Leben in Donezk

„Wir wollen nicht den Westen der Ukraine durchfüttern“
Dienstag, 22.07.2014 | 10:38
Hochzeit und Trennung
dpa/Igor Kovalenko Hochzeit und Trennung: Unter der russischen Flagge posiert ein frisch verheiratetes Paar in Donezk - am Revers des Bräutigams die Farben der Separatisten.

Nach dem Sturz von Präsident Viktor Janukowitsch im Februar verschlechtert sich das Leben zusehends. Die Steuern, Preise für Gas und Lebensmittel stiegen, sagt ein Mann, der als Maschinenbauer bei dem Großunternehmen NKMS arbeitet. Er zeigt seinen letzten Lohnzettel: 4531,97 Griwna (rund 276 Euro), Steuern 1550,73 Griwna. Auch die Währung Griwna verliert an Wert. 

Es ist nicht zuletzt die Angst vor sozialen Härten, die die Menschen auf die Straße treibt. Der abgesetzte Staatschef habe seine bevölkerungsreiche Heimatregion Donezk vergleichsweise gut versorgen lassen, heißt es. Das ist auch an den Häusern, Fassaden und Bürgersteigen abzulesen, die hier besser in Schuss sind als etwa im westlichen Teil der vor dem Staatsbankrott stehenden Ukraine. 

„Wir können uns selbst ernähren mit unseren Exporten nach Russland. Wir wollen nicht den Westen der Ukraine durchfüttern", sagt die 58 Jahre alte Rentnerin Valentina. Sie will nicht in die EU wie die neue Führung in Kiew, sieht im Westen eine Gefahr für den Kulturraum mit seinen slawischen Wurzeln.

„Wir sind friedliche Bürger"

"Wir sind mit Russland durch Sprache und russisch-orthodoxen Glauben verbunden", sagt sie mit einem Heiligenbild in der Hand. "Wir sind friedliche Bürger. Haben alle ruhig zusammengelebt. Und jetzt? Durch schmutzige politische Machtspiele soll das slawische Volk gespalten werden", meint Valentina aufgebracht. 

"Und vergessen Sie nicht die Faschisten vom ultranationalistischen Sektor!", sekundieren um die Seniorin herum Bewohner. Die Rechten, der gewaltbereite Teil der Maidan-Bewegung in Kiew, hätten es nach dem Sturz von Staatschef Janukowitsch auf die Donbass-Region abgesehen, behaupten viele hier. Beweise dafür haben sie nicht. Einige rufen den im postsowjetischen Raum beliebten Schlachtruf von Widerständlern: "No Pasaran!" - nur nicht dem Feind ergeben. 

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brü/dpa
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