Ausstellung: „Götter, Glaube und Germanen“

Am 28. April 2018 öffnete die Sonderausstellung „Götter, Glaube und Germanen“ im Museum und Park Kalkriese „VARUSSCHLACHT im Osnabrücker Land“. Da ich mir ohnehin die Dauerausstellung in Kalkriese immer einmal ansehen wollte, war dies eine perfekte Möglichkeit, dies endlich zu tun und dabei noch eine hoch interessante Ausstellung „mitnehmen“ zu können.

 

Veranstaltungsschild Götter, Glaube und Germanen

 

So ging es am Anfang Mai nach Kalkriese bei Osnabrück. Bei bestem Wetter konnte man hier die Dauerausstellung zur Varusschlacht betrachten, die mit ihrem ihrem Park und seinen Pavillons auch einiges für Kinder anzubieten hat. Derzeit (Mai 2018) finden auf dem Parkgelände auch wieder Ausgrabungen statt. Allerlei Fundstücke, wie die berühmte römische Maske, Filmvorführungen, Schautafeln und Karten gibt es im futuristischen Ausstellungshaus zu sehen.

 

Plastik der römischen Reitermaske
Plastik der berühmten römischen Reitermaske, die dem Museum sein „Gesicht“ verleiht

 

Pünktlich begann dann auch die Führung durch die Sonderausstellung. Eine freundliche Mitarbeiterin führte uns und erklärte anfangs Grundsätzliches zu den Germanen und ihrem Götterbild, um später dann die einzelnen Bereiche mit den diversen Funden (z.B. dem Quellopferfund von Bad Pyrmont, sowie Leihgaben aus dem Dänischen Nationalmuseum Kopenhagen) zu erläutern.

Die Ausstellung in drei Bereichen

Grob gesehen war die Sonderausstellung in drei Bereiche gegliedert. Die Kooperation mit dem Archäologischen Museum in Frankfurt und dem Dänischen Nationalmuseum in Kopenhagen hatten diese Fülle an interessanten Gegenständen ermöglicht. 

„Rituelle Opfergaben“: Neben Pferden und Moorleichen, deren Hintergrund weiterhin unklar ist, fand man auch „Butter-Opfer“ in Mooren. Ausgestellt war hier konkret der Quellopferfund von Bad Pyrmont, der aus über 250 Fibeln sowie einer kostbaren emaillierten Schöpfkelle besteht. Man geht davon aus, dass die Fibeln im Laufe der Jahrhunderte als Gegengabe für das heilende Wasser oder als Dank für eine erfolgreiche Behandlung hier niedergelegt wurden. 1.–4. Jh. n.d.Z.

„Zentren der Macht“: Im dänischen Gudme entdeckten Archäologen in den 90er Jahren ein Areal mit 50 Höfen, Werkstätten und mehreren auffallend großen Gebäuden. Rund 1000 römische Münzen sowie weitere Goldund Silberschätze, Glasobjekte und Figurinen – wahrscheinlich Gaben an die Götter – kamen hier ans Tageslicht.

„Orte der Religion“: Die Ausgrabungen von Tisso im Westen Seelands, der größten
dänischen Insel, zeigen, dass hier 550 n. Chr. eine große königliche Residenz errichtet wurde, die ein halbes Jahrtausend lang bestand. Wie bei anderen skandinavischen Residenzen aus dieser Zeit fanden sich auch hier eine große Halle und ein Areal mit Kulthaus.

 

Replik des Runensteins von Stentoften
Der Runenstein von Stentoften (aus dem 7. Jh, gefunden 1823, Replik) Beschreibung eines Opferrituals. Übersetzung: „Durch [das Opfer von] neun Böcken, neun Hengsten gab Hariwulf (Haþuwolafz) ein gutes Jahr. Hariwulf (Haþuwolafz) ist dem Jungen jetzt Schutz. Der Glanzrunen Reihe berge ich hier, Zauberrunen. Rastlos durch Argheit, eines tückischen Todes [ist], wer dies [Denkmal] zerstört.“

Die Replik eines Runensteines (siehe Foto oben), eine Art Götterstammbaum und zahlreiche weitere Infotafeln waren zu betrachten. Auch gab es nachgearbeitete Pfahlgötter zu sehen, wie sie seinerzeit von den Germanen aufgestellt wurden und wie sie auch Ibn Fadlān in seinem Reisebericht bei den Rus erwähnt:

   So bald ihre Schiffe an diesen Ankerplatz gelangt sind, geht jeder von ihnen an’s Land, hat Brot, Fleisch, Zwiebeln, Milch und berauschend Getränk bei sich, und begibt sich zu einem aufgerichteten hohen Holze, das wie ein menschlich Gesicht hat (Pfahlgott) und von kleinen Statuen umgeben ist, hinter welchen sich noch andere hohe Hölzer aufgerichtet befinden.

Ibn Fadlān

 

Pfahlgötter
Pfahlgötter
Fazit

Unter dem Strich bleibt ein schöner, interessanter Ausflug, der mit ca. sechs Stunden Besuchszeit einiges Wissenswertes und durchaus Bestaunenswertes vermitteln konnte, der allerdings auch keine wirklich bahnbrechenden Neuigkeiten bieten konnte.

Auf dem Flyer hieß es:

„Überlieferungen christlicher Autoren des Hochmittelalters berichten von blutrünstigen Opfern und diabolischen Göttern und prägen unser Bild vom Glauben der Völker des Nordens. Umfangreiche Ausgrabungen in Skandinavien revidieren dieses Bild und liefern tiefere Einblicke in Kultpraxis und Opferrituale der paganen Religionen.“

Dass unsere Ahnen nicht per se blutrünstige Monster waren, sondern Menschen mit Riten und Kulten in Gemeinschaften, dürfte inzwischen eigentlich jedem klar sein. „Tiefere Einblicke in die Kultpraxis und Opferrituale“ gab es (bis auf die geopferte Butter) zudem erwartungsgemäß nicht wirklich.

Am Ende der Führung ergab sich noch ein nettes persönliches Gespräch mit der Sonderausstellungsführerin, die mich auf meinen Thorshammer angesprochen hatte. Ihre Frage war, ob das einen ernsten Hintergrund habe oder eher modischer Natur sei. Daraufhin konnte ich ihr ein wenig vom Neuheidentum erzählen, von den Menschen und Vereinen, die es gibt und die sich dafür einsetzen. Ihr war das als bekennende Christin völlig unbekannt. Mit der Erkenntnis der gemeinsamen Ansicht, dass Respekt und Toleranz das Entscheidende zwischen den Religionen sei, verabschiedeten wir uns.

Der Ausstellungskatalog Odin, Thor und Freyja – Skandinavische Kultplätze des 1. Jahrtausends n. Chr.und das Frankenreich“ kann HIER online eingesehen und heruntergeladen werden.

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