INSIDE 2

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1. 2010 // Das Konzern-Magazin von ALPINE

down under

Die Unterinntaltrasse als Zukunftsvision von nachhaltigem Transport

PROJEKT

LEBENSRĂ„UME

CITY PORTRAIT

Nur keine Panik

EXPO Shanghai

Berlin


Unterinntaltrasse, Tirol / AT SEITE 14


03

// 1.2010

Editorial Liebe Leserinnen und Leser, jetzt sind es zwei. Ein halbes Jahr nach der ersten Ausgabe ist nun das eigentlich bedeutendere INSIDE erschienen. Damit wird unser Magazin erst zur Serie. Serie heißt, die Feuerprobe ist bestanden, das viele Feedback wurde aufgenommen, Gutes verbessert, weniger Gutes weggelassen und aufgrund der unzähligen spannenden Themen haben wir von 52 auf 56 Seiten aufgestockt. Serie heißt auch, der Anspruch nimmt zu und die Latte wird mit jeder neuen Nummer ein wenig höher gelegt. Und diese wachsende Hürde müssen wir bei immer gleichem Anlauf nehmen.

Andreas Eder ALPINE Marketingleitung

Da kann man von Glück reden, dass wir das als Bauunternehmen gewöhnt sind. Überhaupt gewöhnt man sich beim Bauen an vieles. Man nimmt widrige Umstände ohne Murren zur Kenntnis, man erträgt viel Zeit weit weg von zuhause, technische Probleme bringen einen irgendwann nicht mehr aus der Fassung. Was dagegen nie zum Alltag wird, sind die Momente, in denen man vor einem fertigen Bauwerk steht und für einen kurzen Moment erahnt, welche Bedeutung die eigene Arbeit hat. Wenn man Tag für Tag über Jahre hinweg an einer Staumauer arbeitet, hat man keine Vorstellung von der Dimension des Projektes. Während man Meter für Meter in einen Berg graben muss, bleibt keine Zeit zum Durchatmen und Abstandnehmen. Aber am Ende steht man da. Das eigene Projekt vor Augen. Und man fühlt, was man geschaffen hat. Über die vielen Wege zu diesem Gefühl schreiben wir. Über die Projekte, die dahinterstehen, berichten wir. Wir wollen, dass Sie teilhaben an diesen Erfahrungen. Steigen Sie mit uns hinunter nach „downunder“. Bei der Errichtung der Unterinntaltrasse herrschen eigene Gesetze. Dort wurde im wahrsten Sinne des Wortes unter Hochdruck gearbeitet, um erfolgreich Teil eines europäischen Megaprojektes zu sein. Oder bewegen Sie sich mit uns in die andere Richtung, nach oben in einen Kran, der meterweit im Wind schwankt. Ich garantiere Ihnen, dieses Gefühl werden Sie nie vergessen. Wir gewähren Ihnen in dieser Ausgabe wieder tiefe Einblicke in die nach außen hin still wirkende Welt des Bauens. Still im Sinne von unaufdringlich, selbstverständlich und am Boden geblieben. Was wir schaffen, ist echt, Sie können es bei jedem Schritt, den Sie machen, angreifen. Aber auch an dem, was nicht konkret greifbar ist, bauen wir. Wie geht’s weiter mit Energie und Umwelt? Was ist heute modern und morgen eine Belastung? Was kommt als Nächstes? Lernen Sie mit uns die kennen, die darüber nachdenken. Die sollten Sie vielleicht nicht zwingend angreifen. Sie erfahren auch so, wie sie arbeiten und was sie antreibt. Zur Entspannung laden wir Sie dann noch in unseren Wellnessbereich ein. So völlig unterschiedlich die zwei vorgestellten Projekte auch sein mögen, sie haben das gleiche Ziel: Menschen Erholung und Entspannung zu ermöglichen. Die Therme Oberlaa und das Tauern Spa Kaprun erzeugen Sehnsucht. Fahren Sie hin, sobald wir damit fertig sind. Oder besuchen Sie mit uns Berlin. Gewinnen Sie einen Eindruck von dieser bewegten Metropole in unserer neuen Rubrik „City Portrait“. Dort werden Sie in den nächsten Ausgaben eindrucksvolle Städte finden, die für uns eine wichtige Rolle spielen. Zum Schluss können Sie noch einen Abstecher nach Shanghai zur expo 2010 wagen. In diesem Fall liegt Chinas bedeutendste Industriestadt ja nur acht Seiten neben Berlin. Ein paar Themen dürfen Sie noch selbst entdecken. Mein Platz ist aufgebraucht. Wieder viel Vergnügen dabei.


// INHALT Das Konzern-Magazin von ALPINE

Weitere Inhalte im Web aktuell auf

Ausgabe 2 / Mai 2010

INSIDE.alpine.at

INTERVIEW

06

Der Baumensch hat Charakter

MARKT

10

Allianz von Staat und Privat

PROJEKT

14

Down Under

19

Einblicke

20

Nur keine Panik

24

Die Kraft des Wassers

27

Expat // Neu Delhi

28

Gute Aussichten

32

Eine bessere Basis

34

Mr. Spock und Shanghai als Lichtgestalten

37

Einblicke

38

Stecker rein, Licht an

40

Nur eine Frage der Zeit

42

Berlin oder der Sand der Dinge

47

Einblicke

INNOVATION

48

Tal der Almen

RESSOURCEN

50

Nur für Hartgesottene

UMWELT

52

Trennung mit Zukunft

54

Erbauliches // Mut zur Lücke

54

Impressum

UNTERNEHMEN

LEBENSRÄUME

TECHNOLOGIE

CITY PORTRAIT

Ü


05

// TOP-THEMEN

Unterinntaltrasse

Down Under

Die Unterinntaltrasse ist Teil einer atemberaubenden eisenbahnerischen Zukunftsvision: der Achse Berlin – Palermo. Der größte Teil der Trasse wird – zur Freude der transitgeplagten Bevölkerung - unter die Erde verlegt. Die Anforderungen für Mensch und Maschine sind enorm.

14 Sportstättenbau

Nur keine Panik

Freude, Begeisterung und Spaß machen einen Stadionbesuch zum Genuss – leider kommt es immer wieder zu verheerenden Zwischenfällen auf Grund von Massenpanik. Experten erforschen die Unfallursachen und entwickeln bauliche Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit in Stadien.

20 wellness

Die Kraft des Wassers

Die Wellnessbranche profitiert von der globalen Krise. Immer mehr Menschen suchen in kurzen Auszeiten Entspannung und Erholung vom Alltag. In Salzburg und Wien entstehen derzeit zwei hochmoderne Wohlfühloasen, in denen die besondere Kraft des Wassers ganzheitlich genutzt wird.

24 Weltausstellung

Lichtgestalten

Seinerzeit war es eine technische und kunsthandwerkliche Leistungsschau, heute liegt der Fokus auf einer integrierten und nachhaltigen Entwicklung der Städte und ihrer unmittelbaren Umgebungen. „Better City, better Life“ ist das Motto der diesjährigen Weltausstellung, die in Shanghai stattfindet.

34 city portrait

Berlin

Berlin als Metropole steht vor allem für eins – stetige Veränderung. 28 Jahre lang war die Stadt geteilt und Westberlin eine Enklave mitten in Ostdeutschland. 20 Jahre nach der Wiedereröffnung des Brandenburger Tors zeigt sich die Stadt an der Spree schillernd und vielseitig wie eh und je.

42


06

// INTERVIEW

» Der Baumensch hat Charakter« INTERVIEW Seit drei Jahren leitet Werner Watznauer die ALPINE Holding. Er ist Techniker, Kosmopolit und Familienmensch. Das prädestiniert ihn, die internationale Weiterentwicklung des österreichischen Bauunternehmens mit spanischer Mutter weiter voranzutreiben. // claudia lagler

Sie leiten seit drei Jahren die ALPINE Holding. Was hat Sie gereizt, diese Aufgabe zu übernehmen? Die Aussicht, nach Österreich zurückzugehen und ein großes Bauunternehmen mit einer spanischen Mutter zu leiten und dabei wirklich etwas umsetzen zu können. Diese Mischung aus Internationalität und Österreich liegt mir. Gerade im internationalen Geschäft sehe ich für ALPINE noch viel Potenzial. Was fasziniert Sie am Baugeschäft? Ich war schon als Kind mit meinem Vater, einem gelernten Ingenieur, auf vielen Baustellen. Er hat uns Kinder für Technik begeistert. Beim Bauen kann man unheimlich viel bewegen. Mein Vater hat immer zu mir gesagt: Du kannst alles erreichen, sei freundlich und bestimmend. Dieser Satz ist so etwas wie ein Lebensmotto für mich geworden. Sind Sie eher ein Teamplayer oder ein Einzelkämpfer?

Ein Einzelkämpfer bin ich bestimmt nicht. Manchmal braucht es die zwar auch, aber ich habe immer mit anderen Leuten ein Team gebildet und gute Erfahrungen damit gemacht.

nen zunehmend die Bedeutung von Kommunikation und organisieren uns inzwischen auch dahingehend absolut professionell. Wobei wir uns in erster Linie auf die Markenkommunikation konzentrieren und nicht auf die einzelner Personen.

Was ist für Sie persönlich Erfolg? Meine für mich, aber auch für das Unternehmen gesteckten Ziele zu erreichen und damit erfolgreich zu sein. Da geht es nicht so sehr um Geld und Karriere, sondern um den Spaß an der Arbeit und die Tatsache, dass man morgens gerne ins Büro geht. Stehen Sie gerne in der Öffentlichkeit? Das ist für mich nicht vordergründig, aber ich bin nicht öffentlichkeitsscheu. Bei ALPINE fällt mein Name in der Öffentlichkeit bewusst weniger. Als Bauunternehmen sind wir naturgemäß nicht in gleichem Maß extrovertiert wie andere Konzerne zum Beispiel aus der Konsumgüter- oder der Automobilbranche. Aber auch wir erken-

ALPINE gehört seit 2006 zum spanischen FCC-Konzern. Was macht denn den Unterschied zwischen Spanien und Österreich im Management aus? Ein spanisches Unternehmen ist in der Unternehmensführung weniger starr. Man verfolgt so wie wir sehr genau die festgelegten Ziele, kann aber – symbolisch gesprochen zwischendurch auch einmal den vorgesehenen Weg verlassen. In Österreich gibt es eine sehr klar vorgegebene Agenda, an die wir uns etwas weniger flexibel halten. Beide Philosophien entsprechen den Kulturen. Das soll auch so sein. Wie weit sind die beiden Unternehmenskulturen von FCC und ALPINE schon zusammengewachsen?


07


08

// INTERVIEW

»Du kannst alles erreichen, sei freundlich und bestimmend.« Wir sind auf einem guten Weg. Unser Anspruch an Kommunikation und ethische Grundsätze ist derselbe. Was unsere Werte angeht, sprechen wir eine Sprache. Ich verstehe meine Tätigkeit auch als Diplomat zwischen den unterschiedlichen Kulturen, weil ich beide Seiten sehr gut kenne. Die Mitarbeiter der FCC zähle ich ebenfalls zu meinen Kollegen. ALPINE bleibt trotz spanischer Mutter eine österreichische Baufirma. Wir haben Spitzen-Mitarbeiter und ein ausgezeichnetes Fachwissen. ALPINE-ENERGIE ist heute eines der größten Tochterunternehmen. Wie wichtig wird das Geschäftsfeld in Hinkunft sein? In den Energiebereich wird viel investiert werden. Wir haben eine Verantwortung für künftige Generationen und müssen stärker auf erneuerbare Energie setzen. Auf diesem Gebiet verfügen wir über viel Erfahrung und werden hier weiter wachsen. Gibt es eine Strategie zur Diversifikation von ALPINE? Es gibt dahingehend eine Strategie. Neue Märkte werden nicht

erschlossen, sondern bestehende gefestigt und ausgebaut. Wir sehen uns auch laufend neue Marktfelder mit Potenzial an. Aber eine Ausweitung der Tätigkeiten weg von der Baubranche wird es nicht geben. Wir werden eine Baufirma bleiben. Wo sehen Sie Potenzial für künftiges Wachstum? Der Energiesektor hat, wie schon gesagt, großes Potenzial. Wir sehen in vielen Ländern innerhalb Europas gute Chancen. Mit unserer Tochter ALPINE-ENERGIE wollen wir uns auch verstärkt dorthin entwickeln. Märkte wie China oder Indien sind zwar interessant, aber da werden wir weiterhin nur präsent sein, wenn es sich rechnet. Die Margen in der Baubranche lassen nur sehr wenig Spielraum zu. Wo soll ALPINE in zehn Jahren stehen? ALPINE wird mit einer starken österreichischen Basis die internationalen Aktivitäten ausweiten und in mehr artverwandten Sparten als jetzt tätig sein. Es gibt ein paar Geschäftsfelder, die wir momentan noch nicht bearbeiten.

Internationalität ist für Sie eine Selbstverständlichkeit. Sie sprechen mehrere Sprachen, haben lange Zeit in verschiedenen Ländern und Weltregionen gearbeitet, wurden in Chile geboren. Was hat Ihre Familie nach Südamerika gebracht? Meine Mutter ist Chilenin. Mein Großvater war deutscher Konsul und Präsident des Deutschen Andenvereins in Chile. Wir sind schon als kleine Kinder Skifahren gegangen – in den Anden. Als ich 14 Jahre alt war, ist meine Familie nach Tirol übersiedelt. Ich fühle mich als halber Österreicher und als halber Südamerikaner. War die Übersiedlung damals ein Kulturschock für Sie? Nein, wir sind sehr offen erzogen worden und haben mehrere Sprachen gesprochen. Ein Schock war der Dialekt in Tirol. Ich hatte zwar Deutsch gelernt, aber in Innsbruck nichts verstanden. Wenn Sie von einem jungen Menschen gefragt werden, welche Ausbildung er machen soll: Was würden Sie raten?


09

Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, dass Bauingenieur unglaublich interessant ist. Man kann weltweit arbeiten und viel bewegen. Das Umsetzen einer Baustelle verlangt viel technisches Wissen, aber auch eine gute Menschenkenntnis. Der Baumensch hat Charakter. Da ist es manchmal gar nicht einfach, so eine Mannschaft zu führen. Außerdem braucht man Sprachen, Sprachen, Sprachen.

hinaus. Wir sind auch ständig bemüht, die Standards zu verbessern, und verzeichnen inzwischen stark rückläufige Zahlen bei unseren Unfallstatistiken. Die Bauwirtschaft sollte sich aber zusammentun und gemeinsam für das Thema mehr Sensibilität schaffen. Welchen Stellenwert hat soziale Sicherheit im Unternehmen?

Wir haben die Verantwortung dafür, dass unsere Mitarbeiter am Abend wieder gesund nach Hause kommen. Wenn etwas passiert, ist meistens eine kleine Unaufmerksamkeit die Ursache für den Unfall. Das kann man nie zu 100 Prozent verhindern, aber bestimmt zu 99 Prozent.

Einen sehr großen Stellenwert. Wir brauchen für die Arbeit am Bau, aber auch für die Verwaltung gut ausgebildete Personen mit Erfahrung. Wir haben Menschen im Unternehmen, die seit 30 Jahren bei uns sind. Das beeindruckt mich sehr. Es sind die Mitarbeiter, die unseren Umsatz machen: die Baggerfahrer, die Poliere oder die Arbeiter auf dem Lagerplatz. Das braucht vollen Einsatz, wenn Sie unter widrigsten Umständen Enormes für die Firma leisten - da kann ich nur sagen: Hut ab!

Gibt es Unterschiede im Sicherheitsbewusstsein in den verschiedenen Ländern?

Bekommen diese Facharbeiter für ihre Leistung genügend gesellschaftliche Anerkennung?

Als international tätiges Unternehmen haben wir natürlich ein sehr hohes Sicherheitsbewusstsein. Das ist keine Frage von kulturellen Unterschieden. Da trägt nicht nur jeder Arbeiter Helm, Arbeitskleidung und Sicherheitsschuhe, es gibt zahlreiche Maßnahmen darüber

Die Öffentlichkeit unterschätzt den Bau meiner Meinung nach völlig. Wenn Sie heute ein 57 Kilometer langes Gotthard-Tunnel-Projekt oder einen Kraftwerksbau wie Tsankov Kamak sehen: Das sind Spitzenleistungen. So was wird von der Gesellschaft viel zu wenig be-

Sie gelten als jemand, der der Arbeitssicherheit einen sehr hohen Stellenwert beimisst. Warum ist Ihnen das Thema so ein Anliegen?

achtet. Da stehen alltägliche Dinge leider viel mehr im Mittelpunkt. Was ist Ihnen privat wichtig? Ich bin ein Familienmensch. Verheiratet bin ich mit einer Venezolanerin und habe vier Kinder. Teile meiner Familie leben in Chile, Venezuela, Deutschland, Spanien und Brasilien. Alle unsere Urlaube werden genützt, die weit verstreuten Verwandten zu besuchen. Welche Stärken haben Sie? Ich bin sehr gerne Techniker, kann Leute motivieren und gut kommunizieren. Und was ist Ihre größte Schwäche? Ich bin nicht sehr geduldig. Danke für das Gespräch! //

Werner Watznauer wurde 1958 in Chile geboren und kam im Alter von 14 Jahren nach Österreich. In Innsbruck absolvierte er die HTL und ein Studium an der Technischen Universität Innsbruck. Für den deutschen Preussag Konzern war er viele Jahre international in leitenden Positionen im Bau- und Energiebereich tätig. Er arbeitete und lebte unter anderem mit seiner Familie in Spanien, Italien, Chile, Venezuela, Tunesien und Frankreich, bevor er im September 2007 Geschäftsführer der ALPINE Holding GmbH wurde.


10

// MARKT

Allianz von Staat und Privat PRIVATE PUBLIC PARTNERSHIP PPP müssen sich in Österreich erst ihre Sporen verdienen. Trotz erfolgreicher Infrastruktur-Projekte steht die öffentliche Hand auf der Bremse. Staatliche Budgetkürzungen könnten die Lage weiter verschärfen. // Ingrid Krawarik

i

n Österreich wird Neues von Haus aus skeptisch betrachtet. Oft wird lieber auf altbewährte Muster vertraut, als die Angst vor dem Unbekannten zu überwinden. Diese Einstellung ist für PPP-Projekte nicht gerade förderlich. Sind doch Public Private Partnerships eine in heimischen Gefilden mit Argusaugen betrachtete Alternative, Infrastruktur-Projekte zu realisieren. Es gibt schlichtweg noch zu wenig fertig gestellte Vorhaben, um Erfahrungswerte abzuleiten.

gestellt, der zeitliche Rahmen und das Kostenziel von 933 Millionen Euro wurden exakt eingehalten“, erzählt Anton Leidinger, Geschäftsführer der Bonaventura Straßenerrichtungs-GmbH, an der unter anderem ALPINE beteiligt ist. Jetzt muss sich der Verkehr an die neue Route gewöhnen und sie annehmen, denn nur dann kann sich Bonaventura refinanzieren. 30 Jahre wird die Bonaventura die Strecke für die ASFINAG betreuen und dafür ein Verfügbarkeitsentgelt kassieren, danach werden Autobahn und Schnellstraßen an die öffentliche Hand übergeben..

