Skip to content

Wie Pferde schlafen: Schlafmangel beim Pferd erkennen

Teile diese Podcast-Episode auf:

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von Podigee zu laden. Mit dem Laden des iFrames akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Podigee.

Inhalt laden

Inhaltsverzeichnis

Hast du dich ei­gent­lich schon mal ge­fragt, wie Pferde schla­fen und ob dein Pferd ge­nü­gend schläft? Schlafmangel beim Pferd ist ein deut­lich grö­ße­res Problem als all­ge­mein an­ge­nom­men. Damit du Symptome von Schlafmangel bei dei­nem Pferd er­ken­nen kannst, er­läu­te­re ich dir in die­ser Folge al­les über re­ge­ne­ra­ti­ven Pferdeschlaf und Schlafmangel beim Pferd.

Schlafverhalten von Pferden

Das Ruhe- und Schlafverhalten nimmt ei­nen Großteil des Tages dei­nes Pferdes in Anspruch und die kom­plet­te Ruhezeit be­trägt täg­lich bis zu 9 Stunden. Abhängig ist die Stundenanzahl von dem Alter, der Jahres- und Tageszeit und der Haltungsform dei­nes Pferdes. Fohlen schla­fen zum Beispiel in den ers­ten Wochen 10 Stunden.

Die rei­ne Schlafzeit be­steht aus der Leichtschlaf‑, Tiefschlaf- und REM-Schlafphase. Diese Phasen ma­chen ins­ge­samt ca. 3–4 Stunden pro Nacht aus und sind auf­ge­teilt in 

  • 1 Stunde Leichtschlaf — im Stehen mit leicht ge­senk­tem Kopf
  • 2 Stunden Tiefschlaf — im Stehen mit hän­gen­den Ohren und tie­fer Kopf-Hals-Haltung und Entlastung ei­nes Hinterbeins 
  • cir­ca 30 Min. REM-Schlaf — kom­plett abgelegt

Obwohl der REM-Schlaf die kür­zes­te Phase ist, ist er je­doch ab­so­lut es­sen­ti­ell für die Regeneration dei­nes Pferdes! 

Pferd schla­fen po­ly­pha­sisch — d.h. die ge­sam­te Schlafzeit ist nicht am Stück, son­dern in meh­re­re kur­ze Schlafzyklen ein­ge­teilt, in de­nen sich Schlaf- und Wachphasen ab­wech­seln. Ein Schlafzyklus dau­ert ca. 35–50 Minuten je nach Pferdeschlaftyp und pro Nacht durch­lau­fen Pferde 5–6 Schlafzyklen, in de­nen je­des Mal alle Schlafstadien durch­lau­fen wer­den sollten. 

Die Hauptschlafzeiten ei­nes Pferdes lie­gen zwi­schen 21–23 Uhr und dann noch­mal von 2–4 Uhr. Somit kann fest­ge­hal­ten wer­den, dass die Hautpliegezeit nachts ist.

REM-Schlaf bei Pferden

Wie wich­tig der REM-Schlaf für die kör­per­li­che und geis­ti­ge Regeneration dei­nes Pferdes ist, ha­ben wir ja be­reits oben an­ge­spro­chen. Den meis­ten REM-Schlaf ha­ben Pferde nach 3 Uhr früh. REM steht da­bei für die Rapid Eye Move­ment (schnel­le Augenbewegungen) und wird da­her auch als Traumschlaf be­zeich­net. Gekennzeichnet ist die­se Schlafphase durch ab­so­lu­te kör­per­li­che Entspannung und da­her funk­tio­niert der REM-Schlaf nur im Liegen! 

Die Schlafposition dei­nes Pferdes im REM-Schlaf ist da­her die kom­plet­te Seitenlage oder manch­mal auch die Brust-Bauchlage mit auf­ge­stütz­ter Kopfposition. Hält dein Pferd den Kopf also noch in der Schwebe, ist es de­fi­ni­tiv kein REM-Schlaf! Merke dir: Dein Pferd muss sich ab­le­gen kön­nen für die­se Schlafphase.

Schlafmangel beim Pferd erkennen

Schlafmangel kommt bei Pferden deut­lich häu­fi­ger vor als es all­ge­mein an­ge­nom­men wird. Leider wer­den Hinweise dar­auf oft nicht er­kannt. Dabei ist Schlafmangel eine ab­so­lu­te Belastung für den Körper und Geist dei­nes Pferdes und soll­te un­be­dingt ernst ge­nom­men wer­den; nicht um­sonst ist grau­sa­mer­wei­se Schlafentzug eine Methode der Folter!

