Dark Easter Metal Meeting 2019 – 20/21.04.2019 – München

29. Mai 2019
By

Bei strahlend blauem Himmel und angenehm frühsommerlichen Temperaturen wurde am Kar-samstag zeitig am frühen Vormittag die rund dreistündige Fahrt gen Süden in die bayerische Landeshauptstadt angetreten, um zum dritten Mal dem DARK EASTER METAL MEETING beizuwohnen, das am diesjährigen Oster-wochende des 20./21. April schon zum achten Mal von Backstage Concerts GmbH und MRW – Concerts in den weitläufigen Räumlichkeiten des Backstage ausgetragen wurde. Erneut wurde passend zur Feier des christlichen Hochfestes ein erlesenes musikalisches Programm mit zahlreichen hochkarätigen Bands zusammen-gestellt, das neben heimischen Kapellen wie THE RUINS OF BEVERAST oder DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT ebenfalls einige seltene Gäste auf deutschen Bühnen bereithielt, die dafür Sorgen trugen, dass das Festival abermals eine absolut gelungenen Veranstaltung wurde, die allen Besuchern noch einige Zeit im Gedächtnis bleiben dürfte. EVILIZED liefert an dieser Stelle eine detailierte Zusammenfassung für alle, die nicht in München dabei sein konnten.

Einen ausreichenden Zeitpuffer im Rücken, war nach dem Check-In im selben Hotel nahe der Thereseinwiese wie im letzten Jahr noch Gelegenheit für eine kleine Verschnaufspause, bevor der kurze Weg ins Backstage angetreten wurde. Trotz des wiederholten “Sold Out“ des Festivals und einem ziemlich gut gefüllten Parkplatz, offenbarte sich bei Ankunft vor Ort keine allzu lange Schlange am Einlass, sodass schon wenige Minuten später gegen 15:45 Uhr der Weg ins Werk führte, auf dessen Bühne bereits klirrender Black Metal zelebriert wurde.

Nach ihrer kurzfristigen Absage vor zwei Jahren, fanden GEHENNA aus dem norwegischen Stavanger endlich in diesem Jahr den Weg zum DARK EASTER METAL MEETING und boten zu leider früher Stunde vor einem schon zahlreich versammelten Publikum ein abwechslungsreiches Set aus alten und neuen Stücken. Etwas statisch eröffneten die Herren um “Sanrabb“ als letztem verbliebenem Gründungsmitglied die Show mit “Morningstar“ von ihrer ersten EP, um gleich im Anschluss mit “Through The Veils Of Darkness“ einen Track vom Debüt nachzulegen. Es folgten mit “Abbatoir“ und “Pallbearer“ natürlich noch Songs neueren Datums, die aber allesamt weiterhin recht lustlos und hüftsteif vorgetragen wurde. Es mochte an der Tatsache liegen, dass das Werk hell von Sonnenlicht durchflutet wurde, dass die mit grimmigem Corpsepaint beschmierten Norweger nicht so wirklich in Fahrt kamen, doch etwas mehr Einsatz wäre nichtsdestotrotz angebracht gewesen, zumal sich die Menge lauthals über das ältere Material wie “The Shivering Voice Of The Ghost“ freute. Somit endete nach einer Dreiviertelstunde ein reichlich durchwachsener Auftakt.

Direkt im Anschluss ging es im benachbarten Club deutlich brachialer zu, enterten GOATH aus Nürnberg blutverschmiert die Bretter, um ihren angeschwärzten Death Metal auf die zahlreich versammelten Zuschauer loszulassen. Aus den ersten Reihen schlug dem bayerischen Trio viel Begeisterung für die gnadenlos brutalen Songs ihrer beiden Langspieler entgegen, die sich allerdings nüchtern betrachtet, als nicht viel mehr als ziemlich stumpfes und monotones Geprügel ohne wirkliche Höhepunkte erwiesen. Zugegeben, in Verbindung mit dem ranzigen Aussehen der Truppe und dem inbrünstigen Keifen von “Goathammer“ wirkte die Darbietung zumindest in den ersten Minuten imposant, doch spätestens mit dem dritten Track stellte sich eine unangenehmige Sättigung ein. Der kurze Gastauftritt von “Muerte“ am Mikrofon, der erst kurz zuvor seinen Posten am Bass aufgeben musste, wirkte zudem reichlich kontraproduktiv, drang aus den Boxen doch nicht mehr, als ein absolut variationsloses Keifen ohne jegliche Intonation, das schon nach wenigen Takten heftig an den Nerven zu nagen begann. Zwar zeigte sich, dass GOATH ausreichend Anhänger vor der Bühne versammeln konnte, doch rein musikalisch betrachtet, bewegen sich die Herren eher im unteren Durchschnitt.

