Reise zur EURO im Zeichen der Terrorangst

65.000 Österreicher haben Tickets. Tausende versuchen aber, wie wieder loszuwerden. Auch die „Cobra“ reist nach Paris.

Im vergangenen Jahr war der Ansturm auf die EURO-Tickets in Frankreich enorm, die sogenannte „EUROphorie“ auf ihrem Höhepunkt. Hunderttausende Anfragen gingen für die Spiele von Alaba & Co. ein. Rund 65.000 Österreicher ergatterten bisher eines der so heiß begehrten Tickets.

Reise zur EURO im Zeichen der Terrorangst
Football Soccer - Austria vs Albania - International friendly - Ernst Happel stadium stadium, Vienna, Austria - 26/03/16. Austria's David Alaba. REUTERS/Heinz-Peter Bader
Zwei Terroranschläge in Paris und Brüssel später sind plötzlich Karten auf dem Markt wie niemals zuvor. Alleine auf einer privaten Internetplattform für den Ticketweiterverkauf werden derzeit 1500 Karten nur für die Österreich-Spiele angeboten, teilweise schon unter dem Einkaufspreis. Auch auf eBay sind sie derzeit in großer Zahl zu finden, alle Kategorien sind verfügbar. Die Karten wurden über Nacht plötzlich zum Ladenhüter, könnte man meinen.

Hohe Reisekosten

Das hat zwei Ursachen: „Flüge kosten derzeit rund 800 Euro, Bahntickets 500 Euro“, berichtet Jörg Redl von Raiffeisen-Reisen. Am Tag des Spiels Österreich gegen Portugal sind Fahrscheine für die Zugverbindung nach Paris überhaupt nicht mehr erhältlich. Dazu kommen Hotelpreise von 200 Euro aufwärts. Viele kommen jetzt langsam drauf, was der Besuch eines Matches in Summe tatsächlich kostet.

Der zweite Grund dürfte die Terrorangst sein. Günther Marek vom Innenministerium koordiniert derzeit die Sicherheit und berichtet dem KURIER telefonisch aus dem Stade de France in Paris: „In Frankreich wurde der Ausnahmezustand, wie erwartet, verlängert.

Deshalb ist überall und jederzeit mit Kontrollen zu rechnen, vor allem an Knotenpunkten wie Bahnhöfen. Diese können jederzeit geräumt werden. Die Menschen hier sind dennoch überall sehr entspannt.“ Allerdings sollte man immer einen Ausweis dabeihaben. „Im Stadion ist so ziemlich alles verboten. Am besten nimmt man nur ein Geldbörsel zum Spiel mit“, sagt Marek.

„Cobra“ ist in Paris

Auch die heimische Spezialeinheit „Cobra“ ist in die Vorbereitungen miteinbezogen. „In der Botschaft in Paris werden ständig ein bis zwei Beamte von uns im Dienst sein“, berichtet Oberst Hannes Gulnbrein, Kommandant des federführenden Wiener Stützpunktes.

Reise zur EURO im Zeichen der Terrorangst
Insp. Gulnbrein von der Cobra und Insp. Klug geben eine Pressekonferenz weil eine Gruppe aus Serbien die Überfälle auf Juweliere verübt hat, gefasst wurde
Falls es Veränderungen bei der Sicherheitslage gibt, wird entsprechend reagiert. Aus Österreich kann jederzeit Verstärkung angefordert werden. Die Tipps der Profis zum Verhalten bei Terroranschlägen werden in den kommenden Wochen auf derHomepage des Innenministeriumszu finden sein.

Der wichtigste Tipp Gulnbreins lautet: „Keine Angst und Panik zu haben und sich im Vorfeld einmal geistig damit auseinanderzusetzen, was passieren kann.“ Die „Cobra“ wird im Vorfeld die ÖFB-Delegation und die Medienvertreter auf den Frankreich-Aufenthalt in Schulungen vorbereiten.

Geraten wird auch, dass sich Fans bei der Reiseregistrierung des Außenministeriums anmelden. Dort wird man notfalls per SMS über Anschläge und die Folgen informiert. „Momentan gibt es aber keinen Anhaltspunkt, dass irgendein Anschlag unmittelbar bevorsteht“, betont Gulnbrein.

Kein Weiterverkauf

Einfach abspringen von der Reise ist ohnehin schwer. Denn die Tickets für die Spiele können auf legalem Weg nicht mehr weiterverkauft werden. „Das war nur bis März auf einer UEFA-Plattform möglich“, erklärt Bernhard Neuhold, beim ÖFB für das Ticketing verantwortlich.

Das Problem nun: Die Tickets sind namentlich registriert und wer es weiterverkauft, der haftet für den Menschen, der statt ihm im Stadion sitzt. Bekommt die UEFA das mit, wird das Ticket für ungültig erklärt. „Es besteht die Gefahr, dann vor dem Drehkreuz am Stadion zu stehen und nicht hineinzukommen“, sagt Neuhold. Außerdem werden teils auch gefälschte Karten angeboten.

Wer in Frankreich zu einem Match fährt, der sollte jedenfalls rechtzeitig aufbrechen. Zwei bis drei Stunden vor Spielbeginn sollte man dort sein, raten Experten.

Terrorangst an den Urlaubsstränden“, lautete in dieser Woche ein beliebter Titel in deutschsprachigen Boulevardmedien. Verziert wurde diese Headline meist mit einem gut besuchten Strand, dazu durfte das obligatorische Fadenkreuz nicht fehlen.

Ursache für die helle Aufregung war ein Bericht in der deutschen Bild-Zeitung, die sich auf angebliche Informationen berief, die deutsche Verfassungsschützer von ihren italienischen Kollegen erhalten haben sollen. Dass diese anschließend beteuerten, dass es keine Hinweise auf Anschläge an Urlaubsstränden durch fliegende Souvenirverkäufer gebe, ging im folgenden Tumult unter. Ein Bericht ohne konkrete Quelle reichte aus, um Schrecken über halb Europa zu verbreiten.

Angst und Destabilisierung

Dem „Islamischen Staat“ gelingt es damit, auch ohne Anschläge seine Ziele zu erreichen: wirtschaftlicher Schaden, Angst und Destabilisierung. Manche Orte selbst an der eher sicheren Südküste der Türkei haben deshalb heuer bereits Buchungsrückgänge von bis zu 80 Prozent aufzuweisen, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Zwar sind die Hotels billig, aber die Airlines haben bereits ihre Flugkapazitäten zusammengestrichen. Ähnlich ist die Lage auf den griechischen Inseln Lesbos, Kos oder Samos, heißt es beim Reiseveranstalter Ruefa.

Der größte Gewinner war bisher Mallorca, meint Jörg Redl von Raiffeisen-Reisen: „Die Insel ist heuer ziemlich voll.“ Dazu werden Portugal, Italien und Kroatien heuer gut besucht werden. Außerdem dürfte es mehr Österreich-Urlauber geben und auch vergleichsweise exotische Destinationen, wie die deutschen Inseln Sylt oder Rügen, sind stark im Kommen. Wie berichtet, entwickelt sich Nordeuropa zum Trendziel. Sogar der Iran sei derzeit immer stärker nachgefragt, heißt es.

Fix sei laut Reiseveranstaltern, dass an vielen Stränden heuer die Sicherheitsvorkehrungen erhöht werden. Dabei geht es vor allem um die Beruhigung der Gäste. Tatsächlich lasse sich mit Securitys ohnehin kein Anschlag verhindern.

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