergewöhnlich, frz. von à part: beiseite, EW


das wiederum von lat. Ad partem (gleiche Bedtg.)

17. Arbeit, die Auch arebeit, mhd., arabeit(i), ahd.: HW VD


Mühsal, Drangsal, Last, Not, Beschwerde, Plage,
Mühe, Anstrengung, aber auch Ertrag, Erzeugnis
einer Arbeit, Bezeichnung für fertiggestellte
Handwerkskunst wie in „eine bemerkenswerte
Arbeit“; Arbeit läßt sich auch aus dem slawischen
Wort rabota für „Sklaverei, Knechtschaft“ und
rabũ für „Sklave, Knecht“ ableiten (siehe auch die
heutige Verwendung des Wortes „Roboter“).
Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Arbeit
war das Zusammenwirken des Menschen mit der
Natur, um dabei dessen eigene Existenz zu sichern.
Sie umfaßte eine bewußte geistige und körperliche
Tätigkeit, welche natürlich mit Anstrengung
verbunden war. In der Antike und im Mittelalter
war Arbeit nur noch eine Tätigkeit für die sozial als
„minderwertig“ angesehenen Menschen. Arbeit
wurde allgemeinhin verachtet und erhielt somit
die heute bekannte und oben aufgeführte
Bedeutung von Plage, Mühsal.
Erst mit der Christianisierung erhielt der Begriff
Arbeit wieder eine positive Bedeutung, im Sinne
einer asketischen Lebensweise, eines
gottgefälligen Lebens und christlichen
Pflichterfüllung. Mit der Industrialisierung wurden
Arbeit, Arbeitskraft und der arbeitende Mensch
untrennbar miteinander verbunden. Dies hatte,
was auch heute noch deutlich spürbar ist, zur
Folge, daß der Mensch lediglich Teil eines
Produktionsprozeßes wurde. Freiheit,
Selbstbestimmung und Selbstentfaltung wurden
bis hin zur Fremdbestimmung eingeschränkt.
In unserer heutigen Zeit ist die „Freizeit“, also die
Suche nach einem Ausgleich von unserer Arbeit,

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ein sehr wichtiger Bestandteil unseres Lebens.
Dabei kommt die Frage auf, warum diese so
wichtig ist und wie denn die Arbeitswelt in Zukunft
aussehen könnte. Wie wäre es, wenn jeder die
Möglichkeit hätte, seiner Berufung nachzugehen?
Wieviel Schaffenskraft und gleichermaßen
Schöpferkraft könnten wir freisetzen?

18. arg Schlecht, schlimm, böse, bösartig; EW


als Verstärkung groß, stark

19. Atemverkäufer, der Schmeichler, Schönschwätzer HW

20. Aue, die 1. Flaches, feuchtes, am Wasser gelegenes HW


Gelände, oft mit Büschen und einzelnen Bäumen
bestandene Wiesen; 2. vorwiegend
höchstalemannisch: weibliches Schaf

21. aufhausig Über seinen Verhältnissen lebend EW

22. Aufklärung, die Dieses Wort steht symbolisch für eine ganze HW VD
Zeitepoche in der deutschen Philosophie, bei der
es um die Erforschung von Selbstständigkeit im
Denken und Handeln ging. Hierzu ein Zitat von
Immanuel Kant, dem „Vater“ der Aufklärung:
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus
seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.
Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines
Verstandes ohne Leitung eines anderen zu
bedienen. Selbstverschuldet ist diese
Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht
am Mangel des Verstandes, sondern der
Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner
ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere
aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes
zu bedienen! ist also der Wahlspruch der
Aufklärung.“ zitiert nach: I. Kant (1724–1804)
aufgeklärt Fähigkeit, selbstständig und unabhängig von der EW
Meinung anderer zu denken. Eine Fähigkeit, der in
der damaligen Zeit große Bedeutung beigemessen
wurde. Mit dem Verschwinden des Wortes in
dieser Bedeutung scheint jedoch auch dieses
Vermögen immer weiter verlorenzugehen. Das

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Vertrauen in die eigene Wahrnehmung und das
selbstständige Denken sind rar geworden.
Gleichzeitig brauchen wir beides dringend, um
einen Weg durch den Dschungel aus Infor-
mationen und Meinungen zu finden, die auf uns
herniederprasseln. Ebenfalls interessant ist, dieses
Wort in seinen Bestandteilen „wahrzunehmen“:
etwas geht „auf“, ich kann mich „erklären“ und ich
kann Situationen „klären“, denn dadurch, daß ich
frei bin in meinem Denken und Wahrnehmen,
kann ich das Denken und Wahrnehmen des
anderen ebenfalls „für wahr nehmen“.
So findet innerhalb eines Gesprächs wieder ein
„wahrhaftiger“ Austausch und damit auch
Aufklärung statt.

23. Augensterne, die Die Augen sind der Spiegel unserer Seele und diese HW VL
wohnt natürlich bei den Sternen. Mit einem Wort
ist alles beschrieben, und wir fühlen die
Bedeutung, die uns leicht anhebt im Herzen.
Wunderbare Wortschöpfung und ein sehr schönes
Beispiel für die Klarheit und Vielfältigkeit unserer
deutschen Sprache.

24. augensüß Lieblicher Anblick für das Auge EW

25. Augenzelt, das Die Tiefe und Weite der Seele eines anderen in HW
seinem Augenzelt, in seinen Augen erblicken; siehe
auch dazu Bedeutung von Himmelszelt

26. ausdingen „Etw. aushandeln, vereinbaren“, „etw. ausdrücklich TW


festlegen“, „(das Leben) durch eine Abmachung
retten“; „freien Abzug vereinbaren“; „sich aus der
Schlinge ziehen“; auch: „eine Ausnahme machen“.
Ausgedinge, das Mhd. gedinge, ahd. gidingi: „Vertrag“, zu dingōn HW
(dingen); „das gerichtlich Ausbedungene“,
„Vereinbarung, Verhandlungsergebnis“;
landwirtschaftl.: „Altenteil, Austrag“ (für den alten
Bauern vorgesehener Gebäudeteil,
„Altersversorgung“ nach Übergabe eines Guts an
die jüngere Generation, Unterhalt auf Lebenszeit);
übertr.: „Posten, auf den jemand abgeschoben
wird“

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27. aushauchen Die Seele aushauchen EW

28. Backfisch, der Umgangssprachlich für Mädchen an der Schwelle HW


zur Reife

29. Backschaft, die Tischgemeinschaft; Seemannssprache: Besatzung HW


eines Schiffes

30. Balg, der/das 1. Die als Ganzes abgezogene Haut kleiner Tiere, HW
Schlauch, Sack
2. Blasebalg, ausziehbarer Teil (Ziehharmonika,
Photoapparat oder D-Zug-Wagen
3. ugs. abwertende Bezeichnung für Kind

31. Bankert, der Uneheliches Kind HW

32. barmen Jammern, klagen, sich beschweren TW

33. Barn / Bern, das Altfr. und alem., ahd., Kind, Geborenes, HW VL
Nachkomme, Mensch, auch Sohn, Tochter; got.
und isländ. Barn, angels. Bärn, nordengl. und
schott. Bairn, von beran, „zeugen, gebehren“; lt.
Johann Jakob Spreng. Barn, auch Parn in der
Mehrzahl. Barn hat folgende weitere
Bedeutungen: „Freÿherr, großer Herr“, „Zucht,
Geschlechte, Art“, „Gerichte, Urteil“,
„Gerichtsstuhl, Tribunal“, Parn, „Back, Trog“.
Eine weitere Herleitung in Friedrich Kluge zu
finden, Barn, „Krippe, Heureffe über der Krippe“,
ahd. barno, mhd. barn, nicht verwandt mit engl.
barn, „Scheune“, weil dies auf angls. bere-ern eigtl.
„Gerstenhaus“ zurückgeht. Ahd. barno gehört als
„Träger“ gefaßt eher zu der germ. Mz. ber, „tragen“
unter „Bahre“ und „gebären“.

34. Base, die Cousine HW

35. baß Gut im Sinne von sehr, ungemein; auch stark, EW


groß; auch: besser

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36. bedingen Zwangsläufig zur Folge haben, voraussetzen, TW


fordern“; einfach: dingen, ursprünglich ein Wort
der Rechtssprache, mhd. bedingen: „verhandeln,
durch Verhandlung gewinnen, Bedingungen
vorschreiben“, danach „vereinbaren, (sich)
vorbehalten“, wofür heute ausbedingen, mhd. EW
ūʒbedingen, steht;
siehe auch
Beding, das (15. Jh.), Bedingung, die: mhd. bedingung und HW
Bedingnis, die (14. Jh.), die im 16. Jh. eine
„vertragliche Abmachung“, dann eine
„Voraussetzung“ (im rechtlichen Sinn) bezeichnen;
Bedingung: „Voraussetzung“ geht im 18. Jh. in die
philosophische Fachsprache, danach in die
Allgemeinsprache ein, die Mehrzahl Bedingungen
nimmt dabei die Bedeutung „Verhältnisse,
Gegebenheiten“ an.

37. bedräuen Mhd. dröuwen, ahd. drewen und bedrewen (bei TW


Martin Luther, 1483-1546): „drohen, bedrohen“,
wie auch „einschüchtern, erschrecken“, „zu einem
gewünschten Verhalten zu bewegen suchen“; aber
urspr. so auch im Sinne von „jn. etw. geheißen,
(dem Wind) etw. gebieten, jn. Gebieterisch
anherrschen“, „standhaft auftreten“;
Bedräuung, die Drohender Gesichtsausdruck HW

38. befleißigen An einer Sache dran sein TW

39. Behuf, der Zu dem Zweck, mhd. behouf: „Geschäft, Vorteil, HW


Gewerbe, Zweck, Nutzen, wessen man bedarf“ (13
Jh.), mhd. beheben: „wegnehmen, behalten,
behaupten, erwerben, erhalten“; vgl. mnd. behōf:
„Nutzen, Bedürfnis“ und to behōf: „zum Nutzen,
zum Besten“; später rückt die Bedeutung „Bedarf,
Vorteil“ in den Vordergrund; in Verbindung mit der
md. Kanzleisprache in formelhafter Wendung zu
diesem Behuf(e), eigentlich: „für dieses Bedürfnis“.
Behufs entwickelt sich zum Verhältniswort behufs
(um 1800), „zu dem Zweck“.

40. bekritteln Kleinlich, grundlos, kleinkrämerisch kritisieren; EW


Kritik üben, tadeln, nörgeln

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41. Bekümmernis, die Mhd. kumber, kummer, hat die Bedeutungen HW
„Kummer, Angst, Sorge“, „Schwierigkeit“, „Last“; im
Frühneuhochdeutschen (Fnhd.) Wörterbuch findet
sich außerdem die Verwendung „Beschäftigung“,
„sorgsame Arbeit“. Diese Bedeutungen sind im
heutigen Gebrauch verloren gegangen, finden sich
jedoch noch im Tätigkeitswort
bekümmern Hat die Bedeutungen „jemanden betrüben“, TW
„Unruhe, Sorge, Kummer bereiten“, „sich grämen“,
aber auch „sich um etwas sorgen“, „für jemanden
sorgen“ (somit auch für sich selbst durch das
Kümmern um Sorgen oder Schwierigkeiten), „sich
kümmern (um)“. Im Fnhd. wird bekümmern auch
noch in den Verwendungen „jemanden rechtlich
belangen“, „jn. verhaften“, „etwas mit Schulden
belasten“, „verpfänden“, „ein Land/eine Stadt
einnehmen/erobern“ eingesetzt.
42. Berufung, die Bestehend aus dem TW (jm.) berufen (auch als EW HW
verwendet, beispielsweise wie in „berufen sein,
etwas zu tun“) und der Endung -ung.
Wir verbinden unsere tägliche Arbeit in der Regel
immer mit einem Beruf. In der Schule bereiten wir
uns auf das Berufsleben vor. Es scheint so, als wäre
dies beinahe der wichtigste Teil unseres Lebens,
die zentrale Rolle unseres Daseins. Wir sprechen
auch davon, unsere Berufung leben zu können. In
einer der vielen Bedeutungsebenen des Wortes
verstehen wir unter Berufung ein höheres Wirken,
etwas, was man unbedingt tun muss und möchte.
Im „Handwörterbuch der deutschen Sprache“ von
1833 lesen wir für das TW berufen folgende
Herleitungen und Bedeutungen heraus: „jmd. zu
etwas rufen, einladen“, z.B. „die Gemeinde
zusammenrufen“, besonders „einen zu einem
Amte ernennen“, daher überhaupt „jm. zu etwas
bestimmen“; jmd. berufen (zu einer Aufgabe):
„einen Beruf dazu habend“, „dazu bestimmt“;
auch: „in gutem oder besonders bösem Ruf
stehend“; außerdem: „mit Worten bezaubern,
beschreien (z.B. ein Kind)“.
Ebenfalls im Wörterbuch von 1833 aufgeführt:
es als Zeugnis, Entschuldigung, Beweis anführen;

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der Ruf zu etwas (z.B. zu einem Amte)“; auch „die
Berufung auf etwas“; Das Berufen zu einem Amte“,
sich auf etwas berufen Amtspflicht („mein Beruf erfordert es“); im TW
Wörterbuch abschließend und bemerkens-
Berufung, die werterweise erwähnt: „der innere Trieb, HW
Beweggrund, die Neigung zu etwas“, „Beruf zu
Beruf, der etwas empfinden“. So wurde die Berufung bereits HW
1833 als etwas verstanden, das einem „inneren
Trieb“, einer „inneren Bestimmung“ entspricht,
einer „angeborenen inneren Neigung“. Heute nicht
mehr gebräuchlich, aber ursprünglich vorgesehen,
die aufgeführte Wendung „einen Beruf zu etwas
empfinden“.

43. Beseligung, die Glück, Freude, Eintracht, Harmonie, Einigkeit HW

44. Betrübnis, das Unannehmlichkeit, die einen im Herzen traurig


stimmt; Gram, Kummer HW

45. Beutelstolz, der Geldstolz, auf sein Vermögen pochend HW

46. Bewußtsein, das abgeleitet vom Wortstamm wissen oder gewissen HW VD


sein, etwas ist „bekannt“; Wissen, das, „Kenntnis,
Kunde“. Die eher alltägliche Ebene: „Ich bin mir
dessen bewußt“ oder „ein Bewußtsein für etwas
entwickeln“, im Sinne: von einem unbewußten
Denken und Handeln ablassen, hin zu einem
bewußten Wahrnehmen und Agieren, etwas aus
dem Un- oder Unter- Bewußtsein ins Bewußtsein
holen. In diesem Sinn hat das Wort Bewußtsein
sehr viel mit selbständigem Denken, Wahrnehmen
und Fühlen zu tun. Andererseits hat dieses Wort
eine viel tiefgreifendere Bedeutung, die uns im
Allgemeinen auch noch „bewußt“ ist, im Sinne
von: ein „neues Bewußtsein“ entwickeln, ein
„erweitertes Bewußtsein“ erfahren, bis hin zu
einer„Bewußtseinserweiterung“ in Richtung eines
„erwachten“ oder sogar „erleuchteten“ Zustandes.
Hier betreten wir bereits Neuland, denn was ein
„erleuchteter Zustand“ ist, können wir nur ahnend
erfassen, solange wir ihn nicht direkt erleben.
Wenn wir uns allerdings „bewußt machen“, daß es
diese Zustände gibt, werden wir sie auch eher

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erkennen, wenn wir sie erleben.
Mehr und mehr Menschen erleben sie.

47. blecken Entblößen, z.B. Zähne EW

48. Bleuel, der Hölzerner Schlegel zum Klopfen von nasser HW


Wäsche, Schalggerät

49. blinkerblank Etwas ist so glatt, dass es in der Sonne glänzt

50. Blödigkeit, die Verlegene Schüchternheit HW

51. Bösmaulgeld, das Auf Verleumdung gesetzte Geldstrafe. HW

52. Born, der Nhd., Brunnen, Quelle, Förderanlage für HW


Grundwasser, auch poetisch genutztes Wort für
Brunnen; das ahd. Wort Brunno für „Brunnen,
Quelle“ findet man bereits im „Chronologischen
Wörterbuch des deutschen Wortschatzes / Der
Wortschatz des 8. Jahrhunderts (und früherer
Quellen)“ von Elmar Seebold; weitere Formen für
Born sind beispielsweise: burn(e), mhd.; borne,
mnd.; burna, altfries.; burne. Mit -born als
Nachsilbe gibt es viele Wortbildungen: Jungborn,
Kraftborn, Lebensborn, Leidensborn, Wissensborn,
Zauberborn, Glaubensborn, welche in ihrer
Bedeutung immer den Bezug zu „Quelle“
aufweisen; so hat Jungborn beispielsweise die
Bedeutung „Quell der Jugend“.
Wie gut es sich anfühlt, seine Arbeit, seine
Berufung oder Bestimmung als „Quell der Freude“,
als „Born der Lebensfreude“ im Sinne eines
„künstlerischen und sinnstiftenden Schaffens“
bezeichnen zu können! Wir Wortfinderinnen
empfinden bei unserem Wirken genau dieses
Gefühl und sind dankbar dafür.
Auch in unseren deutschen Ortsnamen findet man
sehr häufig das Wort Born, wie beispielsweise in:
Paderborn, Borna, Bornstedt, Bornhagen oder
Bornhof. Im Buch „Die wahre Bedeutung der
deutschen Ortsnamen“ von Rainer Schulz findet
man dazu folgende Erklärungen:
Wie wir u. a. aus der Edda, dem Nibelungenlied

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oder dem Heiland wissen, ist das Wort Born (gleich
dem Lebensborn, sprich die „Quelle“), auch
gleichbedeutend „Wasser“, denn ohne Wasser kein
Leben. So finden wir heute in hunderten von Orten
einen Bornweg oder eine Borngasse, die zu einem
bestimmten Platz führt. Wir müssen jedoch
aufpassen, ob dort wirklich ein alter Brunnen bzw.
eine Quelle liegt oder ob die Urkundenschreiber
im Zuge der Christianisierung aus Unkenntnis das
Wort Buren

Bur, der Ahd., Landmann, Nachbar, Bewohner, Bauer) mit HW


Born oder „Brunnen“ vertauscht haben. Auch kann
es sich um den Versammlungsplatz der Buren
handeln. Es muß schon ein Born besonderer Art
sein, ein heiliger Born, der immer die Verbindung
mit der Thing-Malstatt
Anm. der Wortfinderinnen: Ort der Gerichtsver-
handlungen) herstellt.
Die Erzgebirgler nennen heute noch Weihnachten
Bornkinnl, das Fest des geborenen Kindes. Der
Heliand-Dichter nennt Christus „godes egan burn“
(= Gottes eingeborenen Sohn).
Vielleicht ist es möglich, dass Born nicht nur die
Bedeutung einer physischen Quelle innehat,
sondern dass der Gehalt dieses Wortes viel
umfassender ist und die Bedeutung „geboren,
Geburt“ in sich trägt. So wie wir auch im
Englischen heute noch das Wort „(to be) born“ für
„geboren, geboren werden“ finden. Eventuell ist
dieser Sinn der Ursprüngliche, da, wie es Rainer
Schulz ebenso beschreibt, es ohne Wasser kein
Leben geben kann.

53. Botmäßigkeit, die Von ahd. biotan: „bekanntmachen, HW


entgegenstrecken, anbieten“ (8./9. Jh.), mhd.
bieten: „anbieten, darreichen, gebieten“ und ahd.
bot: „Meinung, Beschluss“; im Sinne von
„Herrschaft“ (16. Jh.) sowie „Befehlsgewalt,
Gerichtsbarkeit“; „unter fremder Botmäßigkeit
siehe auch stehen, in fremde Botmäßigkeit kommen“;
botmäßig von spätmhd. botmæzec: untertan, tributpflichtig, EW
ebenso gehorsam, jemandes Gebot folgend

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15

unbotmäßig widersetzlich, spöttisch: „ein unbotmäßiger EW


Schüler“
Unbotmäßigkeit, die Unart, Ungehorsam oder auch Widerspenstigkeit, HW
Aufbegehren.

54. Bratapfel, der Gegarter Apfel, befüllt mit Nüssen, Rosinen oder HW
Marzipan, bestreut mit Zimt oder Zucker

55. Brevier, das Sammlung der für katholische Geistliche HW


vorgeschriebenen Stundengebete, kurzes
Verzeichnis, kurzer Auszug aus größeren Werken
aus dem Lateinischen brevis = kurz

56. Bubenfreude, die Schadenfreude HW

57. Budenzauber, der Ausgelassenes Fest, festliche Stimmung auf HW


Weihnachts- oder Jahrmärkten, vor allem durch
die Beleuchtung

58. Butzenmummel, der Gestalt, mit der Kinder erschreckt wurden; HW


Butzemann, Schwarzer Mann, Böggelmann

59. darben Unerfüllte Bedürfnisse haben oder Entbehrungen TW


(häufig Nahrungsmittel oder Grundbedürfnisse),
Hunger leiden, an etw. Mangel leiden, entbehren,
von ahd. tharbēn: „entbehren, verzichten,
ermangeln“ (um 800), tharbōn: „verzichten“ (9.
Jh.), mhd. darben, darven; es handelt sich wohl um
Ableitungen germ. Sprachen, was „Nichthaben“
ausdrückt, vgl. auch ahd. tharba: „Bedarf, Mangel“
(9. Jh.), mhd. darbe (nhd. vereinzelt 16./17. Jh.)

60. dergestalt Derart, dermaßen UW

61. derohalben Deshalb, aus diesem Grund UW

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62. deutsch Ahd., thiutisk, mhd., diutisch, diutsch, tiutsch,
tiusch, md., dūdesch, dūtsch, dūsch, nhd., teutsch,
asächs., thiudisc, mnd., Volk, Stamm
laut „Das Herkunftswörterbuch“; im DWDS findet
man dazu lediglich folgende Erklärung:
Deutschland und seine Bevölkerung betreffend
und in der Sprache Deutschlands.
Eine weitere Erklärung in Seebolds „Der
Wortschatz des 8. Jahrhunderts (und früherer
Quellen)“ findet man unter
Diot(a), die ahd., die Bedeutung Volk, Menschen, Heiden HW
sowie den Begriff
diet nhd., deutsch. EW
Im Buch „Ausführliche Arbeit von der teutschen
Haubtsprache“ von Justus Georg Schottelius aus
dem Jahre 1663 (in einem Neudruck des Buches
vom Niemeyer-Verlag Tübingen 1967) liest man:
„Was für ein Nahm aber ist es gewesen, wodurch
die zerstreuten Menschen den wahren Gott haben
andeuten wollen? Dieser nemlich, von welchem
wir Teutschen den Namen haben:
Nemlich nach Celtischer Ausrede / Teut. Die alten
Egypter wie Plato in Phaedro und Cic. 1.3 de
nat.deorum und Lacantius 1.1.c.6 bezeugen /
haben diesen ihren Gott auch Teut geheissen.
Duretus C.56 allegans Platonem 8 Caelum spricht
hiervon auch: Entre les Egyptiens estoit adore un
dieu appelle Teuth qui le premier inventra arts &c.
Er zeugt auch folgendes aus dem Griechischen
Schribenten Philone an / welcher um die Zeit der
Semiramis die Tathen der Phaenicier beschrieben /
nach des Eusebii Zeugniß / und dieses Nahmens
unter anderem auch also gedacht: Les Egyptiens
appeloient ve Theus Thyoth; Alexandrins Thot.
Die alten Griechen haben diesen höchsten Gott
alleszeit deis, eis, deo, nach Veränderung der
Mundart genennet: Die Lateiner gleichfalls / ob sie
schon viele Götter und Götzen hatten / denen sie
mancherley Namen gegeben / haben sie doch den
höchsten Gott Deut, nach iher Ausrede
hernachmals Deus, genennet…

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Unsere uhralte Vorfahren haben gleichfalls diesen
Namen / wodurch die Völker überall ihren Gott
andeuten wollen, aufs genaueste behalten /
sogar / daß sie sich nach dem Nahmen ihres
Gottes Teut / Teutsch genennet haben…nemlich
der Name des wahren Gottes selbst / daß
also Teutsch / so viel heisset / als Göttisch oder
Göttlich. Weiter unten geht es weiter: „Das ist: daß
die Teutschen in ihren alten Gesängen den Gott
Tuit oder Teut / und dessen Sohn Mann noch
rühmten. Denn durch Teut / haben die Barden
oder alte Teutsche Poeten den Schöpfer aller
Menschen / und durch Mann / den ersten Sohn
des Schöpfers den Adam verstanden / und darum
einem jeden / von dem Manne / Männisch oder
Mensch genant / eben wie man von Rom ableitet
Romich / Pol Polnisch oder Polsch / also Mann
Männisch oder Mensch / der von dem ersten
Manne herkommt; Sind also nemlich Teut und
Mann die rechten Wurtzelen der Wörter Teutsch
und Mensch.“
Die Bedeutungen für das Wort deutsch gehen also
von „erklären, deuten“ über „völkisch“ bis hin zu
„göttlich“. Es ist jedem selbst überlassen, sich
weiter damit zu beschäftigen. Wir können hier nur
abschließend feststellen, daß sich die Bedeutung
des Wortes nicht lediglich auf die Bezeichnung
einer Sprache bezieht, sondern eine tiefere
Bedeutung zu haben scheint.

63. dicktuerisch Prahlerisch, angeberisch EW

64. Diuta, die Deutung, Erklärung, Auslegung, HW


diuten Ahd., deuten, erklären, bestimmen als, bedeuten, TW
bezeichnen; thiuten (um das Jahr 1000),
ursprünglich im Sinn „dem Volk verständlich
machen“;

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diutisce Ahd., völkisch, deutsch. EW
Diese Begriffe sind wahrscheinlich in ihrer
Bedeutung die Vorgänger der Worte deuten,
Deutung und weiterer Bildungen. Da wir uns in
diesem Rundbrief mit der Herkunft des Wortes
deutsch beschäftigen, ist es durchaus
aufschlußreich, hier dazu auch eine Erklärung als
„völkisch“ zu finden. So könnte man außerdem
meinen, da deutsch ebenso für die
Tätigkeitswörter „erklären, bestimmen“ stehen
könnte. Und ist es dann nicht gar sinnvoll, das
Wort deutisch in seiner Bedeutung „völkisch“
wieder zu nutzen und es auch so zu fühlen?

65. dörrsommerig Bezeichnung für einen im heißen Sommer EW


gewachsenen Wein

66. Drangsal, das Trieb, Streben, Gedränge, Bedrängnis, Druck HW


mhd. dranc: „Gedränge, Bedrängnis“
mittelneudeutsch (mnd.) dranc: „Gedränge,
Menge, Lärm“, mhd. dranc bezieht sich
vornehmlich auf das „wogende Getümmel in der
Schlacht“, „Gedränge der Menschen im Kampf“;
mit der Bedeutung „innerer Trieb, geistiges
Streben, Impuls“ (entwickelt im 18. Jh.) wird Drang
zum Modewort (vgl. Sturm und Drang); Drangsal
für „Zwang, Bedrängnis, Gewalttätigkeit“ oder
„qualvolle Bedrückung, Leiden, Schmerz, Kummer,
Elend“, spätmhd. drancsal mit der Nachsilbe -sal
wohl aus älterem, von drängen abgelöstem
drangen abgeleitet; dazu drangsalen (19. Jh.),
häufiger
drangsalieren quälen, belästigen (19. Jh.); drücken, nötigen, EW
vertreiben
drängen unruhiges Treiben, Andrang, Menge, ahd. EW
githrengi
siehe auch
Gedränge, das Handgemenge (9. Jh.), mhd. gedrenge: HW
Kampfgewühl, unwegsam verwachsener Boden,
Bedrängung, Beengung

67. dumper Dunkel, es wird gleich dunkel EW

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68. dünken Von jemandem so wahrgenommen, empfunden EW
werden, gehoben, veraltend: hochmütig sein,
überheblich sein, sich als jemanden, etwas
betrachten

69. Dusel, der Schwindel, Rausch, Glück, nd. Dusel: „leichter HW


Rausch, Betäubung, Schwindel, Halbschlaf“, mnd.
dǖsinge: „Betäubung“, dǖsich: „betäubt,
schwindlig (16. Jh.); verwandt mit dösig, dösen; ab
dem 19. Jh. auch mit der Bedeutung „unverdientes
Glück“;
duseln verwirrt sein, schlafen (16. Jh.); TW
duselig, dußlig verwirrt, betäubt, schlaftrunken (18. Jh.), auch EW
düselicht 17. Jh.) dämlich, dumm“ (17. Jh.)
Duselei, die Träumerei, Gedankenlosigkeit (19. Jh.) HW
Umgangssprache
Dussel, der Dummkopf (19. Jh.) HW

70. ehern Dichterisch „aus Erz bestehend, erzen“, auch im EW


Sinne von gehoben „unbeugbar fest“; „aus Erz,
eisern, hart, fest“; ahd. (um 800), mdh. Ērīn, mnd.
Ēren, mnl. Erijn, ist von germ. *ajaz, dem im Nhd.
ausgestorbenen HW für „Erz, Metall“ abgeleitet,
das entsprechend dem gegebenen kulturellen
Entwicklungsstand auch für „Kupfer, Messing“ oder
„Eisen“ steht.
(9.Jhd), asächs. Ēr, mhd. Mnd. ēr(e), mnl. Eer,
aengl. Ār, engl. Ore, anord. Eir, got. Aiz gehören
mit aind. Áyaḥ, awest. ayah-„Metall, Eisen“, lat.
Aes „Erz, Kupfer, Bronze“, davon lat. auch aēnus,
aēneus: „ehern, bronzen“;
auch auf eine Wurzel von indoeuropäisch (ie.) *ā̌i-
„brennen, leuchten“ rückführbar, vgl. griech.
á͞ithos (αἶθος) „Brand“, ahd. eit: „Feuer(stätte),
(glühender) Scheiterhaufen“, vielleicht „das
brandfarbige Metall“ bedeutend; die nhd. Form
ehern anstelle von frühnhd. Ehrn richtet sich nach
Vorbildern wie kupfern, hölzern;
„menschlicher“ Bereich, beschreibend: „fest,
unbeugsam, eigenwillig, eisern“, auch mit
negativer Bewertung: „ein eherner Vater, der mit
unglaublicher Consequenz eine eherne Strenge
vorbildete“; auch im Sinne von „dreist,

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siehe auch unbeirrbar“.


