dayli: Die Posse nach der Pleite

APA13491772-2 - 01072013 - LINZ - ÖSTERREICH: ZU APA 180 WI - Ein Schild an der Firmenzentrale der Schlecker-Nachfolgegesellschaft "dayli" am Montag, 01.07.2013 in Pucking, Bezirk Linz-Land. Der Eigentümer ist auf der Suche nach einem Investor für die angeschlagene Drogeriemarktkette. APA-FOTO: RUBRA
Das Ende ist besiegelt, dem Konflikt Haberleitner - Zieger tut das keinen Abbruch, ganz im Gegenteil.

Wer dachte, das Trauerspiel rund um dayli sei vorbei, lag falsch. Das Gefeilsche darum, wer am Aus für die Drogeriemärkte schuld ist und wem die Kette eigentlich gehört, geht munter weiter - auch wenn dies den tausenden betroffenen Teilzeitmitarbeiterinnen nichts mehr nützt. Und der Streit zwischen Ex-Eigentümer Rudolf Haberleitner und seinem Nachfolger Martin Zieger verschärft sich noch: Am Dienstag sprach Haberleitner in einem der APA vorliegenden Statement von einem "Lügengebäude", das Zieger Montagabend im "ZiB2"-Interview aufgebaut habe, denn Zieger "ist und war definitiv nie Eigentümer von dayli", so Haberleitner. Zieger wiederum warf Haberleitner vor, der habe durch Rechtsunsicherheiten Investoren verscheucht. Bei der Übernahme durch Haberleitner vor einem Jahr wäre dayli noch sanierbar und die Lager halbvoll gewesen, jetzt aber komplett leer.

dayli: Die Posse nach der Pleite
APA14116626 - 12082013 - WIEN - ÖSTERREICH: Dayli-Eigentümer Martin Zieger am Montag, 12. August 2013, während einer PK in Wien anl. der geplatzten Investorensuche für die insolvente Drogeriekette dayli. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
Nach seinem Einstieg bei dayli habe er "sechs Wochen rund um die Uhr" versucht einen Investor zu finden, "für ein Unternehmen, von dem ich nach wie vor überzeugt bin, dass es in Österreich seinen Platz hat", meinte Zieger im Fernsehen. Bis zum letzten Sommer habe dayli in Österreich "immer sehr viel Geld verdient", die Firma sei "wirtschaftlich immer sehr erfolgreich gewesen".

Problem sei gewesen, dass nach der Übernahme durch Haberleitner kein Geld mehr in die Firma investiert worden sei, beim Kauf nicht und auch danach nicht. Zieger: "Es wurden nie die Lager in dem Umfang aufgefüllt, dass ein Kunde auch gespürt hätte, die Firma ist wieder zurück, ich kann dort wieder einkaufen." Und: Nein, er habe "natürlich nicht" geglaubt, dass das dayli-Filialnetz bis 2016 um 60 Prozent erweitert werden könnte, wovon Haberleitner noch heuer im Frühsommer geträumt hatte.

Bilder: Die "dayli-Soap" in Zitaten

dayli: Die Posse nach der Pleite

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INTERVIEW MIT TAP 09-CHEF HABERLEITER
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AUSTRIA BUSINESS SCHLECKER
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dayli Masseverwalter Dr. Rudolf Mitterlehner
dayli: Die Posse nach der Pleite

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NARIONALRAT: KATZIAN

Laut Zieger scheiterte die Investoren-Suche letztlich an der Rechtsunsicherheit, wem dayli gehört - auch wenn es diese Rechtsunsicherheit eigentlich nicht gegeben habe, sondern "versucht" worden sei, diese "zu konstruieren". Anfangs seien die Anteile einfach nicht ins Firmenbuch eingetragen worden. Das habe nämlich nur der damals allein zeichnungsberechtigte Geschäftsführer tun können (Haberleitner), der habe sich aber 14 Tage lang geweigert, was dann zu dessen Entlassung aus der Verantwortung geführt habe. Danach seien diverse Unterlagen "aufgetaucht", allerdings nicht im Unternehmen, wo sie hingehörten, sondern außerhalb - und denen zufolge sei plötzlich eine Verpfändung der Anteile im Raum gestanden: "Das heißt, die waren gar nicht mehr im Eigentum desjenigen, der die Anteile verkauft hat", so Zieger. Jetzt sei im Firmenbuch er bzw. sein Unternehmen seit mehreren Wochen als Eigentümer eingetragen.