Wie kannst du also Schlafmangel erkennen?

  1. Dein Pferd baut kei­ne Muskulatur auf: Du hast ei­nen struk­tu­rier­ten und phy­sio­lo­gisch durch­dach­ten Trainingsplan er­stellt und hälst die­sen auch kon­se­quent ein. Dein Pferd ist tier­me­di­zi­nisch durch­ge­checkt und als ge­sund be­fun­den; und trotz­dem lässt die Bemuskelung zu Wünschen üb­rig? Schlafmangel könn­te hier eine Ursache sein. 
  2. Dein Pferd hat klei­ne Verletzungen an den Karpalgelenken und Fesselgelenken: Durch Schlafmangel kann es dazu kom­men, dass dein Pferd stürzt bzw. in sich zu­sam­men­sackt und auf die Vorderbeine fällt. Dabei ent­ste­hen die ty­pi­schen Verletzungen an den Karpal- und Fesselgelenken. Besonders bei al­ten Pferden soll­ten sol­che Anzeichen ernst ge­nom­men wer­den. Mehr dazu in mei­ner Folge über die Gesunderhaltung von al­ten Pferden. 
  3. Dein Pferd ist beim Training un­kon­zen­triert: Wer schlecht schläft, dem fällt die Konzentration deut­lich schwe­rer. Manche Pferde fan­gen an zu stol­pern, schmei­ßen die Lektionen durch­ein­an­der und sind ein­fach geis­tig nicht 100% prä­sent. Ursache könn­te auch hier Schlafmangel sein. 
  4. Dein Pferd hat (Schnitt-)Verletzungen an der Lippe: Wie be­reits oben be­schrie­ben, kann Schlafmangel zu Stürzen bei dei­nem Pferd füh­ren. Durch den Aufprall kann sich dein Pferd mit den Schneidezähnen die Innenseite der Oberlippe ver­let­zen. Diese Verletzungen kön­nen dann wie Schnittverletzungen aussehen. 
  5. Dein Pferd setzt sich tags­über auf den Trog oder legt sei­nen Kopf ab: Auch hier soll­te die Schlafhygiene be­ob­ach­tet werden

Schlafkrankheit oder REM-Schlafmangel bei Pferden: Narkolepsie und Pseudonarkolepsie

Nachdem wir nun wis­sen, was Hinweise auf Schlafmangel bei Pferden sein könn­ten, kom­men wir nun zur Abgrenzung von Schlafstörungen zu Schlafkrankheiten.

Narkolepsie bei Pferden

Die Narkolepsie ist eine chro­ni­sche Schlaf-Wach-Störung des Zentralennervensystems. Symptomatisch für die­se Erkrankung ist der plötz­li­che Spannungsverlust der Muskulatur mit ein­her­ge­hen­den Zusammenbrechen der Pferde. Die Pferde blei­ben dann ei­ni­ge Sekunden bis Minuten ohne Eigenreflexe lie­gen. Teilweise sind schnel­le Augenbewegungen zu be­ob­ach­ten. Damit die Diagnose Narkolepsie si­cher ge­stellt wer­den kann, müs­sen an­de­re Ursachen für den Kollaps aus­ge­schlos­sen wer­den. Dazu zäh­len un­ter an­de­rem Ohnmacht durch Herzprobleme, Elektrolyt-Ungleichgewichte, Epilepsie, Sturz, Blutverlust und Hitzeschlag. 

Die ech­te Narkolepsie ist ex­trem sel­ten. Häufig tritt sie be­reits im Fohlenalter auf. Hier kön­nen die Symptome wie­der ab­klin­gen. Allerdings kann sie auch erst im Erwachsenenalter auf­tre­ten und wird dann als un­heil­bar ein­ge­stuft. Familiär wird es üb­ri­gens ver­mehrt bei Vollblutpferden, Quarter Horses, Trabern und Miniaturpferden be­ob­ach­tet — trotz­dem ist eine Erblichkeit bis heu­te nicht bekannt. 