Nach einer kurzen Verschnauspause an der frischen Luft, die den zugedröhnten Kopf wieder freipusten konnte, gelang es ESSENZ deutlich besser, eine finstere und beklemmende Boshaftigkeit im kleinen Club zu erzeugen. Gehüllt in viel Nebel, humpelte “G.ST“ mit Krücken auf die Bühne, um sich dort auf einem Hocker niederzulassen. In ihrer Bühnenshow somit leicht eingeschränkt, lieferten ESSENZ dennoch eine bis zur letzten Sekunde intensive Show mit fiesem Black Metal ab, der stellenweise sperrig und verworren daherkam und trotzdem druckvoll nach vorne preschte. Einzig ein paar anfängliche technische Probleme mit dem Tieftöner, dessen Signal nicht zur P.A. durchdringen wollte, schmälerten den Genuss der Show zunächst ein wenig. Diese konnten allerdings innerhalb weniger Minuten bereinigt werden, sodass den Anwesenden noch ausreichend Stücke aus dem drei Werke umfassenden Repertoire der Berliner präsentiert werden konnten.

Zum zweiten Mal an diesem Tag führte der Weg nun ins Werk und die dicht gedrängten Reihen dort zeugten schon davon, dass die fortgeschrittene Stunde nun den ersten großen Namen aus dem Aufgebot des DARK EASTER METAL MEETING bringen sollte und tatsächlich dürften NECROPHOBIC für nicht wenige Besucher wohl zu den klaren Favoriten des Festivals gehört haben. Nachdem es einige Jahre eher still um die Formation war, meldeten sich die finsteren Herren um den nach etlichen Jahren zurückgekehrten Anders Strokirk mit “MARK OF THE NECROGRAM“ mehr als eindrucksvoll zurück und stellten unmissverständlich klar, dass sie seit der Veröffentlichung von “THE NOCTURNAL SILENCE“ vor zweieinhalb Dekaden nichts von der auf dieser Platte zu bestaunenden bitterbösen Energie verloren haben. Dies wurde nun während einem fast einstündigen Spektakel demonstriert, bei dem sich NECROPHOBIC vollständig in pechschwarzes Leder gekleidet und mit kiloweise Nieten und Ketten behangen zudem den Preis für das kultigste Bühnenoutfit sicherten. Bei allerbester Laune spielten sich die fünf Schweden mit Songs wie “Awakening… “, “The Third Of Arrivals“ oder “The Nocturnal Silence“ vor allem durch ihre frühen Werke, wobei mit “Tsar Bomba“ und “Mark Of The Necrogram“ natürlich auch der aktuelle Langspieler bedacht wurde. Es schien fast so, als herrsche auf der Bühne eine klare Rollenverteilung, denn während Alex Friberg seinen eisigen Blick nicht für eine Sekunde ablegen wollte, ließ sich Sebastian Ramstedt seine unbändige Spielfreude durchaus ansehen. Das begeisterte Publikum immer weiter anheizend, grinste Anders Strokirk fast permanent vor sich hin und freut sich sehr darüber, endlich den perfekten Anlass für “Nailing The Holy One“ gefunden zu haben. So verging die Zeit leider viel zu schnell und die laut jubelnde Menge machte nach Verklingen des letzten Tones deutlich, dass NECROPHOBIC die Messlatte für die nachfolgenden Bands ziemlich hoch gelegt haben.

Es blieb schwedisch und melodisch, denn in der bis in die hintersten Ecken gefüllte Halle standen THULCANDRA ab 20:05 Uhr auf der Bühne, die noch nie einen Hehl aus ihrer Bewunderung für Bands wie UNANIMATED und besonders DISSECTION gemacht haben und diesen nicht nur visuell mit den Artworks ihrer bisherigen Platten nacheiferten. Im direkten Vergleich zu ihren bis vor wenigen Minuten wütenden Kollegen aus Stockholm, fiel der Auftritt der vier Münchner deutlich ruhiger aus, legten THULCANDRA eher Wert auf eine dichte Atmosphäre. Ohne viel Bewegung platzierte sich die Truppe inmitten senkrechter Nebelfontänen und ließ einzig die kalte Erhabenheit von “The Black Flags of Hate“ oder “Spirit Of The Night“ für sich sprechen. Zwar klingt das oft im drückenden Midtempo gehaltenen Material mit seinen vielen Tremoloriffs nicht sonderlich eigenständig und doch wusste der Auftritt, der schlussendlich mit “Night’s Blood“ beendet wurde, auf voller Länge zu überzeugen.

