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ZAPFENDORF

Stille Mahnwache: Rechtsschwurbler keines Blickes gewürdigt

Stille Mahnwache an Gründonnerstag: Die Gegendemonstrierenden würdigten die rechtsextremen Radaumacher keines Blickes. Foto: Markus Drossel

Wägelchen hin, Wägelchen wieder zurück: Nein, die Demo stand für die selbsternannten Verteidiger des christlichen Abendlands an Gründonnerstag unter keinem guten Stern.

Wirkt hier wie ein Schlagersänger, hatte aber wenig Harmonisches im Gepäck: Roger Küchenreuther. Foto: Markus Drossel

Ausgerechnet christliche Traditionen machten Kuchenreuther und Konsorten einen Strich durch die Rechnung. Das Landratsamt Bamberg hatte nämlich verfügt, dass auch am Vorabend des Karfreitags nicht ins Mikrofon grölend und mit maximaler Lautstärke des Lautsprechers durch den Ort gezogen werden durfte.

Stille Mahnwache an Gründonnerstag: Die Gegendemonstrierenden würdigten die rechtsextremen Radaumacher keines Blickes. Foto: Markus Drossel

Der Widerstand Oberfranken um den Sturmführer aus Windischletten reagierte verdattert auf die Anweisung der Streifenbeamten, fügte sich aber artig, leistete den Ordnungshütern kleinlaut Folge – und damit den Angestellten eines Staates, den Kuchenreuther alsbald die Existenz absprechen sollte: Die BRD sei nur ein Besatzungskonstrukt.

Der Windischlettener Widerstandskämpfer musste ohne Mikrofon und Lautsprecher auskommen. Foto: Markus Drossel

Den Lautsprecher mit dem schwarz-weiß-roten Aufkleber brachte der polternde Patriot weg, kam etliche Minuten später freudig wedelnd mit einer Frankenfahne wieder. Die ließ er neben der schwarzen „Widerstand lässt sich nicht verbieten“-Fahne des Kameraden wehen, dessen sorgsam rasierte Glatze harmonisch in der Sonne glitzerte.

Klare Kante: Mit ausländerfeindlichem Hass und menschenverachtender Hetze wollten diese Bürgerinnen und Bürger nichts zu tun haben. Foto: Markus Drossel

Allein, zu hören waren die Hasstiraden gegen Wohncontainer für Geflüchtete und gegen den Islam leider kaum: Der Verkehrslärm verschluckte sie. Kuchenreuther krähte nach Kräften, doch der Endsieg ging an die vorbeirauschenden Autos. Letztlich störte das aber niemanden: Als der brüllende Backenbart die „lieben Bürger“ begrüßte, war niemand da. Wieder einmal.

Auch die Zweite Bürgermeisterin setzt ein Zeichen gegen die Hetze

Am Hofmann-Gelände allerdings wurde die Ausländerfeinde schon erwartet: Die „Omas gegen Rechts“ hatten ebenso mobil gemacht wie „Zapfendorf ist bunt“ (darunter Zweite Bürgermeisterin Sabine Köhlerschmidt), „Scheßlitz ist bunt“ und die Antifaschistische Aktion.

Stille Mahnwache: Rechtsschwurbler keines Blickes gewürdigt
Die „Omas gegen Rechts“ waren wieder zahlreich vertreten. Foto: Markus Drossel

Zahlenmäßig waren sie den Rechtsaußen-Hetzern geschätzt um den Faktor zehn überlegen. Doch anstatt dem Wüterich aus Windischletten und seinen Schimpftiraden Paroli zu bieten, drehten sie sich einfach um – und schwiegen.

Situationskomik der rechtsnationalen Art

„Wir zeigen Gesicht – und ihr nicht!“, rief Kuchenreuthers weibliche Lakaiin wutentbrannt über die Straße. Wohlgemerkt: mit sorgsam verstecktem Antlitz. Da musste selbst der Stiefelknecht neben ihr schmunzeln. Zumindest schien es so.

Zweimal sollten die vier Vaterlandsverteidiger provozierend an den Bürgern vorbeilaufen, die hier in bunten Farben für eine weltoffene Gesellschaft eintraten. Zum Schluss hatte der Widerstand Oberfrankens aber kräftig zu kämpfen – gegen das eigene Unvermögen, denn es war noch reichlich Strecke übrig, aber keine Demo-Zeit mehr. Rückzug im Eiltempo war angesagt.

 

Von Markus Drossel

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