Pseudonarkolepsie bei Pferden

Viel häu­fi­ger da­ge­gen ist die Pseudonarkolepsie. Hierbei liegt in der Regel bei den be­trof­fe­nen Pferden ein REM-Schlafmangel vor, was dazu führt, dass der Körper sich nie voll­stän­dig er­ho­len kann und die Regeneration so man­gel­haft ist. Das Pferd lei­det folg­lich  un­ter Schlafmangel — aber nicht an ei­ner Schlafkrankheit. Ich er­in­ne­re hier noch­mal: Pferde müs­sen sich für den REM-Schlaf ablegen. 

Bei der Pseudonarkolepsie kann als Symptom auch ein Pferd be­ob­ach­tet wer­den, wel­ches in sich zu­sam­men­bricht. Allerdings ist der Ablauf an­ders: Das Pferd döst erst, lässt dann den Kopf hän­gen, fängt an zu schwan­ken, vor und zu­rück, knickt dann in den Karpalgelenken ein und stürzt schließ­lich auf die Karpalgelenke. Der Sturz weckt das Pferd auf und es rap­pelt sich wie­der hoch. Infolgedessen las­sen sich die ty­pi­schen Verletzungen am Fesselkopf, den Karpalgelenken und der Oberlippe er­ken­nen. Diese Art von Kollaps wird im Fachjargon ato­ni­scher Kollaps genannt. 

Besteht der Verdacht ei­ner Pseudonarkolepsie, soll­te sich auf Ursachenforschung be­ge­ben wer­den: Was raubt dei­nem Pferd den Schlaf? Dies kann in äu­ße­ren Umständen lie­gen, wie zu we­nig Platz zum Schlafen im Offenstall, kei­ne pas­sen­den Bodenverhältnisse oder ein un­pas­sen­de Herdenkonstellation. Aber auch eine zu klei­ne Boxengröße kann Ursache sein. In der Doktorarbeit “Fuchs, C: Narkolepsie oder REM-Schlafmangel? 24 Stunden Überwachung und po­ly­s­om­no­gra­phi­sche Messungen bei adul­ten nar­ko­lep­ti­schen Pferden. Dissertation. München: 2017.” war das bei 33% der Pferde mit REM-Schlafmangel der Fall. In der Boxenhaltung kann dei­nem Pferd eben­so die wa­chen­de Herde feh­len. Die Liste ist also sehr lang und es ist ein we­nig Detektivarbeit gefordert…

Die gute Nachricht ist aber, dass sich der Zustand des Pferdes nor­ma­li­sie­ren kann, so­bald die Ursache be­ho­ben wurde.

Schlafmangel durch andere Erkrankungen

Neben den äu­ße­ren Umständen gibt es dann noch die Möglichkeit, dass an­de­re Grunderkrankungen zum REM-Schlafmangel füh­ren. Diese kön­nen z.B. psy­chi­scher, neu­ro­lo­gi­scher, in­ne­re oder or­tho­pä­di­scher Natur sein. Exemplarisch sei hier ein­mal aus dem Bereich der Inneren Medizin das equi­ne Asthma ge­nau­er ge­nannt: Wenn das Pferd dau­er­haft Luftnot hat, kann na­tür­lich die Schlafqualität und die Quantität ver­min­dert sein. Hier gilt es kon­se­quent ge­gen die Grunderkrankung vor­zu­ge­hen. Mehr dazu in mei­nem Workshop für Lungenpferde

Dies gilt auch für an­de­re Grunderkrankungen, die chro­ni­sche Schmerzen aus­lö­sen, zum Beispiel durch or­tho­pä­di­sche Erkrankungen wie Arthrose. Das Ablegen und Aufstehen be­rei­tet dem Pferd Probleme bis hin zu Schmerzen. Daher legt es sich zum Schlafen nicht ab und es kommt zum REM-Schlafmangel.

Zum Abschluss ein Zitat von Anna-Caroline Wöhr:

“Schlafstörungen sind ein Ausdruck von Leiden und ha­ben so­mit auch eine hohe Tierschutzrelevanz.”

Wöhr, Anna-Caroline: “Schlafverhalten und Schlafstörungen beim Pferd”. In: Pferdespiegel 2022. 25. S. 78–91.

Dokumentation als Grundlage für Verbesserung

Lade dir die PDF Vorlage run­ter, druck sie aus und leg los! Nimm die Gesundheit dei­nes Pferdes in die Hand. Trag dich mit dei­ner Email und dei­nem Namen für mei­nen Infobrief für Pferdemenschen ein und ich schi­cke dir das Lungen-Tagebuch im Nachgang per Mail.