Bei den aus Oslo stammenden Herren von TSJUDER wurde es mit thrashigem Black Metal nun wieder dreckiger. Wie immer ohne Intro vom Band, stapfte das selten in Deutschland auftretende Trio unvermittelt auf die Bühne und startete mit dem etwas schwachbrüstigen “Slakt“ in sein Set. Dieser leicht misslungene Auftakt wurde aber sofort mit dem fies lospolternden “Helvete“ vom kultigen “DESERT NORTHERN HELL“ beglichen. Insgesamt dominierte das Material des dritten Langspielers den gesamten Auftritt, der leider erneut ohne Tracks von “DEMONIC POSSESSION“ auskommen musste und auch sonst keinerlei Überraschung bereit hielt. So wurden die bekannten Klassiker wie “Mouth Of Madness“ und “Unholy Paragon“ in die tobende Menge geschmettert, bei denen sich “Nag“ und “Draugluin“ immer wieder am Mikrofon abwechselten und somit viel Dynamik in die Songs brachten, die ohnehin nur so vor heftiger Durchschlagskraft strotzen. Abgesehen von der etwas einfallslosen Songauswahl, bei der gerne mal wieder vermehrt auf ältere Stücke zurückgegriffen werden könnte, lieferten TSJUDER ein tolle Performance mit wunderbar rohem Black Metal vom ganz alten Schlag.

Setlist:

Slakt
Helvete
Kaos
Kill For Satan
Ghoul
Demonic Supremacy
Mouth Of Madness
Unholy Paragon
Sacrifice
Antiliv

Weigerte er sich in den ersten Jahren komplett, live aufzutreten, ist Alexander von Meilenwald mit THE RUINS OF BEVERAST mittlerweile ein häufiger und gerne gesehener Gast auf internationalen Festivalbühnen, dem es mit seiner Mannschaft aus Musikern von SECRETS OF THE MOON, DARK FORTRESS und DROWNED perfekt gelingt, die düster-morbide Stimmung der Alben bei seinen minimalistischen Shows wiederzugeben. Bereits zum zweiten Mal beehrte die Gruppe das DARK EASTER METAL MEETING in diesem Jahr und nahm die zahlreich erschienen Festivalbesucher in der vollgestopften Halle mit auf eine dreiviertelstündige Reise in dunkle und beklemmende Untiefen. Zäh und mächtig krochen die kraftvollen Riffs aus den Boxen und verteilten sich unaufhaltsam über den gebannt harrenden Zuschauern, denen von Meilenwald garstig keifend die tiefgründige Lyrik der opulenten Kompositionen entgegen schmetterte. Einzig das stetige Gerempel in Nähe der Theke vermochte den Genuss zeitweise etwas zu schmälern. Dennoch bleibt ein erstklassiger Auftritt in Erinnerung, bei dem exakt das geboten wurde, was von THE RUINS OF BEVERAST erwartet wurde.

Nach mehr als vier Stunden vor der Bühne war es gegen 22:45 Uhr kurz vor Ende des ersten Tages nochmal Zeit für eine kurze Pause sowie ein paar Getränke, die stets ohne lange Warterei an einer der vielen auf dem Areal verteilten Theken erworben werden konnte. Während der Preis von 3,50€ für ein 0,33l Pils beziehungsweise 3,80€ für ein 0,5l Weißbier noch einigermaßen in Ordnung geht, muss der Preis von 2,50€ für einen Softdrink mit 0,2l schon als reichlich unverschämt bezeichnet werden. Immerhin wurde das Wasser in Flaschen mit 0,5l zu je 2,50€ angeboten.