Ehernheit, die Festigkeit, Entschlossenheit HW

71. Eheschatz, der Kosewort unter Eheleuten für beide Geschlechter HW

72. Ehrabschneider, der Jemand, der andere Menschen verleumdet HW

73. Eidam, der Schwiegersohn HW

74. eingedenk sein Sich an etwas erinnern und es beherzigen TW

75. eisch Ungehorsam, widerwillig, ungezogen EW

76. eiteltönend Nur heiße Luft von sich geben; große Worte, EW
aber nichts Nützliches dahinte

77. Elisium, Elysium, das entlehnt aus dem lat. elysium, dem gr. ἠλύσιον HW LW
elysisch πεδίον, „elysisches gefilde“, zugrundeliegt; lt. EW
„Deutsches Wörterbuch“ von Jacob und Wilhelm
Grimm: „land der seligen in der griechischen
mythologie, häufig ohne bestimmten artikel“
(1680); „wie herrlich ist nicht sonst bey aller welt
gepriesen / der sitz der lustbarkeit, die felder in
Elysen“ (Mühlpforth, ged. 1686); „reigen von
seligen geistern im Elysium“ (Zuckmayer, 1960);
so auch in folgender Bedeutung verwendet:
„schön angelegter oder gelegener Ort, Paradies“,
Ort einer Hold- und Freudseligkeit, in Schillers
Gedicht „An die Freude“ ist die Freude die
„Tochter aus Elysium“ und damit auch die
„Himmlische“; Elysium als „Garten Eden“, „Reich
der Glückseligkeit“; „in dem vorhofe deß schlosses,
auf der andern seite, zeiget der eingang ein
schönes elysium“ (1667); „sie sah mich an; ihr
leben hing / mit diesem blick’ an meinem leben, /
und um uns ward’s elysium“ (1753); Elysium als
„der schönsten Seele reiner Himmelssitz“; ein Ort,
„um das glücklichste Dasein zu führen“

78. engelschön Schön, bezaubernd wie ein Engel EW

79. entraten Auf etwas verzichten TW

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80. Entschuldigung, die Zusammensetzung aus der Vorsilbe Ent- und HW
Schuld, die Von ahd. sculd und mhd. schulde, schult, scholt mit HW
den ursprünglichen Bedeutungen „Verpflichtung
(auch auf eine Zahlung bezogen), Vergehen,
Missetat, Buße, Verdienst, Ursache“ (8. Jh.); über
ahd. scolan, sculan (8. Jh.) und mhd. scholn, schuln
sowie mnd. schöllen, schullen besteht hier eine
verwandte Form und ursprüngliche
Bedeutungsverbindung mit sollen, Tätigkeitswort,
Später vereinfachte Form im ahd. mit solan, sulan
(9. Jh.) für „verpflichtet, genötigt sein, gebühren,
nützen, schulden“; heute wird sollen häufig
verwendet, wenn jemand in Erwartung eines
anderen eine „Handlung schuldig ist“, „etwas tun
soll“ (auch durch eine Pflicht jemandem auferlegt);
so die Herleitung über „schuldig sein, schuldig,
sollen“; siehe hierzu auch heutige Verwendung in
dieser alten Bedeutung in der Kaufmanns- oder
Bankensprache: „Soll und Haben“;
sollen Hier im Sinne von „zur Zahlung verpflichtet sein, TW
schulden“, „er ist schuldig und hat zu zahlen“; Soll,
der, Hauptwort, als „Schulden,
Zahlungsverpflichtung“, allgemein auch
grundlegend „Gebot, Pflicht“ und sogar „Zwang“
(17. Jh.); somit auch Schuld als „Verpflichtung zu
einer Geldzahlung“, gleichbedeutend mit
„verliehenes Geld, Guthaben“;
sodann wird unter kirchlichem Einfluß hier die
Schuld zu einer „Verpflichtung zur Buße“ und
bestärkt die Bedeutung von „Missetat, Vergehen,
begangenes Unrecht“, dessen sich wiederum im
weiteren Verlauf die Rechtssprache bedient, dann
im Sinne von „Anklage, Anschuldigung, zur Last
gelegtes Fehlverhalten“; über die Wendung „er hat
Schuld“ entwickelt sich das Eigenschaftswort
schuldig sowie auch das Tätigkeitswort schulden,
„jmdm. zu einer Leistung verpflichtet sein, jmdm.
etwas verdanken“, „verschulden, verdienen,
schuldig sprechen“;
abgeleitet hiervon dann auch
Schuldiger, der Mhd. schuldiger, „Ankläger, Gläubiger, HW
Beschuldigender“, ebenso aber auch die andere
Seite desjenigen, der „Schuld auf sich geladen

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hat“, als „Missetäter, Beklagter“;
mit der Vorsilbe Ent-/ent-, von althochdeutsch int-,
mit der Bedeutung „entgegen, von etwas weg“,
„jemanden von etwas loslösen, befreien“, in Bezug
auf eine Sache „(sich) von etwas befreien, etwas
beenden, sich einer Sache entledigen“, „wegführen
von etwas, entfernen“, auch „die Last von
jemandem nehmen“ wie z.B. in Enttäuschung, die,
oder Entladung, die, Hauptwörter, und
dazugehörend die Tätigkeitswörter enttäuschen
und entladen;
zu Entschuldigung und entschuldigen,
Tätigkeitswort, schließlich dann die Bedeutung von
mhd. entschuldigen, „von der Schuld befreien,
lossagen, freisprechen“ sowie „verzeihen, (sich)
erklären“, „um Verständnis bitten“;
heute Entschuldigung im Sinne einer
„Rechtfertigung einer Schuld“, im Duden auch
„Rechtfertigung für einen Fehler“ gleichbedeutend
mit „Ausflucht, Ausrede“, „Entkräftigung eines
Vorwurfs“; so gibt es im Sprachgebrauch die
Verwendung u.a. mit „fadenscheinige,
unglaubhafte Entschuldigungen“, „er hat für alles
eine Entschuldigung“, aber auch „um
Entschuldigung bitten“ und damit um Verzeihung
und Nachsicht, „für mein Zuspätkommen
entschuldige ich mich“.
Damit wird der Vorgang der Entschuldigung immer
von dem Ermessen des Gegenübers abhängig
gemacht – man kann sich nicht selbst von der „auf
sich geladenen Schuld“ loslösen und ist auf
Nachsicht und die Beurteilung eines anderen
angewiesen, der uns „freispricht“. Aber wer
vermag zu beurteilen, worin überhaupt die Schuld
besteht und wie sie unter vielen Umständen
zustande kam? Wer kann ohne jegliche
Unvoreingenommenheit etwas als Vergehen oder
Missetat bewerten? Welcher Mensch sollte ein
solches Urteil zu treffen imstande sein?

81. erfrechen Anmaßen, erkühnen, erlauben, herausnehmen TW

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82. ergötzlich Erheiternd, erfreulich, vergnüglich EW

83. ergrimmen Von Zorn erfasst werden EW

84. erkiesen on ahd. irkiosan: „wählen, prüfen, wahrnehmen“ EW


und mhd. erkiesen: „ersinnen, greifen,
wahrnehmen“; hierher gehören auch die
altsächsische Form ākiosan, das altenglische
ācēosan sowie das gotische uskiosan im Sinne von
„auserwählen“ und ahd. archiosan; bis ins 18.
Jahrhundert wurde erkiesen mit all seinen Formen
im Deutschen verwendet, seitdem sind nur noch
das Partizip erkoren und gelegentlich weitere
Vergangenheitsformen wie ich erkor oder wir
erkoren gebräuchlich; kiesen hieß eigentlich
„sehen“, erkiesen also ausersehen, auslesen,
erwählen.

85. erklecklich Mhd. klecken: „platzen, krachen, bersten“, „sich EW


spalten“, „klecksen, klatschen“; „Kleckse, Flecke
machen, kleckern“, gebr. im Sinne von „mühsam
vorwärtsgehen, langsam vorankommen“; auch
„ausreichen“, „genügen“; zu heute nur noch
mundartlichem klecken: „(Flüssigkeiten)
geräuschvoll, tropfenweise fallen lassen“, „Flecken
machen, schmieren“, so auch in der Bedeutung
von „gut vonstattengehen“;
verwandt:
Klack, der Ahd. (11. Jhdt.), mhd. klac: „Riß, Spalt, Knall“, HW
„Klecks“, entsprechend klack schallnachahmend
für einen klatschenden Ton, z.B. beim Aufprall
einer tropfenden Masse, auch Doppelung klack
klack für einen harten und kurzen Ton.

86. falb Gelbliches Licht, fahlgelber Schimmer; EW


„ein falber Schein“ im Herbstlicht

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87. Familie, die Lat. famulus: „Diener“, lat. familia: „Gesinde“, HW L
ursprüngliche Bedeutungen: „Sklavenschaft,
Hausgenossenschaft aus Freien und Sklaven“;
familiär, ist eine noch heute häufige genutzte Form
des Wortes Familie und hat die Bedeutung „zum
Haus gehörig“.
Zu Beginn des 15. Jhds. wurde das Wort Familie
aus dem Lateinischen entlehnt und ersetzte ältere
Worte – diese sind beispielsweise: ahd. hiwski,
mhd. hiwisch(e), mit den Bedeutungen „häuslich,
heimisch, Haus“, „Haushaltung, Hausgesinde,
Geschlecht“, „Vertrautheit, Vertrauen,
Einheimische“;
weitere frühere Worte für diese genannten
Bedeutungen, welche aus dem Sprachgebrauch
verschwanden, sind: Githigine, Hiuuske, Haushab,
Husche – Haeskap ist ein heute noch
gebräuchliches Wort in Schweden und bedeutet
„Haus, Geschlecht“.
Im heutigen Sprachgebrauch, wie auch seit dem
16. Jh., hat der Begriff Familie eine für uns positive
Bedeutung eingenommen. Es bleibt allerdings
fraglich, ob die von diesem Wort ausgehende Kraft
so gut für uns ist, wie wir sie bisher auslegen:
Worte haben eine eigene Schwingung und
Wirkung auf uns und unser Umfeld. Kennen wir die
wahre, ursprüngliche Bedeutung der Worte nicht,
bewirken wir unabsichtlich etwas, was wir nicht
wollen. So machen wir uns und unsere Liebsten
hier vielleicht unbewusst zu Dienern und Sklaven.
Weitere heute noch gebräuchliche Worte sind:
„Familienbande, Familienherd,
Familienzusammenhalt“; eine Familie stellt den
inneren Kern, die kleinste Zelle der Gemeinschaft
dar, ein „Band“ zwischen Eltern, Kindern,
Großeltern, Enkeln usw., welches wir als den
inneren Ausdruck unseres Wunsches nach einem
harmonischen Leben in den Kreisen unserer
Verwandten wahrnehmen.

88. federführend Verantwortlich, zuständig, eine sehr wichtige EW


Rolle spielend, an erster Stelle stehend

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89. feil Etwas ist zu haben; etwas „feilbieten“, d.h. zu EW


Markte tragen

90. feinhörig Zwischen den Zeilen lesen, einen feinen Sinn EW


heraushören

91. Feinsliebchen, das „Feins Liebchen“ oder „feines Liebchen“ – Wörter, HW


die den Traum an ein schönes, romantisches und
feinsinniges Deutschland beschwören. Mindestens
sechsundzwanzig Mal kommt das Wort
„Feinsliebchen“ in „Des Knaben Wunderhorn“ der
Verfasser Clemens Brentano und Achim von Arnim
vor (erschienen von 1805 bis 1808).
Es wurde im 19. Jahrhundert häufig in der Lyrik
verwendet, darunter auch als veraltetes Synonym
für den Begriff „Geliebte“. 1893/94 verfasste z.B.
Johannes Brahms ein wohl bekanntes Volkslied mit
dem Titel: „Feinsliebchen, du sollst mir nicht
barfuß geh‘n“.
Der gedachte mysteriöse Zusammenhang zwischen
deutschen Frauen und dem alten schönen Klang
war nirgendwo anschaulicher als beim
„Feinsliebchen“. Das Wort wurde begeistert
aufgenommen, nachdem es einmal mit dem
„Wunderhorn“ Zugang zur dichterischen Welt
erhalten hatte. Heinrich Heine übertrifft in seinem
lyrischen Band „Buch der Lieder“
(1827) Arnim und Brentano noch mit der Zahl
seiner „Feinsliebchen“: „Feins Liebchen weint; ich
weiß warum, und küß’ ihr Rosenmündlein stumm.“
Auch ihm sagt man nach, er hätte viele
„Feinsliebchen“ gehabt.
Heute dürfen wir das Wort „Feinsliebchen“ für uns
in all seinem feingliedrigen, romantischen
Ausdruck fernab jeden Klischees verwenden. Es
zeigt sich wie ein romantischer Ruf aus
zauberhafter Ferne und bezeichnet heute wie
damals unsere große Liebe, unser
„Herzallerliebstes“, unser „Feinsliebchen“ aus
tiefster inniger Verbindung und Zuneigung.

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92. Fersengeld, das Aus „die Ferse“, ahd. fersna, fersana (um 800), HW
mhd. versene, verse: für „Hacke, hinterer Teil des
Fußes, Strumpfes oder Schuhs“, und „das Geld“,
ahd. gelt: Zahlungsmittel in Form von Münzen und
Banknoten; Redewendung „Fersengeld geben“:
„fliehen, sich davonmachen“; „er machte kehrt
und gab Fersengeld“: „auf schimpfliche Weise
fliehen“, gleichbedeutend mit der Redensart „das
Hasenpanier ergreifen“, „die Beine in die Hand
nehmen“; Grundlage ist das alemannische Recht:
derjenige, der seine Mitkämpfer in Gefahr verließ
und so in Lebensgefahr brachte, musste „160
Solidus“ (alte Goldmünze) als Strafe zahlen, weil er
„dem Feinde die Fersen gezeigt hatte“; in Schlesien
mit der Bedeutung: „soviel als seinem Vordermann
auf die Fersen treten, um ihn zu schnellerem
Gehen zu veranlassen“.

93. Fimbulwinter, der Abgel. vom altnordischen Fimbulvetr, „riesiger HW


Winter“ stammt ursprünglich aus der nordischen
Mythologie, in der er die erste von vier
eschatologischen Katastrophen darstellt, welche
den Untergang der Götter, das Ragnarök, einleiten.
[…] Geschildert wird der Fimbulwinter in Sagen
und Mythen als eine extreme Kälteperiode mit drei
strengen Dauer-Wintern (nicht von warmen
Sommern unterbrochen), welche durch
katastrophale Schneefälle, klirrenden Frost und
eisige Stürme charakterisiert ist. [...]
Heutzutage wird der Ausdruck Fimbulwinter in
den Ländern Skandinaviens umgangssprachlich
auch als Bezeichnung für einen außergewöhnlich
kalten und harten Winter verwendet.

94. Fimmel, der Seltsame Angewohnheit; übertriebener Eifer für HW


eine Sache, z. B. einen Putzfimmel haben

95. flinkernd Verhält sich zu flinken wie blinkern zu blinken, EW


flimmern zu flimmen: Eine beispielsweise durch
Sonneneinstrahlung glänzende, glitzernde, optisch
sichtbar Wärme abstrahlende Oberfläche.

96. Flockenflittern, das Glitzernde, tanzende Schneeflocken im Sonnenlicht HW

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97. folmendig Ahd., nhd., „voller Freude, überfüllt mit Freude“; EW VL
dieses Wort setzt sich aus den Worten fol für „voll,
Fülle“ und dem Wort mendig zusammen, welches
auf das Wort menden, Mendi, die, Hauptwort, für
„Freude, Jubel, Fröhlichkeit“ zurückzuführen ist.

98. Frau, die Ahd. frouwa, mhd. vrouwe, Herrin, Gebieterin, HW HL


vornehme Frau von Stand, Dame, Gemahlin; eine
ursprüngl. wohl nur hd. Femininbildung von „Weib
des Herrn, Herrin zu ahd. frô, „Herr“, gleich got.
frauja (heiwafrauja), „Herr“; genauer stellt sich
ahd. frouwa aus fraujôn zu got. frauja, „Herr“ als
Femininum; lt. Friedrich Kluge.
Frau ist auch das Weiblein eines Tieres, lt. Johann
Jakob Spreng; ebenso ist eine Frau eine Buhlinn,
eine Liebste.

99. freudehell Besonders lichte Seelenstimmung der Freude EW

100. Freudenblütenkranz, der Aus einem Heimatgedicht entnommen, Ausdruck HW


einer unbeschwerten, großen Freude und einer
Leichtigkeit des Lebensgefühl.

101. freundselig Freundschaftliche, wertschätzende, „freundselige“ EW


Begegnung oder auch zuversichtliche
Begebenheiten Siehe auch holdselig, friedselig
(Gegensatz: „feindselig“)

102. frohlocken In Freude ausbrechen TW

103. Fromm „in Bezug auf einen Menschen: ehrhaft, brav, EW


tüchtig, nützlich, brauchbar, trefflich, HW
rechtschaffen, tapfer“,
Frömmigkeit, die „Tüchtigkeit, Tapferkeit“.
Ab dem 15. Jh. wurde es, auch von Luther, in der
Bibel verwendet, wodurch sich folgende
Nebenbedeutungen ergaben: „fügsam, artig“.
Der Ursprung des Wortes entstammt dem ahd.
Fruma, Vruma mit der Bedeutung „Nutzen,
Vorteil“. So ist ein Fruma Wesan jemand, der von
siehe auch Nutzen ist.
frommen „jemandem nutzen“. TW

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104. frühgefurcht In jungen Jahren durch Falten älter aussehend EW

105. Frühlingsträufeln, das Niederträufelnder Regen im Frühling HW

106. fuchtig Ahd., mhd., „ärgerlich, wütend“, stammt von dem EW


Hauptwort Fuchtel, die, „Degen mit breiter Klinge“
Es ist eine Beschreibung für die militärische
Erziehung, welches heute noch in der weit
verbreiteten Aussage „Unter der Fuchtel stehen“
bekannt ist, womit eine Parallele zum militärischen
Drill als Sinnbild für ein Ungleichgewicht in einer
Beziehung gezogen wird. Das Hauptwort
Fucht, die beschreibt eine heftige Armbewegung, welches HW
von dem Tätigkeitswort fechten abgeleitet ist. In
der Schweiz ist das Wort fuchten als Synonym für
„zanken, streiten“ bekannt. Die grundsätzliche
Bedeutung ist also „zornig, kämpfen, streiten“. Wer
mit den Armen herumfuchtelt ist also „zornig,
streitsüchtig oder kampfeslustig“.

107. Fuder, das Hohlmaß für Wein; die Ladung eines großen HW
Wagens mit landwirtschaftl. Gütern; Gewichtsmaß
für Salz

108. Fülle, die „Das Vollsein, gewaltige Menge, Überfluß“, d.h. das HW
reichliche Vorhandensein von etwas ohne
Rücksicht auf den Verbrauch, wenn man von etwas
mehr hat als man verbrauchen kann, wofür auch
die Redensart „in Hülle und Fülle“ bekannt ist. In
geistiger Hinsicht hat dieses Wort eine noch viel
tiefere, spirituelle Bedeutung:
„Die Fülle des Herzens, der Zustand desselben, da
es voll Empfindungen ist. Mein Herz ist voll, es
kann seine Fülle nicht mehr fassen. Sich seinem
Freunde mit Fülle des Herzens entdecken.“
(aus: „Grammatisch-kritisches Wörterbuch der
Hochdeutschen Mundart“)

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109. Füllhorn, das Zusammensetzung aus dem Wort Fülle und dem HW
Wort Horn, damit ist ein befüllbares Gefäß aus
einem Horn gemeint. Die einstige Bedeutung
beschreibt ein „in den schönsten Künsten, ein mit
Blumen, Früchten und anderen Bedürfnissen
gefülltes, gewundenes Horn, welches schon von
Alters her ein Zeichen des Wohlstandes und
Überflußes ist“.
Der Spruch „Das Füllhorn über jemandem
ausgießen“ wird in der heutigen Zeit oftmals
negativ verwendet, vor allem im politischen
Bereich, in Bezug auf ungerechtfertigt hohe
Zuwendungen oder besondere Vergünstigungen.

110. fürbaß Mhd. vürbaʒ, ahd. furbaʒ, „besser, mehr UW


vorwärts“, ahd. baʒ: „besser“; „besser, weiter fort,
voran“; aus „für“ und „baß“; Entschlossenheit
zeigen im Auftreten, entschlossen handeln;
zeitlich: „länger, künftig, weiterhin“, auch
„künftighin“; sich fürbaß wenden: sich
„anderwärts“ ausrichten; auch baß erstaunt sein:
„sehr, äußerst verwundert sein“ (baß als
Steigerungsform von wohl);:
fürbasserhin von nun an, künftig EW

111. fürderhin Fernerhin, weiter fort in die Zukunft, in posterum EW

112. Galan, der Pan. galán („Liebhaber“), franz. galant HW


(„zuvorkommend, amourös“); altfrz. galer („lustig
sein, feste feiern“); Bedeutung: Liebhaber, Buhle;
„herausgeputzter“ Mann, der sich mit besonderer
Zuvorkommenheit um seine „Auserwählte“
bemüht; siehe auch „galantes Liebesverhältnis“,
frz. galanterie („Aufmerksamkeit“)

113. Gedankengarten, der Gedanken sind wie ein Garten, den man pflegen HW
muß; Gedanken, die nicht fruchtbringend sind,
ersetzt man durch bewußte, liebevolle,
freudebringende Gedanken.

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114. gefällig Hat zwei Bedeutungsinhalte: EW VL


- zuvorkommend“, „hilfsbereit“, „zu einem
Gefallen, einer uneigennützigen Hilfeleistung gern
bereit“
- „gefallend“, „anziehend“, „ansprechend“,
„angenehm“ Die Herkunft des Wortes ist ahd.
gifellīg, „gelegen, geeignet, recht“ und mhd.
gevellec, gevellic, „angemessen, möglich, günstig,
gefallend“ (vgl. Digitales Wörterbuch der
deutschen Sprache).

115. gefällte Männer Im Kampf Gestorbene EW

116. „vor etwas gefeit sein“ Redewendung, „vor etwas geschützt, behütet sein, RW VL
unverwundbar sein“; es entstammt dem
Hauptwort Fei für Fee, die, Hauptwort, aus dem
das Wort (ge-)feien gebildet wird.

117. Gelahrtheit, die Nebenform von gelehrt, eine gelahrte Person HW

118. gemach Von althochdeutsch (ahd.) gimah: „passend, EW


geeignet, bequem“ (8. Jh.), mittelhochdeutsch
(mhd.) gemach: „bequem, ruhig, langsam“, im
Sinne von „was sich gut fügt, was zusammenpaßt“
– und gemächlich, EW, langsam, ruhig, behaglich
oder „behutsam, vorsichtig,
gemütlich“, althochdeutsch gimahlīh: „bequem“
(11. Jh.), frühneuhochdeutsch (frühnhd., 14.-17.
siehe auch Jhd.) auch gleichbedeutend mit „allmählich”
Gemächlichkeit, die (16. Jh.), für Bummelei, Gelassenheit, HW
Gemütlichkeit, Trödelei, oder
Gemach, das Wohnraum, Zimmer, ahd. gimah, als HW: „Vorteil, HW
Bequemlichkeit, Annehmlichkeit“ (9. Jh.),
mhd. gemach, übertragen: „Ort, wo man Ruhe und
Bequemlichkeit findet, Zimmer, Wohnung“, „wo
man sich pflegt“, Substantivierung des EWs (s. o.)
Alte Bedeutung „was sich gut fügt“ ist noch in der
Verneinung, für „Unruhe, Unbehagen, Verdruß,
Ungemach, das Kummer, Leid“, mhd. ungemach, bewahrt; vgl. HW
ahd. ungimah, EW unpassend (8. Jh.)

119. Gemach, das Zimmer, vornehmer Wohnraum HW

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120. Gemächt, das Äußere männliche Genitalien, Ursprung ist das HW
ahd. gimaht f. (9. Jh.), das überwiegend in der
Einzahl gimahti verwendet wurde (bis ins mhd.
und nhd.): „Zeugungskraft (des Mannes)“, mhd.
gemacht, asächs. gimaht, mnd. gemacht,
gemechte, mnl. gemachte: Ableitung von Macht.
Weitere mögliche Bedeutungen von Gemächt
(Quelle: wortbedeutung.info): weibliche
Geschlechtsorgane, Gatten, Paar, Wesen,
Geschöpf, Testament, Morgengabe, Vertrag,
Abkommen, Vereinbarung, Verabredung,
Zusammenrottung, Aufruhr

121. gemeinbar Gemeinschaftlich, gemeinsam, wohl bereits nach EW


dem 17. Jhd. aus dem Sprachwortschatz der
Deutschen verschwunden. Es wurde letztmalig in
Kaspar von Stielers Werk „Der Deutschen Sprache
Stammbaum und Fortwachs, oder Teutscher
Sprachschatz…“ von 1691 aufgeführt.
Wort auf der Herzensebene, gefühlt und in
Bedeutung von „die Kraft im Miteinander, in der
bedeutungsgleich mit Gemeinschaft“.
gemeinschaftlich Zu einer Gemeinschaft gehörig, gemeinsam, EW
miteinander, zusammen, eine Gemeinschaft
betreffend“; aber auch gemeinsam, EW, „für
mehrere in gleicher Weise geltend,
gemeinschaftlich, miteinander,
zusammengehörend, mehreren zugleich
gehörend“. Eine Verbindung aus gemein (EW), ein
altes edles Wort, das seiner Bedeutung u.a.
entlehnt wurde, urspr. „gemeinschaftlich,
allgemein, gemeinsam“, aber auch „niederträchtig,
unanständig, niedrig gesinnt, unfein abwertend
vulgär, in Kindersprache „fies, schofel“; ahd.
gimeini: „zuteil geworden, zugleich, bestimmt,
gemeinschaftlich, allgemein, gemeinsam,
übereinstimmend“ (8. Jh.), mhd. gemein(e):
„gemeinschaftlich, bekannt, allgemein,
zusammengehörig, vertraut, für alle eingerichtet,
gewöhnlich, niedrig, zur Masse gehörig“;

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bar Im übertragenen Sinn: bloß, nichts als, ohne etwas, EW
nackt, unbedeckt, z.B. Geld: „unmittelbar
verfügbar“, ahd. und mhd. bar (10. Jh.): „nichts als,
offen daliegend, offen vor Augen liegend, frei von,
nackt, bloß, unverhüllt, ohne etwas, rein“.