Woran er­kennt man Schlafmangel bei Pferden?

Was ist eine Pseudonarkolepsie bei Pferden?

Hierbei liegt in der Regel bei den be­trof­fe­nen Pferden ein REM-Schlafmangel vor, was dazu führt, dass der Körper sich nie voll­stän­dig er­ho­len kann und die Regeneration so man­gel­haft ist. Das Pferd lei­det folg­lich  un­ter Schlafmangel — aber nicht an ei­ner Schlafkrankheit. Ich er­in­ne­re hier noch­mal: Pferde müs­sen sich für den REM-Schlaf ablegen. 

Unterschied zwi­schen Pseudonarkolepsie und Narkolepsie bei Pferden?

Die Narkolepsie ist eine chro­ni­sche Schlaf-Wach-Störung des Zentralennervensystems. Symptomatisch für die­se Erkrankung ist der plötz­li­che Spannungsverlust der Muskulatur mit ein­her­ge­hen­den Zusammenbrechen der Pferde. Die Pferde blei­ben dann ei­ni­ge Sekunden bis Minuten ohne Eigenreflexe lie­gen. Teilweise sind schnel­le Augenbewegungen zu be­ob­ach­ten. Viel häu­fi­ger da­ge­gen ist die Pseudonarkolepsie. Hierbei liegt in der Regel bei den be­trof­fe­nen Pferden ein REM-Schlafmangel vor, was dazu führt, dass der Körper sich nie voll­stän­dig er­ho­len kann und die Regeneration so man­gel­haft ist. Das Pferd lei­det folg­lich  un­ter Schlafmangel — aber nicht an ei­ner Schlafkrankheit. Ich er­in­ne­re hier noch­mal: Pferde müs­sen sich für den REM-Schlaf ablegen. 

Woran er­kennt man REM-Schlaf bei Pferden?

REM-Schlaf ist es­sen­ti­ell für die Regeneration des Pferdes! Den meis­ten REM-Schlaf ha­ben Pferde nach 3 Uhr früh. REM steht da­bei für die Rapid Eye Move­ment (schnel­le Augenbewegungen) und wird da­her auch als Traumschlaf be­zeich­net. Gekennzeichnet ist die­se Schlafphase durch ab­so­lu­te kör­per­li­che Entspannung und da­her funk­tio­niert der REM-Schlaf nur im Liegen! 
Die Schlafposition dei­nes Pferdes im REM-Schlaf ist da­her die kom­plet­te Seitenlage oder manch­mal auch die Brust-Bauchlage mit auf­ge­stütz­ter Kopfposition. Hält dein Pferd den Kopf also noch in der Schwebe, ist es de­fi­ni­tiv kein REM-Schlaf! Merke dir: Dein Pferd muss sich ab­le­gen kön­nen für die­se Schlafphase.

Was sind die Symptome von Pseudonarkolepsie bei Pferden?

Bei der Pseudonarkolepsie kann als Symptom ein Pferd be­ob­ach­tet wer­den, wel­ches in sich zu­sam­men­bricht. Allerdings ist der Ablauf an­ders: Das Pferd döst erst, lässt dann den Kopf hän­gen, fängt an zu schwan­ken, vor und zu­rück, knickt dann in den Karpalgelenken ein und stürzt schließ­lich auf die Karpalgelenke. Der Sturz weckt das Pferd auf und es rap­pelt sich wie­der hoch. Infolgedessen las­sen sich die ty­pi­schen Verletzungen am Fesselkopf, den Karpalgelenken und der Oberlippe er­ken­nen. Diese Art von Kollaps wird im Fachjargon ato­ni­scher Kollaps ge­nannt. 
Besteht der Verdacht ei­ner Pseudonarkolepsie, soll­te sich auf Ursachenforschung be­ge­ben wer­den: Was raubt dei­nem Pferd den Schlaf?

guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Dr. Veronika Klein

Ich bin u.a.

Newsletter abonnieren

🚀 Wichtig: Typentest - Welcher Typ Pferdemensch bist du?

🖥️ Interaktive Liverunde | Onlinekurs | Trainingsplanung aus medizinischer Sicht

Start am 27. Mai - In 7 Wochen zu deinem individuellen Trainingsplan

Finde es jetzt heraus und gewinne tolle Erkenntnisse für die Gesundheit deines Pferdes!