Entwurfsatlas Bibliotheken

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Entwurfsatlas

Bibliotheken

www.birkhauser.com

Nolan Lushington Wolfgang Rudorf Liliane Wong

Dieses umfassende Grundlagenwerk stellt in einem breiten systematischen Teil die entwurflichen, technischen und planerischen Voraussetzungen des Bibliotheksbaus dar. Spezialaspekte wie RFID, Orientierungssysteme, Lichtplanung oder besondere statische Anforderungen werden in eigenen Beiträgen von Experten aus Architektur und Bibliothekswesen erläutert.

BIBLIOTHEKEN

In vier Kategorien – Nationalbibliotheken, große öffentliche Bibliotheken, kleine öffentliche Bibliotheken, Universitätsbibliotheken – werden schließlich 34 internationale, wegweisende Projekte dokumentiert, die exemplarisch für neueste Entwicklungstendenzen des Bautyps stehen.

ENTWURFSATLAS

Der Bautyp Bibliotheken unterlag in den letzten zehn Jahren einem enormen Wandel. Meilensteine wie die Seattle Central Library von Rem Koolhaas oder die OBA in Amsterdam definierten den Typus komplett neu und spiegelten die Entwicklung vom elitären Bildungstempel hin zum öffentlichen Wohnzimmer. Mischformen zwischen Bibliothek und Kaufhaus oder Theater entstanden. Zudem ist die Allgegenwart elektronischer Medien im Entwurf zu berücksichtigen; jede neue Bibliothek enthält heute Bereiche komplett ohne Bücher.


GRUNDL AGEN UND PROZESSE 9

Vorwort

Grundlagen der Planung von Bibliotheken

Planungs­ anforderungen und Raumprogramm

Aspekte des technischen Ausbaus

Inneneinrichtung und Ausstattung

10

44

70

96

Die Bibliothek im gesellschaftlichen Kontext

Bibliotheken entwerfen

Tragwerkskonzepte

Rebecca Chestnutt

Wolfgang Rudorf

Modernisierung von Bibliotheken

Liliane Wong mit Nolan Lushington

16

Der Bibliotheksnutzer als Kunde

Aat Vos

49

80

Die Funktionsbereiche im Grundriss

Klimatechnik

102

Wolfgang Rudorf

Regale und Regalsysteme

Liliane Wong

Wolfgang Rudorf Liliane Wong

Norma Blake 88

22

Zur Typologie des Bibliotheksbaus Ursula Kleefisch-Jobst

58

Lichtplanung

Kinder- und Jugendbereiche in der Bibliothek

Wolfgang Rudorf

Liliane Wong mit Nolan Lushington

106

Leit- und Orientierungssysteme Michael Franke-Maier 90

Tageslichtsysteme Mohamed Boubekri 114 30

62

Buchsicherung und RFID

Form und Funktion im Bibliotheksbau

Bauen im Dialog: Das Zusammenspiel von Architekt und Bibliothekar

Frank Seeliger

Karl-Heinz Schmitz

Klaus-Ulrich Werner

38

Ă–ffentliche Bibliotheken in den Vereinigten Staaten

68

Nolan Lushington

Liliane Wong

Finanzierung


PROJEKTAUSWAHL National­ bibliotheken

Große öffentliche Kleine öffentliche Bibliotheken Bibliotheken

120

144

172

Einleitung

Einleitung

Einleitung

122

146

174

192

Peckham Library and Media Centre

Biblioteca Municipal

Königliche Bibliothek Kopenhagen, Dänemark Schmidt Hammer Lassen

126

Nationalbibliothek Singapur Singapur T. R. Hamzah & Yeang

130

Zentralbibliothek des Bundesstaats Guanajuato León, Mexiko Pei Partnership Architects

Burton Barr Central Library Phoenix, Arizona, USA Will Bruder

Millennium Library Norwich, UK Michael Hopkins Architects

Chinesische Nationalbibliothek Peking, China KSP Jürgen Engel Architekten

178

Parque Biblioteca España

Biblioteca Pública Usera José Hierro

Medellín, Kolumbien Giancarlo Mazzanti

Madrid, Spanien Ábalos & Herreros 198

154

Seattle Central Library Seattle, Washington, USA OMA und LMN Architects

Médiathèque André Malraux 182

ImaginOn: The Joe & Joan Martin Center Charlotte, North Carolina, USA Holzman Moss Bottino mit Gantt Huberman Architects

Strasbourg, Frankreich Jean Marc Ibos, Myrto Vitart

202

Vennesla Bibliotek og Kulturhus

OBA – Openbare Bibliotheek Amsterdam Amsterdam, Niederlande Jo Coenen

Viana do Castelo, Portugal Alvaro Siza

194

150

158 134

London, UK Alsop + Störmer Architects

184

Vennesla, Norwegen Helen & Hard

Whitechapel Idea Store London, UK David Adjaye Associates 206

164 140

Deutsche Nationalbibliothek Leipzig, Deutschland Gabriele Glöckler Architektur

Stadtbibliothek am Mailänder Platz Stuttgart, Deutschland Eun Young Yi

Biblioteca Municipal de Almada 188

Miriam Matthews Hyde Park Branch Library

Almada, Portugal Santa Rita Arquitectos

Los Angeles, Kalifornien, USA HplusF Architecture and Design 208

166

Biblioteca Pública de Ceuta

Library of Birmingham Birmingham, UK Mecanoo

190

Ceuta, Spanien Paredes Pedrosa Arquitectos

Arabian Public Library Scottsdale, Arizona, USA Richärd + Bauer 212

Schulbibliothek Gando Gando, Burkina Faso Diebedo Francis Kéré


Universitäts­ bibliotheken

Appendix

214

Einleitung

216

232

??

Central Library Technische Universiteit Delft

Jacob-und-WilhelmGrimm-Zentrum Humboldt Universität

Die Autoren

Berlin, Germany Max Dudler

Ortsregister

Delft, the Netherlands Mecanoo

??

??

Personenregister 220

Bibliothek des Rechtswissenschaftlichen Instituts Universität Zürich Zürich, Schweiz Santiago Calatrava

238

??

Rolex Learning Center Ecole Polytechnique Fedérale de Lausanne

Bildnachweis

Lausanne, Schweiz SANA A

222

244

IKMZ - Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum Brandenburgische Technische Universität

Joe and Rika Mansueto Library University of Chicago Chicago, Illinois, USA Murphy Helmut Jahn

Cottbus, Deutschland Herzog & de Meuron 248 226

Philologische Bibliothek Freie Universität Berlin, Deutschland Foster + Partners

Kai Feng Humanities and Social Sciences Library Tsinghua University Peking, China Mario Botta

252 230

Lewis Library Princeton University Princeton, New Jersey, USA Gehry Partners

CINiBA - Centrum Informacji Naukowej i Biblioteka Akademicka Uniwersytet S’la˛ski Katowice, Polen HS99

7



Karl-Heinz Schmitz

Form und Funktion im Bibliotheksbau Eingeführt wird die Geschichte der Bibliothek oft mit der Feststellung, dass der Begriff Bibliothek zweierlei bedeutet, die Sammlung und der Bau. Die Frage, ob wir in Zukunft noch Bibliotheken brauchen, ließe sich einfacher beantworten, wenn wir diese Feststellung erweiterten. Bibliotheken sind Sammlungen, Bibliotheken sind Bauten, aber vor allem sind sie Vorstellungen einer geordneten Welt. Erst durch die Ordnung der Bücher wird die Bibliothek zu einem Ort des planmäßigen Auffindens und des planmäßigen Studierens. Gerade heute, in einer Welt, in der Wahrnehmungen immer komplexer werden, in der die Uferlosigkeit der Informationsflut immer deutlicher wird, kann auf professionelle Navigation nicht verzichtet werden. Wer wäre besser geeignet, die Informationsüberflutung zu kanalisieren, als die Bibliotheken? Schließlich beschäftigen sie sich seit Kalimachos mit der Ordnung des Wissens. Wie aber sollen zukünftige Bibliotheken strukturiert sein und wie sollen sie aussehen? Ein kurzer Blick in die Geschichte der letzten 200 Jahre könnte hilfreich sein.

Vom 19. Jahrhundert über die Moderne in die Gegenwart „Das Äußere eines Gebäudes soll, so viel möglich, seine Bestimmung und den inneren Gebrauch andeuten. Äußere Unterscheidungsmerkmale, in Übereinstimmung mit dem Inneren, bezeichnen am Zweckmäßigsten und kürzesten das Charakteristische eines Gebäudes.“ Das sagte Friedrich Weinbrenner 1809 über den Theaterbau.1 J. C. Loudon drückte es 1833 so aus: „Every building should appear to be what it is, and every part of a building ought to indicate externally its particular use.”2 Die Forderung, die Form eines Gebäudes müsse seine Funktion nach außen abbilden, hat jedenfalls eine lange Tradition. Besonders prägnant wird sie gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts vorgetragen; Louis Sullivans Formulierung „form follows function“ von 1896 wurde zum Schlachtruf der frühen Moderne. Le Corbusier schrieb: „Der Grundriss wirkt vom Innen auf das Außen; das Äußere ist Resultat des Inneren.“3 Hugo Häring sprach von der Leistungsform. Damit meinte er, dass die Form Ausdruck dessen ist, was die Funktion leisten muss.4 Die griffige Formel „form follows function“ verschweigt jedoch, dass Raum und Funktion in einem komplexen und widersprüchlichen Verhältnis zueinander stehen. Darüber hinaus wissen wir, dass sich architektonische Aufgabenstellungen selten nur auf die funktionale Ausformung eines Gebäudes beschränken. In Wirklichkeit zeichnet sich das 20. Jahrhundert sogar durch eine rastlose Suche nach der besonderen Form aus, die sich in den seltensten Fällen auf die Funktion des Gebäudes bezieht. Hinzu kommt, dass das Gebäude oft seine erste Funktion überlebt und seine Bestimmung mehrmals ändert. Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar, eine Residenz der Renaissance, wurde 1760 von August Friedrich Straßburger zu einer Bibliothek umgebaut. Der Ulmer Hof, ein Palais aus dem 17. Jahrhundert in Eichstätt, wurde 1976 von Karljosef Schattner zu einer Bibliothek umgebaut. Weiterhin kann das Äußere nicht immer Ausdruck der inneren Funktion sein, weil Bauten in einem spezifischen Kontext stehen, der oft einen entscheidenden Einfluss auf die Form des Gebäudes hat. Die Biblioteca Marciana in Venedig ist als Teil der Prokuratien entworfen worden, die als Raumkörper den Markusplatz und die Piazzetta betonen und nicht die einzelnen Funktionen als selbstständige Baukörper. Es gibt noch einen wichtigen Grund dafür, warum Form und Funktion nicht immer eine direkte architektonische Beziehung eingehen können. Die Geschichte der Funktionen und die Geschichte der Form, oder die des architektonischen Raumes, laufen nicht synchron. Im späten 18. Jahrhundert und im frühen 19. Jahrhundert verändern sich die Funktionen der öffentlichen Bauten dramatisch; die Geschichte des Raumes bleibt zu dieser Zeit jedoch stabil. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verändert sich der architektonische Raum, funktionale Belange ändern sich jedoch kaum.

30  GRUNDLAGEN DER PLANUNG VON BIBLIOTHEKEN


0

5

10

20 m

Bibliothek in Viborg, Alvar Aalto, 1935. Gesamtansicht und Grundriss 1. Obergeschoss. Die Volumina bilden die inneren Funktionen ab: Der schmale Riegel enthält die Verwaltung.

0

Bibliothek des Mount Angel Benedictine College, Mount Angel, Oregon, Alvar Aalto, 1970. Atrium und Grundriss. Die öffentlichen Räume mit den Lesebereichen fließen ineinander, lediglich Vortragsraum und Verwaltung bleiben abgeschlossene Räume.

