Josef Überall

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Josef Überall (* 10. Mai 1936 in Groß Kunzendorf, Tschechoslowakei; † 4. April 2008 in Schwäbisch Gmünd) war ein deutscher Produktdesigner, Künstler und Objektkünstler.

Der Künstler J.Überall bei seiner multimedialen Performance im Ausstellungsraum `Kunstschleuse´ des Kunst im Hafen e.V. 1995 in Düsseldorf
Löffel aus dem Kinderbesteck „DER DIE DAS“, Design: Josef Überall, Amboss Werke, ca. 1965
„Würfelspiel“ (Josef Überall, 1992)
Objekt aus Schiefer und Tuch (Josef Überall, 1995)
Lichtobjekt (Josef Überall, 1990er Jahre)
Selbstporträt (Josef Überall, 1995)

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Josef Überall war gelernter Stahlgraveur und studierte von 1957 bis 1963 Produktgestaltung bei Professor Wilhelm Braun-Feldweg. Zunächst an der Staatlich Höheren Fachschule für das Edelmetallgewerbe in Schwäbisch Gmünd und anschließend an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Mitarbeit als Meister im Atelier Braun-Feldweg.[1] Von 1962 bis 1963 arbeitete er als Goldschmied im „Gold und Silber Studio“, Düsseldorf und von 1963 bis 1978 als „Designer für Licht und Beleuchtungsanlagen“[2] im Unternehmen „Licht im Raum“ in Düsseldorf[3]. Um 1965 gestaltete Überall das Kinderbesteck DER DIE DAS[1][4] für das renommierte Neuzeughammer Ambosswerk[5][6] in Neuzeug in Österreich.

Ende der 1970er Jahre kehrte er nach Schwäbisch Gmünd zurück. Bald darauf zog er auf die Waldlichtung Bürlenshalde südöstlich von Alfdorf, errichtete dort sein Freiluft-Atelier, das von der Außenwelt nur durch Herunterhangeln an einem Stahlseil erreicht werden konnte. Zu Aktionen und Symposien holte Überall namhafte Künstler aus der Region in die „Halde“.[7] 1993 zieht er zunächst in den Ort Alfdorf, 1994 nach Mutlangen-Pfersbach, später nach Schwäbisch Gmünd.

Da Josef Überall seine ausdrucksstarken Objekte konsequent aus Alltagsgegenständen, Naturmaterialien und Abfallprodukten kreierte, wurde er zu den Arte-Povera-Künstlern gezählt. Er war als Objektkünstler überregional bekannt. Neben zahlreichen privaten Sammlern hat auch das Museum im Prediger in Schwäbisch Gmünd bereits früh Objekte von Josef Überall angekauft.[8] Josef Überall starb 2008, kurz vor seinem 72. Geburtstag und kurz bevor er seinen letzten Wohnsitz, ein altes Haus auf dem Zeiselberg in Schwäbisch Gmünd, hätte räumen müssen.[3]

Stimmen zum Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Er bezeichnet sich selbst als "ausgestiegenen Anthroposophen" und hat einen Geburtsnamen, der ein wenig von seiner Kunst und Logik verrät, falls eine existiert. Denn Chaos und Ordnung, gesellschaftliche Isolation und Kommunikation findet man in der Sprache des Josef Überall. (...) "Performance, Kommunikation und Objekte" kreist um 36 Teile, sichtbare, hörbare, fühlbare, lebendige, tote, zeitgemäße und Überaschungen.“

Anne Schäfer: Rheinische Post, 7. August 1995[9]

„Überwiegend aus Alltagsgegenständen und Naturmaterialien sind die hintergründigen ausdrucksstarken und oft umstrittenen Objekte von Überall. Überraschungen bieten oft auch die Preisvorstellungen des Künstlers. Mal wird einfach eine mindestens "dreistellige" Summe gefordert, mal sind es auch nur 7,77 Mark. Aufgrund der konsequenten Verwendung von Abfallprodukten wird Josef Überall auch zu den "Arte Povera"-Vertretern gezählt. Kenner schätzen die totale Einheit von Persönlichkeit, Werk und Leben von Überall.“

