Das integrierte Versorgungsmodell «Gesundheitsnetz Simme Saane» ermöglicht es, die Leistungen im
Akutspital Zweisimmen auszubauen und eine ganzheitliche regionale Grundversorgung inklusive
Alterswohnen, Spitex und Geburtshilfe sicherzustellen. Die geplante Zusammenarbeit wichtiger
regionaler Gesundheitsorganisationen unter einem Dach senkt den Koordinationsaufwand und ist eine
sinnvolle Antwort auf den Fachkräftemangel.

Im Mai und Juni 2023 fällen die Gemeinden aus dem Obersimmental und Saanenland wichtige
Entscheide zur Finanzierung der Gesundheitsversorgung in der Region: Sie befinden über einen jährlich wiederkehrenden Beitrag in der Höhe von CHF 1.5 Mio. ab dem Jahr 2024 und über einen Betrag für den Aufbau und die Entwicklung für die Zeitperiode von 2024 bis 2028 von jährlich CHF 300‘000.-. Damit soll das integrierte Versorgungsmodell «Gesundheitsnetze Simme Saane» der Gesundheit Simme Saane AG (GSS) realisiert werden. Die GSS ist eine privatrechtliche Aktiengesellschaft, ihre Aktionärinnen sind die Gemeinden aus dem Simmental und Saanenland. Folgende Ausführungen nehmen Bezug auf den Artikel «Abstimmungsunterlagen lassen noch zahlreiche Fragen offen» in der Simmental Zeitung vom 13. April 2023.

Herausforderungen im Gesundheitswesen gemeinsam entgegenwirken

Alle Leistungserbringer im Gesundheitswesen kämpfen mit denselben Herausforderungen:
demographische Entwicklung, Kostendruck und Fachkräftemangel.

Das integrierte Versorgungsmodell «Gesundheitsnetz Simme Saane» verfolgt das Ziel, Gesundheitsdienstleistungen über die gesamte Behandlungskette optimal aufeinander abzustimmen
und für Patientinnen und Patienten sowie die Angehörigen bei Gesundheitsfragen einen
Ansprechpartner zu haben. In einer älter werdenden Bevölkerung wird der Koordinationsaufwand an
den Schnittstellen zwischen Akutspital, Alterswohnen und Spitex zunehmen. Im Verbund lässt sich die
Behandlung ganzheitlich und effizient erbringen, der Koordinationsaufwand wird für Patientinnen und
Patienten sowie Leistungserbringer kleiner.

Im Verbund kann zudem dem steigenden Kostendruck besser entgegengewirkt werden. Statt dass
jeder Betrieb ein eigenes Finanz- oder Personalwesen führt oder einkauft, sollen Support-Leistungen
organisationsübergreifend zusammengeschlossen werden. Ebenso lässt sich dem Fachkräftemangel
besser begegnen, von dem das Gesundheitswesen ganz besonders betroffen ist. Dieser stellt die
grösste Herausforderung für alle Akteure im Gesundheitswesen dar. Auch im Simmental und im
Saanenland sind die Ressourcen, bezogen auf Fachkräfte, begrenzt. Heute stehen die Versorgungspartner in einer Konkurrenzsituation und kämpfen um Fachkräfte. Im Verbund sollen
künftig neue attraktive Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten entstehen. So lassen sich z. B. Kräfte in
der Ausbildung bündeln, um Ausbildungen über alle Pflegestufen anbieten zu können.

Eine gute Gesundheitsversorgung ist nur mit gutem und zufriedenem Personal möglich. Die GSS ist sich der grossen Verantwortung den Mitarbeitenden gegenüber sehr bewusst. Das Ziel ist es, die
Mitarbeitenden optimal zu betreuen und damit zu gewährleisten, dass sie sich auch in einem künftigen
Organisations- und Anstellungsmodell engagieren werden. Als neue Arbeitgeberin wird die GSS die
aktuellen Anstellungs- und Arbeitsbedingungen weiterführen.

Das integrierte Versorgungsmodell «Gesundheitsnetz Simme Saane» wird weiterhin auf eine starke
Kooperation mit der Spital STS AG angewiesen sein. So wird die GSS während einer Übergangs- und
Transformationsdauer von drei Jahren Dienstleistungen von der Spital STS AG einkaufen, wie z. B. in
der IT. Während dieser Zeit stellt die Spital STS AG die IT-Systeme, die Datensicherheit und den
Datenschutz für die GSS sicher.

Kantonale Unterstützung notwendig für die Weiterentwicklung im Infrastrukturbereich

Das heutige Spitalgebäude ist über 50-jährig und sanierungsbedürftig. Aus betrieblichen und
finanziellen Gründen strebt die GSS einen Spitalneubau an. Die begrenzten finanziellen Ressourcen
bedingen einen streng haushälterischen Umgang mit den zur Verfügung stehenden Mitteln. Gemäss
Businessplan kann ein Investitionsvolumen von CHF 27.0 Mio. (inkl. MwSt.) finanziert werden. Da in
den letzten Jahren für das Spital Zweisimmen keine Rückstellungen von der Spital STS AG gemacht
wurden, ist die GSS auf die Unterstützung des Kantons Bern angewiesen. Aus diesem Grund wurde ein
Antrag an den Kanton gestellt für eine Bürgschaft (CHF 20.0 Mio.) und ein Darlehen (max. CHF 12.0
Mio.). Das integrierte Versorgungsmodell «Gesundheitsnetz Simme Saane» kann nur umgesetzt
werden, wenn der Grosse Rat des Kantons Bern der Bürgschaft und dem Darlehen zustimmt.

Das der Abstimmungsbotschaft beigelegte Neubaukonzept stellt eine Grundlage dar, welches mit dem
Erweiterungsprojekt der Alterswohnen STS AG am Standort Zweisimmen noch abgestimmt werden
muss.

