Aktuelle Charttechnik
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Die Antwort darauf, warum sich der S&P 500 jetzt erholt, findet sich in der Charttechnik. Diese hat viel mit den Eigenarten der menschlichen Psyche zu tun. Eine Eigenart ist es, bei unerwarteten und dramatischen Ereignissen zu hinterfragen, ob es etwas Vergleichbares in der Vergangenheit gegeben hat, an dem sich der Mensch dann orientieren kann.
Bei der Kursentwicklung eines Index oder einer Aktie erkennt man auch aus diesem Grund immer wieder, dass bestimmte Bewegungen ähnlich verlaufen. So haben Konsolidierungen eines Index oder einer Aktie erstaunlich häufig die gleiche Ausdehnung. Dazu folgender Chart:
Wir sehen in diesem Chart drei große Konsolidierungen und ihre Spanne in Form von Rechtecken. Die erste große Konsolidierung (rotes Rechteck) im Jahr 2015 ging von 2134,72 runter auf 1810,10 Punkte. Das entspricht einem Kursverlust von 324,62 Punkten. Die zweite große Konsolidierung (blaues Rechteck) starte Anfang des Jahres und ging von 2872,87 Punkte runter auf 2532,69. Das entspricht einer Spanne von 340,18 Punkten. Und die aktuelle Konsolidierung hat bisher 337,37 Punkte gekostet und ging runter von 2940,91 Punkte auf 2603,54 Punkte. Kurz: die zurzeit gängige Standardkonsolidierung kostet den S&P 500 circa 325 bis 340 Punkte.
S&P 500 : Zu viele Konsolidierungen verunsichern Anleger
Ist also nun alles vorbei und die Rally kann weiter gehen? Noch kann man das nicht sicher sagen und eine Fortsetzung des Aufwärtstrends ist durchaus im Rahmen der Wahrscheinlichkeit. Schließlich sind die großen Trends noch in Ordnung. Doch es gibt einen Kritikpunkt: Die beiden Standardkonsolidierungen liegen in diesem Jahr zu nahe beieinander. Sehr häufig, wenn zu wenig Zeit zwischen großen Konsolidierungen liegen, werden die Anleger verunsichert. Sie ziehen dann lieber Geld von den Aktienmärkten ab und warten, was passiert.
Das gilt vor allem für den Fall, dass die unteren Kursniveaus auf ähnlicher Höhe liegen. Denn dann haben dies Anleger von Konsolidierung zu Konsolidierung unter dem Strich nichts verdient. Im S&P 500 sind alle Kursgewinne des Jahres nahezu ausgelöscht worden. Da wir nun auch mit steigenden Zinsen in den USA zu tun haben, gibt es sogar eine Alternative zum Aktienmarkt und diese Punkte können dazu führen, dass das Geld nicht mehr zurück in Aktien fließt. Ein weiterer Punkt ist, dass sobald eine solche Regelmäßigkeit zu eindeutig wird, die Gefahr steigt, dass sie aufgelöst wird.
Die nächsten Wochen werden die Richtung des S&P 500 vorgeben
Es gilt demnach nun dringend zu beobachten, wie sich die Kurse in den nächsten Tagen und Wochen verhalten. Die Kurse sollten nun zügig die 2.800-Punkte-Marke zurückerobern, das wäre ein bullishes Signal, das natürlich erst bei einem neuen Allzeithoch bestätigt würde.
Geschieht das jedoch nicht und zeigen die Kurse auffallende Schwäche, muss zunächst damit gerechnet werden, dass das bisherige Tief der aktuellen Konsolidierung noch einmal angelaufen wird. Wird dieses sogar nachhaltig gebrochen, ist davon auszugehen, dass der S&P 500 von dem Hoch der aktuellen Gegenbewegung noch einmal 340 Punkte abgibt. Das heißt, dass der S&P 500 dann sogar noch grob auf die 2.400er Marke fallen kann. Hier sollte dann aber vorerst einmal Schluss sein.
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Jochen Steffens ist Herausgeber der Stockstreet-Börsenbriefe und vor allem durch seine Publikationen und seinen täglichen Newsletter Börse Intern bekannt. In der Börsenszene ist er für seine hochwertigen Analysen und Prognosen abseits des Mainstreams sehr geschätzt. Bevor er im Jahr 2008 die Stockstreet GmbH gründete, arbeitete er mehr als 10 Jahre als freier Wirtschaftsjournalist und Chefredakteur für renommierte und sehr erfolgreiche Börsenpublikationen, Finanzzeitschriften und Onlineplattformen. Jochen Steffens hat bereits erfolgreich einige turbulente Zeiten an den Börsen mit seinen Kunden überstanden.