9 Jahre Motorsport (1973 – 1981)

Auch wenn es nicht viele vordere Plätze und erst recht keine Meisterschaft zu feiern gab, war diese Zeit von 1973-81 doch eine der schönsten in meinem Leben.

Alles fing an, als ich nach meinem Wehrdienst eine neue Stelle antrat. In dieser Firma hatte ich einen Kollegen, der sich in der 50er Jupo-Klasse recht engagiert, aber weitgehend erfolglos abmühte. Ich begleitete ihn eine Saison mit meiner R 75/5 zu Berg- und Rundstreckenrennen und war vom Rennbetrieb angetan. Als Schrauber hatte er natürlich jede Menge Teile und so stellte er eine zweite 50er auf die Räder, mit der ich mal in Zolder/Belgien ein paar Runden drehte.

Bei zwei Bergrennen, die ich im Frühjahr `73 genannt hatte, kam ich einmal bis oben, dann war ein Loch im „Kölbchen“. Beim zweiten Mal drehte der Motor nur hoch, wenn das Maschinchen schräg gehalten wurde. Spätestens da war mir klar, das war nichts für mich (mechanisch war meine größte Leistung ein Kolbenringwechsel beim Zweitakter).

Rennen mit Serien-Material gab es noch nicht, deshalb landete ich bei der Sparte Rallye, damals  „Zuvi“ (Zuverlässigkeitsfahrt) genannt. Dabei wurden meistens rund 400 km, seltener 200 km, auf der Nürburgring-Nordschleife und zweimal Südschleife, in Hockenheim oder in Haustenbeck auf dem Bundeswehrgelände gefahren.

Für die Freunde der Landstraße gab es noch „Rund um Hannover“. Dort nahm ich einmal teil, kam aber nicht an. Die Wertung bei der Rallye wurde durch die sogenannte Sonderprüfung entschieden – Rennfeeling im Einzelstart. Goldmedaillen wurden an die Fahrer vergeben, die nicht langsamer als 10 % des Mittels der drei schnellsten einer Klasse waren. Silbermedaillen erhielten solche Fahrer, die nicht langsamer als 30 % des Mittels der drei schnellsten einer Klasse waren und Bronze wurde an alle Fahrer vergeben, die in Wertung ankamen. Bei 53 Rallyes waren es bei mir 45 Gold-, vier Silber- und eine Bronzemedaille. Ich hatte drei Ausfälle zu verzeichnen, davon einer aufgrund eines technischen Defekts. Siebenmal startete ich in der Klasse 350, 37x 250, dreimal 500, einmal 750 und fünfmal 1000. Daraus resultierten ein erster Platz, zwei zweite Plätze, zwei dritte, drei vierte und der Rest: 42 Platzierungen von 5. – 22.

Hockenheimring 1979 (34 – Friedhelm Kwabek, 13 – Klaus Becker)

Außerdem gab es auch noch die OMK Mannschafts-Meisterschaft bei der Rallye. Auch der ADAC Gau Nordrhein nahm daran teil, für deren zweite Mannschaft ich drei Jahre lang fuhr.

Meisterschaftsehrung des ADAC Gau Nordrhein: (v.l.n.r.) Friedel Jacobs, Ulrich Merz, Friedhelm Kwabek, Rolf Rott, Wolfgang Bosbach, Rolf Steinhausen

Leider konnten wir dort nichts erreichen, entweder waren die Platzierungen zu schlecht oder es fiel jemand aus oder erschien gar nicht erst zum Start. Bei der Meisterschaftsfeier des ADAC Nordrhein stand man dann auch schon mal in einer Reihe mit einem Weltmeister (Rolf Steinhausen Seitenwagen-WM 1975 & 1976) und auch der damalige Formel 1 Fahrer Rolf Stommelen wurde dort gesichtet.
Innerhalb der Rallyes fanden ab 1975 immer Ostersamstags die von Gustav Lux organisierten 1000 km Fahrten in Hockenheim statt.  Hier wurde natürlich mit zwei Fahrern abwechselnd gefahren.