Keine Nachschusspflicht der Gemeinden

Das integrierte Versorgungsmodell «Gesundheitsnetz Simme Saane» wird finanziert über die
Verrechnung von ambulanten und stationären Leistungen. Hinzukommen die jährlichen Beiträge der
Gemeinden CHF 1.5 Mio., welche im Rahmen der bevorstehenden Gemeindeversammlungen
genehmigt werden sollen. Der Kanton wiederum leistet einen jährlich-wiederkehrenden Beitrag von
CHF 2.0 Mio. aus einem Rahmenkredit an das Gesundheitsnetzwerk. Die Spital STS AG wird sich in einer Übergangsphase von drei Jahren finanziell (jährlich CHF 2.5 Mio.) und personell engagieren. Im
Rahmen der Übertragung des Spitals Zweisimmen hat die Spital STS AG weitere Unterstützungen
zugunsten der GSS genehmigt.

Trägerin des integrierten Versorgungsmodells «Gesundheitsnetz Simme Saane» mit dem Spital ist die
GSS. Die Gemeinden müssen als Aktionärinnen bei finanziellen Verlusten der Aktiengesellschaft kein
zusätzliches Kapital in die Aktiengesellschaft nachschiessen. Die Gemeinden haften damit nur mit
ihrem Einsatz für ihre Aktienbeteiligung. Sollte die GSS infolge fehlender Finanzierbarkeit des Projektes
des integrierten Versorgungsmodells Gesundheitsnetz Simme Saane mit einem Spital in finanzielle
Schwierigkeiten geraten, so trägt bei einem Konkurs der Kanton Bern im Rahmen seiner Bürgschaften
und des allfälligen Kreditausfalls das finanzielle Risiko. Denn bei einer Konkurseröffnung fallen die
Kreditzusagen der Gemeinden ab dem Zeitpunkt der Konkurseröffnung dahin.

Die GSS verpflichtet sich, dass die Bevölkerung der Region nicht mehr als CHF 1.5 Mio. pro Jahr zahlen muss.

Der Weg zum integrierten Versorgungsmodell «Gesundheitsnetz Simme Saane»

Dem geplanten Versorgungsmodell liegen ausführliche Abklärungen und Arbeiten zugrunde. Im
Oktober 2019 wurde die Aktiengesellschaft «Gesundheit Simme Saane» von den Gemeinden aus dem
Simmental und Saanenland gegründet. Im Rahmen des von Regierungsrat Pierre Alain Schnegg
angestossenen Projektes hatten sich die Spital STS AG, der Kanton und die Gemeinden zuvor
grundsätzlich auf einen Finanzierungsschlüssel geeinigt, um das Defizit des Spitals Zweisimmen zu
finanzieren und so dessen Erhalt sicherzustellen. Die GSS erhielt in der Folge den Auftrag, die
Projektarbeiten weiterzuführen und ein integriertes Gesundheitsversorgungsmodell mit einem
Akutspital zu entwickeln.

Im Rahmen von Konsultativabstimmungen im Jahr 2021 und 2022 haben sich die Gemeinden aus dem
Obersimmental und Saanenland eindeutig für die Ausarbeitung eines integrierten
Gesundheitsversorgungsmodell ausgesprochen, das die strategische Führung bei den Gemeinden
vorsieht und wichtige regionale Gesundheitsorganisationen unter einem gemeinsamen Dach
zusammenschliesst. Als Vorbild diente das Konzept des Gesundheitszentrums im Unterengandin. Auf
Initiative der GSS reisten Vertretende regionaler Gesundheitsorganisationen im Frühjahr 2022 ins
Unterengandin, wo sie in diversen Workshops einen vertieften Einblick in das dortige Betriebsmodell
erhielten.

Ab Mai 2022 wurden die Verhandlungen mit der Spital STS AG und dem Kanton Bern, vertreten durch
die Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI,) aufgenommen. Der GSS wurden
Betriebszahlen des Spitals Zweisimmen offengelegt. Ein Projektteam der GSS bestehend aus
Fachpersonen mit langjähriger Berufserfahrung im Gesundheitswesen arbeiteten am Businessplan,
welcher mit der Spital STS AG besprochen wurde. Dabei konnte anhand einer Wanderungsanalyse für
Spitalaufenthalte der Bevölkerung aus dem Simmental und Saanenland die Angebotsstrategie
entwickelt werden. Die GSS will das stationäre Leistungsangebot am Akutspital Zweisimmen ausbauen.
Bei der Erarbeitung des Businessplans konnte ebenfalls auf Zahlen vom Gesundheitszentrum im
Unterengandin zurückgegriffen werden.

Im November 2022 konnte die GSS mit der Spital STS AG, welche in den Verhandlungen auch die
Alterswohnen STS AG vertrat, und der GSI eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnen. Mit der
Unterzeichnung der Absichtserklärung stellen sich die Partner hinter das Projekt des integrierten
Versorgungsmodells «Gesundheitsnetz Simme Saane», das den Fokus nicht nur auf das Akutspital
Zweisimmen legt, sondern ebenso auf die ganzheitliche regionale Grundversorgung. Im Dezember
2022 konnte die GSS ebenfalls Absichtserklärungen mit der Genossenschaft Maternité Alpine und dem
Spitex-Verein Saane-Simme unterzeichnen.

Mit den anstehenden Finanzierungsbeschlüssen entscheiden die Stimmbürger der Obersimmentaler
und Saaner Gemeinden, ob sie die aufgegleiste, integrierte Gesundheitsversorgung mit stationärem
Angebot realisieren wollen.

Hier geht es zur Abstimmungsvorlage.