122. Gemüt, das Ahd. gimuati, mhd. gemüete, mnd. Gemôde; HW


Gesamtheit der Empfindungen und Gedanken
eines Menschen; sein Charakter und Wesen; der
Mensch als Ganzheit; verwendbar für „Seele,
Psyche, Herz; Gefühl, Empfindung, Stimmung;
Mut“; geistige und seelische Verfassung des
Menschen: nhd. z.B. ein ängstiges gemüth:
„ängstliche stimmung,

Gemütsverfassung, die Etwas get jm. zu gemüt: etw. geht jm. zu Herzen HW
auch: Geist, Ansicht, Meinung, Gesinnung; Absicht,
Streben, Neigung: jm. etw. zu gemüte füren – „jm.
etwas erzählen, mitteilen“; des gemüts sein: „die
Absicht haben“; gutes gemüthe für „wohlwollen,
gute Gesinnung gegen jemand“;
Gegensatz: „der Leib“, für „Leib und Seele“ auch
„Leib und Gemüt“

123. gernschön Schön sein wollen UW

124. geschleckig Leckerhaft, naschhaft EW

125. Geschmeide, das Früher: verschiedene Metalle wie Gold, Silber, HW


Kupfer; später: kleine Metallwaren, edler Schmuck

126. Geschick, das Mhd. geschicke, „Begebenheit, Ordnung, HW VL


Anordnung, Benehmen“; abstammend von dem
Tätigkeitswort schicken, im Sinne von „ordnen,
fügen“, d.h. Veränderung eines Zustandes, „eine
Sache schickt sich zu einer gewissen
Veränderung“; auch in der Bedeutung von
Verhältnismäßigkeiten, „es hat weder Art noch
Geschick“; etwas wieder „in Ordnung bringen“ –
etwas „wieder ins Geschick bringen“; Wege zur
Veränderung auch von Menschen während ihres
Lebens, d.h. fähig zum Wandel sein: „sie sind zu
Veränderungen

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geschickt also sie sind fähig, sich zu verändern; „Fähigkeit, EW
etwas in rechter Weise zu tun“; geschickt auch als
Ableitung
schicken Jemanden „absenden, abbestellen, etwas zu TW
erledigen“; jemanden „auserwählen, zu etwas
bestimmen“; dazu die vielleicht eher noch heute
bekannte einzige Bedeutung von „eine Sache mit
Leichtigkeit vollbringen“, wenn wir davon
sprechen, daß jemand „viel Geschick“ hat oder
etwas geschickt macht (Eigenschaftswort); eine
„geschickte Sache“, also eine fähige, nützliche oder
tüchtige Sache, die jemanden voranbringt und sich
(ge)schicklich als wertvoll erweist; als „geziemend, EW
passend“;unbekannt auch in der Formulierung
„Geschick zur Musik oder zur Dichtkunst“; jemand,
der sich untüchtig anstellt: „jemand hat zu keiner
siehe auch Sache Geschick“;
Geschicklichkeit, die „Gewandtheit, Fertigkeit, Begabung“, nötige HW
Leichtigkeit, etwas fertigzubringen,
„Geschicklichkeit des Leibes“, also die Fähigkeit,
sich mit Leichtigkeit zu bewegen; so auch „die
Geschicklichkeit des Verstandes“;
Geschick trug nhd. nur den verengten Sinn im
Hinblick auf „die Geschicke der Welt“, „die
Anordnung der menschlichen Begebenheiten“,
hierbei „herrührend von einem höheren Wesen
und nicht in unserem freien Willen gegründet“;
siehe auch Verwandtschaft zu Schicksal, das,
Hauptwort, und
Schickung, die „es ist ein Geschick Gottes“, „mein Geschick hat es HW
so vorgesehen“ oder „er kam, ich weiß nicht durch
welches Geschick, gerade zu rechter Zeit“; hier
auch Geschick nicht ausschließlich als Fertigkeit,
sondern glückliche Fügung, „jemand hat
außerordentliches Geschick“, wenn ihm
siehe dazu das Gegenteil außerordentlich gute Begebenheiten zustoßen
Mißgeschick, das für „Unglück“. HW

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127. geschwind(e) Mhd. geswinde bedeutet ursprünglich „ungestüm, EW
heftig, kräftig“, aber auch „plötzlich, jäh,
unvermutet“ sowie „rasch entschlossen,
schlagfertig, behende in Gedanken, gewandt,
klug“. Das Wort entstammt lt. Grimms Wörterbuch
dem Kriegerleben und hat eine Reihe verwandter
Begriffe durchlaufen bis hin zur Bedeutung der
schnellen Bewegung.

128. Gesittung, die Mdh. gesitet, ahd. gesit: „geartet“; Zustand des HW
„Gesittetseins“, „gesittetes Wesen, zivilisiertes
Verhalten“, „Kultiviertheit“ oder „Anstand, Bildung,
Geist, Höflichkeit“; auch „Moral, (sittliche) Haltung,
sittliches Empfinden und Verhalten“, „Sittlichkeit“;
somit Bezeichnung auch für die „Zivilisation“ einer
Gesellschaft, d.h. für das durch die Erziehung und
Bildung geprägte Verhalten: „die Gesittung eines
Volkes“; siehe auch „Menschen der gleichen
Gesittung“.

129. Gesorge, das Fortgesetztes Sorgen, ein „ewiges Gesorge für das HW
Seelenheil"

130. gespöttsweise Spottweise, spöttelnd EW

131. getröst Zu mhd. getrœsten, mnd. getrȫsten, „trösten, EW VL


zuversichtlich machen, ermutigen“ für jemanden,
der Hilfe und Beistand leistet oder einen
zuversichtlichen Menschen; „mit Zuversicht, in der
Zuversicht gegründet“; „getrost zu jm. gehen“,
„getrost streiten“; „fordert nur getrost von mir
Morgengabe und Geschenke“; auch „der getroste
Muth / mit getrostem Muthe“, in der Bedeutung
„die Fertigkeit, einer Gefahr mit Zuversicht
entgegenzugehen“; zur Bezeichnung von
jemandem (in Eigenschaftswörtern): „der
sanftmüthige, der getroste, der liebreiche“; dazu
als Aufruf: „Getrost!“, ein gewöhnliches
Aufmunterungswort im Sinne von „seien wir
hoffnungsvoll, guten Mutes, voll Zutrauen (auf
günstige Fügung und Entwicklung im Vertrauen auf
Gott)“

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35

getrost siehe dazu auch die etymologische Verwandtschaft TW


mit trösten, und mit „getreu, trauen, getrauen“;
getrost beinhaltet die Bedeutungsebene
„vertrauensvoll“, von der sich wiederum die
Sonderbedeutung „furchtlos“ ableitet („getröstet,
ermutigt“) und zusätzlichen, Zuversicht stiftenden
ebenso verwandt Sinn verleiht;
Trost, der „Hilfe, Schutz, Zuversicht, Vertrauen“, „Vertrag, HW
Bündnis“, mit der Bedeutung „wozu man Vertrauen
hat“, das „sicher, stark und fest“ ist; so davon auch
die Bedeutungsableitung zu getrost: „mit
Vertrauen versehen“. Weitere Herleitungen aus
dem Frühneuhochdeutschen: „vertrauensvoll in
Erwartung von Künftigem, fest, sicher im Glauben
oder in einer weltbezüglichen Erwartung“, mit der
bereits erwähnten Verbindung von getrost zu
„mutig, furchtlos, beherzt, starkmütig, unverzagt“,
wie in „die getroste Hoffnung“, „die getroste
Zuversicht“; auch im Herzen „freudig, wohlgemut,
frohgemut“ sein; ebenso getröstet sein im Sinne
des eigenen guten Zuredens bei innerer Einkehr:
„getröstet, beruhigt“, wie in „schmerzlich trat ich
herein, getrost entfern’ ich mich wieder“; so auch
„gelassen, innerlich ruhig, friedvoll“, „ohne
Bedenken“;

132. geuden Den Mund vollnehmen, verwandt mit dem TW


althochdeutschen gwon, mittelhochdeutsch
giuden (prahlen) hängt im Sinne von den Mund
aufreißen mit dem dt. gähnen zusammen;
abgeleitete Bildungen geudel, geuder, geudig,
geudung. Ursprünglich stand die Rede als
Ausdrucksmittel der Prahlsucht im Vordergrund
des Bedeutungsgehaltes, und von hier aus erklärt
sich auch die Verwandtschaft mit greuen, gienen,
gähnen.

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133. Gewahrsein, das Dieses Wort ist besonders interessant, besteht es HW VD
doch aus drei Teilen: Ge-Wahr-Sein.
Dies wahrnehmend bekommt man eine Ahnung
von der tieferen, weitergehenden Bedeutung: „Ich
bin das Gewahrsein“– heißt: „ich bin der unendlich
weite Bewußtseinsraum“, der weniger definiert ist
als das „Bewußtsein“.Hier berühren wir etwas, das
wir noch nicht wirklich kennen, es ist noch nicht
Teil unserer „bewußten“ Erfahrung. Zukünftiges
klopft an die Türe! „Wir sind das Gewahrsein“ und
werden dies mehr und mehr erleben, je mehr wir
uns innerlich erweitern und entwickeln, öffnen
und letztendlich mit dem „Erwachen“ oder der
„Erleuchtung“ beschenken lassen.
Unser Leben ändert sich, weil wir uns ändern, weil
wir bereit sind, uns selbst „wahr-zu-nehmen“, uns
zu erweitern, zu wachsen und uns beschenken zu
lassen. Unser Bewußtsein wächst mit der Sprache:
Deshalb ist es äußerst wichtig, diese Worte, die
unsere deutsche Sprache uns anbietet, wieder mit
Leben zu erfüllen.
Die eher alltägliche Ebene dieses Wortes: Ich
„gewahre“ dies oder jenes, ich „bin mir gewahr“,
im Sinn von: ich „sehe“ und „nehme wahr“.
Auch hier gibt es einen – allerdings eher
verborgenen – Aspekt des Wortes, der darauf
verweist, daß hier etwas aus dem Unbewußten ins
Bewußte geholt wird und „wahr wird“ –
„ge-wahr-sein“.
Wenn ich es „ge-wahre“ wird es „wahr sein“.

Wir wollen diese neuen Zustände in Worte fassen


– und Worte wie Gewahrsein unterstützen uns in
unserem Bemühen. Denn interessanterweise
„weiß“ unser Unbewußtes genau, was mit diesem
Wort gemeint ist. Die „verlorenen Worte“ sind
immer noch da, sie sind nicht vergessen, nur
verdrängt. Vom „Un-Bewußten“ können wir sie
wieder ins Bewußtsein holen – welch
schöpferischer Akt!

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134. Gewand, das Ahd. giwant, mhd. gewant, das Gewendete, das HW
gefaltete Tuch, belegt seit dem Jahr 1000: Kleider,
aber auch prächtige Kleidung zu besonderem
Anlass.
Gewandhaus, das Innungshaus der Leipziger Tuchmacher HW

135. gewärtig Gefaßt, erwartend, „die Erfüllung eines TW


gewärtigen bestimmten Anspruchs erwarten“, „auf etwas
gefasst sein“, mhd. gewertec: „achthabend,
dienstbereit“; Ableitung von einem im nhd.
untergegangenen TW ahd. giwartēn (9. Jh.), mhd.
gewarten: „schauend beobachten, sich
bereithalten“; oder auch warten, „auf etw. gefaßt
sein“ (16. Jh.), geläufig erst seit dem 18. Jh.

136. Gidolen, die Geduld HW VL


Im heutigen Sprachgebrauch vorrangig genutzt HW
Geduld, die
Ausharren, Langmut TW
gedulden
TW
geduldig germ., mhd., erdulden, aushalten, dulden, sind die
EW
dolen, doln germ. und im Deutschen verlorengegangenen
Wurzeln für mhd., ahd., TW und
TW
ahd.
HW
dulten Es besteht eine Verwandtschaft zu dem lat.
Gidult, die Fremdwort tolerare für tolerieren, ertragen
welches von den Wörtern tholian, altsächs.,polian,
angls., thola, anord.,pulan/pulaida, got.,teka, idg.,
alle mit der Bedeutung „ertragen“, abgeleitet
wurde. Spätere Formen sind
Leid auf sich nehmen, nachsichtig gelten lassen,
dulden TW
ohne Widerspruch zulassen.
erdulden TW
Im „Etymologischen Wörterbuch der deutschen
Sprache“ von Friedrich Kluge findet man unter
dulden weitere germ. Ursprünge: thuldjian,
thultjan mit der Bedeutung „Geduld haben“ sowie
thuldi und gathuldi.
Im „Chronologischen Wörterbuch des deutschen
Wortschatzes, 8.Jhd“ von E. Seebold findet man
dolentlih EW
leidend
ungidolentlih EW
unerträglich
ebandolen TW
Mitleid haben
Im Wörterbuch von Johann Spreng ist Geduld, die,
folgendermaßen erklärt: „Zulassung, Nachsicht, da
man mit gutem Willen und Wissen etwas

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geschehen läßt, Stillstand“.
So scheint die Gidolen, „die Geduld“, und dolen,
„etwas erdulden“, eine gewünschte, gern
gesehene Eigenschaft zu sein. Doch wird bei all
den Worterklärungen auch sehr deutlich, daß bei
einem Übermaß an Gidolen das Maß der
Erträglichkeit schnell überschritten werden kann.
Dies wirkt sich schädlich für den Menschen und
auf seine Umgebung aus, indem es in Wut oder
Krankheit ausarten kann. Nicht für umsonst heißt
es mundartlich „Ein gesundes Maß an Geduld“. Wir
alle müssen uns tagtäglich in Geduld üben. Achten
wir dabei auf uns und unsere Mitmenschen, so
daß wir in unserer Mitte bleiben können.

137. gewunden Ableitung von EW


winden und TW
gewinden „etwas drehen, wickeln“, „jmd. etwas durch
kreisende Bewegung aus der Hand (gewaltsam)
nehmen, wegnehmen“, „sich bewegen, sich
drehen“, „ausweichen, sich um eine angemessene
Antwort drücken“, mhd. winden, ahd. wintan, ger.
Wenda.
Weitere Bedeutung von gewunden, „verstärktes
wunden“, in der Bedeutung von
verwunden „verletzen“ (besonders durch Waffen), mhd. TW
verwunden; vgl. ahd. wuntōn, „verwunden“ (8. Jh.),
mhd. wunden, nhd. wunden (dichterisch noch im
19. Jh.).
Gewundenheit, die Wie „Geschraubtheit“: „[…] hier die volle und HW
offene Entschiedenheit der Ablehnung und dort
die zagende […] diplomatische Gewundenheit, die
den Glauben erwecken muss, als gereute es in
zwischen den Minister seiner früheren bestimmten
Stellungnahme“ („Berliner neueste Nachrichten“, 2.
April 1896).

138. Gezelt, das Bedeutet „kurzzeitige Behausung“, „bewegliche HW


Unterkunft“, „Zelt“ oder „Zeltlager“. In der
Dichtung wird „Gezelt“ gerne in Bezug auf den
Himmel, also ein Himmelszelt, verwendet.

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139. Gift, die Ahd.: „etwas, das man jemandem gibt“, „Gabe, HW VD
Unterstützung, Geschenk, Eingebung,
Barmherzigkeit“.
Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Gift gilt
in der deutschen Sprache als veraltet: Als TW gift
stammte es von „haben“ ab und wurde auch für
Begriffe wie „begütert, reich, wohlhabend“
genutzt. Worte wie
Gifter, der der Gebende HW
begiften begeben, beschenken sind ebenso veraltet. TW
In dem heute noch gebräuchlichen Wort
ist es uns erhalten geblieben:

Mitgift, die Es kann für alles eingesetzt werden, was HW


„(jemandem etwas) mitgeben“, „jemandem etwas
oder eine Eigenschaft mit auf den Lebensweg
geben“ in seiner Bedeutung enthält.
Interessant an diesem Wort ist die Tatsache, dass
es heute noch im englischen Sprachraum in diesem
Sinne vorhanden ist und dort die ursprüngliche
ahd. Bedeutung von „Geschenk, Gabe“ hat.
ahd. medizinisch-wissenschaftlicher Begriff für
Natürlicher oder künstlicher Stoff, der bei der
Gift, das Einnahme eine schädliche bis tödliche Wirkung HW
hat. Dies ist die heutige noch einzige gebräuchliche
Bedeutung für das Wort Gift, welche damals auch
zeitgleich mit der ursprünglichen Bezeichnung für
„Gabe“ genutzt wurde.

140. Glänzen, das hehre Überwältigendes, unglaubliches Strahlen oder HW


Glitzern

141. gleisnerisch Heuchlerisch, falsch; seine wahren Absichten EW


verbergend; auch zur Charakterisierung „bigotten
Verhaltens“; von mittelhochdeutsch glisnere
(glīsenære, „Heuchler“), und mhd. gelîchesen
(„heucheln“); von gleichsnen bzw. gleissen
(„glänzen, strahlen, leuchten, hell scheinen; oft im
übertragenen Sinne von Gegenständen oder
Personen gesagt, deren Erscheinung / Wirkung mit
einer Lichterscheinung verglichen wird: „glänzend
erscheinen, äußeren, falschen Glanz ausstrahlen,
blenden“); „heucheln, gleisnerisch handeln“, d.h.

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auch „mit betrügerischer Absicht, schmeichelnd,


siehe auch schöntuerisch, falsch reden“
Gleisner, der Person, die eine Meinung oder Einstellung nur HW
vortäuscht, aber nicht wirklich vertritt oder die zur
Erreichung von Anerkennung oder von Vorteilen
falsche Tatsachen, besondere Fähigkeiten und
Qualitäten (u.a. Gelehrsamkeit, vor allem:
Frömmigkeit) vortäuscht oder suggeriert;
siehe auch Schmeichler, Blender, Gaukler, Heuchler
Gleisnerei, die Heuchelei, „falsche, heuchlerische Tat“. HW

142. glan Nett, rein, glänzend, hell; auch dünne, „lucker“ EW VL


(mhd. „luckern“ (14. Jh.), nhd. „lockern,
vermindern, locken“),
„schwammicht“ (auch „schwämmicht“, Stieler
1953; „schwammigt vom leder, das zu lange in der
gare gelegen hat und zu weich geworden ist“ (nach
Jacobsson)
auch
gelan Gelassen (nach J. J. Spreng); lt. Nikolaus Sparschuh EW
(„Berichtigungen zu Grimms Geschichte“)

glain Rein, heilig, durchscheinend, hell, glänzend; daher EW


glain nod als ein ausgezeichneter Edelstein, Kleinod; HW
glan rein glanau, reinigen; TW
glesin Gläsern und EW
glas Bernstein (Seebold, 8. Jh.). HW
Weiter sind folgende Formen und Bedeutungen
bekannt:
glaine Das keltische Wort glain für Kristall, Glas, Klarheit, EW
ebenso proto-keltisch glani als Quelle von glân,
„sauber“, vgl. altirisch glain, irisch gloine, „Glas“.

Glain, das Bei den Kelten gibt es ein Ei mit dem Namen Glain, HW
welches den „Ursprung des Kosmos“ verkörpert.
Nach der walisischen Herkunft bedeutet der Name
Glain „Juwel“ und ist ein Mädchenname. In Bayern
finden wir den rechten Nebenfluß der Nahe, die
Glan. Das Glanrind ist eine seltene traditionelle
Hausrinder-Rasse, welche in Rheinland-Pfalz
beheimatet ist.

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143. Glaubensmut, der „Mut zum Glauben“, „aus religiöser Überzeugung HW VL
entspringende Kühnheit“, „durch den Glauben
gestärkter Mut“, „Lebenszuversicht,
Weltvertrauen“; „erwachsen aus dem Empfinden
und Bewußtsein eigener Geborgenheit und
eigenen Stellenwerts im kosmischen Ganzen“;den
Ursprung des Wortes Glauben finden wir im
althochdeutschen Wort loub, vorrangig mit der
Vorsilbe gi- oder ge-, siehe gilouben, gelouben, mit
der Bedeutung „glauben, gutheißen, sich etwas
lieb und vertraut machen“.
Mhd., ahd., muot, „Sinn, Geist, Gemüt“, asächs.
Mut, der HW
môd, „Gemüt, Inneres, Herz, Mut“, angls. mód,
„Geist, Gemüt, Herz, Eifer“, got. môds, „Zorn,
starke Seelenstimmung, heftige Erregung“;
Grundbegriff des gemeingerm. Stammes môda,
dessen Ursprung über das Germanische hinaus
nicht mit Sicherheit zu verfolgen ist. Siehe auch
Langmut

144. glimmrig Leicht glänzend, schimmernd EW

145. Glimpfwort, das Rechtfertigung für eine Sache HW

146. Gnade, die Ahd. gi-nâda mhd. genâde, gnâde: „Gunst, guter HW
Wille, Freude“, auch ursprünglich „Ruhe, Frieden“,
„Bequemlichkeit“, „Hilfe, Demut, Dankbarkeit“
oder „Nutzen, Schutz, Sorgfalt“; gerade im Sinne
des Mhd. „des Sichniederlassen, um auszuruhen,
ruhige Lage, Glück-(Seligkeit)“ (vgl. spätmhd. diu
sunne gēt ze genāden: „die Sonne geht zu
Gnaden“, „geht unter, begibt sich zur Ruhe“) als
abstammend von nahe(n), neigen (Neigung), so
auch als Neigung, jemanden „Wohltaten zu
erweisen“, „Geneigtheit,
Gewogenheit,Freundschaft ohne Unterschied des
Standes“;
„Gottes Hilfe, Huld, (göttliches) Erbarmen“,
bezeichnet auch das „Wohlwollen“ im Umgang
miteinander oder die jedem möglicherweise
widerfahrende „Gunst“; „verzeihende Güte,
siehe auch Nachsicht, Schonung“, auf die jmd. angewiesen ist;

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Gnadenreich Gottes Das gesegnete Gottesreich oder HW
Gnadenbrot, das aus Barmherzigkeit, Dankbarkeit für geleistete HW
Dienste im Alter gewährter Unterhalt.
Auch im Sinne von „huldvolles Zugeneigtsein“;
ferner vgl. Redewendungen wie mhd. gnāde gēt
vür daʒ reht:
Gnade vor Recht sich auf Gnade und Ungnade ergeben: „sich
bedingungslos ausliefern“ (15. Jh.); die Gnade
haben („geruhen“) etw. zu tun (18.Jh.)
gnädig sein zu Gnaden halten (18. Jh.)
Gnade ergehen lassen Nachsicht üben (19. Jh.).

147. gnadenreich Gesegnet, voller Gnade, nachsichtig sein EW

148. Gottseibeiuns, der Veraltet, wenn man vom Teufel spricht. HW

149. gottsmillionisch Überaus, extrem EW

150. Grabennatzer, der Beschreibung für einen Knaben oder ein Mädchen, HW
das im „Graben“ (Bett der Eltern) natzt, also
schläft.

151. gramdurchfurcht Zielt auf die sichtbare Auswirkung des Grams, EW


seine Spuren in Gesicht, Erscheinung und Haltung
des Menschen. Gern mit Anspielung darauf, daß
der Gram als ein schleichender, zehrender Zustand
das Leben verkürzt und die Lebenskraft schwächt.
Gram , die Trauer, Kummer und Schmerz als schleichender, HW
andauernder Gemütszustand hochgradiger
Betrübtheit, seit dem 17. Jhd. als vorherrschende
Bedeutung des Wortes

152. gramumwölkt Von Traurigkeit wie von einer Wolke umgeben. EW

153. grienen Spöttisch, höhnisch lächeln TW

154. Grimm, der HW


Ingrimm, der Mhd. grim, mnd. grimme, bedeutet „Wildheit, HW
Zorn, heftige Wut“. Bei Ingrimm ist die Präposition
„in“ als Ausdruck für die zeitliche und räumliche
Lage vorangestellt. „In“ ist häufig erstes Glied von
Zusammensetzungen, wie bei „Inbrunst“,
„Ingrimm“, „Insasse;

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oder auch
grimmig „von Grimm erfüllt“, „grausam“, „zornig“, EW
ingrimmig „wütend“, „tobend“.  Verwendungsbeispiele sind: EW
„grimmiger Schlachtruf“, „grimmige Blicke“, „er
sah ihn mit ingrimmiger Wut an“, „grimmig zogen
sie zum Kampf“;
„Wütend, wild, schrecklich, grollend, brummig“. Es
grimm besteht wohl eine Verwandtschaft zur EW
lautnachahmenden indogermanischen Wurzel
ghrem für „knirschen, dröhnen, knarren“
„Mit den Zähnen knirschen“, „Schmerzen
grimmen verursachen“, „brüllen“, oder auch ergrimmen, TW
Tätigkeitswort, „zornig werden“, „jemanden zornig
machen“.
„Bauchgrimmen haben“ ist eine heute noch
übliche Verwendung von grimmen und steht für
„Bauchschmerzen haben“, auch im übertragenen
Sinne für „Unbehagen empfinden“.

155. grimmschnaubend Vor Wut bebend, was sich in der Sprachäußerung


widerspiegelt

156. Grüne Minna, die Fahrzeug der Polizei zum Gefangenentransport, in HW


der zweiten Hälfte des 19. Jhd. von Pferden
gezogener, grüner Gefangenentransportwagen

157. gut In ein Gefüge passend EW


Abstammung vom ahd. Wort guat. Die moralische
Bedeutung, welche die Kirche dem Wort gab, hat
nichts mehr mit seinem ursprünglichen Sinn zu tun

böse aufgeblasen, geschwollen, Herleitung vom ahd. EW


Bōsi. Etwas Aufgeblasenes passt natürlich auch
nicht mehr ins Gefüge. Wir benutzen sie täglich –
und doch wissen die wenigsten von uns um ihre
ursprüngliche Bedeutung. Wir vermuten: Viele
Worte sind der deutschen Sprache in ihrer tief
spürbaren Klarheit verlorengegangen, weil ihre
Bedeutung verdreht und verändert wurde.
schlecht Von ahd. sleht, ursprünglich bedeutete es glatt, EW
eben; schleichen, leitet seinen Sinn ab von leise
gleitend gehen; Bedeutungswandel über die
spätmittel- hochdt. Bedeutung einfach, schlicht

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158. Gutdünken, das Beurteilung von etwas, das ratsam, richtig, HW
erstrebenswert scheint

159. habig, häbig Zusammenhalten, haltend, beständig; so ist in der EW VD


Gegend um Ulm der Sprachgebrauch für etwas
„Dauerhaftes“ mit dem Wort häbig bekannt; es
kann aber auch mit der Bedeutung für „karg, zäh,
sparsam, engherzig, unfruchtbar und geizig“
gefunden werden;

unhäbig, ungehäbig Im Bayrischen als unbeständig, böse, ungestüm, EW


zudringlich, nicht zu halten bekannt.
Im Sinne der ursprünglichen Wortabstammung
vom Wort „haben“ kann es auch mit der
Bedeutung wie reich, geldreich, wohlhabend und
begütert genutzt werden

160. Haderlump, der Stoffetzen (15. Jh.), auch Lumpensammler, HW


Haderlumpen, der zerschlissen gekleideter Mensch,
Schimpfwort für „Landstreicher, Gauner“
Hader, der Lumpen, Lappen (10. Jhd.), ahd. hadara , mhd. HW
hader „zerrissenes Stück Zeug, Lumpen, Lappen“,
mit Nachsilbe „l“ mhd. hadel „zerrissenes Stück
Zeug“;

Lump, der Gesinnungsloser Mensch, Gauner, Landstreicher“, HW


auch „Mensch in schlechter, zerschlissener
Kleidung“ (17. Jh.), gelegentlich „Lumpe“ (18. Jh.),
Redewendung „sich nicht lumpen lassen“: „sich
großzügig, freigebig zeigen“; „sich nicht für einen
Lump halten lassen“, „sich nicht einen Lump
dazu auch nennen lassen“,
lumpen Schlaff herabhängen, verlottert leben EW
Lumperei, die Betrügerei, üble Handlungsweise (16. Jhd.), HW
armselige Nichtigkeit (18. Jhd.).

161. hagebüchen Derb, grob, knorrig oder steif“, mhd. hagenbüechīn EW


(„aus Hagebuchenholz bestehend, nach dem sehr
knorrigen Wuchse der Hagebuche“), ab dem 18.
Jhd. Hanebüchen

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162. Hagestolz, der Kauziger, älterer Junggeselle; Junggeselle aus HW


Überzeugung oder Sonderling (Übersetzung im
derzeitigen Sprachgebrauch: „Single“);
Zusammensetzung aus althochdeutsch Hag
(„kleines, umfriedetes Gut“) und -stalt (besitzend):
immer der älteste Sohn bekam das Erbgut,
die jüngeren Söhne wurden nur mit Nebengütern
bedacht – doch diese Nebengüter waren oft so
klein, daß sie ihre Familien damit nicht ernähren
konnten; so musste der Besitzer eines solchen
Gutes unverheiratet bleiben.
Ein Hagestolz kann auch „ehescheu“ (ein sog.
„Misogamist“) sein und der Ehe ganz und gar
abgeneigt.

