Fernwärme-Wucher in Wr. Neustadt: Mieter steigen auf die Barrikaden

Erstellt am 05. November 2023 | 06:00
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ÖVP-Bürgermeister Klaus Schneeberger und Hannes Winkler bei der Mieterversammlung.
Foto: Schranz,NÖN
Rund 200 Parteien der Robert Stolz Siedlung protestieren gegen massiven Anstieg bei Fernwärme-Verrechnung. Stadtpolitik will Bewohnern jetzt helfen.

In der Robert Stolz Siedlung im Wiener Neustädter Musikantenviertel gibt es derzeit Riesen-Ärger. Grund sind die neuen Fernwärme-Vorschreibungen, die teilweise um das bis zu Dreifache ansteigen. Die rund 200 Parteien der Siedlung gehen deswegen auf die Barrikaden. Viele wollen (und können) die Beträge nicht bezahlen. „Bis jetzt habe ich monatlich 92,24 Euro bezahlt, jetzt soll ich 229,72 Euro bezahlen“, klagt der NÖN etwa eine Mieterin ihr Leid, „es besteht auch keine Möglichkeit, eine andere Art der Heizung zu wählen, da es in diesen Wohnungen nicht einmal einen Kamin gibt.“

Am Samstagnachmittag fand auf Initiative von Hannes Winkler eine Bewohnerversammlung vor Ort statt. Gekommen sind auch Vertreter der Stadtpolitik (ÖVP-Bürgermeister Klaus Schneeberger und ÖVP-Stadtrat Franz Dinhobl sowie SPÖ-Klubobmann Christian Hoffmann und SPÖ-Gemeinderat Günther Schuster) sowie Stefan Zach von der EVN. Zur Ausgangslage: Die Robert Stolz Siedlung ist zwar ein Gemeindebau, wird aber von der Genossenschaft EGW verwaltet. Laut Stadtpolitik, EGW und EVN ist für die hohen Vorschreibungen aber die Firma „Techem“ zuständig, die die Abrechnungen und Vorschreibungen durchführt. „Die Preiserhöhung ist in diesem Umfang nicht akzeptabel und auch nicht erklärbar“, stellte ÖVP-Bürgermeister Klaus Schneeberger vor der Menge fest.

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Mieter-Info der Genossenschaft.
Foto: zVg

Auch EVN-Sprecher Stefan Zach betonte, dass die Erhöhungen in diesem Umfang nicht der EVN geschuldet sind. Laut ihm und ÖVP-Stadtrat Franz Dinhobl hätte die gesamte Wohnsiedlung 46.700 Euro für die Fernwärme bezahlt, heuer wären es laut Schätzungen, die EVN geht von einem strengeren Winter aus, 53.800 Euro, was einer Steigerung von „nur“ 14 Prozent entspreche. „Die enorme Preissteigerung ist für uns nicht erklärbar“, so Zach.

Stadt will Druck auf EGW und Firma ausüben

ÖVP-Bürgermeister Klaus Schneeberger kündigte mit ÖVP-Stadtrat Franz Dinhobl an, am Montag alle Hebel in Bewegung zu setzen, um Licht in die Sache zu bringen. „Wir werden als Stadt Druck ausüben und nach Lösungen suchen“, versprach er. Das Problem der Mieter: Bei vielen wurde die erste monatliche Rate schon per Dauerauftrag abgebucht. Mehrere Bewohner berichten zudem vor Ort, sehr sparsam mit der Heizung umzugehen, sie fast gar nicht aufzudrehen - trotzdem hätte es saftige Vorschreibungen gegeben. Ein Mieter erzählte, dass er sich mehrmals bei der besagten Firma gemeldet hätte - aber ohne Erfolg, er sei nur unfreundlich behandelt worden.

Versammlungsinitiator Hannes Winkler zeigte sich vorerst zufrieden mit den Bemühungen der Stadt und versprach: „Ich werde nicht aufgeben und weiter gegen diese Ungerechtigkeit kämpfen.“