International und national erfolgreich Kosten im Griff

In anderen europäischen Staaten haben PPP einen weitaus höheren Stellenwert. Großbritannien gilt als Vorreiter. Dort ist aktuell der Ausbau der Autobahn M25 mit einem Projektvolumen von zwei Milliarden Euro mittels PPP geplant. Auch das Nachbarland Slowakei hat sich mit Elan dem PPP-Gedanken verschrieben: 52 Autobahn-Kilometer für 1,4 Milliarden Euro wird Bauriese Granvia errichten. Eines der erfolgreichsten heimischen Projekte der vergangenen Jahre ist wohl das PPP Ostregion (Projekt Y), bestehend aus der Autobahn A5 (Abschnitt bis Schrick) sowie den Schnellstraßen S1 und S2, die Anfang Februar fertig wurden. „Wir haben dieses Projekt punktgenau fertig

Aufgrund drohender Budgetkürzungen, die auch den bereits geplanten Infrastrukturausbau der österreichischen Straßen stark einschränken, macht es durchaus Sinn, verstärkt über eine mögliche Einbindung privaten Kapitals zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben nachzudenken. Von Vorteil ist, dass die Finanzierungs- und Erhaltungskosten bei PPP-Projekten genau aufgegliedert sind. Das bedeutet, dass die Wahrheit über tatsächliche Kosten viel früher ans Licht kommt als bei funktionalen Ausschreibungen. Jede Leistungsänderung kostet eine Lawine. „Die Lebenszykluskosten von Projekten, also die Bau- und Erhaltungskosten, werden


11

im öffentlichen Bereich sehr selten ausgerechnet, bei PPP ist das ein Muss“, weiß Infrastrukturexperte Erich Thewanger, Partner der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Eine Planungsrechnung sowohl von privater als auch öffentlicher Hand zwingt nicht nur die partizipierenden Partner genau festzulegen, was gebraucht wird, sondern zeigt auch schwarz auf weiß die Einsparungen, die durch PPP erzielbar sind. So lag etwa das Angebot für die A5 um 168 Millionen Euro unter der Schätzung der ASFINAG.

Die Wahrheit über tatsächliche Kosten kommt viel früher ans Licht. Langfristige Qualität

Während Schulen und Krankenhäuser weitaus weniger finanzielle Mittel verschlingen, wird beim Straßen-,

Tunnel- und Schienenausbau ordentlich viel Geld in die Hand genommen. Dazu kommt, dass auf einen sehr langen Zeitraum vorausgeplant werden muss. „Bei einem Straßenbauprojekt auf 30 Jahre wird mit ganz anderer Qualität gebaut. Es ist ja nicht im Sinn des Betreibers, jährlich Ausbesserungsarbeiten durchzuführen. Die A5 wird sicher 15 bis 20 Jahre ohne große Nachbesserungen auskommen“, konstatiert Thewanger. Lukrative Chancen in Osteuropa

Das PPP Ostregion ist für ALPINE, bei der sich seit 2008 ein eigenes Project Investment Team um PPP kümmert, nur eines von vielen. „Aktuell sind wir an zehn Projekten beteiligt, unter anderem in Österreich, Deutschland, Russland, wo wir ein Teilstück der Autobahn M1 von Moskau nach Minsk miterrichten, und in der Slowakei. Dort sind 30 Kilometer Autobahn mit 20 Tunnelkilometern in Milliardenhöhe geplant“, erklärt Christian Trattner, zuständiger Geschäftsführer im ALPINE Konzern. Große Möglichkeiten für PPP sieht Jörg Arndt, Abteilungsleiter des Project Investment Teams, in Europa: „Und da vor allem in Deutschland und Osteuropa. Gerade im Verkehrswegebau, Hochbau und im Energiesektor bieten sich eine Reihe von attraktiven Möglichkeiten, bei denen wir dabei sein möchten.“


12

// MARKT

auskömmliche Rendite, die im Verhältnis zum genommenen Risiko stehen sollte.

Alles lässt sich managen Professionelles

Erfolg von PPPProjekten ausschlaggebend. Risiken müssen im Vorfeld genau kalkuliert, Alternativen rechtzeitig entwickelt werden.

Doch sind gerade solche Mega-Projekte nicht vor Problemen gefeit. Für den Staat ist es natürlich budgetschonend, wenn das Baurisiko vom privaten Partner übernommen wird. Dieser muss allerdings die Kosten im Griff haben. Nicht immer ist alles planbar. Die Bauarbeiten zur A5 wurden durch einen nicht vorhersehbaren harten Winter 2008/2009 unterbrochen. Betonund Erdarbeiten konnten wegen des gefrorenen Bodens nicht durchgeführt werden. Der Zeitverlust wurde allerdings kompensiert. Gefahren sind von Land zu Land verschieden. In Dänemark, wo eine neue Autobahn um 270 Millionen Euro mittels PPP gebaut werden soll, rücken Klimaerwärmung und das Ansteigen des Meeresspiegels in den Fokus. Jedes Risiko lässt sich grundsätzlich managen, wenn man es früh genug erkennt oder bereits Alternativen parat hat, damit zeitgerecht Maßnahmen zur Rettung des Projekts gesetzt werden. Eine verspätete Fertigstellung hätte Bonaventura um die bereits kalkulierten Einnahmen gebracht. Neben dem Risiko der Baukosten hat das Konsortium als Betreiber nämlich auch das Verkehrsrisiko über. Langer Atem gefragt

Auch die Finanzierung solcher Projekte sollte gut überlegt sein. Vieles lässt sich auch hier vorausplanen. „Die Finanzierungskosten sind eingefroren, die Baukosten hat man eigentlich auch im Griff, der einzige wackelige Faktor ist die Entwicklung des Projekts. Das Mehrkostenpotenzial wird durch laufende Effizienzsteigerungen gefressen, was man heute zur Verbesserung von technischen Standards plant, kostet 15 Jahren später bereits weniger“, erklärt KPMG-Experte Thewanger. Reich wird man durch solche Mega-Projekte jedenfalls nicht. Das Ziel ist eine

grösste PPP in Europa

Interessen prallen aufeinander

Dass sich in Österreich noch keine große Fangemeinde für PPP-Infrastrukturprojekte gebildet hat, liegt wohl vor allem an der Skepsis, dass sich solche Vorhaben im Gegensatz zu konventionellen Ausschreibungen auch wirklich rechnen. Der Rechnungshof konnte bei der Prüfung des PPP Ostregion den angegebenen Vorteil im Ausmaß von knapp 168 Millionen Euro weder bestätigen noch widerlegen. Der echte Gewinn von PPP-Projekten ist neben dem kostengünstigeren und effizienteren Arbeiten auch der Zwang zur Planungssicherheit. Laut einer dänischen Studie wird von Unternehmen bei Angeboten oft bis zu 30 Prozent unterbudgetiert. Wer als Betreiber bei PPPProjekten zu wenig finanzielle Mittel einkalkuliert, legt sich selbst herein, weil die Mehrkosten in der Folge selbst zu tragen sind. Doch es gibt auch jede Menge Ängste, die wegen PPP geschürt werden. In der Personalvertretung grassiert die Angst, dass Jobs verloren gehen, weil die öffentliche Hand das Zepter aus der Hand gibt und die Verantwortung für Infrastrukturvorhaben an private Unternehmen weiterreicht. Gleichzeitig besteht die Furcht, etwas tun zu müssen, das man nicht kennt. PPP-Projekte erfordern komplexe Verträge und rechtliche Darstellungen, die sehr viele Ressourcen benötigen. Auch die Transaktionskosten im Vorfeld werden immer wieder als Nachteil aufgeführt. Standardverträge würden vieles erleichtern und auch die Kosten herunterschrauben.

// in Mrd. €

Metro Thessaloniki, Phase 1 / 2005

€ 0,80

Segarra Garrigues Bewässerungsprojekt, Katalonien / 2002

€ 0,80

Autobahn A2, Nowy Tomysl – Konin / 2004

€ 0,84

Autobahn A5 Ostregion / 2006

€ 0,85

Szekszard – Boly – Pecs, Straße / 2007

€ 0,86

Autobahn Brescia – Milano, Mautstraße / 2005

€ 0,86

Stadt Devavanya, Sportstätten / 2007

€ 0,89

Quelle: Public Private Finance

Risikomanagement ist für den

Straßen Corinth – Tripoli – Kalamata & Lefktro – Sparta / 2008

€ 1,00

Straßen Corinth – Tripoli – Kalamata & Lefktro – Sparta / 2007

€ 1,00 € 1,20

HSL Zuid Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke / 2001

€ 1,30

Oosterweel Verbindungsstück / 2004

€ 1,35

Stadt Csurgo, Sportstätten / 2007

CSB Mautstraße / 2007

€ 2,10

Brücke über die Straße von Messina / 2006 Mrd. €

0,5

1,0

1,5

2,0

€ 3,00 2,5

3,0

3,5


13 Spanien

SHORTCUTS

Frankreich Italien

PPP in Europäischen ländern

Irland

PPP Betreibermodell

Griechenland

Der private Auftragnehmer ist für

Deutschland

Planung, Errichtung, Betrieb und

Belgien

Finanzierung des Infrastrukturprojek-

Niederlande

tes verantwortlich und trägt das volle

Polen

wirtschaftliche Risiko.

Quelle: Public Private Finance

Österreich Finnland

PPP Konzessionsmodell

Bulgarien

Das Privatunternehmen übernimmt

Ungarn

das wirtschaftliche Risiko der Errich-

Zypern

tung, erhält aber im Gegenzug das

Portugal

Recht eingeräumt, sich Kosten und

Andere Länder

Gewinn über Entgelte von den Nutzern zu refinanzieren. Eigentümerin der Anlage bleibt die öffentliche Hand.

PPP Kooperationsmodell

JÄHRLICHE ENTWICKLUNG VON PPP € 25.000

Staat und Privatunternehmen gründen

// in Mio. €

ein gemeinsames Unternehmen, in das die Partner ihre unterschiedlichen Kompetenzen einbringen.

21.849

€ 20.000

10 sec.

Partnership (PPP) realisiert. Dabei

7.353

6.237

8.236 4.958

2001-2004

Großbritannien

2005

2006

übriges Europa

Ein weiteres Problem der öffentlichen Hand als Auftraggeber bei Infrastrukturprojekten wie der PPP Ostregion ist die Dauer des Vertrags. „30 Jahre sind ein klarer Nachteil. Die ASFINAG hat praktisch in Bausch und Bogen eine Dienstleistung gekauft, die jetzt Geld bringen muss. Die Autobahn muss von uns betreut, die Frequenzen eingehalten werden und die Qualität gesichert sein. Für 51 Kilometer Autobahn ist das schon ein enormer Aufwand“, bringt es Herbert Kasser, Generalsekretär des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT), auf den Punkt. Zukunftsmusik

Geht es nach Kasser, dann sollte es zwar PPP geben, aber in deutlich abgespeckter Form. „Ich würde PPP in puncto Verantwortung, Zuständigkeit und Finanzierung schlanker machen, aber gleichzeitig die Vorteile, wie den fixen Preis sowie planerische und ausführende Freiheiten,

2007

2008

Quelle: Public Private Finance

7.367 7.987

zunehmend als Public Private 10.698

8.918

€ 10.000

€ 5.000

Infrastrukturprojekte werden

14.111

€ 15.000

// PPP

steht PPP für eine vertraglich geregelte Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Privatwirtschaft, bei der beide Partner ihre Stärken in das Projekt einbringen. Planung, Finanzierung, Errichtung und Betrieb des Projektes werden je nach Modell unterschiedlich verteilt.

nutzen. Die Möglichkeit einer Eigenkapitalfinanzierung sollte ebenfalls gegeben sein. So ein Modell muss aber erst entwickelt werden.“ In Österreich werden PPP-Projekte nicht aufzuhalten sein. Zu verlockend ist die Tatsache, dass gerade in angespannten wirtschaftlichen Zeiten und gähnend leeren Staatsbudgets private Unternehmen als Finanziers, Bauherren und Betreiber einreiten. Für Private sind PPP eine fast einzigartige Möglichkeit, an solche staatlichen Megaprojekte überhaupt heranzukommen. Es ist allerdings sehr wahrscheinlich, dass sich der Siegeszug der PPP zuerst auf Länderebene ausbreitet. In Niederösterreich wird das PPP Maissau sozusagen als Pilotprojekt im Sommer den Startschuss für eine Reihe von PPP-Infrastrukturprojekten geben. Auch die Landesregierungen von Salzburg, der Steiermark und Oberösterreich stehen bereits in den Startlöchern. //


14

// PROJEKT

down under


15

‚U-BAHN‘ Die Errichtung der Unterinntaltrasse ist mehr als nur ein ambitioniertes Bahnbauprojekt. Sie ist Teil einer Zukunftsvision von nachhaltigem und lärmarmem Transport. // Michael Kriess // melanie müller


16

// PROJEKT

Den Autofahrern bietet sich auf der A12 eine aufsehenerregende Kulisse.

w

enn eines der gegenwärtig größten Bauvorhaben Österreichs Mitte 2012 zum Abschluss kommt, wird davon so gut wie nichts zu sehen sein. Denn die Zukunft der Bahn liegt - im Tiroler Unterland zumindest - unter der Erde. Der Name Unterinntaltrasse ist also gleich doppelt Programm für die 41 Kilometer lange Strecke zwischen Kundl und Baumkirchen, verläuft diese doch zu mehr als 80 Prozent unterirdisch.

Das Herzstück des Eisenbahnkorridors Berlin – Palermo ist die Querung der Alpen. Will man sich einen Eindruck verschaffen, wie viel Aufwand für so ein richtungsweisendes Projekt betrieben, wie viel Material bewegt werden muss, braucht man nur den entsprechenden Abschnitt auf der Inntalautobahn zu passieren. Über

viele Kilometer ragen Maschinen, Kräne und gewaltige Hügel in den Himmel, lagern riesige Bauteile links und rechts des Inns. Nachts werden sie von Scheinwerfern hell erleuchtet, denn hier wird Tag und Nacht gearbeitet. Querung der Alpen als Mammutprojekt

Das Projekt Unterinntaltrasse ist Teil einer atemberaubenden eisenbahnerischen Zukunftsvision: der Achse Berlin – Palermo. Leistungsfähig und vor allem umweltfreundlich soll sie Wirtschafts- und Bevölkerungszentren des Kontinents verbinden. Die Querung der Alpen mit dem Mammutprojekt Brenner-Basistunnel ist das Herzstück dieses europäischen Kraftaktes, die nördliche Zulaufstrecke des künftigen Tunnels durch das Inntal bislang dessen „Flaschenhals“. Mehr als 300 Züge verkehren täglich auf der zweigleisigen Strecke. Künftig soll diese Situation durch eine Verdoppelung der Gleisanzahl entschärft wer-

den. Damit dies nicht auf Kosten der ohnehin nicht gerade mit Ruhe verwöhnten Bevölkerung des Unterinntals erfolgt, wird ein Großteil der Trasse unter die Erde verlegt. Eine enorme Erleichterung für die Bewohner, die bislang unter dem Lärm der durchs Tal donnernden Güterzüge leiden – und eine immense Herausforderung für die Ingenieure. traSSenführung im zweiten UntergeschoSS

Bestes Beispiel dafür ist die dreistöckige Verkehrsführung im Bereich Stans. Dort verläuft die Neubaustrecke sozusagen im zweiten Untergeschoß, denn der bestehende Westbahntunnel liegt bereits unterhalb der überirdisch geführten Autobahn. Während der Bauarbeiten mussten die Fahrbahnen zeitweise verlegt werden. Eine bauliche Maßnahme, die mit viel Verantwortung verbunden ist, wie Peter Geisler, der Projektleiter des Bauloses H4/3 Stans, anmerkt: „Da gehört auch die Befahrung und Überprüfung dieses Autobahnabschnittes dreimal täglich


17 dazu.“ Schließlich ist man auch für die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer auf der A12 zuständig, die nicht ahnen, welche Arbeiten tief im Erdreich unter ihnen stattfinden.

gen Drehbewegung eine Zementsuspension injiziert. Durch die Vermischung der Suspension mit dem umliegenden Boden bildet sich ein Betonkörper.

Höchste Anforderung an

In Tirol wurden rund um den Tunnel Betonsäulen mit einem Durchmesser von 1,9 m produziert, um einen stabilen, wasserdichten Ring um das Gewölbeprofil zu erhalten. Diese teilweise bis zu 30 Meter tiefen Bohrungen stellen höchste Anforderungen an Mannschaft und Gerät. „Das Düsen in so großer Tiefe war nicht ganz unproblematisch“, gibt Eichinger zu Bedenken, „aber unser italienischer Partner ist Spezialist auf diesem Gebiet und war in der Lage, ein Projekt dieser Größenordnung auszuführen.“ Der ideale Säulendurchmesser wurde vorab auf einer eigenen Versuchsstrecke ermittelt. „Davor waren wir noch davon ausgegangen, dass ein Durchmesser von 1,5 Metern reichen sollte“, so Eichinger.

Mensch und Maschine

Alles ein Klacks gegen das, was sich 20 Meter unter der Asphaltdecke der Autobahn abspielt. Für den dort zu errichtenden 750 Meter langen Tunnel musste vorweg ein Schutzmantel in Form einer zwei Meter starken Betonschicht von der Oberfläche aus hergestellt werden. „Die Grundwassersäule ist dort 10 bis 15 Meter hoch, wir mussten sicherstellen, dass die Hülle wasserdicht ist. Dafür wurde das Düsenstrahlverfahren eingesetzt“, erklärt Wolfgang Eichinger – ein Mann, den 43 Jahre Berufserfahrung bei ALPINE Gelassenheit auch gegenüber herausfordernden Projekten gelehrt haben. An seinem Arbeitsplatz in Kematen bei Innsbruck gibt uns der Niederlassungsleiter von Tirol und Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft H4/3, wie das Baulos bei Stans offiziell heißt, einen Einblick in ein Bauverfahren, das in dieser Form erstmalig ausgeführt wurde. Das Düsenstrahlverfahren dient der Herstellung von Betonkörpern im Erdreich. Dabei wird – vereinfacht dargestellt – ein Loch in den Boden gebohrt und in dieses unter hohem Druck und mit einer gleichförmi-

Schichtdienst im Überdrucktunnel

Nachdem Wassereintritte beim Ausbruch des Tunnels nicht auszuschließen waren, erfolgte die Herstellung unter Druckluft. Diese Maßnahme brachte medizinische Tests und ganz spezielle Erfahrungen für die Arbeiter mit sich – 20-minütige Ein- und Ausgewöhnungsaufenthalte in den Schleusen etwa. „Außerdem hat eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit geherrscht und kör-

perliche Anstrengung wirkt sich im Überdruck noch stärker aus“, so Projektleiter Peter Geisler über die enormen physischen Herausforderungen. Um die Sicherheit der Mannschaft unter diesen Spezialbedingungen gewährleisten zu können, mussten einige Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. So sind etwa ausschließlich Arbeiter zwischen 21 und 50 Jahren für die Arbeit im Überdrucktunnel zugelassen. Die „Drucklufttauglichkeit“ eines jeden einzelnen Arbeiters muss vorab von einem Mediziner attestiert und die gesamte Mannschaft technisch und medizinisch speziell unterwiesen werden.

Insgesamt waren 21 verschiedene Verkehrsphasen notwendig.

Länge Baulos H4/3: 2.615 m Baubeginn: August 2005 Bauende: März 2010 Während normalerweise die Einteilung der Schichten recht flexibel gestaltet werden kann, beträgt die Maximalarbeitszeit im Überdruck acht Stunden pro Schicht. Nach 40 Wochenarbeitsstunden muss eine sogenannte Entsättigungszeit von 36 Stunden eingeplant werden, damit der Stickstoff, der sich im Blut durch den Überdruck sammelt, abgebaut werden kann. „Ein Notfall ist aufgrund all dieser Maßnahmen nie eingetreten!“, erklärt Geisler zufrieden.

