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Alle Akkorde am Klavier – komplette Liste und wie man sie findet

  • Beitrags-Kategorie:Akkorde & Begleitung
  • Lesedauer:7 min Lesezeit

Wenn du Akkorde auf dem Klavier spielst, hilft eine Liste mit allen Akkorden als Nachschlagewerk – oder?

Macht eine Liste überhaupt Sinn?

Jein. Eine Liste mit allen Kombinationen macht keinen Sinn, es sind über 800 Akkord-Typen auf 12 Tonlagen, d.h. gesamthaft knapp zehn Tausend Akkorde.

Was eher Sinn macht ist, den Aufbau der Akkorde zu verstehen und dazu können verschiedene Akkordtypen aufgelistet werden.

Ein Akkord baut primär auf zwei Unterscheidungen: Tonlage und Typ.

Es gibt 12 Tonlagen – zu jedem möglichen Ton, die kann man ganz einfach auflisten: C, C#, D, D#, E, F, F#, G, G#, A, A# und B. Du kannst also jeden Akkord-Typ von einem der zwölf Töne aus spielen. Mehr über die Akkord-Basics findest du in meinem Artikel über die wichtigsten 24 Akkorde.

Akkord-Typen gibt es um die 800 verschiedene, wobei diese Zahl nicht relevant ist, weil du nicht alle einzeln lernen musst. Alle einzelnen Akkord-Typen für Klavier in einer Liste würden uns wenig bringen, stattdessen liste ich für dich drei Dinge auf, aus denen du alle Akkord-Typen bauen kannst. Akkord-Typen sind nämlich immer Kombinationen von Dreiklang-Typen und Erweiterungen, wobei es 7er-Erweiterungen und nicht-7er-Erweiterungen gibt.

Akkorde für Klavier, Liste 1: Dreiklang-Typen

Es gibt sechs Typen von Dreiklängen:

  • Dur,
  • Moll,
  • Sus2,
  • Sus4,
  • vermindert (diminished) und
  • übermässig (augmented).

Ich erkläre den Aufbau dieser Dreiklänge im Detail in meinem Begleitartikel zur Grifftabelle für Klavier. Dort sind auch alle Dreiklangtypen zum Nachlesen aufgezeichnet und auf einen Blick für dich verfügbar.

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Akkorde für Klavier, Liste 2: 7er-Erweiterungen

Erweiterte Akkorde bestehen aus einem der sechs Dreiklänge (wie oben beschrieben), plus Erweiterungen. Einen Akkord erweitert man meist mit einem oder zwei Tönen, und so ergibt sich aus dem Dreiklang ein Vier- oder Fünfklang. Die 7er-Erweiterungen basieren alle auf den 7er-Akkorden. Es gibt zwei verschiedene 7er:

  • 7 oder minor 7 – der Standard-7er Akkord, passt zu allen sechs Dreiklängen und hat eine Spannung, die von Klassik über Pop bis Blues und Jazz benutzt wird.
  • j7 oder major 7 – Erweiterung um eine grosse Septime, wird meistens mit einem Dur-Dreiklang benutzt, oft in Pop oder Jazz benutzt, um einen weichen Klang zu erzeugen.

Und die 7er können durch folgende Extensions noch weiter erweitert werden:

