Für wenig Geld sein Zuhause «aufmotzen»

Für wenig Geld sein Zuhause «aufmotzen»

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Mehr als nur eine Brockenstube: Ein Besuch bei der Heilsarmee-Brocki in Bern Bümpliz.

Eigentlich ist es ja verrückt: was Greta Thunberg nicht geschafft hat, nämlich uns Menschen in Erinnerung zu rufen, dass wir zu Nachhaltigkeit verpflichtet sind, das schafft ein unsichtbares Virus. In der Tat: Seit vergangenem Frühling ist die Nachfrage nach Produkten, die man nicht einfach so wegwirft, merklich gestiegen. Auch in den Brockenstuben. Wir haben uns in Bümpliz bei der Brocki der Heilsarmee umgesehen.

Ja. Definitiv. Brocki-Geschäftsleiter Fredi Burkhardt ist die Freude und der Stolz anzusehen, als er uns die seit etwas mehr als einem Jahr umgebaute Brocki zeigt. Und Staunen erlaubt. Das sind nicht einfach Secondhand-Waren, die hier zu günstigen Preisen zu kaufen sind. Wenn man sich zum Beispiel auf der Homepage brocki.ch umsieht, wähnt man sich in einem In-Laden. Da gibt es jede Menge Tipps, wie man für wenig Geld sein Zuhause «aufmotzen» kann, für nur einen Bruchteil dessen, was man dafür in einer eigentlichen Boutique ausgeben würde.

Erlebniswelten
«Was sind das für Kundinnen und Kunden, die bei Ihnen vorbeischauen?», will ich von diesem unkonventionellen und aufgestellten Geschäftsleiter wissen. Fredi Burkhardt schmunzelt. «Bei uns treffen Sie natürlich nicht bloss auf Leute aus Bümpliz und Bethlehem, sondern aus der ganzen Agglomeration Bern, quer durch alle Schichten, vom Schichtarbeiter über Studenten bis hin zu Ärzten und Anwälten.» Er nennt auch die Namen bekannter Künstler, Politiker und Sportler.

Was uns eines beweist: Die Zeiten sind vorbei, da man sich nicht in der Migros oder im Brockenhaus zeigen durfte. Wenn nun die grossen Detailhändler und Warenhäuser davon reden, dass man der Kundschaft Erlebniswelten schaffen will: La voilä! In der ehemaligen Montagehalle gibt man sehr wenig - wenn überhaupt für teure Gestelle, Lichteffekte oder Tonanlagen aus, die Brocki lebt von den ausgestellten Artikeln, die attraktiv präsentiert sind. Sportgeräte sind hier ebenso vorhanden wie eine grosse Konfektionsabteüung, Unterhaltungselektronik, Wand- und Tischdekorationen. Und das alles über Generationen hinweg.

«Das ist das eigentliche Erlebnis bei uns, der Grossätti kehrt in seine Jugendzeit zurück, sein kleiner Enkel kann sich in der Spielwarenabteilung umsehen.» Fredi Burkhardt: «Und in der TV-Serie werden Sie viele Requisite sehen, die von uns stammen...»

Nehmen Sie sich ... zeit
Woher die gut erhaltene Ware? «Wir räumen Wohnungen und erhalten sehr viele Gaben. Unglaublich, aber wahr: Der Corona-Lockdown hat dazu geführt, dass viele Leute Zeit hatten, Estriche und Keller zu räumen. Davon profitieren wir.» Und was ist das Verrückteste, das Fredi Burkhardt jemals zu Verkauf erhalten hat? «Ein Herrenjacket, in dem 14000 Franken versteckt waren. Wir haben nach dem Besitzer gesucht und gesucht. Ohne Erfolg. Nach längerer Zeit wurde der Heilsarmee das Geld zugesprochen.»

Autor
Quelle: Bümpliz Woche (06.10.2020)

Publiziert am
7.10.2020