Ex-SED-Politiker

Alexander Schalck-Golodkowski ist tot
Aktualisiert am Montag, 22.06.2015 | 22:36
Alexander Schalck-Golodkowski
dpa Der ehemalige DDR-Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski

Nach langer Krankheit ist Alexander Schalck-Golodkowski gestorben. Er war SED-Politiker und DDR-Wirtschaftsfunktionär. Bis zum Fall der Mauer leitete er den Bereich für "Kommerzielle Koordinierung" im Ministerium für Außenhandel.

Der frühere DDR-Devisenhändler und SED-Wirtschaftsfunktionär Alexander Schalck-Golodkowski ist tot. Das teilte sein Verlag Edition Ost am Montag in Berlin auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Schalck-Golodkowski sei nach langer schwerer Krankheit am Sonntagabend in München gestorben. Auch seine Witwe bestätigte den Tod des 82-Jährigen. Zunächst hatte die "Bild"-Zeitung darüber berichtet. 

Devisen-Händler unter Honecker

Schalck-Golodkowski hatte 1983 mit dem damaligen CSU-Chef Franz Josef Strauß einen Milliardenkredit in D-Mark für die DDR ausgehandelt. Das Geschäft bewahrte die DDR vor dem Staatsbankrott. Der gelernte Feinmechaniker war im Rang eines Staatssekretärs Chef der mächtigen "Kommerziellen Koordinierung" (KoKo) in der DDR. 

Schalck-Golodkowski und Franz Josef Strauß 1985
dpa Gespräch und Essen am Rande der Leipziger Herbstmesse 1985 - Franz Josef Strauß mit Tochter Monika (l) in einer Reihe mit DDR-Devisenbeschaffer Alexander Schalk-Golodkowski.

Als Chef des 1967 gegründeten Außenhandelsbereichs war es Schalcks Aufgabe, der maroden DDR-Wirtschaft zu westlichen Devisen zu verhelfen. Das "geheime Wirtschaftsimperium der DDR" sorgte dafür, im Westen Waren aus DDR-Produktion - darunter auch Waffen - an den Mann zu bringen.

Schalcks Einnahmen für den Staat beliefen sich nach westdeutschen Erkenntnissen zwischen 1966 und 1989 auf knapp 14 Milliarden Euro.

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Bewährungsstrafe wegen illegaler Waffengeschäfte

In der Nacht zum 3. Dezember 1989 suchte er in West-Berlin Schutz vor dem zerfallenden Unrechtssystem der DDR. Nach der Wende stellte er sich der bundesdeutschen Justiz und kam für einige Wochen in Untersuchungshaft. Mitte der 1990er Jahre wurde er wegen illegaler Waffengeschäfte und Embargovergehens zu Bewährungsstrafen verurteilt.

Mitte der 1990er Jahre erhielt Schalck-Golodkowski wegen illegaler Waffengeschäfte und Embargovergehens Bewährungsstrafen. Doch dank seiner jahrzehntelangen guten deutsch-deutschen Kontakte und mit Hilfe alter Freunde brachte er es auch im vereinigten Deutschland rasch wieder zu einigem Wohlstand. 

Mit DDR abgeschlossen

Schalck-Golodkowski lebte zuletzt seit über 20 Jahren zurückgezogen mit seiner zweiten Ehefrau Sigrid in Rottach-Egern am oberbayerischen Tegernsee. Interviews verweigerte er sich seit langem beharrlich. Mit der DDR hatte er nach Aussage von Freunden längst abgeschlossen.  

Der groß gewachsene Mann - seine Mitarbeiter zu DDR-Zeiten nannten ihn "dicker Alex" - kämpfte seit Jahren gegen gesundheitliche Probleme. Einheimische sahen ihn gelegentlich auf einen Gehstock gestützt beim Spaziergang durch den Kurort. 

"Wir haben am Ende verloren"

Die letzte öffentliche Äußerung von Schalck-Golodkowski stammt aus einer Talkshow im Jahr 2000. Damals sagte er über seine Tätigkeit für die DDR: "Ick hab' nich beschafft, ick hab' erarbeitet." Und fügte im berlinerischen Dialekt hinzu: "Ick hab' für die DDR gekämpft, und wir haben am Ende verloren." 

chz/Mit Material der dpa/AFP
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