Hagestolzenalter, Der Begriff setzt sich aus hag („ein mit Hecke
hagestolzeneiland umfriedeter Bereich“) und mittelhochdeutsch stalt
hagestolzenkram, („stolz“) zusammen (nicht zu übersetzen mit
hagestolzenrecht, die „hochmütig“, sondern mit „Gestalt“).
Hagestolzenwirthschaft

163. Hahnrei, der Ehemann, der von seiner Frau mit einem anderen HW
Mann betrogen wird

164. Halunke, der Früher auch Holunke, gebräuchlich seit dem 16. HW
Jh., von böhm./tschech. holomek: nackter Bettler,
Wicht, Nichtswürdiger, im Sinne von
„verkommener Mensch“ herzuleiten, auch von
böhm. holý: „nackt, kahl, bloß, arm“ (bezeugt „aus
einem Grenzgebiete deutscher und slavischer
Sprache“); „Übeltäter, Tunichtgut“, bezogen auf
„sittliche Verwilderung“; „Taugenichts, Gauner,
Betrüger“; „herumlärmender Gassenjunge“
(Pommern); ursprüngl.: „(bewaffneter)
Amtsdiener, Henkersknecht“; daneben auch omd.
(obsächs.) holunke: „Stadtdiener, Troßbube, Bote,
Heideläufer“ (um 1500); alsdann niedriges
Schimpfwort, um einen „nichtswürdigen, trägen,
mit Lumpen behangenen Menschen“ zu
bezeichnen; siehe auch andere Herleitung aus
wendisch holunk: „ein im Walde wohnender
Mensch, welcher bei der ehemaligen Verfassung in
der Oberlausitz auf den Schlössern die
siehe auch

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Halunkerei, die Nachtwachen verrichten musste“ (S. Kreysigs);
halunkig Schlechtigkeit HW
schuftig, andere gemein & hinterhältig schädigend EW

165. Händel, der Streit HW

166. Hanswurstiade, die Sich verhalten wie ein Hanswurst; HW


Literaturwissenschaft Hanswurst-Spiel, Possenspiel
mit Hanswurst in der Hauptrolle; Possenspiel des
18. Jahrhunderts, in dem Hanswurst die Hauptrolle
spielt; Scherz, (Spaß)macherei; Synonyme:
Bubenstreich, Bubenstück, (Dumme)jungenstreich,
Eulenspiegelei, Lausbüberei, Schabernack,
Schildbürgerstreich.

167. Harm, der Leid, Kummer, Kränkung; anhaltender Gram HW VL


ahd. harm, mhd. haram, ahd.
Leid, Schmerz, Kränkung, Kummer, Unglück,
Beleidigung, Zank, Streit, Verletzung, anhaltendes
Leid, Gram, Schmach, Verleumdung, Unrecht
Zur Herkunft des Wortes gibt es verschiedene
Erklärungen; das grammatisch-kritische
Wörterbuch nimmt auf das Wort „Gram“ Bezug.
Eine Verschiebung des Buchstabens „R“ im Wort
„Gram“ – was bei diesem Buchstaben nicht
ungewöhnlich ist – hat das Wort Harm
hervorgebracht. Im Herkunftswörterbuch finden
wir die Vermutung zur Verwandtschaft mit dem
russ. Sorom, „Schande“ und dem pers. Sarm,
„Scham“, welche auf das idg. Kormo-s, „Qual,
Schande, Schmach“ zurückgehen.

168. Hartmond, der Auch Hartung oder Hartmonat, mhd. hertemanot, HW


ahd. hertimanod, ist unser Januar. Das
althochdeutsche herti für „Härte, Stärke, Strenge“
(9. Jh.) steckt im Hartmond. Dies weist auf hartes
Eis, gefrorenen Boden hin, mit dem im Januar, also
im Hartmond, zu rechnen ist. So hart der Frost ist,
so versüßt er doch manche Früchte, z. B. werden
bittere Gerbstoffe in der Schlehe und im Sanddorn
bei Minusgraden abgebaut. Frühjahr Früchte
ansetzen zu können.

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169. Hasenbrot, das Belegtes Brot, das man für unterwegs HW
mitgenommen, jedoch nicht vollständig
aufgegessen hat; es wurde nie weggeworfen,
sondern am Abend von den Kindern verzehrt –
weil es schon etwas hart war, musste man länger
daran „mümmeln“

170. Hehre, die Erhabenheit, stolze Schönheit HW

171. hehren Ahd. hēr, das altsächsische hēr steht für alt, TW
ehrwürdig und geht auf das mittelhochdeutsche
hēr oder hēre für vornehm, heilig, stolz zurück.
Verwandt sind das mittelniederdeutsche hēr, das
mittelniederländische gheheer oder heer, das
altenglische hār für grauweiß, alt, das englische
hoar für grau, ehrwürdig und das altnordische
hārr für grau, welchen das germanische *haira-
mit der Bedeutung grauhaarig zugrunde liegt.
Im 18. Jhd. wurde hehr von Johann Christoph
Adelung als „völlig veraltet“ bezeichnet, aber in der
Folge gelangte es in der Dichtersprache wieder zu
einiger Verbreitung und wurde dann im 19.
Jahrhundert vermehrt zur Beschreibung der Natur
benutzt. Wörter, die sich ebenfalls von hēr
ableiten, sind Herr, herrlich, herrschen und
Herrschaft.

172. Heimat, die Früher auch in der Schreibweise Heimath, von HW HL


ahd. heimôti, mhd. heimôte und heimuote neben
heimôt und heimuot; „Ort, Gegend, Land“, „wo
man geboren ist, wo jemand zu Hause ist, sich
heimisch fühlt“ und „wo man aufwuchs“; „die
liebe, schöne Heimat“ oder „seine Heimat
verlieren“, „seine Heimat lieben, schützen,
verteidigen“; „Sehnsucht nach der Heimat“; auch
im übertragenen Sinne: „eine geistige Heimat
finden“, „in die ewige Heimat abberufen werden“
für „sterben“ (damit in einem sprachlichen Bild
ausgedrückt, das geistigen Frieden vermittelt);
Heimat als Bezeichnung für einen Ort, wo etwas
heimisch ist, also woher etwas stammt; damit verbundene EW
oder bedeutungsgleiche Wörter u.a. „Vaterland“,
„Heimatland“, „Geburtsland“, „Hauptstätte“;

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früher unter Verwendung auch des Begriffs
„jemandes heimische Scholle“ für Haus und Hof,
das eigene Zuhause, die eigene Wirkstätte – eben
die Heimat; so gilt die Heimat als der Ort, an dem
man sich wohlfühlt und an dem man zur Ruhe
kommen kann. Einstige Verwendungen auch in
Heimathaus, das als Bezeichnung für das elterliche Geburtshaus und HW
Heimstatt, die außerdem
Heimatgegend, die,
Heimathütte, die
siehe auch
heimatlich EW
„in der Heimat vorhanden“, „die Heimat
betreffend, zu ihr gehörend“, „ein heimatliches
Gefühl vermittelnd“; dazu der Ausdruck „der Klang
der Heimat“ für vertraute Geräusche oder Klänge
(auch sprachliche Ausdrucksweisen), die man der
eigenen Heimat zuordnet.

173. heischen Fordern, fragen, begehren, bitten, fordern, heißen TW


mhdt. „heischen“, „eischen“, in althochdeutsch
(ahd.) „eiscon“

174. Heit, der / die Ursprünglich ein selbständiges Wort. Im Mhd. HW


bedeutet es Person und wurde anfangs männlich,
später meist weiblich gebraucht. Auch in
Monseeischen Glossen wird Heit im Sinne von
„Person“ verwendet. Heutzutage ist Heit meist nur
noch als Endsilbe anzutreffen.

Heit, der Ahd., Geschlecht, Gestalt, Person, Wesen, HW


Beschaffenheit, Rang,
ahd. heit, Person, Sexus, Gestalt, Rang, (geistlicher)
Stand.

Im weiblichen Sinn mhd. heit,


Art und Weise, Beschaffenheit, Bedeutung
Angels. hád, hade, „Stand, Geschlecht, Art und
Weise, Eigenschaft“, got. haidus, „Art und Weise“.
In Übersetzungen des Isidor von Sevilla wird das
Wort Heit u. a. im Sinne von „Personen“ oder
„göttlichen Wesen“ eingesetzt.
Weitere Formen und Bedeutungen

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heiter ahd. heitar, heiter, hell, glänzend, EW
mhd. a.sächs. hêdar, angels. hádor, „heiter“. Der
Himmel ist heiter, nicht trübe. Im übertragenen
Sinne kann der Mensch ein heiteres Gemüt haben.
„Eine Tugend, welche ehedessen meine Tage
heiter wie die Tage des Frühlinges machte“ (aus:
Grammatisch-kritsches Wörterbuch der
Hochdeutschen Mundart), oder: „Ein trüber Tag,
den nur ein Irrwisch heitert.“ (Zeno.org)

-heit Die Nachsilbe -heit nutzen wir in unzähligen


Wortverbindungen, vor allen mit
Eigenschaftswörtern, aber auch mit Hauptwörtern,
in unserem täglichen Sprachgebrauch. Als
eigenständiges Wort (siehe oben) ist Heit unter
anderem schon im „Chronologischen Wörterbuch
des deutschen Wortschatzes“ (8. Jhd., von Elmar
Seebold) zu finden.
Die Wurzel des Wortes Heit liegt im
Indogermanischen, dort hat das daran angelehnte
EW kai die Bedeutung „hell, leuchtend“. Dadurch
sind verschieden Formen entstanden, wie die
gotische Silbe haidus, „Art und Weise“ oder die
angelsächsische Silbe hed, „Stand, Würde“. Daraus
hat sich im Althochdeutschen die Nachsilbe -heit
gebildet, die Wörter tragen, welche Eigenschaften,
Beschaffenheiten oder Art und Weisen bezeichnen.
Interessant an der neu entstandenen
Wortverbindung ist die Änderung des
Geschlechtes, von einem männlichen HW zu einer
in der Regel weiblichen Nachsilbe. Es gibt aber
auch Wortverbindungen, die eine
gemeinschaftliche Bedeutung haben,
beispielsweise Christenheit.
Durch ein Mißverständnis soll nach Jacob und
Wilhelm Grimm die Wortendung -keit entstanden
sein. Ursache hierfür waren EWe, die auf -ig
enden. Im Mhd. wurde aus dem g jedoch ein c, d, i
oder k. Das Wort Ewigkeit müßte somit die
Ewigheit, ahd. oder die Ewicheit, mhd., heißen.
Das so entstandene ch wurde aber wie ein k
ausgesprochen, somit entstand aus dem
Mißverständnis -cheit, die Nachsilbe -keit.

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50

Die Bedeutungen der Worte richten sich vorrangig


nach den vorangesetzten Eigenschaftsworten und
der entsprechenden Bedeutung der Nachsilbe.
Beispiele hierfür sind: Schönheit, „schöne
Beschaffenheit“, Vernarrtheit, „verliebter, leicht
närrischer Zustand“, Chancengleichheit, „eine Art
und Weise, die gleiche Möglichkeiten schafft“,
Klarheit, „eindeutige Beschaffenheit“, Wahrheit,
„wirklichkeitsgetreue Beschaffenheit“, Dummheit,
„eine Wesenheit, schwach an Verstand“, Gottheit,
„Schöpfernatur“.

175. hellwerbend Zusammensetzung: mit hellem Geräusch um EW


jemanden werbend, z.B. Balzgesang des
Amselmännchens

176. herfür Hervor, „die helle Sonn´ leucht´ jetzt herfür“, d.h. EW
ist aufgegangen

177. herzallerliebst Süß, herzig, wonnig TW

178. herzdurchglüht Herz und durchglüht, „von Herzen mit strahlender EW


Helle erfüllen“, „von Herzen erfüllt“, ergriffen, von
liebender Herzensglut durchflammt, durchdrungen
Herz, das Sitz der Seele, des Gemüts, des Verstandes“, aber HW
auch: „Antriebsorgan des Blutkreislaufs“, ahd.
herza (8. Jh.), mhd. herz(e),
herzen Ans Herz drücken, liebkosen (15. Jh.), mhd. Herzen: TW
„mit einem Herzen versehen, ein (mutiges) Herz
annehmen“,

beherzen Auch nhd. (älter) Mut fassen, zu Herzen nehmen, TW


ein Herz nehmen, mhd.: standhaft, mutig sein,
entschlossen,
beherzigen Mhd. beherzet TW
herzig Sich zu Herzen nehmen, beachten, bedenken EW
(15. Jh.); das Herz rührend, lieb, nett (16. Jh.)
durchglühen Durch und durch glühen, „strahlend hell glühen“, TW
„durchbrennen“, z.B. eine Glühlampe oder
Heizspirale; ein von der Sonne durchglühter
Himmel, oder Büsche, die durch die Sonne
blendend durchschienen werden, aber auch
Begeisterung, Dank und Freude durchglühten sie

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179. herzenschmelzend Herzen erweichend, rührend; hinschmachtend EW

180. herzenschön Von einer Schönheit, die das Herz bewegt TW

181. herzensleise Leise in das Herz rührende Art EW

182. Herzerbarmen, das Beschreibt in einer wundervollen Variante die HW


Barmherzigkeit, die Nächstenliebe, die Liebe in
ihrer reinsten und ehrlichsten Form. Im Gedicht
„Großmütterchen“ finden wir den Absatz:
„Und weinte ich zum Herzerbarmen,
So weinte sie erbarmend mit.“
Es drückt die innerste, tiefste Verbundenheit
zweier Wesenheiten aus, deren innerste Rührung,
Liebe, Zuneigung, die wir Menschen zu fühlen
imstande sind. Der Absatz enthält eine tiefe, enge,
vertrauliche Beschreibung dieses Gefühls, wie man
es schwer nachvollziehen kann, es sei denn, man
hat es selbst erlebt.
Wunderbare Wortschöpfung und ein sehr schönes
Beispiel für die Klarheit und Vielfältigkeit unserer
deutschen Sprache.

183. herzschneidend Herzkränkend, d.h. höhnend, verspottend EW

184. herzverzaubert Durch ein Herz verzaubert, ja so kann man sich EW


fühlen

185. Heuchelträne. die Falsche, unechte, gestellte, nicht auf echtem HW


Gefühl beruhende Träne

186. hienieden Hier unten auf Erden, im Diesseits, in diesem UW


Erdenleben“, ahd. hier nidana (9. Jh.), danach in
der Zusammenrückung mhd. hieniden(e), mit hie,
einer Nebenform von hier.
nieder Zu Boden, herab, hinab, hinunter, herunter“, ahd. UW
Nidar: „unter“(10. Jh.), „unten, herab, herunter“
(um 800), mhd. nider: „hinunter, herunter“,auch
Niederung, die Niedrig gelegenes, flaches Land, Ebene (17. Jh., HW
geläufig 19. Jh.), vormals „Erniedrigung,
Demütigung“, ahd. nidarunga: „Verdammung“ (9.
Jh.), mhd. Niderunge: „Erniedrigung“;

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niedrig Nieder, gering, klein, tief, ahd.nidari (8. Jh.), mhd. EW
nider(e); unten befindlich, tief gelegen, nicht hoch,
untergeordnet, gering an Wert und Würde“ (16.
Jhd.)
nieden Unten, in der Tiefe, auf dieser Erde, ahd. Nidana UW
(9. Jh.), mhd. niden(e).

187. himmel(s)spiegelnd Wasser-/Glasfläche, in der sich Himmel spiegelt EW

188. Himmelsschimmer, der Helligkeit und Glanz des Himmels, im übertr. Sinn HW

189. hinaus ins Feld Umschreibt einen umständlichen, oft unnötigen RW


und langen Weg.

190. hingeben „Leidenschaft, großer Eifer“; „sich einer Sache, TW


Sichhingeben, das Jemandem widmen bis hin zur Selbstaufgabe“; HW
Hingabe, die „Liebe, große innere Beteiligung, Ergebenheit, HW
Glaube“, entstammt dem ahd. Tätigkeitswort
geben, „hindarreichen, überlassen, schenken“.

191. hochachtungsvoll Achtungsvoll, ergeben, ehrfürchtig

192. Hochzeit, die Feier der Eheschließung, Verehelichung mhd. HW VD


Hōchzīt, hōchgezīt (9. Jh.), Oberbegriff für „Fest“
im Allgemeinen, „hohes, großes (kirchliches) Fest
oder Feiertag“, „weltliches Fest“; im übertragenen
Sinne bedeutet hôchgezît auch „höchste Freude“.

193. höflich Bedeutet „zuvorkommend“, „gute Umgangsformen EW


beweisend“, „hilfsbereit“, „aufmerksam“. Dabei
stammt der Begriff tatsächlich vom „höfischem
Leben“ ab, mhd. hovelich, „dem Hof angemessen“,
„gesittet und gebildet“.Ein höflicher Mensch bringt
Wertschätzung für sein Gegenüber zum Ausdruck.
Höflichkeit, die Ist die Kunst, auf jemanden zuzugehen, ihm dabei HW
aber nicht zu nahe zu treten

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194. hoffärtig Mhd. hōchvertec („hochgesinnt, übermütig“) und EW
auch mhd. hōhe varn („vornehm leben“); von
„vornehmer Lebensart“ zu „Hochmut und Dünkel“;
stolzes, anmaßendes Wesen haben; hochmütig
sein („ein kalter, hoffärtiger Mensch“, „ein
hoffärtiges, dünkelhaftes Betragen“); übertrieben
stolz; gehoben abwertend; auch im Sinne von
siehe auch stattlich gekleidet, „herausgeputzt sein“;
Hoffart, die Hochherziges Wesen, Tapferkeit, aus mhd. HW
hōchvart: noch mit Anklang an die mhd.
Bedeutung von hôchvart als „übersteigerter Stolz,
überheblicher Hochmut; äußerer Glanz, Pracht,
Aufwand“

195. hold Ahd., nhd., „treu, geneigt, ergeben, anhänglich, EW


zugetan, gnädig, getreu, gewogen, demütig,
wohlgesinnt, wohlwollend, lieb“. Nicht mehr
genutzt aber dennoch sicher noch bekannt ist der
Ausdruck „holde Maid“, eine Beschreibung für eine
anmutige, liebevolle, wohlwollende junge Frau.
Umgangssprachlich gibt es auch den Ausdruck
„meine Holde“ für „meine mir treue Frau“.
Weitere Formen sind holdselig, unhold,
Eigenschaftswörter, oder Unhold, der, Hauptwort,
im gegenteiligen Sinn von hold. HW
Huld, die Diener, Freund, Geliebter, Dienstmann
Ahd. holdo (9. Jh.), mhd. Holde, auch
übernatürliche Wesen wie Geister, Dämonen oder
mythische Gestalten, vgl. mhd. die guoten holden: HW
Unhold, der „Hausgeister, Höllengeister“
Dämonisches Wesen, böser, furchterregender
Geist (Volksglauben), Teufel, Ungeheuer, roher
Mensch, Sittlichkeitsverbrecher, asächs. unholdo,
mhd. unholde: „der Feindselige, Dämon,
EW
Ungeneigte, Böse, Teufel“; ahd. unholda (8. Jh.),
unhold
mhd. unholde (im 17. Jh. Unholdin neben Unhold);
Böse, feindselig, unfreundlich, abgeneigt, ahd. (9.
Jh.), mhd. unholt: feindlich, nicht geneigt,
feindselig

196. holdseliglich Äußerst freundlich gesonnen, zugeneigt, gewogen TW

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197. Hosenjauchzer, der Flatulenz, Furz HW
Hosenseufzer, der

198. Huld, die Geneigtheit, Wohlwollen, Gnade, Gunst und auch HW


Liebe, Treue, Ergebenheit, die Neigung zu einem
Menschen, die Bereitwilligkeit und Fertigkeit, sein
Bestes zu befördern; mhd. hulde, „von dem Bey-
und Nebenworte hold“: „nicht in Huld sein: „nicht
in jemandes Gunst stehen“ oder einen in Hulden
behalten: „jmd. gewogen bleiben, jmds. Gunst
nicht verscherzen, sich ihn nicht abgeneigt
machen“;

Huldigung, die Ehrerbietung, die Neigung eines Höhern gegen HW


siehe auch einen Geringern,
Gottes Huld, die sich jmds. Huld erwerben: Beliebtheit, Ansehen HW
wie auch gewinnen
huldausströmend Davon hold oder huld als zusammengesetztes EW EW
huldausstrahlend
siehe auch
Unhuld, die Ungnade HW

199. Humpen, der Großes Trinkgefäß, meist mit einem Henkel oder HW
Deckel, oft kunstvoll verziert

200. Hundsfott, der Niederträchtiger Kerl, Schurke HW

201. hurtig Eifrig, schnell, flink, behende, ahd. hurski: eine EW


„Hürde“, überwinden, spätmhd. hurtec, verkürzt UW
aus mhd. hurteclich: „im Hinblick auf einen Stoß,
einen Anprall heftig losrennend, zum Gebrauch
beim stoßenden Losrennen geeignet“, einer
Ableitung von mhd. hurt (der), hurt(e) (die): „Stoß,
Anprall, stoßendes Losrennen“; siehe auch
Entlehnung von altfranzösisch (afrz.) hurt (m.),
hurte (f.) „Stoß, Anprall“ (frz. heurt), rückgebildet
aus afrz. hurter „stoßen, anprallen, aufschlagen, im
Kampf zusammenstoßen“ (frz. heurter: „stoßen,
verletzen“, engl. to hurt: „verletzen“);
Bis in das 17. Jh. als „tapfer“, „zu angriff oder
abwehr gerüstet“ gebraucht worden; hurtig wird
auf das Germanische *hūrt zurückgeführt, das mit
Umstellung von Lauten an anord. hrūtr „Widder“

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55

(verwandt mit Hirsch und letztlich mit Hirn)


angeknüpft wird, so daß von einer Bedeut.„wie ein
Widder mit den Hörnern stoßen“ auszugehen ist

202. immerdar Zeitdauer, deren Ende nicht absehbar ist, oder UW


auch etwas in ferner Vergangenheit Liegendes.

203. Inbrunst, die Von ahd. brunst, „Brand, Glut, Hitze“ (9. Jh.), mhd. HW VL
früher auch Inbrunst, der brunst, „geistige und sinnliche Erregung“, siehe
auch mhd. brinnen für „brennen, leuchten“; so
Herleitung für Inbrunst im Sinne von „tiefes
Gefühl, starke Seelenkraft“, „brennendes
(religiöses) Verlangen“, „eine innere, inwendige
Brunst“; mhd. inbrunst für „innere Glut, inneres
Brennen gegenüber Gott“; siehe auch inbrünstig,
Tätigkeitswort, „verlangend, leidenschaftlich“; auch
beschrieben als „edle Glut“, „edles inneres Feuer“
und damit auch als „innere religiöse Einkehr“,
„Ergriffenheit, Frömmigkeit, Hingabe zu Gott“.
Inbrunst als ein Gefühl und eine Haltung, die von
großer Leidenschaft und Hingabe an jemanden
oder etwas geprägt ist, besonders auch im
religiösen Zusammenhang: „hoher Grad der Liebe“,
„jemanden mit Inbrunst lieben“, „wie inbrünstig
schloß ich dich an meine Brust!“, oder auch „mit
Inbrunst beten“, „ein inbrünstiges Gebet“.

204. inskünftig Künftig, in der Zukunft UW

205. irden Aus gebranntem Ton oder gebrannter, tonhaltiger EW


Erde bestehend

206. irrschweifig In die Irre schweifend

207. jählings „Abrupt, heftig, unerwartet“, „unvermutet, UW


plötzlich“, auch „steil abfallend“; auch gählings,
„schnell, ohne Aufschub“, „plötzlich, unerwartet“

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208. jauchzen, juchen, juchzen oder TW VL
Juchzer, der Einen Freudenschrei ausstoßen, jubeln, sich HW
freuen, den höchsten Grad der Freude empfinden
und äußern, wie in „Jauchzet dem Herrn alle
Welt“; deutsches Wort für das lat. Fremdwort
Jubel, der (HW) und jubeln (TW)

209. Kabache, die Anrüchige Kneipe; primitive Hütte HW


210. Kabäuschen, das Kleiner Raum, Nebenraum, kleines Häuschen, HW
Kämmerchen; auch: unscheinbarer Mensch

211. Kalamität, die Schwierigkeit, peinliche Lage, Unglück HW


lat. Calamitas = Misswuchs des Getreides,
griech. Kaláme = Halm

212. Kind, das Ahd. kind, mhd. kint, asächs. kind, aus dem HW HL


germ. kinpa, ahd. kind und kinda, asächs. kind, in
der Bedeutung „Sohn oder Tochter, Knabe oder
Mädchen, Nachkomme, Menschenkind“. Kind
heißt ursprünglich „ein jedes Geschöpfe“, aus dem
Wörterbuch von Johann Jakob Spreng.
Weitere Formen sind
kindlihho EW
kindlich
kindisclihhi HW
Kindlichkeit, unklar, ob dies ein Lehnwort ist.

213. Kinkerlitzchen, das Unbedeutende Kleinigkeit oder Nichtigkeit; HW


unnützer Kram; Albernheit, Unsinn

214. klauben Mit den Fingern oder Zähnen langsam, mühsam, TW


sorgsam losmachen, herausmachen, aufnehmen,
aussuchen, sammeln, von ahd. klūbōn, mhd.
klûben, klouben, stückweise zusammen suchen,
auflesen, „von der Schale befreien“, auch „das
Unreine aus den Erbsen herausklauben“, „Wolle
klauben“; Bildungen mit „ab-, auf, aus-, heraus-,
herum-, zusammenklauben“; „das Gute vom
Schlechten absondern“; lange über etwas klauben:
in der Bed. von „grübeln“; „sich geistig sammeln,
in sich gehen
Klauberei, die Mühsame Kleinarbeit“ (18. Jhd.), ins einzelne HW
gehende Arbeit

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Klauber, der Derjenige, der klaubt, (vgl. mhd. würfelkloubære: HW
„Würfelspieler“) – der Erzklauber im Bergbau; der
Wortklauber, HW: „wer mit dem eigenen Wort
oder dem eines anderen kleinlich umgeht“,
„Sprachpedant, Nörgler“, abschätzig für einen
Sprachgelehrten;
Wortklauberei, die Kleinliche, engstirnige Auslegung eines Textes, HW
übertriebenes, spitzfindiges Festhalten am
Wortlaut, Silbenstecherei

215. klittern Ursprünglich md. klütern: „schmieren, klecksen“ TW


(mundartlich noch heute), frühnhd.
Klitter, der Klecks, Fleck: „willkürlich darstellen, schnell und HW
unordentlich niederschreiben“,
„zusammenstoppeln“, „Tatsachen unschöpferisch
zusammentragen“, „etwas verfälschend und aus
dem Zusammenhang gerissen wiedergeben“; die
heutige Bedeutung ist wohl beeinflußt von dem
Begriff
Geschichtsklitterung, die Willkürlich zurechtgemachte Geschichtsschreibung HW
(verwendet von Johann Fischart im Titel seiner
Übersetzung von François Rabelais‘ „Gargantua
und Pantagruel“ (1575): „Affentheurlich
Naupengeheurliche Geschichtklitterung“.

216. klüffelwitzig Mensch von grobem Verstand EW

217. Klüngel, der Gruppe von Menschen, die sich gegenseitig HW


fördern, andere aber missachten oder
unterdrücken, Sippschaft
218. Knabe, der Ahd. knappo, auch knabo, Bursche, Junge, Knabe, HW HL
Diener. Ein uns noch bekanntes aber leider kaum
noch genutztes Wort für ein männliches Kind.
Es gibt im ahd. auch die Bezeichnung
Jüngling, der für unser heutiges Jüngling, junger Mann HW

219. Knilch, der Unangenehmer Mensch, Kerl HW

220. Kofferheule, die Kofferradio, Koffer von frz. Coffre, das wiederum HW
von lat. Cophinus (Weidenkorb) kommt

221. Kokolores, der Unfug, Unsinn HW

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222. Körper, der Vom Lateinischen „corpus“, laut den Gebrüdern HW
Grimm (DWDS 1854) übernommen aus dem Latein
der Ärzte und der Geistlichen; „der dualismus, das
abendmahl und die leichnamsanbetung der
christen trug zu dieser einimpfung des wortes bei
(Diefenbach goth. wb. 2, 589).“ Wortverwendung
lt. Grimm: „korps (wie kadaver), gleichsam in
gelehrt-medicinischer weise, aber eben in todter
gestalt.“
Interessant auch die rechtliche Definition in Köbler,
Juristisches Wörterbuch (2001): „Körper ist
allgemein ein räumlich begrenzter Gegenstand.
Der K. des Menschen ist die Gesamtheit seiner
Knochenteile und Weichteile, einschließlich aller
festverbundenen künstlichen Körperteile als eine
Einheit. Seine Verletzung kann
Schadensersatzansprüche begründen und strafbar
machen.“ Auch im Englischen bedeutet „corpse“
toter Körper oder Kadaver, Leichnam.

