2. 1. Das Sprechen
2. Das Schreiben =>
Primat der mündlichen Sprache
(historische Seite; der Mensch lernt sprechen früher als schreiben; Schriftsprache
muss das weitergeben, was wir sprechen nicht umgekehrt)
Phonetik und Phonologie:
Untersuchen/beschreiben die mündliche Sprache
3. PHONETIK
Ziel: Untersuchen und Beschreiben der materiellen Seite des Sprechens und Hörens
Methoden: naturwissenschaftlich orientiert
Grundeinheit: Phon/Laut
PHONOLOGIE
Ziel: Untersuchen und Beschreiben der Funktion und Position der Laute im
Lautsystem als bedeutungsunterscheidende Einheiten
Methoden: geisteswissenschaftlich orientiert
Grundeinheit: Phonem/Lautklasse
4. Phonetik
Griech.: phōné = Laut, Ton, Stimme
Wissenschaft von den sprachlichen Lauten, ihrer Art, Erzeugung und Verwendung in
der Kommunikation (Sender/Sprecher – Empfänger/Hörer)
Artikulatorische Phonetik – untersucht die biomechanischen Vorgänge und
Prozesse der Sprachlautproduktion (Produktion – die Seite des Senders)
Akustische Phonetik – beschreibt die Eigenschaften und
Übertragungscharakteristika des Sprachsignals (Übertragung: Sender => Hörer)
Auditive Phonetik – analysiert die Aufnahme des Sprachsignals durch den Hörer
(wie beim Hörer ankommt)
5. Was wir tun, wenn wir sprechen ?
Drei Phasen:
Initiation (Anfang) – (!)zuerst Ausatmung: das Erzeugen eines Luftstroms, der zur
Lautproduktion benötigt wird/bildet die Grundlage aller Lautproduktion
Phonation – Stimmbildung mithilfe des Kehlkopfes und der Stimmlippen/entsteht die
Stimme
Artikulation – Modifizierung des Schallsignals zu einem Sprachlaut
6. Artikulation
Bildung von Lauten mithilfe der Sprechwerkzeuge
Grundvoraussetzung für die Lautbildung ist die Atmung
Findet im Ansatzohr statt
Ansatzohr offen: entstehen Vokale
Ansatzohr verengt/geschlossen → explosionsartige Öffnung: entstehen Konsonanten
7. Artikulationsort
● Artikulationsort – die Stelle, an der ein Laut durch die aktiven Organe, die an der
Lautproduktion beteiligt sind, gebildet wird
Artikulationsorte, die für das Deutsche von Relevanz sind:
Bilabial: Lautbildung von Unter- und Oberlippe [b, p]
Labiodental: Lautbildung von Unterlippe und oberen Schneidezähnen [f]
Dental: Lautbildung von Zungenspitze und oberen Schneidezähnen [t,d]
Alveolar: Lautbildung von Zunge und Gaumenrand [r]
Palatal: Lautbildung von Zunge und Palatum (hartem Gaumen) [j, ich-Laut]
Velar: Lautbildung von Zunge und Velum (weichem Gaumen) [g, k]
Uvular: Lautbildung von Zunge und Zäpfchen (uvula) [R]
Glottal: Lautbildung an den Stimmritzen (glottis) [h]
8. Artikulationsart
Artikulationsart (auch Artikulationsmodus) – bezeichnet die Art und Weise des
Überwindungsmodus im Vokaltrakt (Ansatzohr), durch die ein Sprachlaut gebildet
wird
Artikulationsarten des deutschen Konsonantensystem: (was passiert wenn wir
sprechen)
Plosive (auch Explosive, Verschlusslaute): [ p, t, k; b, d, g] (passiert: eine kleine
Explosion)
Nasale: die Nase ist beteiligt [m, n] (der Mund ist zu; die Luft strömt durch die Nase
aus)
Vibranten (auch Schwinglaute): Zungenspitzen-r (apikales r) und Zäpfchen-r (uvulares
r) (apikales r - nur in Dialekten im Deutschen; uvulares r – heudeutsche r)
Frikative (auch Spiranten): [f, s, v, j, z, h, x] (keine Explosion; fliessend)
Laterale (auch Seitenlaute): die Luftentweicht an beiden seiten der Zunge [l]
Affrikaten (auch Doppellaute): Verbindung zwischen Explosiven und Frikativen [pf, ts]
9. Artikulationsort & Artikulationsart + Art der Phonation => Distinktive Merkmale
(distinktiv – klar unterschieden)
1)Affrikaten als:
Einzellaut – monophonematische Bewertung
Zwei Laute – biphonematische Bewertung
2) Unterschiedliche Zeichen im Duden-Aussprachwörterbuch und z.B. im Lexikon der
Sprachwissenschaft (Knacklaut; Wörter, die mit <r> anlauten)
10. Phonation (Laut-, Simmbildung) – der Vorgang der kontrollierten Stimmtonerzeugung
durch die im Kehlkopf befindlichen Stimmlippen; hinsichtlich der Konsonanten
11. Stimmhaftigkeit/stimmlosigkeit
Stimmhaft – die Stimmlippen schwingen bei der Produktion eines Konsonanten
Stimmlos – die Stimmlippen schwingen nicht bei der Produktion eines Konsonanten
NB! Siehe Tabelle auf der Seite 45 (im Buch, Kapitel 3)
12. ASPIRATION = BEAUCHUNG
– das Merkmal der Tenues [p],[t],[k] – z.B. am
Wortanfang und am Wortende vor einer Pause
13. Sonoranten/obstruenten
Sonoranten:
- Keine durchgehende Verengung im Ansatzohr
- Luftdruck vor Enge = Luftdruck nach Enge
- Spontan stimmhaft
Obstruenten:
- Durchgehende Verengung im Ansatzohr
- Luftdruck vor Enge ≠ Luftdruck nach Enge
- Nicht spontan stimmhaft
OBSTRUENTEN: Frikative; Plosive; Affrikaten
SONORANTEN: alle anderen Laute
14. Segmentale/suprasegmentale merkmale
der laute
Segmentale – Artikulationsart; Artikulationsort
Suprasegmentale – Akzent; Intonation; Sprechtempo oder Pausen
15. Koartikulation/prosodie
Koartikulation – bedeutet, dass Laute immer in Verbindung mit den Lauten stehen,
die sie umgeben, und von diesen verändert werden
Prosodie – beschäftigt sich mit dem Phänomen, dass Laute nicht nur nach ihren
segmentalen Merkmalen klassifizierbar sind, sondern immer auch suprasegmentale
Merkmale aufweisen
Prosodie – als Intonation bezeichnende Satzmelodie (wichtig!)