Verknüpfungsstelle Stans – Wanne Jenbach


18 facts

// PROJEKT

& figures

Baulos A1 Gesamtbetonmenge: 290.000 m3 Länge Randwege: 69 km Länge Masse-Feder-System: 28,5 km Länge Feste Fahrbahn: 71 km Gesamtschienenlänge: 142 km Gesamtkabellänge: 1.130 km Gesamt LWL-Kabelrohrlänge: 1.040 km Gesamtlänge Löschwasserleitung: 34,7 km Lärmschutzwände: 31.300 m

2

Ausgestattete Technikgebäude: 42 Stk.

, inside.alpine.at

Vom Leitstand aus werden alle Arbeiten auf der Baustelle überwacht.

SHORTCUTS FESTE FAHRBAHN Als „Feste Fahrbahn“ wird die wartungsarme schotterlose Bauweise bezeichnet, deren Vorteile in der langen Lebensdauer, dem hohen Lastaufnahmevermögen, der Beständigkeit gegen Witterung und der exakten Gleislage (Genauigkeit +/– 1,8 mm) liegen und die mit zunehmender Geschwindigkeit der Züge an Bedeutung gewinnt.

Masse-Feder-System Das Masse-Feder-System ist ein bautechnisches Verfahren, bei dem die Übertragung von Erschütterungs- und Lärmemissionen, die von Schienen-

Wasser spielt bei der Realisierung dieses Projektes auch an anderer Stelle eine große Rolle. So kamen etwa bei den in offener Bauweise errichteten Tunnels eine Zeit lang auch Taucher zum Einsatz. Ihr Auftrag: Betonieren unter Wasser. Â Geringerer Erhaltungsaufwand und längere Nutzungsdauer

Für die Bahnbauer steckt die große Herausforderung darin, all die Erschütterungen und den entstehenden Lärm zu schlucken, wenn hier künftig Züge mit bis zu 250 Stundenkilometern unterwegs sind. Gernot Gassner, als Projektleiter des Ausrüstungsbauloses A1 verantwortlich für die Fertigstellung nach Abschluss der Rohbauarbeiten, erklärt uns die Aufgabe an sein Team: „Niemand soll bemerken, dass da unterirdisch ein Zug fährt. Die darüber wohnenden Menschen sollen weder Erschütterungen spüren, noch Geräusche hören.“ Dafür sorgen werden im Wesentlichen elastische Lager, auf die ein Betontrog mit der daraufliegenden Festen Fahrbahn gebettet ist. So besitzt dieser keine direkten Verbindungen zum Tunnelbauwerk, was eine Weitergabe von Vibrationen unterbindet. Fünf unterschiedliche sogenannte Masse-Feder-Systeme werden je nach erforderlichem Dämpfungsbedarf in den Tunneln eingebaut. Das System klingt einfach, ist allerdings „in einer solchen Größenordnung in Österreich noch nie angewendet worden“, wie Gassner betont. Insgesamt werden 68,7 Kilometer als Feste Fahrbahn ausgeführt. Eine Bauweise, die den Erhaltungsaufwand reduziert und eine längere Nutzungsdauer der neuen Trasse ermöglicht. Um nach Abschluss der Bauarbeiten die alte mit der bestehenden Trasse verbinden zu können, werden drei Verknüpfungsstellen hergestellt.

fahrzeugen ausgehen, auf ein Minimum reduziert werden. Dies kommt vor allem beim Eisenbahnbau in bewohnten Gebieten zum Einsatz. Durch die große träge Masse des Fahrbahntroges aus Beton im Zusammenspiel mit Sylomer Einzellagern (Feder) wird eine Schwingungsisolierung bewirkt.

Erschütterungen und Geräusche werden unterbunden. Der Zug soll unbemerkt unterirdisch verkehren.

All diese Arbeiten sicher und koordiniert ablaufen zu lassen ist eine logistische Meisterleistung. Im Sicherheits- und Logistikleitstand wird der möglichst reibungslose Ablauf auf der gesamten Baustelle überwacht. Er gewährleistet, dass der Aufenthaltsort jedes einzelnen

Arbeiters im Tunnel jederzeit bestimmt werden kann. Die Logistik wird zusätzlich von eigenen Lokomotiven unterstützt. Schnellere Zugverbindung mit weniger Lärmentwicklung

Angesichts derartiger Herausforderungen rücken für den Außenstehenden die grundlegenden Arbeiten – wie Errichtung der Strom-, Licht- und Luftversorgung im Tunnel – oft in den Hintergrund. Dabei liegen in den Tunnelröhren alleine 1.130 Kilometer Kabel für die Anlagentechnik, müssen 35 Schachtkopfgebäude, 7 Betriebsgebäude und 2 Rettungsportale, mehr als 10 Kilometer Rettungsstollen, sowie Hebezeuge, Brandschleusen oder Dammbalken er- und eingerichtet werden. Dazu kommen 6 Störfallbecken, die im Fall eines Zuggebrechens eine schnelle Reaktion ermöglichen und z. B. in großen Mengen auslaufenden Diesel kontrolliert auffangen können. Eine Auflistung, die sich beliebig lange fortsetzen ließe. Momentan erfolgt die Gleisverlegung, deren Tempo Gassner als „sehr sportlich“ bezeichnet. „Wir verlegen etwa einen Kilometer Feste Fahrbahn inklusive Gleis in der Woche“. Alles mit dem Ziel, die von den ÖBB geplante Inbetriebnahme der Strecke Ende 2012 sicherzustellen, die Anwohner zu entlasten und die Vision einer transeuropäischen Zugverbindung in nicht allzu ferner Zukunft Wirklichkeit werden zu lassen. //

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Inside 1.2009 / S. 10 berufstaucher


einblicke SEITE 24

Motivlage zum Wellness-Urlaub erholen und entspannen: 82 % verwöhnen lassen: 79 % genießen: 68 % etwas für den Körper tun: 53 % Wellnessurlauber wollen ihren Urlaub bewusst genießen und sich verwöhnen lassen. Gleichzeitig soll der Urlaub auch dazu dienen, Körper und Geist zu aktivieren und etwas für die eigene Gesundheit zu tun.

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kostet eine Currywurst bei „Konnopke’s“, der wohl berühmtesten Imbissbude im Stadtteil Prenzlauer Berg. 1960 hat Max Konnopke die Currywurst mit Ketchup nach geheimem Familienrezept in Ostberlin eingeführt. Seit 1976 führt Tochter Waltraud den Kiosk unter dem Viadukt der U2 in der Schönhauser Allee 44a.

SEITE 14 Transeuropäische Netze (TEN) sind ein Beitrag der EU zur Entwicklung des Binnennetzes. Das Projekt Nr. 1 bezeichnet die 2.200 km lange Hochgeschwindigkeitsstrecke von Berlin nach Palermo. Der Teilabschnitt Unterinntal weist das höchste Zugaufkommen der gesamten TEN-Strecke auf. Hier treffen der innerösterreichische OstWest-Verkehr und der internationale Nord-Süd-Verkehr aufeinander. SEITE 52

Die größte Asbestbaustelle Deutschlands Kaum eine bauliche Unternehmung der letzten Jahre hat für so viel Aufregung in der deutschen Hauptstadt gesorgt, wie der Abriss des Berliner Palastes der Republik. 200 t asbestverseuchtes Material mussten vor dem schrittweisen Rückbau von „Erichs Lampenladen“ entsorgt werden. Ende 2008 wurde der letzte Teil des Gebäudes entfernt, auf dem Gelände soll nun das „Humboldt-Forum“ entstehen.

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THE WORLD IS NOT ENOUGH Für den James-Bond-Film wurden 1999 Teile der Bohrinsel Neft Daşları im Exterior-Tank der englischen Pinewood Studios nachgebaut, da das Drehen am Originalschauplatz zu gefährlich war. Neft Daşları wurde 1948 als weltweit erste Bohrinsel von der damaligen Sowjetunion im Kaspischen Meer angelegt und gilt – obwohl bereits teilweise verfallen – immer noch als die wichtigste Ölförderanlage in Aserbaidschan.

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Eine Alm bezeichnet während der Sommermonate genutzte Bergweiden, sowie die dazugehörigen Wirtschaftsgebäude und sonstige Infrastruktur. Archäologische Forschungen beweisen, dass die natürlichen Weideflächen oberhalb der Waldgrenze bereits im 5. Jahrtausend v. Chr. genutzt wurden. 2006 gab es noch 9.104 bewirtschaftete Almen in Österreich. Mittlerweile wurde ihre Bedeutung nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für Tourismus, Landschaftspflege und Ökologie erkannt.

PSA

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PSA bedeutet persönliche Schutzausrüstung und im Wesentlichen besteht sie aus dem Schutzhelm, Arbeitssicherheitsschuhen, Augenschutz, Kapselgehörschutz und dem Anseilschutz.


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// PROJEKT

Nur keine

Pan!k SICHERHEIT Auf den ersten Blick haben eine Pilgerreise nach Mekka und ein sportliches Großereignis nicht viel gemeinsam – aber bei genauerer Betrachtung gibt es doch einige Parallelen … // ines Schmiedmaier


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ie sitzen in einem Stadion, freuen sich über den Spielstand ihrer Mannschaft und feuern diese euphorisch an. Plötzlich nehmen Sie Geschrei, Rauch und den aufdringlichen Geruch von Verbranntem wahr - um Sie herum beginnen die Menschen aus den Rängen zu drängen und schreiend wegzulaufen. Was ist hier los? Wo laufen die Menschen hin? Und warum? Sie haben keine Ahnung: Ist Feuer ausgebrochen? Oder ist es gar ein Terroranschlag?

terkommen mehr. Warum der unvermittelte Stillstand? Sie werden von hinten geschoben. Am unteren Ende der Tribüne befindet sich eine Tür zu einem Gang, der vermutlich nach draußen führt. Das Geschiebe nimmt zu. Sie versuchen der Belastung standzuhalten, nicht hinzufallen und sich nicht mit vollem Gewicht gegen die Menschen vor Ihnen zu pressen. Der Druck wird immer größer, Ihnen bleibt die Luft weg und vor Ihren Augen wird es schwarz …

Immer mehr Menschen stürmen die Gänge zwischen den Rängen hinunter, drängen aneinander vorbei, am Treppenende staut es sich bereits. Ihr Mund wird trocken, das Herz beginnt zu rasen, sie spüren es bis in die Schläfen klopfen. Die Knie werden weich und Angst breitet sich aus. Alles ist weg, das Gehirn wie leergefegt. Auch die Erinnerung an den Notausgang ist weg. Obwohl Sie schon seit Kindertagen in dieses Stadion kommen.

So könnte das Szenario einer Massenpanik aussehen. Eine lebensgefährliche Situation muss nicht unbedingt durch ein konkretes Ereignis ausgelöst werden, schiebende und drängende Menschen können als Auslöser genügen.

Ohne darüber nachzudenken, springen Sie über die Sitze in die nächste Sitzreihe hinunter und versuchen so schnell wie möglich nach unten zu gelangen. Auf der Treppe geht es rasch voran. Aber am Treppenende gibt es plötzlich kein Wei-

Panik und Tunnelblick

Wie entsteht Massenpanik, die zu katastrophalen Unfällen führen kann? Drängelt die Menschenmenge zu sehr, so beginnt sie sich zu verkeilen. Schließlich bildet sich an einer Engstelle eine Art Pfropfen. Obwohl die Warteschlange vorne stockt, versuchen die Menschen weiter hinten immer noch voranzukommen. Dieses vom Panikforscher Dirk Helbing als „Warteschlangeneffekt“ benannte Phänomen führt zu Verdichtungs- bzw. Schockwellen, die eine immer größere Kompression der Menge bewirken. Irgendwann entsteht schließlich ein physischer Kontakt, d. h. ein Gedränge in der Menge. In der Folge baut sich eine Last von bis zu 4,5 Tonnen auf, die sogar Stahlbarrieren und Ziegelmauern umreißen kann, ist in Helbings Publikation

20 sec.

„Sicherheit in Fußgängermengen bei Massenveranstaltungen“ weiter zu lesen. Ist Mekka jetzt sicher?

Forscher bemühen sich, das Phänomen der Massenpanik zu ergründen und daraus Strategien zur Erhöhung der Sicherheit abzuleiten. Das Mekka der Panikforschung befindet sich tatsächlich in Mekka. Im Jänner 2006 waren es drei Millionen Pilger, die an der 5 Tage dauernden Wallfahrt teilnahmen. Oft schon kam es dabei zu verheerenden Unfällen aufgrund von Massenpanik. Wie im Jänner 2006, als die Wallfahrt mit 364 Toten in die Statistik einging. Der gefährlichste Abschnitt ist jener von der Zeltstadt ins Tal Mina, wo sich die drei Teufelssäulen befinden, auf die Gläubigen Steine werfen soll. Hier tummeln sich am letzten Tag der Pilgerreise unzählige Menschen auf freien Plätzen bei brütender Mittagshitze. Nach den tragischen Unfällen in den voran-

Es kann sich eine Last von bis zu 4,5 Tonnen aufbauen, die sogar Stahlbarrieren und Ziegelmauern umreißt.

// MASSENPANIK

Was ist Massenpanik? Panik ist die unkontrollierte Angst vor einer echten oder vermeintlichen Gefahr und wird von massiven Fluchtbewegungen begleitet. Die Fähigkeit zu klarem Denken und rationalen Entscheidungen ist stark eingeschränkt. Der Überlebenstrieb des Einzelnen wirkt stärker als soziales Verhalten wie Rücksichtnahme oder Mitleid. Daher werden bei Massenpanik Gruppenbeziehungen spontan zu Gunsten vom blinden Kampf um die eigene Rettung aufgelöst.


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// PROJEKT

Ein sicher geplantes Stadion gewährleistet entspannte Stunden mit Spiel, Sport und Spannung.

gegangenen Jahren wandten sich die saudischen Behörden an Dirk Helbing, Forscher an der TU Dresden. Mit seinem Team, darunter auch Verkehrspsychologen und -planern, analysierte er Videobänder von Pilgerströmen, versuchte herauszufinden, wie sich die Menschenströme verändern, bevor es zur Katastrophe kommt.

Obwohl die Wallfahrt Ende 2006 besonders viele Menschen anzog, gab es keine Opfer zu beklagen. Mehr Sicherheit in Stadien

Sportliche Großveranstaltungen nehmen ständig zu und erfordern immer komplexere Sicherheitsvorkehrungen. Simulationen, die an

Das gesamte Stadion kann in nur elf Minuten evakuiert werden. Zur Prävention weiterer Unfälle wurde seither ein Einbahnstraßensystem zu den Säulen und wieder zurück zu den Zeltstädten geschaffen. Zusätzlich wurden Flächen eingerichtet, die nur im Notfall geöffnet werden. Die Säulen selbst wurden in Beton gefasst, um ihre Oberfläche zu vergrößern. Ein neues, brückenartiges Gebäude wurde konstruiert, damit die Pilger auf mehreren Ebenen gleichzeitig das Ritual der Steinigung des Teufels vollziehen können und ein Stau am Brückenaufgang vermieden wird.

die jeweiligen Bedingungen angepasst werden können, erleichtern die Berechnung von Evakuierungsszenarien. Eine solche Berechnung wurde auch für die Baltic Arena in Danzig, die für die Fußball-Europameisterschaft 2012 in Arbeitsgemeinschaft errichtet wird, durchgeführt. Das Räumungsszenario wurde in Abstimmung mit den Architekten definiert. Auf Grund der Größe des Stadions wurde nur eine Stadionhälfte für die Berechnung he-

rangezogen. Da das Stadion achsensymmetrisch ist, kann davon ausgegangen werden, dass zwischen den Hälften vergleichbar viele Personen einen Fluchtweg in der jeweils anderen Stadionhälfte wählen. Für die Berechnung wurde die nördliche Stadionhälfte mit 22.234 Personen simuliert – hier sind in der Liganutzung Stehplätze vorgesehen, sie stellen mit den zusätzlichen Personen die kritischere Hälfte dar. Mit Hilfe einer speziellen Software konnte die Räumungsdauer des gesamten Stadions und auch der einzelnen Tribünenabschnitte ermittelt werden – demnach ist für das gesamte Stadion von einer Räumungsdauer von elf Minuten und für die Tribünen von acht Minuten auszugehen. Sportliche Großveranstaltungen sollen weiterhin Freude, Euphorie und positive Erinnerungen wachrufen. In der ohnehin emotional aufgeladenen Atmosphäre eines Fußballstadions ist es daher besonders wichtig, für Ruhe und Sicherheit zu sorgen. Auch im Katastrophenfall. //


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Wie macht man ein Stadion sicher?

kompetenz im stadionbau

breitere ausgänge HERKÖMMLICH

Treppen abwärts

Am Tribünenausgang kommt es zu einem Fußgänger-

Ausgang

stau, da der Ausgang nicht so breit ist wie die Summe

Engstelle

allianz arena münchen

aller Treppen.

66.000 Sitzplätze // Bauzeit: 30 Monate // Architekten: Herzog & de Meuron Treppen aufwärts

VERBESSERT Verbessertes Design mit breiterem Ausgang. Durchlässige Geländer an den aufwärtigen Treppen erlauben einen wohldosierten Druckausgleich. Das Zickzack-Design der abwärtigen Treppen unterbricht die Stoßrichtung der Menge. Es vermeidet damit, dass sich in der Menge ein gefährlicher Druck aufbaut, der dazu führen könnte, dass Gestürzte übereinandergetürmt werden.

wörtherseestadion klagenfurt 32.000 Sitzplätze // Bauzeit: 20 Monate // Treppen abwärts

Architekten: DI Dipl. TP Albert Wimmer

gebrochene Stoßrichtung

durchlässig Geländer

Treppen aufwärts

Bildquelle: Architekten J.S.K.

Ausgang

Nationalstadion Warschau 55.000 Sitzplätze // Bauzeit: 24 Monate // Architekten: J.S.K. ARGE: Alpine Bau GmbH, Alpine Bau Deutschland AG, Alpine Construction Polska und Hydrobudowa Polska. S.A.

Wellenbrecher Säulen als Wellenbrecher: Geschickt positionierte und geeignet konstruierte Säulen können wie Wellenbrecher wirken. Die panisch kanalisiert, und der Druck um den Ausgang herum abgebaut. Während eine Säule auf den ersten Blick wie eine Blockade erscheint, kann sie tatsächlich drängende, schiebende Menschenmassen in geordnete Bahnen lenken.

