Stieglitz


Der Stieglitz ist ein Vogel aus der Familie der Finkenvögel, der Fringillidae.
Stieglitz bezieht sich auf das „Stiglitt“ in seiner Gesangsstrophe, sein zweiter
deutscher Name, Distelfink, auf sein Lieblingsfutter, den Distelsamen, die sich
auch in seinem Wissenschaftlichen Namen „Cardelius cardelius“ wiederfinden;
Carduus ist das lateinische Wort für Distel.
Der schlanke Vogel mit dem kurzen Hals und den dünnen Beinen wird meist 12
cm lang, hat eine Flügelspannweite von etwa 23 cm und wiegt durchschnittlich
14 – 19 Gramm.
Rücken und Brust sind bräunlich beige, der Bürzel weiß, der schwach gegabelte
Schwanz zum Ende hin schwarz mit weißen Flecken. Der beige Schnabel ist
ziemlich lang und kegelförmig, für einen Körnerfresser aber vergleichsweise
spitz. Zu einem unserer farbenprächtigsten Singvögel wird er durch die eine
leuchtend gelbe Binde tragenden Flügel und die rot schwarze Gesichtsmaske an
dem sonst weißen Kopf mit den ebenfalls weißen Halsseiten. Weibchen und
Männchen sind sehr ähnlich gefärbt.
Beliebte Wohnräume für den Stieglitz sind Obstwiesen, Felder, Gärten,
Parkanlagen, Flussufer, Friedhöfe, Heckenlandschaften, Waldränder.
Hier findet er seine Lieblingsnahrungslieferanten, im Sommer eher die Samen
von Acker-, Gänse- oder Kratzdistel, Karde, Hirtentäschelkraut, Ampfer,
Wegerich, Sonnenblume, im Winter Samen von Kiefer und Birke, zur Brutzeit
auch kleine Insekten, gerne Blattläuse.
Bei der Futtersuche ist der Vogel im Klettern auf Bäumen, im Gebüsch, auf
anderen Pflanzen, geschickter als am Boden. Er kann kopfunter hängend picken
und zeigt allerlei Verrenkungen.
Stieglitze werden bereits mit Ende des ersten Lebensjahres geschlechtsreif und
führen eine monogame Brutehe, müssen also jedes Jahr erneut auf
Partnersuche. Gebrütet wird zweimal im Jahr, im März/April und im Juli. Das
Weibchen leitet die Balz mit Schnabelsenken und Pendelbewegungen ein,
während es sich dem Männchen nähert.
Das Weibchen baut ein napfförmiges Nest, hoch gelegen in einem Baum ober
Strauch, aus Wurzeln, Stängeln, Flechten, Pflanzenfasern, Federn, Wolle.
Aus den fünf weißgrundigen, dunkelbraun und rostbraun fleckig gemusterten
Eiern schlüpfen nach zwölf bis vierzehn Tagen nackte, blinde Nestlinge.
Brutgeschäft ist Frauensache, Verpflegung der Brütenden Männersache. Die
Jungvögel, deren Lieblingsspeise Distelsamen sind, verlassen das Nest nach weiteren vierzehn Tagen und sind nach etwa vier Wochen selbstständig. Die
junge Mutter begingt schon während dieser Zeit mit dem Bau eines neuen
Nests.
Gefährlich werden dem Stieglitz, auch durch Nestraub, Elster, Rabenkrähe,
Eichelhäher, Eichhörnchen, Marder, Greifvögel, Katzen.
Stieglitze sind tagaktiv, haben einen Schlafast und treten meist in geselligen
Gruppen auf. Sie sind in unseren Breiten Standvögel und singen ganzjährig,
außer zur Mauser (Gefiederwechsel). Der Gesang, gerne von einer Singwarte
aus, dient der Revierverteidigung, Werbung, Kommunikation,
Bindungsfestigung. Die Damen singen etwas leiser als die Herren.
Der Distelfink war 2016 Vogel des Jahres. Er gilt als nicht gefährdet, auch wenn
Bestand und Lebensraum schrumpfen.
Im Mittelalter diente der Distelfink als Talisman gegen die Pest. Gebraten sollte
er gegen „Bauchgrimm und Darmgicht“ helfen. Durch seine Lieblingsspeise, die
Distelsamen, steht er als Symbol für den Leidensweg Christi. In den Vier
Jahreszeiten von Vivaldi gibt es ein Violinensolo, das seinen Gesang imitiert.
Ob seiner farbenfrohen Ausstattung war er ein beliebter Käfigvogel. Die erhielt
er übrigens, weil der liebe Gott für ihn keine Farben mehr übrig hatte und der
kleine Vogel bat, für ihn doch einfach die bunten Restchen zu nehmen…
So meint Conrad Geßner, 1516-1565:
„Ist derhalben Schad, daß man sie ißt, dieweil sie mehr mit der Stimme dann in
der Schüssel den Menschen erfreuen.“


Bis zum nächsten Naturerlebnis-Tipp
Eure / Ihre Stefanie Barzen

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