  • 9 – macht einen Dur-7 etwas weicher, oft im Funk oder Soul benutzt; einen Moll-7 sehr romantisch bis dramatisch; einen Maj-7 noch weicher und «Klangteppich-hafter»
  • #9 – bringt extra Spannung dem Dur-7-Akkord, klingt eher scharf/metallisch; ist mit Moll-7 nicht kombinierbar; bekannt als der «Jimmy Hendrix Akkord», weil er im Song «Purple Haze» extensiv genutzt wird.
  • b9 – bring extra Dramatik dem Dur-7-Akkord, klingt sehr voll; wird in der Klassik viel genutzt und meist auf einen Moll-Akkord aufgelöst. Moll-Akkorde mit b9 existieren nicht, weil wir sie eher als einen 13er-Akkord wahrnehmen (z.B. ein Cm7b9 hat dieselben Töne wie ein Eb13).
  • 11 – klingt eher weich und macht einen Dur-7 oder Moll-7 Akkord eher weniger «spannend»
  • #11 – klingt auf einem Dur-Akkord eher dramatisch und schön; auf einem Moll-Akkord sehr schräg (selten benutzt)
  • 13 – erzeugt eine eher «breite» Spannung aus einem Dur-7 und wird oft auf einen Dur-Akkord aufgelöst.
  • b13 – klingt auf einem Dur-Akkord ähnlich wie ein übermässiger 7er und wird oft auf einen Moll-Akkord aufgelöst.

Akkorde für Klavier, Liste 3: Nicht-7er-Erweiterungen

Dies sind weitere Möglichkeiten, einen Dreiklang zu erweitern:

  • add – eine Anweisung, die einen bestimmten Ton hinzufügen soll; meist add9 oder add11; erzeugt eine entspanntere Version des 9er- oder 11er-Akkords, da die 7 weggelassen wird.
  • omit – das Gegenstück zu «add», besagt welcher Ton weggelassen werden muss. Meist verwendet wird omit3 oder omit5.
  • 5er – Das ist dasselbe wie «omit3» und somit ein «geschlechtloser» (weder Dur noch Moll) Akkord; auch Power-Chord genannt; klingt sehr rockig und wird deswegen viel in Punk- und Hard-Rock benutzt. Auch im Rock’n’Roll oder z.T. in Pop-Liedern gängig
  • 6er – Klingt sehr weich und besteht aus denselben Tönen wie ein Moll-7-Akkord.
  • 6/9 – Kombination aus 6 und add9, also ein Fünfklang. Klingt ähnlich wie ein 6er.
  • 07er – auch «vollvermindert» genannt – ein Spezialfall, der aus drei aufeinandergeschichteten kleinen Terzen besteht; genau genommen ein verminderter 6er. Dieser Akkord besitzt technisch gesehen die meiste Spannung und hat sehr viele Auflösungsmöglichkeiten, weil von jedem der vier Töne aus aufgelöst werden kann.

Und wie spiele ich all diese Akkorde auf dem Klavier?

Du kannst die Listen der Erweiterungen (siehe oben) als Nachschlagewerk nutzen, wenn du wieder einen Akkord suchst oder auch als Inspiration, um neue Akkorde auszuprobieren. Das Vorgehen zum Akkord zusammenbauen in 3 Schritten geht so:

  1. Fange mit dem Grundton an und rufe dir die Vorzeichen der entsprechenden Tonart in Erinnerung, z.B. Grundton «G» hat ein Kreuz (F# anstatt F).
  2. Nutze die Grifftabelle für Klavier, wo die Dreiklangtypen zu finden sind und baue den entsprechenden Dreiklang damit.
  3. Suche die passende Erweiterung anhand der Vorzeichen aus Schritt 1: Du zählst vom Grundton aus die Töne ab, z.B. für einen G6 suchst du den 6en Ton vom G aus: G, A, B, C, D, E. Das heisst, dass du dem G-Dur-Akkord ein E hinzufügen musst, um einen G6 zu erhalten.

Wichtige Hinweise zur Suche der Erweiterungen

  • Die 6 ist gleich wie die 13, weil du nach dem 7en Ton wieder von vorne anfängst. Dementsprechend ist die 9 wie die 2, die 11 wie die 4 und die 7 immer ein Ton unter dem Grundton. Sehr leicht zu finden!
  • Die 7 ist eigentlich eine b7 und die major-7 ist die «richtige» 7. Das heisst von G-Dur aus gezählt (G, A, B, C, D, E, F#) landest du bei der major-7-Erweiterung (Der Ton F#). Die 7er-Erweiterung ist damit einen halben Ton tiefer (ein F).
  • Ein # oder ein b in der Erweiterung bedeutet einen halben Ton höher respektive tiefer. z.B. wenn ein C9 aus den Tönen C, E, G, Bb und D besteht (D ist die 9), dann hat ein C7#9 anstatt von einem D ein D# bzw. ein C7b9 hat anstatt von einem D ein Db.