Bildquelle: BIEG2012

vorwärts drängende Menschenmenge wird dann

Stadion Danzig (Baltic Arena Danzig) 44.000 Sitzplätze // Bauzeit: 20 Monate // Architekt: RKW Rhode

Quelle: Dirk Helbing „Sicherheit in Fußgängermengen bei Massenveranstaltungen“

Kellermann Wawrowsky Architektur + Städtebau


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Die Kraft des // PROJEKT

Wassers WELLNESS Der Wellnessboom zeigt sich unbeeindruckt von der weltweiten Krisenstimmung. Gerade in angespannten Zeiten wollen sich viele Menschen in möglichst kurzer Zeit möglichst ganzheitlich regenerieren. Ein Element kommt hier besonders oft zum Einsatz: Wasser. // melanie müller // ines schmiedmaier

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ie Wellnessbranche ist der Gewinner der Krise. Während andere Segmente im Bereich Tourismus im wirtschaftlich angespannten Jahr 2009 tiefe Einschnitte hinnehmen mussten, ist die Nachfrage nach Wellnessangeboten weiter gestiegen. Für das Jahr 2010 werden erneut Umsatzsteigerungen erwartet. Roland Fricke, Geschäftsführer des deutschen Wellnessreise-Veranstalters beauty24, weiß, warum die Branche von der globalen Krise profitiert: „Die Gäste wählen häufiger Kurzreisen und vermeiden lange Anfahrten – wollen aber gleichzeitig einen hohen Erholungswert. Genau das bietet ein Wellnesswochenende.“

Physisch und psychisch in Balance kommen

Gesucht wird in der Wellnessoase vorrangig Erholung und Entspannung, eine Pause von den enormen Anforderungen der modernen Arbeitswelt, der Doppelbelastung durch Job und Kind oder dem unaufhörlichen Gerede von der Krise. „In Zeiten ständig präsenter Negativmeldungen verstärkt sich der Wunsch, sich etwas zu gönnen, Abstand vom Alltag zu finden und Körper und Seele Gutes zu tun.“, weiß Ulrike Rauch-Keschmann von der Österreich Werbung. Die Branche reagiert mit entsprechenden Angeboten, mittlerweile haben sich

einige Wellness-Hotels z. B. auf das Erlernen einer besseren WorkLife-Balance oder Strategien gegen Burnout spezialisiert. Andere setzen unter dem Trendbegriff „Medical Wellness“ vermehrt auf gesundheitliche Prävention und sprechen damit das steigende Gesundheitsbewusstsein ihrer Gäste an. Orientierungshilfen im Wellness-Dschungel

Doch auch wenn das allgemeine Bedürfnis nach psychischer und physischer Regeneration schier unstillbar zu sein scheint - mittlerweile ist ein Überangebot vorhanden. Jeder schreibt sich „Wellness“


25 facts

& figures

Tauern Spa Zell am See—Kaprun 44 km Pfähle wurden zur Erhöhung der Tragfähigkeit in den Boden gerammt // mit € 90 Mio. die größte touristische Investition in der Geschichte Salzburgs // 2.100 m2 Wasserfläche entsteht für die Tagesgäste // 80.000 Nächtigungen werden jährlich im Vier-Sterne-Hotel erwartet // 200 neue Arbeits- und Ausbildungsplätze entstehen in der Region Pinzgau Therme Oberlaa 5,5 Mio. Liter Wasser sind notwendig, um alle Becken zu füllen // 31.000 m2 Nutzfläche entspricht ca. 5 Fußballfeldern // 115.000 m3 Erdaushub so viel wie für 100 durchschnittliche Einfamilienhäuser // 4.700 Tonnen Stahl braucht man zum Bau von 86 Jumbo Jets // 900 km Kabel werden für die Elektrik verlegt

auf seine Fahnen, jedes Hotel, das etwas auf sich hält, hat heutzutage einen Spa-Bereich. 1.312 Hotels mit Wellnessangebot gibt es mittlerweile in Deutschland, in Österreich sind es 956. Für den Gast wird es immer schwieriger, den Überblick zu behalten. Nicht überall, wo „Wellness“ draufsteht, sind auch entsprechende Behandlungen drin. Nicht selten wird die Suche nach dem passenden Relax-Paket zum Stressfaktor. Etwas Orientierung in der Fülle der Angebote versprechen diverse Gütesiegel und Hotelführer. So werden in Deutschland z. B. Qualitätssiegel vom Deutschen Wellness Verband und den Wellness Hotels Deutschland vergeben. In Österreich erleichtern das Best Health Austria-Siegel und der alljährlich erscheinende Relax-Guide die Auswahl des richtigen Hotels. Auch auf internationaler Ebene hat man sich längst vernetzt, um einheitliche Qualitätsstandards zu etablieren. So koordiniert z. B. die AsiaPacific Spa & Wellness Coalition die Aktivitäten auf dem derzeit am schnellsten wachsenden Markt der Branche. Und beim Global Spa Summit treffen sich im Mai 2010 in Istanbul erneut Wellnessexperten aus aller Welt, um aktuelle Projekte und Herausforderungen zu diskutieren. Orientalisch, revitalisierend, exklusiv, ökologisch

Anfang März 2010 haben sich internationale Branchenprofis bereits

beim ITB Fachforum Wellness in Berlin getroffen. Zentrales Thema waren dort die Trends der nahen Zukunft. Prognostiziert wurde z. B. ein wachsendes Interesse an orientalischen Anwendungen (z. B. Hamam, Rasul) und revitalisierenden Behandlungen (z. B.: Anti-Agingoder Detoxing-Programme). Dem ebenfalls zunehmendem Wunsch nach Privatsphäre und individueller Betreuung kommen immer mehr Hotels mit exklusiven Spa-Suiten, in denen Paare, Freunde oder Geschäftspartner in vertraulicher Atmosphäre relaxen können, nach. Umfragen zufolge ein Angebot, das zu einem wichtigen Entscheidungskriterium für Wellnessgäste geworden ist. An Bedeutung gewinnt erfreulicherweise auch das Thema Ökologie: Umweltbewusstes Hotelmanagement wird in der Branche mittlerweile vorausgesetzt, jeder dritte Gast bevorzugt die Verwendung von regionalen Produkten (z. B. Weinwellness in Österreich, Bier-Anwendungen in Bayern) und biologisch angebauten Lebensmitteln. Ein Trend, der von der Branche bisher eher zögerlich aufgegriffen wird, sind Urlaubsreisen mit spirituellem Hintergrund. Dem Münchner Institut für Freizeitforschung zufolge liegt hier eine wichtige Thematik der Zukunft. Auf dem absteigenden Ast befinden sich absurde Treatment-Trends, die der Wellnessboom hervorgebracht hat. Massagen mit in Tequila getränkten Kakteen oder lebenden

Schlangen, Haarpackungen aus Angus-Bullen-Sperma und Gesichtsmasken aus Nachtigallenkot – das Geschäft mit der Wellness hat zuletzt bizarre Blüten getrieben. Doch damit ist jetzt Schluss, versichert Christian Werner, Herausgeber des Relax-Guides: „Das Thema Nonsense-Treatments - unsinnige Behandlungen ohne therapeutischen Nutzen - ist im Abklingen, im Gegenteil, man scheint sich auf gute alte Dinge zu besinnen. Die Bürstenmassage nach Kneipp ist im Kommen und wird zurzeit schon von rund 22 % aller Hotels angewandt.“ Salzburg setzt auf die Kraft des Wassers

Das österreichische Bundesland Salzburg hat früh die Chancen des Gesundheits- und Wellnesstourismus erkannt und vor einigen Jahren begonnen, in entsprechende Angebote zu investieren und diese unter dem Titel „Alpine Wellness“ zu vermarkten. Mit Erfolg: Bereits 25 % aller Urlaubsgäste nutzen die vielfältigen Möglichkeiten zum Auftanken. Salzburg setzt dabei vorrangig auf die Kraft des Elementes Wasser. Die Förderung von Thermen und Bädern ist ein klarer Schwerpunkt der Landesregierung.

Wer sich den alljährlichen Trip in den Süden und

Im Zuge dessen wird derzeit ein ganz besonderes Projekt umgesetzt: In der idyllischen Bergwelt des Nationalparks Hohe Tauern und mit Blick auf das Kitzsteinhorn baut ALPINE als Teilgeneralunternehmer das „Tauern Spa Zell am See–Kaprun“. Auf einer Gesamtfläche von

exotische Fernreisen nicht mehr leisten kann, sucht Erholung beim WellnessKurzurlaub in der heimischen Region.


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// PROJEKT

48.000 m² finden ein 4-Stern-Ressorthotel mit eigenem Spa sowie ein Spa für Tagesgäste mit Treatmentbereich, Saunawelt und anspruchsvoller Gastronomie Platz. Das architektonische Konzept ist außergewöhnlich und bettet das Gebäude symbiotisch in die landschaftliche Umgebung ein. Die bauliche Umsetzung ist nicht nur aufgrund der Beschaffenheit des Untergrundes herausfordernd. Die Eröffnung ist für November 2010 geplant und wird eine Erweiterung des touristischen Gesamtangebotes darstellen. Salzburg ist damit dem langfristigen Ziel, sich zur Ganzjahresdestination zu entwickeln, wieder einen großen Schritt näher. Die modernste Stadttherme Europas

In der Bundeshauptstadt Wien haben die Themen Wasser und Wellness Tradition: Bereits in den 1930er Jahren wurde eine 54 Grad Celsius heiße Heilquelle entdeckt, seit 1974 ist die Therme Oberlaa ein beliebtes, weil nahe liegendes Ausflugsziel. Doch das Kurzentrum mit seinem 70er-Jahre-Flair und

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das Restaurant mit deftiger Hausmannskost haben nun ausgedient, gleich nebenan entsteht derzeit eine moderne und aufwändig gestaltete Erlebniswelt. Eigene Familien- und Ruhebereiche mit rund 4.000 m² Wasserfläche und 3.000 m² Saunaareal, einem Gesundheitszentrum („Therme Wien Med“) und einer Tiefgarage werden – ebenfalls von ALPINE – errichtet. Der laufende Badebetrieb soll von der Megabaustelle möglichst nicht gestört werden. Und das ist nur eine der vielen Herausforderungen, die so ein außergewöhnliches Projekt bereithält. Von einer anderen berichtet uns Andreas Rauscher, der zuständige Bauleiter, im Gespräch: Bei der Errichtung der Becken „geht [es] um jeden Millimeter – wenn die Überlaufbecken nur um wenige Millimeter geneigt wären, wäre der Wasseraustausch nicht mehr gewährleistet.“ Wassergüte und hygienische Standards sind jedoch unabdingbare Voraussetzungen, wenn bis zu 2.500 Badegäste gleichzeitig Erholung und Abwechslung suchen. Ab Herbst 2010 wird es bereits so weit sein. //

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SHORTCUTS SPA Der Begriff leitet sich vom belgischen Badeort Spa ab, den britische Touristen ab dem 16. Jahrhundert wegen seiner mineralischen Quellen besuchten. In England diente der Name der Stadt bald zur Bezeichnung von Heilbädern und wurde Badeorten als Namenszusatz nachgestellt (ähnlich dem deutschen „Bad“). Erst seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts erweiterte sich die Bedeutung des Begriffs im amerikanischen Englisch auf Wellness-Einrichtungen und den Bade- bzw. Erholungsbereich in Hotels. Die häufig aufgestellte Behauptung, Spa sei die Abkürzung für lat. „Sanus per Aquam“ ist eine Legende. Es handelt sich dabei um ein sog. Backronym, also eine Abkürzung, die nachträglich einen neuen Bedeutungsinhalt bekommen hat. Unbestritten ist, dass die wohltuenden Eigenschaften des Wassers bereits den Römern bekannt waren und die Behandlungen in Bädern, Thermen und Saunen unter „Sanus per Aquam“ zusammengefasst wurden.

THERME Die heilsame Wirkung von Thermalbädern (kurz: Thermen) war bereits im Altertum bekannt. Von normalem Quellwasser unterscheidet sich Thermalwasser durch seine Temperatur: Nur wenn das Wasser mit 20°C oder mehr an die Oberfläche kommt, darf von einer Thermalquelle gesprochen werden. Der besondere Reichtum an Mineralien wie z. B. Schwefel, Kohlensäure oder Radon, die beim Baden von der Haut aufgenommen werden, trägt darüber hinaus zur therapeutischen Wirkung des Thermalwassers bei.

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www.w-h-d.de www.besthealthaustria.com www.relax-guide.com www.oberlaa.at www.thermewienmed.at www.thermewien.at www.vitality-world.com www.tauernspakaprun.com

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therme oberlaa © Therme Wien

1 Therme Wien Med // 2 Thermenhalle 1 // 3 BeautyBereich // 4 Gastronomie // 5 Kinder- & Erlebnis-

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bereich // 6 Relaxbereich // 7 Liegewiese // 8 Ther-

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menhalle 2 // 9 Fitness // 10 Sauna 6

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Tauern Spa Zell am See-Kaprun 1 Hotel****superior // 2 Hotel Spa // 3 Spa

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Wasserwelt indoor // 4 Spa Wasserwelt outdoor // 5 Spa Kidstein // 6 Spa Gastronomie // 7 Spa Sauna 8 Spa Treatment // 9 Spa Sport und Fitness


EXPATS // NEU DELHI city:intro

city:facts

Neu Delhi ist eine Stadt im Unionsterritorium Delhi in Indien. Die Stadt ist Wirtschafts- und Handelszentrum, Verkehrsknoten, Kulturzentrum mit Universitäten, Theater, Museen, Galerien und Prachtbauten aus der Mogulzeit. Delhi ist seit 1911 Indiens Hauptstadt.

expat:info MARIO GOLGER 34 Jahre // verheiratet // keine Kinder HTL für Tiefbau // Studium der Wirtschaftswissenschaften // seit 2004 bei ALPINE // Fremdsprachen: Englisch, Spanisch und Türkisch

expat:life Was mögen Sie an Ihrem Gastland besonders bzw. was vermissen Sie an der Heimat? Besonders schätze ich, dass die Inder fremden Kulturen und Religionen Respekt und Wertschätzung entgegenbringen. Die Vielfalt ist überall wahrnehmbar und „Anderssein“ wird als selbstverständlich respektiert. Aber auch Umweltverschmutzung, Lärm und Anarchie – besonders im Straßenverkehr – sind hier immer präsent. Manchmal vermisse ich die Ruhe, Ordnung und Sauberkeit bei uns in Mitteleuropa. Und natürlich das Essen! Wie sind Ihre Arbeitszeiten/Freizeit geregelt? Wie verbringen Sie Ihre Freizeit? Normalerweise arbeiten wir im Büro von 8:30 bis 19:00. Durch die langen Anfahrtswege zur Baustelle bleibt im Alltag wenig Freizeit. In Monsunzeiten braucht man für die Strecke von 15-20 Kilometern oft 2-3 Stunden! An Wochenenden habe ich gemeinsam mit meiner Frau die Stadt Jaipur, das Taj Mahal und den Jim-Corbett-Nationalpark besucht. Durch die großen Distanzen und die knappe Zeit ist das aber nur ganz selten möglich. Wie halten Sie Kontakt zu Freunden und Familie? Am meisten per Telefon. Natürlich kommen auch moderne Technologien wie EMail, Messenger und Skype zum Einsatz. Ist es schwierig, qualifizierte Mitarbeiter und Kollegen vor Ort zu finden? Die Inder, die Bürotätigkeiten ausüben, sind sehr gebildet und sprechen mehrere Sprachen. Englisch beherrschen die meisten sehr gut, weit besser als die Leute in Österreich! Auf der Baustelle ist es schwieriger, da es keine formalen Ausbildungen wie die Lehre gibt. Manche Defizite können aber durch die Mannschaftsgröße kompensiert werden. Wie funktioniert die Kommunikation unter den Kollegen? Die Baustellen sind hierarchisch aufgebaut. Als Bauleiter sind meine nächsten Ansprechpartner indische Ingenieure, die Englisch sprechen. Sie kommunizieren mit den Vorarbeitern und diese wiederum mit den Arbeitern auf der Baustelle. Hin und wieder kann auch Zeichensprache hilfreich sein oder man greift zu Papier und Bleistift.

Fläche: 491 km2 Einwohner: 11,95 Millionen in Delhi, 18,36 Millionen in der Metropolregion Einwohnerdichte: 20.121 Einwohner/km² Amtssprachen: Hindi, Panjabi, Urdu Hindi: दिल्ली, Dillī Temperatur: Jahresdurchschnitt 25°C, Höchstwerte im Juni und Juli mit bis zu 41°C, Tiefstwerte von Dezember bis Februar mit Werten von 7 bis 12°C Kosten: 1 Essen + Getränk im MittelklasseRestaurant: ca. € 8,— // 1 Liter Treibstoff: Benzin € 0,69; Diesel € 0,51 // U-Bahn Fahrschein: zonenabhängig zwischen € 0,11 und € 0,50

alpine:project In Delhi plant und baut ALPINE gemeinsam mit dem indischen Bauunternehmen HCC ein Teilstück der neuen Verbindung zwischen dem städtischen Metro-Netz und dem Flughafen. Im Zuge dessen wird ein doppelgleisiger, 2.347 m langer U-BahnTunnel mit einem Enddurchmesser von ca. 10 m im Bagger- und Sprengvortrieb errichtet. Zusätzlich werden im Übergangsbereich vom Untergrund zur Oberfläche ein Tunnel sowie eine Übergangsrampe in offener Bauweise hergestellt. Das Baulos hat eine Gesamtlänge von 2,612 km und verläuft unterhalb eines Forstreservates in Neu Delhi.


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// UNTERNEHMEN

In Gartenau/St. Leonhard bei Salzburg steht derzeit einer der höchsten Kräne Europas. Für die Errichtung des neuen Wärmetauscherturms der Firma Leube durch ALPINE wurde der 137 m hohe Liebherr 550 EC-H 20 Litronic aufgebaut. Selbstverständlich wurden auch hier umfassende Sicherheitsmaßnahmen getroffen.


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Gute Aussichten HOCH HINAUS Gute Aussichten haben die Kranmonteure beim Auf- und Abbau eines Krans allemal. Ihr Arbeitsplatz liegt in luftiger Höhe, festen Grund spüren die schwindelfreien Spezialisten oft stundenlang nicht unter ihren Füßen. // Ines Schmiedmaier

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s ist 10 Uhr am Vormittag an einem klaren, kalten Novembertag. Zwischen Davidstraße und Inzersdorfer Straße mitten im 10. Wiener Gemeindebezirk wird bei einem Wohnbau auf dem ehemaligen Gelände der Heller-Fabrik ein Turmdrehkran aufgestellt. Schon einen Tag zuvor wurden die Teile des Liebherr 140EC Litronic-Krans mit einem Gesamtgewicht von 73 Tonnen mit sieben LKW-Ladungen angeliefert. Montageleiter Fritz Kainer, seine zwei Kranmonteure und der Führer eines 120 Tonnen Terex T-Mark-Autokrans sind schon vor Ort. Während Fritz Kainer in der Mitte der Baugrube einzelne Lasten anschlägt (d. h. für den Transport befestigt), befördert der Autokranführer massive Betonteile ein Stück weiter nach oben in Richtung Straße. Dort stehen die Kranmonteure René Pätzold und Werner Kickenweiz schon am fahrbaren Unterwagen des Krans bereit. Die Männer am Kran kommunizieren mit ausladenden Handbewegungen mit dem Autokranführer, der in ca. 30 m Entfernung im Führerhaus den Autokran bedient. Mit höchster Ruhe und Präzision wird Betonteil um Betonteil auf wenige Zentimeter genau eingehoben. Ist der Kran mit Hilfe von 39 Tonnen Grundballast stabilisiert, folgt der Turm, dessen Teile zwischen 2,5 und 5 Meter hoch sind. Sobald die Turmelemente verschraubt sind, klettern die Kranmonteure scheinbar mühelos und frei von Höhenangst im Inneren des Turms nach

oben, um das nächste Turmsegment an seinen Platz zu dirigieren und zu befestigen.

Der erste Schritt ist die Schulung

Indessen steht Fritz Kainer fest am Boden. Jeder Handgriff sitzt und wird routiniert ausgeführt – der Kranmonteur verfügt schließlich über 37 Jahre Berufserfahrung. „Heute geht alles viel schneller, früher brauchte man zwei Tage zum Aufstellen eines Krans, heute geht das in einem Tag“, erzählt er. Derzeit werden durch die MTAFiliale Trumau pro Jahr ca. 120 Kräne unter der Leitung des Kranmeisters Josef Hubert auf- und abmontiert. Nach wie vor eine Herausforderung stellt die Montage oder Demontage von Kränen im innerstädtischen Bereich dar. „Manchmal muss“, wie wenige Tage zuvor, „ein Kran in einem engen Innenhof abgebaut und mittels Autokran über ganze Häuserzeilen auf die Straße zum LKW gehoben werden“, erzählt Fritz Kainer weiter.