Auf diese Weise erfrischt konnte im Werk noch den letzten paar Tracks von TIAMAT beigewohnt werden, die als Headliner des ersten Tages etwas aus dem musikalischen Rahmen des Festivals fielen. Dass dieser Eindruck von vielen Besuchern vertreten wurde, zeigten auch die sehr lichten Reihen, spielten die vier Schweden ihr extra für das DARK EASTER METAL MEETING auf “CLOUDS“ und “WILDHONEY“ fokussiertes Set vor vielleicht noch der Hälfte des Publikums, das sich zuvor bei TSJUDER versammelt hatte. Sehr schade für die einst sehr einflussreiche Band, die allerdings auch nicht sonderlich motiviert wirkte und nach all dem Leder und Corpsepaint auf der Bühne mit ihren Panamahüten eher deplatziert wirkte. Immerhin erfreuten sich die verbliebenen und ausgelassen mitsingenden Zuschauer in den vorderen Reihen an Songs wie “Vote For Love“ oder “Gaia“ und TIAMAT wurden mit viel Applaus der wenigen, aber sichtlich begeisterten Fans verabschiedet.

Der krönende Abschluss des ersten Festivaltages fand nun in der Halle statt, in der MIDNIGHT aus den U.S.A. mit ihrem Black Rock ‚N‘ Roll ein peschwarzes Feuerwerk abbrannten und für die ausgelassenste Stimmung des gesamten Festivals sorgten. Es ist beachtlich, welche nicht enden wollende Agilität das Duo an den Saiteninstrumenten an den Tag legte und permanent wie wild über die Bühne fegte, während aus der P.A. jetzt schon unsterbliche Songs wie “Satanic Royalty“ oder “Lust, Filth And Sleaze“ dröhnten. In einer knappen Stunde erlebte das Publikum wirklich alles, was zu einem anständigen Konzert dazu gehört, wurde im vorderen Drittel der Halle nicht nur ein zünftiger Moshpit gestartet, sondern ebenfalls mehrere Crowdsurfer zur Bühne befördert, wohingegen von dort einige Stagediver wieder nach hinten geleitet wurden. Sofern sie schnell genug waren zumindest. Einer etwas zaghaften Dame wurden nämlich kurzer Hand sowohl Gitarre und Bass um den Oberkörper gehängt, während einem anderen Herren eben jene Instrumente zwischen den Beinen hin- und her gerieben wurden. Nachdem mit “Lucifer’s Sanctuary“ noch die lautstark geforderte Zugabe zum Besten gegeben wurde, riss Commandor Vanik sich alle Saiten von seinem Tieftöner, um diese im Publikum zu verteilen, während Athenar in einer eigentlich ziemlich unvorsichtigen Aktion die Traversenkonstruktion der Bühne hochkletterte. Passiert ist glücklicherweise nichts und so konnte die vor Schweiß dampfende Menge zufrieden in Richting kühler Nachtluft strömen. Einen weiteren Auftritt hätte an diesem Abend nach diesem wahnwitzigen Spektakel wohl kaum jemand überstanden.

Setlist:

Penetratal Ecstasy
Poison Trash
Endless Slut
Evil Like A Knife
Woman Of Flame
Black Rock’N’Roll
Satanic Royalty
Lust, Filth And Sleaze
All Hail Hell
You Can’t Stop Steel
Who Gives A Fuck?
Unholy And Rotten
Lucifer’s Sanctuary

Auf diese Weise endete ziemlich pünktlich um 01:00 Uhr ein ebenso kräftezehrender, wie auch gelungener erster Festivaltag im Backstage, der fast ausnahmslos sehenswerte Konzerte in toller Atmosphäre zu bieten hatte. Entsprechend stieg die Vorfreude auf die ausstehenden Konzerte am folgenden Tag. Zuvor waren allerdings einige Stunden erholsame Bettruhe dringend nötig.

Nach einem stärkenden Frühstück im Hotel blieb noch genug Zeit, für einen kleinen Ausflug in die Innenstadt sowie ein leckeres Mittagessen im Bräuhaus bei stimmunsvoller Blasmusik. Auf die angebotenen Stierhoden mit Bratkartoffeln wurde jedoch gerne verzichtet. Rechtzeitig um 15:00 Uhr wurde dann wieder der Platz in der schon überraschend vollen und leider ebenso stickigen Halle eingenommen. Zumindest über den hohen Andrang dürften sich KARG aus Österreich gefreut haben, die trotz früher Spielzeit eine enorm intensive und leidenschaftliche Show ablieferten. Zu hören gab es ausnahmslos sehr ausufernde Songs der letzten beiden Alben, deren melodischer Post-Black Metal mit drei Gitarren umgesetzt wurde, sodass dem Publikum eine ziemlich mächtige Soundwand entgegenschlug. Einen interessanten Kontrast zum eher modernen Charakter der gefühlvollen Kompositionen, bildete der klagende Gesang von “V. Wahntraum“ im urigsten Dialekt. Sicherlich sind KARG auf Grund ihrer stellenweise kitschigen Lyrik nicht unbedingt jedermanns Sache, mit ihrer eindringlichen Show an diesem Nachmittag allerdings konnten sie auf ganzer Linie punkten.