XAVER - Kultur- und Veranstaltungsmagazin Ostwürttemberg, Mai 1996[7]

„Eine Sensibilität für Abgründiges und Aufbrüche zeigen einige Kunstobjekte von Josef Überall. Zwiespältig und aufregend zugleich scheint er bei anderen Objekten wiederum die Vernunft in Wahnsinn zu verwandeln.“

Gmünder Tagespost, 6. Mai 1996[10]

„Schnurr, Holzstücke, Nägel, ein bisschen Farbe. Oder Korken und Weinflaschen-Überbleibsel, ein paar Stecknadeln. Was andere wertlosen Plunder nennen, Abfall, Müll, war für Sepp Überall die Grundlage seines Schaffens. Er selbst führte dies zwar immer wieder auf die Unerschwinglichkeit edleren Materials zurück, sang aber im selben Atemzug das Hohe Lied seiner Werkstoffe: "Dinge aus dem Leben, damit gehen wir um".“

Birgit Trinkle: Rems-Zeitung Schwäbisch Gmünd, 7. April 2008[3]

„Es war eigentlich egal, was er anfasste: In seinen Händen wurde es immer Kunst. Josef Überall, der sich auch Seb Ibral oder Josch Kulmakom nannte, war ein Sammler, ein Gestalter und wohl auch für manche ein Störenfried. Nicht etwa, weil er böse Absichten hegte. Aber seine Auffassung von Kunst irritierte in einer Zeit, als die Gmünder in helle Aufregung gerieten, weil der international renommierte Künstler Jannis Kounellis einen Galgen auf den Münsterplatz stellte und daraufhin die Volksseele in gewaltige Wallung geriet. Kounellis gilt als Mitbegründer der „Arte Povera“, und auch Überall darf in diese Gattung gerechnet werden, in Zeiten, als „Up-Cycling“ noch kein Begriff war.“

Jürgen Widmer: Rems-Zeitung Schwäbisch Gmünd, 9. September 2023[11]

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1983 Erste Einzelausstellung in der Goldschmiede, Schwäbisch Gmünd
  • 1986 Ausstellung in der Studio-Galerie in Schwäbisch Gmünd
  • 1987 Elf Sinnbilder, Kunstitut, Stuttgart
  • 1991 Holzobjekte im I-Punkt im Kulturzentrum Prediger
  • 1992 Zeltausstellung, Alfdorf, Bürlenshalde
  • 1993 Kunst im Zelt in der Bührlenshalde, Alfdorf
  • 1993 Grüne Objekte, Schwäbisch Gmünd, KKF (Kino, Kneipe, Fabrik)
  • 1994 Naturbetrachtungen in den Zeiten der Kulturschwerelosigkeit, Basisgalerie Konstanz, zusammen mit Hendrik Glomm und anderen
  • 1995 Objekte aus Schiefer und Tuch zusammen mit (und im Atelier von) Diana Weiss, Schwäbisch Gmünd[12][13]
  • 1995 Performance, Kommunikation, Objekte (P.K.O.), Kunst im Hafen e.V., Düsseldorf[14]
  • 1996 Ausbeinhaus, Schwäbisch Gmünd[15]
  • 1996 Objekte aus 15 Jahren, Schwäbisch Gmünd, Kunstverein[16][17]
  • 1996 Ausstellungsbeteiligung Kunst in der Namensverwandtschaft in Gmünd/Kärnten[18]
  • 1997 St. Katharina, Schwäbisch Gmünd – Beteiligung am Dialog von Kunst und Kirche
  • 2000 Überall IST´s besser, Projektforum Dilemma, Waldstetten
  • 2001 65 Objekte zum 65. Geburtstag. UNIKOM. Eröffnung am 10. Mai 2001.
  • 2002 Quadratische Objekte, Schwäbisch Gmünd
  • 2003 Kunstvilla Breidenstein, Schwäbisch Gmünd[19]
  • 2006 ZeitZeichen, Schwäbisch Gmünd, Zeiselberg
  • 2007 PISOPötzlich im sonnigen Oktober, Ausstellung auf dem Zeiselberg, Schwäbisch Gmünd[20][21]
  • 2008 Aquarelle, Schwäbisch Gmünd
  • 2008 Gmünd ART, Schwäbisch Gmünd, Kulturzentrum Prediger, Refektorium, 27./28. Juni 2008

