Struktur – Vermittler zwischen Funktion und Form?

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3 Polygene Gewölbe Rückblende Das Kreuzrippengewölbe breitete sich in der Hoch- und Spätgotik auf ganz Westeuropa aus. Die Suche nach gestalterisch ausgeklügelten Deckenmotiven führte in den Deckengewölben zu einer immer höheren Figuration in Ticerongewölben, Liernengewölben, Schirmgewölben, Netzgewölben und verstrebten Hängegewölben. Zu beachten ist, dass selbst diese vermehrt aus der Formsuche generierten Gewölbe konstruktive Auswirkungen auf die auffangende Struktur besassen. Mit dem Ende der Gotik verlor auch das Spitzbogengewölbe in Sakralbauten an Bedeutung. Die Renaissance und nachfolgende Stile nahmen zwar die Bauform des Gewölbes auf, allerdings praktizierten die Architekten mit wiederentdeckten Formen der Antike. Unter diesem Aspekt verlor das Gewölbe ihre vorgebende Rolle auf die Tragstruktur; im Gegensatz zur Kuppel. Mit der Erfindung des béton armé im 19. Jhd. durch Joseph Monier war es alsbald möglich flache Decken für weit gespannte Raumweiten einzusetzen. Wo Kuppel und Gewölbe einst in Sakralbauten, wie auch in Profanbauten wichtige Bautypen darstellten, lokalisierten sie sich im 20. Jhd. nun vornehmlich in Industriebauten, wo sie ihre statischen Vorteile zur Geltung bringen konnten. Rückgriffe in der klassischen Moderne auf Gewölbekonstruktion sind nur vereinzelt festzuhalten. Aus dem Fundus greift die Studie einen Bau auf, bei dem der Architekt das Gewölbe in eine neuartige Struktur transformiert. Wesentlich bleibt die Frage, inwiefern moderne Gewölbe aus neuen Anforderungen erwachsen und ob die Erkenntnisse neue Mechanismen zu Tage fördern.

Abb. 32. Zykloid geformte Schalen mit Projektion der gleichmässigen Lichtverteilung über Aluminiumreflektoren.

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