Architektur 5: Spielereien mit Schwarz-Weiß-Varianten und Farb-Inversion

ματομένος ναός

Ein „Blutiger Tempel“ und eine „Siedlung vor Pyramiden“.

Pyramiden c

Diese Bilder habe ich, um ihre Zeichnung für mich anschaulicher zu machen, elektronisch in Schwarz-Weiß-Bilder verwandelt. Die Resultate sind lehrreich, zeigen mir, ob die Zeichnung „steht“. So mancher Fotograf tut das ebenfalls, macht aus farbigen Fotos edle Schwarzweiß-Bilder, denn wer versteht sich noch auf die Kunst der originalen Schwarz-Weiß-Fotografie? Nicht jeder bekennt sich zur Täuschung. Warum auch? Im Zeitalter der elektronischen Technologie gehört die Täuschung zum Handwerkszeug.  Mir aber gefällt es, euch mit ein paar unschuldigen Tricks bekannt zu machen …

Wenn man einem Bild die Farbe entzieht, ist die Wirkung vor allem eine:  man sieht deutlicher die Zeichnung. Warum? Man wird nicht von den Farbwerten, die auch Gefühlswerte sind, abgelenkt. Rosa hat einen bestimmten Gefühlswert, auf den man ablehnend oder zustimmend reagiert. Blau oder Rot oder Gelb und sämtliche ihrer Abschattungen und Zusammenstellungen lösen Gefühle aus. Die entfallen, wenn man mit Grau, Weiß und Schwarz konfrontiert ist. Außerdem entfällt der automatische Vergleich mit den „realen Farben“, die wir in der Welt zu sehen gewohnt sind.

Hier ein Ausschnitt des Tempels, Schwarz-Weiß und Weiß-Schwarz. Warum ein Ausschnitt? Und warum invers? Weil dann die Bindung ans Motiv gelockert wird. Es scheint ein völlig neues Bild zu sein, das man mit frischem Auge betrachtet, anstatt zu sagen: aha, ein Tempel. Der Ausschnitt, zumal farblich verfremdet, ruft ganz andere Assoziationen hervor als das Original.

ματομένος ναός aaaa ματομένος ναός a

Man kann natürlich auch nur Teile des Bildes umdrehen, wie hier den „Tempel“, der den inneren „Durchgang“ rahmt.

. ματομένος ναός aaa Hier nun die Siedlung mit den Pyramiden im Schwarz-Weiß-Look. Im ersten Beispiel habe ich den unteren Bildteil nach oben gesetzt und invertiert (dh Schwarz-Weiß in Weiß-Schwarz gedreht). Das zweite Bildbeispiel ist durch einfachen Farbentzug entstanden.

Pyramiden bbb Pyramiden e

Eine andere Möglichkeit, mit dem Bild zu spielen, ist, die Farben umzudrehen, etwa so:

Pyramiden a

Und nun noch ein Bild, das ich „Weißer Palast“ betitele.

weisser Palast copy

Neugierig wie ich nun mal bin, will ich es auch in inverser Form betrachten.

weisser Palast a

Nicht schlecht! Sehr deutlich wird, dass die hellblaue Farbe im Original kaum den Effekt der 3-Dimensionalität erzeugt, da Blau zurückweicht. Dagegen die „umgekehrte“ Farbe Rotorange! Sie springt nach vorn. Und was in der weißen Fassade wie tote schwarze Löcher aussieht, wird in der Umdrehung zu freundlichen Ausblicken ins freie, lichtvolle Dahinter.

Und die Moral von der Geschicht?

Über gkazakou

Humanwissenschaftlerin (Dr. phil). Schwerpunkte Bildende Kunst und Kreative Therapien. In diesem Blog stelle ich meine "Legearbeiten" (seit Dezember 2015) vor und erläutere, hoffentlich kurzweilig, die Bezüge zum laufenden griechischen Drama und zur Mythologie.
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17 Antworten zu Architektur 5: Spielereien mit Schwarz-Weiß-Varianten und Farb-Inversion

  1. kormoranflug schreibt:

    Das wird ein Blog-Museum der modernen Kunst.

