Bildungsreform! Was könnte das sein?

Die Hälfte der Lehrer geht in den kommenden Jahren in Pension.
Wenn wir uns für eine Bildungsreform entscheiden, müssen wir uns die Zeit nehmen, diese ernsthaft zu diskutieren.
Stefan Germany

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Krampf und Kampf auf allen Seiten

von Stefan Germany Mag.

über eine notwendige Bildungsreform

Die Notwendigkeit einer Bildungsreform wird als Grundforderung für die kommende Regierung betrachtet. Nimmt man eine Definition von Reform (größere, planvolle und gewaltlose Umgestaltung bestehender Verhältnisse und Systeme), braucht es beim Bemühen zur Veränderung doch breite Koordination. Entwicklungen der letzten Monate (Lehrerdienstrecht, PädagogInnenbildungNEU!, …) lassen jedoch jeden Zusammenhang vermissen.

Planvolle Schritte

Es stellt sich die Frage, was für uns als Mitteleuropäer in vielfachen globalen Vernetzungen Bildung bedeuten kann, soll und muss und was wir kurzfristig und nachhaltig vermitteln wollen? Die Diskussion geht uns alle an und darf nicht in kleinen Kreisen abgehandelt werden, um dann in Ruck-Zuck-Gesetzen Voraussetzungen zu schaffen, die weitere planvolle Schritte verunmöglichen. Bildung ist Zukunftsinvestition und Menschenrecht, Antwort auf Orientierungslosigkeit und mehr als nur funktionaler, ökonomischer (Ausbildungs-)Aspekt. Grundlage der Reform muss das klar erkennbare Bekenntnis zu Bildung sein, die mehr ist als Lehrstoff und in Erscheinung tritt als das, was wir Kultur nennen. Sie ist der Überbegriff der menschlichen Fähigkeit zu lernen und sich und seine Umwelt innerhalb eines sozialen Rahmens verantwortungsvoll zu verändern. Wir müssen erkennen, dass wir uns mit unserer Gesellschaftsvision befassen müssen. Dies inkludiert den Wandel zu einer Gesellschaft, die sich tatsächlich an den Werten der Menschenrechte, an Demokratie, Wertschätzung und Respekt vor dem Leben und Nachhaltigkeit im Umgang mit der Welt und ihren Ressourcen orientiert. Bildung führt dazu, dass Menschen reflektiert auf die Welt schauen und diese kritisch betrachten können -möglicherweise ist das dzt. gar nicht erwünscht? Länder, die Bildung als Wert positionieren, schließen erfolgreich bei schulischen Leistungstests ab, auch wenn ihre Methoden und Systeme tw. völlig verschieden sind. Dabei zeigen sie hohe Wertschätzung für Institutionen und Menschen, die Bildung vermitteln.

Ernsthafte Diskussion

Wenn wir auf diese nur abwertend blicken, wird Positives nicht mehr gesehen. Was vermitteln wir Kindern/Jugendlichen durch die Form unserer Diskussionen? Sie lernen, dass die Schulen, in die sie täglich gehen (müssen), ihnen angeblich nicht gut tun, obwohl sie über weite Strecken anderes erleben. Wie sollen sie also annehmen können, was dort Relevanz hat? Wenn wir uns für eine Bildungsreform entscheiden, müssen wir uns die Zeit nehmen, diese ernsthaft zu diskutieren. Erst dann kann es Sinn machen, Gesetze zu formulieren, die Organisation und Umfeld regeln. Der umgekehrte Weg verlängert Krampf und Kampf auf allen Seiten.

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