1975                   Mit Wilfried Schneider auf Honda 500/4
Ein Kontakthebelbruch brachte uns 720 Strafpunkte und die Bronzemedaille

1976                   Mit Wilfried Schneider auf Honda 400/4
Wilfried brachte es fertig mit der auf dem Papier wohl schwächsten Maschine (von 38 Teilnehmern in der 500er Klasse) die schnellste Zeit „in den Asphalt zu brennen“ (gefahren wurden vier Runden kleiner Kurs). Als ich an der Reihe war, hatte ich in der zweiten Runde vor der Sachskurve und für den Rest nur noch den fünften Gang zur Verfügung, der umgelenkte Schalthebel war von der Welle gerutscht. Wieviel Zeit dadurch verloren ging, ist schwer zu sagen, jedenfalls war ich noch 26. von 71 gezeiteten Startern. Durch Wilfrieds Zeit wurden wir im Endergebnis Vierter.

1977                   Mit Roland Hager auf meiner Maico md 250
Bei der erst wenige Wochen alten Maschine brach die Schwingenschraube, dies führte zum Ausfall.

1978                   Geplanter Start mit Heribert Stadtfeld auf Kawasaki 500/3
Ich hatte mich sehr darauf gefreut mit dieser Zweitakt Rakete zu fahren. Leider ist sie bei Schweißarbeiten ein Raub der Flammen geworden.

1979                   Geplanter Start mit Berthold Beuchel auf Suzuki 500/2
Die technische Abnahme sagte: Nein! (Geräuschpegel, in Hockenheim wurde wegen der Anwohner strenge Limits eingehalten)

1980                   Start mit Roland Senf auf Honda 500/4
Ausfall von Roland im ersten Wertungsabschnitt – keinen Meter gefahren.

1981                   Start mit Klaus Becker auf seiner BMW R 90 S
Zum ersten und einzigen Mal bei den Rallyes mit Fahrerwechsel ging alles glatt! 14. von 48

Hockenheimring 1981

Dann gab es noch am 5. August 1979 die 600 km Rallye des MSC Rheintal mit Fahrerwechsel, hier startete ich mit Fritz Lottmann auf seiner BMW R75/5. Während Fritz gut durch die Sonderprüfung (diesmal acht Runden kleiner Kurs) kam, hatte ich in der Kurve vor dem großen auf den kleinen Kurs einen langsameren Konkurrenten vor mir. Als ich ihn links überholen wollte (in der Sonderprüfung war zwar auch rechts überholen erlaubt, aber da wir sonst zu über 90% nach STVO fuhren, wollte ich mich nicht umstellen), kam es zur „Feindberührung“. Sein Auspuff wurde von der „dicken Fußraste“ der BMW aus der Halterung geschoben. Glücklicherweise kam es nicht zu einem Sturz, für den Konkurrenten war allerdings Schluss und nach dem Schreck musste ich mich erst einmal wieder in den Verkehr einfädeln. Im Endergebnis waren wir dann zwischen zwei der damals so schnellen Ducati 750 SS zweiter von 20 Teilnehmern.

Was ich gerne mehr gefahren hätte, waren Bergrennen, da es mir entgegenkam alleine auf der Strecke zu sein (wie auch bei der Rallye, wurde hier der Einzelstart praktiziert). Leider waren dort ganz überwiegend „reine Renner“ am Start, also waren Schrauberqualitäten erforderlich.

Fieberbergrennen 1975

Trotzdem war ich nach der Pleite mit der 50er im Jahre 1973 noch beim Schottenring Bergpreis in der Formal 750 mit der Yamaha R5F (22./24) unterwegs.

