- Zeit: Di 16:00 - 17:00 Uhr, Mi 14:00 - 16:00 Uhr in Wilhelmstr. 26, Raum ... ... ... 06
- Tutorat: Do 13:00 - 14:00 Uhr in Wilhelmstr. 26, Raum ... ... ... 16
- Scheinvoraussetzungen:
- regelmäßige Anwesenheit (ab 3. Fehlen: Attest) und Mitarbeit
- mindestens 1 Testat (= Teilnahme - in der Regel als Versuchsperson - an einem neurolinguistischen/neuropsychologischen Test)
- mündliches Kurzreferat (10 Minuten) oder schriftliches Abstrakt (2-3 Seiten).
Themen werden von Herrn Schecker gestellt und behandeln Praxis-orientierte Problemstellungen der Linguistik.
Wichtig ist bei den Referaten und Abstrakts auch die gute Vermittlung des Themas!
Als Vorbereitungszeit sollte 1 Woche eingeplant werden.- Abschlussklausur: in der letzten Sitzung (Mindestnote: ausreichend)
- Zur Aufarbeitung des Lernstoffes:
- Tutorat
- Arbeit in Kleingruppen
- Skript unter www.neurolabor.de bzw. www.uni-freiburg.de/neurolab
- Ansprechpartner:
- Herr Schecker
Sprechstunde Dienstags 10:15 - 11:30 Uhr im Neurolabor (Belfortstr. 18, 2.tes OG; bitte vorher in das Sprechstundenbuch eintragen - befindet sich vor dem Geschäftszimmer des Deutschen Seminars im KG III, 3.tes OG).
E-Mail: Michael.Schecker@zfn-brain.uni-freiburg.de- Bianca Körner: per e-mail BKoerner21@compuserve.de
- I Semiotische Grundlagen
- II Systemlinguistik:
- 1. Lautlehre:
- Phonetik
- Phonologie- 2. Formenlehre:
- Morphologie
- Syntax (Anm.1) (Morphosyntax)- 3. Bedeutungslehre:
- Syntax II (semantische Syntax)
- (lexikalische) Semantik- III. Pragmatik (Anm.2):
- Sprechakt-Theorie
- Konversationsanalyse
Anmerkungen
Anm. 1: Die Abfolge der Segmente einer Äußerung ist von Fall zu Fall ihrerseits bedeutungstragend. Bsp: "zwei-hundert" vs. "hundert-zwei"
Anm. 2: Dementielle Patienten weisen gerade in diesem Bereich Probleme auf. Sprichwörter wie "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm" werden nicht verstanden, weil diesen Patienten zwar ein Verstehen der wörtlichen Bedeutung der einzelnen Wörter möglich ist, sie aber nicht zu einer Übertragung auf menschliche Lebensverhältnisse (das wäre ein Gegenstand der Pragmatik) fähig sind.
Die Neurolinguistik ist kein Teilbereich der Linguistik, der sich in das obige Schema
einordnen ließe. Vielmehr ist sie eine biologisch-medizinisch orientierte Form,
Sprachwissenschaft zu betreiben; d.h. sie bedient sich nicht nur der Kenntnisse der
Sprachwissenschaft, sondern verbindet diese mit einem Wissen über medizinisch-biologische
Zusammenhänge, um Defizite in der Sprachverarbeitung zu erklären und klinisch zu
behandeln. Sie ist somit eine sehr stark praxisorientierte Art, Linguistik zu betreiben.
Die Neurolinguistik versucht, sprachliche Phänomene mit Hilfe von neuronalen Netzen zu
erklären. Diese neuronalen Netze bestehen aus Nervenzellen, die alle nach dem gleichen
Prinzip funktionieren und miteinander vernetzt sind. Dieses Modell des neuronalen Netzes
entstammt der Biologie bzw. der Biophysik und baut auf der Entdeckung auf, dass bestimmte
(sprachliche) Funktionsschwierigkeiten sich durch Läsionen und Abbauphänomene des
Gehirns erklären lassen.
Eine Modellierung solcher Dysfunktionen, oder überhaupt des Funktionieren des Gehirns,
ist schwierig; auf jeden Fall wissen wir, daß das Gehirn nicht wie ein Computer
funktioniert. Während der Computer eindeutig zwischen "Hardware" und
"Software" trennen kann (und somit eine weitgehende Unabhängigkeit zwischen
diesen beiden Komponenten besteht), verändert sich im menschlichen Gehirn im Rahmen JEDER
Form von Aktivierung (z.B. durch Lernprozesse) auch die "Hardware". Dies gilt
natürlich auch umgekehrt: Durch eine Veränderung der Grundstrukturen im Gehirn wird auch
das nun ausgeführte "Programm" verändert.
