Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten: Milcheiweißallergie

„Was soll ich tun?“

Ein Großteil meiner Gespräche mit Klienten dreht sich um diese Frage- sei es im Zusammenhang mit Ihrem Trainingsplan oder wenn es um die passende, individuelle Ernährungsweise geht.
Neulich tauchte diese Frage im Zusammenhang mit einer Milcheiweißallergie (die von der Milchzucker-Unverträglichkeit oder auch Laktose-Intoleranz abzugrenzen ist) wieder bei einer meiner Ernährungsberatungen auf.
Da Nahrungsmittel-Allergien 4,7 % aller allergischer Erkrankungen ausmachen und bei knapp einem Drittel der Erwachsenen in Deutschland mindestens eine allergische Erkrankung ärztlich diagnostiziert wird, sind die Themen Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten sowie Allergien allgemein aufgrund ihres häufigen Auftretens und ihrer soziökonomischen Bedeutung für die Betroffenen und das Gesundheitssystem von großer Relevanz.
Ich möchte einen kurzen Überblick zu Allergien und Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten geben, bevor ich auf die Milcheiweiß-Allergie eingehe.
Wie bereits erwähnt, liegt die Lebenszeitprävalenz bei für allergische Erkrankungen bei 30 %, wovon knapp 5 % Nahrungsmittel-Allergien sind. Generell sind Frauen häufiger betroffen als Männer und Jüngere öfter als Ältere. [1]
Von einer Nahrungsmittel-Unverträglichkeit spricht man, wenn Menschen nach dem Konsum von spezifischen Lebensmitteln an unterschiedlichen unerwünschten Reaktionen und Beschwerden leiden. Häufig können bereits Spuren des entsprechenden Nahrungsmittels zum Auftreten klinischer Reaktionen führen. Dabei lässt sich sowohl in Reaktionen mit als auch ohne Beteiligung des Immunsystems, sowie toxische Reaktionen unterscheiden. Die Milcheiweiß- oder auch Kuhmilch-Allergie gehört dabei zu den klassischen Allergien und damit zu den immunologischen Reaktionen, die je nach Auslöser der Immunreaktion und der Zeit bis zum Auftreten der Symptome zwischen Typ I und IV unterschieden werden. Dabei ist der Typ I (Soforttyp) bei Erwachsenen am häufigsten, während bei Kindern öfter verzögerte Reaktionen (Typ III und IV) auftreten.
Symptome
Nahrungsmittel-Allergien können u.a. folgende Organe betreffen und sich in entsprechenden Symptomen äußern:

Betroffene Organe  mit möglichen Symptome:
Magen-Darm-Trakt:Übelkeit, Durchfall, Verstopfungen, Bauchweh, Blähungen

Haut:Ekzeme, Nesselfieber, Juckreiz

Atemwege:Atemnot durch Bronchialasthma, Kehlkopfschwellung, gereizte/juckende/geschwollene Schleimhäute, Husten

Sonstige: Kopfweh, fieber, schockartige Symptome, Verhaltensauffälligkeiten

Diagnostik
Sollte ein Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie/ – unverträglichkeit bestehen, so gilt es die Krankengeschichte, bzw. Symptome zu ermitteln und ein Ernährungstagebuch zu führen. Hier lohnt sich der Gang zum Ernährungsberater, um genau und umfassend unter professioneller Anleitung arbeiten zu können.
Sollte sich der Verdacht verstärken, so werden ein Hauttest und/ oder eine spezifische Antikörperbestimmung aus dem Blut durch den Arzt durchgeführt.
Therapie
Abhängig vom Schweregrad einer Allergie wird entschieden, ob das Allergen komplett vermieden werden muss oder in geringen Mengen tolerabel ist. Diese Empfehlungen müssen- bei Bedarf unter professioneller Anleitung- in die Praxis umgesetzt werden. Sollte ein Nahrungsmittel gemieden werden, beispielsweise im Rahmen einer Ausschlussdiät, so sollte auch auf Lebensmittel verzichtet werden, welche Spuren dieses Allergens enthalten könnten. Bei einer Milcheiweißallergie muss also von Milch und allen Milchprodukten Abstand gehalten werden. [2]
Diese Lebensmittel enthalten (oft) Milcheiweiß und sollten gemieden werden:
– Trinkmilch
– Joghurt, Sahne, Quark,…
– Verarbeitetes Fleisch in Form von Konserven, Paniertem Fleisch, Würsten
– Brote (wie Toast- oder Buttermilchbrote)
– Schokoladenprodukte
– Saucen
– Mayo und Ketchup
– Etc. ….
Weitere Empfehlungen bei einer Milcheiweißallergie
Um den Nährstoffbedarf auch bei einer Milcheiweißallergie decken zu können, sind darüber hinaus weitere Maßnahmen sinnvoll. Da Milch reich an Calcium ist, und Calcium bekanntermaßen eine wichtige Rolle für den Aufbau von beispielsweise Knochen und Zähnen sowie weitere wichtige Stoffwechselvorgänge spielt, muss der tägliche Bedarf von ca. 1g eingehalten werden. Hierfür sollte auf eine schonende Zubereitung sowie passende Lebensmittel zurückgegriffen werden:
– kalziumhaltige Gemüsesorten wie Brokkoli oder Kohl
– kalziumhaltige Mineralwasser
– Sojaprodukte (Tofu)
– Wichtig: Für eine verbesserte Kalziumaufnahme auch auf ausreichend Vitamin D achten! (über Fisch oder auch Sonnenexposition)
Unbedingt geachtet werden muss auch auf die Deckung des Eiweißbedarfs. Ein Erwachsener sollte-ohne hier auf sportliche Leistungen Rücksicht zu nehmen- mindestens 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht aufnehmen. Das sind für einen 80 kg- Mann 64g/ Tag. Dieser Bedarf kann über die Auswahl beispielsweise folgender Lebensmittel gedeckt werden:
– Fisch, Fleisch, Eier
– Gemüse: Erbsen, Bohnen, Grünkohl,…
– Nüsse und Samen: Erdnüsse, Walnüsse, Sonnenblumenkerne [3]
Im individuellen Fall hilft der Gang zum Ernährungsberater und/-oder Arzt. Bei konsequenter Umsetzung der Empfehlungen kann ohne Probleme eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung eingehalten werden.
In diesem Sinne, weiterhin einen gesunden, guten Appetit!

Felix

Quellen:
[1] LANGEN/SCHMITZ/STEPPUHN 2013 Häufigkeit allergischer Erkrankungen in Deutschland. Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) Bundesgesundheitsbl 2013; 56:698-706 DOI 10.1007/s00103-012-1652-7 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
[2] BURGERSTEIN Handbuch Nährstoffe Vorbeugen und heilen durch ausgewogene Ernährung: Alles über Spurenelemente, Vitamine und Mineralstoffe 12. Auflage Trias S. 133-136
[3] ELMFADA; AIGN; MUSKAT; FRITZSCHE 2012 Die große GU Nährwert Kalorien Tabelle 2. Auflage Gräfe und Unzer