Im aufblasbaren Garten herumtoben

Lady Gaga beim Touraftakt in Sunrise, Florida
Am Sonntag zeigt Lady Gaga in der Wiener Stadthalle ihre "artRAVE – the ARTPOPball"-Show.

Wenn ich es ganz metaphorisch ausdrücke, habe ich mich für ,Artpop‘ vor den Spiegel gestellt, die Perücke und das Make-up abgenommen und gesagt: Ich muss den Leuten zeigen, dass ich auch ohne all das brillant sein kann."

Das erzählte Lady Gaga Ende 2013 dem FAQ-Magazin über ihr R-&-B-inspiriertes Album "Artpop". Doch wenn die 28-jährige Amerikanerin am 2. November mit der "artRAVE – the ARTPOPball"-Tour in der Wiener Stadthalle Station macht, ist alles wieder da, was Stefani Germanotta Ende 2008 berühmt gemacht hat: Die Perücken, das Make-up und vor allem die schrillen Outfits.

Theaterstück

Denn mit der Show führt Lady Gaga einmal mehr ein exaltiertes Theaterstück in fünf Akten auf, denen sie Namen wie "Venus", "Jewel N’ Drugs" und "Partynauseous" gegeben hat. Dabei spielt die Sängerin – mithilfe von 14 Kostümwechseln – eine Göttin, ein Mode-verliebtes It-Girl, eine Krake, eine Zigeunerin und eine Disco-Queen. Dazu gibt es jede Menge Requisiten und Aufblasbares, darunter sogar ein ganzer Garten aus Luft und Plastik. Und auch die Musik bleibt bei dem, was Lady Gaga berühmt gemacht hat: Einprägsame Melodien über stampfenden Disco-Beats – mit Botschaften, die das Selbstbewusstsein der "Monster" (wie sie ihre Fans nennt) stärken sollen.

Im aufblasbaren Garten herumtoben
SUNRISE, FL - MAY 04: Lady Gaga performs onstage during "The ARTPOP Ball" tour opener at BB&T Center on May 4, 2014 in Sunrise, Florida. (Photo by Kevin Mazur/WireImage)
Ein richtiges Konzept ist in der Show nicht ersichtlich. Lady Gaga hat aber eine klare Vorstellung davon, was sie mit dem " ARTPOPball" erreichen will.

Dem britischen Independent erzählte sie kürzlich: "Wenn ich für den Artpop-Ball auf der Bühne stehe, geht es darum, das Chaos und die Schwierigkeiten meines früheren Lebens zu nehmen und daraus Kunst zu machen. All die Dinge, die früher schmerzlich für mich waren, zu nehmen und damit herumzutoben und herumzuwüten."

Obwohl die meisten Kritiker das Pop-Theater bisher – das Wien-Konzert ist eines der letzten Tour – unterhaltsam fanden und die ausgelassene Partystimmung lobten, scheint es doch nicht mehr so leidenschaftlich gefragt zu sein wie noch vor zwei Jahren. Als Lady Gaga nämlich im August 2012 mit der "Born This Way"-Tour in der Wiener Stadthalle war, war das Konzert Monate vorher restlos ausverkauft und die Fans zahlten am Schwarzmarkt bis zu 300 Euro für ein Ticket. Für die Show am kommenden Sonntag aber gibt es immer noch reguläre Karten.

Jazz-Konzerte

Aber schon das "Artpop"-Album blieb – ohne Super-Hits wie "Poker Face", "Paparazzi" oder "Bad Romance" – unter den Verkaufserwartungen. Es scheint, die Öffentlichkeit hat sich an Fleisch-Kleidern, durchsichtigen Nonnen-Kutten und Outfits wie aus der S&M-Kammer sattgesehen, an den stampfenden Disco-Beats satt gehört.

Deshalb ist die geborene New Yorkerin, die mittlerweile in Los Angeles lebt, schon während der "Artpop"-Tour dabei, sich neu zu erfinden und sich jetzt tatsächlich auf ihre Qualitäten als Sängerin zu konzentrieren: Mit Tony Bennett hat sie das Album "Cheek To Cheek" aufgenommen – mit überzeugenden Coverversionen von Jazz-Standards. Und Ende des Jahres wird sie mit Bennett ein paar Konzerte spielen. Auftritte, die dann tatsächlich zeigen werden, dass sie ohne Perücken und Make-up brillant sein kann.

Davor aber muss Gaga noch ein paar Mal als blau-rosa Krake durch aufblasbare Gärten stapfen.

900.000 Fans werden die Show gesehen haben, wenn die Anfang Mai gestartete Tour am 24. November in Paris zu Ende geht.

21.246 Arbeitsstunden kosteten Design und Konstruktion der Bühne und Laufstege, die eine Lounge mit einschließen.

144 Leute sind auf dieser Tour unterwegs. Das inkludiert Lady Gaga, Musiker und Tänzer, Stylisten, Manager, Techniker, das Produktionsteam und die Bus- und Truck-Fahrer.

14 Kostümwechsel stehen auf dem Plan.
33,5 Meter Laufstege spannen sich über die Köpfe der Fans und verbinden diverse Plattformen.

145 Meter Luftschläuche werden in der Stadthalle verlegt, damit beim Song „Venus“ 15 aufblasbare Bäume einen federnden Garten kreieren können.

26 Leute sitzen in der Lounge, die direkt vor Lady Gagas Piano platziert ist und eine Bar mit vollem Service eingebaut hat. Unter den Lounge-Gästen sind zwei Fans, die per Internet die besten Ideen dafür geliefert haben, wie man ihre örtliche Gemeinschaft umgestalten können.

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