Beruflich bietet sich mit der Zusatzqualifikation "Neurolinguist" die
Möglichkeit, als Sprachtherapeut zu arbeiten. Besonders wichtig für die spätere
berufliche Laufbahn sind ein oder mehre Praktika als parallele Form der Qualifikation, die
in einer Klinik, einer Praxis oder einer Arbeitsgruppe im Neurolab absolviert werden
können. Zur Qualifikation als Neurolinguist sind mindestens ein dreimonatiges Praktikum
oder drei einmonatige Praktika Vorraussetzung.
Die allgemeine Zeichenlehre wird als Semiotik bezeichnet. Die Sprachwissenschaft ist
ein Teil der allgemeinen Zeichenlehre; sie befasst sich ganz konkret mit den sprachlichen
Zeichen.
Die älteste Definition des Zeichenbegriffes geht zurück auf Aristoteles: "Aliquid
stat pro aliquod" ("Etwas steht für etwas anderes"). Ein Zeichen ist
danach also ein Wirklichkeitsausschnitt (eine Lautkette, ein graphisches Gebilde,...), der
für einen anderen Wirklichkeitsausschnitt (einen Gegenstand, ein Gefühl, ein
Abstraktum,...) steht. Dieser Zusammenhang zwischen Zeichen und dem Bezeichneten entsteht
nur durch die Interpretation eines semiotischen Subjektes, d.h. eines Menschen der z.B.
einem bestimmten Ausschnitt der Realität ein Zeichen zuordnet. Außerdem ist die
Beziehung zwischen dem Zeichen und dem Wirklichkeitsausschnitt, auf den es verweist,
einseitig oder "gerichtet". Dies bedeutet ganz konkret, dass zum Beispiel die
Bewegung von Blättern für den Wind stehen kann, nicht aber umgekehrt der Wind für eine
Bewegung der Blätter (denn das ist höchstens eine Teilfolge des Windes). Was das
sprachliche Zeichen angeht, so kann die Laut- bzw. Buchstabenkette STUHL einen realen
Stuhl repräsentieren, aber das reale Gebilde aus Holz, Metall usw. mit vier Beinen, einer
Sitzfläche und einer Lehne kann natürlich nicht für die Laut-/Schriftform stehen. Der
reale Stuhl ist das Bezeichnete, die Laut-/Buchstabenfolge "S-t-u-h-l" das
Bezeichnende, das Zeichen.
Der amerikanische Philosoph und Semiotiker Charles Sanders Peirce ist einer der Begründer der Semiotik als eigener wissenschaftlicher Disziplin. Eine seiner Erkenntnisse war, dass nicht alle Zeichen in gleicher Beziehung zum Bezeichneten stehen. Er unterscheidet deshalb drei verschieden Typen von Zeichen:
Ein indexikalisches Zeichen ist eine kausale Folge dessen, was es bezeichnet. In diesem Sinne könnte man auch sagen: Es ist ein Teil des Bezeichneten. Beispiele hierfür sind z. B. Rauch als Zeichen für Feuer (das Feuer ist die Ursache des Rauches), die heiße Stirn als Zeichen für Fieber / Krankheit (auch hier besteht ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Fieber und der heißen Stirn), gelbes Laub als Zeichen des Herbstes etc.
Ein ikonographisches Zeichen / Ikon ist ein (stilisiertes) Abbild dessen, wofür es
steht; es hat Abbildfunktion. Ein solches Abbild enthält gegebenenfalls nur noch einen
stark reduzierten Teil der Informationen des Bezeichneten; da es aber auf einer
strukturellen Ähnlichkeit zu diesem Bezeichneten basiert, ist es dennoch erkennbar. Das
gilt z. B. für viele Verkehrsschilder: Auf dem "Achtung, unbeschrankter
Bahnübergang ! " - Schild ist ein altmodischer Zug auf Gleisen abgebildet; auf dem
Schild, das Rad- oder Fußwege als solche ausweist, sind Fahrrad und Fußgänger
abgebildet. Auf einem Restaurantschild ist normalerweise ein Messer wiedergegeben, das mit
einer Gabel gekreuzt ist.
Wir werden weiter unten sehen, daß es in der Schriftsprache Schriftzeichen gibt, wie sie
z.B. in der chinesischen Bilderschrift verwendet werden, die nichts mit unserem Alphabet
und dessen Buchstaben zu tun haben; solche Bildschriftzeichen sind ebenfalls
ikonographische Zeichen.
Wie sehen solche Bildschriftzeichen aus? Im folgenden sind drei Beispielezu sehen, die wir nach Vorlagen imitiert haben:
Dabei sollen Bilder wie das oberste die Sonne wiedergeben, stehen aber auch für "Tag" und "Licht" (je nach Kontext) und auch etwa für "Wahrheit". Ein Zeichen wie das zweite soll einen Baum abbilden, und zwei Bäume stehen dann für "Wald".