5

10

20 m

Der große Lesesaal und das Wandsystem werden nach 1930 aus zwei Gründen nicht mehr gebaut. Zum einen passt das Wandsystem nicht mehr in das fließende Raumkonzept der Moderne, zum anderen kann der zentrale Leseraum mit den wachsenden Beständen nicht mehr Schritt halten – er würde zu groß und der Weg vom Buch zum Leseplatz würde zu lang. In Stockholm sind die Lesesäle schon ausgelagert; sie befinden sich in den seitlich gelegenen Gebäudeflügeln. Der finnische Architekt Alvar Aalto entwirft 1927 im Rahmen eines Wettbewerbs eine Bibliothek für Viborg (Viipuri), in der sich die neuen Vorstellungen der modernen Architektur deutlich bemerkbar machen. Die Bibliothek, die 1935 fertiggestellt wird, steht frei in einem Park und die unterschiedlichen Volumina beziehen sich nicht auf bestimmte Außenräume, sie beziehen sich auf die inneren Funktionen. Die Verwaltung beansprucht einen eigenen Baukörper. Mit Aalto entwickelt sich der Bibliotheksgrundriss immer mehr zu einer fließenden und offenen Landschaft; Anklänge an den gefassten Raum gibt es jedoch in dieser Bibliothek immer noch. 1967 schafft Aalto eine Bibliothek, die das Konzept des gefassten Raums ganz aufgibt. Bei der Bibliothek des Mount Angel Benedictine College in Mount Angel, Oregon, fließen fast alle öffentlichen Räume ineinander und nur der Vortragsraum und die Verwaltung bleiben abgeschlossene Räume. In dieser Bibliothek gibt es keinen Lesesaal. Die Leseplätze verteilen sich im gesamten Grundriss.

34  GRUNDLAGEN DER PLANUNG VON BIBLIOTHEKEN


Liliane Wong mit Nolan Lushington

Kinder- und Jugendbereiche in der Bibliothek In der Geschichte der Bibliothek ist die Bereitstellung von Räumlichkeiten speziell für junge Leser ein Phänomen des 20. Jahrhunderts. Seit ihrem Aufkommen um 1900 hat die Raumplanung für junge Leser sich mit den sozialen Gepflogenheiten weiterentwickelt. Die heutigen Bibliothekskonzepte für Kinder und Jugendliche orientieren sich an modernen Theorien zur Kindesentwicklung und Pädagogik, am Bildungsauftrag sowie dem Anliegen der gesellschaftlichen Teilhabe. Zusammengenommen haben diese Aspekte im 21. Jahrhundert zu einzigartigen Bibliotheksräumen für junge Leser geführt.

Kinder in der Bibliothek

Kinderabteilung der Boston Public Library, Copley Square, etwa 1930

Die Boston Public Library richtete 1895 als erste Bibliothek einen speziellen Kinderbereich mit mehr als 3.000 Büchern ein.1 In anderen öffentlichen Bibliotheken folgten ebenfalls Kinderbereiche, deren Räumlichkeiten in erster Linie für die Buchlektüre und das stille Lesen gedacht waren und die sachlich mit Tischen, Stühlen und Regalen möbliert waren. Kinderräume entwickelten sich im dritten Quartal des 20. Jahrhunderts vor diesem Hintergrund und veränderten allemählich Maßstab, Dekor und Stil der Räume. In den 1970er Jahren waren sie oft Räume mit Regalwänden und winzigen Möbeln, die in Primärfarben gehalten waren und deren Wände durch beliebte Figuren aus Kinderbüchern von Maurice Sendak bis Theodor Seuss Geisel („Dr. Seuss“) verziert waren. Digitale Technologien in der Bibliothek sind natürlich ein Phänomen des 21. Jahrhunderts, obwohl ihre Auswirkungen in Kinderabteilungen – von den notwendigen Bildschirmen für die Titelsuche einmal abgesehen – relativ unauffällig sind. Die heutigen Ansätze für die Gestaltung von Kinderbibliotheken oder -bereichen konzentrieren sich eher auf das Lernen durch physische Erfahrungen. Das Ziel ist es, vielschichtige Räume anzubieten, welche die Benutzer auf verschiedene Weise verwenden können. In einem Interview von 2008 beschreibt es Gonzalo Oyarzún, Direktor der Santiago Public Library in Chile, so: „Eine Kinder- und Jugendbibliothek dient als öffentlicher Platz ..., wo Kinder frei wählen, erforschen und Erkenntnisse gewinnen können.“2 Diese Vision trifft sowohl für Kinder und Jugendliche als auch ihre Betreuer zu und stellt eine einheitliche Richtlinie für die Gestaltung dieses Raumes dar.

Die Jugendabteilung der OBA – Openbare Bibliotheek Amsterdam von Jo Coenen, 2007. Unter Beibehaltung des Gesamtfarbkonzepts der weißen Oberflächen wird der Jugendbereich durch die Verwendung von verspielten geometrischen Formen wie geschwungenen Regalen charakterisiert.

Hennepin County Library, Maple Grove, Minnesota, von Meyer, Scherer & Rockcastle, 2010. Kräftige Farben betonen die interaktiven Wandpaneele im Kinderbereich, während eine neongrüne Rampe als verbindendes Element dient.

58  PLANUNGS­ANFORDERUNGEN UND RAUMPROGRAMM

Innenarchitektonische Gestaltungsoptionen Die heutigen Kinderbibliotheken haben sich stilistisch aus dem zuvor erwähnten Ansatz entwickelt. Die alten Konzepte, die sich auf primärfarbige Dekoration und Bilder von literarischen Figuren verließen und eine erstarrte Vorstellung von „Kindheit“ verkörperten, sind von einem gezielten Einsatz von Design abgelöst worden, der eine komplexe und anregende Umgebung schafft. Die stille Übereinkunft, dass helle Farben für eine stimulierende Umgebung von Kindern einzusetzen seien, gilt nicht mehr – wie die OBA – Openbare Bibliotheek Amsterdam zeigt. In dem einfachen weißen Ganzen der Bibliothek setzt sich der Kinderbereich durch den Einsatz von verspielten geometrischen Formen wie den geschwungenen Bücherregalen und schraubenartigen Leuchten ab. Farbakzente setzen ab und zu die Sessel, die einen kräftigen Kontrast zum monochromen Hintergrund bilden. So ist es auch an der Hamilton Grange Library in Harlem, New York (ursprünglich von McKim, Mead and White entworfen und 1906 eröffnet): Das Teen Center (von Rice+Lipka Architects, 2012) ist ein vor allem schwarz-weißer Raum mit attraktiven, bunten Wandbildern. Die Verwendung von kräftigen Farben ist auch hier Teil des räumlich-architektonischen Gesamteindrucks und nicht nur ein Oberflächeneffekt. Bei der Hennepin County Library in Maple Grove, Minnesota (Meyer, Scherer & Rockcastle, 2010), wurde das Gebäude als „Pavillon im Park“ konzipiert, ohne Trennwände und ohne grafisches Leitsystem; stattdessen ist die Farbe das Hauptinstrument zur visuellen Orientierung der Besucher. So betonen die kräftigen Farben die minimalistisch detaillierten interaktiven Wandpaneele des Kinderbereichs, während die neongrüne Rampe ein verbindendes Element im Lernbereich für die Jugendlichen darstellt. Architektonische Elemente an sich werden hier auch dazu verwendet, um die jugendlichen Besucher mit einzubeziehen. Durch das Spiel mit Ebenen und Oberflächen werden das Treppenhaus und die Decke im Children’s Library Discovery Center in Jamaica, Queens, New York (1100 Architect, 2011) zu Skulpturen, die Aufmerksamkeit und Neugier fördern. Und bei der Picture Book Library in Iwaki, Japan (Tadao Ando, 2005), sind die Treppe und Geländer als architektonische


Elemente nicht nur Teil des Raumes, sondern werden zu Bilderbuchregalen und Sitzgelegenheiten. Bei der Vennesla Bibliotek (Helen & Hard, 2011, S. 202–205) fungieren die Gebäuderippen als Bücherregale, Ablagen und gemütliche Sitzgelegenheiten. Lernen durch Spielen Jenseits von Stilfragen setzt die Gestaltung von Kinderbibliotheken den Raum selbst als Lernmittel ein. Früher wurden im Kinderbereich normalerweise für die Allerjüngsten Geschichten erzählt und der Raum diente einfach als „Hülle“ für diese Aktivität. Im Unterschied dazu sehen neuere Entwürfe Kinderbereiche als „Räume des Lernens“, die auch die Idee des „Lernens durch das Spiel“ einschließen: Diese Idee leitet sich aus den Theorien zur kindlichen Entwicklung vom Ende der 1970er Jahre her und führte im späten 20. Jahrhundert zu Kinderbereichen, die manchmal wie Spielplätze oder Themenparks aussahen. Durch die Verwendung von Regalen unterschiedlicher Höhe als Kletterstufen ermutigt die Kinderabteilung der Ordrup Bibliothek in Kopenhagen (Søren Robert Lund Arkitekter, 2007) die Nutzer zum Klettern über den Büchern. Der Kinderbereich der Cerritos Millennium Library (Charles Walton Associates, 2002) ist ein von der Unterhaltungsindustrie inspirierter Lernraum, der ungleich höhere Kosten erforderte: Ein Eingangsportal aus gigantischen Büchern führt zu einem raumgroßen Aquarium, der Replik eines Tyrannosaurus Rex und einem Banyan-Baum – Elemente, die auf ihre Weise die Kinder an Themen wie Meeresleben, prähistorische Geschöpfe und Regenwälder heranführen. Ein weiterer Ansatz für Kinderbibliotheken ahmt die technischen Experimente in interaktiven Museen nach: Interaktive Anzeigen und Exponate werden hier eingesetzt, um die Neugier auf Themen aus Mathematik und Naturwissenschaft bis hin zu Gartenbau und Astronomie zu wecken. Designexperten aus Kindermuseen wie dem Exploratorium in San Francisco, der New York Hall of Science und des Kindermuseums Brooklyn dienen dabei als Berater. Das ImaginOn in Charlotte, North Carolina (Holzman Moss Bottino, 2005, S. 182–183), eine gemeinschaftliche öffentliche Einrichtung aus Bibliothek und Theater, bietet multimediale interaktive Stationen für Ausflüge in die Erzählkunst sowie ein Animations- und Tonstudio für Jugendliche. Die Children‘s Library Discovery Center, die Teil der Queens Central Library ist, hat im gesamten Gebäude und an den Buchregalen interaktive mathematische und naturwissenschaftliche Stationen.

Im Children’s Library Discovery Center in Queens, New York, von 1100 Architect, 2011, richten sich museale Exponate und „Entdeckungsstationen“ an Kinder von 3 bis 12 Jahren und führen sie an Themen wie Wetter, Musik und Nanotechnologie heran. Das visuelle Konzept ist von Lee Skolnick, Architecture + Design Partnership.

Bildung für alle Die Kinderbibliothek von heute bietet meistens niedrigschwellige Bildungs- und Alphabetisierungsprogramme an. Dazu gehören der Informationszugang für alle (über öffentlichen Computerzugang) bis hin zu Gemeindezentren und Kinderbetreuungseinrichtungen, die sich in der Bibliothek selbst befinden. Für Eltern und ältere Kinder sind Sprachunterricht, Hausaufgabenbetreuung, Sommerakademien und Elternbildung Beispiele für solche Angebote. Für die ganz Kleinen dient Frühförderung dazu, „das natürliche Leseund Schreibinteresse von Kindern im Vorschulalter bereits vor dem formalen Schulbeginn“3 zu stimulieren. Diese Bildungsprogramme haben viele Pädagogen, Künstler und Architekten zu Beiträgen inspiriert. So sind ungewöhnliche Kunstwerke wie die Library Initiative, eine Kooperation der Robin Hood Foundation und des New York Department of Education, entstanden, um die niedrige Alphabetisierungsrate in unterversorgten Gegenden umzukehren. Die teilnehmenden Künstler haben Wandbilder und Kunstinstallationen speziell für die Kinder der Nachbarschaft erstellt, Kunst also mit Zweck und Relevanz für die Nutzer. Die Kinderbibliothek des 21. Jahrhunderts ist ein Produkt des Wandels und spiegelt diesen wider. Ihre Komplexität und Vielfalt speist sich vielleicht aus der Unsicherheit unserer globalen Wirtschaft, in der das Wohlbefinden von Kindern dennoch ein unbestrittenes Ziel bleibt.

Die Jugendlichen erobern die Bibliothek Bei der Picture Book Library in Iwaki, Japan, Tadao Ando, 2005, werden die architektonischen Elemente der Treppe und der Geländer zu Regalen und Sitzgelegenheiten.

