Wer bei Tisch nachsalzt, schadet möglicherweise seinen Nieren – Verzicht auf Salzstreuer als Strategie gegen CKD?

Nadine Eckert

Interessenkonflikte

11. Januar 2024

Gäste, die ihr Essen bei Tisch gewohnheitsmäßig gleich nachsalzen, fangen sich mitunter einen ärgerlichen Blick von Koch oder Köchin der Speisen ein. Das ist aber möglicherweise noch das kleinste Übel, denn eine Studie mit Daten der UK Biobank zeigt: Chronische Nachsalzer haben ein erhöhtes Risiko, eine chronische Nierenerkrankung (CKD) zu entwickeln.

„Die Häufigkeit, mit der jemand sein Essen nachsalzt, könnte die langfristigen Präferenzen dieser Person im Hinblick auf den Salzgeschmack widerspiegeln, und die Salzaufnahme ist mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen in Zusammenhang gebracht worden“, schreiben die Autoren der Studie um Dr. Rui Tang vom Department of Epidemiology der School of Public Health and Tropical Medicine der Tulane University, New Orleans, USA, die in JAMA Network Open veröffentlicht worden ist [1].

Mehr als 460.000 Teilnehmende

In einer populationsbasierten Kohortenstudie mit mehr als 460.000 Teilnehmenden der UK Biobank im Alter von 37 bis 73 Jahren untersuchten Tang und seine Kollegen, ob es eine Assoziation zwischen dem Nachsalzen von Essen und einem erhöhten CKD-Risiko gibt.

Die Teilnehmenden hatten unter anderem Angaben dazu gemacht, ob und wie oft sie ihr Essen nachsalzen: nie oder selten, manchmal, meistens oder immer. Nachbeobachtet wurden sie über mehr als ein Jahrzehnt, median waren es 11,8 Jahre.

Im Laufe des Follow-ups wurden bei den Teilnehmenden rund 22.000 CKD-Neuerkrankungen dokumentiert. Und die Analyse der Daten zeigte, dass Personen, die ihr Essen häufiger nachsalzten, ein signifikant höheres CKD-Risiko hatten.

Das Ausmaß der Risikoerhöhung hing zwar von der Häufigkeit des Nachsalzens ab. Es war aber selbst bei denjenigen, die nur manchmal nachsalzten, bereits um 7% höher als bei denjenigen, die nie oder selten nachsalzten. Bei denjenigen, die meistens nachsalzten, waren es 12% und bei denjenigen, die immer nachsalzten 29%. Alter und Geschlecht sind bei diesen Ergebnissen bereits berücksichtigt.

Nachsalzer sind oft weniger gesund

Die Forschungsgruppe berichtet, dass Personen, die ihr Essen häufiger nachsalzten, im Schnitt kränker waren, einen ungesünderen Lebensstil pflegten und sozioökonomisch weniger gut gestellt waren. Sie hatten häufiger einen höheren Body-Mass-Index (BMI), rauchten, hatten einen Diabetes oder eine kardiovaskuläre Erkrankung. Auch die eGFR war bei ihnen zu Studienbeginn mit höherer Wahrscheinlichkeit vermindert. Darüber hinaus war der Townsend-Deprivation-Index, ein Maß für die materielle Deprivation, bei ihnen höher.

Da viele dieser Faktoren auch das Risiko für eine CKD beeinflussen, bereinigten die Forschenden die Ergebnisse nicht nur um Alter und Geschlecht, sondern zusätzlich auch noch um Ethnizität, Townsend Deprivation Index, eGFR, BMI, Raucherstatus, Alkoholkonsum, körperliche Aktivität, erhöhte Cholesterinwerte, Diabetes, kardiovaskuläre Erkrankungen, Hypertonie, Infektionskrankheiten, Erkrankungen des Immunsystems und die Anwendung nephrotoxischer Medikamente.

Assoziation bleibt signifikant

Selbst nach Berücksichtigung all dieser Faktoren war weiterhin eine signifikante, wenn auch abgemilderte Assoziation zwischen Nachsalzen und CKD-Risiko zu beobachten: Bei Personen, die manchmal nachsalzten, stieg das Risiko um 2%, bei denjenigen, die meistens nachsalzten, um 5% und bei denjenigen, die immer nachsalzten, um 6%.

Die Forschungsgruppe um Tang schlussfolgert daraus, dass das Nachsalzen von Essen in der Allgemeinbevölkerung mit einem erhöhten Risiko für CKD verbunden sein könnte. Sie weisen aber auf eine Reihe von Limitationen hin, die bei der Interpretation der Studienergebnisse berücksichtigt werden sollten.

Strategie für die CKD-Reduktion in der Bevölkerung?

Allen voran erlauben die von den Teilnehmenden gemachten Angaben zur Häufigkeit des Nachsalzens keinen exakten Rückschluss auf den tatsächlichen Salzkonsum – auch wenn frühere Studien die Validität dieser Variable gezeigt hätten, wie Tang und ihre Kollegen betonen. Und auch wenn die Daten um verschiedene Lebensstilfaktoren bereinigt wurde, lässt sich nicht ausschließen, dass häufiges Nachsalzen von Speisen schlicht ein Marker für einen ungesunden Lebensstil ist.

 
Es könnte zur Senkung des CKD-Risikos in der Allgemeinbevölkerung beitragen, wenn die Häufigkeit, mit der Essen nachgesalzen wird, reduziert wird. Dr. Rui Tang und Kollegen
 

Dennoch spekulieren die Autoren, dass „es zur Senkung des CKD-Risikos in der Allgemeinbevölkerung beitragen könnte, wenn die Häufigkeit, mit der Essen nachgesalzen wird, reduziert wird“. Sie schlagen deshalb vor, ihre Ergebnisse in Post-hoc-Analysen oder Follow-up-Studien von klinischen Studien zu validieren.

 

Kommentar

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