Hier ein historisches Beispiel für solche Schriftzeichen, - die untenstehende Graphik bildet die Bronzeschrift aus dem chinesischen Mittelalter ab. Jedes Zeichen ist eine stilisierte Abbildung dessen, was es darstellt, wobei sich im Rahmen der Entstehungsgeschichte die Zeichen von einem direkten Abbild teilweise recht weit weg entwickelt haben:
Das Symbol lässt sich nur negativ beschreiben und kann somit als eine
"Papierkorbkategorie" bezeichnet werden. Es hat weder eine Abbildfunktion, noch
besteht ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Bezeichneten und dem Zeichen. Ein Symbol
ist ein rein willkürliches (arbiträres) Zeichen, das in der Regel mit dem
Wirklichkeitsausschnitt, den es abbildet, nichts gemeinsam hat. Beispiele hierfür sind
das "Vorfahrtstraße"-Schild oder das "Allgemeine
Gefahrenstelle"-Schild: Es gibt keine irgendwie in der realen Erscheinungsform des
bezeichneten Sachverhalts liegende Ursache, warum gerade dieses Zeichen und nicht
irgendein anderes für die bezeichnete Sache steht; und es gibt in der Regel auch
keinerlei Abbildbeziehung (Ausnahmen bei sprachlichen Zeichen später).
Bei Symbolen ist die Beziehung zwischen Zeichen und Bezeichnetem konventionell festgelegt.
- Die Symbole bilden die größte und wichtigste Gruppe von Zeichen. Zu ihnen gehören
alle sprachlichen Zeichen (auch die gleich unten als Ausnahmen definierten Fälle).
Eine gewisse Ausnahme wären etwa abbildende Bildschriftzeichen, wie sie z.B. die
ägyptischen Hiroglyphen ganz am Anfang oder die chinesischen Bildschriftzeichen waren
bzw. sind. Einige Sprachwissenschaftler verweisen auch auf die sog. Onomatopoetika, das
sind lautmalende Wörter ("Kikerikie", "Ding-Dong", "Wau
Wau" etc.). Diese Ausdrücke haben (in Resten) noch abbildende Aspekte. Daß dennoch
auch sie ein gutes Stück weit willkürlich sind (und die Abbildqualität nur noch in
Resten vorhanden ist), fällt spätestens dann auf, wenn man bedenkt, daß es zwar in den
verschiedensten Nationalsprachen lautmalende Ausdrücke für die oben genannten Beispiele
gibt, diese aber von Sprache zu Sprache verschieden sind ("Kikerikie"
"heißt" auf Englisch z. B. "Cocadodledoo" etc.). Ein weiteres
Beispiel für sprachliche Ausdrücke mit einem Rest von ikonoscher Qualität ist der
deutsche Plural. In Wörtern wie Haus/Häuser ist die Form des Plurals länger als die des
Präsens, und drückt somit indirekt aus, dass es sich hier um "mehr" handelt.
Das ist in anderen Pluralformen wie Bruder/Brüder jedoch nicht der Fall. - In
Kreolsprachen findet oft eine Doppelung des Wortes im Singular statt, um den Plural
auszudrücken.
Es gibt in der modernen Linguistik eine Richtung, die Natürlichkeitstheorie, die solche
motivierten Aspekte sprachlicher Zeichen (Abbildqualitäten) zum Gegenstand
macht. Solche (im angedeuteten Sinne motivierten) sprachlichen Zeichen sind
zumindest rezeptiv leichter zu verarbeiten; sie sind so die Natürlichkeitstheorie
natürlicher als nicht-motivierte bzw. motivierbare sprachliche
Zeichen.
Exkurs: Kausalität ist nicht an Motivationen, Zielvorstellungen usw., kurz an die
Intentionen eines handelnden Subjekts gebunden. Ein Schlüssel, den wir von einer höheren
Position als Bodenniveau loslassen, wird zwangsläufig auf den Boden fallen. Aufgrund der
Schwerkraft kann er nicht anders. - Nur die Ursache von Sachverhalten kann mit einer
"Warum"-Frage erfragt werden. Bsp. Der Schlüssel ist auf den Boden gefallen.