Teenager oder Jugendliche sind erst im 21. Jahrhundert so richtig in der Bibliothek angekommen. Geschichtlich gesehen, teilten Kinder und Jugendliche einen einzigen offenen Raum. Zwar wurden die unterschiedlichen Lesebedürfnisse von Kindern unter und über 12 Jahren anerkannt, aber es gab kaum eine räumliche Differenzierung außer speziell 59


Mohamed Boubekri

Tageslichtsysteme Moderne Bibliotheken sind Orte des Lernens und der Unterhaltung. Sie setzen anspruchsvolle Beleuchtungssysteme mit hohem Sehkomfort voraus, die flexibel genug sind, um die in Bibliotheken stattfindenden visuellen Aufgaben zu erfüllen. Für Tageslichtsysteme in Bibliotheken gelten physiologische Anforderungen, die sich von denen anderer Gebäudearten unterscheiden. Diese Anforderungen betreffen die quantitativen und qualitativen Aspekte visueller Leistungsfähigkeit, die sich durch abgestufte Beleuchtungsstärken, Lichtverteilung, Vermeidung von Blendlicht sowie Sehkomfort definiert. Die Beleuchtung in Bibliotheken ist aus vielen Gründen wichtig. Damit die Benutzer in der Lage sind, auf horizontalen Flächen zu schreiben und auf vertikalen Flächen, zum Beispiel Bücherregalen, zu lesen, muss Licht in ausreichendem Umfang vorhanden sein. Mögliche Entwurfskriterien können die Vermeidung von Blendung, von übermäßiger Sonneneinstrahlung und von zu hohen oder zu niedrigen Kontrasten sein. Die Dynamik des Tageslichts ist für die quantitativen und qualitativen Aspekte der Ausleuchtung zu berücksichtigen.

Allgemeine Anforderungen an die Bibliotheksbeleuchtung Beleuchtungsstärken Mit der Bibliotheksbeleuchtung soll die Aneignung von Wissen durch angemessene, angenehme und auf Dauer verträgliche Helligkeitsstufen erleichtert werden. Die wichtigsten visuellen Tätigkeiten in Bibliotheken sind Lesen und Schreiben von Texten, die sich nach Größe, Form und Kontraststufen unterscheiden. Das Spektrum zu lesender Texte reicht von Kinderbüchern mit Schriftgrößen von 10 bis 14 Punkt auf Mattpapier bis zu Zeitungen mit Schriftgrößen von 7 Punkt. Möglich sind auch andere Tätigkeiten wie die Betrachtung von Abbildungen und Handschriften mit unterschiedlichen Kontrasten. Für Lesesäle wird eine Beleuchtungsstärke von 300 bis 500 Lux empfohlen.1 In den Magazinen und den allgemeinen Lesebereichen ist eine Deckenbeleuchtung erforderlich. Deckenbeleuchtung wird in den Magazinen benötigt, da die Bücherregale seitlich einfallendes Licht blockieren. Im allgemeinen Lesebereich wird ebenfalls eine gleichmäßige Beleuchtung empfohlen, die Flexibilität bei der Raumnutzung ermöglicht. Gleichmäßiges Licht Für die Ausleuchtung von Bibliotheken wird überwiegend gleichmäßiges Licht verwendet. Mit dieser Strategie erhält man im Idealfall dieselbe Beleuchtungsstärke für die gesamte Arbeitsebene, auf der eine spezifische visuelle Aufgabe zu erfüllen ist. Praktisch ist dies nicht immer möglich, und Variationen der Beleuchtungsstärke auf derselben Arbeitsebene und zwischen Arbeitsebenen sind unvermeidlich. Zur Lösung des Problems schwankender Lichtstärken werden in mehreren Ländern durch Beleuchtungsstandards maximale Gleichmäßigkeitsquotienten (Abb. 1) vorgeschlagen, das heißt Relationen zwischen den niedrigsten und den durchschnittlichen Lichtstärken im Raum, die nicht überschritten werden sollten. 2 Quelle

Gleichmäßigkeit der Beleuchtungsstärke im Arbeitsbereich

CIBSE Code for Interior Lighting

0,8 Minimum/Mittelwert

Deutsches Institut für Normung, DIN 5035 Innenraumbeleuchtung mit künstlichem Licht (1979)

0,67 Minimum/Mittelwert

Standards Association of Australia, AS 1680 Code of Practice for Interior Lighting (1976)

0,67 Minimum/Mittelwert

Nederlandse Stichting voor Verlichtingskunde Aanbevelingen voor Binnenverlichting (1981)

0,7 Minimum/Mittelwert

CIE Guide on Interior Lighting (1986)

0,8 Minimum/Mittelwert

1  Empfehlungen für gleichmäßige Beleuchtungsstärke

90  ASPEKTE DES TECHNISCHEN AUSBAUS


ßer der Winkel ist, desto höher ist die auf dem Dach eingefangene Tageslichtmenge. Die Menge des vertikale Flächen bestreichenden Tageslichts hängt vom Azimutwinkel der Fassade, dem Winkel zwischen der Normalen und der Fassade und der Projektion der Sonne auf den Boden ab. Dachfenster Dachfenster sind die beliebtesten und einfachsten Oberlichter. Sie bestehen aus Öffnungen innerhalb eines Gebäudedachs, die mit transparentem Material abgedeckt werden (Abb. 7). Neben dem Durchlassgrad der Abdeckung des Dachfensters hängt die Effizienz eines Dachfenstersystems weitgehend von der Geometrie des Oberlichtschachts und den Lichtreflexionsmerkmalen der Schachtwände ab. Eine bestimmte Größe der oberen Öffnung des Dachfensters vorausgesetzt, ist ein Dachfenster mit einem Spreizwinkel von weniger als 90° (Abb. 6) effizienter als ein gerades Dachfenster derselben Tiefe.3 Bei zahlreichen identischen Dachfenstern wird für gleichmäßigere Tageslichtverteilung im Raum empfohlen4, dass der Abstand zwischen den Dachfenstern nicht größer als die Höhe des Raumes vom Fußboden zur Decke sein soll (Abb. 8).

Oberlichtlaterne Oberlichtlaternen (Abb. 9, 10) sind Öffnungen in Dächern mit vertikaler Verglasung. Der solide, undurchsichtige Teil des Oberlichtelements kann so bemessen werden, dass er unerwünschte Sonneneinstrahlung blockiert. Oberlichtlaternen ermöglichen bessere Kontrolle des Einfalls von Tageslicht. Sie können für besondere Anforderungen beliebig ausgerichtet werden. Wenn sie nördlich orientiert sind, wird nur diffuses Tageslicht erfasst. Bei östlicher und westlicher Ausrichtung kann ein niedriger Einfallswinkel von Sonnenlicht leicht abgelenkt werden, um den Sehkomfort im Raum nicht zu beeinträchtigen.

7  Runde Dachfenster in der Bibliothek des Pierce College in Los Angeles, Kalifornien, HMC Architects, 2013

6  Dachfenster mit Spreizwinkel

92  ASPEKTE DES TECHNISCHEN AUSBAUS

8  Empfohlene Abstände zwischen Dachfenstern für gleichmäßiges Licht


Michael Franke-Maier

Leit- und Orientierungssysteme Mancherorts hat der bibliothekarische Berufsstand seine Bibliotheksräume mit erbarmungslos verteilten Aushängen und Schildern organisiert, die die Benutzung der Bibliothek und ihrer Medien erklären. Überspitzt könnte man meinen, das liege am stereotypen Berufsverhalten, dem Zwang, alles zu kategorisieren, zu erklären und die Benutzerinnen und Benutzer bestmöglich zu informieren. Bei genauerem Hinsehen jedoch zeigen sich architektonische Mängel, die dieses Verhalten provozieren: So führen eine von Anfang an fehlende Beschilderung aus einem falschen baukünstlerischen Verständnis oder ästhetischen Minimalismus heraus, die Umnutzung von initial nicht als Bibliotheken geplanten Gebäuden, zu lange Modernisierungszyklen oder der fehlende Wille zur Finanzierung von Leit- und Orientierungssystemen zu genau diesem Phänomen – mit der Folge, dass sich in bibliotheksspezifischer Literatur immer auch Do-it-yourself-Kapitel finden. Man könnte jetzt mit dem Schweizer Schriftgestalter Adrian Frutiger, einer Ikone der Leitund Orientierungssystem-Designer, meinen, dass „ohne wegweisende Beschriftungen und Zeichen … jegliche räumliche Fortbewegung fast undenkbar“1 sei. Andererseits kann durchaus dem ästhetischen Minimalismus nachgegeben werden, sofern die Wegeführung sehr früh in der Planung verankert wird und die Idee eines intuitiv erlebbaren Raumes wesentlich zum architektonischen Konzept gehört. In diesem Fall schmilzt sich dann das Leitsystem unmerklich in den Raum ein und die Orientierung passiert quasi nebenbei. Das andere Extrem ist die opulente Ausstattung des Leit- und Orientierungssystems als Mittel des von Andrew McDonald gewünschten Wow-Effekts2 oder als stimmungsgebendes Element, welches neben den funktionalistischen Aufgaben alle Anforderungen an die architektonische Qualität des Gebäudes in sich trägt.

Bibliotheken als urbane Magneten Das Leit- und Orientierungssystem beginnt mit der Außenhülle des Gebäudes. Die Gestaltung beispielsweise der von Rem Koolhaas‘ Büro OMA geplanten Seattle Central Library (2004, S. 154–157) oder des von Zaha Hadid entworfenen Library & Learning Center der Wirtschaftsuniversität Wien machen ihre gute Adresse kenntlich und setzen sie effektiv als Magnet in Szene. Die Inszenierung des Äußeren sagt jedoch noch nichts über die innere Gestaltung des Leit- und Orientierungssystems aus. Diese kann ganz konventionell erfolgen. Insofern stellt sich hier die Frage: Was unterscheidet ein Leit- und Orientierungssystem einer Bibliothek von dem eines Erlebnisbads, eines Zoos oder eines Flughafens? Und was sind die Gemeinsamkeiten?

Das Library & Learning Center der Wirtschaftsuniversität Wien (Zaha Hadid, 2013) im Bezirk Leopoldstadt: Die faszinierende Formensprache verlockt zum verweilenden Blick und zu aktiver Nutzung.

106  INNENEINRICHTUNG UND AUSSTATTUNG


Leitgedanken

Typischer Teil eines bibliothekarischen Leitsystems sind Die Regalstirnseitenbeschriftungen – hier im Selbstbedienungsbereich der Zentral- und Landesbibliothek Berlin, Amerika-Gedenkbibliothek.

Sofern Bibliotheken reduziert werden auf die Idee des Büchertempels, bringen sie eine Besonderheit mit: ein bibliothekarisches Leitsystem bestehend aus Signaturen als letztem Element der Kette aus Fachboden-, Regalstirnseiten- und Fachgruppenbeschriftung. Hier ist der Schnittpunkt interessant, der den Übergang zwischen architektonischem und bibliothekarischem Leitsystem markiert. Eindrucksvoll macht dies die Bücherspirale der Seattle Central Library deutlich. Die in den USA weit verbreiteten und insofern allerorts bekannten Nummern der Dewey Decimal Classification sind auf „bündig im Boden verlegten Matten“ aufgebracht und lassen „sich problemlos abnehmen und andernorts verlegen …, so dass eine Erweiterung und Verlegung der Sammlung einfach und ohne Aufwand zu realisieren ist“3 – eine flexible Handhabung und leichte Anpassung sind hier gestaltungsleitende Gedanken. Eine Anpassung einer in Wand und Boden fest eingelassenen Beschilderung hingegen ist wesentlich aufwendiger zu realisieren. Betrachtet man Bibliotheken hingegen als moderne Dienstleistungseinrichtungen, in denen Bücher ein zentrales, mittelfristig aber schwindendes Element neben zahlreichen weiteren, vor allem auch digitalen Angeboten und Services sind, so unterscheiden sich Leit- und Orientierungssysteme in Bibliotheken nur in wenigen Punkten von denen anderer Gebäude und insofern können Erkenntnisse des Kommunikationsdesigns konsultiert werden.4 In Flughäfen werden Leitsysteme „überdimensioniert und mengenmäßig gesteigert konzipiert“, um der Anspannung, dem Zeitdruck oder der „Angst vor einer falschen Fahrtrichtung“5 gerecht zu werden. In Bibliotheken ist dies nur vereinzelt in bestimmten Bereichen, beispielsweise einer Lehrbuchsammlung, der Fall, ansonsten gilt wie für viele öffentliche Gebäude, dass „die Orientierungsbeschilderung ein … stets zu lösendes Problem“ ist, „während die Notwendigkeit eines differenzierteren oder einfacheren Leitsystems von der räumlichen Ausdehnung der Bibliothek“6 abhängig ist. Im Mittelpunkt bei der Gestaltung, vor allem bei der Abfassung der Funktionsbezeichnungen, steht stets die Zielgruppe, das verwendete Vokabular muss sich also dieser anpassen. Die Menschen werden durch die dem Leitsystem innewohnenden Entscheidungsweichen zu einem bestimmten Ort oder Objekt geführt.7 Das Orientierungssystem wiederum verdeutlicht etwa auf Übersichtsplänen „die topographische Lage von Objekten“ und macht „mit dem Inhalt von Objekten bekannt“.8

Bei der Seattle Central Library (OMA, 2004) sind die Dewey-Notationen 000–999 in schwarze Gummistreifen im Betonboden eingelegt.