Die Zeichensprache, die bei der Kranmontage die Kommunikation innerhalb des Teams ermöglicht, ist genormt. Sicher ist sicher

In jedem Fall aber steht die Sicherheit im Vordergrund, – die „persönliche Schutzausrüstung“, kurz PSA, kommt stets zum Einsatz. ALPINE legt großen Wert

von Polieren, sie haben durch ihre Führungsrolle Vorbildfunktion.


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// UNTERNEHMEN

Ein Betonelement des Grundballasts wird zentimetergenau eingehoben.

auf hohe Sicherheitsstandards auf den Baustellen. Für Kranmonteure wird auf den jeweiligen Bauhöfen ein Kurs für Höhensicherung, speziell für die Montage von Kränen, angeboten. Schließlich sind derzeit insgesamt 100-140 Kräne gleichzeitig im Einsatz, davon alleine 60-70 in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland. Speziell geschulte Trainer der „Höhenwerkstatt GmbH“, einem „Trainingszentrum zum Schutz gegen Absturz und für Rettungstechnik“, bilden die Mitarbeiter im richtigen Umgang mit der persönlichen Schutzausrüstung und dem ungehinderten Arbeiten mit dem Anseilschutz aus.

Werner Kippenwitz weist mit präzisen Handbewegungen den Kranführer an …

Poliere haben Vorbildwirkung

… während Renee Petzold das Betonelement platziert.

Ein Turmelement schwebt hoch über der Baustelle bevor es an seinen Platz gelangt.

Auch für Poliere gibt es spezielle Schulungen im Trainingszentrum der Höhenwerkstatt in Baden bei Wien – in der mehrere Meter hohen Halle stehen Dächer mit verschiedenen Neigungswinkeln, Masten und jede Menge technisches Equipment zur Verfügung. Nach einem Vormittag im Lehrsaal, wo neben Vorschriften, Normen und Gesetzen auch einiges über Sturzphysik und Sicherungstechniken gelernt wird, folgt der praktische Teil. Mit einem Trainer und zahlreichen Übungen in luftigen Höhen wird der Umgang mit Anseilschutz und Sicherungsgerät, die Selbstsicherung, das eigenständige Abseilen in Notsituationen und zuletzt die Bergung einer verletzten Person geübt. Die Poliere Erwin Kirnbauer und Reinhard Taschner sind davon überzeugt, dass ihnen der Kurs für die Praxis viel bringen wird.

Die Schutzausrüstung ist hier unerlässlich. Der 120 Tonnen schwere Autokran inmitten der Baustelle


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Ausleger

Führerhaus

Abseilübung für die Poliere Erwin Kirnbauer und Reinhard Taschner in der Innenanlage der Höhenwerkstatt in Baden bei Wien

Gegenausleger Haken

Gegengewicht Auch sämtliche Sicherungsgeräte werden erklärt.

Kranturm bestehend aus mehreren Mastelementen

Grundballast

Beim Anseilschutz, also den Sicherheitsgurten, soll ein einheitlicher Standard erreicht werden. Damit wird die Motivation, das Gerät zu benutzen, und infolgedessen die Betriebssicherheit weiter erhöht. //

© Liebherr-Werk Biberach GmbH

Andreas Wessely, Sicherheitsbeauftragter von ALPINE, zeigt sich mit der Qualität der Kurse zufrieden und ist davon überzeugt, „dass die Poliere ihr Wissen auf der Baustelle weitergeben werden. In einem zweiten Schritt ist die Schulung von Fachpersonal geplant, um die sicherheitstechnischen Maßnahmen auch flächendeckend umzusetzen.“

Nic Schacht, Trainer der Höhenwerkstatt, erklärt die Selbstsicherung.

Das Führerhaus wird in einem Stück an den Haken befestigt und schließlich am Turm verbunden.

Fritz Kainer beim Anschlagen der Lasten

Prüfender Blick nach oben


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// UNTERNEHMEN

Eine bessere Basis LEHRE Die in Österreich etablierte duale Ausbildung von Lehrlingen in Betrieb und Berufsschule genießt international hohes Prestige. Für die heimische Wirtschaft sichert die betriebliche Ausbildung qualifizierte Nachwuchskräfte und Personalressourcen von morgen. // Marion Hierzenberger

g

esellschaftlich ist es mit dem Image der klassischen Lehre nicht so gut bestellt. Vor allem im urbanen Bereich wird einer schulischen Ausbildung mit Matura häufig der Vorzug gegeben.Nach Schätzungen von Wirtschaftsexperten könnten dieser Trend sowie ein sich ankündigender demografischer Wandel durch geburtenschwache Jahrgänge in den kommenden Jahren zu einem eklatanten Mangel an qualifizierten Fachkräften in Österreich führen. Doch wie begeistert man junge Menschen mit hohem Leistungspotenzial heute für die Lehre? Der monetäre Aspekt als einziges zugkräftiges Argument hat ausgedient. Vielmehr sind es Faktoren wie sichere Zukunftsperspektiven, betriebliche Aufstiegschancen und individuelle Entwicklungsmöglichkeiten, die eine moderne Lehre bieten kann und muss, um sich als attraktive Alternative zu positionieren. Innovation trifft Tradition

Mit aktuell rund 200 Lehrlingen zählt ALPINE zu den großen Ausbildungsbetrieben in Österreich.

Lehrlingsausbildung hat Tradition. Der Beruf wird von der Pieke auf gelernt. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Geändert haben sich hingegen die Rahmenbedingungen, unter denen gelehrt und gelernt wird. Neben der Vermittlung fachlicher Kompetenzen investiert ALPINE verstärkt in die persönliche Entwicklung seiner Mitarbeiter. Die Lehre findet auf der Baustelle, in der Berufsschule und in der Bauakademie statt. Dieses triale Ausbildungssystem ist eine Besonderheit in der Baubranche und sichert ein umfassendes fachliches Knowhow. In der Bauakademie werden vorrangig hochspezifische Kompetenzen vermittelt, die nicht täglich am Bau angewendet werden.

werden direkt in Schulen angesprochen und lernen durch unternehmensinterne „Schnuppertage“ den Lehrberuf kennen. Hier erhalten sie einen Einblick in das bevorzugte Berufsfeld. In einem persönlichen Gespräch, neben dem Aufnahme-

In insgesamt zehn verschiedenen Lehrberufen werden Schlüsselqualifikationen erlernt. Vorrangig ausgebildet werden Maurer, Schalungsbauer und Tiefbauer. test ein zentraler Bestandteil aller Einstellungsmaßnahmen, werden Erwartungen, Vorstellungen und Perspektiven besprochen.

Anpacken mit Gefühl Ausbildung mit Qualität

Ein ALPINE Lehrling muss „anpacken“ können. Neben geeigneten körperlichen Voraussetzungen und geistigen Fähigkeiten, spielen Teamgeist, kommunikative Fähigkeiten und Persönlichkeit eine immer größere Rolle bei der Lehrlingsauswahl. Die künftigen Facharbeiter bewerben sich oder

Für Mario Fuchs, Tiefbauer im 2. Lehrjahr, stand von vornherein fest: „Ich wollte wegen der besseren Aufstiegschancen in ein großes Unternehmen. Bei ALPINE gibt es tolle Tiefbauprojekte und auf der Homepage hab ich gelesen, dass Lehrlinge von Anfang an gefördert werden. Das


hat mich angesprochen.“ Die Arbeit auf der Baustelle ist Teamarbeit. Bei der Lehrausbildung soll daher auch vermittelt werden, wie wichtig ein angemessener Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten, ein positives Image und das persönliche Auftreten der Lehrlinge für eine funktionierende Kommunikation am Bau sind. Ein gutes Arbeitsklima motiviert entscheidend, ist sich Lehrling Daniel Kubes sicher. „Besonders wichtig finde ich auch, dass der Polier in der Früh die Arbeiter begrüßt und den Tag gelassen und ohne Hektik beginnt, das verbessert die Arbeitsmoral“, so der Schalungsbauer im 2. Lehrjahr.

eine Auszeichnung, profitieren Lehrling und Lehrbetrieb gleichermaßen vom Imagegewinn. 2009 gingen beim Wettbewerb der JungMaurer und Jung-Schalungsbauer in der Bauakademie Guntramsdorf gleich drei der begehrten Podestplätze an ALPINE Lehrlinge. Eine hohe Ausbildungsqualität, gezielte Förderungen, qualifizierte Weiterbildungsangebote und engagierte Mitarbeiter machen das ALPINE Ausbildungsmodell zu einem Erfolgsmodell mit Vorbildwirkung. //

131.676 Lehrlinge in österreichischen Betrieben weist die

jüngste Statistik der Wirtschaftskammer für Ende 2009 aus (minus 0,2 Prozent gegenüber 2008)

4 38.491

technische Lehrberufe bekommen laut Wirtschaftskammer einen wachsenden Zulauf durch weibliche Lehrlinge: Maschinenbautechnik, Kommunikationstechnik, EDV oder KFZ-Technik

betrug die Zahl der ausbildenden Betriebe 2009 (2008 waren es noch 39.606)

Anerkennung durch Leistung

Die Identifikation mit Unternehmenswerten, das Erreichen gemeinsamer Ziele, das Gefühl dazuzugehören sowie Respekt und Anerkennung für die eigene Leistung sind Komponenten, die motivieren und die Loyalität zum Betrieb auch über den Zeitpunkt der Lehre hinaus stärken. ALPINE prämiert sehr gute und gute Lehrabschlüsse und fördert die Teilnahme an nationalen und internationalen Lehrlingsbewerben. Hier können die Jugendlichen ihre erlernten Fähigkeiten in einem größeren Rahmen unter Beweis stellen und sich mit anderen messen. Und winkt am Ende

Derzeit beschäftigt ALPINE rund 200 Lehrlinge in zehn Lehrberufen: > Maurer/in > Schalungsbauer/in > Tiefbauer/in > Baumaschinentechniker/in > Elektro-Energie-Techniker/in > Metallbearbeitungstechniker/in > Bürokaufmann/frau > Kraftfahrzeugtechniker/in > Straßenerhaltungsfachmann > Bundzimmerer/in

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Mr. Spock und Shanghai als

Lichtgestalten

// LEBENSRÄUME

WELTAUSSTELLUNG Was haben (2309) Mr. Spock und (2197) Shanghai gemeinsam? Beides sind Lichtpunkte am Horizont – sogenannte Asteroiden. Mit einer ähnlichen Strahlkraft präsentiert sich die Stadt Shanghai mit der EXPO 2010. ALPINE baut als Generalunternehmer den Österreich-Pavillon und zeichnet für die innere und multimediale Ausstattung verantwortlich. // MARINA POLLHAMMER

d

ie Weltausstellung, die von 1. Mai bis 31. Oktober 2010 in Shanghai gezeigt wird, steht unter dem Motto „Better City, better life“. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in Städten – Tendenz steigend. So rückt diese Weltausstellung den Fokus auf eine integrierte und nachhaltige Entwicklung der Städte und ihre unmittelbaren Umgebungen. Bei der 93. EXPO werden insgesamt rund 70 Mio. Besucher (ca. 400.000/Tag) aus aller Welt erwartet. Inmitten der bedeutendsten Industriestadt Chinas - Shanghai - präsentieren sich auf ca. 5,28 km2 rund 200 Nationen und internationale Organisationen. Shanghai ist seit Anfang der 80er Jahre der Motor des aktuellen chinesischen Wirtschaftsaufschwungs

und somit starker Anziehungspunkt für ausländische Firmen. Gemessen an der Gesamtzahl der umgeschlagenen Tonnen Frachtgut hat Shanghai unter anderem den weltweit größten Frachthafen. China zählt für Österreich neben den USA zu den wichtigsten Wirtschaftspartnern. Zukunftschancen für Österreichs Unternehmen bestehen vor allem in den Bereichen Umwelttechnologie und Energiewirtschaft mit den erneuerbaren Energien sowie in den Sektoren Infrastruktur, Verkehr und Gesundheit. Das Ziel Nachhaltigkeit wird ebenfalls dahin gehend verfolgt, dass möglichst viele Gebäude auch nach der EXPO Verwendung finden - wie z. B. das Kongresszentrum und der chinesische Pavillon.


35 Das EXPO-Gelände soll in Zukunft als Park- und Grünanlage innerhalb eines Naherholungsgebietes genutzt und Shanghais erste „grüne Lunge“ werden. Ein Projekt dieser Größenordnung erfordert aber vor allem auch eine funktionierende Infrastruktur. Unter anderem wird durch die geplante Verlängerung der Trasse der Magnetschwebebahn Maglev von Shanghai in das 150 km entfernte Hangzhou die Reisezeit von zwei auf rund eine halbe Stunde verkürzt. Der Raum zwischen der Metropole Shanghai und dem wichtigen Wirtschaftsraum Hangzhou-Ningbo wird so immer schneller überwunden.

hundertealte Tradition chinesischer Porzellanexporte von China nach Europa hin und erzielt aufgrund dessen von außen bereits eine große Wirksamkeit. Im Erdgeschoss des Pavillons befinden sich die Ausstellungsfläche mit 550 m2 und einer Bühne für diverse Events, der Infocounter und der Österreich-Shop. Österreichische regionale Gaumenfreuden werden im Obergeschoss im Restaurant und Gastgarten serviert. Eine eigene VIP-Lounge dient als Plattform für österreichische Unternehmen, Regionen und Organisationen für Empfänge, Präsentationen und Veranstaltungen.

SHANGHAI // flash Offizieller Name: Shanghai Shi +++ Abkürzung: Hu +++ Fläche: 6.340 km2 +++ Bevölkerung: ca. 18,2 Mio. +++ Chinas Tor zur Welt +++ liegt am Jangtse-Fluss +++ weltweit größter Frachthafen +++ Anfang 20. Jh. überschreitet Shanghai die Millionengrenze

Hase trifft GroSSstadtkind

Österreich wird in seinem eigenen Pavillon mit allen fünf Sinnen auf Wänden, Decken und Böden multimedial erlebbar gemacht. Vorbei an einem echten Schneefeld in hochalpiner Umgebung geht es dann multimedial weiter in den Wald und über Wiesen durch Wasserlandschaften direkt in die Stadt. Noch nie haben so viele Nationen ihre Pavillons neu gebaut. Die dynamischabstrakte Architektur des Österreich-Pavillons hebt sich mit einer Oberfläche aus glazierten Mosaikfliesen, die Porzellan symbolisieren, hervor. Diese weist auf die jahr-

Die Steigerung der Bekanntheit in China sowie die Vertiefung der österreichisch-chinesischen Beziehungen auf verschiedensten Ebenen sind Ziel der Teilnahme an der EXPO 2010. Die Ausrichtung der Weltausstellungen hat sich im Laufe der Zeit entscheidend geändert. Heute behandeln sie globale Problematiken und zeigen zukunftsorientierte Lösungen auf. Im Zentrum stehen die Vermittlung und der Austausch von Informationen in den Bereichen Technik, Forschung, Wirtschaft, Kommunikation, Kultur und Unterhaltung.

Asteroid Shanghai ist ein Asteroid des Hauptgürtels, der am 30. Dezember 1965 am Purple-Mountain-Observatorium in Nanjing entdeckt wurde. Fast alle Asteroiden sind so klein, dass sie im Fernrohr wie ein Lichtpunkt erscheinen. Der erste Asteroid (1) Ceres wurde 1801 von Giuseppe Piazzi an der Sternwarte Palermo auf Sizilien entdeckt und ist nach der Schutzpatronin von Sizilien benannt.


36

// LEBENSRÄUME

facts

& figures

Der „Schatz aus den vier Meeren“

Weltausstellung EXPO Shanghai (Exposition Universale Internationale oder Exposition Mondiale) Zeitraum: 1. Mai – 31. Oktober 2010 Erwartete Besucher: 70 Mio. (ca. 400.000/Tag) Fläche: 5,28 km2 Teilnehmer: ca. 200 Nationen und nationale Organisationen Österreich Pavillon Thema: Interaktion zwischen urbanen und ruralen Lebensräumen ALPINE: Baut als Generalunternehmer, Innenausstattung und multimediale Ausstattung Design: ARGE SPAN & Zeytinoglu Architects und Shanghai XianDai Architectural Design (Group) Co. Ltd. Pavillon: Auf 2 Ebenen Gesamtareal Österreich-Pavillon: ca. 2.112 m

2

Lage: Zone C – nahe der Lupu-Brücke, Straßen Block C07, North Ring Road Nachbarn am Gelände: Rumänien, Niederlande, Kroatien, Deutschland und Russland

Ü Ü

www.expoaustria.at www.expo2010.cn

Das Maskottchen HaiBao ist Botschafter der EXPO 2010 und macht aktiv Werbung für die größte je dagewesene Weltausstellung. Geformt aus dem chinesischen Schriftzeichen 人 „ren“, das Mensch heißt, bedeutet HaiBao „Schatz aus den vier Meeren“ oder „Schatz Shanghais“. Ausgewählt aus Tausenden von Einsendungen soll HaiBao in seiner Form des Schriftzeichens Mensch die Bedeutung der EXPO für die Menschheit vermitteln. Lippenstift, ReiSSverschluss und Eiffelturm

In der Zeit der Industrialisierung konnte sich die EXPO als technische und kunsthandwerkliche Leistungsschau etablieren. Eine ganze Reihe von Weltneuheiten und bekannte Bauwerke wird in diesem Rahmen zum ersten Mal gezeigt. Zur Weltausstellung in Paris 1889 wird der Eiffelturm eröffnet. Der Lippenstift wird zum ersten Mal 1883 in Amsterdam präsentiert sowie in Chicago 1893 der Reißverschluss und das Riesenrad. Der Crystal Palace in London bot 1851 Raum für die erste Weltausstellung

und fand noch unter einem Dach statt. Ab 1867 in Paris wurde der Platz zu knapp und ländereigene Pavillons entstanden. Die Verbindung von technischer Faszination und Unterhaltung wurde so zu einem erfolgreichen Konzept. Seit 1928 entscheiden offiziell die Mitglieder des Bureau International des Expositions (BIE) mit Sitz in Paris über die Veranstaltungsorte der Weltausstellungen. Im FünfjahresRhythmus findet die große EXPO mit einer Dauer von 6 Monaten statt und dazwischen gibt es Ausstellungen mit nur 3 Monaten. Die nächsten Weltausstellungen gehen ins südkoreanische Yeosu 2012 und nach Mailand 2015. Zurück zum Ursprung: Der Asteroid (2309) Mr. Spock hat seinen Namen nicht wie vermutet von der berühmten Weltraumfigur, sondern der Kater des Entdeckers hörte auf den Namen Mr. Spock und wurde so zum Namenspatron des Asteroiden (2309). //

„HaiBao“ – Maskottchen der EXPO Shanghai 2010; abgeleitet vom SchriftMultimediale Bespielung der Innenwände

zeichen „Mensch“ Der Österreich-Pavillon mit einer Oberfläche aus glasierten Mosaikfliesen, die Porzellan symbolisieren


einblicke Wer auf einer Bohrinsel arbeiten möchte, muss nicht nur hohen physischen und psychischen Anforderungen genügen, sondern auch über gute Sprachkenntnisse verfügen. Fließendes Englisch ist Pflicht, auch Holländisch ist gefragt. Deutsch dagegen reicht für eine Karriere auf der Bohrinsel nicht aus: Es gibt nur eine einzige Bohrinsel auf deutschem Hoheitsgebiet, die Bohr- und Förderinsel Mittelplate.

