Mit SAP ins Metaverse

„Das richtige Herangehen ist entscheidend“

blaupause: Mit SAP ins Metaverse

Große Tech-Unternehmen treiben die Entwicklung des Metaverse rasant voran. Sie investieren Milliarden, betreiben Grundlagenforschung, entwickeln neue Technologien und Anwendungen und stellen Know-how, Ressourcen sowie die notwendige Hard- und Software bereit, um die nächste Version des Internets zu realisieren. Was SAP im Metaverse bietet und wo die Reise hingehen könnte, beantworten die SAP-Expert:innen Juliane Maier, Industry Advisor der Konsumgüter­industrie, und Dr. Lukasz Ostrowski, Development Manager SAP Innovation Center Network.

Das Gespräch führte Julia Theis, blaupause-Redaktion

Welches Potenzial sieht SAP im Metaverse?

Juliane Maier: Es gibt einige Technologien, die sich ergänzen und in etwa zehn Jahren ein vollwertiges immersives Erlebnis bilden sollen. Wenn sich unsere Kunden an uns wenden, um über das „Metaverse“ zu sprechen, sehen sie in der Regel nicht das gesamte Bild, sondern interessieren sich nur für entweder Web3- oder Extended-Reality-Fälle – noch nicht für die gesamte Kombination. Wir möchten im Folgenden auch eher von der Immersive Experience sprechen.

Dr. Lukasz Ostrowski: Wir arbeiten darauf hin, unseren Kunden immersive Services auf der SAP Business Technology Platform (BTP) anzubieten. Diese Dienste sorgen für Kontinuität in einem ansonsten unverbundenen Raum und bringen Menschen und Anlagen einander näher, indem sie die Silos zwischen den Beschränkungen isolierter Systeme, Organisationen und die Kluft zwischen physischen und digitalen Arbeitsräumen aufbrechen. Es wird Kundenunternehmen ermöglichen, ihre bestehende SAP-Landschaft und Daten für immersive Geschäftsanwendungen zu nutzen. Anhand von Anwendungsfällen für die hybride Unternehmenssteuerung zeigen wir beispielsweise auf, wie Unternehmen ihr Geschäft kollaborativ verwalten und optimieren können, indem sie Analysen, Ergebnissimulationen und Mensch-Computer-Interaktionen der nächsten Generation in der gesamten Geschäftslandschaft des Unternehmens ermöglichen.

Für welche Anwendungsbereiche und Branchen wird das Metaverse interessant?

Maier: Bei SAP konzentrieren wir uns auf vier Bereiche, um zu testen, wie sich Immersive Intelligence erforschen lässt: Virtual Commerce, Digital Finance, Hybrid Business Steering und Augmented Employee Experience. Dieses Jahr fokussiert das SAP Innovation Center Network in der Erforschung die beiden letztgenannten.

Ostrowski: Besonders in der Konsumgüterindustrie und im Handel ist Immersive Experience ein Begriff, da die Customer-Journey durch neue Interaktionsmöglichkeiten in der virtuellen Welt um einen Vertriebskanal bereichert wird. Wir möchten unsere Kundenunternehmen in der aufstrebenden Immersive-Experience-Wirtschaft unterstützen, indem wir Erlebnisse in Verbindung mit den Kernprozessen, der Warenwirtschaft und Non-Fungible Token (NFT) von SAP ermöglichen. Die Integration von Partnern und Start-ups aus dem SAP.iO, also der strategischen Geschäftseinheit zur Förderung, Beschleunigung und Skalierung von Start-up-Innovationen und zur Erforschung neuer Geschäftsmodelle für SAP, spielen dabei eine wichtige Rolle.

Juliane Maier, Industry Advisor der Konsumgüter­industrie

Maier: Auch im Digital-Finance-Bereich stellt SAP nahtlose Finanz- und digitale Vermögensströme der Immersive Experience mit Krypto-/NFT-Transaktionen, Gewinn-und-Verlustrechnungs-Konsolidierung und automatisierten Verträgen auf der Grundlage vorher festgelegter Bedingungen in Aussicht. Der Hybrid Business Steering Service ermöglicht, digitale Zwillinge in der Fertigung und der Handelsfiliale zu aktivieren, die den Zustand von Anlagen und Regalen überwachen, Geschäftsentscheidungen simulieren und mit maschinellem Lernen und maschinellen Lernfunktionen aus der Ferne auf Erkenntnisse reagieren können.

Ostrowski: Für Führungskräfte hat es zudem Priorität, Talente zu gewinnen und zu binden. Aus diesem Grund führen wir den Augmented Employee Experience Service ein, der ein erweitertes, hyperpersonalisiertes, kontextbezogenes und ansprechendes HR-Onboarding-Erlebnis bietet, um die Mitarbeitendenzufriedenheit zu verbessern, die Wissensbindung zu erhöhen und die Onboarding-Zeit zu verkürzen.