107


Nationalbibliotheken Verbindliches Pflichtexemplarrecht, welches die Beschaffung, die Registrierung, den Erhalt und die Verfügbarkeit aller Veröffentlichungen einer Nation sichert, ist die Grundvoraussetzung für Schaffung, Existenz und sinnvollen Betrieb einer nationalen oder zentralen Archivbibliothek – im Pflichtexemplarrecht des Bundesarchivs auch metaphorisch „Gedächtnis der Nation“ genannt. Das ursprüngliche Hinterlegungskonzept, das 1537 von König Franz I. von Frankreich in der „Ordonnance de Montpellier” erlassen wurde und verfügte, dass ein jeder im Lande verkaufte Buchtitel zuerst in der königlichen Bibliothek archiviert werden musste, entwickelte sich zum modernen Pflichtexemplarrecht. Es gilt für alle Publikationen jedweden Formats und alle Medien in einem bestimmten Land und umfasst oft auch ausländische Publikationen in Landessprache oder mehrsprachige Publikationen. Die Liste der Pflichtexemplare von Publikationen und Materialien variiert von Land zu Land, umfasst im Allgemeinen aber zwei Kategorien: konventionelle, materielle Publikationen und virtuelle Inhalte in öffentlichen Netzwerken. Vom Pflichtexemplarrecht befreit sind normalerweise Texte der sogenannten Grauen Literatur: Publikationen, die nicht für den öffentlichen Vertrieb bestimmt oder nicht formal veröffentlicht werden. Zur Hinterlegung verpflichtet sind Verlage, Personen oder Organisationen, die für die Schaffung und Verbreitung der Inhalte verantwortlich sind. Nationalbibliotheken existieren und funktionieren im politischen, wirtschaftlichen und soziokulturellen Kontext eines Landes und sind wichtige Instrumente zur Förderung von Meinungsfreiheit und Vielfalt, für die Unterstützung von Bildung und Forschung und die Förderung des internationalen Austauschs über die nationalen Bibliotheksdienste. Als Hüter des Erbes eines Landes tragen Nationalbibliotheken nicht nur die Verantwortung dafür, ein Bewusstsein für geistiges Erbe zu schaffen, sondern auch dafür, die notwendige Sensibilität zu entwickeln, um dieses Erbe zu erkennen. Die moderne Idee, „alles was gedacht und gewusst wird“ (H. G. Wells in World Brain, 1938) in eine weltweit vernetzte Datenbank zu bringen – eine Vision, die vom derzeitigen Urheberrecht sowie konkurrierenden Akteuren mit divergierenden Ansichten, Geschäftsinteressen, Finanzierungsmodellen und Allianzen infrage gestellt wird – gilt auch für die historischen Sammlungen von Nationalbibliotheken und verlangt nach klaren rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen, solider Finanzierung und einem interdisziplinären Ansatz. Die Online-Plattform Gallica der Bibliothèque nationale de France zum Beispiel bietet auf Grundlage einer Übereinkunft zwischen der Nationalbibliothek, der französischen Verlagsunion, dem Kultur- und Kommunikationsministerium und dem Centre National du Livre (Nationales Buchzentrum) Zugang zu lizenzfreien Werken und jüngeren Publikationen. Die Eingliederung in öffentliches Recht stattet Nationalbibliotheken mit der notwendigen Autorität zur Umsetzung ihrer Organisationsziele sowie zur Durchsetzung von Pflichtexemplarrecht aus und sichert Finanzierung und institutionelle Unabhängigkeit. Letztere gewährleistet eine sinnvolle und effektive Zusammenarbeit auf überregionaler und internationaler Ebene. Der neue Bautypus der Nationalbibliothek wurde zum ersten Mal in Großbritannien anerkannt, als Sir Hans Sloane dem Staat seine Privatsammlung stiftete, darunter 50.000 Bücher, 23.000 Münzen und 1.125 Artefakte. Dies wurde durch einen Parlamentsbeschluss im Juni 1753 angenommen. Gemeinsam mit der Cottonian Library of Books und der Harleian Manuskriptsammlung bildete Sloanes Bibliothek die Grundlage der britischen Nationalbibliothek British Library, damals Teil des British Museum, die ursprünglich im Montague House in Bloomsbury, London, untergebracht war. Im Jahr 1823 wurde mit der Entscheidung von König George IV., die Bibliothek seines Vaters – König Georg II. – der Nation zu überlassen, der Architekt Sir Robert Smirke (1780–1867) beauftragt, auf dem Gelände des Montague House ein neues Gebäude zu entwerfen. Der zentrale Lesesaal wurde in der letzten Projektphase fertig gestellt: er war von riesigen Bücherregalen umgeben und in ein umfangreiches Gebäudegeviert eingebettet; dieses wurde nach Süden durch eine monumentale Reihe ionischer Säulen entlang der Great Russell Street gesäumt, je einem West- und Ostflügel flankiert und durch den Querflügel im Norden abgeschlossen. Die Eröffnung des Lesesaals zog im Jahre 1857 während einer einwöchigen öffentlichen Besichtigungszeit 62.000 Besucher an. Lineare Lesetische, 120


die von zwei konzentrisch angeordneten Tischreihen aus zu den mit Büchern gesäumten Galerien entlang der Rückwand der Rotunde verliefen, boten Arbeitsplätze für 336 Personen. Das Zentrum des Raumes bildete eine Plattform für den diensthabenden Bibliothekar. Der Raum wird erhellt über ein Oberlicht im Scheitel der Kuppel und Fenster, die zwischen den Rippen der Kuppel liegen und auf die strahlenförmigen Tischreihen ausgerichtet sind. Jenseits der Mauern des Arbeitsbereichs boten mehrstöckige Gusseisenregale Platz für mehr als eine Million Bücher. Heute sind die King‘s Library, die sich im Ostflügel befindet, und der zentrale Lesesaal in ihrer ursprünglichen Form erhalten, während die British Library im Jahr 1997 an einen neuen Standort zog. Der Lesesaal, jetzt für alle Museumsbesucher geöffnet, enthält 25.000 Bücher und Kataloge zu den Ausstellungen des British Museum und ein Informationszentrum. Eine stützenfreie, in Dreiecke aufgelöste Glasdachkonstruktion, welche von der Basis der Kuppel zu den Gesimsen der Flügelgebäude spannt, überdeckt einen neuen, freien Raum – den Queen Elizabeth II Great Court – der als Versammlungsort und Verbindung zu den umliegenden Ausstellungsräumen dient. Seit 1753 hat sich die Sammlung der Britischen Nationalbibliothek auf 57 Millionen Bestände erhöht. In der aktuellen Debatte rund um die Stellung der Bibliotheken und die Disziplin der Bibliothekswissenschaften in einer sich rasch wandelnden Wissenswelt versucht die britische Nationalbibliothek Stellung zu beziehen – durch die kritische Analyse der vorliegenden Bedingungen, die Beobachtung von Trends und Zukunftsszenarien sowie die Entwicklung von Strategien für den Betrieb hybrider Sammlungen, die konventionelle Druckmaterialien und digitalen Inhalte vereinen. Die große Menge an verfügbaren Informationen überschreitet die umfangreiche Drucksammlung der Library of Congress um ein Vielfaches und Benutzer sind zunehmend auf Informationsspezialisten angewiesen, um die maßgeblichen Inhalte zu verwalten und zu identifizieren. Die Aufbereitung und Organisation digitaler Materialien, die Sammlung von Daten nach spezifischen Disziplinen sowie die Aggregation von Daten in Bezug auf interdisziplinäre Forschung sind einige Konzepte der British Library, welche ihren Nutzern einen sich stetig verbessernden Service anzubieten sucht. Zu diesem Zweck verfolgt die British Library einen marktorientierten Ansatz und sucht ihre Dienstleistungen auf die Bedürfnisse ihrer fünf Zielgruppen auszurichten: Wissenschaftler, Unternehmen , Bibliotheks- und Informationssektor, Studierende und die Allgemeinheit. Das Wissen um die Benutzerprofile und das Verstehen der Bedürfnisse von Nutzern sind entscheidende Parameter für die Gestaltung der Zukunft der Nationalbibliotheken und ermöglicht es ihnen, in ihrer Rolle als Hüter des Erbes eines Landes und bei der Verbreitung von Wissen ihre Relevanz zu behaupten.  wr

121


Elevation west 1:750 1. ”The Diamond” 2. Entrance 3. Service bridge 4. Loan bridge 5. Christians Brygge 6. ”Hansen” 7. ”Holm”

Ansicht von Süden

Ansicht von Westen

Königliche Bibliothek Kopenhagen, Dänemark

122 NATIONALBIBLIOTHEKEN

Architekten

Schmidt Hammer Lassen

Bauherr

Dansk Kulturministeriet

Fertigstellung

1999

Geschossfläche

21.000 m2 (Neubau), 7.000 m2 (Umbau)

Bestand

200.000

Sitzplätze

600 (Mehrzwecksaal), 300 (Lesesäle)

Seit ihrer Einweihung im Jahr 1999 zählt die Königliche Bibliothek in Kopenhagen zu den Wahrzeichen der dänischen Metropole. Der „Schwarze Diamant”, wie die öffentliche Bibliothek auch genannt wird, gibt der Waterfront ihr Gesicht. Einen 1993 vom dänischen Kulturministerium ausgeschriebenen Wettbewerb, bei dem Vorschläge zu Lage und Gestaltung eines Erweiterungsbaus für die Königliche Bibliothek auf der Insel Slotsholmen eingereicht werden sollten, entschied ein Entwurf des dänischen Büros Schmidt Hammer Lassen für sich. Raumnot war bereits ein Problem, seit 1906 im dänischen Parlamentsgebäude und dem angrenzenden Reichsarchiv die Holmsbibliothek eingerichtet


1 Eingang 2 Foyer 3 Café 4 Rollsteige 5 Kartenschalter 6 Shop 7 Toiletten Besucher 8 Restaurant 9 Mehrzwecksaal 10 Küche 11 Nebeneingang 12 Passage 13 Informationsschalter 14 Seminarbereich 15 Empfang

ilding ing

16 Büro 17 Katalog 18 Audio-Bereich 19 Audiovisuelle ­Medien 20 Außentreppe 21 Hafen 22 Bestand Anbau Hansen 23 Bestand ­Holmsbibliothek 24 ChristiansBrygge-Straße

