Was Beziehungskrisen mit Veränderung zu tun haben?

Beziehungskrise überwinden und meistern. Paartherapie hilft

Wieder hat sie dich umschlungen. Von hinten. Vielleicht hast du sie kommen sehen, vielleicht war sie überraschend da. Obwohl du wusstest, dass sie irgendwann kommen würde. Nur eben nicht so schnell. Und jetzt ziehst du sie dir über, so wie du auch den dicken, meterlangen Schal im Herbst überziehst. Die Veränderung – und damit die Beziehungskrise.

Natürlich führt nicht jede Veränderung zu einer Beziehungskrise. Oft genug merken wir gar nicht, wie sich unsere Partnerin oder unser Partner mit uns an eine neue Situation anpassen. Dass wir gemeinsam die Veränderung tragen. Doch wenn eine Veränderung nicht gemeinsam getragen wird und beide das Gefühl haben, nicht gesehen zu werden, kommt es zu einer Beziehungskrise.

Dazu muss man wissen, was eine Beziehungskrise etwa von einem Streit unterscheidet. Das Wort Krise leitet sich vom lateinischen Wort Crisis ab: „Entscheidung, entscheidende Wendung, insbesondere im Krankheitsverlauf“. Anders als in einem Streit zweifeln wir in einer Beziehungskrise an der Liebe, an dem Partner, an der Zukunft, an uns selbst. Vielleicht auch an allem. Wir merken innerlich, eine Entscheidung steht an.

 
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Weil Beziehungskrisen aus Veränderungen entstehen, können wir auch in eine rutschen, obwohl der Partner oder die Partnerin objektiv gesehen keinen Fehler gemacht hat. Und weil wir alle uns ständig verändern, kennen wir alle auch Beziehungskrisen. Doch bedeuten sie immer Trennung oder kann man als Paar an ihr auch zusammenwachsen? Wann und warum kommen Beziehungskrisen vor? Und vor allem, wie überwinde ich eine Beziehungskrise?

Symptome einer Beziehungskrise?

Beziehungskrisen können sich schleichend bemerkbar machen. Ein Anzeichen ist die weniger werdende gemeinsame Zeit – weil die neue Position im Job es verlangt. Leise Abwertungen und ständige Nörgeleien, um sich am Partner kurz abzureagieren und damit den Frust des ganzen Tages loszuwerden. Die Beziehungskrise macht sich in mangelnder sexueller Lust bemerkbar. Denn der neue Alltag raubt das letzte Fünkchen Ich. Überhaupt das Interesse, die andere Person an seinem Leben und seinen Entscheidungen teilhaben zu haben, könnte selten weniger sein. Schweigen ist fester Bestandteil der Kommunikation. Und dann kommt noch unschuldiges Flirten mit dem neuen Auto, der fremden Stadt, dem anderen Mann hinzu.

Beziehungskrisen können auch laute Anzeichen haben. Streit, knallende Türen, der Seitensprung, die Affäre. Ob laut oder leise, diese Anzeichen allein sind oft schon schmerzhaft genug – und verdecken gleichzeitig das eigentliche Problem.

Wichtig, keines dieser Anzeichen muss automatisch eine Krise bedeuten. Sie können aber auf eine Beziehungskrise hinweisen, die sich aus einer Veränderung ergeben hat. Wenn an den Symptomen gearbeitet wird, anstatt den wahren Grund zu bearbeiten, kann das zu unnötiger Frustration führen. Das Problem wird schließlich nicht gelöst. Klarheit bringt ein „Ja“ auf die nächste Frage: Zweifle ich an der Beziehung?

Wann kommt die Beziehungskrise?

Beziehungskrisen entstehen durch Veränderungen. Sie kommen nach der Hochzeit, nach der Geburt eines Kindes, nach dem Jobwechsel, während eines Hausbaus, nach einem Umzug vor. Beziehungskrisen können durch Ereignisse von außen hervorgerufen werden.

Beziehungskrise überwinden und meistern. Zitat und Spruch bei einer Beziehungskrise

Doch auch innere Transformationen können sie auslösen. Das kann ein positives Wachsen sein, weil sich jemand mehr zutraut, selbstbewusster wird, achtsamer wird, gesund geworden ist. Aber auch Krankheiten, wie Depression, Alkoholsucht oder traumatische Erfahrungen können zu Veränderungen und zu Beziehungskrisen führen.

Bereits der Wunsch nach Veränderung kann zu einer Beziehungskrise führen. Manchmal scheint es leichter sich vom Partner zu trennen, als den Job zu kündigen und so einen Ausweg aus der unglücklichen Situation zu schaffen. Manche Menschen müssen sich von allem trennen und einen kompletten Neuanfang starten – inklusive Beziehung – um ihr Leben zu verändern. Deswegen kann eine langjährige Beziehung genauso eine Beziehungskrise erleben, wie ein noch frisches Paar.