SEITE 50

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cremig

… zugleich sind die ‚LaaKronen‘ – zwei Baiser-Hälften umschließen eine Schicht von feinster Buttercreme und lassen die Herzen der Naschkatzen höher schlagen. Die Kurkonditorei Oberlaa verwöhnt aber nicht nur die Kurgäste der angrenzenden Therme Oberlaa mit ihren Köstlichkeiten, sondern betreibt Konditoreien an sieben weiteren Standorten in Wien.

Berliner WeiSSe … mit Schuss: ein erfrischendes, spritziges Getränk, das am liebsten mit Strohhalm genossen wird. Das obergärige Bier, gebraut aus einer Mischung aus Weizenund Gerstenmalz, schmeckt leicht säuerlich und wird daher mit einem Schuss Himbeer- oder Waldmeistersirup serviert. Berliner Weiße „rot“ oder „grün“ wird vor allem im Sommer gerne getrunken.

38%

&

knusprig

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Rund 38 % der Stadtfläche von Shanghai sind mittlerweile von Grünanlagen bedeckt. Im Zuge eines ambitionierten Infrastrukturprojektes für die Expo 2010 wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche große Grünflächen angelegt. Wasser- und Luftqualität der Stadt konnten durch Umweltschutz-Maßnahmen deutlich verbessert werden.

Akrophobie

Deutsch: Nicht genügend

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SEITE 29 Akrophobie oder Höhenangst tritt bei Betroffenen auf Türmen, Brücken, Leitern, Hochhäusern, hohen Bergen o. Ä. auf. Die Phobie geht über den natürlichen Respekt vor Höhe hinaus und ist der Situation gegenüber unangemessen. Höhenschwindel ist im Gegensatz zur Höhenangst ein Normalphänomen und hat biologische Ursachen. Durch entsprechendes Training kann in einem gewissen Maße Schwindelfreiheit erreicht werden.

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SIEBZEHN WOCHEN

… dauerte die Errichtung des „Crystal Palace“ für die Weltausstellung 1851. Die innovative Modulbauweise aus vorgefertigten Eisengittern und Glassegmenten war für diese Zeit revolutionär. Das 93.000 m2 umfassende, vom Gartenarchitekten Joseph Paxton geplante, gewächshausartige Gebäude galt als Vorreiter für diesen Gebäudestil.


38

// TECHNOLOGIE

Stecker rein, Licht an. UNTER STROM Ohne Strom geht heute so gut wie nichts mehr. Ob aus der Batterie oder aus der Steckdose, der alltägliche Luxus beginnt mit Elektrizität. Und doch ist kaum etwas umstrittener und mehr diskutiert als die Frage, welche Quellen wir hierfür erschließen. // andreas eder

w

as haben wir uns dabei nur gedacht? Diese Frage wird man sich mitunter in ein paar hundert Jahren stellen. Während man sich mittels unerschöpflicher Energie aus regenerativen Quellen von einem Ende des Planeten an das andere beamt. Oder so ähnlich. Momentan gehen tendenziell aber sicher die Möglichkeiten dem Ende zu. Wenn man betrachtet, was wir zur Verfügung haben, wird die Notwendigkeit neuer Formen der Energiegewinnung immer dringender. Die aktuell modernsten Kraftwerke müssen Außergewöhnliches leisten, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden. Die Technologien wurden in sich natürlich stetig weiterentwickelt. Kraft aus Atomen, aus Wasser, aus Wind, Sonne oder Kohle muss zunehmend effizienter werden. Besser entwickelt, perfekter gebaut und präziser geplant. Unter diesem Anspruch werden auch die Anforderungen an Ingenieure und Techniker immer höher.

Die Kraftwerke von heute sind Hochleistungswirtschaftsmaschinen

Die hart kalkulierte ökonomische Leistung, die ein Kraftwerk bringen muss, lässt sich in deutliche Zahlen fassen. Ein modernes Steinkohlekraftwerk mit einer installierten Bruttoleistung von 600 MW kostet in der Errichtung durchschnittlich brutto 798 €/kW (Stand 2003, Quelle Wikipedia). Das sind hochgerechnet € 478,8 Mio. (Dieser Preis hat sich zwischenzeitlich beträchtlich erhöht. Für das KW Herne in Deutschland wurde ein spezifischer Anlagenpreis von 2.133,-/kW installierter Leistung zugrunde gelegt.) Um das Ganze zu betreiben, arbeiten rd. 70 Mitarbeiter allein an der Bedienung. Pro Mitarbeiter entstehen so ca. € 70.000,- Personalkosten im Jahr. Die Instandhaltung kostet im Schnitt neuerlich ca. 1,5 % des Preises der gesamten Anlage. Und das wiederum jährlich.


39 Zusätzlich noch Kosten für Hilfs- und Betriebsstoffe, Brennstoffe und natürlich den elektrischen Eigenbedarf. Ohne Kohle geht gar nix

Kohle zählt nach wie vor zu den wichtigsten Energieträgern. Und davon braucht man 1,8 Mio. t/Jahr für ein 700 MW leistendes Steinkohlekraftwerk. In zermahlenem Zustand wird sie in die Brennkammern geblasen, wo sie durch Verbrennung heiße Rauchgase erzeugt. Diese wiederum bringen Wasser zum Sieden. Der dabei entstehende Dampf wird mit hoher Temperatur durch die Schaufeln einer Turbine getrieben. Ein Generator wandelt das Ganze in Strom um. Dann einspeisen in das Stromnetz und voilà, es werde Licht. Oder warm. Oder kalt. Oder eine E-Mail. Die Reststoffe aus der Rauchgasreinigung kommen zum Großteil der Bauindustrie zugute. Grobasche wird im Straßenbau eingesetzt, Flugasche dient als Zuschlagstoff für Beton und der anfallende Gips ist eben Gips. Und die großen Mengen an Kühlwasser, die für den Kondensator benötigt werden, werden in reinem Zustand in die Gewässer rückgeführt. Einfach mal so gebaut ist das nicht

In Hamm (Westfalen, Deutschland) wird zur Zeit eines der effizientesten Steinkohlekraftwerke der Welt gebaut. Die zukünftige 1.600-MW-Anlage der RWE Power AG soll im Betrieb einen Wirkungsgrad von 46 % erreichen. Damit sehen ältere Anlagen im wahrsten Sinne des Wortes alt aus. Die ALPINE Bau Deutschland AG sorgt für die Umsetzung dieser wahren Meisterleistung. Damit die enorm hohen Vorgaben an Zeit und Qualität erreicht werden können, braucht es ungewöhnliche Maßnahmen. So stehen für den Bau des Kraftwerks zwei eigene Betonmischanlagen direkt am Gelände. Diese leisten richtig harte Arbeit, damit die insgesamt benötigten 250.000 m3 Beton stets zeitgerecht portioniert zur Verfügung stehen. Und wir sprechen hier von Spezial- und Hochleistungsbetonen, die zum Teil eigens für dieses Projekt entwickelt wurden. Dafür werden monatlich allein 5.000 t Zement und 50.000 t Zuschlagstoffe (Sand, Kies, Splitt) verarbeitet.

Eine besondere Herausforderung betrifft auch die Baustellenlogistik. Für die Errichtung der Hochbauten wie den beiden 165 m hohen Kühltürmen, den vier Treppentürmen, sieben Silos, dem Schaltanlagengebäude, dem Wasserzentrum oder den Maschinen- und Kesselhäusern auf dem Gelände, ist der Einsatz von Personal und Geräten perfekt zu koordinieren. Auf engstem Raum müssen unzählige Gebäude gleichzeitig entstehen. Oft sind mehr als 20 Kräne synchron im Einsatz, um die permanente Versorgung mit Materialien und Baustoffen sicherzustellen. Mit modernsten Technologien und Hightech-Gerätschaften lassen sich aber inzwischen selbst bei einem derartigen Monsterprojekt die kniffligsten Aufgaben optimal lösen.

Oft sind mehr als 20 Kräne synchron im Einsatz, um die permanente Versorgung mit Materialien und Baustoffen sicherzustellen. Quo vadis, Kohlekraftwerk?

Im Zeitalter von Umweltbewusstsein und zukunftsorientiertem Denken bläst den Kohlekraftwerken ein zunehmend reinerer, aber rauer Wind entgegen. Dieser könnte irgendwann selbst diese stabilen Riesen aufgrund ihres Ausstoßes an Kohlenstoffdioxid ins Wanken bringen. Angesichts rasanter Entwicklungen könnte jedoch in absehbarer Zukunft die nötige Rettung nahen. Eigentlich besteht diese Rettung aus drei Prinzipien. Namentlich sind das die Pre Combustion, die Post Combustion und der Oxyfuel-Prozess. Klingt heroisch und ist es eigentlich auch, da alle drei die Entfernung des Treibhausgases aus den Rauchgasen zum Ziel haben. Jedoch kein Superheld ohne Schwachstelle. Die herausgelösten Abgase bergen in ihrer Entsorgung Risiken, die noch nicht weitgehend erforscht sind. Und durch den erhöhten Eigenbedarf an Energie geht man von einem Verlust an Wirkungsgrad in der Höhe von 10 – 15 % aus. Angesichts der ökonomischen Grundlagen ein erheblicher Faktor. Aber eine intakte Umwelt wird auch in der Zukunft nicht umsonst zu haben sein. //

kraftwerk hamm Das Steinkohlekraftwerk besteht aus zwei baugleichen Kraftwerksblöcken und wird auf dem bestehenden Kraftwerksgelände der RWE Power in Hamm errichtet. ALPINE führt sämtliche Erd-, Beton- und Ausbauarbeiten durch. Mit einem Wirkungsgrad von rund 46 % wird die neue Anlage zu den weltweit modernsten und effizientesten Kohlekraftwerken gehören. Die Leistung wird insgesamt 1.600 Megawatt betragen. Herausragend sind die Silos und Treppenhaustürme der Kesselhäuser, die bis zu 120 Meter Höhe erreichen.


40

// TECHNOLOGIE

Nur eine Frage der Zeit

Tolles Tool Die Software FLTG bringt Züge auf Schiene. Computerunterstützte Simulationen in 3 D, die aus allerlei Dateninput und Berechnungen hervorgehen, führen in der Realität auf dem sichersten Weg von A nach B.

// Michaela Hocek

w

as muss es gemütlich gewesen sein, als die Menschheit ihren Alltag noch nach dem Stand der Sonne ausrichtete. Kein hektischer Blick auf die Uhr, Reisen brachten einen in aller Ruhe höchstens bis in das nächstgelegene Dorf und dass die Erde eine Kugel ist, war absolut irrelevant. Doch den Homo sapiens trieb es voran. Weiter, schneller, besser: Die Erfindung neuer Fortbewegungs-

mittel und die Ausdehnung des persönlichen Radius warfen alsbald Probleme auf. Warum sich gerade die Eisenbahn als Spielmacher in dem Match der Sonne gegen die Uhr hervortat, ist leicht erklärt. Während für uns Mitteleuropäer die einheitliche Zeit schon längst zu einem nicht weiter hinterfragten Alltagsphänomen mutierte, war sie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts keine Selbstverständlichkeit. Je nach Längengrad der

// FLTG FahrLeiTunG-software 15 sec.

jeweiligen Ortschaft bestimmte die Sonnenuhr, wie spät es gerade war. Die Schrittgeschwindigkeit war das Maß der Dinge und so fielen einige Minuten auf oder ab nicht weiter ins Gewicht. Mit dem Ausbau der Verkehrswege war es allerdings vorbei mit der Beschaulichkeit. Per pedes ist Ende des 19. Jh. passé

Die Eisenbahn brachte es in den 1840er Jahren immerhin auf 25

begriffe Interoperabilität bedeutet im Schienenverkehr, dass Bahnfahrzeuge möglichst durchgängig zwischen verschiedenen Schienennetzen verkehren können, insbesondere

FLTG vereinfacht die Planung von Oberleitungen

zwischen den Eisenbahnnetzen verschiedener Staaten. Eine wesentliche Komponente

und ermöglicht die Simulation des Stromabnehmer-

ist das Zusammenwirken von Oberleitung und Stromabnehmer. // Kennlinie: Sie

laufes. Seit 1998 widmet sich Gerhard Hofbauer als

dient dazu, die günstigste Mastausführung hinsichtlich Gebrauchstauglichkeit und

Leiter des Fahrleitungsbaus bei ALPINE-ENERGIE

Tragfähigkeit auszuwählen. // Kinetischer Freiraum: Platz, der dem Stromabnehmer

der Optimierung des Systems BAHN im Nah- und

eingeräumt werden muss, um sich unberührt von Bauteilen unter dem Fahrdraht

Fernverkehr. Mit der Software FLTG hat er ein

bewegen zu können. // Kräftemessen: Wankbewegungen des Fahrzeuges und

Programm geschrieben, dass neue und bereits

Verblasen des Fahrdrahtes durch Wind können im Bahnverkehr schnell zum Problem

bestehende Strecken analysiert und internationale

werden. Durch die Simulation der zu erwartenden Grenzlagen können Risikostellen

Bahnreisen sicherer macht.

bereits in der Planungsphase korrigiert werden.


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km/h. Die individuellen Lokalzeiten verhinderten das Erstellen von überregionalen Fahrplänen. Dieser unhaltbare Zustand fand mit der Etablierung von Zeitzonen und der Einführung der sogenannten Eisenbahnzeit sein Ende. Der Grundstein für innereuropäische und internationale Reisetätigkeit war damit Ende des 19. Jahrhunderts gesetzt. Wie häufig ALPINE Energie-Mitarbeiter Gerhard Hofbauer privat einen Zug in Richtung Urlaub besteigt, wird an dieser Stelle nicht verraten. Dass er sein technisches Wissen ganz dem Thema Eisenbahn verschrieben hat, hat er mit der Entwicklung der Software FLTG unter Beweis gestellt. Dieses Programm kommt nach etlichen technischen Innovationen, die das Reisen auf Schiene rapide beschleunigt haben, einem Quantensprung im grenzüberschreitenden Bahnverkehr gleich, da es sämtliche Schritte der Oberleitungsplanung mit den Parametern der jeweiligen Bauart, den Streckendaten und Naturgewalten zusammenführt und damit

die Sicherheit und Kosteneffizienz erhöht. Virtuelle Bügelfahrten im 21. Jahrhundert

Mit FLTG kann die grafische Darstellung der Oberleitungsstützpunkte und Längsfelder unter Berücksichtigung unterschiedlicher Stromabnehmerbauarten, Wankbewegungen und Windeinflüssen simuliert werden. Sämtliche Parameter, die das transeuropäische Bahnsystem beeinflussen, können variabel abgefragt werden. Der positive Effekt liegt auf der Hand: Mängel können von vornherein vermieden werden und ersparen Nachbesserungsarbeiten. Kürzere Montagezeiten und Gleisbesetzungen durch exakte Vorbereitung können den immer wieder laut werdenden Unmut der Fahrgäste dämpfen. Durch virtuelle Bügelfahrten werden Schwachstellen ersichtlich, die noch in der Projektierungsphase korrigiert werden können. Die tatsächliche Gleisgeo-

metrie, die Darstellung des Windabtriebs, die Berücksichtigung von Wankbewegungen des Zuges und Gleislagefehler werden simuliert und können ohne Veränderung der ursprünglichen Eingabedaten mit verschiedenen Stromabnehmerprofilen, Spannfeld- und Nachspannlängen, Maststandorten, etc. „durchgespielt“ werden. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass FLTG nicht nur für Neubauten, sondern auch auf bestehende Anlagen angewandt werden kann. Für die Bewahrung der Übersicht gibt es eine Reihe von Schlüsselwörtern, für die einzelne Dialoge existieren. Über diese kann der Benutzer die Eigenschaften anpassen. Die HilfeFunktion zum jeweiligen Schlüsselwort liefert detaillierte Informationen. Somit steht dank dieser Software trotz unterschiedlichen europäischen Fahrdrahthöhen, klimatischen Verhältnissen und Zugkräften von Fahrdraht und Längstragseil einer ungestörten Bahnreise nichts mehr im Wege. //


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// CITY PORTRAIT

BerlIN

odeR der Sand der DIngE ost west Der Mythos Berlin ist aus der Luft gegriffen und zugleich findet man ihn in Grund und Boden. Seine Bestandteile zerrinnen einem zwischen den Fingern – und dennoch lässt sich darauf bauen. Berlin ist auf Sand gebaut – der alten Metapher zum Trotz sogar stabil. INSIDE stellt Ihnen heute vor, wie ALPINE zur Transformation der deutschen Hauptstadt mit zahlreichen Prestigeprojekten beiträgt. // Andree Bock // Benedikt Schreyer

"Die Sicht betrug nur wenig mehr als drei Meter, doch selbst davon nahmen wir nicht viel wahr. Augenblicklich mussten wir Augen und Münder verschliessen vor dem Sand, den haushohe Windhosen uns entgegenwarfen ...“


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d

iese Zeilen könnten aus der Feder eines Wüstenforschers stammen, doch sie beschreiben die Umstände, wie man sie um 1805 in Berlin vorfand. Über große Plätze wie dem Quarré, das heute den Namen Pariser Platz trägt, peitschten immer wieder Sandstürme. Ende des 18. Jahrhunderts waren die gepflasterten Straßen mit Geröll bestreut, um so der Verschlammung durch Regen vorzubeugen. Unter dem Druck von Kutschen und Pferdefuhrwerken wurde dieses aber langsam zu Sand zermahlen und damit leichte Beute der Berliner Lüfte. Am Pariser Platz befindet sich auch das Wahrzeichen der Stadt, das Brandenburger Tor. Der Architekt Gotthard Langhans ließ sich vom Eingang der Athener Akropolis inspirieren, wohlgemerkt einem Tempel, von dem er die Ausrichtung nach innen übernahm. Im Gegensatz zu üblichen Stadttoren, die eine Stadt nach außen hin repräsentierten, war das Brandenburger Tor ganz für die Berliner gedacht – als Denkmal und sprichwörtliche „Erbauung“. Besucher, die die Stadt durch das Brandenburger Tor betreten, bekommen – ganz Berliner Schnauze – zuerst vier Pferdehintern und einen Frauenrücken zu sehen, denn auch die Quadriga blickt nach innen auf den Pariser Platz. Die paradoxe Formel dahinter lautet: Die Außenwirkung ergibt sich von allein, wenn es ein Heiligtum gibt. Das braucht es für ein echtes Wahrzeichen und das ist der wahre Mittelpunkt einer Metropole. Die Amerikaner haben für derlei Symbolik ein Gespür, weshalb sich die US-Botschaft direkt am Pariser Platz befindet. Bei diesem Bauprojekt war ALPINE für die Bohrpfahlarbeiten, den Rohbau und die Stahlbauarbeiten verantwortlich und leistete damit seinen Beitrag dafür, dass die amerikanischen Regierung über eine sichere und voll funktionsfähige diplomatische Plattform verfügt.