In 1975 fuhr ich ein paarmal auf meiner Maico md 250: 7./10 und 10./16 (hier ist wohl der einzige JuPo-Punkt für Maico in der 250 ccm Klasse „erbeutet“ worden). In Zotzenbach, wo das Training eigentlich ein gutes Ergebnis versprach, landete ich im Straßengraben. Der Kupplungshebel war gebrochen, daher war hier Schluss.

Die Krönung der Aktivitäten waren dann doch die elf Langstrecken (1.000 km, 8 Stunden, 24 Stunden), an denen ich teilnehmen konnte. Hier wurde mit zwei Fahrern (später waren auch drei erlaubt) im Wechsel gefahren.

1976                   In diesem Jahr fand das erste 8-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife statt (bei diesem ersten Mal waren noch Maschinen mit 250, 500 und 1.000 ccm am Start). Leider habe ich für dieses Rennen keinen Partner gefunden.

1977                   Start mit Klaus Becker auf seiner BMW 75/5 (980 ccm)
Ausfall wegen eines gebrochenen Stehbolzens

1978                   Start mit Berthold Beuchel auf Honda F2 (731 ccm)
Ausfall wegen durchgeschliffenem Deckel und Ölaustritt: „Achte auf warmen Stiefel!“

Erster Auslandsstart: 1.000 km Mettet/Belgien mit Heribert Stadtfeld auf Kawasaki
Gleich vier ungünstige Faktoren kamen zusammen, sodass wir uns letztlich nicht für das Rennen qualifizieren konnten. Im freien Training war es für mich die unbekannte Maschine, die unbekannte Strecke und die nasse Fahrbahn. Im Qualifikationstraining kam noch ein kleiner Schaden dazu. Schade, denn diese Maschine war leistungsmäßig ziemlich weit oben anzusiedeln.

Udo Hallmann beim Schrauben an der Kawasaki von Heribert Stadtfeld (Mettet/Belgien)

1979                   Start mit Klaus Becker auf seiner BMW 75/5
Diesmal klappt alles hervorragend! Wir brauchten nur zu fahren und zu tanken, was alle neun Runden gemacht wurde. Am Ende waren wir 15. von 75 Teilnehmern im Gesamtklassement und 11. in diesem Lauf zur Langstrecken-Europameisterschaft. Dem Kenner braucht man nicht extra zu erklären, dass uns bei der BMW gegenüber der Spitze 50 PS fehlten – er weiß es.

Bei den 1.000 km in Mettet im selben Jahr wurden Klaus und ich 13. von 57 Startern. Das Team Dyrda/Schneider belegte als beste Deutsche den zweiten Platz.

1980                   Start mit Klaus Becker auf seiner BMW
Die Europameisterschaft wurde sogar zur Weltmeisterschaft aufgewertet, ein Lauf in Japan war hinzugekommen.
In Assen hatten wir uns als 40. gerade noch für das Rennen qualifizieren können und beendeten es als 14.

8-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring                   
Das Rennen beendeten wir, wie schon im Vorjahr, auf dem 15. Platz von 79 Teilnehmern. Schnellste der immer weniger werdenden BMW, diesmal waren es neun, wurden Dieringer/Nückel, sie erhielten einen WM-Punkt.

24-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps
Hier gab es im Training eine Besonderheit: den Fahrern wurde beim Nachttraining ein Knicklicht an den Stiefel geklebt, damit man sie im Falle eines Sturzes besser finden konnte. Beim Rennen wurde es im Dunkeln auch noch neblig. Vor manchen Kurven wurden Blinkleuchten aufgestellt, damit die Fahrer besser einschätzen konnten, wo sie bremsen mussten. Das Rennen wurde schließlich unterbrochen und beim Neustart in den frühen Morgenstunden waren wir nicht mehr dabei. An der Moto Guzzi, die uns ein Kölner Händler zur Verfügung gestellt hatte, funktionierte nur noch der fünfte (und letzte) Gang. Bei der damaligen Spitzkehre vor Start/Ziel (wohl eine der langsamsten Kurven eines GP-Kurses) war es kein Vergnügen dann zu beschleunigen – Ausfall ca. 21.30 Uhr.

