Der Kinematograph (August 1932)

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fr'». DAS _ FILM-FACH BLATT «»* VERLAG SCHERL * BERLIN SVV168 SS -3 ' Berlin, den 3. August 1932 Ausgerechnet Ziegelsteine! Die Union der Fabrikan¬ ten großformatiger Ziegel wendet sich zur Zeit an Kino¬ besitzer mit einem Angebot, das, vorsichtig gesagt, als außerordentlich seltsam zu bezeichnen ist. Die Herren regen nämlich an, man möge an den Kino¬ kassen als Gratiszugabc so¬ genannte Bausteine verschen¬ ken, kleine Zettel, die den Wert von ganzen, halben oder Viertel - Ziegelsteinen haben sollen. Man denkt sich die Sache so, daß diese Scheine von unseren Besuchern gesam¬ melt werden, und daß nach¬ her ein entsprechendes (Juanttim Steine zum Bauen von Wochenend- oder Sied¬ lungshäusern gratis von der Union bezogen werden Der Preis jedes Ziegels würde auf diese Art 6 Pfen¬ nig betragen, also teurer sein, als wenn ihn der Siedler direkt bezieht. Daß diese Belastung der Kinotheater mit der im End¬ effekt außerordentlich hohen ^umme zugunsten der Zieg¬ ler eine absolut untragbare \ngelegenheit darstellt, ist den Urhebern der Idee wahrscheinlich gar nicht echt in den Sinn gekommen. Nehmen wir nur einmal an. daß dieses Angebot der Gutscheine, daß unserer Auffassung nach heute nach den neuen Bestimmungen über das Zugabewesen auch juristisch bedenklich ist, von einem Kino akzeptiert wird, das auf seinen billigsten Platz 50 Pfennig Eintritts¬ geld erhebt, so bedeutet das zunächst einmal, daß man die Steuerermäßigung von 3 Prozent, die durch das Bei¬ programm meist erzielt wird, glattweg aufgibt, wenn man nur einen Viertelziegcl gra¬ tis gibt. Entschließt man sich bei höheren Eintrittspreisen zu einem halben oder einem ganzen Ziegel, so wird der Prozentsatz, den man für diese Ziegelei aufwendet, so¬ gar noch höher und beträgt bei einer Mark und bei einem ganzen Ziegel das Doppelte von dem. was man glücklich über Kulturfilm oder Wo¬ chenschau an Steuern er¬ spart hat. Aber selbst, wenn man diese untragbare Belastung außer acht läßt, hätte man eigentlich von der Union der Ziegelfabrikantcn erwartet, daß sie «ich vielleicht doch einmal darüber klargewor¬ den wäre, daß das Verschen¬ ken von Ziegeln gerade bei Gro Istadtkinos eine höchst übei flüssige und im Effekt sehr zweifelhafte Angelegen¬ heit darstellt. W r verkennen absolut nicht den Wert, die Vorteile und die Bedeutung des Wo¬ chenendhauses oder des klei¬ nen Eigenheimes. Aber gerade das Kino muß heute sehr stark damit rech¬ nen. daß seine Besucher sich aus Kreisen rekrutieren, die an das eigene Haus oder die eigene Siedlung kaum den¬ ken sonnen. Es ist, offen gesagt, eine starke Zumutung, die Sanie¬ rung oder die Stützung einer Industrie ausgerechnet über das Kino zu versuchen, nach¬ dem sich durch die vielen Publikationen in der gesam¬ ten deutschen Handelspresse herausgestellt hat. daß ge¬ rade d ; e Notlage des Licht- spielgewerbes kaum noch durch Parallelbeispiele in einer anderen Industrie zu überbieten ist. Gerade wir haben weit¬ gehendes Verständnis für propagandistische Gedanken und Pläne. Aber es ist ein starkes Stück, auch nur mit dem Gedanken zu spielen. Gutscheine auf Kosten der Kinobesitzer zu verkaufen, deren Einlösung von Haus aus außerordentlich proble¬ matisch ist. »Kleine Anzeigen" im „Kinematograph“ - billig und erfolgreich