Leib, der Ebenso aus Grimms Wörterbuch (1854): „das HW


Fremdwort Körper ist aber mit dem einheimischen
leib noch bis heute nicht völlig eins geworden, und
dabei hat sich jenes mehr zu Geist, dieses mehr zu
Seele gesellt; denn Geist und Körper, Leib und
Seele (so gestellt des Tonfalls wegen) ist die uns
geläufige Zusammenstellung…“
und: „leib, leben. diese Bedeutung hat, seitdem
sich das Substantiv leben an die stelle von altem lîp
festgesetzt (oben sp. 409), von ihrer schärfe
eingebüszt. das nhd. bewahrt sie nur noch in
festen Verbindungen, Formeln, Sprichwörtern,
namentlich in solchen, in denen der gewaltsame
Verlust des Lebens hervorgehoben wird, wo doch
wieder auch die Vorstellung von der Schädigung
des Körpers eingreift: den Leib wagen, den Leib
nehmen, um den Leib kommen, den Leib kosten…“
Vergleiche: „der Leib Christi“ (als spürbare
Anwesenheit der Essenz), „leibhaftig“; sowie
Ausschnitte aus dem Duden (1934): „Leib (Körper,
Leben), gut bei Leibe (wohlgenährt) sein, aber:
beileibe nicht; einem zu Leibe gehen, Leib und
Leben wagen.“ Wir dürfen uns bewußt machen:

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Juristisch betrachtet gilt also der Körper als eine
Sache, als ein Funktionskonglomerat; medizinisch
und geistlich gesehen ist der Körper sogar nur ein
totes Ding. Der Leib hingegen steht für das Leben,
er ist das lebendige Gefäß der Seele. Siehe auch
Leib

223. kraftbeseelt Verbindung aus Kraft und beseelt EW


„von Kraft beseelt, durchströmt, belebt,
energiegeladen, mit Tatendrang beseelt“;
HW
Kraft, die Stärke, Wirksamkeit, Fähigkeit, ahd. kraft: „Stärke,
Vermögen, Macht, Tugend, Fähigkeit“ (8. Jh.), mhd.
kraft:„Stärke, Heeresmacht, Menge, Gewalt,
Fülle“; rechtssprachlich ahd. kraft: „Gültigkeit,
Wirksamkeit“, sowie „rechtskräftig, in Kraft treten,
sein, bleiben, außer Kraft setzen, treten, bleiben“.
Neuzeitlich (18. Jh.) vielfach auf den Menschen
bezogen als „Träger der Kraft“;
beseelen Mit einer Seele versehen (17. Jh.), im übertrag. TW
Sinn: mit Inhalt, mit Leben, mit Gefühl erfüllen
Seele, die Der unsterbliche spirituelle Teil des Menschen“, HW
„Gesamtbereich der menschlichen Empfindungen
und des Erlebnisvermögens“, ahd. sēla (8. Jh.),
mhd. sēle. Man vermutet im germ. eine Ableitung
„die vom See Herstammende, zum See
Gehörende“, die alten Germanen glaubten, daß die
Seelen der Menschen vor der Geburt und nach
dem Tod im Wasser leben sollten. Ob dieser
Glaube allgemein verbreitet war, bleibt fraglich.
224. kraftdurchsprüht Energiegeladen, mit Tatendrang beseelt EW

225. kribbeldick Dicht bewegtes Gewimmel, z.B. Fische in einem EW


Teich.

226. krippennackt Unbekleidet und rein wie das Jesuskindlein EW

227. kūsk, kūsc Ahd., nhd. rein, keusch, unbescholten, tugendhaft, EW VL


ehrbar, sittsam, enthaltsam, genügsam,
bedachtsam, demütig, maßvoll, besonnen,
nüchtern“

Weitere Wortformen mit der gleichen Bedeutung

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60

kūski, kūsci, kūsko, kūsko ahd., nhd. ehren, reinigen EW


kūsken, kūscen ahd., nhd. Reinheit, Vollkommenheit, Keuschheit, TW
Kūski, Kūski, Kūska, Anmut, Liebreiz, Schönheit, Enthaltsamkeit, HW
Kūsca, Kūskida, Kūscida, Unberührtheit, Tugendhaftigkeit, Mäßigkeit,
Kūskitha, die Ehrenhaftigkeit mit der Vorsilbe „un-“ ist dieses
Wort als Negativierung der tatsächlichen
Bedeutung zu finden:

unkūsk, unkūsc ahd., nhd. unrein, unverschämt, lasterhaft, EW


unkūsken, unkūscen ahd. nhd. verunreinigen, schänden, entehren, TW
Unkūski, Unkūsi, die ahd., nhd. Unreinheit, Unkeuschheit,
Schamlosigkeit, Schande, Entehrung, Unzucht
Kÿswuka, die Ein uns bisher unbekanntes Wort, bei dem wir eine HW
Verbindung zu dem verlorenen Wort Kusk, Kusc
vermuten, leider haben wir dazu bisher nur eine
Quellangabe gefunden.
ahd. Woche der Keuschheit, Woche der Reinigung,
die Woche vor dem vierzigtägigen Fasten, da man
sich nach dem kirchlichen Gebote der Alten
insbesonderheit der Heiligkeit und Reinigkeit
befleissigen, und so gar auch der ehlichen Werke
enthalten sollte“.

228. Kunni, die Ahd., nhd.: „Stamm, Volk, Gemeinschaft, Familie, HW V


Generation, edles Geschlecht, Nachwuchs,
Gemeinschaft, Verwandtschaft, Sippe“, andere
Formen sind: künne, mhd., kunka und kunjam,
germ.
kunnig Geschickt, gelehrt, und das heutige noch genutzte TW
kundig
kunnihaft Reich an Verwandtschaft, von adliger, edler TW
Abstammung“; ahd.
Kunneschaft, die (Schreibweise auch Chunhafti) für Geschlechte HW
Kunnmagschaft, die Verwandtschaft
Das Wort „König“ ist ebenfalls auf das alte
germanische Wort Kunni, Kunis, Kuninga
zurückzuführen,
küniclich, kuniglih Mhd., ahd. Ableitungen von königlich. EW
Kuning, der Aus dem 8. Jh., nhd.: König, Herrscher HW
Kuningin, die Königin HW
kunnan Kennen, etwas zu tun verstehen, begreifen, TW
wahrnehmen, erkennen
Wie im Folgenden in der Rubrik „Fremdwort“

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hergeleitet, könnte Kunni die ursprüngliche
Bezeichnung für das heute alleinig gebrauchte
Wort Familie gewesen sein.

229. kurrig Wunderlich, streitsüchtig 1. schweizerisch von EW


„knurrig, brummig“; auch nd. in Pommern:
„mürrisch“; 2. nd. aber „gewöhnlich etwas anders“,
„leicht reizbar und darum schwer zu behandeln“;
von Bürger in die Schriftsprache eingeführt; auch
„der Puterhahn kurrt“ („Kurrhahn“)

230. küsslich Wert sein, geküsst zu werden; zum Küssen reizend EW

231. Labsal, das Erfrischung, Wohltat HW

232. Laffe, der Eitler Mensch, Geck (15. Jh.); mhd. laffen: „lecken“, HW
oder im Sinne von „Gaffer mit offenem Mund“,
vorgestellt als ein Mensch, „der mit offenem
Munde, hängender Lippe gafft“; Übertragung zu
frühhd. Laffe: „Hängelippe, Maul“; auch
Jugendsprache vor 1900 für „Mann“. Laffe gehört
zur Wortgruppe von labbern, Lappen, läppisch,
„schlaff herabhängen(d)“; Bezeichnung bis Ende
des 18. Jh. für einen „jungen, faulen, uner-zogenen
Menschen“; aber auch Kraftausdruck zur
Kennzeichnung „geistigen Unvermögens“ eines
literarischen Gegners; Weiterbildung zu Schimpf-
wörtern wie Läffel, Leffel, Löffel (15. Jh.), Rotzlöffel
(16. Jhd.)

233. Langmut/Langmuth, die Auch Rückbildung aus HW VL


Langmütigkeit, die ahd. langmuotī (setzt sich im 8. Jh. nicht fort), HW
langmütig geduldig, von ahd. langmuotīg (10./11. Jh.), mhd. EW
lancmüetec, Weiterbildung des EW von ahd.
langmuot (8. Jh.), einer Übersetzung von
gleichbed. Kirchenlat. Longanimis (zu lat. Longus:
„lang“, und animus: „Seele, Mut“)
Langmut ist zusammengesetzt aus: lang, EW, ahd.
lang, „langgestreckt, dauernd, ausführlich“ (8. Jh.),
mhd. lanc, „lang, langsam“; im Deutschen
bezeichnet lang sowohl die räumliche als auch die
zeitliche Erstreckung; siehe auch

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lang Ausstrecken, sich erstrecken, reichen, auskommen, TW
mhd. langen, „lang werden oder machen, sich
ausstrecken, um etw. zu erreichen, Verlangen
haben“ und Mut, der, HW, „Kühnheit,
Unerschrockenheit“, ahd. muot, „Kraft des
Denkens, Seele, Herz, Gemütszustand“,
„Gesinnung, Gefühl, Absicht, Neigung“;
mhd. muot, mnd. mōt (engl. mood), „Stimmung,
Laune“, „Beherztheit“; aus dem „Etymologischen
Wörterbuch des Deutschen“, erarbeitet von
Wolfgang Pfeifer, ergibt sich folgende Herleitung:
„Mut bezeichnet ursprünglich die inneren
Triebkräfte, Gemütszustände, Erregungen und
Empfindungen des Gefühls im Gegensatz zum
Verstand. Vom 16. Jh. an setzt sich die verengte
Bedeutung ‚kühne und unerschrockene Haltung
gegenüber Wagnis und Gefahr‘ durch.“
Seit dem 16. Jh. schriftsprachliche Bildung des
Wortes Langmut im Mitteldeutschen in der
Bedeutung von „übergroße Geduld, verzeihende
Nachsicht“ (fnhd.); im Grimmschen Wörterbuch als
„lange zusehende Gemütsstimmung“ beschrieben;
„Langmut(h) mit jemandem oder etwas haben“,
mit „der Schwäche des Menschen“, so der Sinn im
Hinblick auf andere Menschen: „Nachsicht,
Verständnis, Milde, Gnade“, oft auch in der
Verbindung „Geduld und Langmut“ gebraucht;
auch „Ausdauer, Geduld, Beharrungsvermögen“
bei widrigen Umständen, „sich in Langmut üben“;
dazu auch „Nachgiebigkeit, Duldsamkeit“
gegenüber widrigen, unvermeidlichen Umständen.
Heutige, auf gehobenen Gebrauch beschränkte
und nüchterne Bedeutung von Langmut, die (laut
Duden): „durch ruhiges, beherrschtes,
nachsichtiges Ertragen oder Abwarten von etwas
gekennzeichnete Verhaltensweise; große Geduld“;
gleichbedeutende Begriffe lauten: „Geduld,
Duldsamkeit, Nachgiebigkeit, Nachsicht“,
„Ausdauer, Beharrlichkeit, Beständigkeit,
Gefaßtheit“; im folgenden Bedeutungen:

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langmütig Geduldig, ausdauernd, auch im Sinne von gnädig, EW
dazu nachsichtig, verständnisvoll, ruhig, gelassen,
auf lange Fristen ausgerichtet, langdauernd; so
verwendet in „die Liebe ist langmütig“, „der liebe
Gott ist langmütig“.

234. Latwerg, der / das / die Fruchtmus HW

235. Laubgesäusel, das Bildhafter, poetischer Ausdruck für aneinander- HW


raschelnde Blätter eines Baumes im Sommerwind
oder für das herabfallende Laub im Herbststurm,
vermittelt Behaglichkeit und Geborgenheit.

236. lauschig Heimlich, im Verborgenen, „lauschiges Plätzchen“ EW

237. lautieren Worte, Text nach Lauten zergliedern TW

238. lebenssatt Ein erfülltes Leben gehabt, sein Leben gelebt EW


haben, auf ein bewegtes Leben zurückblicken

239. Lebtag, der Steht für „Zeit, die jemand lebt“, also für HW
„jemandes Lebens Tage“.
Der Lebtag findet noch Einsatz in Redewendungen
wie „das habe ich mein Lebtag nicht erlebt“ für ein
sehr ungewöhnliches Ereignis oder „daran wird sie
ihr Lebtag denken“ für ein sehr eindrückliches
Erlebnis, eine sehr bewegende Begebenheit.

240. Leichtfertigkeit, die Unbekümmertheit, Sorglosigkeit, auch HW


Verantwortungslosigkeit, Unachtsamkeit,
Leichtsinnigkeit; Leichtfertigkeit bedeutet zum
einen, leichtfertig und unbekümmert zu sein, auch
mit Leichtigkeit durchs Leben zu gehen, zum
anderen aber auch (und heute eher ausschließlich
in diesem Sinne verwendet), dabei „anderen einen
Streich zu spielen“; allerdings auch in den
deutschen Wörterbüchern vermerkt und
beschrieben als „Kleinigkeit, Geringschätzung“
oder „Behendigkeit“ (heute „Behändigkeit“), wie in
„die Leichtfertigkeit des Leibs“ im Sinne von
„leichtgängiger Bewegung des Leibs oder Körpers“

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leichtfertig In der ursprünglichen Auslegung auch gebräuchlich EW
für beweglich, flink, rasch, behende (heute
‚behände‘; von Menschen), leichtgängig (von
Sachen); hier auch der Verweis auf die Verbindung
zu leicht (EW), leichtfertig auch im Sinne von
„unbedeutend, von geringem Wert“ und ebenso
wie heute überwiegend verwendet „unbedacht,
schnell, ohne wichtigen Grund, leichten Herzens zu
etw. bereit, (moralisch) unstet“, gedankenlos,
fahrlässig, leichtgläubig, auch unstandhaft,
wankelmütig; rücksichtslos, skrupellos, verworfen,
sündhaft; siehe dazu auch leichtfärig, fnhd.,
mühelos zu motivieren, leichtfertig, unbedacht
(von Menschen); moralisch unfest, flatterhaft,
unstet (von Menschen, deren Charakter und
Gemütszuständen); auch unbedeutend, aber
leichtfärig ebenso in der Bedeutung von milde,
großzügig.

241. Leichtigkeit, die Unbekümmertheit, geringes Gewicht, HW


Mühelosigkeit, Ungezwungenheit; etwas ohne
Anstrengung erledigen, mit Leichtigkeit tanzen,
sich bewegen; auch „die Leichtigkeit über alle
Gefahren der Welt hinzuschlüpfen“; „die
Leichtigkeit zu denken und zu schreiben“

242. Leidenschaft, die Ahd. līdan und mhd. līden für „ertragen, erdulden, HW
dulden“, auch in Verbindung stehend zu ahd.
gilīdan, „mit jemandem dulden“, ahd. līdan auch
im Sinne des alten Gebrauchs von „fahren,
vergehen, sich fortbewegen“, „dahingehen,
sterben“, so dann auch mhd./mnd. līden für
„gehen, vorübergehen“ ebenso wie für „Leiden,
Trübsal, Plage“; dazu erleiden, Tätigkeitswort, von
ahd. irlīdan, mhd. erlīden, „etwas bis zu Ende
gehen, ertragen müssen, erdulden“, was damit
zusammenhängend die Bedeutung von „etwas
durchstehen, bestehen, erleben, ertragen“ in sich
trägt – ganz im Sinne von „Zeit vergehen lassen“,
dabei „in Bewegung sein“, jedoch durch die
innerliche Seelenregung.
Zu beachten ist die große Wortgruppe, die sich im
Zusammenhang mit

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65

Leid, das ergibt. hier ursprünglich „großer Kummer, HW


seelischer Schmerz“, ahd. leid sowie mhd. leit, „das
angetane Böse, Unrecht, Schädigung, Kränkung,
Beleidigung, Sünde“, „durch Schädigung
hervorgerufener Kummer, Schmerz, Betrübnis,
Sorge, Verdruß“; auch „anhaltende Krankheit,
Qual, Pein“.

243. Lenzing, der Frühling, Frühjahr aber auch „März“, leitet bereits HW
seit dem 15. Jh. die erste Zeit des Jahres ein;
bedeutungsgleich wird er auch Lenzel (Eschenb. B.
I. 3279.) genannt.
Der Lenzing wird seit dem 18. Jh. in der
Dichtersprache, in der Verkürzung, nur noch als
Lenz niedergeschrieben. Jedes Jahr am 20. März ist
es wieder so weit: Ein neuer Zyklus beginnt und
wir freuen uns auf den Beginn des Frühlings.
„Hurra, hurra, der Lenz ist da!“
Die Lenznächte werden kürzer, die Tage langsam
länger. Die Erde erwacht aus ihrem Winterschlaf
und aus dem noch kühlen, kalten Nass sprießen
die ersten Blütenknospen. Bald werden sie ihr
Blütenkleid, ihre Lenzblüthen in voller
Lenzespracht zeigen. Die Schlagen ziehen ihren
Lenzenbalg aus und zeigen ihre frische Haut.
Wir beginnen die Lenzwochen, Fastenwochen. Es
wird uns Menschen und der Natur wieder frische
Lenzluft eingehaucht. Welch Lenzesentzücken
unser Herz beglückt und lacht, mit Anblick auf
dieses prachtvolle Naturgeschmeide, dem
Lenzschmuck.

Lenz, der Frühjahr, Frühling, ahd. lenzo (um 1000), mhd. HW


lenze, mnd. lente, frühnhd. nhd. Lenz (15. Jh.),
gleichbedeutend ahd. (11. Jh.), mhd. Langez.

Lenzschmuck, der Zusammengesetzt aus Lenz und Schmuck HW


„Geschmeide, Verzierung“ (16. Jh.), mnd. smuk:
„dem Körper anschmiegendes“, „von prächtiger,
wertvoller Kleidung“, älter gesmuc (15. Jh.);
verwandt mit ahd. smocko: „Untergewand“ (um
1000), mhd. smuc, „Umarmung, Anschmiegen“.

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244. lechzen, nach etwas Starken Durst verspüren; übertragen: heftige EW
seelische Begierde empfinden.

245. Leibchen, das Leitet sich über die Verkleinerungsform mit der HW
Silbe „-chen“ von Leib ab, hat aber eine
eigenstehende Bedeutung erlangt: „auf dem
Oberkörper getragenes, meist ärmelloses
Kleidungsstück“.
Das Leibchen wurde früher meist von Kindern über
dem Unterhemd getragen, um besonders im
Winter daran zusätzlich wärmende
Kleidungsstücke zu befestigen, wie z. B. Strümpfe.
Heute wird es, zumeist in der Trachtenmode, als
Synonym für „Weste“ verwendet. Im Sport findet
das Leibchen seinen Einsatz zur Kenntlichmachung
zweier unterschiedlicher Mannschaften, indem
eine Mannschaft ein farbiges Leibchen überzieht –
die Farbe kennzeichnet die Zusammengehörigkeit.

Leib, der Mhd. lip, ahd. lib, leitet sich aus der ursprünglichen
Bedeutung „Leben“ ab, im Sinne von „belebter
Körper des Menschen“, dabei die ganze Person
umfassend. Leib hat die Bedeutungen „lebendiger
Körper von Mensch oder Tier“ und „Bauch“,
„Unterleib“ beim Menschen.
In religiösen Zusammenhängen wird Leib
verwendet, um neben der rein biologischen
Bedeutung von „Körper“, eine Verbindung von
„Körper und Seele“ auszudrücken: „der beseelte
Körper“, „der Leib“. In der Philosophie ist Leib in
Bezug auf einen Zusammenhang von „Körper und
Bewußtsein“ gebräuchlich.

246. leis In der speziellen Bedeutung von EW


geschmacksneutralem Essen.

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247. Leumund, der Ahd. hliumunt, bezieht sich der Bildung nach auf HW
das altnord. hlio-mr „Schall, Ruf“, sowie zu goth.
hliu-ma: etwas, das „das Ohr tritt“, mit der
allgemeinsten Bedeutung des Hörens oder
Gehörtwerdens (aus: Grimms Wörterbuch).
In seiner übertragenen Bedeutung geht es beim
Leumund um ein Gerücht, um Hörensagen im
Allgemeinen und darum, was sich die Leute über
jemanden oder über etwas erzählen („böse
Nachrede“). Speziell haftet dem Leumund die
Bedeutung des Rufs an, in dem jemand aufgrund
seiner moralischen Verhaltensweisen steht.

248. leutselig Kontaktfreudig, offen, affabel; anderen Menschen EW


wohlwollend zugewandt

249. Lichterglanz, der Lichterfüllt, lichtdurchflutet, z.B. der Lichterglanz HW


eines Weihnachtsbaumes

250. lichtfroh „Im Vorgefühl lichtfroher Tage“ EW

251. Liebesgram, die Liebeskummer, schmerzliche Gefühle der Liebe HW


wegen

252. liebewund Durch die Liebe schmerzend und verwundet, EW


„ein liebewundes Herz“

253. liebkosend Von liebkosen: streicheln, zärtlich sein; jmdm. sein EW


starkes Gefühl der Zuneigung durch vertrauliche
Zärtlichkeiten ausdrücken
Dieser Vorgang muß sich vor den Erstbezeugungen
vollzogen haben, da sich das ahd. TW semantisch
weit vom lat. Ausgangswort entfernt hat; aus bei
einer Streitsache gewandt reden, argumentieren
wird bloßes reden, erzählen. Das selten bezeugte
HW ahd. kōsa bedeutet Gespräch, Erzählung (9.
Jh.) und steht semantisch unter dem Einfluß des
TW. Frühnhd. kosen erhält auch den Sinn
liebhaben, streicheln, wird jedoch im 17./18. Jhd.
selten.
liebkosen Streicheln, zärtlich sein, mhd. liepkōsen jmdm. TW
zuliebe sprechen, traulich, liebevoll reden, dann
auch schmeicheln,

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kosen Zärtlich sein, streicheln. Herkunft aus dem TW
Lateinischen von causārī, spätlat. auch causare
einen Grund vorbringen, vorschützen, ablehnen,
Klage führen (mit volkstüml. Aussprache des au als
ō) wird ahd. kōsōn sprechen, reden, erzählen (9.
Jh., bikōsōn, 8. Jh.), mhd. kōsen sprechen, plaudern
entlehnt.

254. Linnen, das Mhd. linin, auch das Leinen, bedeutet HW


„Flachsfaser“ oder auch „aus Flachsfasern
hergestelltes, dauerhaftes Gewebe“, „Leinenstoff“.
Im Märchen „Die Sterntaler“ ist von allerfeinstem
Linnen die Rede, einem besonders schönen,
hochwertigen Kleiderstoff.
Die Leinpflanze, auch der Flachs oder Lein (mhd.
lin), ist eine Nutzpflanze, aus der Leinöl, Leinsamen
und auch Linnen, also Leinfasern, gewonnen
werden. Die Leinfasern werden unter anderem zur
Herstellung von Kleidungsstücken verwendet.

255. liub, liob, lioba Lieb, aber auch sin: „sein“ (6. Jh.), lieb, lieblich, EW VL
angenehm, anmutig, schön, lieblich machen
(8. Jh.), nhd. „lieb, teuer, angenehm, genehm,
anmutig, geliebt, wohlgefällig, gefällig, erfreulich,
gewogen, freundlich, lieblich, wünschenswert“;
ahd. al liobōston, nhd. „am allerliebsten“; ahd. zi
lioben habēn, nhd. „lieben“; ahd. lioba, nhd.
„Liebe, Wohlgefälligkeit, Wohlgefallen, Freude,
Annehmlichkeit“; mhd. liebe, „Liebsein,
Wohlgefallen, Freude, Gunst, Liebe“; nhd. „Liebe“;
lioben Lieb machen, angenehm machen; TW
Liebe, Wohlgefälligkeit, Wohlgefallen, Freude,
Annehmlichkeit (Köbler);
Weitere Bedeutungen von liob und liub: ahd.
liobhēriro, nhd. „lieber Herr“; ahd. lioblīh, nhd.
„lieblich, anmutig, schön, freundlich“; ahd.
līoblīhho und häufiger lioblīcho, aber auch
liublīhho, nhd. „lieblich, gefällig, lieblich, lieb
erscheinend, Liebe habend“; ahd. liobo, liubo, nhd.
„lieb, zugeneigt, wohlgefällig, angenehm, in
angenehmer Weise, erstrebenswert,
wünschenswert“; ahd. liobōn, nhd. „lieben“; ahd.
liobsam, nhd. „angenehm, schön, gefällig, lieblich,

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wohlgefällig“.
Lioba Der Name entstammt von „Liebe“, religiös
„Nächstenliebe“. Die hl. Lioba ist „die Liebe
gebende“, aber auch „die Kämpferin“
Liob, die Lieblichkeit, Lieben“, auch „Licht“ (lt. J. J. Spreng), HW
nhd. „Liebe, Glück, Heil, Angenehmes, Erfreuliches,
Annehmlichkeit, Gutes, Freude, Wohl, Seligkeit,
Wohlgefallen, Neigung, Zuneigung“; weitere
Herleitungen lt. Seebold, Chron. Wörterbuch des
dt. Wortschatzes 1 und 2: liobminna, liubminna,
nhd. „Liebe, Zuneigung“; ahd. liobo, nhd. „Lieber,
Geliebter, Freund, Jünger“.
Ahd. mhd. lieben, nhd. lieb machen, lieben,
empfehlen, anempfehlen, begehren, angenehm
machen, jemanden erhören, anvertrauen,
liuben Angenehmes tun, Gunst erwerben; ahd. liubi, nhd. TW
„lieb, freundlich, angenehm, wohltuend“; ahd.
liubī, nhd. „Freude, Zuneigung, Liebe,
Wertschätzung, Annehmlichkeit, Erfreuliches,
Wohlgefallen, Treue, Lieblichkeit“; ahd. giliuben,
nhd. „lieb machen, angenehm machen, lieben,
empfehlen, anempfehlen, jemandem gewogen
sein, jemandem gut sein, sich zu eigen machen,
sich beliebt machen, sich jemandes Gunst
erwerben, sich jemandes Gnade erwerben,
erstreben, zu erlangen suchen, Gefallen bereiten,
Angenehmes tun, gefallen, passen“.
256. Lobhudelei, die Nachlässig arbeiten, pfuschen, wie ein Nichtsnutz HW
handeln (16. Jhd), von hudeln (Grimms
Wörterbuch): eigentlich „nach Art eines Fetzens,
Lumpens verfahren“; zu spätmhd. hudel, mhd.
weiterhin bedeutet huder: „Lappen, Lumpen“.
hudeln Sich mit etwas plagen, quälen; aber auch: TW
schlottern, baumeln, reißen, lumpig sein. Vor allem
im österreichischen Sprachraum ist die Bedeutung
„hektisch sein“ verbreitet.
Hudel, der Schimpfwort für einen nichtsnutzigen Menschen, HW
ähnlich dem Lump.
Die Lobhudelei ist somit eine sehr zweifelhafte
Form des Lobs, das in übertragenem Sinn also
etwas Gequältes, Übertriebenes, Unehrliches in
sich birgt und nur im Gewand eines Lobes
daherkommt, in Wahrheit aber gar keines ist.

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70

257. lohen „Heftig brennen, in wallender Glut emporsteigen“ TW VL


loh „flammend“ EW
Lohe, die „Glut, Flamme“ HW
Die Herkunft von lohen ergibt sich aus
mittelhochdeutsch (mhd.) lohe, daneben, mit
grammatischem Wechsel von h und g, auch mhd.
louc, althochdeutsch (ahd.) loug (belegt seit dem
8. Jh.), louc, laug, altsächsisch lōgna und
altenglisch līeg. Eine Verbindung zu leuk, der
indoeuropäischen Wurzel für „-leuchten,
licht-“ ist zu erkennen.