Inwiefern unterstützt SAP die Kundenunternehmen beim Einstieg in das Metaverse?

Ostrowski: SAP führt Projekte zu Technologien durch, wie Web 3.0, Blockchain, Geschäftsnetzwerken, aber auch zu Zusammenarbeit, Geschäftsentscheidungen und generativer Künstlicher Intelligenz (KI), die eine Immersive Experience bilden würden. Wir entwickeln immersive Dienste, um SAP-Daten und BTP-Funktionen für Echtzeit-3D-Erstellungs-Tools zu ermöglichen für immersive Geschäftsanwendungen.

Maier: Zudem arbeiten wir mit Kunden zusammen, damit sie verstehen, was in diesem Bereich bereits möglich ist und wofür die Technologie eingesetzt wird. Ein Beispiel ist ein Anwendungsfall für hybride Unternehmenssteuerung. Er zeigt Möglichkeiten für das Onboarding von Mitarbeitenden auf, wobei Einarbeitungszeit und Schulungsunterlagen stark verbessert werden können.

Welchen Herausforderungen sehen sich Unternehmen beim Metaverse gegenüber?

Dr. Lukasz Ostrowski,
Development Manager
SAP Innovation Center Network

Ostrowski: Eine Herausforderung ist, dass Unternehmen unfähig sind, datengestützte Entscheidungen zu treffen, wenn Daten nicht in Echtzeit aktualisiert und Geschäftsszenarien nicht simuliert werden. Bezogen auf die Immersive Experience im Kontext von Hybrid Business Steering besteht eine Herausforderung darin, komplexe Datenumgebungen ausreichend zu visualisieren. Gelingt das nicht, führt es zu schlechter Entscheidungsfindung, kostspieligen Verzögerungen und Fehlern.

Maier: Betrachtet man die Immersive Experience als Vertriebskanal, ist das richtige Herangehen entscheidend. Es darf nicht wie bei der Integration eines Online-Shops zusätzlich zur physikalischen Filiale im Silo gedacht werden. Es sollten keine eigenen Prozesse für die Immersive Experience konstruiert werden, die nicht nahtlos mit anderen Vertriebskanälen verknüpft werden. Unternehmen sehen vor allem technische Herausforderungen, z. B. hinsichtlich Interoperabilität und IT-Landschaft. Zudem ist der Einstieg in die Immersive Experience teuer, da die Technologie nicht ausgereift ist. Gleichzeitig fehlt Know-how. Unternehmen erforschen daher derzeit die wertvollsten geschäftlichen Anwendungsfälle.

Welchen Mehrwert bietet das Metaverse?

Maier: Es kann Produktivität und Prozesseffizienz steigern. Durch technologische Hilfsmittel verbessert sich die Betriebseffizienz und durch Betriebssimulationen und den digitalen Zwilling ist eine Produktivitätssteigerung von 20 Prozent erwartbar. Virtuelle Anlagenplanung lässt eine 30-prozentige Effizienzsteigerung des Planungsprozesses erwarten. Gleichzeitig lassen sich Abläufe rationalisieren und Ineffizienzen aufgrund mangelnder Transparenz reduzieren.

Was bietet SAP im Metaverse aktuell und gibt es bereits Anwendungsfälle, wo Kunden im Metaverse mit SAP unterwegs sind?

Ostrowski: Die beiden wichtigsten SAP-Prototypen sind derzeit das Onboarding von Mitarbeitenden und immersive Dienste, die hybride Geschäftssteuerungsanwendungen ermöglichen könnten. Wir haben auch Projekte, die an der Technologie arbeiten, die zu ausgereiften Immersive-Experience-Anwendungsfällen beitragen würde, wie z. B. für unternehmensübergreifende Zusammenarbeit und selbstverwaltete Identität.

Maier: SAP arbeitet mit Kunden zusammen, die analytische Daten in einem virtuellen Sitzungssaal erleben möchten. Dieser ermöglicht, sich an verschiedene Orte zu begeben, um Probleme mit Mitarbeitenden vor Ort zu diskutieren. Dabei handelt es sich um zwei Kunden aus der Wasser- und Elektrizitätswirtschaft. Wir hatten auch einen Anwendungsfall im Bereich E-Commerce und bei Mitarbeitendenschulungen. Jetzt arbeiten wir mit Partnern zusammen, die sich auf die Erstellung von 3D-Modellen für immersive Anwendungen konzentrieren, wobei SAP die Bereitstellung der Daten über die BTP fokussiert.

Vielen Dank für das Gespräch!

Bildnachweis: SAP

Autorin: Julia Theis
blaupause-Redaktion
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