Bol d’Or (Kurs: Paul Ricard, Südfrankreich)
Kaum zu glauben, ich durfte beim bekanntesten Langstrecken-Rennen (zigtausende Zuschauer) mit Klaus Becker auf Moto Guzzi (dieselbe, die uns in Spa im Stich gelassen hatte) starten.

Cirquit Paul Ricard 1980, (v.l.n.r) Hans Martinek, Roland Senf, Klaus Becker, Friedhelm Kwabek

Schuld an dieser Zulassung waren letztlich die 12 Goldenen aus den ersten beiden Rallye Jahren, die man haben musste, um die Lizenz zu bekommen. Für den Start bei solch einem Event war das als Qualifikation natürlich nicht auseichend, denn hier waren von den Herstellern aus der über uns angesiedelten Straßen-WM mehrere Spitzenfahrer, darunter auch ehemalige Weltmeister wie Walter Villa und Freddi Spencer verpflichtet worden. Die OMK hatte aber anscheinend keine Bedenken uns die Startgenehmigung zu erteilen.

Leider endete dieses 24-Stunden-Rennen für uns früh. Wir fuhren erstmals auf einem profillosen Reifen und von Kollegen hatten wir wahre Wunderdinge gehört, deshalb ließen wir es flott angehen. Nach zwei Stürzen von mir (das einzige Mal, dass mein Name im Bericht über ein Rennen in einer Fachzeitschrift vorkam) war für uns Schluss.

1981                   8-Stunden-Rennen Nürburgring mit Manfred Schuler auf                                      seiner BMW R100S
Ausfall in der zehnten Runde. Ich hatte gerade übernommen (neun Runden waren auf der Nordschleife zum Nachtanken und Fahrerwechsel die beste Wahl), als sich auf der Gegengeraden ein Drähtchen der kontaktlosen Zündanlage löste. Schade, mit der alten Technik wären wir wohl angekommen.

24-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps
Sturz des Ersatzfahrers schon beim eingewöhnen auf der Nordschleife und nochmal im Training in Spa – keine Teilnahme am Rennen.

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Das war es dann. Ist etwas offen geblieben? Na klar.
Start bei der TT, Bergrennen Schauinsland, Beendigung eines 24-Stunden-Rennen, Markenpokal. Aber was nicht ist, ist nicht.

Danken möchte ich den vielen Freunden, die als Maschinenbereitsteller, Helfer oder einfach als gern gesehene Gesprächspartner diese Zeit bereichert haben (falls nicht schon im Text erwähnt):

Ulrich Bäumler                                                       Hans Martinek
Christel & Georg Berg                                           Dieter Nagel
Brigitte Cerajewski                                                Günter Neufert
Fredi Dickmann                                                     Norbert Rachner
„Eike“                                                                       Alfred Romes
Michael Ensel                                                        Rolf Rott
Peter Feils                                                               A.-P. Schmidt
Udo Hallmann                                                       Gerda Schneider
Norbert Heiles                                                       Werner Sprave
Theo Hoppe                                                            Christel Stadtfeld
Bettina Holz                                                            Rainer Vater
Günter Knobel                                                        Helmut Wüstenhofer
Armin Kuster                                                            

 
Nicht zuletzt gilt mein Dank auch der Institution ADAC (mein „größter Sponsor“) für drei Jahre finanzielle Unterstützung als Starter für die zweite Mannschaft in der Rallye Meisterschaft des Gau Nordrhein, sowie OMK & FIM, ohne deren Organisation keine Rallye und kein Rennen möglich wäre.

Danke auch den vielen, vielen Helfern aus den Vereinen, die für alle Veranstaltungen unverzichtbar sind.