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  2. teggytiggs schreibt:

    …ich finde es toll, dass Deine kreativen Einfälle vor nichts halt machen…Technik ist auch nur ein Hilfsmittel bestimmte Effekte zu erzeugen..mir gefällt das dritte schwarz-weiß Bild am besten, es hat so etwas Theatralisches…gefällt mir sogar besser noch als das Original…

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    • gkazakou schreibt:

      ich freu mich, dass du mir zustimmst! Heutzutage, meine ich, hat es keinen Sinn, Purist zu sein. Warum nur die Malmittel mischen, und nicht auch die Handarbeit mit der Elektronik? Ich mag es allerdings, die Techniken offen zu legen und nicht unter dem Tuch zu zaubern. .

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      • teggytiggs schreibt:

        …es war Siqueiros, mexikanischer Maler, der mich vor 40 Jahren darauf aufmerksam machte, dass die Künstler aller Zeiten sich der modernsten Technik bedient haben und dass heutige es ebenso tun sollten…ich fand, er habe Recht…und, ich finde es auch fair nicht zu schummeln…

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  3. bruni8wortbehagen schreibt:

    die Moral davon? *lach*, daß in der Kunst so gut wie alles erlaubt ist, Hauptsache, der Maler kommt mit seinem Kunstverstehen weiter und weiter, bearbeitet, nimmt Farben hinein und wieder heraus, ganz nach Belieben. Sieht, wie sich seine eigenen Farben verhalten, wie sie verschwinden und doch noch alle vorhanden sind.
    Ein spannendes Spiel, Wie es nun zustande kam, ist mir nicht ganz klar, aber ich habe es verfolgt, mit staunenden Augen und konnte wieder erkennen, daß dem Spielraum kaum Grenzen gesetzt sind, es sei denn, man setzt sie sich selbst 🙂

    Herzlichst
    Bruni mit lieben Abendgrüßen an Dich

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  4. bruni8wortbehagen schreibt:

    Ja, und deshalb ist es so entspannend und gut, was Du tust! Zur eigenen und Deiner Leser Freude!

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  5. Christiane schreibt:

    Spannend! Ich kann dir zustimmen, was das Fotografieren angeht, von Tätigkeiten mit dem Pinsel habe ich kaum Ahnung …
    Liebe Grüße
    Christiane

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  6. kunstschaffende schreibt:

    Wunderbar, die Wandlungen. Auch ich spiele mit digitalen Effekten.
    Ich nenne es dann meine Kreationen und Fotokreationen. Ich bin auch der Meinung, daß diese Variante ein anerkannter Kunststil ist. Denn es zählt, wie bei jedem Werk, die Idee.

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  7. Katrin - musikhai schreibt:

    Liebe Gerda,
    du fragst: „Und die Moral von der Geschicht?“ Ich würde sagen: „Vertrau nie deinem ersten Entwurf!“ Ich finde es toll, was passiert, wenn du mit deinen Bildern spielst. Dann lassen sich ganz neue Ein-/An-Sichten finden! Danke, dass du uns an deinen Ideen teilhaben lässt!

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  8. Maren Wulf schreibt:

    Sehr instruktiv, besonders spannend finde ich die Farb-Umkehrungen der letzten beiden Bilder.

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  9. Gerhard Reimann schreibt:

    Sehr interessante Einführung in das komplexe Thema der Wirkung von Farben und Kontrasten auf den Betrachter und ein guter Einstieg, mich mehr damit zu beschäftigen. Bisher wählte ich sie S/W-Variante nur um das Motiv dem Betrachter näher zu bringen, da Farben vom Eigentlichen ablenken (außer sie sind selbst das Motiv).

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    • gkazakou schreibt:

      danke für deinen Kommentar, der zeigt, dass du in ähnlicher Richtung denkst. Ich habe das große Thema freilich nur spielerisch angetippt, als Einführung taugt es wohl nicht.

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      • Gerhard Reimann schreibt:

        Mit Einführung meinte ich auch eher einen Denkanstoß, die Bilder nicht nur als ein Abbild der Wirklichkeit zu betrachten, sondern die darin verborgenen Geheimnisse zu entdecken. Die verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten hervorzuheben oder auch zu unterdrücken sind dann das Zeichen eigener Kreativität. Leider bin ich da künstlerisch noch am Anfang, aber das ist so die Richtung, die ich anstrebe.

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