N

Grundriss Erdgeschoss

Vom neuen Vorplatz führt eine Treppe aus Azobéholz direkt ans Wasser | Detail der Glasfassade im Atrium, die von einer Seilkonstruktion gehalten wird | Ansicht der Waterfront mit dem „Schwarzen Diamanten“ und dem „Fisch“

wurde. Ein von Preben Hansen geplanter Anbau von 1968 brachte keine Verbesserung, zumal die Empörung groß war, dass er die Klinkerfassade des bestehenden Baus verbarg. Der Entwurf von Schmidt Hammer Lassen erhielt den Zuschlag, weil er „ein eigenständiges architektonisches Werk darstellt und durch die meisterhafte Verbindung mit der bestehenden Bibliothek sich einerseits von ihr absetzt, sie andererseits aber auch stärker ins Blickfeld rückt (Quelle: „Udvidelsen af det Kongelige Bibliotek“). Das neue Domizil am Ufer erfüllt aber nicht nur eine urbane Funktion im öffentlichen Raum, es schafft auch eine Verbindung zur alten Bib-

liothek über die vierspurige Christians-Brygge-Straße hinweg. Dieser Ansatz greift die OstWest-Achse auf, die im Hof der historischen Bibliothek beginnt. Diese formale Achse, auf der auch der Eingang zur Holmsbibliothek liegt, wird so zur Hauptachse des neuen Gebäudes. Sie erfährt ihre Vollendung in einem eindrucksvollen Atrium, in dem eine große, den schwarzen Bibliothekskubus durchdringende Glaskonstruktion den spektakulären Blick aufs Wasser freigibt. Die weitere Verwendung des neuen architektonischen Vokabulars mit schwarzem Granit und Glas über die Christians-Brygge-Straße hinweg bis zur Fassade des Hansen-Anbaus hebt die Verbindung des Alten mit dem Neuen zusätzlich

hervor. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die Art und Weise, wie die Straße in das Konzept eingebettet ist: Drei gläserne Brücken vernetzen hoch über der Straße die beiden Gebäude miteinander, sodass es scheint, als ob die Fahrzeuge geradewegs durch den Bibliothekskomplex hindurchführen. Der Eingang zur neuen Bibliothek auf der Südseite definiert eine neue Nord-Süd-Achse, die parallel zur Uferkante verläuft. In diesem Abschnitt sind diverse öffentliche und städtische Einrichtungen untergebracht, etwa ein Restaurant, ein Café, ein Buchladen, öffentliche Toiletten, Ausstellungsflächen, eine Aula sowie das

KÖNIGLICHE BIBLIOTHEK  123


Das Atrium mit den Rollsteigen gibt den Blick zum Hafen frei | Auditorium im Untergeschoss der Bibliothek | Geneigte Rollsteige befördern die Besucher durchs Atrium und unter den Verbindungsbrücken hindurch | Blick vom Atrium in den Lesesaal

Atrium und der Eingang zur eigentlichen Bibliothek. Diese neue Achse schneidet die Ost-WestAchse im Atrium und läuft am nördlichen Ende in einem weißen Gebäude aus, das auf den Spitznamen „Fisch“ getauft wurde und in dem sich die vier angeschlossenen Forschungseinrichtungen befinden. Mehrere Rollsteige führen vom Atrium in Ost-West-Richtung zum Freihandbereich und zu den Lesesälen im dritten Stock bzw. auf Ebene C. Diese geneigten Laufbänder für Besucher formen eine lineare Struktur, um das sich wellenförmig die neuen Bibliotheksteile gruppieren. Die Leichtigkeit der organischen Formen

124 NATIONALBIBLIOTHEKEN

bildet einen Kontrast zu den rechten Winkeln der alten Bibliothek und zur strengen Geometrie der schwarzen äußeren Granithülle. Die schlichte geometrische Form der Bibliothek täuscht über ihre konstruktive Komplexität hinweg. Aufgrund der Ufernähe lagert die Konstruktion aus Betonstützen und -decken auf einem verstärkten Fundament, das zusätzlich mit Stahlankern 12 m tief im Kalksteinuntergrund fixiert wurde. Vier Betontürme, in denen die Treppenhäuser und wichtige Einrichtungen untergebracht sind, steifen die Konstruktion im Inneren horizontal aus. Die dynamische, teilweise auskragende und nach außen geneigte Fassade

erfordert eine abgehängte Seilkonstruktion. Bereits 1993 erkannte die Königliche Bibliothek, dass Neue Medien unverzichtbarer Bestandteil einer zukunftsweisenden Bibliothek sind. So ist das neue Kopenhagener Wahrzeichen nicht nur eine Bücherei, sondern auch ein Ort, der verschiedenen Medien und kulturellen Aktivitäten breiten Raum gibt. Damit setzt der „Schwarze Diamant” Maßstäbe in der zeitgemäßen Bibliotheksgestaltung.  lw Birgitte Kleis, „Udvidelsen af det Kongelige Bibliotek“, arkitektur DK, 9/1999, S. 468.


oths

one department

dge zones below

1 Information 2 Arbeitsbereiche 3 Arbeitskabinen 4 Erschließung 5 Direktion 6 Ausleihe 7 Brücke 8 Studienbereich 9 Luftraum 10 Galerie 11 Steg 12 Lesesaal 13 Handbereich 14 Dachterrasse 15 Außentreppe

dge all nce reading rrace l stairs

Grundriss 2. Obergeschoss

KÖNIGLICHE BIBLIOTHEK  125


Grundriss Erdgeschoss

Die Bibliothek bildet ein Wahrzeichen für Oosterdokseiland | Der Eingang als Teil des Sockels | Die Holzfenster kontrastieren mit dem Muschelkalk der Fassade | Im Inneren dienen Rolltreppen der Erschließung

OBA – Openbare Bibliotheek Amsterdam Amsterdam, Niederlande

158  GROSSE ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEKEN

Architekten

Jo Coenen

Bauherr

Amsterdam Gemeenteraad

Fertigstellung

2007

Geschossfläche

28.000 m²

Bestand

1,5 Millionen

Sitzplätze

275 (Theater)

Der Hauptsitz der öffentlichen Bibliothek Amsterdam ist mit 28.000 m² Fläche – verteilt auf 13 Geschosse – die derzeit größte Bibliothek der Niederlande. Sie ersetzte die 1919 eingerichtete, etwa halb so große Bibliothek an der Prinsengracht und bietet zeitgemäße Bibliotheksdienstleistungen wie ein Theater, ein Multimediaterminal, zwei Cafés und ein Restaurant. Die Zentralbibliothek liegt auf Oosterdokseiland (wörtlich: Ostdockinsel) einem 200.000 m² großen Planungsgebiet, in dem am Ufer des Flusses IJ ein dynamisches Arbeits- und Wohnviertel entstehen soll. Von Beginn an war die Bibliothek Teil des Masterplans zur Umstrukturierung der Fläche südlich des Hauptbahnhofs, der auch


flatscreen

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REVE MUSEUM

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printer+ paslezer

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c.j.w.

Grundriss 2. Obergeschoss

Büroflächen, ein Tagungszentrum, Geschäfte, Restaurants und eine Musikakademie vorsieht. Diese Gegebenheiten griff Architekt Jo Coenen auf, indem er Aspekte des urbanen Lebens in seinen Bibliotheksbau integrierte. Coenen, bekannt als Architekt mit großem Gespür für den urbanen Kontext, gestaltete dieses erste auf der Oosterdokseiland umgesetzte Bauprojekt von innen nach außen. Die Flächenaufteilung, die sich aus der Interpretation des Bauprogramms ableitet, gliedert sich in drei Themenbereiche: „Geschwindigkeit/ Eile“, „Ruhe“ und „Begegnung/Entspannung/ Interaktion“ – in Kategorien also, die jenseits

des klassischen Angebots einer Bibliothek Nutzer ansprechen sollen. Der Themenbereich „Geschwindigkeit/Eile“ ist den unteren, in Nähe zum Eingang gelegenen Etagen zugewiesen; dort befinden sich die Kinderbücherei, Ausstellungsflächen, Zeitschriften, ein Panini-Bistro und ein Multimediabereich, die zusammen als Überleitung vom öffentlichen Raum zu den weiter oben angesiedelten Freihandbereichen dienen sollen. Die unteren Geschosse sind also gewissermaßen das öffentliche Wohnzimmer der Stadt, für Menschen jeden Alters, die eine Auszeit vom getakteten urbanen Leben suchen.

Der Themenbereich „Ruhe“ ist den Freihandbereichen in den darüber gelegenen fünf Geschossen gewidmet, die baulich vom Rest abgesetzt sind. In den fünf Stockwerken, die in Schwarz, Weiß und Holztönen gehalten sind, stehen Lernen und Lesen im Fokus der Gestaltung. Die Etagen sind um ein Atrium herum angeordnet, von dem sie durch Brüstungen abgegrenzt werden, in die Leseplätze integriert sind. Skulpturenartige, weiße spritzgegossene Kunststoffelemente zwischen den Bücherregalen dienen als Terminals für die Katalogsuche. Zum Mobiliar gehören auch Kunststoffsessel in unterschiedlichsten Formen. Die Architektur erleichtert den Besuchern die Orientierung. Die Rolltreppen in der Gebäu-

OBA – OPENBARE BIBLIOTHEEK AMSTERDAM 159


Querschnitt

Längsschnitt

demitte – gleichzeitig Lichtinstallationen –, der großzügig bemessene Raum um sie herum, die Blickbeziehungen, die zwischen den einzelnen Stockwerken durch diesen Luftraum entstehen, aber auch die zahlreichen Ausblicke ins Freie – sie alle helfen den Besuchern, sich in der Bibliothek besser zurechtzufinden. Die Funktionen „Begegnung/Entspannung/Interaktion“ bestimmen die obersten Stockwerke. Hier gibt es ein Theater, eine Bar, ein Restaurant und eine Dachterrasse mit Panoramablick über Amsterdam. Diese Angebote sind bewusst ganz oben im Gebäude angeordnet, um die Besucher durch die unterschiedlichen Lern- und Lesebereiche zu locken.

160  GROSSE ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEKEN

Die drei Themenbereiche gliedern die Gebäudemasse aber auch in einen Sockel-, einen mittleren und einen Kopfbereich. Während der Sockel, also die unteren Geschosse, die im Bebauungsplan geforderten Rücksprünge aufweist, sind die höheren Stockwerke ein kompliziertes Spiel mit vorspringenden und zurückgesetzten Volumina unter dem auskragenden Dach. Dieses System von Rücksprüngen geht Hand in Hand mit dem gezielten Einsatz von Glas, der gewährleisten soll, dass die noch zu realisierenden angrenzenden Gebäude mit natürlichem Licht versorgt werden können. Im städtischen Maßstab betrachtet, strahlt das von seiner Masse her fast an antike Tempel gemahnende Bauwerk eine Monumenta-

lität aus, die den Platz vor dem Eingang zu einem beeindruckenden Ort der Begegnung werden lässt. Das auf dem Kopf stehende L aus Naturstein auf der Vorderseite des Gebäudes ist schon aus der Entfernung gut zu erkennen und hat die Bibliothek zum Erkennungszeichen der Insel gemacht. Zu einem Erfolg ist die Zentralbibliothek auch deshalb geworden, weil sie Teil eines kompletten Entwicklungsplans für Oosterdokseiland ist. Das Bestreben, im alten Hafen ein einzigartiges Arbeits- und Wohnumfeld zu schaffen, spiegelt sich in der Strategie, die öffentliche Bibliothek als Institution neu zu denken. Jo Coenen bekräftigt damit den Auftrag der Bibliothek als pulsierender Mittelpunkt der pulsierenden Stadt.  lw


Die Rolltreppen wirken wie eine Lichtinstallation | Arbeitsplätze oberhalb der Kinderbücherei | Eine großzügige Treppe führt zum Theater

OBA – OPENBARE BIBLIOTHEEK AMSTERDAM 161


Sitzmöbel im Multimediabereich | Sitztheken sind um das Atrium herum angeordnet | Zeitschriftenbereich | Im Inneren sind die Geschosse versetzt angeordnet, um eine gute Tageslichtversorgung zu gewährleisten

162  GROSSE ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEKEN


OBA – OPENBARE BIBLIOTHEEK AMSTERDAM 163


14

6

8

7

13

4

1

2 15

1 Eingang 2 Funktionsinnenhof 3 Lobby 4 Servicetresen 5 Buchladen/Café 6 Jugendbereich 7 Computertraining 8 Erwachsenenabteilung 9 Kinderbereich 10 Funktionsraum 11 Personal 12 Toiletten 13 Konferenzräume 14 Lesehof 15 Hofcafé

12

11

5 3

10 9

2

5

10 m

Grundriss Erdgeschoss mit Möblierung

Arabian Public Library Scottsdale, Arizona, USA

190  KLEINE ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEKEN

Architekten

Richärd + Bauer

Bauherr

City of Scottsdale

Fertigstellung

2007

Geschossfläche

1.939 m²

Bestand

120.000

Sitzplätze

56 (Veranstaltungsraum)

Die Arabian Public Library liegt eingebettet in die Wüstenlandschaft Arizonas: ein skulpturaler, niedriger Baukörper aus geneigten Cortenstahlflächen. Vier Teilbibliotheken, die jeweils nach einer heimischen Pferderasse benannt sind, dienen Scottsdales zumeist wohlhabenden 245.000 Einwohnern. In dieser Stadt beträgt das Pro-Kopf-Einkommen das 2,5-Fache des nationalen Durchschnitts. Die Bibliothek liegt in einer weitläufigen Vorstadtgemeinde, die durch bewachte Wohnanlagen sowie Einkaufszentren charakterisiert ist. Der Entwurf greift diese Kontextgegebenheiten auf. Richärd + Bauers Ansatz nähert sich dem Projekt über das Retail-Design. Die glatten Außenfassaden aus monolithischen,


11

11

12

12

13

13

1

1

8

8

15

15

Querschnitt

Ansicht von Norden

Die geduckten Baukörper in der Wüstenlandschaft | Zeitschriftenbereich und Magazin | Metallplatten der Außenfassade

verrosteten Metallflächen ziehen die Aufmerksamkeit nach innen, zu den Büchern, während sie die suburbane Umgebung in den Hintergrund treten lassen. Architekt Jim Richärd beschrieb, dass er „mit der Alltäglichkeit der Umgebung, ihren Minimarts, Ladenketten und Parkplatzflächen rang“ und dass die entstandenen Formen eher von den Canyons der Wüsten Arizonas inspiriert sind. Dazu gehören dramatische Durchgänge zwischen „Felswänden“, beispielsweise am Bibliothekseingang mit seiner Kunstinstallation von Norie Sato sowie in den schmalen, von Tageslicht erhellten Korridoren, die sich entlang des Innenhofs ziehen. Entstanden ist so eine Reihe von interessanten Perspektiven.

