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Vor kurzem wurde ein neues Kostenrechnungsmodul für Dynamics 365 for Finance & Operations Enterprise Edition (nachfolgend kurz D365) bereitgestellt. Auch frühere Dynamics AX Versionen beinhalten ein Kostenrechnungsmodul, welches allerdings nichts mit dem vollständig neu entwickelten Kostenrechnungsmodul gemein hat.

Bevor wir die einzelnen Modulfunktionen näher beleuchten, lassen sie uns zunächst einen Blick auf die Kostenrechnungstheorie werfen, um die verschiedenen neuen Modulfunktionen dagegen abprüfen zu können.

Sucht man nach dem Begriff ‚Kostenrechnung‘, so erhält man i.d.R. sehr schnell eine Vielzahl ähnlicher Begriffsdefinitionen. Anstatt diese hier wiederzugeben, soll stattdessen auf die wesentlichen Elemente eines klassischen Kostenrechnungssystems eingegangen werden. In diesem Zusammenhang können die folgenden drei Grundpfeiler eines klassischen Kostenrechnungssystems aufgeführt werden.

 

Kostenartenrechnung
Die Kostenartenrechnung befasst sich mit der Fragestellung welche Kosten in welcher Höhe angefallen sind. Dementsprechend gliedert die Kostenartenrechnung die Kosten nach verschiedenen Gesichtspunkten, wie z.B. nach der Art der verbrauchten Produktionsfaktoren (Personal-, Material-, …-Kosten), nach der Herkunft der Kostengüter (Primärkosten, Sekundärkosten), nach der Zurechenbarkeit (Einzelkosten, Gemeinkosten), nach dem Verhalten bei Beschäftigungsschwankungen (fixe vs. variable Kosten), usw.

Kostenstellenrechnung
Die Kostenstellenrechnung bildet den zweiten Grundpfeiler eines klassischen Kostenrechnungssystems und befasst sich mit der Frage, wo Kosten entstanden sind. Die Beantwortung dieser Frage dient zum einen der Steuerung und Kontrolle der verschiedenen Kostenstellen. Zum anderen dient sie der Ermittlung von Kosten-, Zuschlags- und Verrechnungssätzen, die im Rahmen der Kostenträgerrechnung benötigt werden.

Kostenträgerrechnung
Die Kostenträgerrechnung bildet den dritten und letzten Grundpfeiler eines klassischen Kostenrechnungssystems und beantwortet die Frage wofür welche Kosten in welcher Höhe angefallen sind. Sie wird i.d.R. in eine Kostenträgerstück- und Kostenträgerzeit-Rechnung unterteilt und baut auf den anderen beiden Grundpfeilern auf.

 

Die folgende Übersicht stellt beispielhaft und stark vereinfacht die verschiedenen Elemente eines klassischen Kostenrechnungssystems dar und zeigt dessen Verbindung zur Finanzbuchhaltung auf.

 

 Häufig werden die Finanzbuchhaltung und die Kostenrechnung auch als externes und internes Rechnungswesen bzw. externer und interner Rechnungskreis bezeichnet.

 

Betrachtet man sich die obenstehende Übersicht, so kann man leicht erkennen, dass zahlreiche Kostenrechnungselemente bereits in anderen D365 Modulen enthalten sind. Kostenverteilungen und Umlagen können bspw. auch über Zuweisungsbedingungen im Hauptbuch realisiert werden und Stückkosten können über den sog. Nachkalkulationsbogen und Nachkalkulationsversionen ermittelt werden. Die Nutzung von Finanzdimensionen und Sachkontozuweisungsregeln erlaubt darüber hinaus die de facto Abbildung einer Deckungsbeitragsrechnung.

Vor dem Hintergrund dieser bereits verfügbaren Funktionen stellt sich die Frage nach dem Mehrwert des neuen Kostenrechnungsmoduls. Dieser wird in den folgenden Beiträgen anhand eines Vergleichs mit den bereits verfügbaren Standardfunktionen dargestellt.