"Zieger ist und war definitiv NIE Eigentümer von dayli." Rudolf Haberleitner

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"Es ist ein Wahnsinn: Plötzlich bin ich der große Buhmann, alle trampeln auf mir herum. Aber ich habe nichts angestellt, sondern all mein Herzblut in dayli gesteckt, täglich 17 Stunden gearbeitet. (...) Ich prüfe jetzt eine Schadenersatzklage gegen die Gewerkschaft. (...) Ich hätte nie Insolvenz anmelden dürfen. Da wurde ich unter Druck gesetzt, war schlecht beraten. Es wäre nicht nötig gewesen." Rudolf Haberleitner (Österreich, 21. Juli. 2013)
Genau das stellt Haberleitner nun vehement in Abrede und wirft Zieger vor, er habe im Fernsehen "vor laufender Kamera ein Lügengebäude entwickelt". "Zieger ist und war definitiv NIE Eigentümer von dayli, da ich ihm die Geschäftsanteile nur treuhändig zur Investorenfindung überlassen habe und das Treuhandverhältnis von mir seit 2 Wochen aufgelöst wurde", erklärte der Ex-Eigner am Dienstag derAPA schriftlich. Zieger habe sich "nur fälschlicherweise als Eigentümer ausgegeben, der er gar nicht war".

Wem kam die Million abhanden?

Zieger selbst sei es gewesen, dem die Million Euro in Udine gestohlen wurde "und nicht mir", behauptet Haberleitner. Auch das habe Zieger unwahr dargestellt. Dies könnten zwei weitere Österreicher bezeugen, die er zur Sicherheit mitgenommen habe - und das sei auch in den Polizeiprotokollen vermerkt. "Er selbst war es nämlich, der mit dem Dieb und dem Geld weg gegangen und ohne Geld wieder gekehrt ist, da der Dieb laut seinen Aussagen plötzlich mit dem Geld entwischte", wird Zieger von Haberleitner vorgeworfen.

Anders stellt die Udine-Affäre Zieger dar. Von dieser Bargeld-Übergabe habe er "immer abgeraten", da "von Anfang an klar war, dass das nichts Reales sein kann", meinte er in der ZiB2. Ob er beim Diebstahl nicht dabeigewesen sei?, wird Zieger von der Moderatorin gefragt: "Nein. Das sind Dinge, die muss jemand anderer klären. Und das wird auch, soweit ich es verstanden habe, derzeit gemacht. Sowohl vom Masseverwalter als auch von anderen Gremien."

dayli: Die Posse nach der Pleite
Für Masseverwalter Rudolf Mitterlehner steht jedenfalls Zieger als Eigentümer fest. Denn dieser sei im Firmenbuch als Inhaber eingetragen. Rechtlich sei die Frage, ob Haberleitner oder Zieger dayli gehöre, irrelevant. Während der Investorensuche im Insolvenzverfahren sei der Rechtsstreit aber belastend gewesen, so Mitterlehner. Er versucht nun die verbliebenen 522 Filialen im Bausch und Bogen zu verkaufen - "das wäre der große Wurf". Interessenten gebe es und es würden sich wohl noch weitere finden, das zeige die Erfahrung in derartigen Abwicklungsverfahren. Sollte ein Gesamtverkauf nicht möglich sein, dann müsste eben einzeln abverkauft werden. Außerdem müsse man noch eine Lösung für die Auslandsfilialen finden.

Beschäftigte zu niedrig entlohnt?

Wie die "ZiB" Dienstagmittag berichtete, sollen auf den staatlichen Insolvenzentgeltfonds, aus dem ausstehende Abfertigungen, Extrazahlungen und offene Gehälter an die dayli-Beschäftigten ausgezahlt werden, Belastungen von knapp 21 Millionen Euro zukommen. Laut "ZiB" gäbe es obendrein den Verdacht, dass die Mitarbeiter - meist alleinerziehende Frauen oder ältere - in zu niedrigen Gehaltsklassen angemeldet wurden.

Laut News soll Haberleitner dayli während seiner rund einjährigen Schaffenszeit insgesamt 1,18 Mio. Euro brutto verrechnet haben. Haberleitner rechtfertigte die Zahlungen gegenüber dem Magazin damit, dass er "Tag und Nacht" gearbeitet habe.

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