Nach einer viel zu lange Abstinenz auf deutschen Bühnen, traten nun im leider noch sonnendurchstrahlten Werk endlich HELHEIM vor eine dicht gedrängte Zuschauerenge und eröffneten ihren Auftritt fast unscheinbar mit den zaghaften Gitarrenarrangements von “landawarijaR“, deren zunächst schwache Dramatik sich zwar nur langsam, aber doch stetig steigerte und nach wenigen Takten den kompletten Raum mit ihren verträumten Melodiebögen erfüllte, zu denen sich die nur akzentuiert eingestreuten und abwechselnd rauen oder hymnischen Vocals von “V’gandr“ und “H’grimnir“ gesellten. Innerhalb nur weniger Minuten erschuffen die vier Bergener eine durchdringende epische Atmosphäre, deren tiefreichende Intensität keine andere Band des Festivals erreichen sollte. Es folgten mit “raunijaR“ und “Ymr“ weitere Titel jüngerer Werke, die fast keine Gemeinsamkeiten mit dem entfesselten Black Metal samt seinen kehligen Schreien der Anfangtage haben. So blieben denn auch die lautstarken Forderungen nach “Jormundgand“ ungehört, jedoch wurde zumindest im flotten “Dualitet og ulver“ an den harschen Ton der allmählich verblassenden Vergangenheit erinnert, bevor es mit “Rignir“ dann Material vom aktuellen, gleichnamigen Album gab, zu dem die im Hintergrund laufende Videoprojektion die passenden stimmungsvollen Bilder lieferte. Nur noch “V’gandr“ verkörpert heutzutage den wilden Nordmann, wenn er mit wehender Mähne am Mikrofon steht und grimmig in die Menge schaut, während seine drei Kollegen in sich gekehrt auf ihr Instrumentalspiel fokussiert nicht mehr den einst langhaarigen Wikinger in Kettenhemden ähneln. Zweifelsohne haben HELHEIM in all den Jahren seit dem grandiosen Debütalbum eine enorme Wandlung durchlaufen, doch über allen Zweifeln erhaben ist ihre Tonkunst und deren Darbietung noch immer, wenn auch in veränderter Form, wie “Baklengs mot intet“ zum Abschluss mit purer Magie bewies.

Nach so viel nordischer Naturmystik konnte nur wenige Minuten später in der Halle einem diabolischen Ritual beigewohnt werden, das POSSESSION dort vollständig in blutrotes Scheinwerferlicht getaucht zelebrierten. Unterstützt von einigen in den ersten Reihen frenetisch feiernden Anhängern, prügelten sich die belgischen Exorzisten gnadenlos durch ihre rabiaten Tracks, die einen räudigen Bastard aus rohem Death Metal und bitterbösem Black Metal bereithielten. Trotz der Tatsache, dass bei POSSESSION zumeist in stattlichem Tempo durchgeholzt wird, gelang es der komplett in Lederwesten gekleideten Truppe mit ihrem imposanten Auftreten eine kurzweilige Performance abzuliefern, deren finstere Aura absolut authentisch wirkte. Einzig das seltsame Duett mit einem Gastsänger wollte so gar nicht funktionieren, fanden die beiden Gesangsspuren keine gemeinsame Basis und schrammten somit stets aneinander vorbei. Schade, aber immerhin wusste der Rest des unheiligen Spektakels zu gefallen.