Der eingeschossige Innenraum weist einen freien Grundriss auf, der um einen Innenhof angeordnet ist und wie in einem schicken Buchladen mit Café zum Verweilen einlädt. Das Fehlen eines Ausleihtresens sowie der Einsatz von Selbstverbuchungstationen verstärken diesen Eindruck noch. Die Bibliotheksstrategie ist es, Kunden durch schön gestaltete Warenpräsentation anzuziehen. Die Bibliothek hat sogar ein Online-Reservierungssystem mit einem Drive-in-­ Abholservice eingerichtet. Die Räume sind sorgfältig entworfen, um den Einfall von Tageslicht zu optimieren und eine Atmosphäre zu schaffen, die sowohl der Computernutzung wie dem Lesen zuträglich sind. Ein Unterflurlüftungssystem im

46 cm hohen Doppelboden dient der Raumklimatisierung und vermeidet den störenden Anblick sichtbarer Lüftungskanäle. Während die Arabian Public Library das Ziel der erfolgreichen „Warenpräsentation“ erreicht, so wirft doch das absichtliche Ausblenden des Umfelds Fragen auf. Durch die Fokussierung auf den Innenraum wendet sich das Projekt von seiner typisch suburbanen Umgebung ab. Damit gibt das Projekt in gewisser Weise die wichtige Rolle der Bibliothek, Teil einer bürgerlichen Gemeinschaft zu sein, auf.  lw Nancy Levinson, „Arabian Public Library”, Architectural Record, Juni 2008.

ARABIAN PUBLIC LIBRARY  191


Grundriss Ebene -1

Parque Biblioteca España Medellín, Kolumbien

194  KLEINE ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEKEN

Architekten

Giancarlo Mazzanti

Bauherr

Alcaldia de Medellín

Fertigstellung

2007

Geschossfläche

2.960 m2 (BGF)

Bestand

12.000

Sitzplätze

175 (Auditorium)

Drei schwarze, monolithische Blöcke ragen über den Hügeln von Medellín als Bibliothek für das Viertel Santo Domingo Savio auf, das einst als eines der gewalttätigsten in Lateinamerika galt. Früher Herrschaftsbereich der Drogenkartelle, erlebte Medellín, wie der Rest von Kolumbien, im 21. Jahrhundert dank städtischer Reformgesetzgebungen einen dramatischen Wandel. Das Gesetz § 388 von 1997 verlangte die Ausarbeitung von Sanierungsplänen für den öffentlichen Raum der großen Städte und mündete im Raumordnungsplan Plan de Ordenamiento Territorial (POT). In Medellín konzentrierte sich Bürgermeister Sergio Fajardo, ein Befürworter bürgerlichen Engagements, von 2003–2007 darauf, soziale


Grundriss Erdgeschoss (Ebene 0)

Die Bibliothek im Barrio Santo Domingo Savio | Die schwarzen monolithischen Blöcke heben sich von den Backsteinhäusern des Barrio ab | Der Platz erlaubt einen weiten Ausblick

Ungleichheiten in den ärmsten Teilen der Stadt durch die Umsetzung dieses Plans zu beheben. Santo Domingo Savio ist ein solches Viertel, das von Bürgermeister Fajardos Plan der „sozialen Stadtplanung“ profitierte, der eine Reihe von „Bibliotheksparks“ zur Förderung von Bildung, Kultur und Erholung umfasste. Der Parque Biblioteca España, aufgrund der finanziellen Unterstützung Spaniens so genannt, ging aus einem offenen Wettbewerb hervor. Er besteht aus zwei Teilen: den drei Baukörpern der Bibliothek einerseits und einer Plattform andererseits, welche die separaten Gebäude zusammenfasst und einen Platz mit atemberaubender Aussicht auf

das Tal schafft. Die monumentalen Formen der Gebäude thronen über den umliegenden einfachen B ­ acksteinhäusern des Barrio und beziehen die Berglandschaft im Hintergrund mit ein. Die drei separaten Baukörper entsprechen den Funktionsbereichen Bibliothek, Gemeindezentrum und Auditorium. Der mittlere Baukörper nimmt die Bibliotheksfunktionen mit drei übereinander angeordneten zweigeschossigen Lesesälen und Zwischengeschossen für Computerarbeitsplätze auf. Das Gemeindezentrum beherbergt Veranstaltungs- und Unterrichtsräume, eine Ausstellungsfläche und eine Kindertagesstätte. Das Auditorium belegt den

dritten Baukörper mit steilen Sitzreihen, die der Hanglage folgen. Bibliothek und Gemeindezentrum sind aufgedoppelte Konstruktionen: Die Außenhülle aus Steinplatten wird von einer Stahlkonstruktion getragen, während der innere Kern aus Ortbetonrahmen besteht. Letzterer beherbergt auch das Raumprogramm, wobei die Außenhülle vom Kern abgesetzt ist und man nur durch einige Öffnungen in der Fassade nach draußen blicken kann. Die Doppelkonstruktion ermöglicht die Platzierung von Oberlichtern entlang des Dachrands zwischen beiden Systemen. Natürliches Licht flutet in den mehrgeschossigen Luftraum

PARQUE BIBLIOTECA ESPAÑA  195


Schnitte

zwischen Außenhaut und Innenkern und verstärkt das aufgrund der wenigen Fenster ansonsten kaum einfallende Tageslicht. Die in erster Linie geschlossenen Fassaden waren Teil von Mazzantis Absicht, ein introvertiertes Gebäude für diese Gemeinschaft zu schaffen. Er erklärt, dass dies „die Menschen vorübergehend aus ihrem Umfeld löst“, um „die Menschen aus dieser armen Gemeinschaft an einen anderen Ort zu holen und ihre Sichtweise zu verändern” (Quelle: Architectural Record). Der monumentale, wie Felsen wirkende Parque Biblioteca España hat Santo Domingo verändert. Seine ikonenhaften Formen sind zu einem Sym-

196  KLEINE ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEKEN

bol des neuen Medellín geworden und ziehen jeden Tag große Besucherzahlen in einen ehemals unzugänglichen Stadtteil von 170.000 Menschen. Wo die Einwohner von Santo Domingo einst einen zweistündigen Aufstieg von ihrem Arbeitsplatz in der Innenstadt nach Hause absolvieren mussten, ist diese Gegend nun an das Metrocable-Seilbahnsystem angeschlossen, das mit eigener Haltestelle direkt zum Parque führt. Während das Gebäude nicht gut gealtert ist – Wasserschäden, Ausblühungen und der Verlust von Fassadenplatten sind zu beklagen –, was zum Teil auf gering qualifizierte Arbeitskräfte bei einer hochkomplexen Konstruktion zurückzuführen ist, sind die Angebote der Bibliothek

für die Kommune beachtlich und schließen BWLKurse, eine Kunstgalerie, ein Gemeindezentrum, einen Fitnessraum, Kinderspielbereiche und einen öffentlichen Freiraum ein. Am wichtigsten ist, dass aufgrund der mutigen Initiative des Bürgermeisters und der Realisierung des Projekts so etwas wie Lokalpatriotismus in diesem verarmten Viertel entstanden ist.  lw Beth Broome, „Parque Biblioteca España“, Architectural Record, November 2008. http://archrecord.construction. com/projects/portfolio/archives/0811parque-1.asp


Schnitt

Handbibliothek | Außenansichten der drei felsenartigen Blöcke | Blick auf den Vorplatz

PARQUE BIBLIOTECA ESPAÑA  197


Ansicht von Osten

Jacob-undWilhelm-GrimmZentrum

Ansicht von Süden

Architekten

Max Dudler Architekten

Bauherr

Humboldt-Universität zu Berlin,

Technische Abteilung

Fertigstellung

2009

Humboldt-Universität

Geschossfläche

4.500 m²

Berlin, Deutschland

Bestand

2,5 Millionen

(davon 2 Millionen zugänglich)

Sitzplätze

1.200

232 UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEKEN

Das Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum für die Humboldt-Universität zu Berlin verwirklicht zum ersten Mal in der fast 180-jährigen Geschichte der Institution die Vision einer für die Öffentlichkeit zugänglichen Bibliothek. Es besteht aus der Zentralbibliothek und zwölf verschiedenen Ressortbibliotheksbeständen. Direkt an der Hochbahn zwischen Bahnhof Friedrichstraße und Hackeschem Markt gelegen, ergänzt das Gebäude den südlichen Rand eines typischen Berliner Stadtblocks. Die Bibliothek trägt den Namen der Gebrüder Grimm, die im Jahr 1840 an die Preußische Akademie der Wissenschaften in Berlin berufen wurden. Die wertvolle Privatbibliothek von Jacob und Wil-


Längsschnitt

Nachts betonen die schmalen Fensteröffnungen das orthogonale Tragwerksraster | Die Bibliothek nimmt einen typischen Berliner Stadtblock ein; der niedrigere Körper mit dem Lesesaal nimmt die Traufhöhe der Nachbarbebauung auf

helm Grimm ist erhalten geblieben und befindet sich in einem Tresor auf der obersten Etage der Anlage.

lebendigen Körper, der die nach den Fensteröffnungen ausgerichteten Regale im Inneren erkennen lässt.

Klar voneinander abgegrenzte Zonen bilden die innere Organisation des Gebäudes und drücken sich folglich auch mit ästhetischer Strenge an den Außen- und Innenfassaden aus. Max Dudler interpretiert die Einheit eines Buches als kleinstes gestaltgebendes Modul einer „Skulptur aus Stein“. Nachts verwandelt sich der recht monolithische Gebäudeblock durch das Licht, das aus den hohen und schmalen, tief in die steinerne Gebäudehülle eingeschnittenen Öffnungen unterschiedlicher Breite dringt, in einen

Ein länglicher Stadtplatz, der den Abstand zwischen Bahnviadukt und Gebäude betont, die Eingangshalle vor dem gesicherten Kern, die internen Verkehrswege und schließlich der zentrale terrassierte, von der Sammlung eingeschlossene Lesesaal der Bibliothek folgen alle dem Prinzip der Linearität, der Symmetrie und einer die Orientierung fördernden Ordnung. In dem gestaffelten Leseraum ist das orthogonale Tragwerksraster dreimal so dicht und die Stützenverkleidungen fungieren hier als

vertikale Kanäle für die Gebäudetechnik. Diese Abweichung vom typischen Stützenraster führt ein dreidimensionales Tragskelett in den Gebäudekörper ein, das sich in seiner Maßstäblichkeit von den umgebenden Geschossebenen unterscheidet. Vertikale und horizontale Glaspaneele schaffen in diesem holzverkleideten Traggerüst ein einzigartiges Zusammenspiel zwischen Hell und Dunkel, Transparenz und Opazität. Außerhalb des Kerns der Bibliothek wird der Wechsel von offenen und geschlossenen Bereichen auf den umliegenden Geschossen mit Bücherregalen fortgesetzt. Die Regalreihen stellen hier Sichtachsen zum Leseraum und gleichzeitig diametrale Sichtverbindungen in die Stadt

JACOB-UND-WILHELM-GRIMM-ZENTRUM 233


Grundriss 1. Obergeschoss

Die Arbeitsplätze entlang der Außenfassade sind am Fensterraster ausgerichtet | Die Eingangshalle dient als Treffpunkt, Informationszentrum und zentraler Verteiler | Der zentrale Lesesaal wird von der Sammlung gerahmt und von oben belichtet

her. Die Dialektik zwischen abgetrenntem Raum, was traditionell mit begrenztem Zugang zu den Buchregalen assoziiert wird, und der Außenwelt manifestiert sich in den 2 Millionen Büchern, die für die Wissenschaftler und die Öffentlichkeit gleichermaßen frei zugänglich sind. So bietet die Bibliothek die unschätzbare Erfahrung des „Stöberns“ für alle.