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Bauer, Wolfgang-Otto: Europäisches Besteck-Design. Modern European Cutlery Design 1948–2000. / The Bauer Design Collection. Arnoldsche Art Publishers: Stuttgart 2007, S. 103 und 201.
  2. Ministerialblatt für das Land Nordrhein-Westfalen, 1975, S. 1612, https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_mbl_show_pdf?p_jahr=1975&p_nr=101, aufgerufen am 19.12.20
  3. a b c „Am Ende fehlte ihm wohl der Lebensmut“, in: Rems-Zeitung, 7. April 2008, S. 17.
  4. Solingen flatware collectors’ meeting 2010: an article for ASCAS - Association of Small Collectors of Antique Silver website. Abgerufen am 20. Dezember 2020.
  5. http://www.designqvist.at/2013/02/klassiker-bei-tisch-bestecke-aus-osterreich, aufgerufen am 19. Dezember 2020/
  6. https://superonda.de/blog/amboss/, aufgerufen am 19. Dezember 2020
  7. a b Ausstellungsankündigung "Objekte aus 15 Jahren. Eine Austellung zum 60. Geburtstag von Josef Ueberall", in: XAVER - Kultur- und Veranstaltungsmagazin Ostwürttemberg, Mai 1996
  8. „Überall Kunst“, in: Gmünder Tagespost, 6. Mai 1996, S. 19.
  9. "Josef Überall zeigt 36 Objekte in der Kunstschleuse. Ein Aussteiger steigt im Hafen ein", in: Rheinische Post, Düsseldorfer Feuilleton, 7. August 1995
  10. "Ausstellung zum 60. Geburtstag: Überall Kunst. Über 40 Objekte in der Galerie im Freudental zu bestaunen", in: Gmünder Tagespost, 6. Mai 1996, S. 19
  11. Jürgen Widmer: "Josef Überall: Erinnerung an einen Ungeschmeidigen", in: Rems-Zeitung, 9. September 2023, digitale Kurzversion auf: remszeitung.de
  12. „Objekte aus Schiefer und Tuch“, in: Gmünder Tagespost, 12. Juli 1995, S. 17
  13. "Zwei Künstler, zwei Materialien und eine Ausstellung", in: Rems-Zeitung, 14. Juli 1995, S. 12
  14. "Josef Überall zeigt 36 Objekte in der Kunstschleuse. Ein Aussteiger steigt im Hafen ein", in: Rheinische Post, Düsseldorfer Feuilleton, 7. August 1995
  15. Künstlergruppe AusBEINhaus (Hrsg.): Dokumentation. Das Projekt Ausbeinhaus in Schwäbisch Gmünd. Schwäbisch Gmünd: 1996
  16. „Archaische, urtümliche und eigentümliche Welt“ in: Rems-Zeitung, 4. Mai 1996, „Kultur“
  17. "Ausstellung zum 60. Geburtstag: Überall Kunst. Über 40 Objekte in der Galerie im Freudental zu bestaunen", in: Gmünder Tagespost, 6. Mai 1996, S. 19
  18. „Gemeinschaft wächst immer mehr zusammen“, in: Rems-Zeitung, 18. Juni 1996, S. 11
  19. Kopierter Katalog: „KunstVilla Breidenstein 2003“
  20. "Josef Überall" in: Gmünder Tagespost, 26. September 2007, „Kultur“
  21. "Ausstellung auf dem Zeiselberg" auf: schwaebische-post.de