Aus einer Beziehungskrise gibt es schließlich zwei Auswege: Trennung oder Zusammenbleiben. Wichtig ist sich bewusst zu machen: Beziehungskrisen sind immer auch Entscheidungssituationen. Unabdingbar ist, die Entscheidung gemeinsam als Paar zu treffen – ansonsten ist böses Blut vorprogrammiert.

Ausweg aus der Beziehungskrise: Trennung oder Scheidung

Die Beziehung zu beenden kann eine Möglichkeit sein, auch die Krise zu beenden. Trennungen und Scheidungen können auch ohne Rosenkrieg und unnötige Verletzungen durchlaufen werden, brauchen allerdings Geduld, Verständnis und die Möglichkeit, dass alle Personen diesen Entscheidungsprozess mitgestalten.

Vielleicht ist das auch das schwierigste an einer Trennung im Guten. Wir trennen uns nicht wegen einer Person – wir trennen uns für uns. Für unser Wachstum, für unsere Gesundheit, für unsere Vision. Wenn wir jahrelang mit einer Person zusammen waren, die ein gutes Herz hat, deren innere Schönheit uns ehrlich berührt, fühlen sich Trennungen egoistisch an. Weil wir uns als Individuen erkennen, fühlt es sich an, als würden wir eine Einheit zerstören. Doch gerade darin liegt der Schlüssel zu einer guten Trennung: Wenn wir die andere Person genauso als Individuum wertschätzen und wahrnehmen, wie uns selbst – als Person mit Bedürfnissen, Wünschen, Visionen - können wir eine Trennung mit Respekt und Liebe erleben.

Doch natürlich ist eine Trennung oder Scheidung nur ein Ausweg aus der Beziehungskrise – und sie ist mit Sicherheit nicht der leichtere Weg. Die andere Lösung lautet gemeinsames Wachsen.

 
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Ausweg aus der Beziehungskrise: Gemeinsames Wachsen

Auch wenn es uns manchmal nicht bewusst ist: Jede Veränderung braucht eine bewusste Entscheidung für eine Beziehung, unabhängig davon, wie viel sie mit der Beziehung zu tun hat. Die Prämisse, sich tatsächlich immer wieder für seine Beziehung entscheiden zu dürfen und zu können, ist außerdem wichtig, um eine glückliche Beziehung zu führen. Sich füreinander zu entscheiden beinhaltet die Möglichkeit, sich gemeinsam zu entwickeln.

Um diesen Weg einzuschlagen, hilft oftmals ein Perspektivenwechsel. Diese zwei Fragen können bereits eine Menge bewirken: Wie würde sich ein Leben wirklich verändern, wenn der Partner oder die Partnerin nicht mehr unterstützend an der Seite steht?  Wie kann ich gemeinsam wachsen und der gemeinsamen Vergangenheit auch eine Zukunft geben?

 

Hilft eine Paartherapie bei einer Beziehungskrise?

Manche Paare stellen sich auch die Frage, inwiefern eine Paartherapie bei einer Beziehungskrise helfen kann. Paartherapie kann bei drei Dingen nützlich sein: einen Zusammenhang herzustellen, eine Entscheidung zu treffen und Verletzungen zu heilen.

Zunächst ist der Zusammenhang zwischen Veränderung und Krise oft nicht offensichtlich. Viele Veränderungen sind ja positiv. Warum sollte sich also eine positive Transformation negativ auf meine Beziehung auswirken? Nun, mit jeder (!) Transformation ändern sich die Erwartungen und Bedürfnisse an das komplette Umfeld.

Eine Paartherapie kann helfen, diesen Zusammenhang herzustellen und bietet einen geeigneten Rahmen, die eigene Beziehung neu zu definieren. Paartherapie kann bei einer Beziehungskrise den Fokus verändern, sodass es nicht mehr darum geht, wer Schuld hat (was sowieso oft eine sehr schmerzhafte, wenig konstruktive Frage ist), sondern vielmehr Verständnis und gemeinsames Wachsen befördern.

Auch die Entscheidung, welche Beziehungskrisen fordern,  kann eine Paartherapie leichter machen. Gerade systemische Therapie und Beratung denkt in Lösungen und Möglichkeitsräumen – und so können Paare eine Zukunft gestalten, in der unterschiedliche Bedürfnisse gleichermaßen gestillt werden können und Widersprüche aufgehoben werden.

Zuletzt müssen oft auch die Symptome einer Beziehungskrise in den Blick genommen werden. Schweigen und Seitensprünge, Nörgeleien und das Gefühl, ausgeschlossen worden zu sein, sind oftmals schmerzhaft oder haben zu Verletzungen geführt. Auch Heilung kann in einer Paartherapie stattfinden. Steht dies im Vordergrund kann die von Susan Johnson entwickelte EFT – Emotionsfokussierte Paartherapie – nützliche Werkzeuge für Paare bieten.


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Ihr steckt in einer Beziehungskrise und wollt sie gemeinsam überwinden? Dr. Sharon Brehm hilft euch eine Krise in Wachstum zu verwandeln.

Photocredit: Apostolos Vamvouras via unsplash