Bereich stellt ein lebendiges öffentliches Forum im Gegensatz zu der Stille im Inneren des Gebäudes dar. Multimediale Lerneinrichtungen nehmen die Räume unter den unteren Terrassen des Leseraums ein. Akustisch vom zentralen Innenraum durch Verglasungen getrennt, profitieren die Seminarräume von dem Tageslicht, das reichlich in den großen Leseraum einfällt.

Die hohe, lichtdurchflutete Eingangshalle dient als Treffpunkt, Informationszentrum, Cafeteria und Verteiler mit Zugang zu den Garderoben im Untergeschoss, den Sitzbereichen im Zwischengeschoss, Buchrückgabetheken und dem Bibliothekskern. Dieser von drei Seiten zugängliche

Entlang der Verkehrsflächen des ersten Obergeschosses, das mit Selbstausleih-Stationen ausgestattet ist, enthüllen Schaufenster die technische Komplexität von zwei automatischen Buchsortier- und vertikalen Verteilungssystemen. Das Konzept betont zeitlose ästhetische und

234 UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEKEN

ökologische Qualitäten, statt teuren Wünschen nach mehr Flexibilität im Hinblick auf künftige Strukturänderungen übermäßig Rechnung zu tragen. An den Enden der Buchregale finden sich speziell dimensionierte Regale, die in Sitze umgebaut werden können, während abnehmbare Stützenverkleidungen den Wartungszugang zur Gebäudetechnik erleichtern. Kraft-Wärme-Kopplung gepaart mit Tageslichtnutzung und durch Luftkanäle aktivierte Betongeschossplatten tragen zu einer nachhaltigen Bibliothek der Zukunft bei.  wr Max Dudler, Humboldt-Universität zu Berlin, Jacob-undWilhelm-Grimm-Zentrum, Zürich: Niggli Verlag, 2010.


Grundriss 5. Obergeschoss

JACOB-UND-WILHELM-GRIMM-ZENTRUM 235


Querschnitt

Das Konstruktionsraster leitet sich von dem 60 cm breiten Regalmodul und der Gangbreite von 90 cm ab | Eine kleine Cafeteria in der Eingangshalle stärkt ihre Bedeutung als zentraler Treffpunkt | Im holzgetäfelten Lesesaal finden sich lange Reihen von Arbeitstischen

236 UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEKEN


JACOB-UND-WILHELM-GRIMM-ZENTRUM 237


DIE AUTOREN Nolan Lushington (1929–2013) erwarb 1953 den Master of Arts in Geschichte von der Columbia University und studierte 1954–1958 Bibliothekswissenschaft, ebenfalls an der Columbia. Er wurde Bibliothekar an der Free Library of Philadelphia und begann dort, fortschrittliche Konzepte für Bibliotheken zu entwickeln. Nach seinem Dafürhalten sollte die Bibliothek ein Ort des stetigen Lernens für die Bürger sein. Von 1966–1989 war er Direktor der Greenwich-Bibliothek in Greenwich, Connecticut, wo er an mehreren Erweiterungen des Gebäudes planerisch beteiligt war. Er war Lehrbeauftragter an der Fakultät für Bibliothekswissenschaft an der Southern Connecticut State University und Vorsitzender der Abteilung für Gebäude und Einrichtung der American Library Association. Als Bibliotheksberater leitete er überall in den USA Seminare und Workshops zur Planung von Bibliotheken. Er schrieb mehrere Bücher über die Gestaltung von Bibliotheken, darunter Design and Evaluation of Public Library Buildings (1991) und Libraries Designed for Kids (2008). Wolfgang Rudorf erwarb sein Diplom in Architektur und Stadtplanung an der Technischen Universität Berlin und absolvierte dann das Programm in “History, Theory and Criticism of Architecture and Art” am MIT, das er mit dem Master of Science in Architectural Studies abschloss und dafür den sozialen Wohnungsbau der US-amerikanischen Public Works Administration während der Zeit des New Deal untersuchte. Er ist in Massachusetts als Architekt eingetragen und besitzt eine LEED-Zulassung, wobei seine Berufspraxis an der Schnittstelle zwischen Architekt und Fachplaner angesiedelt ist. Er hat Entwurf und Bau verschiedener öffentlicher und akademischer Universitäten verantwortet und Umbauten, Wohnungsbauten und den Erhalt denkmalgeschützter Bauten betreut. Er ist ein Verfechter der Integrierten Projektplanung in der Architektur. Rudorf unterrichtet seit vielen Jahren am Department of Interior Architecture an der Rhode Island School of Design, wo er Entwurfsklassen leitet und technisch ausgerichtete Seminare zur Umnutzung in der Architektur abhält. Liliane Wong, geboren in Hongkong, ist Professorin und Vorsitzende des Fachbereichs Interior Architecture an der Rhode Island School of Design, wo sie seit 1998 lehrt. An der Graduate School of Design der Harvard University schloss sie ihr Architekturstudium mit dem MA ab und erwarb zuvor den BA in Mathematik am Vassar College. Als eingetragene Architektin praktiziert sie in Boston, Massachusetts, mit ihrem eigenen Büro MWA mit Schwerpunkt Bibliotheksbau; das Bibliotheksmöbelsystem Kore hat sie mitentwickelt. Vor dem Hintergrund ihrer ehrenamtlichen Mitarbeit in Suppenküchen betont sie in der Lehre das öffentliche Engagement von Architektur und Design. Liliane Wong ist Mitbegründerin und Mitherausgeberin des Int|AR Journal, das die praktische und akademische Erkundung nachhaltiger Umgebungen durch beispielhafte Umnutzungen zum Thema hat. Norma Blake erhielt 1976 ihren Master in Bibliothekswissenschaften von der Rutgers University und arbeitete anschließend mehr als 30 Jahre in Bibliotheken in New Jersey. Blake war Präsidentin des Landesverbandes und Bibliothekarin des Jahres in New Jersey, bevor das Library Journal sie 2008 zur US-Bibliothekarin des Jahres kürte. Während ihrer Amtszeit als oberste Bibliothekarin des Bundesstaats von 2001–2012 initiierte sie viele innovative Projekte, durch die New Jerseys Bibliotheksdienste landesweit beispielgebend wurden. Die Staatsbibliothek gewann einen Innovationspreis für die New Jersey Knowledge Initiative, das Bibliotheken half, kleine Unternehmen anzusprechen. Die Staatsbibliothek erhielt ebenfalls über 7 Millionen US-Dollar, um Arbeitssuchende durch Computernutzung und Beratung in der Bibliothek zu unterstützen und erhielt den John Cotton Dana Award für Bibliotheksmarketing. Norma Blake war Planungsberaterin für Bibliotheken für den Bundesstaat New Jersey und für private Bauherren und während ihrer Zeit als oberste Bibliothekarin eröffneten 68 neue oder umgebaute Bibliotheken in New Jersey.

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Dr. Mohamed Boubekri ist Professor für Architektur an der Universität von Illinois in Urbana-Champaign. Er ist William Wayne Caudill Research Fellow und war zweifacher Fulbright-Stipendiat. Er erhielt seinen ersten Fachabschluss in Architektur an der Université des Sciences et Technologie d‘Oran, Algerien, erwarb einen zweiten Master-Abschluss an der University of Colorado in Denver und den Doktortitel von der Texas A & M University. Seine Lehre konzentriert sich auf Belichtung von Gebäuden, Bauakustik, Gebäudewirtschaft und die Energiebilanz von Gebäuden. Er ist Autor des Fachbuchs Daylighting Design: Planning Strategies and Best Practice Solutions (Birkhäuser, 2014). Rebecca Chestnutt führt zusammen mit Robert Niess das Architekturbüro Chestnutt_Niess Architekten in Berlin. Sie ist Professorin sowie Studiendekanin des Master-Studiengangs Architektur an der Hochschule für Technik in Stuttgart. Zuvor war als Gastdozentin tätig an der Universität der Künste Berlin, Kunsthochschule Berlin-Weißensee, Kyoto Institute of Technology und Chinese University Hong Kong. Architektur studierte sie an der Virginia Tech., wo sie 1980 den Bachelor of Architecture ablegte und 1981 den Master of Architecture erwarb. Mit der Realisierung der Bibliothek am Luisenbad in Berlin begann ihre Karriere als freischaffende Architektin. Das Werk des Büros weist eine große Brandbreite von öffentlichen Bauten auf und es hat sich insbesondere bei der erfolgreichen Integration von historischer Bausubstanz in moderne Bauten einen Namen gemacht.

Michael Franke-Maier, geb. 1972, ist wissenschaftlicher Bibliothekar (M.A. LIS) an der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin. Nach rund fünfeinhalb Jahren Koordinationsaufgaben im Neubau- und Integrationsprojekt einer Fachbereichsbibliothek für 24 Institutsbibliotheken des Bibliothekssystem der Freien Universität, ist er seit Sommer 2013 stellvertretender Leiter der Zugangsabteilung der Universitätsbibliothek und koordiniert für das Bibliothekssystem der Freien Universität die Inhaltserschließung. Er beschäftigt sich seit 2005 mit konventionellen und virtuellen Rauminformationssystemen und ist Mitentwickler der Software v:store, einem webbasierten Werkzeug zur Belegungs- und Umzugsplanung. Dr. Ursula Kleefisch-Jobst, geb. 1956, Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und Germanistik in Bonn, München und Rom, 1985–1988 Forschungsprojekt an der Bibliotheca Hertziana in Rom, 1989–1990 Mitarbeiterin am Landesdenkmalamt in Berlin, seit 1990 freie Architekturkritikerin, 2001–2007 Kuratorin am Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main, seit 2008 Geschäftsführende Kuratorin am M:AI Museum für Architektur und Ingenieurkunst des Landes Nordrhein-Westfalen, zahlreiche Publikationen zur modernen und zeitgenössischen Architektur. Karl-Heinz Schmitz, geb. 1949 in Bad Godesberg, Studium der Architektur an der University of Cape Town, Südafrika (1970–1978) sowie der Technischen Universität Karlsruhe (1985–1988). Tätigkeit in verschiedenen Architekturbüros, darunter Haus-Rucker-Co, O. M. Ungers und Karljosef Schattner. Entwurf und Realisierung eigener Bauten sowie zahlreiche Veröffentlichungen im Bereich Architektur und Bautypologie. Seit 1993 Professor für Entwerfen und Gebäudelehre an der Bauhaus-Universität, Weimar, dort seit 1999 verantwortlich für das internationale Entwurfssemester iAAD. Dr. Frank Seeliger, geb. 1970 in Wolfen (Sachsen-Anhalt), gelernter Elektromonteur, Studium von zwei Semestern Elektrotechnik in Leipzig, 1999 Magister in Ethnologie und Altamerikanistik, 2002 Promotion mit ethnohistorischem Thema zum Westhimalaya, seit 2006 Leiter der Wildauer Hochschulbibliothek. Mitorganisator des seit 2008 jährlich stattfindenden Wildauer Bibliothekssymposium „RFID and Beyond“ sowie von Workshops zu RFID. Aat Vos (geb. 1964) ist ein niederländischer Architekt, dessen Arbeit der Entwicklung von Bibliothekskonzepten und der Innengestaltung von Bibliotheken gewidmet ist. Viele seiner Entwürfe der letzten 25 Jahren sind mit Prei-

sen ausgezeichnet worden. Er spielte eine führende Rolle bei der Entwicklung der Bibliotheksgestaltung in den Niederlanden und hat Bibliotheken in Belgien, Großbritannien und Norwegen geplant. Er ist ein Fachberater für Bibliotheken und hat mehrere Bibliotheksmöbel-Systeme entwickelt. Vos ist Dozent an der Fakultät für Architektur der Universität Groningen, Niederlande, und am Masterstudiengang Innenarchitektur der Architekturakademie Arnheim, Niederlande.