WARUM? Weil ich ihn losgelassen habe, weil er der Schwerkraft unterworfen
ist. Sobald ein handelndes Subjekt involviert ist und eigene Entscheidungen fällt, kann
eine Erklärung nur die Antwort auf eine "Wozu"-Frage sein. Bsp. Ein Mann rennt
in Richtung Haltestelle. WOZU? Um die Straßenbahn noch zu erreichen. Er hätte
genauso die Wahl gehabt, früher loszugehen - oder aber langsam zu schlendern und auf die
nächste Verbindung zu warten. Zeichen (auch ein Index) bekommen ihre
Zeichenqualität immer nur von einem semiotischen (nämlich Zeichen-verstehenden) Subjekt;
trotz der Kausalität (Index) oder Abbildqualität (Ikon) braucht es zusätzlich das
interpretierende, verstehende Subjekt. Bei Symbolen (im Sinne der Semiotik) und so
auch bei einem symbolisch verwendeten Index oder Ikon - gilt zusätzlich, daß hier ein
Zeichen als Zeichen intendiert ist. Entsprechend kann ich Symbole bzw. den Gebrauch von
Symbolen nicht kausal, sondern nur intentional erklären.
Exkurs 2: Bei den Indianern wurden Rauchzeichen zum Weiterleiten von Nachrichten
verwendet. In diesem Falle war der Rauch nicht nur einfach ein Index für Feuer, sondern
zugleich wurde er symbolisch und damit intentional orientiert eingesetzt.
Sprachliche Zeichen sind unbeschadet gewisser ikonischer Qualitäten generell zunächst
einmal Symbole (siehe dazu schon oben).
Wie wir gesehen haben sind Symbole (und symbolisch gebrauchte Indizes und Ikone)
konventionell (siehe auch dazu schon weiter oben). Wie aber entstehen solche Konventionen,
die z. B. festlegen, daß in einer bestimmten Sprache eine bestimmte Sache durch eine
bestimmte Lautkette gekennzeichnet ist? Natürlich nicht durch irgendwelche förmlichen
Absprachen, bei denen sich die Sprachbenutzer am runden Tisch auf einen Ausdruck einigen.
Lewis hat sich ausführlich mit dieser Frage beschäftigt. Er geht davon aus, daß
Konventionen durch sich wechselseitig bestätigende Erwartungen und darauf aufbauende
Handlungen entstehen.
In einer Kommunikationssituation verwendet beispielsweise einer der Partner ein dem
Anderen unbekanntes Wort. Aus dem Satzzusammenhang kann sich der Andere die Bedeutung
jedoch erschließen. Tritt die Verbindung zwischen diesem Zeichen und seiner Bedeutung nun
mehrfach auf, so wird der Hörer oder Leser erwarten, daß das immer der Fall ist und
über kurz oder lang diesen Begriff ebenfalls verwenden, um jenen Sachverhalt
auszudrücken.
>Sprachliche Zeichen haben nun nicht nur wie das die vorangegangenen
Ausführungen nahelegen könnten, die eine Funktion, Welt und Wirklichkeitsausschnitte zu
bezeichnen. Sondern wir müssen mit mehreren unterschiedlichen Funktionen rechnen, die in
verschiedener Gewichtung grundsätzlich gesehen zugleich relevant sind. Dabei ist die
Leistung und Funktion eines sprachlichen Zeichens abhängig von der Gesprächsituation, in
der es geäußert wird, sowie dem sozialen Rollenspiel, welches dieser Situation zugrunde
liegt.
Ein zentrales Modell, dass sich mit den Funktionen von Sprache befaßt, ist das
Organon-Modell (Organon griech. = Werkzeug) von Karl Bühler. Sprache ist danach ein
Hilfsmittel, mit dem wir etwas erreichen wollen. Zu einer Kommunikationssituation gehören
nach Bühler drei bzw. vier Hauptelemente: ein Sprecher (Sender), ein Hörer (Empfänger)
und schließlich die Außenwelt (Referent), auf die sich der Sprecher bezieht.
Nehmen wir als Beispiel die Aussage: "Es wird Winter." Abhängig von der
Aussageabsicht des Sprechers kann er sich auf sich selbst beziehen und das Gefühl eines
inneren Unbehagens ausdrücken. Das Zeichen ist so gesehen - emotiv oder expressiv.
Möchte der Sprecher dem Zuhörer etwas über einen Gegenstand oder Zustand mitteilen, so
verwendet er das sprachliche Zeichen referentiell. Das würde in diesem Beispiel bedeuten,
dass er sich ausschließlich auf den alljährlichen Wechsel der Jahreszeiten bezieht. Eine
letzte Möglichkeit wäre es, diese Aussage als Apell an den Empfänger zu interpretieren,
nun endlich die Heizung einzuschalten.
Andere Sprachwissenschaftler haben dem sprachlichen Zeichen weitere Funktionen zugeordnet.
So wird später noch von Roman Jakobson die Rede sein.
Zu beachten ist bei diesem Modell auch, dass die Zeichenfunktion und die Lautform nicht
deckungsgleich sind. Der Bereich in dem der Kreis über das Dreieck hinaus ragt, stellt
die sogenannte "abstraktive Relevanz" dar. Im Alltag produzieren wir viel
redundante und unnötige Informationen, die herausgefiltert werden kann, so dass nur
diejenigen Aspekte des Zeichens übrig bleiben, die für die Informationsvermittlung
wesentlich sind.