Wer auf Sand baut, braucht eine Menge Trotz Genau wie bei einem Bauwerk gilt es auch bei einem Mythos auf Statik und Tragfähigkeit zu achten. Berlin und dem Rest der Welt wäre viel erspart geblieben, wenn gewisse Herren der deutschen Politik sich für ihre Ideologien ein Gutachten hätten einholen müssen. Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs folgte mit dem Kalten Krieg eine weitere Belastungsprobe. Wiederum wurde das Brandenburger Tor zum symbolträchtigen Mittelpunkt, denn hier verlief die Grenze zwischen Ost und West. Ost- und Westberlin verhielten sich zueinander wie ein Paar, das eine schwere Beziehungskrise durchmacht. Man hatte sich auseinandergelebt und ideologisiert, doch wussten beide Partner, dass sie nach wie vor aufeinander angewiesen waren. So arbeiteten 1956 Ost- und Westberlin trotz heftiger Auseinandersetzungen bei der Restaurierung des Brandenburger Tors zusammen. Selbst nach dem Bau der Mauer 1961, den man auch als gescheiterten Versuch einer Gütertrennung bezeichnen könnte, hielt das gemeinsame Erbe die bei-

b e r l i n

IN ZAHLEn

3 416255

12

einwohner

bezirke

893

KM2 FLÄCHE

368

m fernsehturm

hunde

108 5O9

1475

mittleres monatl. einkommen in euro

museen

720

15 ,5

arbeitslosenquote in prozent

1 824

kinderspielplätze


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// CITY PORTRAIT

den Stadtteile immer in Verbindung. Berlin wurde zu einem Ring für ein Kräftemessen, das auf globaler Ebene zum Glück nie ausgetragen wurde. West-Berlin trotzte dank der Präsenz der Westmächte dem Kommunismus wie das gallische Dorf aus Asterix und Obelix der Belagerung der Römer. Mit dem Vier-Mächte-Abkommen 1971 trat eine Phase der Entspannung und diskreten Eintracht ein. Für die 750-Jahr-Feier 1987 machten sich beide Stadtteile hübsch, nicht ahnend, dass sie sich 1989 erneut ineinander verlieben würden.

feierte Deutschland die Wiedervereinigung, die für die jungen Generationen mehr den Charakter einer Entpuppung hatte. Das Volk hatte sich gerieben und die Mauer war abgeplatzt. Nach den Jahrzehnten der Anspannung durfte man

Der Fall der Mauer war ein von Menschen erschaffenes Wunder. Der Boden der Tatsachen, der noch kurz zuvor so fest erschien, hatte seine Beschaffenheit verändert. Vom stabilen Untergrund hatte er sich schlagartig in Schwimmsand verwandelt. Der Ostblock fiel in sich zusammen, die DDR zerkrümelte. Am 3. Oktober 1990

endlich wieder jung sein. Leben. Spielen. Und vor allem: Wachsen. Die Geschichte hat gezeigt, dass Berlin keine konfliktscheue Stadt ist. Darin begründet sich auch die ewige Jugend und das Zelebrieren der Andersartigkeit, die Berlin zum Anziehungspunkt für Visionäre und Künstler aus der ganzen Welt machten. Berlin hat sich immer

gerne am Rand bewegt – kulturell, historisch, gesellschaftlich. Und leider auch finanziell. „Arm, aber sexy“, sagte der regierende Bürgermeister Klaus Wowereit kokettierend über Berlin. Das geht als jugendlicher Narzissmus durch, denn

"Es gibt einen Grund, warum man Berlin anderen Städten vorziehen kann: weil es sich ständig verändert." Bertolt Brecht schließlich gibt es Berlin in dieser Form erst seit 20 Jahren. Und in gewisser Weise ist der Spruch eine moderne Abwandlung des leidenschaftlichen Aufrufs von Ernst Reuter von 1948: „Völker dieser Welt, schaut auf diese Stadt!“ Mittlerweile hat sie dort sogar einen Zweitwohnsitz. 180 Nationen

1 Checkpoint Charlie

b e r l i n

hotspOTS

war einer der bekanntesten

Grenzübergänge in Berlin, der von Amerikanern kontrolliert wurde. Heute erinnert nur noch ein nachgebautes Wachhäuschen an den Kalten Krieg. Die berühmte Sehenswürdigkeit stellt Dokumente über geglückte oder missglückte Fluchtversuche und verschiedene Fluchtobjekte dar.

2 Museumsinsel

Auf der Nordspitze der Spreeinsel befindet

sich einer der herausragendsten Museumskomplexe Europas mit dem Pergamonmuseum, der alten Nationalgalerie, dem Alten Museum und dem Bode-

1

Museum. Das 1999 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommene Ensemble wird bis 2010 restauriert.

3 Alexanderplatz

Hier findet bis 3. Oktober 2010 die

Open-Air-Ausstellung „Friedliche Revolution 1989/90“ statt. Ereignisse der dramatischen Wendezeit, die Proteste und Massendemonstrationen, die am monumentalsten innerstädtischen Platz Deutschlands stattgefunden haben, werden gezeigt.

2

3


Das berühmte Ost-Berliner

45

Ampelmännchen

b e r l i n e r

gEschiCHte 1945- 199o 08.05.1945

Ende des 2. Weltkrieges,

Berlin wird in 4 Sektoren geteilt: amerikanischer, britischer und französischer Sektor im Westteil und sowjetischer Sektor im Ostteil der Stadt

23.06.1948 Währungsreform in Berlin,

Berlin wird in zwei verschiedene Währungszonen gespalten

24.05.1949 Gründung der Bundesrepublik

Deutschland (BRD)

07.10.1949 Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR)

26.05.1952

Die Grenzen zwischen

Ost- und Westdeutschland und zwischen der DDR und West-Berlin werden geschlossen. Nur noch die Sektorengrenzen in Berlin sind frei passierbar.

17.06.1953

Volksaufstand in der DDR

gegen die Erhöhung der Arbeitsnormen, blutige Niederschlagung mit Hilfe sowjetischer Panzer

13.08.1961 Die Sektorengrenze um WestBerlin wird geschlossen, Beginn des Mauerbaus

Die Welt schaut noch immer gerne hin.

26.06.1963

„Ich bin ein Berliner“ waren

die Worte des US-Präsidenten J. F. Kennedy bei seinem Berlin-Besuch

17.12.1963 Nach mehr als zwei Jahren

sind in Berlin vertreten. Die Berlinale ist ein internationaler Magnet wie auch die Modemesse Bread & Butter. In den Filmstudios von Babelsberg drehte Quentin Tarantino „Inglourious Basterds“. Die Stars sind fasziniert von Berlin. Für sie ist die Stadt wie ein lebendiges Museum, in dem die Geschichte nicht mehr die Gegenwart bedroht, sondern die Gegenwart sich stattdessen elegant der Geschichte bedient. Charisma lebt von absoluter Gegenwärtigkeit und wer weiß das besser als Hollywood-Stars. Regelmäßig finden Film-Premieren am Pots-

damer Platz statt, den ALPINE mit den Bauten für die DaimlerChrysler Immobilien von 1995 bis 1998 maßgeblich mitgestaltet hat. Drei Hochhäuser, Büros und Wohnungen sowie ein Regionalbahnhof mit Untertunnelung entstanden hier für ein Gesamtbudget von 148 Mio. Euro. Das Sehen und Gesehen werden gehört in Berlin zum Alltag. Der Berliner ist ja auch ein genauer Beobachter; eine Gabe, die hier zum Überleben notwendig ist. Bewohner, die sich morgens mit dem Auto

Der Trabant – kurz „Trabi“ – Ostalgie-Fahrzeug für Liebhaber

dürfen West-Berliner Einwohner das erste Mal wieder Ost-Berlin besuchen

12.06.1987 Präsident Ronald Reagan

fordert vor dem Brandenburger Tor: „Herr Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder!"

09.11.1989 Öffnung der Berliner Mauer 03.10.1990 Tag der deutschen Wiedervereinigung

alpine

TOP-proJekte i n

b e r l i n

IHZ – Industrie- und Handelszentrum +++ Rumänische Botschaft +++ US Botschaft +++ Kanada-Haus +++ Hauptquartier Bundesnachrichtendienst +++ Flughafen BBI Schienenanbindung und Terminalbau +++ Hotel Checkpoint Charlie +++ Fernsehwerft +++ Zoofenster


46

// CITY PORTRAIT Das 118 m hohe, derzeit in Bau befindliche Hochhaus „Zoofenster“ wird im Berliner Ortsteil Char-

auf den Weg zur Arbeit machen, müssen stets damit rechnen, dass in der Zwischenzeit eine neue Baustelle auf ihrer gewohnten Strecke entstanden ist. Da kiekste wa!, flucht der Berliner und sucht sich einen neuen Weg.

lottenburg von ALPINE errichtet.

die

b e r l i n e r

mauer 160 km Grenze

46 km Mauer zwischen dem Ost- und dem Westteil der Stadt 45.000 Einzelteile (je 3,60 × 1,20 m und je 2,75 t schwer) 116 Wachtürme 450.000 m² Todesstreifen 10.000 Grenzsoldaten und Offiziere knapp 5.000 Fluchtversuche 239 Tote

Der Film „Das Leben ist eine Baustelle“ von Wolfgang Becker konnte nur in Berlin spielen. Überall Baustellen, das Stadtbild verändert sich in rasantem Tempo. Es scheint, als würde die Geschwindigkeit, mit der im Internet Websites entstehen, in Berlin auf den öffentlichen Raum übergreifen. Das merkt man auch an den jüngsten Architekturen, deren Baustil stark von medialer Ästhetik beeinflusst ist. Am Osthafen errichtete ALPINE 2007-2008 zum Beispiel die Fernsehwerft, ein vierstöckiges Medienzentrum mit Fernsehstudios, Regie-, Schnitt- und Sprecherräumen und einer repräsentativen 4.000 qm großen Fassade aus Alu-Glas und Naturstein. Die Freude an der (Selbst-)Inszenierung macht vor nichts halt. Gerade in den In-Vierteln um den Prenzlauer Berg und Mitte wird eine intensive Stilistik gelebt mit wechselnden Trend- und Gegentrendbewegungen. Der Prenzlauer Berg beispielsweise ist der Stadtteil mit der höchsten Geburtenrate und gefühlt höchsten Kinderwagendichte Deutschlands. Gentrifizierung in Reinform. Längst hat die deutsche Werbebranche Berlin als Kulisse entdeckt, Kenner der Stadt werden sich beim Werbeblock im deutschen Fernsehen wie auf einer Stadtrundfahrt fühlen.

Der Mythos Berlin: für immer eine Wanderdüne? Jemand sagte mal, in Berlin wollen die Menschen nicht erwachsen werden. Doch während sich die Welt immer schneller verändert, werden erwachsene Werte wie Nachhaltigkeit und Zuverlässigkeit auch für Berlin immer wichtiger. Und es wird eine Zeit kommen, da werden die Leute der Eigenbespiegelung und Selbstironie überdrüssig. Die Stadt braucht bei allem Erneuerungsgeist Traditionen und solide Verankerungen, damit ihre Wandlungsfähigkeit festen Boden unter den Füßen hat. Berlin ist ein hervorragendes Testlabor, um die Verbindung zweier Thesen zu einer Synthese lokal zu verwirklichen. Wo einst Selbstschussanlagen standen, findet man heute Selbstbedienungsstände und Strandbars. Der ehemalige Todesstreifen ist nun ein Wohngebiet. Es steht der Welt frei, sich davon etwas abzuschauen. Eins haben wir bereits jetzt von dieser Stadt gelernt: Das Sein ist am spannendsten, wenn es ein Werden ist. Das Hotel Zoofenster in Berlin-Mitte verkörpert dies sehr anschaulich. ALPINE verbaute in dem 118 Meter hohen Neubau mit 32 Geschossen 32.500 Kubikmeter Beton und 5.250 Tonnen Stahl. Sein Name Zoofenster rührt von dem gläsernen Kubus an der Spitze her. Glas besteht übrigens zu 70 Prozent aus Quarzsand. Aber nur wer den Mut hat, den Sand mit dem Feuer zu verbinden, bekommt das Glas, durch das Licht hindurch scheinen kann. //


einblicke

weißes Gold SEITE 34

Porzellan ist ein zentraler Bestandteil der Kunst und Kultur Chinas und wird dort bereits seit dem 7 Jh. hergestellt. Marco Polo brachte um 1300 das „weiße Gold“ mit nach Europa. Herstellungsmaterialien und –methoden blieben jedoch lange ein gut gehütetes Geheimnis der Chinesen. Erst 1708 gelang es, das erste europäische Porzellan in Dresden bzw. Meißen zu produzieren.

SEITE 42

SEITE 50

TÄGLICH

1969 trat das Ampelmännchen in Ost-Berlin seinen offiziellen Dienst an und wurde nach und nach flächendeckend in der ganzen DDR eingesetzt. Nach der Wende wurde das Ost-Ampelmännchen gegen das westdeutsche Ampelmännchen ausgetauscht, was zu Protesten innerhalb der Bevölkerung führte. Seit Januar 2005 wird auch in den Westbezirken Berlins das Ost-Ampelmännchen als Lichtzeichen eingesetzt.

SEITE 20

Wo hart und ausdauernd gearbeitet wird, sollte auch ausreichend und gesund gegessen werden. Und da auf einer Bohrinsel rund um die Uhr Betrieb herrscht, muss auch das Küchenteam Außergewöhnliches leisten. Vier Hauptmahlzeiten werden den Arbeitern in der Regel kostenlos zur Verfügung gestellt, um das körperliche Gleichgewicht und eine gute Stimmung aufrechtzuerhalten. Alkohol dagegen ist aus Sicherheitsgründen streng verboten.

Groundhopper … sind Personen, die möglichst viele Stadien, Arenen oder Hallen einer bestimmten Sportart besuchen, um durch möglichst viele Spielbesuche das Konto an Ground- und Länderpunkten zu erhöhen. Der Begriff erlangte erstmals Ende der 1980er Jahre unter Fußballfans einen gewissen Bekanntheitsgrad.

SEITE 24

10 MINUTEN

würde sogar ein Weltklasseschwimmer benötigen, um den Pool mit einer Länge von 1.013 m zu durchschwimmen. Der größte Pool der Welt umfasst 250.000 Kubikmeter Wasser und befindet sich in der Ferienanlage San Alfonso del Mar in Algarrobo rund 75 km von der chilenischen Hauptstadt Santiago entfernt. Der 8 Hektar große Pool kann sogar mit Booten befahren werden.

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Bild aus der GEO-Reportage „Churubamba“ auf SF Sendung Horizonte vom 25.05.2008

Churubamba

In diesem auf 3.850 m gelegenen kleinen Dorf ohne Strom und Fließwasser spielen die Bäuerinnen jeden Tag Fußball. Für die Andenbewohnerinnen ist das eine willkommene Abwechslung in ihrem Alltag aus Feldarbeit, Viehzucht, Haushalt und Kinderversorgung und das Training für die Andenmeisterschaft „Fulbito Andino“.


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// INNOVATION

Tal der Almen INNOVATION An die 40 bewirtschaftete Almen haben dem rund 36 km langen Großarltal diesen Beinamen eingebracht. Bereits bei der Anreise werden die Besucher in den Bann der urwüchsigen Landschaft und seiner Bewohner gezogen. Doch neben Ruhe und Beschaulichkeit findet man hier seit kurzem auch hochmoderne Bauwerke und innovative Technologie. // Ines Schmiedmaier // melanie müller

i

n den Sommermonaten lädt das saftige Grün der Almen zu Wanderungen für die ganze Familie ein, 350 km Weitwanderwege lassen keine Wünsche für Erholungsuchende offen. Für ehrgeizige Bergfexe gibt es anspruchsvolle Klettersteige und zahlreiche Gipfel ringsum wollen erklommen werden. Im Winter locken modernste Liftanlagen, bestens präparierte Pisten mit vielfältigen Abfahrten und gemütliche Skihütten die Gäste an - Schneegarantie von Weihnachten bis Ostern inklusive.

Barrieren beseitigen

Erst seit den 1970er Jahren brachte der Tourismus bescheidenen Wohlstand in die vormals durch Landwirtschaft geprägte Region. Der Fremdenverkehr wurde durch eine Privatinitiative aufgebaut und brachte die Gründung der Großarler Bergbahnen und die Errichtung der ersten Lifte mit sich. Der Zusammenschluss mit dem Gasteinertal und der Gründung der Schischaukel Großarltal-Dorfgastein leiteten einen Aufschwung für die gesamte Wirtschaft im Großarltal

ein. Dadurch konnten zahlreiche Verbesserungen der Infrastruktur vorgenommen werden. Eine besonders geschichtsträchtige Stelle an der Landesstraße L109, die durch das Großarltal verläuft, ist die „Alte Wacht“, die älteste noch erhaltene Mautstelle im Salzburger Land. Durch die geringe Durchfahrtshöhe beim Wachtgebäude kam es laufend zu Problemen, weshalb es Bestrebungen gab, das betagte Holzgebäude abzutragen. Doch der Bau der Stegbachbrücke, an der ALPINE schon 1987 beteiligt war, garantierte den Verbleib die-


Unter schwierigsten Voraussetzungen ließ Erzbischof Johann Jakob Kuen von Belasy im Jahre 1566 hoch über der Klamm ein ‚Sträßlein‘ in den Fels hauen.

49 begriffe Bewehrung Im Bauwesen ist mit Bewehrung (oder Armierung) die Verstärkung eines Baustoffes gemeint. Eine Bewehrung kann aus Stahlmatten, Stäben oder Geflechten bestehen. Diese werden bei der sogenannten schlaffen Bewehrung in den Beton eingelegt und erhöhen deutlich die Belastbarkeit der damit ausgestatteten Bauteile. // Wird die Bewehrung vorgespannt, d. h. in den Beton stabile Drähte (sog. Spannglieder oder –kabel) eingebaut und gespannt, können die Lasten des Bauwerkes unter deutlich geringerem Materialaufwand getragen und größere Spannweiten überbrückt werden.

Untersicht des Tragwerkes

ses einzigartigen Baudenkmals mit jahrhundertealter Tradition. Ebenfalls an der L109 wurde im November 2009 mit der 50 Meter langen Egg-Grabenbrücke das Nadelöhr zwischen St. Johann im Pongau und Großarl beseitigt. Sie wird eine schmale Straßenbiegung ersetzen, die für den Transport von Mensch, Tier und Materialien in das Dorf Großarl schon seit je her ein Hindernis war. Da die Bergregion für den Tourismus von großer Bedeutung ist und in der Nähe der berühmten Schlucht Liechtenstein liegt, stellte die Landesregierung hohe Anforderungen an die bauliche Ästhetik der Brücke. Die exakte Lagegenauigkeit des Bogens und der Tragwerksplatte von gerade einmal +/- 0,5 cm ist auf Grund der schlanken Bauweise zwingend erforderlich gewesen. Lebensverlängernde MaSSnahmen

Die Errichtung der Egg-Grabenbrücke wurde von ALPINE und Grund-, Pfahl- und Sonderbau GmbH umgesetzt. Die Planungen

Spannkabeln (kreuzweise) samt Unterstellungstürmen

und Berechnungen des Projektes wurden in Zusammenarbeit mit dem Institut für Tragwerkskonstruktionen der TU Wien im Rahmen eines Forschungsprojektes über Brücken ohne schlaffe Bewehrung erarbeitet. Für Universitätsprofessor Johann Kollegger und seine Assistenten Johannes Berger und Zoran Bruschetini-Ambro war das Bauvorhaben von besonderem Interesse, da die Brücke ohne schlaffe Bewehrung und unter Verwendung elektrisch isolierter Spannglieder (EIT) konstruiert wurde. „Eine Technologie, die hier das erste Mal überhaupt angewendet wurde“, erklärt Professor Kollegger. Die Spannglieder werden hierbei von Kunststoffrohren umgeben und durch diese sorgfältig abgedichtete Hülle vor Korrosion (z. B. aufgrund von einsickerndem Tausalzwasser) geschützt. Dies erhöht die Lebensdauer enorm, wie Professor Kollegger deutlich macht: „Der Bauherr erhält so eine Brücke, die nicht rosten kann.“ Das Besondere an den EITSpanngliedern ist, dass diese – trotz der Hüllrohre – immer noch regelmäßig kontrolliert werden können.