Dr. Klaus Ulrich Werner, geb. 1956, Studium der Germanistik und Geschichte in Freiburg und Wien, Bibliotheksreferendar, Arbeit im Verlagswesen, seit 1991 Bibliothekar an der Freien Universität Berlin. 2000 Gründungsdirektor der Philologischen Bibliothek (Neubau 2005). Mitglied der Fachkommission Bibliotheksbau im DIN, Mitglied des Kuratoriums des „Architekturpreis Berlin e.V.“. Preisrichter bei Wettbewerben und Herausgeber mehrerer Sammelbände zum Thema „Bibliotheken bauen und ausstatten“, darunter (mit Petra Hauke) The Green Library. München: Saur/de Gruyter, 2013. Autor, Referent, Gutachter und Fachberater in den Bereichen Bibliotheksbau und Bibliotheksmanagement.


PERSONENREGISTER 1100 Architect 58, 59 Aalto, Alvar 34, 97 aatvos 98, 99, 100 Ábalos & Herreros 14, 178 Adjaye Associates 13, 69, 184 Adjaye, David 13, 96, 184 Alberti, Leone Battista 22, 25, 26 Alsop + Störmer Architects 13, 174 Ando, Tadao 58, 59 Arup Structural Engineers 78 Asplund, Gunnar 33, 97, 102 Augustus 22 Bellini, Mario 68 Bertram, James 39 Bishop, William Warner 40 Blalock, Louise 9 Bolles-Wilson 98 Bollinger + Grohmann Ingenieure 79 Borromeo, Francesco 25 Botta, Mario 248, 249, 250 Boullée, Etienne-Louis 28, 29, 31, 32 Brand, Stewart 96 Bruder, Will 53, 146 Brueghel, Jan der Ältere 25 Buzzi, Lelio 25 Calatrava, Santiago 14, 84, 220 Candilis, Josic, Woods 226, 228 Carnegie, Andrew 14, 39 Carrère and Hastings 41, 91 Carson, Charles L. 41 Casey, Thomas Lincoln 40 Charles Walton Associates 16, 17, 59, 60 Chestnutt Niess 44, 46, 48 Clemens VII. 24 Coenen, Jo 13, 17, 50, 54, 58, 158, 159, 160 Cohen, Michael 43 Cunningham, Anne 185 Dana, John Cotton 39, 41 della Santa, Leopoldo 31, 32 de Vries, Jos 98 Dudler, Max 14, 35, 36, 52, 53, 75, 83, 85, 89, 115, 215, 232, 233 Duffy, Frank 96, 97, 98 Durand, Jean-Nicolas-Louis 31 DWL Architects 146 Ecadi 248 Elemental Architecture 93 Fajardo, Sergio 194, 195 Fischer von Erlach, Johann Bernhard 27 Fortune, Mick 117 Foster, Norman 14, 55, 111, 227, 228 Foster + Partners 83, 84, 89, 226 Foucault, Michel 31 Franz I. 120 Friez, Herman 220 Frutiger, Adrian 106 Gabriele Glöckler Architektur 140, 141, 142 Gantt Huberman Architects 182 Gehry, Frank 12, 13, 104, 231 Gehry Partners 230 Gerber Architekten 95 Gibbs, James 28 Gilmore, James 98 Githens, Alfred M. 41, 42 Glöckler, Gabriele 140, 141, 142 Grassi, Giorgio 35 Green, Bernard 40 Gropius, Walter 43 Hadid, Zaha 106 Halley, Peter 180 Hansen, Preben 123 Häring, Hugo 30 Helen & Hard 59, 60, 202 Herrera, Juan de 26 Herzog & de Meuron 109, 110, 222

Hilbertz, Wolf 98 Hildebrandt, Lucas von 26, 27 HMC Architects 92 Hodgetts, Craig 189 Holl, Steven 36, 37 Holzman Moss Bottino 18, 20, 59, 182 Hopkins, Michael 13, 150 Houben, Francine 167, 168 HplusF Architecture and Design 188 HS99 252, 253 Ibos, Jean Marc 109, 198 Intégral Ruedi Baur et Associés 200 Ito, Toyo 35, 36, 75, 76, 77, 78, 83, 88, 104 Jahn, Helmut 14, 56, 215, 244 Jefferson, Thomas 40 Kahn, Louis 36, 37 Karl VI. 27 Kéré, Diebedo Francis 212, 213 kirsch bremer artandarchitecture 109 Koolhaas, Rem 12, 57, 83, 106 Korb, Hermann 27, 28 KSP Jürgen Engel Architekten 134, 136 Labrouste, Henri 29, 32 Le Corbusier 30, 228 Lee Skolnick, Architecture + Design Partnership 59 LMN Architects 78, 154 Loudon, John Claudius 30 Lund, Søren Robert 59, 60 Lykouria, Yorgo 246 Macdonald, Angus Snead 42, 43 Magnusson Klemencic 78 Mazzanti, Giancarlo 14, 57, 194, 196 McKim, Charles 40 McKim, Mead and White 40, 58 Mecanoo 52, 95, 105, 166, 167, 168, 216, 217 Meyer, Scherer & Rockcastle 58 Michael Hopkins Architects 13, 150 Michelangelo 24, 25 Moore, Henry 244 Nadler, Judith 246 New Identity 109

Sansovino, Jacopo 24, 25 Santa Rita Arquitectos 206 SAPS 79 Sasaki, Mutsuro 78 Scamozzi, Vincenzo 24 Scharoun, Hans 35 Schattner, Karljosef 30 Schinkel, Karl Friedrich 32 Schmidt Hammer Lassen 57, 122, 123 Sheppard Robson 56 Siza, Álvaro 105, 192, 193 Skidmore, Owings and Merrill 36 Sloane, Hans 120 Smithmeyer, John L. 40 Snead und Co. 42 Søren Robert Lund Arkitekter 59, 60 Spofford, Ainsworth Rand 40 Stein, Carl 93 Straßburger, August Friedrich 30 Strayhorn, Robin 189 Sullivan, Louis 30 SVT 98 Tacke, Ludwig 28 Talsma, Alex 100 Team X 217, 226, 228 The Architects Collaborative 43 The World as Flatland 111 Thumb, Peter 27 T. R. Hamzah & Yeang 126, 127, 128, 129

Radcliffe, John 28 Rice+Lipka Architects 58, 61 Richärd + Bauer 13, 51, 190, 191 Richärd, Jim 191 Richardson, Henry Hobson 38, 39 Richini, Francesco Maria 25 Rogers, Richard 97 Ross Barney Architects 94 Rossi, Aldo 35 Safdie, Moshe 17 SANAA 14, 35, 54, 77, 78, 79, 238

Berlin, Germany Amerika-Gedenkbibliothek 37, 107 Bezirkszentralbibliothek, BerlinSpandau 117 Bezirkszentralbibliothek, BerlinTempelhof, Eva-Maria-Buch-Haus 112 Bibliothek am Luisenbad 44–45 Entwurf für die Berliner Staatsbibliothek 32 Ingeborg-Drewitz-Bibliothek, Berlin-Steglitz 118 Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, Humboldt Universität 14, 35, 36, 52, 53, 75, 83, 84–86, 89, 103, 115, 215, 232–237 Mittelpunktbibliothek, Berlin-Niederschöneweide 47–48 Philologische Bibliothek, Freie Universität Berlin 14, 55, 83, 89, 110, 111, 226–229 Staatsbibliothek zu Berlin, Tiergarten 10, 35 Staatsbibliothek zu Berlin, Unter den Linden 10, 110 Stadtteilbibliothek Heerstraße, Berlin-Spandau 118 ZLB – Zentral- und Landesbibliothek Berlin 108

Ungers, Oswald Mathias 35 Virilio, Paul 239 Vitart, Myrto 109, 198 Vitruvius Pollio 22 Von Zander Architektur & Design 108 Walther Mory Maier 79 Walton, Charles 16, 17, 59, 60 Weinbrenner, Friedrich 30, 35 Wheeler, Joseph L. 41, 42 Wiedemann, Christian 27 Wiedemann, Michael 26 Winsor, Justin 38, 39 Woolen, Molzan and Partners 91Wren, Christopher 28 Yi, Eun Young 164, 165

Birmingham, UK Library of Birmingham 166–171 Blankenburg (Harz), Deutschland Bibliothek im Schloss Blankenburg 27 Boston, Massachusetts, USA Boston Public Library 38, 40, 58 Cambridge, Massachusetts, USA Widener Library, Harvard University 102 Cambridge, UK Bibliothek des Trinity College 28 Camden, New Jersey, USA Camden County Library 17

OMA 55, 68, 77, 78, 82, 104, 105, 106, 107, 154, 155 Oyarzún, Gonzalo 58 Palladio, Andrea 28 Paredes Pedrosa Arquitectos 208 Parent, Claude 239 Pei Partnership Architects 130 Pelz, Paul J. 40 Perrault, Dominique 36 Pereira, William 93 Perjovschi, Dan 112 Philipp II. 26 Piano, Renzo 97 Pine, Joseph 98 Ping, Fu 136 Polyform 110 Poole, William Frederick 38 Projektil Architekti 112, 113 Pusch, Oskar 141, 142, 143

Bedford, New Hampshire, USA Öffentliche Bibliothek 38

ORTSREGISTER Almada, Portugal Biblioteca Municipal de Almada 206–207 Almere, Niederlande Bibliothek 98 Amstelveen, Niederlande Bibliothek Amstelveen 98, 99

Cerritos, Kalifornien, USA Cerritos Millennium Library 13, 16, 17, 59, 60 Ceuta, Spanien Biblioteca Pública de Ceuta 208–211 Champaign, Illinois, USA Stadtbibliothek 94 Charlotte, North Carolina, USA ImaginOn: The Joe & Joan Martin Center 18, 20, 59, 182–183

Amsterdam, Niederlande OBA – Openbare Bibliotheek Amsterdam 13, 17, 50, 54, 55, 57, 58, 158–163

Chicago, Illinois, USA Joe and Rika Mansueto Library, University of Chicago 14, 56, 215, 244–247 Chicago State University Library 56 Regenstein Library 244, 245

Austin, Texas, USA Bibliothek für die Ingenieursstudiengänge, Universität Texas 14

Cincinnati, Ohio, USA Öffentliche Bibliothek 39

Bainbridge Island, Washington, USA Bainbridge Island Library 19 Baltimore, Maryland, USA Enoch Pratt Free Library 41, 42

Cottbus, Deutschland IKMZ – Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum, Brandenburgische Technische Universität 109, 110, 222–225

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Entwurfsatlas

Bibliotheken

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Nolan Lushington Wolfgang Rudorf Liliane Wong

Dieses umfassende Grundlagenwerk stellt in einem breiten systematischen Teil die entwurflichen, technischen und planerischen Voraussetzungen des Bibliotheksbaus dar. Spezialaspekte wie RFID, Orientierungssysteme, Lichtplanung oder besondere statische Anforderungen werden in eigenen Beiträgen von Experten aus Architektur und Bibliothekswesen erläutert.

BIBLIOTHEKEN

In vier Kategorien – Nationalbibliotheken, große öffentliche Bibliotheken, kleine öffentliche Bibliotheken, Universitätsbibliotheken – werden schließlich 34 internationale, wegweisende Projekte dokumentiert, die exemplarisch für neueste Entwicklungstendenzen des Bautyps stehen.

ENTWURFSATLAS

Der Bautyp Bibliotheken unterlag in den letzten zehn Jahren einem enormen Wandel. Meilensteine wie die Seattle Central Library von Rem Koolhaas oder die OBA in Amsterdam definierten den Typus komplett neu und spiegelten die Entwicklung vom elitären Bildungstempel hin zum öffentlichen Wohnzimmer. Mischformen zwischen Bibliothek und Kaufhaus oder Theater entstanden. Zudem ist die Allgegenwart elektronischer Medien im Entwurf zu berücksichtigen; jede neue Bibliothek enthält heute Bereiche komplett ohne Bücher.


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