„mit heller, großer Flamme brennen,


lodern emporflammen“ TW
Die Herkunft von lodern ist vermutlich aus der
wohl ursprünglichen Bedeutung „emporwachsen“
gegeben (vgl. westfälisch lodern, „üppig wachsen,
wuchern“), in der Bedeutung „emporflammen“
vermutlich durch Lohe für „Flamme“ beeinflußt
und verwandt mit neuhochdeutsch (nhd.)
Lode, die „Schößling, Jungtrieb, Zweig“. HW

258. Losheit, die Ahd., Leichtsinn, Leichtfertigkeit, Schalkheit, im HW VL


Sinne der Tätigkeit schneiden, trennen, lösen; nach
dem Wörterbuch von Johann Jakob Spreng auch
Liebkosung, Schmeichelei

losian Ahd., verlieren, verloren gehen, verschleudern, TW VL


verschwenden, entfliehen (laut Wörterbuch von
Spreng); Ursprung dieser Worte scheint das
Eigenschaftswort los zu sein, welches folgende
interessante Bedeutungen in sich trägt, laut
Wörterbuch von Friedrich Kluge:

los Ahd., los, frei, ledig, bar, beraubt, mutwillig, locker, EW


leichtfertig; entstammt dem altgerm. lausa, „leer,
nichtig, eitel, frei, ledig“

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259. Litha, die Sommersonnenwende, sie trägt in verschiedenen
Kulturen unterschiedliche Namen, der geläufigste
ist wohl Litha, bekannt sind aber auch Alban Hefin,
Alban Eruin und Meán Samhraidh. Litha
entstammt dem Keltischen und bedeutet „Licht“.
Ebenso wie im Germanischen bilden im Keltischen
die Feste Litha und Jul den Jahreshöhepunkt und
stehen sich im Jahreskreis gegenüber.
Meán Samhraidh ist die wörtliche Übersetzung ins
Irische für „Mitte des Sommers“. Die
Begriffe Alban Hefin und Alban Eruin sind aus der
druidischen Tradition bekannt. Alban Hefin
bedeutet „das Licht des Sommers“ und Alban
Heruin „das Licht der Künste“. Verwechseln wir
dieses Fest nicht mit dem kirchlichen Johannisfest,
welches als christlicher Feiertag den Platz der
Sommersonnenwende eingenommen hat.
Orientieren wir uns an den alten Geschichten und
Ritualen unserer Altvorderen. Für unsere Ahnen
galt die Sonne als weiblich. Erst später wurde die
Darstellung dahingehend verfälscht, daß von
einem Sonnengott namens „Baldur“ berichtet
wurde, welcher in dieser Nacht ermordet wird.
Besonders die germanischen Stämme verehrten
die Sonne, eine weibliche Gottheit mit den
Namen Sol, Sul oder Sunna. Es handelte sich um
jene Zeit, in der die matriarchalischen Kulturen in
der Blüte waren. Die Weiblichkeit wurde verehrt
und die Frauen waren als Priesterinnen,
Heilerinnen, Schamaninnen oder Kriegerinnen ein
wichtiger Bestandteil der Gesellschaft. Zudem ist
das Wort Sul auch im Wort Irminsul enthalten,
einer kraftvollen Rune, die auch als „Weltensäule“,
„Weltenbaum“, „Weltenesche“ oder unter der
Bezeichnung Ygddrasil bekannt ist.

260. Lobjauchzung, die Verkündung von Lob, jauchzend HW

261. lupfen Etwas anheben, lüften, nach oben bewegen TW

262. Machandelbaum, der Wacholderbaum HW

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263. magan Seelenverwandschaft eines Paares; weitere EW
Bedeutungen: körperliche Stärke, Lebenskraft,
Zeugungskraft, Wesensart, Lebensfrische, Macht,
Gewalt, Gewalttätigkeit, Wirkungskraft,
Wirkungsmacht, kosmische Kraft, Kraft der
davon abgeleitet Naturdinge
magminna Weibliche entfernte Verwandte, Verwandtenliebe
magmord Verwandtenmord

magen Seelenverwandschaft zwischen Eltern und Kindern;


weitere Bedeutungen: vermögen, kräftig sein, stark EW
sein, kraftvoll sein, erstarken, kräftig werden, stark
werden, stärker werden

magin Seelenverwandschaft zwischen anderen Menschen


also ferneren Verwandten oder nicht genetisch EW
verwandten Menschen

264. Magenrumpeln, das Magengrummeln, Unwohlsein im Magen HW

265. Maid, die Mädchen, unverheiratete Frau, aber auch: HW


Dienerin, Magd

266. Mädchen, das Entstand im 17. Jh. Aus dem Wort Mägdchen, in HW HL
einer Verkleinerungsform zu Magd, bedeutet
unverheiratete, unberührte Frau.

267. Mär, die Kunde, Erzählung, Nachricht, Geschichte“ (geläufig HW VD


Märe, die bis ins 19. Jh.); ahd. māren: „verkünden, sagen“
(8. Jh.), mhd.
Die heutige Bedeutung von Mär ist eher
abwertend: „ein Märchen erzählen“, „eine
unglaubwürdige, erfundene Geschichte“ erzählen,
„das klingt wie ein Märchen."
maeren Bekannt machen, verkünden; das Wort war nicht TW
mit einer Bewertung oder Beurteilung des
Wahrheitsgehaltes verbunden.

268. Märzhase, der Junger Hase, im übertragenen Sinn für lebhafter, HW


junger Mensch

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269. Mann, der Ahd., mhd. auch annd. man (nn), Mensch, Mann; HW HL
die allgem. Bedeutung steckt noch in nhd. Jemand,
niemand. Im Angls. konnte man mon (n für nn)
ebensogut von einem weiblichen Wesen (vgl. bes.
angls. wífmon, engl. woman, „Weib“) gebraucht
werden, wie von einem männlichen Wesen, wenn
auch das männliche überwog. Angls. mon,
„Mensch, Person, Mann, Weib“, engl. man,
„Mensch, Mann“, anord. maðr, got. manna,
„Mensch, Mann“; lt. Friedrich Kluge. Mann,
„Mensch“, worunter zuweilen bederleÿ
Geschlechte begriffen wird, und sonderlich, wen
von Leibeigenen die Rede ist. Mann, „tapferer
Mann, Held“, „Einwohner, Bürger“, „Hausvater“,
„Kriegsmann“, „Lehnmann, welches Standes und
Ranges“, „Mann eines Herren, von ihm
überwunden zum Gehorsam gebracht worden, ihm
gehuldigt haben“, „Mann eines Herren“, seinem
Zepter und Schwert sich unterwerfen, ihm
huldigen und schweren, von ihm zu Lehn gehen“,
„Dienstmann“, „Bidermann, Gewährmann“; J.J.
Spreng.
270. maßleidig Verdrossen, ärgerlich, griesgrämig EW

271. Melberei, die Mehlhandlung HW

272. menden Ahd. mendan, mendian, alts., mendilôn, TW VL


sich erfreuen, scherzen, jubeln
Mendi, die Die Freude, die Fröhlichkeit, der Jubel HW
Mendeltag, der Gleichzusetzen mit dem Gründonnerstag, einem HW
Freudetag über das Fastenbrechen, Tag der
Freude, ein Freudentag
Mendelbrot, das wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem HW
Fastenbrechen, eine Art Osterbrot
Im Nieders. Minte, im Dän. Mynte, im Angelsächs.
Minte, Minta, im Engl. Mint, im Lat. Mentha, im
Griech. μινθƞ. Kenneten wir keine andere Art
dieses Gewächses, als die Gartenmünze, so wäre
es glaublich, daß diese ihren Nahmen mit aus dem
südlichen Europa zu uns gebracht hätte. Allein da
so viele Arten bey uns einheimisch sind, welche
diesen Nahmen von undenklichen Zeiten her
geführet haben, so muß die Übereinstimmung in

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der Benennung wohl einer von den vielen
Beweisen des gemeinschaftlichen Ursprunges aller
Europäischen Sprachen seyn. Alle eigentliche Arten
dieses Gewächses machen sich durch einen
starken gemeiniglich angenehmen Geruch
kenntlich, und es scheinet, daß auch dieser der
Grund ihrer Benennung gewesen. Vielleicht ist das
alte min, in aumin, anmuthig, Minne, die Liebe,
Notkers Mendi, Freude, das Isländ. Men, schön,
oder irgend ein anderes ähnliches Wort das
Stammwort derselben.“ (Zitat entnommen aus:
„Adelung. Grammatisch-kritisches Wörterbuch der
Hochdeutschen Mundart“, Band 3, Leipzig, 1798,
S. 316–317)

273. Menschenknospe, die, Neugeborener oder sehr junger, sich HW


entwickelnder Mensch, noch „vor seiner Blüte
stehend“. Zusammensetzung aus Mensch und
Knospe, jenem Pflanzenteil, aus dem sich die
Blüten entwickeln.

274. milchherzig Weichherzig EW

275. Minne, die Ahd, Liebe, Zuneigung, Verlangen, Kuß, Gnade, HW VL


gütliche Handlung, Freundschaft“; aber auch
„Liebesgöttin“, „Venus“; Minner, „Liebhaber,
verliebter Herr“; Minnerin, „Liebhaberin“; auch
Minna, nhd.
Weitere Formen und Bedeutungen:
minnen lieben, küßen, heiraten TW
minnalih lieb
minnon verehren, schätzen
minnontlih lieblich, liebend
giminni geliebt, lieb
minnebar liebenswürdig
minnehaft liebesvoll, liebreich
minnenwunt von Liebe wund
minnenzäm verliebt
minnesam liebreich, liebenswürdig
Das Wort Minne steht als ein vielfältig genutzter
Oberbegriff des uns heute gebräuchlichen Wortes
„Liebe“. Die verschiedensten Formen der Liebe und
alles, was damit in Zusammenhang steht, finden in

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Minne ihren Ausdruck. Die ursprüngliche


Bedeutung könnte auf das einfache Wort Min, die
Lippe, zurückzuführen sein. Es war üblich,
Freundschaften und Liebesschwüre mit einem Kuß
zu besiegeln. Deshalb ist es sinnvoll, für
„Versöhnung“, „Frieden stiften“, „Freundschaft
schließen“ oder „sich (die) Liebe zu gestehen“, ein
gleiches Wort zu nutzen. Vielleicht ist aus dem
Wort „Lippe“, mit dem der versiegelnde Kuß
geschieht, das Wort „Liebe“ entstanden?

In vielfältigsten Wortverbindungen mit dem Wort


Minne konnte man wunderbare, tiefe Gefühle bis
hin zum Liebeskummer ausdrücken. Dafür einige
Beispiele:
Minneger, „Liebespfeil“; Minnegenosß, „Günstling,
Liebling“; Minnontlihhi, „Lieblichkeit“;
Minnegöttin, Minnegott, „Liebesgöttin,
Liebesgott“; Minnekind, „ein außer der Ehe
gezeugtes Liebeskind oder Pflegekind“; Minnelied,
„Liebeslied“; Minnemutter, „Pflegemutter“;
Minnesame, „Lieblichkeit, liebreizendes Wesen“;
Minnesang, „Liebesgesang“; Minnesteren,
„Liebesstern; Minnezoren, Liebeszorn, Liebeseifer
Den meisten ist wohl das ahd. Wort Minne aus
dem Mittelalter durch den Minnegesang oder
Minnesang bekannt. Mit eindrucksvollen Texten
und Liedern entdeckten Dichter im hohen
Mittelalter die Liebe für sich. Zwei der
bekanntesten Minnesänger sind Walther von der
Vogelweide (um 1170 bis um 1230) und Heinrich
von Morungen (Ende 12. Jhd. bis um 1222).

276. mißfarbig Undefinierbare, hässliche Farbe EW

277. Mitgift, die Vermögen, Aussteuer das einem Mädchen bei der HW
Heirat von den Eltern mitgegeben wird

278. mitnichten Veraltet: gehoben, auf keinen Fall, in keiner Weise UW

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279. Mittigart, Midgart, Ahd., nhd., Erde, Erdkreis, der bewohnte Erdkreis, HW VL
Mittilagart, Mittilgart, Universum, Kosmos, irdische Welt
Mittilgarto, der Das Wort Mittigart setzt sich aus folgenden
Wörtern zusammen:
Mitti, Mitta, die ahd., (in der) Mitte, in der Mitte liegend, mittlere, HW
Gart, der ahd., Kreis, Feld, Erde, Garten, Haus HW
Das Wort Mittigart, Midgart ist noch aus der
germanischen Mythologie bekannt, leider ist es
aber gänzlich aus unserem Sprachgebrauch
verschwunden. Siehe auch das verdrehte Wort
Welt, die an. Der Begriff „Mittelerde“, dem ahd.
Wort Midgart sehr ähnlich, ist von dem
Schriftsteller J. R. R. Tolkien unter anderem in
seiner Trilogie „Der Herr der Ringe“ für eine von
ihm erfundene fiktive Welt geprägt worden.
Vielleicht ist die erzählte Geschichte gar nicht so
weit hergeholt, wie wir glauben?

280. Monat, der Ahd. manod, mhd. manot, ie. menot, bezeichnet HW
eine Zeiteinheit zur Einteilung eines Jahres in zwölf
Teile, ist also ein Zeitraum von 28, 29, 30 oder 31
Tagen. Ein Monat im astronomischen Sinn ist die
Umlaufzeit des Mondes um die Erde. Der Begriff
Monat hängt also mit „Mond“ zusammen, nicht
nur kalendarisch, sondern auch in seinem
wörtlichen Sinne.

281. Mond, der Ahd. mano, mhd. man(e), mon(e), ie. menot, HW
bezeichnet einen Himmelskörper, der einen
Planeten umkreist. Der Erdmond, also der
natürliche Trabant der Erde, wird zumeist einfach
mit Mond bezeichnet. Der Mond wandert in etwa
29,5 Tagen einmal um die Erde. Unser heutiger
Kalender hat viele Vorgänger, auch Mondkalender,
die sich über die Mondphasen/-zyklen
bestimmten. Mittlerweile teilen wir das Jahr nach
dem Lauf der Erde um die Sonne ein, also nach
einem Sonnenkalender. Dennoch sind in unserem
Kalender noch die Elemente früherer Mond-
kalender enthalten, nämlich die Monate, die
allerdings nun nicht mehr exakt mit den
Mondphasen übereinstimmen. Dennoch tritt in
jedem Monat ein Vollmond auf.

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282. mondhell Wohl zu allen Zeiten, ganz besonders aber in der EW
mondblau Epoche der Romantik, hat der Mond die Menschen
mondgrell verzückt. Ob als nächtliche Wegbeleuchtung oder
mondbeglänzt Mittelpunkt sehnsüchtiger, trauriger oder
schwärmerischer Träumereien: Kalt läßt uns der
Mond trotz seines kühlen Lichts auch heute nicht.
Über mondhell beschienene Pfade treten wir ein in
mondblaue Nächte, beobachten die mondgrelle
Spiegelung des bleichen Lichts in einem Teich – die
„mondbeglänzte Zaubernacht“ (Ludwig Tieck) läßt
uns wohlig seufzend unsere idealistische,
schwärmerisch-romantische deutsche Seele
fühlen.

283. Mordbrenner, der Jemand, der heimtückisch mordet und Dinge HW


anzündet

284. Morgenschön Zusammengesetzt aus den Wörtern „der Morgen“ EW


und „schön“. Morgenschön drückt die Schönheit
am Morgen eines Tages, eines Lebens aus, frisch,
jung, unverletzt, gerade aufgeblüht – eben
morgenschön.

285. mügen, mugen Kräftig, wirksam sein, mächtig, vermögen, gelten, TW VD


imstande sein, die Möglichkeit haben, sollen,
dürfen. Auch diese mhd. Worte haben ihre
Bedeutung verändert und wurden nicht im Sinne
von „mögen, etwas gerne haben“, sondern von
„etwas können, vermögen“ gebraucht.

286. Muhme, die Tante HW

287. mummelüberträumt Zusammengesetzt aus überträumen: etwas EW


träumend durchdenken, nochmals überdenken TW

Mummel, die Name der großblättrigen Wasserpflanzen HW


nymphaea alba und lutea, denen Gespenstiges
anhaftet (J. Grimm).

288. Mummenschanz, der Maskenumzug bei der Fastnacht HW

289. Mumpitz. der Unsinn, Hokuspokus HW

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290. munkeln Heimlich erzählen; eine Mitteilung hinter TW
vorgehaltener Hand; Gerüchte verbreiten

291. Muttersprache, die Sprache der Mutter; Sprache, in die ein Mensch HW
hineingeboren wird und in der er aufwächst“;
„Sprache, die man als Kind zuerst lernt und am
häufigsten gebraucht“, aber auch im Gegensatz
Tochtersprache als
Sprache, aus der andere Sprachen entstanden
sind, von mnd. mōdersprāke (1424) und älter
moder tunge
(um 1400; vgl. Ähnlichkeit zu engl. mother tongue),
mlat. lingua materna. Muttersprache ist eine HW
Zusammensetzung aus dem Wort von
Mutter, die Ahd. muoter, germ. Mōder idg. māter,
Im engen biologischen Sinn bezeichnet Mutter die
„Frau, die ein/das Kind geboren hat“. Allgemein
steht Mutter für „die Frau im Verhältnis zu ihrem
Kind“, der „weibliche Elternteil“. Der Figur und
Rolle der Mutter wird in vielen Kulturen und
Religionen eine besondere Bedeutung
zugemessen.
bemuttern Drückt die Beziehung einer Mutter zu ihrem TW
kleinen Kind aus und bedeutet „behüten,
umsorgen“.

Mutterland, das Erläuterung in Grimms Wörterbuch: „Land, in dem HW


die Mutter wohnt, Geburtsland“, weitere
Erklärungen sind: „Stammland in Bezug auf
Kolonien“, aber auch „Heimat; Land, in dem etwas
seinen Ursprung hat“ und laut DWDS: „Land,
dessen Staatsangehörigkeit eine Person mit
abweichendem Wohnsitzstaat besitzt“.  Der Begriff
ist eine heute nicht mehr übliche Bezeichnung. Es
scheint im Sinne von Heimat seit dem 12. Jh. eine
Veränderung hin zum Gebrauch des Wortes
Vaterland gegeben zu haben. Die Begrifflichkeit
Mutterland ist eher als Wurzel, als eine Art
Geburtsort für etwas zu sehen, zunächst in Bezug
auf den Menschen, aber in anderer Hinsicht auch
auf die Sprache und andere Länder. Man kann das
Wort Mutterland, wie bei J. C. Pfister in der
Einleitung des Buches „Geschichte der Teutschen“

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(1829) zu lesen, auch in der Bedeutung „Herz,
zentrale Quelle“ oder „Mutter aller Länder“, die
aus diesem einen Mutterland entstanden sind,
verstehen. Bei dem Wort Muttersprache wird
ebenso deutlich, daß es sich um die Sprache der
Mutter und des Geburtslandes handelt.
Wortverbindungen mit dem Wort Mutter beziehen
sich auf etwas, aus dem etwas anderes entstanden
ist, ganz im Sinne einer Geburt.

292. mutterseelenallein Bedeutet „allein“, „von allen Menschen verlassen“, EW


„niemanden mehr habend, der sich um einen
kümmert“, und ist nach neuer Ansicht eine
Zusammensetzung von „Mutterseele“ und „allein“
zu einem zusammengesetzten Eigenschaftswort.
Frühere Deutungen, wie z. B. daß sich
mutterseelenallein aus dem Französischen moi
tout seul ableitet, sind in den Hintergrund
getreten.
Mutterseele, die Steht für Mutter, aber auch für alles, was eine HW
Mutter in ihrem Wesen ausmacht.
 
293. muttersternallein Mutterseelenallein, sehr alleine sein EW

294. Mutterwürde, die Die Mutter achten, schätzen HW

295. Nachen, der „Boot, Kahn, Fähre, Flußschiff“, geht auf altgerm. HW VL
und mhd. nache, ahd. nahho, zurück, eventuell
entstammt es dem aind. nága-ḥ für „Baum“ und
bedeutete ursprünglich „ausgehölter Baum,
Einbaum“. Dieses Wort wurde vor allem in
Dichtungen und Landschaftsbeschreibungen
verwendet.

296. Nachkind, das Spätling heißt in den Rechten nicht nur ein Solcher, HW HL
der erst nach des Vaters Tode auf die Welt kömmt,
sondern auch der welcher beÿ des Vaters
Lebzeiten nach gestelltem Ergemächte geboren
wird (Oberländ.) s. Afterkind; lt. Johann Jakob
Spreng. Ein Nachkind nennen die Holländer auch
ein Kind aus dem zweÿten oder dritten Ehbette.

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Nachkömmling, der Nachfahr im Amte, Nachkomme, auch HW


nachkömmlich Nachgehends, folgends, hernach; lt. J.J. Spreng. EW

Nachkomme, der Abkömmling, Deszendent, der leiblich bzw. das HW


organisch Abstammende“ Verwandter in erster
und weiterer direkter, absteigender Linie;
nachgeborener Angehöriger eines Geschlechts
oder Volkes; für die biol. nachfolgende Art; „der
später Lebende“, die Nachgeborenen, Nachwelt;
Anhänger, geistiger Erbe, Nachahmer; „Nachfolger
in einem Amt Tagebücher“. Goethe-Wörterbuch.

297. nachsinnen Sich Gedanken über etwas Geschehenes machen, TW


Gedanken zu einem gewissen Thema nachhängen

298. Nachtgefunkel, das Nächtlicher Sternenhimmel HW

299. Nachtmahr, der Elbisches, ehem. weiblich vorgestelltes Wesen, das HW


sich nachts dem Schlafenden auf die Brust setzt

300. naseweis Herkunft mhd. (um 1500) nasewīse, „mit feinem EW VL


Geruchssinn begabt“, also eine „kundige Nase“,
„Spürnase“ haben, oder als Jagdhund „scharf
witternd“. Die Bedeutung, wie sie heute noch
verwendet wird ist „vorwitzig“, „vorlaut“ „frech“,
und wird in Bezug auf Kinder verwendet.

301. Nebelung, der Monatsname für den November HW

302. Nehrung, die Lange, schmale Landzunge, die eine Lagune oder HW
ein Haff unvollständig vom Meer abtrennt
303. Niederkunft, die Entbindung, Geburt HW

304. nimmermüßig Rastlos sein, beständig beschäftigt sein TW

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305. Norne, die Nord. Myth.; Herleitung aus dem heute HW
auch gebräuchlichem Wort Schnur, ahd. snuor, snoera
Nornen, Nornir, Norna (11. Jh.), was so viel wie „zusammenbinden,
zusammenhalten, nähen, den Faden spinnen“
bedeutet. Die Norne wird als „Spinnerin des
Schicksalsfadens“ bezeichnet. Grundsätzlich fand
die Bezeichnung in der Mythologie für die drei
weisen Jungfrauen Verwendung, die niemals altern
und von unvergänglicher Schönheit sind. Sie
werden auch als Schicksalsgöttinnen bezeichnet
und wurden in der germanischen Mythologie sehr
verehrt. In vielen nordischen Mythen kommen die
Nornen in Gedichten und Sagen vor, demnach
lenken sie die Geschehnisse in der Welt,
bestimmen die Lebensdauer der Menschen, die
Schicksale der Könige und die Heldentaten.
Ihre Namen sind Urd (Vergangenheit) und Skuld
(Zukunft); die Gegenwart hat in den Aufzeich-
nungen verschiedene Namen, so heißt sie
entweder Verdandi, Waranda oder auch Naranda.
Die Schicksalsgöttinnen leben unter dem Welten-
baum, einer Esche namens Yggdrasil, und gießen
diese aus den Urdaquellen. Noch heute werden in
Ländern wie Island, Norwegen oder den Färöer-
Inseln die Geburtshelferinnen Nornen genannt.

306. nusken Zusammenhalten, verbinden auch nuska, nusca, TW


ginusken, ahd. nusken, nuska, nusca, ginusken,
mhd. nusche, nusta, nusten, HW + TW
Nusken Spange, Schnalle, Schlinge, Wickelmantel HW
Nusken ist im ahd. und mhd. mit verschiedenen
Vorsilben zu finden, beispielsweise: gi-nusken:
„verbinden, verknüpfen, sich einhüllen, sich
verbinden, vereinbaren, übereinkommen, in
Übereinstimmung bringen, übereinstimmen,
zusammenknüpfen, zusammenschnüren“;
int-nusken, in-nusken: „aufbinden, abschnallen,
aufmachen, losschnallen“; umbi-nusken:
„umschnallen, zusammenziehen, umbinden,
durchziehen, dekorieren, schmücken“. Die beiden
Worte nusken und nuska können auch bildlich
gesehen werden, wie z.B. als Beschreibung für eine
Spange, die einen Zopf zusammenhält oder für

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eine Nußschale, die einen Nußkern umhüllt.

307. ob es gleich Ist heute als Bindewort und nicht mehr als RW
Redewendung bekannt, „obgleich, obwohl,
obschon, wenngleich“.

308. Oheim, der Mutterbruder, Onkel, veraltete Bezeichnung für HW


den Bruder der eigenen Mutter, mhd. œheim(e),
ahd. ōheim, westgermanisch awa-haima

309. Pfirsichwange, die Rosig gefärbte Wange wie ein Pfirsich HW

310. plagen Lästig werden, Beschwerden verursachen; stark TW


belästigen, quälen

311. Plempe, die Größeres stehendes Wasser, Sumpf, Pfütze; HW


übelschmeckendes Getränk

312. prangen Die eigene Schönheit darstellen, prahlen; auffällig TW


seine Pracht entfalten, Eindruck machen.

313. preisen Preis geht mit preisen zunächst auf den inneren TW
Wert und Vorzug, sowie auf die öffentliche
Anerkennung und Verkündigung desselben; oft
verbunden mit den sinnverwandten Lob, Ehre,
Ruhm.

314. putzwunderlich Erstaunlich, wundersam EW

315. Quentchen, das 1. alte Gewichtseinheit, ein Handelsgewicht, das HW


dem fünften Teil eines Lots entspricht;
2. alte Währungseinheit, kleine Menge

316. rabulistisch Wortklauben bzw. rechthaberisch argumentieren, EW


ohne den tatsächlichen Stand zu kennen;
sophistisch

317. rank Gehoben: dünn und geschmeidig, biegsam; heute EW


fast nur noch in der Wendung rank und schlank

318. Rauschgoldengel, der Traditionelle Engelsfigur aus Nürnberg HW

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319. redlich Ehrlich, zuverlässig, integer, aufrichtig, EW
rechtschaffen, auch ugs. sehr, tüchtig, ordentlich
oder sehr groß, auch „erlaubt, durch kein Gesetz
verboten, rechtmäßig“; von ahd. redilīh:
„rednerisch, wohlgeordnet, gut gesprochen,
vernünftig, vernunftgemäß“ (um 1000), mhd.
red(e)lich: redend, beredt, vernünftig, verständig,
brauchbar, tapfer, wichtig, rechtschaffen,
geziemend, frühnhd. pflichtbewußt (16. Jh.);
sinngemäß „wie man es verantworten kann, wie es
sich gehört“, zu ahd. reda, redī: „Rechenschaft,
Sprache, Gespräch, Vernunft, Verstand, Erzählung“
Redlichkeit, die Mhd. redelīcheit: Vernunft, Gesetz-, HW
Rechtmäßigkeit, Beredsamkeit, man bezeichnet
Tugend und Charakter einer Person, entsprechend
den Regeln einer Gemeinschaft gerecht, aufrichtig
oder loyal zu sein: „An der Redlichkeit ihres Urteils
besteht kein Zweifel“.

320. Reformation, die Lat., „Umänderung, Verbesserung“; vor allem im LW


kirchlichen Sprachgebrauch verwendetes Wort,
heutzutage auch in der Wirtschaft und der Politik;
weitere Bedeutung: „die Verbesserung der
gesellschaftlichen Zustände innerhalb der
streitenden Kirche auf Erden“. In der Nutzung von
Fremdwörtern verbergen sich oftmals
Bedeutungen, derer wir uns nicht immer bewußt
sind. Gerade Fremdwörter werden in unseren
Sprachgebrauch eingeschleust, um sie immer
wieder mit neuen Bedeutungen und
Zusammenhängen zu belegen. Sie werden
„instrumentalisiert“, zu einem Werkzeug gemacht,
um uns dadurch eine Haltung oder eine Meinung
aufzuerlegen. In der Schönheit und Klarheit der
deutschen Sprache aber entstehen keine
Mißverständnisse. Nutzen wir daher umso mehr
die Kraft der deutschen Begrifflichkeiten, wenn wir
etwas verändern wollen, denn dann benennen wir
es auch so: „Reformation“ also im unbelegten
Sinne von „Umgestaltung, Umbildung von etwas
bereits Bestehendem, Umbau“ bis hin zu
„Neubeginn“. Nicht immer ist eine Veränderung
eine Verbesserung. Doch wollen wir etwas

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verändern, dann nutzen wir diese Worte. Sie
werden uns in unserem Vorhaben kraftvoll
unterstützen.