Der Bereich in dem das Dreieck über den Kreis hinausragt, steht für die
"aperzeptive Ergänzung", auf die wir in so gut wie jeder
Kommunikationssituation angewiesen sind. Relativ mühelos ergänzen wir automatisch (und
in aller Regel unbewusst) all das, was an der wirklich gehörten Äußerung nicht
vollständig war. Dies funktioniert aber gewöhnlich nur in der Muttersprache; das Fehlen
dieser Fähigkeit macht das Sprachverständnis im Ausland oft recht mühsam.
Roman Jakobson war ein russischer Sprachwissenschaftler, der unter Anderem auch das
Bühler´sche Organon-Modell ergänzte. Er erkannte, dass in der Kommunikationssituation
noch drei weitere Funktionen von Sprache zum tragen kommen. So enthält sein
Kommunikationsmodell 6 Funktionen: Die ersten drei Funktionen (apellative, emotive,
referentielle) wurden von Bühler übernommen; drei weitere, die metasprachliche, die
phatische und die ästhetische Funktion hat er ergänzt.
Eine metasprachliche Äußerung bezieht sich auf die Sprache selbst, den Code. Typische
Beispiele für solche metasprachlichen Äußerungen wären: "Was hast du denn mit ...
gemeint?"; "Das ist doch kein Stuhl! Das ist ein Hocker!" Wenn man so will,
so wird hier nicht z.B. auf die geographisch-physikalische Wirklichkeit, sondern auf
Zeichen, auf Ausdrücke einer Sprache 'referiert'.
Steht bei der Kommunikation die Kontaktaufnahme mit dem Gegenüber im Vordergrund, so
spricht man von einer phatischen Äußerung. Das wohl eindrücklichste Beispiel für
phatische Äußerungen sind Situationen, in denen Mütter mit ihrem Säugling sprechen.
Das Kind versteht nicht, was die Mutter sagt, fühlt sich jedoch durch die Zuwendung der
Mutter bestätigt.Und die Mutter will dem Kind auch nicht unbedingt etwas erklären. -
Ein ähnliches Phänomen findet auch auf Parties statt, wenn pure Floskeln
ausgetauscht werden, um einen Kontakt mit dem Gegenüber herzustellen. - Sehr bekannt ist
auch das "mhm" oder auch "ja", das wir am Telephon üblicherweise
ziemlich regelmäßig äußern, um dem Gegenüber zu signalisieren, daß wir noch
zuhören; das beinhaltet aber nicht unbedingt Zustimmung, - ich kann sehr wohl nach
etlichen "ja" selber die Sprecherrolle übernehmen und meine Argumentation mit
einer Äußerung wie "Also, da bin ich aber ganz und gar nicht einverstanden!"
beginnen.
Wird vor allem auf die Form der Sprache Wert gelegt, wird die Aufmerksamkeit des Rezipienten zurück auf die Gestaltung der Botschaft selber gelenkt, so tritt ihre ästhetischer Funktion in den Vordergrund. Dabei hat nicht nur die schöne Literatur das Privileg gepachtet, sich der Sprache künstlerisch zu bemächtigen. Auch in der Werbung finden wir eine bewußte Instrumentalisierung von Sprache. In Werbeslogans werden gegebenenfalls bewußt Erwartungen des Rezipienten enttäuscht und alltägliche Konventionen gebrochen. So werden die gelieferten Informationen aus dem automatischen Verarbeitungsprozess herausgerissen und bewußt verarbeitet; manches Mal wird erst auf diese Weise deutlich, was jemand wirklich gesagt oder geschrieben hat.
Ein bekanntes Beispiel für einen solchen Gebrauch von Sprache ist der Slogan "Katzen würden Wiskas kaufen". Zum einen bedient man sich hier der Einprägsamkeit von Alliterationen, zum anderen werden wir aber auch mit der Idee vertraut gemacht, dass Katzen, wenn sie es denn könnten, ein bestimmtes Katzenfutter kaufen würden. Das ist eine ganz andere Herangehensweise als zu sagen: "Herrchen/Frauchen, kauft euren Katzen Wiskas"- was ja eigentlich gemeint ist.