„Mit Hilfe eines Messgerätes können wir das Verhalten der Spannkabel überwachen“, schildert Josef Simader von der Grund-, Pfahl- und Sonderbau GmbH den größten Vorteil dieser technischen Innovation. „Bei Veränderungen des elektrischen Widerstandes kann die Schadstelle identifiziert werden.“ Betriebs- und Wartungskosten werden so deutlich gesenkt. Bereits bei der Errichtung der Brücke, aber auch nach Abschluss der Arbeiten wurden Widerstandsmessungen in regelmäßigen Abständen durchgeführt. Da auf eine schlaffe Bewehrung verzichtet wurde, stellte die Befestigung der Spannglieder eine besondere Herausforderung dar. Die Spannkabel wurden schließlich kreuzweise gespannt und an den Kreuzungspunkten von Unterstelltürmen (siehe Abb.) gestützt. Die Bewohner und Besucher des Großarltals haben von diesen spannenden technologischen Innovationen wohl nur wenig mitbekommen. Dennoch profitieren sie nun täglich von dem Ergebnis. //

Der Aushub für die Widerlader in dem geologisch schwierigen Gelände stellte eine besondere Herausforderung an die Baumaschinen.


r ü f r Nu t o s e g t r Ha 50

// RESSOURCEN

INSELLEBEN Die Angebote auf diversen Webseiten sind vielzählig. Die Lockmittel sind dabei neben dem vermeintlichen Abenteuer meist finanzieller Natur. Arbeiten auf einer Bohrinsel unter härtesten Bedingungen für richtig viel Geld ist seit Jahrzehnten Thema. Ursprünglich ein oft diskutierter Mythos unter nach Freiheit drängenden Jugendlichen, haben sich die Jobangebote bis heute hartnäckig gehalten. Und inzwischen weiß man dank Internet, es gibt sie wirklich.

// andreas eder

O

b Informatiker, Schlosser oder Bäcker, auf einer Bohrinsel gibt es nahezu jeden Job, den es erfordert, um das Überleben der Mannschaft im harten Alltag auf kleinstem Raum zu sichern. Primär sind es aber Ingenieure, Geologen und Seismologen, die gesucht werden. Auch Frauen haben inzwischen einen fixen Platz in der ursprünglich rauen Männerwelt. Dabei besetzen diese die unterschiedlichsten Positionen. Von typischen Männer- oder Frauenrollen ist hier nicht mehr die Rede. Die Gründe für die Entscheidung, ein Leben fernab der Heimat unter gewöhnungsbedürftigen Bedingungen zu führen, sind unterschiedlich. Immer öfter ist es jedoch die Situation am heimischen Arbeitsmarkt, die den Einzelnen zu dieser Entscheidung drängt. Und der Verdienst lässt sich sehen. Dabei bilden die Untergrenze die „Roustabouts“, die Bohrhelfer. Dafür darf man sich über das Entros-

ten von Gestängen, das Bereitstellen von Rohren oder das Reinigen und Pflegen von Material nicht beklagen.

kostenlos. Und es gibt nicht nur Fisch.

21/21 lautet die Devise

Gegen die schwimmenden Städte vor den Festlandküsten nehmen sich die Bohrstationen am Festland selbst aber üblicherweise bescheiden aus. Wenn an Land nach Öl oder Gas gebohrt wird, bleibt nicht viel von rauem Charme und Abenteuer. Da steht mal hier und dort eine hell beleuchtete Gasförderanlage in der Landschaft oder die aus amerikanischen Filmen bekannten Ölförderpumpen nicken unaufhörlich auf weiten Feldern. Der Aufwand, um an die wertvollen Rohstoffe zu gelangen, ist aber auch hier erheblich. Bis die Quelle endlich sprudelt, kann es Jahre dauern.

Auf 21 Tage Arbeit folgen 21 freie Tage. Oder 12 Tage 12-StundenSchicht und vier Wochen frei. Die Modelle sind unterschiedlich. Aber mit einem derartigen Rhythmus muss man klar kommen, um die Grundvoraussetzung für ein entsprechendes Engagement zu erfüllen. Und das ist noch die geringste Herausforderung. Obwohl Sicherheit an erster Stelle steht, es lauert eine Reihe an Gefahren. Unwägbarkeiten des Wetters oder Risiken beim Betrieb, die Rahmenbedingungen sind und bleiben spannend. Andererseits fehlt es auf Bohrinseln kaum an Komfort, wenn auch an die Möglichkeiten angepasst. Die Qualität der Verpflegung ist erstklassig und die Auswahl üppig und

Zu Wasser und zu Land

Nichts für Ungeduldige

Erdgasvorkommen sind selten und schwer zu finden. Von der Heraus-


e n e t t

51 forderung, es zu fördern und nutzbar zu machen, ganz zu schweigen. Um an die begehrten Substanzen zu gelangen, braucht es jede Menge Geduld und Ausdauer. Und finanzielle Mittel. Langwierige Versuche sind nötig, und der Erfolg ist niemals garantiert. Die Anforderungen an die Technologien und Gerätschaften sind enorm. Es muss kilometertief in unvorhersehbare Erd- und Gesteinsschichten gebohrt werden. Das kostet Millionen. Die Bohrungen lassen nicht die geringste Abweichung in der Neigung zu. Präzision ist also unerlässlich, um unerwünschte Verunreinigungen zu vermeiden. Spezialtiefbauunternehmen wie die „Grund-, Pfahl- und Sonderbau GmbH“ aus Himberg bei Wien werden bei der Errichtung und Wartung von Förder- und Lagerstätten häufig für besondere bauliche Maßnahmen hinzugezogen. So kann es zum Beispiel erforderlich sein, Bohrplattformen, also die Standplätze der Bohranlagen, wegen schlechter oder stark wechselnder Untergrundverhältnisse mittels HLV®-Pfählen zu fundieren. Durch eine derartige Tiefengründung werden die auftretenden Lasten auf tiefere, ausreichend tragfähige Schichten abgeleitet. Dabei muss nicht nur auf unterschiedlichste Untergrundverhältnisse eingegangen, sondern auch eine enorme Flexibilität an den Tag gelegt werden. Häufig ist man gezwungen, schnell

und ohne angemessene Vorlaufzeit zu reagieren, aufgrund der hohen Stehzeitkosten darf der laufende Betrieb dabei nicht gestört werden. Beengte Platzverhältnisse oder bestehende Leitungen, die nicht beschädigt werden sollten, erfordern höchste Genauigkeit und die Entwicklung von speziellen Lösungen. Auch Standrohrbohrungen einschließlich der Fundierung der erforderlichen Bohrkeller gehören zu den Spezialkompetenzen der GPS GmbH. Obwohl Gas- und Ölbohrungen vor allem dadurch beeindrucken, dass sie oft mehrere Kilometer weit in die Erde reichen: Die schwierigsten sind oftmals die ersten 50 Meter. Das Equipment, mit denen Bohranlagen ausgestattet sind, ist für diese oberflächlichen Bohrungen nicht optimal geeignet. Hier kommen Technologie und Know-how der Himberger Spezialisten zum Einsatz. Ob man also einer der weltweit rd. 1,4 Millionen Menschen ist, der eine Beschäftigung auf einer der fast 2.700 Bohrinseln hat, oder ob man in Oberhofen am Irrsee in Österreich hochpräzise Löcher in die Erde bohrt – die Aufgabe ist in jedem Fall eine Herausforderung und die Verantwortung groß. Hier wie dort ist eine gute Konstitution Voraussetzung für die harte, körperliche Arbeit. Und auch in Oberhofen am Irrsee gibt’s ab und zu Fisch. //

Speziallösung // HLV®-Pfähle Hochleistungsverdrängungspfähle (HLV®-Pfähle) sind ein ideales Fertigteilsystem zur Lastabtragung bei Gründungen aller Art, wie sie für Gebäude, Hallen, Brücken, Kläranlagen, Dämme, Rohrleitungen etc. erforderlich werden können. Sie bestehen aus einem widerstandsfähigen Grundwerkstoff, der einer Rammung und einer damit verbundenen extrem hohen Schlagenergie schadlos standhält. Aufgrund ihrer Flexibilität, Stabilität und Langlebigkeit haben sie sich als ideal für die Fundierung von Bauwerken erwiesen.

Ü

www.gps-bau.com

Schlagmuffenverbindung


52

// UMWELT

Trennung mit Zukunft ÖKOEFFIZIENZ Heute zählt, was länger hält. Nachhaltiges Handeln ist zukunftsorientiert und sichert die Lebensqualität für künftige Generationen. Im Bauwesen bedeutet Nachhaltigkeit, Umweltaspekte stärker zu berücksichtigen und verantwortungsbewusster mit Ressourcen umzugehen. // Marion Hierzenberger

N

achhaltiges Bauen ist nicht nur ökologisch verträglicher, sondern minimiert auch die wirtschaftlichen Kosten. So spart ein nachhaltig gebautes Haus während seines ganzen Lebenszyklus Energie. Und durch den Einsatz sogenannter langlebiger Baustoffe lässt sich der Instandhaltungsbedarf maßgeblich reduzieren. Was im Wohnbereich das Energie sparen, ist im Baubereich die Frage nach dem Lebenszyklus von Gebäuden bzw. Baustoffen. Mit Lebenszyklus ist der gesamte Lebenskreislauf von Bauwerken - von der Herstellung über die Nutzung bis zum Abbruch, zur Verwertung oder

zur Entsorgung gemeint. Hochwertige, natürliche Baustoffe, die bereits unter Berücksichtigung ihres Lebenszyklus gefertigt wurden, schonen Ressourcen und belasten die Umwelt deutlich weniger – in der Herstellung ebenso, wie in der Entsorgung. Stoff mit fataler Wirkung

al, als Speichermedium in elektrischen Speicherheizungen, als Fußbodenbelag und in vielen anderen Anwendungen eingesetzt. Weltweit geschätzte 5 Millionen Tonnen Asbest werden 1975 gefördert, verarbeitet und als asbesthaltige Produkte auf dem Markt verkauft. Die größten Anbieter sind Kanada, Russland und Südafrika.

Welch verheerende Langzeitschäden ein einst als „Wundermittel“ gepriesener Baustoff an Mensch und Umwelt anrichten kann, zeigt die Geschichte des Asbests. Im Zeitraum von 1960 bis Ende 1980 wird Asbest häufig als Baumaterial, etwa in Form von Eternitplatten oder Spritzasbest, als Isoliermateri-

Mit der Gewinnung und industriellen Nutzung von Asbest geht eine massive gesundheitliche Gefährdung einher. In Österreich kommt es ab 1978 zu einem schrittweisen Verbot von Asbestprodukten. 1990 dürfen asbesthaltige Produkte bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr verkauft werden. Erst 2004 folgt


53 dann das generelle Asbestverbot. Weltweit werden jedoch noch immer jährlich geschätzte 2 Millionen Tonnen Asbest abgebaut.

wird möglich. Ein ökonomisch und ökologisch richtiger Weg, der eindrucksvoll zeigt, was für das Rohstoffpotenzial der Zukunft getan werden kann.

Sanieren und entsorgen

Die Gefahr, die von ungebundenem Asbest ausgeht, wird noch Generationen nach uns beschäftigen. Der angerichtete Schaden ist enorm. Die vor allem im Bauwesen eingesetzten asbesthaltigen Materialien haben mittlerweise das Ende ihrer Nutzungsdauer erreicht. Seit Ende der 90er werden aufwändige Asbestsanierungen durchgeführt und der Problemstoff durch alternative, nicht gesundheitsgefährdende Baustoffe ersetzt. Aufgrund seiner Gefährlichkeit dürfen Sanierungen und Abbrüche nur von spezialisierten und anerkannten Firmen vorgenommen werden. „Sortierinsel“ für Baustellen

Das Unternehmen ÖKOTECHNA, eine ALPINE Tochter, ist spezialisiert auf die Entsorgung von Problemstoffen und Baustellenabfällen, wie sie bei Sanierungen, Abbrüchen oder Neubauten anfallen. Mittels einer intelligenten Sammellogistik über sogenannte „Sortierinseln“ reduziert ÖKOTECHNA die unmittelbaren Auswirkungen auf die Umwelt deutlich, die eine herkömmliche Abfalllogistik mit sich bringt. Auf der Sortierinsel können Abfälle noch am Entstehungsort getrennt werden. Damit ist ein hoher Verwertungsanteil von Baustellenabfällen sicher gestellt. Trennen rechnet sich

SHORTCUTS Die Sortierinsel ist ein auf der Baustelle platzierter, eingezäunter und nur zu bestimmten Zeiten zugänglicher Bereich, in dem Abfallsammelbehälter für die anfallenden

Das Konzept „Sortierinsel“ wurde von ÖKOTECHNA bereits bei mehreren großen Bauvorhaben erfolgreich eingesetzt, zuletzt bei der Verlängerung der Linie U2 mit etwa 600 beteiligten Professionisten oder bei der seit 2004 andauernden Asbestsanierung des Vienna International Centers.

Bauabfälle aufgestellt sind. Die Abfälle werden von entsprechend geschultem Personal übernommen und den einzelnen Abfallarten zugeordnet. Die auf der Baustelle tätigen Professionisten werden vertraglich gebunden, ihre Abfälle über die Sortierinsel zu entsorgen. Der Bauherr erhält vom Sortierinselbetreiber nach Beendigung der Baustelle die aufsummierten Baurestmassennachweise und erspart sich damit, diese von den einzelnen Professionisten einzufordern.

Von der Wiege zur Wiege

Schäden nicht erst nachträglich zu minimieren, sondern gar nicht entstehen zu lassen, ist die Vision der Kreislaufwirtschaft, die Michael Braungart, deutscher Chemiker und Verfahrenstechniker, und der US-amerikanische Architekt und Designer William McDonough in ihrem „Cradle to Cradle“-Konzept entwickeln.

EIGENSCHAFTEN VON ASBEST Asbest ist die Sammelbezeichnung für ein weltweit natürlich vorkommendes faseriges Mineral aus der großen Gruppe der Silikate. Bereits in der Antike und im Altertum betörte das geheimnisvolle

Dieser Vision folgend, existieren künftig nur noch zwei Arten von Produkten: Verbrauchsgüter, die vollständig biologisch angebaut werden können, und Gebrauchsgüter, die sich endlos recyceln lassen.

Material die Menschen mit scheinbar magischen Eigenschaften. Asbest verbrennt nicht und übersteht größte Hitze bis 1000 Grad. Es isoliert gegen Wärme, Kälte, Nässe, Säure und Schall. Asbest ist zugfest und elastisch, fault und rostet nicht. Die Faser ist leicht an Gewicht, witterungsbeständig, billig und in großen Mengen verfügbar.

Ganzheitlich denken und nachhaltig handeln, so das Credo der Experten. Für ein Leben im Einklang mit der Natur. Heute und morgen. //

NACHGEFRAGT // Was macht Asbest so gefährlich? Bei mechanischer Einwirkung, also beim Abbau, bei

Wird unbelasteter Abfall mit belasteten Stoffen vermischt, kann der gesamte Abfall als schadstoffhaltig oder kontaminiert eingestuft werden. Damit steigen auch die Entsorgungskosten. Werden hingegen Baustoffabfälle dort getrennt, wo sie anfallen, schont man Ressourcen, Umwelt und Deponiekosten. Die Wiederverwertung und Aufbereitung von hochwertigen und marktfähigen Sekundärrohstoffen

der Aufbereitung, beim Transport, bei der maschinellen Verwendung, beim Abbruch und nicht zuletzt auch bei der Entsorgung, werden Asbestfasern leicht freigesetzt und können damit jederzeit eingeatmet werden. Die Asbestfasern (100 μm lang, Durchmesser ca. 3 μm) gelangen in die Lungenbläschen, wo sie nicht abgebaut werden können. Das kann schon bei geringen Dosen zu Asbestose führen, die je nach Konzentration der Asbestfeinstäube sowie persönlicher Disposition mit einer Verzögerung von 15 bis 20 Jahren auftritt.


54

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ERBAULICHES

// IMPRESSUM

kOLUMNE von andree bock

Mut zur Lücke Touristen erkennt man an vielerlei Dingen. An der Kamera, die nicht nur Japaner um den Hals tragen. Am verzweifelten Blick in den Stadtplan. Oder daran, dass zielsicher diejenigen Cafés herausgesucht werden, die den teuersten Kaffee mit dem schlechtesten Service verbinden, nur weil einige Sehenswürdigkeiten in Steinwurfweite liegen. In Berlin würde ein Blick abseits der ausgetretenen Pfade reichen, um echte Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Berlin, das noch nie im Verdacht stand, reich zu sein, dafür aber schon immer verschwenderisch war, offenbart auf den zweiten Blick einen Luxus, den man in anderen Metropolen nicht entdecken wird: Eklatante Lücken im Stadtbild. Offene Brachflächen, die notdürftig mit Band abgesperrt sind und die anscheinend einfach keiner nutzen will. Wo sich in anderen Städten ein Einkaufszentrum ans nächste schmiegt, steht in Berlin oft – nichts. Luft, wo sonst Beton regiert; Leere, wo sonst hektische Betriebsamkeit herrscht. Mangel kann sich nur im Kontext von Fülle zeigen. Wir sind es so gewohnt, auf die vielen Prachtbauten zu achten, auf die Brandenburger Tore dieser Welt, auf all die Prachtalleen mit ihren hochherrschaftlichen Gebäuden, die uns mit voller Stimme jahrhundertealte Geheimnisse anvertrauen, dass wir die leise Stimme der Leere kaum mehr hören. Sie flüstern uns lautlos etwas zu, diese Orte. Geschichten der Stadt, die es in keinen Stadtführer schaffen. Diese optische Stille kann ungemein inspirierend für diejenigen wirken, deren Ohren noch nicht mit dem Schmalz der Superhits der 80er Jahre und dem Beton von heute verklebt sind. Berlin, das sich seit 20 Jahren neu erfindet, bietet

noch den Freiraum, aus dem Nichts eigenständige Ideen zu gebären. Nur in einer Stadt mit Lücken können Ideen entstehen, wie diese am besten gefüllt werden. So hat vor wenigen Jahren ein Student der Architektur seine Diplomarbeit der Frage gewidmet, wie die Brachflächen der Stadt intelligent zwischengenutzt werden könnten. Ganz einfach: Mit zwei handelsüblichen Gartenhütten aus dem Baumarkt, die baulich so miteinander verbunden werden, dass ein Holzhaus mit zwei Räumen entsteht. Dazu verankerte der Architekt das erste Haus mit dem Dach nach unten in einem soliden Betonfundament und baute die zweite Holzhütte – diesmal richtig herum – obendrauf. Nachdem er beide Räume miteinander verbunden und eigene Einrichtungsideen eingebracht hatte, entstand mit Kosten von kaum mehr als 10.000 Euro eine Wohnmöglichkeit für eine Person. Moment, mögen die Skeptiker nun einwenden, wo kommen denn Strom und Wasser her und ist das denn sicher und warm und überhaupt. Geschenkt. Dieser Architekt hatte den Mut, in einer Lücke Schönheit zu sehen. Dort, wo andere Absperrband sahen, sah er den Rand seines Gartens. Wo andere des Nachts ihren Müll abladen, hätte er tagsüber einen Gartenstuhl platziert. Die gute Nachricht für alle, die schlechte Nachrichten mögen: Dieses Projekt wurde nie realisiert. Zu aufwändig, zu wenig profitabel, zu ungewöhnlich. Und so wird die Brachfläche heutzutage als öffentlicher Parkplatz genutzt. Aber jedes Mal, wenn ich daran vorbeigehe, stelle ich mir vor, wie es wohl wäre, dort Holzhütten übereinander zu sehen, und mein Kopf füllt die Lücke dann mit einem Lächeln. Froh zu sein, bedarf es wenig, heißt es in einem Kinderlied. Und das ist manchmal sogar – nichts.

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