321. Reiser, die Dünne Ästchen und Zweige HW

322. Restchen, das Auch Restlchen, „kleiner Rest, das letzte Restchen HW VL
Mut, ein kleines Restchen Stoff“
resten Ahd., „ruhen, rasten, schlafen, sich erholen, TW VL
bleiben, liegen, ausruhen“ oder auch: Resti, die,
Hauptwort, ahd., „die Ruhe“.

323. Ringelpiez, der 1. Meist in Kreisform ausgeführter, ungeordneter HW


Tanz mit Niederbeugen oder Niederfallen;
2. Luftfahrt unkontrollierte, scharfe Drehung, meist
während des Ausrollens nach der Landung des
Flugzeuges, auch als Folge einer Notbremsung bei
der Außenlandung eines Segelflugzeugs

324. Rosenanhauch, der Hauch von rosiger Farbe auf der Haut HW

325. rosenweiß Unschuldig, „so rosenweiß wie deine Seele“ EW

326. Rotzaffe, der Meist für ein Kind, wie Rotzlöffel, Rotzbube, HW
Rotzjunge

327. rüsten, entrüsten Ahd. (h)rusten, mhd. rüsten, rusten, mit der TW
Bedeutung „sich schmücken, vorbereiten, sich
zurechtmachen, bereitmachen“; das ahd.
Hauptwort Hrust für Rüstung beschreibt ebenfalls
eine „Ausrüstung“ oder „Schmuck“, aber auch
„Waffen“. Wir kennen dieses Wort auch als
Aufrüsten, das im Sinne der militärischen Vorbereitung und als HW
Rüstung, die Schutz für den Körper im bevorstehenden Kampf.
Durch das Wort „Harnisch“, welches einen
metallischen Brustpanzer beschreibt, dessen
Herkunft umstritten ist, sehr wahrscheinlich jedoch
dem Französischen entstammt, wurde das Wort
rüsten in der eigentlichen Bedeutung beinahe
verdrängt.

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Somit wurde aus der Verbindung der Worte


„Harnisch“ und rüsten die Zuordnung in die heute
bekannte Bedeutung „jmd. so reizen, daß er zornig
wird“, „sich zum Streit, zum Krieg fertig machen,
kriegerische Vorbereitungen treffen“, „sich
erzürnen“ verkehrt. Dadurch bekommt das Wort
entrüsten eine umgekehrte Bedeutung: „die
Rüstung ausziehen, sich entwaffnen“. Womit im
übertragenen Sinn auch die emotionale
Entwaffnung gemeint sein kann, sobald man die
Rüstung abnimmt, offenbart man sein Innerstes
völlig.

328. Ruh, die selige Von einem Glücksgefühl erfüllte Ruhe, Stille erfüllt HW

329. Ruschelei, die Unordnung, Schlamperei, Fahrigkeit, Schussligkeit HW

330. sachten Lindern, mildern, mindern, abgeleitet von sacht TW

331. Sachtmut, der Auch HW


Sanftmut, der lt. Deutschem Wörterbuch von Jacob und Wilhelm HW
Grimm; weitere Wortbildungen siehe mnd.
sachtmodich, sachtmodicheit, sachmodigen;
sachtsam Weiterbildung zu sacht; Weiterführung auf EW
Sachtsamkeit, die und HW
sachtsamlich EW
Sachtsinn, der „milder Sinn“, nd. Sagtsinn; HW
sachtsinnig EW
Sachtsinnigkeit, die HW
Eine weitere Herleitung lt. Johann Jakob Spreng:
sacht, in der Bedeutung von „waich“, „lind“,
„sachte Eÿer, lindgesodtene Eÿer“, „sachtes Bette“,
„sanftes Bette“, „sachter Winter“, „gelinder
Winter“.

332. Salbaderei, die Langweilige, alberne Schwätzerei, seichtes HW


Geschwätz, oft mit dem Nebensinn des
„frömmelnden Tons“
salbadern Salbungsvoll (frömmelnd), langatmig und feierlich TW
reden, schwätzen
salbadrig Umständlich, albern daherreden, „bigott, EW
scheinheilig“
siehe auch

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Salbader, der (2. Hälfte 17. Jhd.), ein alltäglicher Schwätzer, HW
welcher anderen mit unerheblichen Erklärungen
lästig wird; oder auch
Quacksalber, der Im Sinne eines unreinlichen Baders (Wortherltg.), HW
der seine Kranken lediglich mit Salben kuriert;
evtl.v abgeleitet aus nd. sal: schmutzig, unreinlich
Seelbader, der Bader, der gegen Abfindung zum „Heile der Seele“ HW
beitrug – dies waren die am wenigsten ange-
sehenen und als „schwatzhaft“ verschrienen
Zunftgenossen.

333. sänftiglich „Sanft“, „behutsam“, „achtsam“ und wird gern als EW


Umstandswort eingesetzt, z. B. „Dies soll fein
sänftiglich geschehen, ohne Druck auszuüben.
Sänftigung, die „Beruhigung, Besänftigung, Beschwichtigung“. HW
sänftigen „Beruhigen“, „besänftigen“, wie z. B. „Das TW
Unwetter sänftigt sich“.
sänftig, sanft „weich, zart, vorsichtig“, leiten sich her aus ahd. EW
samfti, semfti, senfti, „bequem, leicht, gemächlich“
und mhd. semfte, senfte (vgl. „Digitales
Wörterbuch der deutschen Sprache“).

334. sanftselig Friedlich, friedvoll, "der sanftselige Tod" EW

335. saumselig Mhd. sümesal (Versäumnis) und sūmen (aufhalten, EW


hinhalten, verzögern, jm. hindern, etwas
versäumen); ein „saumseliger Mensch“ ist
nachlässig und träge, mit Tagträumen beschäftigt,
wird auch als herumtrödelnd wahrgenommen
Saumseligkeit, die Jemand ist bei der Ausführung von etwas recht HW
langsam und lässt sich Zeit
Saumsal, die Nachlässigkeit, Säumigkeit und die Bummelei, HW
Trödelei.

336. säuseln Leise rauschen, zart rascheln, angesäuselt, leicht TW


angetrunken, beschwipst

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337. scharwenzeln Aus mhd. schar, überfleißig in jemandes Nähe TW
scherwenzeln arbeiten oder sich für alles mögliche erbieten,
scharwenzelnd in Bewegung sein, beflissen flitzen oder
umhersausen, abwertend „sich übereifrig,
unterwürfig um jmdn. bemühen“, „um jmdn.
herumschwänzeln“, „mit übertriebener
Geschäftigkeit seine Dienste anbieten, um sich
dadurch einzuschmeicheln“, sich scharwenzelnd
fortbewegen

Scherwenzel Älter: Bube, Unter, Junge (im Kartenspiel); das HW


Kartenspiel Scherwenzel spielen (17. Jh.);
übertragen: „sich durch Dienstbeflissenheit
angenehm zu machen suchen“, „dienstbeflissener
Mensch“, „liebedienern“, „übereifrig den Hof
machen“, „Allerweltsdiener“ (18. Jh.); auch
schwänzeln, „geziert einherstolzieren“, „jmdn.
Umschmeicheln“

Wenzel, der Unter, Bube, Junge (vier höchste Trümpfe im Skat); HW


nach dem Männernamen Wenzel, dem böhm.
Nationalheiligen, ahd. Wenzil, mhd. Wenzel.

338. Scheit, das Abgespaltenes Stück Holz, das zum Einheizen HW


verwendet wird

339. schiefmäulig Neidisch, missgünstig EW

340. Schierschandudel Etwas aus vollem Übermut, aus purer Lust HW


machen, ohne groß darüber nachzudenken

341. schlankerhand Ohne Zögern, kurzerhand EW

342. schlechterdings Einfach, geradezu, schlechthin, schlichtweg EW

343. Schmetterlingsglaube, Glaubt, jede Blume sei nur für ihn selbst HW
der gewachsen.

344. schmuck Hübsch, schick EW

345. schmurgeln Braten; etwas in der Pfanne schmurgeln lassen TW

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346. Schnurre, die „Kleine, heitere Geschichte“, ein „Schwank“, eine HW
„volksnahe, unterhaltsame Erzählung“ oder eine
„spaßige oder wunderliche Begebenheit“. 
Zum Beispiel lautet der Titel eines Buches:
„Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund“,
Autor Ulrich Jahn, Erscheinungsjahr 1890.
Die Schnurre leitet sich ab vom
schnurren ein „gleichmäßiges summendes/rauschendes TW
Geräusch von sich geben“, z. B. das Schnurren der
Katzen oder das Schnurren eines Spinnrades, mhd.
snurren, und führte dann zur Bezeichnung von
„Lärminstrumenten“ als Schnurren, zu schließlich
Schnurre für „Schwank, heitere Erzählung“

347. schnurrig „Komisch, lustig, spaßig“ oder auch „seltsam, EW


verschroben“. Beispiele für die Verwendung sind:
„Die Kunst- und Wunderkammern der bayerischen
Herzöge enthielten viele schnurrige
Besonderheiten, wie z. B. geschnitzte
Pflaumenkerne oder Schildkrötenpanzer.“ –
„Schnurrige Einfälle bringen das Publikum zum
Lachen.“

348. Schnurrpfeiferei, die oder auch nur HW


Schnurrpfeife, die stehen für „nutzloser Gegenstand“, „Tand“, HW
„Nippes“ oder auch für „Unterhaltungs- und
Geschicklichkeitsspiele, Kunststücke und
Kunstfertigkeiten“ und auch für „närrischer Einfall“,
„verrückte Idee“. 

349. Schöngeist, der Jemand, der sich an der Literatur, den schönen HW
Künsten erbaut und dafür begeistert.

350. Schöpfungsborn, der Schöpfungsbrunnen, dem alles entspringt HW

351. schurigeln Jmd. grundlos, willkürlich über längere Zeit quälen, TW


plagen, schikanieren, scharf zurechtweisen, jmd.
Schwierigkeiten bereiten (17. Jh.); unterliegt
verschiedentlichen Deutungen, vgl. besonders die
Schreibungen schulriegeln (17. Jh.) und schuh-
riegeln (noch im 19. Jh.); auch zu mhd. schuor:
Steigerung zu „Schur, das Scheren“, übertr. „Schererei, Plage“

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schüren Zu etwas schieben, stoßen, treiben, verleiten EW
ahd. scurgen: „stoßen“ (um 800), mhd. schürgen,
schurgen, nhd. schurgen, schorgen, schörgen,
schirgen (Ende 17. Jh., mundartlich)

352. schwanen 1. Ahnung oder Vorgefühl, vorschweben, ahnen, EW


in unpersönlicher Fügung
2. nach der gewöhnlichen Annahme von Schwan
abgeleitet

353. Schwanensanftheit, die Sanftheit, Zartheit, Weichheit im Umgang HW


miteinander

354. schwerwuchtig Schwer zu bewegen EW

355. Seele, die ahd. sela, mhd. sele. Die Herkunft ist unbekannt. HW
Eine interessante Ansicht ist aber die Möglichkeit
der Herkunft aus dem germanischen saiwalo oder
saiwlo, abgeleitet von saiwi, germanisch für See.
Saiwalo oder saiwlo steht danach für „die vom See
Herstammenden, zum See Gehörenden“. Nach
einem alten Glauben der Germanen sollen die
Seelen der Menschen vor der Geburt und nach
dem Tod in bestimmten Seen leben. Das Wort
Seele (griechisch psyche; lateinisch anima) hat
mehrere Bedeutungsinhalte:
Im religiösen Kontext „der Teil des Menschen, der
unsterblich ist“, der also nach dem Tod weiterlebt.
Je nach Religion finden sich hierzu unterschiedliche
Auslegungen
Als Synonym für „Mensch“. Z. B. wurde früher oft
die Einwohnerzahl einer Ortschaft angegeben mit
„xx Seelen leben in diesem Dorf“. Ausdrücke wie
„eine gute Seele“, „eine hilfsbereite Seele“, „eine
treue Seele“ zeigen diese Verwendung auf.
Seele steht ganz allgemein für „Gefühl“, und auch
für „Gemütszustand, in dem sich ein Mensch
befindet“. Redewendungen wie „seinem Gesang
fehlt die Seele“ oder „aufgewühlte Seele“,
„verwirrte Seele“, „die Seele leidet“, „auf der

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Seele liegen“ zeugen hiervon.


Seele steht auch für den innersten Kern eines
Menschen oder auch eines Gegenstandes, also
das, was jemanden auszeichnet bzw. was etwas
kennzeichnet, auch das Herz einer Angelegenheit,
einer Unternehmung. Die Seele als das Innerste,
das Wesentliche, die Essenz eines Daseins/einer
Eigenschaft.
Seele bezeichnet in der Technik oft den „Kern einer
Sache“, wie in der Bezeichnung „Seele“ für „den
Innenraum des Laufes oder Rohres einer
Feuerwaffe, durch den das Geschoß die Waffe
verläßt“ (vgl. dtv Brockhaus Lexikon, 1988, Band
16), oder die Bezeichnung „Seele“ für „das Mark
eines Federkiels“, welches man herauszieht, wenn
man es schneiden will (vgl. Johann Jakob Spreng,
Spreng Glossarium). Weitere Verwendungen mit
Seele sind „mit Leib und Seele dabei sein“ („sich
ganz einer Sache, einer Unternehmung widmen“),
„Volksseele“ („Gemüt, Bewußtsein eines Volkes“),
„beseelt“ („eine Seele habend“, „mit Leben, mit
Inhalt, mit Gefühl versehen“), „entseelt“ („ohne
Seele“, „ohne Gefühl“, „tot“).

356. seelenfinster Schwermütig, depressiv EW

357. Segen, der Ist lateinischen Ursprungs, signum, „das Zeichen“. HW HL


Segen steht für „Kraft, Schutz, Segnung, mit dem
Kreuz bezeichnen“ (siehe auch Wortfinder-
Rundbrief 36, KW 46 / 2022 „Übergang: Aus
kraftbeseelter Kindheit schöpfen“). Ein Segen wird
als Zeichen und Formel verwendet, um den Schutz
Gottes anzurufen, für einen geliebten Menschen,
für den guten Ausgang einer Unternehmung, für
eine gute Ernte, für ein gesegnetes Mahl. Wenn
etwas gelungen ist, stand es unter dem Schutz,
dem Segen Gottes; „etwas ist gesegnet“ oder auch
„etwas steht unter dem Segen Gottes“ bedeutet
auch „etwas bringt reiche Frucht hervor, ist
erfolgreich“. Die Redensart „das ist ein Segen für
ihn“ bedeutet, „daß jemandem etwas
zugutekommt, daß etwas ein Geschenk / ein

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Glück / eine große Hilfe für jemanden ist“.
Weitere Redewendungen – im süddeutschen Raum
– sind Dankes- und Grußformeln als Segen, wie
„Vergelts Gott“ – „Segne es Gott“ oder „Pfiat di“,
Kurzform für „Behüte dich Gott“. Auch das „Grüß
Gott“ im süddeutschen Raum ist die Kurzform für
„Grüße dich Gott“, „Möge dir Gott freundlich
entgegenkommen“, „Gott segne dich“.

358. „Linde Segenshand“ Die Bedeutung von „linde Segenshand“ kann man RW VL
als eine milde, sanfte Segnung, als Zuweihung
einer freundlichen Geste deuten, so wie z. B. im
Gedicht „Großmütterchen“, wo sie als eine
liebevolle Geste aus vollster Inbrunst zu verstehen
ist. Enthält das Wort
lind Ahd., „mild, sanft, freundlich weich, zart, sanft“, EW
sowie das Wort
Segenshand, die Zusammengesetzt aus den Worten HW
Segen, Segan, der Ahd., mit der Bedeutung „Kraft, Zuweihung, HW
Segnung, mit dem Kreuz bezeichnen“; aus lat.
signum; „Gottes Segen auf jemanden herabflehen“,
und als weiteres Wort Hand, die, Hauptwort.

359. sehnsuchtstrunken Benommen vor Begehren, Wunsch oder Verlangen EW

360. selbander Zu zweit; „wir wanderten selbander durch den EW


Wald“

361. selbdritt Zu dritt, zu dreien UW

362. Selbstzucht, die Disziplin HW

363. selig Hat heute noch drei Bedeutungsinhalte, EW


- „von einem rauschhaften Glücksgefühl erfüllt,
überglücklich, wunschlos glücklich“
(Verwendungsbeispiele: „Unsere Tochter war selig,
als sie den Weihnachtsbaum sah!“; „In seliger
Ruhe genossen wir die letzten Urlaubstage am
See.“) sowie
- „nach dem Tod der himmlischen Freuden
teilhaftig“, „glücklich bei Gott“, und
- „verstorben“, ist aber eher veraltet und wird in

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dieser Bedeutung kaum mehr verwendet
(Verwendungsbeispiele: „ihr seliger Mann“, „ihr
Mann selig“: „ihr verstorbener Mann“; „die Bücher
des Seligen werden verschenkt“: „die Bücher des
Verstorbenen werden verschenkt“).
In den Bedeutungen „tiefes Glücksgefühl“, „große
Seligkeit, die Freude“ oder auch „Vollendung im Reich Gottes HW
und ewige Anschauung Gottes“;
beseligen, Tätigkeitswort, „glücklich machen“;
beseligen für „glücklich“, „selig“, wird zumeist als TW
seliglich Umstandswort verwendet. EW
Wichtig für gläubige Menschen war und ist, ein
seliges Ende zu haben, also im Reinen mit Gott zu
sterben, um so das ewige Leben und die Seligkeit
Gottes schauen zu dürfen. Redewendungen sind
„bis an mein seliges Ende“ („bis zum Tod“), „Gott
hab ihn selig“ („Gott gebe ihm die ewige
Seligkeit“), „sie hat ein seliges Ende gehabt“ („sie
ist in der Gewißheit gestorben, die ewige Seligkeit
zu erlangen“).
364. Simmelsammelsurium, Scherzhafte Bildung; Sammelsurium verstärkend; HW
das Mischmasch, Gemenge, Durcheinander

365. sinnen Nachdenken, grübeln, seine Gedanken planend auf TW


etwas richten, gehen, reisen, wandern, streben,
verlangen, wahrnehmen, merken, verstehen, seine
Gedanken oder Begierden auf etwas richten

366. sintemal Obwohl, obschon, obgleich UW

367. sommerfreudig Freude am Sommer verspürend EW

368. sonnenschwer Von intensivem Sonnenschein erfüllt; und die Luft EW


ist sonnenschwer

369. sonor Klangvoll, volltönend EW

370. Souveränität, die Höchste (staatliche) Herrschaftsgewalt, HW LW


unumschränkte Herrschaft, (staatliche)

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siehe auch Überlegenheit (17. Jh);
souverän Unumschränkte Macht und Unverantwortlichkeit, EW
staatliche Hoheitsrechte ausübend,
darüberstehend, Adelung, uneingeschränkt
herrschend, Selbstherrschaft, unabhängig,
überlegen“; Entlehnung (17. Jh.): frz. souverain,
auch afrz., mfrz. „vortrefflich, oberst, höchst“;
Souverän, der Allgemeiner Sprachgebrauch für „Vorgesetzter, HW
Landesherr, staatliche Überlegenheit (17. Jh.)

371. spornschlags Unverzüglich, sofort, augenblicklich UW

372. Spülicht, das Schmutziges Wasser, Abwaschwasser, HW


Aufwaschwasser, Spülwasser

373. Stelldichein, das Verabredung zweier Verliebter; Rendezvous HW

374. stieben Fortwirbeln, umherwirbeln, sprühen, wie Staub TW


umherfliegen, schnell laufen, rennen wie der
sprichwörtliche Wirbelwind; Staub, Dampf, Qualm,
Dunst erzeugen

375. stillverträumt Verträumt und still zugleich EW

376. stinkstolz Übermäßig stolz sein EW

377. stummvergnügt Für sich vergnügt sein, ohne reden zu müssen EW

378. Stutzer, der Geck, Schnösel, Herumtreiber; aber auch HW


Kleiderstutzer, in modischer Kleidung gehen.

379. Sunna, die Ahd. Sonne, mhd sunne, md. Sonne, HW VL


auch „Tageslicht, östliche Himmelsgegend“,
Licht und Kraftquelle für alles Leben
aber auch Wahrheit, Rechtfertigung, anerkannte
Entschuldigung bei Nichterscheinen vor Gericht.
Weitere Formen sind
drisunni ahd. dreitägig EW
Sunbäm, der ahd., Sonnenstrahl HW
Das Wort Sunna findet sich nicht nur im
Althochdeutschen und in der germanischen
Mythologie sondern ist auch in der arabischen
Sprache die Bezeichnung für Brauchtum,

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Handlungsweise, für eine überlieferte Norm und
die Summe der zu befolgenden, wegweisenen,
nachahmungswerten Taten der Propheten. Das
Wort taucht 16 Mal im Koran auf.
In der Mythologie der germanischen und
nordischen Völker ist Sunna die Göttin der Sonne,
Mani ist der Gott des Mondes und der Bruder von
Sunna. Bildlich hat man sich Sunna als halbnackte
Frau vorgestellt. Diese steht auf einem Säulenfuß
(Sul, ahd. HW Säule) mit Strahlen um das Haupt.
Von ihrer Brust hält sie mit ausgebreiteten Armen
ein strahlendes Rad.
Zahlreiche Wortbildungen mit Sonne, so z.B.:
Sonnenadel, der dichterisch für „edle Sonne“; HW
Sonnenblicklein, das „die Sonne lässt sich blicken“, für „Sonnenstrahl“ HW
sonnenbegegnend „der Sonne entgegen“, also nach Osten fließend; EW
Sonnenbecher, der „goldner becher, indem das gold als erstarrter HW
sonne(n)beglänzt sonnenstrahl gefaszt wird“; EW
wie auch „mondbeglänzt“: von Sonne beschienen,
„die sonnenbeglänzte Landschaft“, „der Rhein lag
ebenso blau, sonnebeglänzt und lockend vor mir
da, wie im vorigen jahre“ (Clemens Brentano) HW
Sonnengeist , der Dichterisch, die belebende Wirkung der Sonne
personifizieren.

380. Tand, der Spielerei, Possen, Nichtigkeit, früher auch tant, HW


dant, mhd. tant (ahd. zu folgern aus tantarôn -
tandern), vgl. frühneuhochdeutsch tanderei,
tänderei, tentelei
Bedeutung: sinnloses, unehrliches Reden und Tun,
auch leeres Geschwätz: one allen tand: „ohne
Umschweife“; das Eitle, Nichtige, das auf
Täuschung ausgehende Wesen, Handeln, Reden
Narrenwerk, Gebrauch zusammengesetzt:
Erden-, Lügen-, Menschentand; auch: gehalt- und
Tandwerk, das wertloses Zeug – wertlose hübsche Kleinigkeiten, HW
Plunder, Trödel; tant van Nurenberch: „Nürnberger
Tändelei, die Spielwaren“; Spielerei, Liebhaberei, Flirt. HW

381. tanzvergnüglich Spaß beim Tanzen haben EW

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382. täppisch Mhd. tæpisch; ungeschickt, unbeholfen; unsinnig; EW


einfältig, kaum bodenständig; „sich täppisch
anstellen“; auch: einschmeichelnd, anhänglich;
„sich anbiedern, wo es etwas zu essen oder zu
erhaschen gilt“, diebisch;
Tapps, der Bezeichnung für jemanden, der ungeschickt in HW
seinen Bewegungen ist: „[…] im gemeinen Leben,
wo man einen ungeschickten, plumpen Menschen
auch wohl einen Tapps zu nennen pflegt“

383. Taschenherz, das Ein Herz so klein, dass man es in der Tasche tragen HW
kann; als Kompliment ist das nicht gemeint

384. taubschreisam Durch lautes Schreien jmd. taub machen, EW


dessen Ohren quälen

385. Taumelnacht, die Im Taumel zugebrachte, durchschwärmte Nacht. HW

386. Tausendlust, die Sehr große Lust HW

387. Tausendsassa, der Teufelskerl HW

388. Tonarabesken, die Verzierung einer Melodie, reiche Figuration HW

389. trachten Etwas Bestimmtes zu erreichen versuchen TW

390. trauen Von ahd. trū(w)ēn: „(ver)trauen, glauben, hoffen, TW


zutrauen“ (um 900; vgl. fir-, gitrū(w)ēn, um 800),
mittelhochdeutsch (mhd.) trūwen: „Zuversicht
haben, hoffen, glauben, trauen, sich getrauen,
(an)vertrauen, ehelich verloben, (an)trauen“
(daneben mit ungeklärtem Umlaut mhd. triuwen,
neuhochdeutsch (nhd.) treuen bis 16./17. Jh.);
mittelniederdeutsch (mnd.) trūwen: „(ver)trauen,
ehelich verbinden“; Ausgangsbedeutung: „fest,
treu (in seinem Verhalten, seiner Meinung) sein“.
Aus im ahd. und mhd. geläufigem „glauben,
hoffen, zutrauen“ entwickelt sich „vertrauen,
Glauben schenken“; „zuversichtlich hoffen“ geht
über zu „(etwas) wagen, riskieren“ (16. Jh.); trauig:
„vertrauend“ (um 1500)

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Trauwol, der Naiver, leichtgläubiger Mensch, Seit dem 13. Jh.: HW
trauen ehelich verbinden, d.h. „dem Manne zur Frau TW
geben“, eigentlich „anvertrauen“; zu sich trauen:
„den Mut zu etw. haben“
Traute, die Mut, umgangspr. Abstraktbildung, (Ende 19. Jh.) HW

391. Traumseele, die „Eine Traumseele, die nur in der Nacht erwacht HW
und spricht“

392. treideln Fortziehen; z.B. das Schiff aufwärts treideln TW

393. Trösteinsamkeit, die Melancholische Verstimmung, Alleinsein und HW


Alleinbleiben zum Verarbeiten von Gefühlen und
Gedanken

Trost, der Gehe zu getrost / getröst

394. Truchseß, der Leiter der königlichen Hofhaltung; übertr.: Gott als HW
Truchseß über das Erdengeschick

395. Trutz / Trotz, der Wort, welches die Begriffe, der Zuversicht, des HW
Drohens, des muthigen Widerstandes, und der
Herausforderung in sich vereiniget, und wenigstens
in einigen Fällen ein Intensivum sowohl von Trost
in der veralteten Bedeutung der Zuversicht und
Kühnheit als auch von drohen ist“, sowie „hoher
Grad des Vertrauens auf eigene Vorzüge oder
fremde Hülfe, verbunden mit der festen
Entschließung, allen Hindernissen muthig
entgegen zu gehen“, „feste Zuversicht“;
HW: von mhd. tra(t)z, md. trotz:
„Widersetzlichkeit, Feindseligkeit,
Herausforderung, Eigensinn“, auch
„Unerschrockenheit, Mut“, mnd. trot (trot bēden:
„Trotz bieten“); auch „Drohung, Widerstand, Stolz,
Standhaftigkeit“; heute eher nur noch gebraucht
im Sinne von „Ungehorsam, Widerwille,
Widerspenstigkeit“.

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trotzen, tratzen Md. mhd. frühnhd. trutzen: reizen, herausfordern TW
zum Kampf, Widerstand leisten, Gehorsam
verweigern, mutig, tapfer, hochmütig sein sowie
einer Herausforderung standhalten, verstockt,
bockig sein oder auch reizen, ärgern, necken,
„einen hohen Grad der Kühnheit besitzen, und
siehe auch solchen thätig erweisen“;
Trotzkopf, der Trotziger Mensch (18. Jh.), eigensinnige, HW
halsstarrige Haltung (17. Jh.)