Nachdem er wenige Stunden zuvor noch mit KARG in der Halle auf der Bühne stand, betrat “V. Wahntraum“ um 17:20 Uhr mit HARAKIRI FOR THE SKY die Bretter des abermals gut gefüllten Werkes. Es zeigte sich schnell, dass das österreichische Duo, das live durch mehrere Musiker von ANOMALIE, ASATHOR und AGRYPNIE verstärkt wird, offenbar zahlreiche leidenschaftliche Anhänger im Publikum versammelt hatte, konnten nicht wenige der Anwesenden die Texte der vorgetragenen Songs lauthals mitsingen. Bei diesen handelte es sich mit “Heroin Waltz“ oder “You Are The Scars“ vornehmlich um Stücke des im letzten Jahre veröffentlichten vierten Langspielers, wenngleich mit “Calling The Rain“ und “Funeral Dreams“ auch “III: TRAUMA“ bedacht wurde. Ähnlich wie bei KARG handelt es sich bei den Kompositionen von HARAKIRI FOR THE SKY um emotionalen Post-Black Metal mit verschlungenen Leads und sich in tiefer Verzweiflung windendem Gesang, der vor allem live aber trotzdem sehr kraftvoll und dynamisch umgesetzt wird. Nicht ganz ins Bild passen wollte dabei “V. Wahntraum“ selbst, der nur mit dem Mikrofon in der Hand irgendwie ziemlich verloren auf der großen Bühne wirkte und meist ziellos umherstolperte, ohne die nötige Ausstrahlung eines Sängers mit Botschaft zu besitzen, die hingegen Torsten von AGRYPNIE sehr wohl mitbrachte. Dieser kleine Makel schien den meisten Zuschauern allerdings nicht sonderlich negativ aufzufallen, wurde der Truppe nach den letzten Tönen von “The Graves We’ve Dug“ ausgiebig Applaus gespendet.

Der fortschreitende Abend brachte allmählich ein unangenehmes Hungergefühl mit sich, sodass darauf verzichtet wurde, sich in Club oder Halle zu begeben und stattdessen die Imbissstände vor dem Backstage angesteuert wurden. Sonderlich lecker sahen die angebotenen Hot Dogs nicht gerade aus, während die Burgervariationen von klassisch über Hühnchen bis vegetarisch mit deftigen Preisen bis zu 8,00 € nicht gerade Appetit machten. Daher fiel die Wahl auf eine schlichte, kleine Portion Pommes, da die großen Portionen nach Angabe des grinsenden Gesichts im Wagen ausverkauft waren … ja, wie auch immer … klein war die Portion dann tatsächlich und ungesalzen sowie überhaupt einfach ohne Geschmack noch dazu. Plötzlich war sie da, die Sehnsucht nach den gebratenen Stierhoden, die zum Mittagessen noch verschmäht wurden. Auf dem Weg nach innen konnte noch eine kleine Runde an den Merchandisständen gedreht werden, an denen wieder zahlreiche Shirts und Tonträger vieler auftretender Bands auslagen, wobei auch andere Händler mit einem umfangreichen Angebot vor Ort waren, sodass nach Herzenlust in braunen Pappkisten gewühlt werden konnte. Allerdings nicht zu lange, sollte der anstehende Gig von TAAKE nicht verpasst werden.

Eile war jedoch gar nicht geboten, schafften es “Hoest“ und seine grimmigen Kollegen als einzige Band des Festivals mit 5-minütiger Verspätung zu erscheinen. Bereits im Vorfeld wurde angekündigt, dass TAAKE eine ganz besondere Show, nur mit Stücken der ersten drei Alben spielen würden und so war die Freude natürlich riesig, als zum Auftakt sofort “Nattestid ser porten vid I“ ertönte und die fünf Norweger wie wild über die Bühne fegten und in kürzester Zeit eine wahrhaft brodelnde Stimmung erschufen, die mit “Nattestid ser porten vid I“ noch weiter angeheizt werden konnte. In vollkommener Ekstase, schien es den wenigstens Besuchern gar nicht aufzufallen, dass mit “Nordbundet“, “Du ville ville Vestland“ oder “Havet i huset“ plötzlich gar keine Stücke der versprochenen Frühwerke mehr gespielt wurden. Es lässt sich nicht leugnen, dass TAAKE hiermit sicher einige Fans enttäuschten, doch angesichts der völligen Hingabe, mit der auf der Bühne agierte wurde, fiel es nicht schwer, sich auch über die Songs von “KONG VINTER“ oder “NOREGS VAPEN“ zu freuen. Er steht mittlerweile lange genug auf der Bühne um zu wissen, wie er das Publikum für sich gewinnen kann und so posierte der mittlerweile glatzköpfige “Hoest“ alleine oder zusammen mit “V’gandr“ wie ein alter Rockstar, hielt der ersten Reihe immer wieder das Mikrofon hin oder stolzierte lässig zwischen seinen Mitstreitern umher. Zu guter Letzt wurde mit “Hordalands Doedskvad I“ doch noch ein Track aus frühen Jahren angestimmte, der umgehend einen kleinen Moshpit entstehen ließ. In gewisser Weise sind Shows von TAAKE doch immer auf die ein oder andere Art besonders, ob mit spezieller Songauswahl oder nicht.