Ein sehr passendes Beispiel aus der Literatur sind die Dinggedichte Rilkes (die in eine Periode seines Schaffens gehören, in der er bei Rodin in Paris arbeitete und tendenziell Gestaltungsprinzipien der Bildhauerei auf die Literatur übertrug. So schildert sein Gedicht über den Schwan nicht nur die auf dem Land sehr unbeholfene Art seiner Fortbewegung - und wie so ganz anders der Schwan, wenn er dann im Wasser ist, königlich vondannen zieht, sondern er imitiert eben das auch in der Art und Weise der sprachlichen Gestaltung. - Vergleichbar "die Fensterrose", in der Rilke die visuellen Effekte der Fensterrosen der großen gotischen Kathedralen beschreibt - und zugleich in der Art der verbalen Gestaltung imitiert; wir möchten das an einem Ausschnitt deutlich machen:
DIE FENSTERROSE
(1) Da drin: das träge Treten ihrer Tatzen
(2) macht eine Stille, die dich fast verwirrt;
(3) und wie dann plötzlich eine von den Katzen
(4) den Blick an Ihr, der hin und wieder irrt,
(5) gewaltsam in ihr großes Auge nimmt, -
(6) den Blick, der, wie von eines Wirbels Kreis
(7) ergriffen, eine kleine Weile schwimmt
(8) und dann versinkt und nichts mehr von sich weiß,
(9) wenn dieses Auge, welches scheinbar ruht,
(10) sich auftut und zusammenschlägt mit Tosen
(11) und ihn hineinreißt bis ins rote Blut.
(12)
So griffen einstmals aus dem DunkelseinEiner der besondere Lichteffekte einer gotischen Fensterrose besteht darin (etwa wenn
man aus dem Innern einer Kathedrale durch die Fensterrose hinaus in das Tageslicht
schaut), daß man das Gefühl hat, in eine weit in die Tiefe eines Raums hineinreichende
Röhre zu schauen. Und man hat dann durchaus auch das Gefühl, da hineingezogen zu werden
- 'ein Wirbel, der einen ergreift' und "hineinreißt" ins Licht. Dieser 'Wirbel'
wird hier in der Abfolge der Zeilen des Gedichts (ein Sonett) wiederholt.
Am Beispiel eines Holzstücks, das auf dem Wasser schwimmt und von einem Wasserwirbel
ergriffen wird: hier nimmt die Geschwindigkeit, mit der das Holzstück um die Mitte des
Wirbels kreist, kontinuierlich zu, bis es mehr oder weniger die Mitte erreicht hat und in
die Tiefe gerissen wird.
Ebenso 'verbraucht' Rilke für die erste Beschreibung einer bestimmten Szene ('Begegnung
mit Katzen') die zwei Quartette des Sonetts, also 8 Zeilen. Im folgenden ersten Terzett
wird dasselbe mit anderen Worten nochmals beschrieben; hier braucht er dazu nur noch drei
Zeilen. Und in der Zeile 12 wird das gesamte Geschehen nochmals vergegenwärtigt durch
"So"; hier braucht Rilke also nicht einmal eine ganze Zeile, um dem Rezipienten
das Geschehen erneut vor Augen zu führen.
Die folgende Graphik soll die Verhältnisse verdeutlichen, wobei es zunächst nur um die linke Hälfte der Graphik geht:
Die einzelnen Kästchen sollen die Zeilen des Sonetts wiedergeben; die Ziffern geben
die Zeilennummern wieder. Die Graphik macht den Effekt der Beschleunigung deutlich, -
Rilke 'verbraucht' immer weniger Zeilen, um (mehr oder weniger) dasselbe auszusagen.
Spiegelt man die linke Seite, so ergibt sich die Gesamtgraphik, die gewissermaßen einen
Wirbel im Querschnitt zeigt.
Das Jakobson´sche Kommunikationsmodell. (Pelz, 1996, S. 33)
Grundsätzlich läßt sich bei beiden Funktionsmodellen von Sprache
(Bühler/ Jakobson) die Erkenntnis hervorheben, dass sprachliche Äußerungen in den
wenigsten Fällen nur eine Funktion erfüllen. Vielmehr sind prinzipiell alle Funktionen
in einer sprachlichen Äußerung vorhanden - jedoch mit unterschiedlichster Gewichtung.
Alfred Lorenzer, ein Psychoanalytiker, hat betontt, dass es sich selbst bei einer
wissenschaftlichen Aussage nie nur um reine Darstellung (referentielle Funktion) handelt,
sondern immer auch die Emotionalität des Sprechers und ein Appell an den Hörer
miteinbezogen werden muss - ein abweichendes Verhalten ist krankhaft!
2.6. Von Peirce zu de Saussure:
Das zweiseitige Modell sprachlicher Zeichen
Ferdinand De Saussure ist einer der zentralen Figuren in der heute betriebenen
Sprachwissenschaft. Dabei hat er seinen bekannten "Cours de linguistique
générale" nicht selber verfaßt und veröffentlicht. - De Saussure lehrte zu
Beginn des letzten Jahrhunderts an der Universität in Genf und sein "Cours de
linguistique générale" entstand durch Mitschriften seiner Studenten, die diese
zusammenfaßten und posthum veröffentlichten. - De Saussure ist der Begründer der
synchronen und der kognitiven Sprachwissenschaft.
