Wägelchen hin, Wägelchen wieder zurück: Nein, die Demo stand für die selbsternannten Verteidiger des christlichen Abendlands an Gründonnerstag unter keinem guten Stern.
Ausgerechnet christliche Traditionen machten Kuchenreuther und Konsorten einen Strich durch die Rechnung. Das Landratsamt Bamberg hatte nämlich verfügt, dass auch am Vorabend des Karfreitags nicht ins Mikrofon grölend und mit maximaler Lautstärke des Lautsprechers durch den Ort gezogen werden durfte.
Der Widerstand Oberfranken um den Sturmführer aus Windischletten reagierte verdattert auf die Anweisung der Streifenbeamten, fügte sich aber artig, leistete den Ordnungshütern kleinlaut Folge – und damit den Angestellten eines Staates, den Kuchenreuther alsbald die Existenz absprechen sollte: Die BRD sei nur ein Besatzungskonstrukt.
Den Lautsprecher mit dem schwarz-weiß-roten Aufkleber brachte der polternde Patriot weg, kam etliche Minuten später freudig wedelnd mit einer Frankenfahne wieder. Die ließ er neben der schwarzen „Widerstand lässt sich nicht verbieten“-Fahne des Kameraden wehen, dessen sorgsam rasierte Glatze harmonisch in der Sonne glitzerte.
Allein, zu hören waren die Hasstiraden gegen Wohncontainer für Geflüchtete und gegen den Islam leider kaum: Der Verkehrslärm verschluckte sie. Kuchenreuther krähte nach Kräften, doch der Endsieg ging an die vorbeirauschenden Autos. Letztlich störte das aber niemanden: Als der brüllende Backenbart die „lieben Bürger“ begrüßte, war niemand da. Wieder einmal.
Auch die Zweite Bürgermeisterin setzt ein Zeichen gegen die Hetze
Am Hofmann-Gelände allerdings wurde die Ausländerfeinde schon erwartet: Die „Omas gegen Rechts“ hatten ebenso mobil gemacht wie „Zapfendorf ist bunt“ (darunter Zweite Bürgermeisterin Sabine Köhlerschmidt), „Scheßlitz ist bunt“ und die Antifaschistische Aktion.
Zahlenmäßig waren sie den Rechtsaußen-Hetzern geschätzt um den Faktor zehn überlegen. Doch anstatt dem Wüterich aus Windischletten und seinen Schimpftiraden Paroli zu bieten, drehten sie sich einfach um – und schwiegen.
Situationskomik der rechtsnationalen Art
„Wir zeigen Gesicht – und ihr nicht!“, rief Kuchenreuthers weibliche Lakaiin wutentbrannt über die Straße. Wohlgemerkt: mit sorgsam verstecktem Antlitz. Da musste selbst der Stiefelknecht neben ihr schmunzeln. Zumindest schien es so.
Zweimal sollten die vier Vaterlandsverteidiger provozierend an den Bürgern vorbeilaufen, die hier in bunten Farben für eine weltoffene Gesellschaft eintraten. Zum Schluss hatte der Widerstand Oberfrankens aber kräftig zu kämpfen – gegen das eigene Unvermögen, denn es war noch reichlich Strecke übrig, aber keine Demo-Zeit mehr. Rückzug im Eiltempo war angesagt.
Von Markus Drossel