396. unbescholten Aufgrund eines untadeligen Verhaltens mit gutem EW


Ruf, frei von öffentlichem Tadel

397. Unbilden, die Unannehmlichkeiten, Beschwernisse, von ahd. HW


unbilidi: „(über Gebühr) Unrecht, Unförmigkeit“
(11. Jhd.), mdh. unbilde: „was nicht zum Vorbild
taugt“, „Frevel, Unrecht, das Unbegreifliche,
Maßlose“; „Widrigkeiten“ gerade auch durch
Kräfte, gegen die der Mensch wenig Macht hat;
zugrunde liegt die noch im 19. Jhd. belegte Einzahl
Unbild, das Unförmigkeit, das über alles Maß Hinausgehende, HW
Ungemach, Verderben, Beschwerlichkeit
ebenso
Witterungsunbilden, die Widrige Wetterverhältnisse, sehr ungünstige HW
Witterung“
unbilden Unrecht, gewalttätig handeln, etwas, das mich TW
unbildet: „etwas ärgert mich“; auch im Sinne von
„nicht bilden“: „etwas abwenden, vereiteln“

unbillig Von mhd. unbil / unbillich: unangemessen, nicht EW


gerechtfertigt, auch unnatürlich, unrecht
Unbill, die Schlechte Behandlung, Unrecht“. HW

398. unvordenklich Sehr weit zurückliegend EW

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399. Vaterland, das seit dem 12. Jh., ahd. faterlant, im mhd. ist HW
vaterlant üblich, Folgendes findet man im DWDS:
„Land, in dem man geboren ist, zu dessen Volk
man gehört“; laut Grimms Wörterbuch: „Wort, das
in den älteren germ. Dialekten ungebräuchlich ist;
der vom Vater besessene Acker; Land, das man
vom Vater erbt; Land, worin der Vater lebte“; aber
auch: „Geburtsland, nicht zwingend“ und „Heimat
nicht nur eines einzelnen, sondern eines Volkes“;
im christlichen Sinne hat Vaterland die Bedeutung
von „der Himmel ist die wahre Heimat“. Das Wort
Vaterlandsliebe, die Vaterland wird auch mit dem Begriff Patriotismus HW
gleichgesetzt, der Liebe zum eigenen Volk.
Vaterland ist eine Zusammensetzung aus
von ahd. fater, as. Fadar, „Ernährer, Haupt der
Vater, der HW
Familie, Erzeuger“, ursprünglich aus dem indg. Pita
gr. patar, „hüten, schützen, nähren“ und dem
Hauptwort Land von ahd. lant, „Acker, Boden,
Festland, fester Grund, Feld“.
Vaterland trägt die Geburt - nicht wie bei
Mutterland - zwingend in sich, es ist die
Verbindung zur Heimat, mit der eigenen
Identifikation aus patriarchischer Sicht. Es scheint,
als wurde der Begriff Vaterland auf einen Sockel
gehoben, um Kriege, unendliches Leid und viel zu
viele Opfer über Jahrhunderte hinweg zu
rechtfertigen.

400. verbaseln Unsinnig reden, handeln. Aus dem TW


Niederdeutschen entlehnt, von mnd. vorbasen
(verbasen); spätestens seit Anfang des 17.
Jahrhunderts nachweisbar; Bedeutung:
„vergessen, verlieren“ im Sinne auch von „etwas
verlegen“ oder „verbummeln“, „etwas
versehentlich nicht erfolgreich beenden,
vermasseln“ gleichbedeutend mit „etwas aus
Nachlässigkeit versäumen“; dabei kann ebenfalls
die Bedeutung „etwas verderben, vertun“
eingeschlossen sein;

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siehe auch
Zeit verbaseln Zeitlicher Bezug: d.h. „ohne Ziel und Zweck
arbeiten“ und dadurch Zeit oder Mühe
verschwenden, nichts erledigen während seiner
Arbeit; „sich abmühend, etwas nicht schaffen“, bei
einer Sache durch Unaufmerksamkeit scheitern;
baselig auch: Sinnloses Tun EW
Verbaselung, die ebenfalls „verwirrt, bestürzt, verblüfft sein“, wie es HW
Im Sinne von „zerstreut“
Bedeutung von „die Verwirrung“

401. verdämmern Allmählich dunkel werden; übertragen: keinen EW


klaren Gedanken mehr fassen können

402. verfemen Jemanden ächten TW

403. vergällen Jemandem die Freude an etwas nehmen, TW


verderben

404. Verknotigung, die Soll uns eng miteinander verbinden, zusammen- HW


schweißen, „… soll unsrer Liebe Verknotigung sein“

405. vernehmlich Etwas, das man vernimmt, also mit einem der EW
Sinne (v. a. Gehör) aufnehmen kann.

406. Verstandesdünkel, der Übertriebene, auf andere herabblickende Meinung HW


von eigenen Vorzügen – sich auf seinen großen
Verstand etwas einbilden, sich einbilden, alles zu
wissen und sich ausschließlich auf seinen Verstand
verlassen; siehe auch „der Dünkel“: Meinung,
Ansicht, Anschauung; oder: Einbildung,
Anmaßung, Vorurteil; falscher Glaube sowie eine
daraus resultierende „übertrieben hohe
Selbsteinschätzung aufgrund vermeintlicher
Überlegenheit, Hochmut“.

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407. vertrauensselig Das aus das Vertrauen und selig heutige verdrehte EW VD
Bedeutung: „einfältig, gutgläubig“; „jemand ist
voreilig und allzu schnell bereit, jemandem
(blindes) Vertrauen zu schenken“; siehe dazu
heutige Herleitung von „Vertrauen“ häufiger im
Zusammenhang mit „blind“ – Vertrauen also als
etwas Naives, nur den unerfahrenen Menschen zu
eigen, Leichtgläubigkeit („Vertrauen ist gut,
Kontrolle ist besser“); somit Vertrauen als etwas,
daß einem im Leben mehr Schwierigkeiten
bereitet, als etwas nützt; damit einher geht die
Bedeutung von „selig“, heute ebenso eher im
Sinne von „leichtfertig, naiv, brav“; „du bist viel zu
vertrauensselig“, d.h. unbedarft, arglos,
unbekümmert (dies ergibt eine weitere Reihe
verdrehter Worte)

Vertrauensseligkeit, die Als typisch deutsche, einfältige Eigenschaft HW

vertrauensselig In seelischer Verbundenheit auf Herzensebene, EW


somit in Verbindung mit der uns allen zu eigenen
inneren Weisheit.

408. wagenbeflügelnd Einem Wagen Schnelligkeit verleihend EW

409. wahnschaffen Mhd. wân und von mnd. wanschapen oder EW


wantschapen, in der Bedeutung von „mißgestaltet,
häßlich“ (Personen und Dinge), „ungeschaffen,
ungestalt“, „unförmig, übel gebildet“, auch
„verrückt“; abgeleitet von
wahn Ahd./asächs. wan, „mangelhaft“, „fehlend, leer, EW
nichtig“, „unerfüllt, das volle Maß nicht haltend“,
dazu im Sinne von „erfolglos, ermangelnd“,
„gehaltlos“; so bedeutet beispielsweise
wahnwitzig Folglich auf seiner eigentlichen Bedeutungsebene EW
„ohne Verstand, bar jeder Vernunft“, „des
Verstandes mangelnd oder beraubt“, „völlig
unsinnig, verrückt“; auch als Weiterbildung von
ahd. wanawizzi, mhd. wanwiz, wanwitze, „töricht,
unsinnig“, „keinen Verstand habend, geistig
schwach“ („der Witz“, Hauptwort, hier als
„Verstand“);

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Dazu ebenso
Wahn, der Mhd./mnd. wān, „Hoffnung, Erwartung“, HW
Herausbildung im Sprachgebrauch als
„(krankhafte) Einbildung, unbegründete Ansicht,
Vorstellung“, auch als „unbegründete Hoffnung,
Erwartung“, eigentlich lediglich „Gewünschtes,
Ersehntes“; seit dem Mhd. im Gegensatz zu
„Wissen und Wahrheit“ gestellt; dann Entwicklung
im Fnhd. zu „willkürliche Vorstellung, die nicht der
Wirklichkeit entspricht“ (16. Jh.), schließlich zu
„Selbsttäuschung, fixe Idee“ als krankhafte
Erscheinung (18. Jh.), wodurch die Nähe auch zu
wähnen Ahd. wānen (8. Jh.), erkennbar wird, hier allerdings TW
auch nur in der Bedeutung „glauben, meinen“,
„vermuten, erwarten, hoffen“, noch ohne jegliche
Bewertung einer vermeintlich vorliegenden
„Verrücktheit“ oder „Geistesleere“; siehe auch in
Verbindung zu
Wahnwitz, der „Abwegiges, törichtes Verhalten“, und HW
Wahnsinn, der die die Bedeutung von wahnschaffen beinhalten. HW

410. wahrwörtig, wahrwortig Verbindung aus wahr und wort, nd. wahrhaft, EW
auch glaubwürdig, mnd. warwordich (Schiller-Lübben),
warwörtig, warwortig Fundstelle: Dt. Wörterbuch von J. u. G. Grimm
(1854–1969); „wahrwörtige Leute, beÿ denen
Wort und Taht Eines ist, und deren Ja und Nein die
Kraft eines Eides hat“ (Originaltext J. J. Spreng);
weitere mögliche Bedeutungen, „wahre Worte“
oder „wortwörtlich, wahrhaftig“;
wahr wirklich, echt und recht, der Wirklichkeit gemäß, EW
verwirklicht, naturgetreu, wahrhaft“; nach J. u. G.
Grimm kann über die Herkunft des Wortes nicht
mit voller Sicherheit geurteilt werden, es ist
lediglich auf das Deutsche und das Friesische
beschränkt.
Bereits im altlat. wurde wahr in der Rechtssprache
in der Bedeutung „recht gegenüber falsus“, als
„rechtlich anerkannt, gültig“ eingesetzt.
Die am meisten verbreitete Verwendung von wahr
erfolgt in Bezug auf Reden und Aussagen, die der
„Tatsache entsprechen“ oder „wirklich so gemeint
sind“.

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411. wallen 1. Sprudeln, bewegt fließen, im Winde flattern: von TW
wallan (ahd.), aufwallen, sieden, kochen,
aufbrausen, hervorsprudeln, innerlich bewegt.
2.von Ort zu Ort ziehen, auf der Walz sein,
wandeln. Daher leitet sich auch das heute noch gut
bekannte

wallfahren Die Grundbedeutung von Ort zu Ort ziehen TW


überwiegt in der älteren Sprache: wallōn (ahd.),
wandern, reisen, wandeln, ziehen, pilgern, gehen,
umhergehen, umherziehen, fortschreiten, sich
ausbreiten.

412. wangenfrisch Leicht gerötetes, gesund aussehendes Gesicht EW

413. Watschelbübchen, das Kleiner Bub, der noch nicht lange laufen kann HW

414. Weib, das Ahd. wîp, mhd. wîp, asächs. wîf, ndl. wijf, angls. HW HL
wíf, engl. wife, anord. víf, Weib; dem Got. fehlt
diese Benennung gewiß nicht zufällig (dafürqinô–
qêns). Die Bezeichnung wîba ist spezifisch germ.,
während got. qinô mit gr. γυνή, ind. gnā, Weib in
urverwandtschaftlichem Zusammenhang steht.
Ursprung dunkel; lt. Friedrich Kluge. Weib
bedeutet anfänglich eine jede Weibsperson, lt.
Johann Jakob Spreng, mit der Zeit aber nur eine
verehelichte, auch frowen, „Weib“ kommt
entweder von waffen, weinen oder weben. Ein
Weib ist überhaupt ein Geschöpfe, dessen
Eigenschaft und Beruf vornehmlich ist zu weinen,
zu weben, zu stricken und dgl. mehr. Bei den Alten
ist ein Weib ein „Ehrenweib“ oder „würdiges
Frauenzimmer“. Weib bedeutet auch „Jungfrau“,
aber auch „Buhlinn“ (s. Frau).

415. weiben, weibön Sich hin und her bewegen, schwingen, schwanken, TW VL
flattern, schweben, taumeln, auch
sweiben, weibōn schweben, sich bewegen, sich drehen, schweifen, TW

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schwanken, oder
ziweiben zertreuen, ausstreuen. Es ist denkbar, daß das
Wort weben ebenfalls mit dem Wort weiben TW
verwandt ist oder die nun aktuell gebräuchliche
und genutzte Form davon. „Altweibensommer“
würde auch einen Sinn ergeben, mit dem Wirken
der bekannten Nornen, den ewig jungen
Schicksalsgöttinnen. Die Erklärungen „flattern“
oder auch „schweben, schwingen“ sind dafür
durchaus nachvollziehbar.

416. Weichbild, das Innerhalb der Ortsgrenzen / Stadtgrenzen liegende HW


Gebiet

417. Weihe, die „Feierliche Zeremonie, rituelle Handlung, HW HL


Sakrament“, ist eine besondere Form der Segnung
von Menschen, aber auch zur Segnung von Orten
und Dingen. Weihe geht auf das urgermanische
weiha-, „heilig, geweiht“, zurück. Geweiht werden
in Religionen und Naturkulten oft Menschen, die
eine besondere Aufgabe haben, wie Priester,
Schamanen, Könige. Die Einweihung von
Gebäuden bedeutet meist die Zeremonie nach
Beendigung der Bauzeit zur Übergabe des
Gebäudes an seine vorgesehene Bestimmung. Der
Übergang zwischen Weihe und Segen ist fließend.
So hing früher in vielen Haushalten an der Haustür
ein Weihwasserkesselchen. Wenn man von den
Großeltern wieder nach Hause fuhr, erhielt man
von Großmutter ein Kreuzzeichen auf die Stirn,
gezeichnet mit dem geweihten Wasser aus dem
Kesselchen. Ein schöner Ausdruck für: Meine
Gedanken und mein Herz sind bei dir – Gott
schütze dich! Ein Brauch, der sich an Ostern
entwickelt hat, ist die Osterweihe oder
Speisenweihe von Eiern, Osterbrot, gebackenem
Osterlamm, Salz, Meerrettich, frischen Kräutern
und Schinken. In der Osternacht oder am
Ostermorgen tragen die Gläubigen Körbchen mit
diesen Speisen zum Gottesdienst, die dort geweiht
werden. Beim Osterfrühstück oder Ostermahl
werden die geweihten Speisen unter den
Tischgästen geteilt, so daß das Osterfrühstück in

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besonderer Freude genossen wird.
418. Weihnachtsfriede, der Stille, besinnliche und friedliche Weihnachtszeit HW

419. weiland Irgendwann einmal, einstmals, in früherer Zeit EW

420. Welt, die Mhd., Erde, Universum, großräumige Teile der Erde HW VD
mit gleichen wirtschaftlichen und historischen
Merkmalen, Gesamtheit aller Menschen
Der Ursprung des Wortes Welt entstammt jedoch
dem altgermanischen. Ahd., nhd., HW
Weralt, Werolt, die Zeit, Zeitalter, Ewigkeit, Menschheit,
Menschengeschlecht, lange Zeit.
Das Wort Weralt ist eine Zusammensetzung aus
dem Wort Wer, HW, ahd., nhd., „Mensch, Mann“
und dem Wort Alds, die, HW, germ., got.,
„Menschheit, Menschenalter, Zeit“.
Feiern wir mit Ostern oder Ostara die Geburt der
Welt, so kann man sich unwillkürlich fragen, was
denn nun mit „der Welt“ gemeint ist. Das Wort
„Welt“ gehört in unserer aktuellen Zeit sicherlich
zu den am meisten verwendeten Worten. Es wird
einzeln benutzt und in Wortverbindungen wie
beispielsweise „Weltengeist“,
„Weltgesundheitsorganisation“, „Welternährung“,
„welterschütternd“, „Weltenwende“, „Weltkrieg“,
„Weltanschauung“ oder „Weltmeister“, und uns
wird sogar von einer „Neuen Weltordnung“
erzählt. Nutzen wir die ursprüngliche Herleitung
für das Wort Welt, so hat die Bedeutung nichts mit
einer lokalen Örtlichkeit wie die Erde zu tun,
sondern vielmehr mit einer Bezeichnung für das
gesamte Menschengeschlecht. Mit der
Christianisierung und dem Entstehen der Kirchen
sind die weltlichen und die geistlichen Ideologien
entstanden. Die weltlichen Menschen waren nicht
der Kirche zugehörig, demnach von Gott
abgewandt. Vielleicht ist damit auch die
Verdrehung der ursprünglichen Bedeutung des
Wortes entstanden.
Gedanklich kann man versuchen den Worten ihre
wirkliche Bedeutung zu entlocken, so könnte man
den „Weltengeist“ oder „Geist der Welt“ als „Geist
der Ewigkeit, Menschheitsgeist, Urkraft“

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verstehen, die „Weltanschauung“ als


„Menschheitsanschauung oder Zeitanschauung“
und den Begriff „Weltkrieg“ als „Menschheitskrieg
oder Krieg gegen die Ewigkeit“. Eine schöne
Übersetzung des Spruches „Weralt Weralti“ lautet
„Ewigkeit zu Ewigkeit“. Um den Begriff Welt im
Sinne von einer lokalen Größe wie Erde oder
Universum zu benennen, siehe Mittigart, Midgart

421. Wesenheit, Wêsenheit, „Die Wesenheit einer Sache, ihr Wesen“; „in der HW VL
die Wesenheit, der wahren, eigentlichen
Beschaffenheit nach“; „das Wesen eines Dinges ist
der Inbegriff der Wesentlichkeiten, d.h. der
wesentlichen Merkmale oder Stücke eines
Ganzen“; mhd. auch wesentheit, frühnhd. noch
vereinzelt zu wesen „guter Zustand“;
allgemein: „von Gott, der menschlichen Seele und
von Dingen überhaupt“, „Substanz als Stofflichkeit,
Leiblichkeit oder Essenz im chemisch-
alchimistischen Sinne“; auch „das Wesen von
etwas in einem volleren Sinne, den gesamten
Gehalt an Eigenart vergegenwärtigend“; „eine
Wesenheit der Sache“, „in der Wesenheit, im
Wesentlichen, im großen Ganzen“;
Wesenheit, auch in „Gegenüberstellung mit Schein
und Schatten“, „Natur, Wesensart, Eigenheit“,
„innerste Natur eines Menschen“, „spezieller
Wesenszug, Eigenheit“; hiervon jedoch dadurch
unterschieden, daß Wesenheit sich nicht auf
wirkliche Geschöpfe, sondern ausschließlich auf
ideelle Existenzen oder jene bezieht, die einen
abstrakten Begriff vergegenständlichen – oder
doch so allgemein gebraucht wird, daß diese in die
Auffassung eingeschlossen sind: der Seelen aber,
dieser nach dem Ebenbild Gottes erschaffen; das
Wort Wesenheit setzt sich aus dem Wort Wesen
und der Endung -heit zusammen; die Endung
-heit trägt bereits die Bedeutung von „Art und
Weise, Beschaffenheit, Bedeutung“ in sich.
Das Wort Wesen finden wir in althochdeutschen
Wörterbüchern als Wesan, das, „Existenz, Sein,
Grundlage, Geist, bleiben, bestehen, fortdauernd“.

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422. wetterhähnisch Abtrünnig, wankelmütig; Anspielung auf die EW
Beweglichkeit des Wetterhahns auf dem Kirch-
oder Hausdach, „wie ein Fähnchen im Wind,
Wendehals“; wie der Wetterhahn sich mit dem
Wind dreht, so ändert sich auch die eigene Gunst
und Haltung; auch im Sinne von „prophetisch,
lehrend“.

423. Wie geht es dir? Ist diese Frage nur noch ein sprachliches Ritual?
Geht es dabei nur um die Herstellung einer
Gesprächssituation und nicht um wirkliche
Zugewandtheit und Anteilnahme an einer
ehrlichen Antwort?
Und wird diese Frage manches Mal vielleicht auch
deshalb gestellt, um sich mit der zu erwartenden
Antwort eines schlechten Befindens des
Gegenüber gemein zu machen – und sich darüber
selbst besser zu fühlen? Weil es uns ja „zum Glück“
immer noch besser geht als unserem
Gesprächspartner? Eine Frage aus Eigennutz?

Wie wäre es, wenn wir uns mit wahrhaftiger


Aufmerksamkeit gegenüber unseren Mitmenschen
auch mit einem einfachen: Guten Tag, wie geht es
Dir? ohne eigenes Ansinnen und ohne Wertung
der Antwort aufrichtig und offen begegnen und
dabei wirklich hinhören und zuhören?
Wir können durch echte Zugewandtheit und
Zuhören das Miteinander stärken. Wir freuen uns
doch selbst sicher über jemanden, der daran
interessiert ist, wie es uns gerade geht und der
vielleicht auch ein offenes Ohr hat – sei es für
freudvolle oder leidvolle Belange.

424. Wiegenfest, das Geburtstag HW

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425. wirrfirstig Aus „wirr“ (durcheinander, ungeordnet) und EW
„First“ (die oberste, waagrechte Kantenlinie eines
schräg geneigten Daches): wirrfirstig bescheibt
somit eine Draufsicht auf beispielsweise
mittelalterliche Dachlandschaften, deren
Bauweisen (Firstlänge, Dachneigung, Ausrichtung
nach Himmelsrichtung etc.) im Stadtgefüge
voneinander abweichen.

426. Wittib, die Witwe; Frau, deren Ehemann verstorben ist HW


Wittiber, der Witwer; Mann, dessen Ehefrau verstorben ist HW

427. wohlbeherzigt Mutig, tapfer EW

428. wohlfeil Billig, niedriger im Preis als der eigentliche Wert EW


des Gegenstands

429. Wohnseligkeit, die Ähnlich wie Gemütlichkeit; wohnen, wie es die HW


Seele erfreut

430. Wonne, die „Inniges Gefühl tiefster Freude, großen Glückes, HW VL


höchsten Genusses“, geht auf ahd. wunna, mhd.
wunne, wünne zurück, für „Freude, Vergnügen,
Beglückung“;
wonnig für „beglückend, schön“, mhd. wunnic. Sowohl EW
Wonne als auch wonnig werden insbesondere in
der poetischen Sprache eingesetzt und kommen
dort seit Mitte des 18. Jahrhunderts häufig vor.

431. wonniglich Etwas ist beseligend, bringt Freude und eben EW


Wonne

432. wunderfitzig Sehr neugierig zu sein und übergenau alles wissen EW


zu wollen

433. wunderleise Erstaunlich oder verwunderlich leise oder einfach EW


nur sehr leise

434. wunderstill Leise, wundersame Stille EW

435. wunschgestillt Im Zustand der Wunscherfüllung EW

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436. Zähre, Zehre, die Mhd., auch zeher, zaher, ahd. zahar, indogerm. HW
dakru, „Träne, Tropfen“, Wortbildungen wie:
Wonnezähre und Freudezähre untermauern diese
Bedeutung im Sinne von Träne.

437. Zärtlichkeitsanwandlung, Zärtliche Stimmung überkommt einen HW


die

438. zauberisch Zauberkräftig, traumhaft, charmant EW

439. zauberumstrickt Man fühlt sich wie von Zauberei umfangen, EW


z.B. von weiblichem Charme betört

440. zaubrisch Wunderschön, reizend, bezaubernd EW

441. Zaum, der Zum Zügeln am Kopf von Zug-, Last- und Reittieren HW
angebrachte Vorrichtung bestehend aus
Zaumgebiss und Riemenzeug.

442. Zeche, die 1. Rechnung für genossene Speisen und Getränke HW


in einer Gaststätte, 2. Bergwerk
3. Vereinigung zu gemeinsamen Zwecken wie
Trinkgesellschaft, Zunft, Bergwerksgenossenschaft
und deren Grube; Ort der Zusammenkunft)
443. Zeidler, der Mittelalt. Ausdruck für einen Wildbienenzüchter HW

444. zeihen Jemanden einer Tat beschuldigen, bezichtigen TW

445. Zierat, Zierath, der Verzierung, Ausschmückung, Garnitur, Schnörkel, HW


schmückendes Beiwerk, etwas, das zur
Verschönerung eines Dinges von außen hinzu
kommt, von fnhd. / mhd. zierōt und ziere, mit der
Endsilbe -at/-ath (siehe auch Bildung von
Heimat(h) oder Heurat(h)): „„Zierathen an Säulen
und Gesimsen, an Tischlerarbeit, an den Glocken,
an einem Gebäude“, „ein Zimmer mit Zierathen
überladen“;
auch im Sinne von „seelischem und geistigem
Schmuck, Rang, bevorzugte gesellschaftliche
Stellung“: „der herrliche zierat und wolstand der
wahrheit und gerechtigkeit“ oder „Schmuckformen
des Sprachstils“: „alle zierahten der redekunst“.

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446. Zierbengel, der Jemand, der übertriebenen Wert auf sein Äußeres HW
legt, eingebildet wirkt, auch: Zieraffe; Geck

447. Zierschönheit, die Glänzende, prachtvolle Schönheit HW

448. Zuber, der Großer (Holz-)Bottich, meist mit zwei Griffen HW

449. Zucht, die Im Sinne von Disziplin HW

450. Zuckerzierlichkeit, die Zuckerwerk, kunstvolle Süßigkeiten – nach Goethe HW

451. zürnen Empfinden von Zorn, Wut, Entrüstung, Erbitterung, TW


plötzlich entstandenem Unwillen, Heftigkeit,
Grimm

452. Zufall, der Zuwendung, Einnahme, Beifall, Zustimmung, HW VD


Annahme, unerwartet etwas erhalten
zufallen mhd. vor dem 14. Jhd., Zufall entstammt dem TW
Täzufallen, auch zuovallen, mit gleichen
Bedeutungen.
Verwendung als Beschreibung, wie: „das, was
jemandem zufließt, was mir zu Teil wird.
Nach dem 14. Jhd. wurde es mit dem lat. Wort
„accidens, accidentis“ verbunden. Dadurch
entstand eine gegenteilige Bedeutung zum
Ursprung des Wortes Zufall. Ab diesem Zeitpunkt
ist folgende Erklärung zu finden: „etwas
Unvorhersehbares, von außen plötzlich
Hinzukommendes, ein unerwartetes Ereignis, aber
auch etwas, das jemandem zustößt“.
Die ehemalige positive Bedeutung des Wortes
Zufall, die auch „etwas hinzubekommen“, „auf
mich zukommen“ oder „mir in die Hände fallen“
bedeuten kann, hat sich komplett verdreht.
Wir verwenden dieses Wort in diesem falschen
Sinne für Krankheiten, Unfälle sowie für
Schicksalsschläge aller Art. Dadurch hat dieses
anfänglich energetisch gute Wort Zufall seinen
Zauber und seine Kraft verloren. Die Redensart
„Was für ein Zufall!“, ist mit der geläufigen
Nutzung nicht wirklich wahrhaftig und verhindert
unsere wahre Schöpferkraft. Wir Menschen

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verursachen alles im Leben selbst – es gibt keine


Zufälle!

453. Zufriedenheit, die Steht für einen inneren Zustand, eine innere HW
Einstellung der Gelassenheit, des Wohlbefindens
und der Ausgeglichenheit. Bei Betrachtung der
Wortherkunft erkennt man, daß im Wort
Zufriedenheit der „Friede“ steckt. „In Frieden“ zu
sein ist ein Zustand, der von innen heraus kommt.
Zufriedenheit ist somit Ausdruck eines tiefen
inneren Seelenfriedens, der sich nicht durch
Äußerlichkeiten oder materiellen Besitz nährt.Wie
die beiden obigen Gedichte bringt auch die
Kantate „Ich hatte viel Bekümmernis“ von Johann
Sebastian Bach (BWV 21; 1714 in Weimar
uraufgeführt) zum Ausdruck, daß Gott zum
Ausgleich bringt, was uns unerklärlich und
bekümmerlich erscheint. Wir Menschen können
unsere Bekümmernis vor Gott bringen, und finden
bei ihm Tröstung, Hilfe und Frieden.

454. Zuhauf „Sehr viel“, „in Massen“, „zahlreich“, UW


„haufenweise“, „in Scharen“. Beispielhafte
Verwendungen sind: „An den Kiesbänken der Isar
gibt es Steine zuhauf.“ – „Die Menschen strömten
zuhauf herbei, um das Naturschauspiel zu
bewundern.“ „zuhauf“ leitet sich her von
Haufen, der „Stapel“, „aufgeschichtete Dinge“, „Menge“, „große HW
Zahl“, ahd. hufo, mhd. hufe.

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455. zupass (kommen) Heutige Schreibweise „zupasskommen“ oder in TW
der Nebenform „zupassekommen“, verwendet in
Redewendungen wie „etwas/jemand kommt
jemandem zupaß“, also „etwas kommt jemandem
gelegen“, „etwas geschieht zum rechten
Augenblick“. Weitere Verwendungsbeispiele sind:
„Dein Besuch kommt mir zupaß, ich habe dir eine
Neuigkeit zu erzählen.“ – „Deine Kenntnisse aus
deiner vorherigen Arbeitsstelle werden dir bei
deiner neuen Aufgabe zupaß kommen.“ – „Der
Ausflugstermin kommt mir zupaß, ich habe an dem
Termin frei.“ Vermutlich führt die Redewendung
zurück auf einen Gebirgsübergang, also „der Paß“,
mhd. pas: zur rechten Zeit ist der Übergang des
Gebirges am Paß möglich und mit Einfluß aus dem
französischen „pas“ für „Schritt, angemessener
Gang, rechtes Maß, angemessene Zeit“ bildet sich
dann „zupaß kommen“ oder auch „passen“,
Tätigkeitswort, zu „sehr gelegen kommen“, „gerade
recht sein“, „im richtigen Schritt
sein/vorwärtskommen“.

456. Zwielichtstunde, die Abenddämmerung HW

457. Zwietrachtsfunken, der Ausgangspunkt von Misstrauen HW

458. Zwille, die Kleine Schleuder aus einer (Ast-)Gabel und HW


spannbarem Riemen

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