Vor De Saussure war vor allem die historische Entwicklung von Sprache erforscht worden
(diachronische Sprachwissenschaft). De Saussure hingegen widmet sich der Erforschung von
Sprache als einem 'hier und jetzt funktionierendem' System. Er plädierte dafür, sich auf
die Erforschung von Sprache zu einem bestimmten Zeitpunkt zu konzentrieren, um ihr
immanentes System zu erkennen (synchrone Sprachwissenschaft).
De Saussure ist insofern der erste 'Kognitivist', als er unter 'Zeichen' nicht mehr einen
materiale, physikalisch beschreibbare Realität verstand, wie wir das noch für Peirce
unterstellen können, sondern er bezog das 'Zeichensubjekt' mit ein und begriff 'Zeichen'
als im Kopf eines 'Zeichensubjekts' stattfindenden Vermittlungsprozeß z.B. zwischen einem
Gegenstand (etwa ein Stuhl) einerseits und z.B. einer Buchstabenkette wie
"S-t-u-h-l" andererseits.
Dieses nach De Saussure nur im Kopf existierende Zeichen ist zweiseitig (diadisch): Es
setzt sich aus dem image und dem concept zusammen und umfaßt den mittleren Ausschnitt aus
einem insgesamt vierteiligen Zusammenhang (siehe dazu gleich unten).
Beim image handelt es sich um eine Art abstraktes, mentales Muster oder Schema das es uns
erlaubt, unendlich viele verschiedene Ausformungen der sensorischen Realität: eines
Schriftzuges, einer Lautform usw., als identische Wortform zu erkennen. Wir sind in der
Lage, die verschiedensten Schriftzüge als gleichwertig einzustufen: Stuhl,
Image oder concept alleine sind jedoch an sich noch kein sprachliches
Zeichen. Erst durch ihre Verschaltung gewinnen sie Bedeutung und werden so zum
sprachlichen Zeichen. Diese Verschaltung wird als reziproke Evokation bezeichnet. Dabei
handelt es sich um ein automatisches sichgegenseitig-Hervorufen. Ich kann nicht den
Schriftzug ,,Stuhl" lesen, ohne sofort außer dem image graphique auch das concept
des Stuhls parat zu haben, und vice versa. Die Verschaltung von concept und image ist nur
intersubjektiv erklärbar: unbewußt spielen sich die Sprecher einer Gemeinschaft auf eine
gemeinsame sprachliche Strukturierung der Realität ein (Konvention).
(1)
die schriftsprachliche / lautsprachliche Realität,
z.B. ein konkreter Schriftzug wie
TISCH
(4)
Die Objektrealität,
z.B. der durch das folgende Bild wiedergegebene Tisch:
Es gibt nur ein 'concept'-System, aber (mindestens) zwei 'image'-Systeme bei einem
schriftkundigen Menschen. - Wenn man zwischen Produktion (etwa von Schrift) und Rezeption
noch unterscheidet, dann müssen wir sogar mit vier image pro concept (bzw. mit vier
sprachlichen 'Modalitäten') rechnen.
Nach der Unitarismus-Vorstellung sind diese images mit denselben Konzepten verbunden, die
wir auch jenseits von Sprache z.B. im Rahmen einer Identifikation unserer Umwelt
verwenden.
Wie funktioniert das aber konkret, d.h. ,,biologisch" (wobei wir uns im folgenden ausschließlich auf die akustisch-auditive Wahrnehmung via Gehör konzentrieren)? - Doch zunächst einige neurowissenschaftlichen Grundlagen:
3.1. Zum Aufbau des menschlichen Gehirns
Das menschliche Großhirn (der Kortex) besteht gewissermaßen aus zwei dicken 'Teppichstücken', die sich - damit sie in den Kopf passen: arg 'geknautscht' - über tieferliegende Hirnstrukturen legen (hier sprechen wir von subkortikalen Bereichen). - Im folgenden geht es schwergewichtig um die zwei kortikalen Teile des Gehirns, auch Hemisphären genannt.
Die zwei kortikalen 'Teppichstücke' sind durch das "Corpus Callosum" (eine Art Breitband-Kabel) miteinander verbunden (darüberhinaus sind sie allerdings auch über subkortikale Verbindungen miteinander verbunden). - Während sich manche Aufgaben primär unilateral (mit einer kortikalen Hirnhälfte bzw. mit einer Hemisphäre) bewältigen lassen (wie zum Beispiel die Sprache, die in der Regel primär mit der linken Hirnhälfte 'gemacht' wird, vgl. aber dagegen die visuell-räumliche Erkennung von Objekten, die primär in der rechten Hemisphäre stattfindet), ist z.B. für das Lesen ein Zusammenwirken beider Hemisphären von Nöten. Koodinationsstörungen können die Ursache für Lese- und Rechtschreibestörungen sein.
