Kind spielt mit Holzklötzen
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Bildung

Schulreife-Tests: Mehr Sprachschwächen

Im nächsten Schuljahr kommt eine App zur Anwendung, die österreichweit einheitlich die Schulreife der Tafelklassler garantieren soll. In Kärnten wird sie ab Februar getestet. Was jetzt schon auffällt, ist der gestiegene Bedarf an Vorschulklassen weil viele Kinder deutscher Muttersprache Sprachschwächen haben.

Heuer entscheiden die Schulleitungen noch autonom, wie die Schulreife der Kinder festgestellt wird. Ab dem nächsten Jahr kommt eine einheitliche App zur Anwendung. Diese ist im Auftrag des Bildungsministerium entwickelt worden und soll eine österreichweite, einheitliche Feststellung der Schulreife garantieren. In Kärnten ist im Schnitt jedes zehnte sechsjährige Kind noch nicht schulreif.

Schulreife APP
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Die neue App zur Feststellung der Schulreife befindet sich noch in der Testphase

Breites Spektrum an Kriterien für Schulreife

In der Vorschulklasse der Volksschule 9 in Klagenfurt können sich die Kinder spielerisch an die schulische Struktur gewöhnen. Außerdem wird die Grob- und Feinmotorik, die sprachliche Entwicklung und das mathematische Denken gefördert. Ob ein Kind eine Vorschulklasse besuchen muss, entscheidet sich bei der Schuleinschreibung. Direktorin Elisabeth Vankat sagt: „Im Zuge der Schuleinschreibung werden die Kinder von unseren Pädagogen im Hinblick auf soziale und emotionale Kompetenz, kognitive Kompetenz, körperliche Reife beobachtet. Wenn es hier Zweifelsfälle hinsichtlich der Schulreife gibt, ziehen wir auch zusätzlich den schulpsychologischen oder den schulärztlichen Dienst zu Rate.“

Schwierigkeiten bei Laut-, Wort- und Satzbildung häufiger

In den vergangenen Jahren sei der Bedarf an Vorschulklassen gestiegen, so Vankat: „Von meinen Beobachtungen her kann ich sagen, dass diese Zahl sicherlich zugenommen hat. Ich würde sagen, von einem Prozentsatz von fünf bis sieben Prozent auf zehn bis zwölf Prozent in den letzten zehn bis 15 Jahren – das ist aber nur eine persönliche Einschätzung von mir.“

Feststellung der Schulreife wird vereinheitlicht

Im Februar beginnt die Schuleinschreibung für das kommende Schuljahr. Noch können die Direktoren autonom entscheiden, wie die Schulreife festgestellt wird. Im kommenden Jahr wird dies per App ermittelt.

Immer häufiger beobachtbar seien Schwächen der Sprachkompetenz in Hinblick auf die deutsche Muttersprache, „wo vielfach Kinder bis zum Schuleintritt nicht in der Lage sind, Laute, Worte und Sätze zu bilden“, so Vankat

Kritik an neuer Schulreife-Feststellung: „Zu schwierig“

Wie die Schulreife festgestellt wird, entscheiden – noch – die Schulleiter. Ab dem kommenden Jahr soll es aber ein österreichweit einheitliches Schuleingangs-Screening mit Hilfe einer App geben. In einem 20-minütigen Computerspiel werden den Kindern verschiedene Aufgaben gestellt. Die App befindet sich noch in der Testphase. Kritiker sagen, die Aufgaben seien zu schwierig. Außerdem werde befürchtet, dass Eltern künftig mehr Druck auf ihre Kinder beim Schuleingangstest ausüben.

Schriftzug Österreichische Gesundheitskasse auf Glasfront
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Eine Befürchtung lautet, dass Eltern wegen der neuen Schul-App mehr Druck auf ihre Kinder ausüben

Dazu sagt Bildungsdirektor Robert Klinglmair: „Man sollte eben keinen Druck auf die Kinder ausüben, damit sie dieses Schuleingangs-Screening schaffen – weil es eben kein Stigma ist, wenn man ein Jahr in die Vorschule geht."

Bildungsdirektor: App nicht schon vorher schlecht reden

Eltern sollten, so Klinglmair, zum Wohle der Kinder handeln: „Wenn man wirklich noch nicht schulreif ist, ist man überfordert, verliert die Schulfreude und das sollte auch die Quintessenz sein – dieses Schuleingangs-Screening nicht schon schlecht zu reden, bevor es gestartet ist, sondern zu schauen wie es funktioniert. Ich selbst begrüße es sehr.“

Die App werde nun im Februar auch an 60 Kärntner Schulen getestet. Eine endgültige Entscheidung, ob im nächsten Jahr alle Schulen verpflichtend die App verwenden müssen oder nicht, fällt das Bildungsministerium im Frühjahr nach Auswertung der Daten.