Als Beispiel sind hier alle besprochenen Erweiterungen des C-Dur-Dreiklangs:

Artemi

Als Klavierlehrer ist Artemi leidenschaftlich dabei, das Know-How um das freie Klavierspiel für alle Tastenbegeisterte frei zugänglich zu machen. Jede und jeder soll Klavier spielen lernen können – kostenfrei und unkompliziert. > mehr über Artemi

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare

  1. Antonia

    wahrscheinlich informativ jedoch sehr unübersichtlich.

    1. Artemi

      Ich weiss, was du meinst, liebe Antonia. Es ist mega umfangreich und sowieso ein komplexes Thema. Und das Akkorde-System, wie es im Moment in der Musik Status Quo ist, ist total unübersichtlich. Was auch Sinn macht, denn es ist ja nicht von einem Mensch auf einmal geschaffen worden, und schon gar nicht mit Übersicht als Hauptziel. Es ist nach und nach ergänzt worden, wie ein alter Tempel, an dem jede Generation von Regierungsmenschen etwas angebaut hat. Es ergibt sich am Ende ein Gebilde, dessen Systematik völlig unübersichtlich ist.

  2. Armindo

    Moin danke für deine Hilfe! Doch blicke ich nicht durch mit dem was du meinst vom Grundton G aus. Wenn ich G6 spielen will wäre es 6 schritte weiter also e! Aber wenn ich z.B. Esus4 spielen möchte geht diese Art von tönen finden nicht.

    Warum ?
    was übersehe ich ?

    danke für deine Hilfe

    mfg Armindo

    1. Artemi

      Lieber Armindo
      Was meinst du mit "Aber wenn ich z.B. Esus4 spielen möchte geht diese Art von tönen finden nicht." Was geht genau nicht?
      Evtl hilft dir dieser Artikel weiter: https://klavierkrani.ch/wichtigste-akkorde-klavier/
      Grüsse,
      Artemi

  3. vanhoudt Franz

    hat mir viel geholfen danke

    1. Armindo

      Und wie spiele ich all diese Akkorde auf dem Klavier?

      Du kannst die Listen der Erweiterungen (siehe oben) als Nachschlagewerk nutzen, wenn du wieder einen Akkord suchst oder auch als Inspiration, um neue Akkorde auszuprobieren. Das Vorgehen zum Akkord zusammenbauen in 3 Schritten geht so:

      Fange mit dem Grundton an und rufe dir die Vorzeichen der entsprechenden Tonart in Erinnerung, z.B. Grundton «G» hat ein Kreuz (F# anstatt F).
      Nutze die Grifftabelle für Klavier, wo die Dreiklangtypen zu finden sind und baue den entsprechenden Dreiklang damit.
      Suche die passende Erweiterung anhand der Vorzeichen aus Schritt 1: Du zählst vom Grundton aus die Töne ab, z.B. für einen G6 suchst du den 6en Ton vom G aus: G, A, B, C, D, E. Das heisst, dass du dem G-Dur-Akkord ein E hinzufügen musst, um einen G6 zu erhalten.

      ich verstehe nicht wie diese Methode auf die anderen Akkorde angewendet wird du beschreibst das beisp. mit G6 doch wie geht diese Methode z.b. auf F#Vermindert

      1. Artemi

        F#dim ist in der Grifftabelle drin, kannst du direkt nachschauen. Sus-Akkorde sind auch dort drin. Wichtig: Vermindert, übermässig, sus usw. sind KEINE Erweiterungen, sondern Dreiklang-Typen (so wie Dur und Moll). Beantwortet das deine Frage?

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