Nach so vielen Stunden schwarzmetallischer Beschallung, was es dringend Zeit für ein wenig musikalische Abwechslung und für diese wurden UNLEASHED auf die Bretter geholt. Zugegeben, die Truppe aus Stockholm ist nicht gerade für sonderlich komplexe oder tiefgründige Kompositionen bekannt und im Grunde kann jeder die Refrains noch mit zahlreichen Bier intus mitgröhlen, selbst wenn er die Songs vorher noch nie gehört hat. Dafür reicht es nämlich aus, die jeweiligen Songtitel zu kennen. Trotzdem können UNLEASHED mit ihrer umfangreichen Diskographie im Rücken live immer wieder überzeugen und auch an diesem Abend konnten der charismatische Johnny Hedlund und seine Wikinger die versammelten Besucher des DARK EASTER METAL MEETING mit eingängigen Klassikern wie “Execute Them All“ oder “The Longships Are Coming“ hervorragend unterhalten. Nicht nur der gleich zu Beginn tobende Moshpit verdeutlichte, dass die vier Schweden alles richtig machten, auch die mehrfach ertönenden “Unleashed!“-Rufe sprachen für sich. Und weil es so schön war und UNLEASHED in diesem Jahr zudem ihr 30-jähriges Jubiläum feiern, endete die Show nicht wie geplant um 21:50 Uhr, waren bis dahin doch gar nicht alle Titel gespielt, die auf der Setlist standen. Zwar verzweifelte eines der Crewmitglieder am Bühnenrand schier dabei, als er immer wieder auf die Uhr zeigte und versuchte Kontakt mit einem der Bandmitglieder aufzunehmen, die ihn aber gekonnt ignorierten und mit “The Hunt For White Christ“ weiter im Programm machten und erst aufhören wollten, als traditionell das Trinkhorn geleert war und der letzte Refrain von “Into Glory Ride“ mit der feiernde Meute zusammen gesungen war.

Setlist:

Blood Of Lies
Don’t Want To Be Born
Lead Us Into War
The Longships Are Coming
Stand Your Ground
Hammer Battalion
The Dark One
Your Children Will Burn
I Have Sworn Allegiance
The Hunt For White Christ
Execute Them All
Into Glory Ride

Folglich wurde die Halle erst mit leichter Verspätung erreicht und DORNENREICH befanden sich bereits mitten in ihrem Set, das an diesem Abend vorwiegend aus älterem Material bestand. Es mag in der Vergangenheit sicherlich schwächere Shows der Österreicher gegeben haben, doch an diesem Abend präsentierte sich vor allem “Eviga“ in wahrlich erstklassiger Form, wurde die poetische Lyrik von “Eigenwach“ oder “Wer hat Angst vor Einsamkeit“ mit einer solchen Inbrunst vorgetragen, dass es eine wahre Freude war, der leicht wahnsinnigen Mimik zuzuschauen, die von einem leisen Flüstern oder gellendem Kreischen begleitet wurde. Unterstüzt von “Eklatanz“ an Tieftöner und Klargesang, wurden Stücke wie “Der Hexe flammend‘ Blick“ und “Leben lechzend Herzgeflüster“ ohne Akustikgitarren in ein neues Soundgewand gesteckt, das diesen perfekt zu Gesicht stand. Leider leerte sich die anfangs volle Halle im Laufe der Zeit immer mehr, sodass sich DORNENREICH nach einem kurzweiligen Konzert vor deutlich gelichteten Reihe mit einem durchdringenden “Trauerbrandung“ verabschiedeten.

