Julia Bonk
Deutschlands seltsamste Landtagsabgeordnete will Schwarz-Rot-Gold von den Straßen verbannen. Dafür bekommt sie Ärger mit den eigenen Genossen und neuerdings auch mit der Justiz.
Spätestens seit dem Elfmeter-Krimi gegen Argentinien schaukelt ganz Deutschland im postmodernen Party-Patriotismus. Ganz Deutschland? Julia Bonk, sächsische PDS-Abgeordnete und mit 20 Jahren Deutschlands jüngste Berufspolitikerin, will nicht nur nicht mitschaukeln – sie ruft auch zum Kampf gegen die Millionen schwarz-rot-goldener Fähnchen im Straßenbild. Jeder, der drei Flaggen in einem von vier PDS-„Tauschbüros“ abliefere, verspricht Bonk, werde mit einem PDS-T-Shirt belohnt.
Die Begründung der Abgeordneten mit den hennaroten Haaren: Die Flaggen symbolisierten eine „auf Ausgrenzung basierende nationale Zusammengehörigkeit“. Und überhaupt: „Die Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands sind singulär.“
„Ungebildet und geschichtsblind“
Ihr Fraktionsvorsitzender musste der eingeschriebenen Geschichtsstudentin Bonk erst mühsam beibringen, dass die Nazis Schwarz-Rot-Gold nie verwendet hatten – die Farben standen schließlich für die verhasste Weimarer Republik. „Ungebildet“ und „geschichtsblind“ sei die Jungpolitikerin, stöhnten selbst PDS-Politiker, die die ehemalige Landesschüler-Sprecherin mittlerweile gern wieder los wären. „Ich habe das mit großer Freude wahrgenommen“, meint auch Berlins PDS-Senator Harald Wolf sarkastisch, und beruhigt sich: „Zum Glück spielen hier andere Themen eine Rolle.“ Der Berliner Landtagswahlkampf, so fürchten die Genossen, könnten durch derart bizarre Querschläge von Linksaußen empfindlich gestört werden.
Strafanzeige wegen Fahnen-Feindschaft
Selbst die Justiz interessiert sich mittlerweile für den Anti-Deutschland-Feldzug der Zwanzigjährigen. „Nachdem eine Anzeige eingegangen ist, prüfen wir die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wegen Herabwürdigung nationaler Symbole“, bestätigt der Sprecher der Dresdner Staatsanwaltschaft, Christian Avenarius, gegenüber FOCUS Online. Allerdings: Sonderliche Relevanz räumen die Juristen der Anzeige nicht ein.
Julia Bonk gibt sich trotz Kritik aus den eigenen Reihen unerschüttert und will ihre Umtauschaktion unter allen Umständen fortsetzen. „107 Fahnen“, berichtet sie stolz, habe sie bereits aus dem Verkehr gezogen. Dass die Flaggen tatsächlich immer den Einlieferern gehören, darf bezweifelt werden – zumal Bonk von den Umtauschwilligen keine Quittung über den ordnungsgemäßen Fahnenerwerb verlangt. „Wir brauchen keine Quittungen, wir gehen davon aus, dass die Fahnen das Eigentum der Leute sind“, meint Bonk zu FOCUS Online.
Freies Heroin für alle
Seit 2004 hatte es Bonk immer wieder geschafft, deutschlandweit Schlagzeilen zu produzieren – zum wachsenden Verdruss ihrer Parteikollegen. So forderte sie im FOCUS die völlige Freigabe von harten Drogen auch an Jugendliche. Heroin sollte „so gestaffelt, ab 14“, unters Volk gebracht werden. Bonks goldige Begründung: „Es kann doch auch jeder selbst entscheiden, ob er von der Brücke springen will.“ Etwas später unterstützte sie auf ihrer Internetseite eine linksradikale Dresdner Gruppe, die forderte, die gerade aufgebaute Frauenkirche wieder abzureißen.
Dank ihrer Aktionen, die Bonk ausdrücklich nicht satirisch, sondern bitterernst meint, genießt die Abgeordnete inzwischen einen phänomenalen Bekanntheitsgrad. „In der Medienpräsenz kommt sie gleich hinter dem Bären Bruno“, stöhnt ein Dresdner Staatsanwalt, der sich jetzt notgedrungen mit der Problempolitikerin befassen muss.