16. Artikulation der Vokale
VOKALE (Öffnungslaute) – Ausatemstrom wird im Ansatzohr nicht durch Verschluss
oder Reibung gehemmt → stimmhafte Laute
Hauptmerkmale, die die Eigenart der Vokale bestimmen:
1.Vertikale Zungenlage/Öffnungsgrad
2.Horizontale Zungenlage/Klangfarbe
3.Lippenrundung
4.Gespannt/ungespannt
kurz oder lang
17. Diphthonge
Diphthonge – ein Doppellaut aus zwei Vokalen
Im Deutschen vor allem:
au [ao]
ei [ai]
eu äu [oe]
NB! Siehe das Vokaltrapez Seite 48 im Buch; Kapitel 3
18. Phonologie
Rohschallerzeugung + Artikulation = Sprachlaut
Sprachlaut + Erkennung der bedeutungsunterscheidenden Merkmale = Lautverstehen
Die Untersuchung des Lautverstehens und des bedeutungsunterscheidenden Potezials
von Lauten ist Aufgabe der PHONOLOGIE.
20. 1. Phoneme ermitteln
Ein Korpus von Äußerungen wird per Tonaufnahme zusammengestellt und in
phonetischer Notation transkibiert
Die Lautketten werden in einzelne Phone segmentiert
Die ermittelten Phone werden durch Oppositionsbildung (Minialpaare) auf ihre
bedeutungsunterscheidende Funktion hin überprüft und klassifiziert
Die Phone werden Phonemen zugeordnet
(Phone sind materielle Einheiten, Phoneme sind abstrakte Klassen)
21. Phonem – die kleinste bedeutungsunterscheidende segmentale Lauteinheit einer
Sprache
Minimaalpaar – besteht aus zwei bedeutungsunterschiedenen Wörtern einer
Sprache, die sich lediglich in einem Phonunterschieden
Tisch - Fisch
22. 2. Phonemsystem erstellen
Anlaut, Inlaut, Auslaut
Phon Phonem Anlaut Inlaut Auslaut
[p] /p/ Pass – Hass Mappe – Matte Raub – Raum
[b] /b/ Bass – Fass Leber – Leder -
[t] /t/ Tat – Rat leiten - leiden Tat – Tag
[l] /l/ Leid – Neid Bälle – Bäche Fall – Fach
[∫] /∫/ Schuh - Kuh Masche - Masse Barsch - Bart
phonetische Besonderheit – AUSLAUTVERHÄRTUNG
(Raub – Raum; /p/ im Auslaut, geschrieben wird <b>)
Am Wort bzw. Silbenauslaut – die stimmhaften Obstruenten werden zu ihren
stimmlosen Pendants verhärtet
Innerhalb des Wortes – das Merkmal der Stimmhaftigkeit bleibt erhalten
23. 3. Allophone ermitteln
Allophone – Realisierungsvarianten eines Phonems
(ein Phonem und mehrere Kategorien darunter)
Freie Allophone – unabhängig von der Lautumgebung
Kombinatorische Allophone – stellungsbedingte Allophone abhängig von der
Lautumgebung
(In der Phonologie ich- und ach-Laute dieselbe; es gibt keine Minimalpaare, es hängt
ab, welcher Vokal vorher kommt)
24. Silbe
Silbe = das zusammen Gesprochene
Konsonantische Silbenschale – besteht aus Silbenkopf und Sibenkoda
Vokalische Silbenkern
Silbenkern und –koda werden auch als Reim bezeichnet
25. Silbentypen
NACKTE SILBE – eine vokalisch anlautende Silbe (z.B. Ei)
BEDECKTE SILBE – eine Silbe mit einem Konsonanten im Anlaut (z.B. bei)
OFFENE SILBE – eine Silbe mit einem Vokal im Auslaut (z.B. so)
GESCHLOSSENE SILBE – eine Silbe mit konsonantischer Koda (z.B. ein)
26. Benutzte quellen
Albert Busch; Oliver Stenschke „Germanistische Linguistik. Eine Einführung“ 2007
www.uni-leipzig.de/~jtrommer/phonologie06/p5.pdf
www.duden.de
www.hgklein.de/romsem/propadeutikum/Seite22.htm