Wurde die Position des Headliners am Vortag mit einer schwachen Leistung von TIAMAT keineswegs gebührend besetzt, demonstrierten TRIPTYKON inmitten weißer Petruskreuze stehend nun eindrucksvoll, wie das gelungene Finale eines Festivals auszusehen hat. Eröffnet wurde die 75-minütige Zeremonie in Form von “Synagoga Satanae“ mit epischem Material von CELTIC FROST, von dem es an diesem Abend noch mehr zu hören geben sollte. Während die mächtigen Riffs vor der Bühne mit ordentlich Druck aus den Boxen gepresst wurden, beschwerte sich Tom G. Warrior zwar kurz über den miesen Sound auf der Bühne, interagierte aber trotzdem mit seiner trockenen Art sehr rege und bestens gelaunt mit dem Publikum. Ohne viel Bewegung oder unnötige Showelemente, wurden unheilvolle Manifeste wie “Goetia“, “Altar Of Deceit“ oder “Tree Of Suffocating Souls“ in majestätischer Erhabenheit offenbart, deren wuchtige Rhythmen das volle Werk komplett mit ihrer dunklen Atmosphäre überzogen. Für noch mehr Begeisterung beim Publikum sorgten aber natürlich mit “Circle Of The Tyrants“, “Procreation (Of The Wicked)“ und “Dethroned Emperor“ die alten Stücke von CELTIC FROST, die ihren Reiz wohl nie verlieren werden. Es zeigt sich nach und nach, dass der schwarzmetallische Doom Metal von TRIPTYKON wohl nicht das gesamte Publikum in seinen Bann ziehen konnte, wurde das Werk gegen Ende hin langsam leerer. Dies kann allerding auch der Tatsache geschuldet gewesen sein, dass nach fast zehn Stunden im Backstage allmählich die letzten Kräfte schwanden. Von den letzten tapferen Anhängern verabschiedeten sich TRIPTYKON mit “The Prolonging“ nach einer denkwürdigen Show.

Die meisten der verbliebenen Besucher versammelten sich nun zum letzten Akt bei DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT, die ihren heutigen Auftritt zur Releaseshow für ihr wenige Tage zuvor veröffentlichtes sechstes Album namens “MARDOM“ machten, dessen furioser Titeltrack der Halle sofort als Opener entgegengeschmettert wurde. In den letzten Jahren stets komplett in ein weißes Gewand gehüllt, stand “Onielar“ an diesem Abend in einem aschgrauen Kleid vor ihrem invertierten Kreuz und spie Gift und Galle zu den eisig klirrenden Riffs ins Mikrofon. Neben weiteren neuen Songs wie “A Beseechment Twofold“ oder “Imperishable Soulless Gown“ fanden natürlich auch ältere Stücke ihren Weg ins Set und so durfte sich über “Spectral Runlets Of Tulwod“ oder “Beneath The Moon Scars Above“ gefreut werden, die mit eisiger und blutverschmierter Miene vorgetragen wurden. Ohne viel Interaktion mit dem Publikum zogen DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT ihren Auftritt gewohnt konzentiert und profesionell durch, ohne damit allerdings ein letztes Highlight des Festivals zu bieten. Es ist fraglich, ob dies um diese Uhrzeit überhaupt noch eine Band geschafft hätte und im Grunde lieferte die Truppe mit puristischem Schwarzstahl exakt das, was von ihr erwartet wurde und so fand das DARK EASTER METAL MEETING zum bedrohlich stampfenden Rhythmus von “Nocturnal March“ ein absolut würdiges Ende.

Zurückgeblickt werden kann auf ein sehr gelungenes sowie bei 34 Bands auf drei Bühnen durchaus auch anstrengendes Festivalwochenende mit fast ausnahmlos unterhaltsamen, erinnerungswürdigen Konzerten. Erneut wurde von Backstage Concerts GmbH und MRW – Concerts ein bis auf TIAMAT in sich stimmiges Billing mit viel Abwechslung zusammengestellt, sodass für jeden Besucher ausreichend interessante Shows auf dem Programm gestanden haben sollten. Von den kurzen Wartezeiten beim Einlass, über den straff eingehaltenen Zeitplan sowie die trotz der unvermeidbaren Überschneidungen sehr guten Programmeinteilung wurde nahezu alles richtig gemacht. Ein wenig Kritik muss leider für den zeitweise etwas verwaschenen Sound ausgesprochen werden, fiel es beispielsweise bei TAAKE schwer, die Songs an ihren Riffs zu erkennen. Zudem erwiesen sich Angebot, als auch Preis-Leistungsverhältnis an den Imbissständen als reichlich mangelhaft und als für das nächste Jahr verbesserungsbedürftig. Dies sind allerdings nur kleinere Mängel, einer ansonsten tollen Veranstaltung, die vielen vor allem mit den genialen Auftritten von NECROPHOBIC, TRIPTYKON oder MIDNIGHT noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Die nächste Auflage des DARK EASTER METAL MEETING findet übrigens am 11./12.04.2020 statt und mit KATATONIA, PRIMORDIAL, BETHLEHEM und SULPHUR AEON sowie einigen weiteren Bands, wurden bereits die ersten großen Namen angekündigt.

Homepage

Tags: , , , , ,

Comments are closed.