Die folgende Abbildung zeigt das Gehirn, wie man es sehen könnte, wenn der Schädel aus Glas wäre. Man erkennt sehr schön von außen den Kortex, und zwar von vorne. Er besteht - wie erläutert - aus zwei Teilen (links und rechts), zwischen denen ein tiefer Einschnitt von vorne nach hinten zu sehen ist. - Auf die tiefen Einschnitte in Höhe der Ohren - vor allem denjenigen der (in Blickrichtung) linken Hemesphäre (im Bild rechts) - kommen wir noch zurück:
Wenn wir von der Seite auf die linke Hemesphäre schauen, dann sieht das so aus (in der folgenden Wiedergabe ist der linke Rand vorne (Bereich der Stirn):
Im Unterschied zum Modell ist hier am Original der tiefe Einschnitt in Höhe der Ohren (die sog. Sylvische Furche) nicht so genau zu sehen.
Die folgende Abbildung zeigt (wieder im Modell), wie unter den beiden Kortex-Teilen subkortikale Hirnstrukturen angeordnet sind; diesmal schauen wir auf die rechte Kortex-Hälfte bzw. Hemisphäre:
Schneidet man das Gehirn etwa in Höhe der Ohren bzw. dicht unter den Augen horizontal auf, dann ergeben sich das folgende Schnittbild (eine Computertomogramm- bzw. CT-Aufnahme), das nochmals die beiden Kortex-Teile, aber auch jenes schon angesprochene 'Breitbandkabel' - den corpus callosum - zeigt:
Schneidet man das Gehirn im Bereich der Ohren senkrecht auf, dann ergeben sich die folgenden Schnittbilder; auch hier erkennt man beide Male sehr schön oben unter dem Scheitel einen tiefen Einschnitt, der die beiden Hemisphären voneinander trennt; weiter unten im Schädel ist dann wieder jenes 'Breitbandkabel', der corpus callosum, zu erkennten:
Die beiden Präparate wurden mit einem Farbstoff behandelt, der die Myelinhüllen der Nervenfasern schwärzt. Die aus Nervenfasern bestehende weiße Substanz erscheint deshalb schwarz. Die vorwiegend aus Zellkörpern gebildete graue Substanz der Gehirnrinde bleiben ungefärbt. Die leeren Gebiete im Innern zeigen die Lage der flüssigkeitsgefüllten Gehirnkammern.
3.2. Zur funktionalen Architektur des Großhirns (Kortex)
Die sensorische und motorische Peripherie (also das Hören, Sehen usw. einerseits und die Bewegung etwa von Armen und Beinen andererseits) ist mit dem Gehirn kreuzverschaltet; d.h. die rechte Hemisphäre ist primär z.B. für die Bewegung des linken Fußes verantwortlich. - Bei den meisten Menschen ist die linke Hemisphäre sprachdominant. Hier befinden sich die mehr oder weniger klar umgrenzte sensorische (vereinfacht: "für das Sprachverstehen zuständigen") und motorische (vereinfacht: "für die Sprachproduktion zuständigen") Sprachregion.
Sicherlich nicht zufällig befindet sich die Region, die für die Sprechmotorik zuständig ist, in derselben Hemisphäre wie die Region, welche für die Feinmotorik der Hände und Füße zuständig ist - ist doch die artikulatorische Motorik die bei weitem komplizierteste motorische Leistung, die Menschen vollbringen.
Außer dem "Corpus Callosum" oder "Balken", der linke und rechte Hirnhälfte miteinander verbindet, besteht auch noch eine Verbindung zwischen der sensorischen Sprachregion - nach ihrem Entdecker auch Wernicke-Region genannt -, die etwa für die Verarbeitung beim Hören und Lesen zuständig ist, und der motorischen Sprachregionen - nach ihrem Entdecker, dem Franzosen Paul Broca, auch Broca-Region genannt, die u.a. für die motorisch-artikulatorische Steuerung beim Sprechen und auch darüberhinaus ganz generell für die Sprachproduktion zuständig ist. Die Verbindung, von der hier die Rede ist, der "fasciculus arcuatus", befähigt uns, direkt nachzusprechen und dabei auch sinnlose Lautketten, die man gar nicht 'verstehen' kann, nachzusprechen.
Die für die Sprache relevanten Bereiche des Gehirns und deren Funktionen lassen sich den folgenden zwei Graphiken entnehmen, die die linke Hälfte des Großhirns zeigen (links ist vorne). Die erste Graphik (aus Kandel 1996) führt in die heute gängigen Benennungen der einzelnen Teilstrukturen des Kortex ein; die zweite Graphik weist darüberhinausgehend die für Sprache (bevorzugt linke Hemisphäre) relevanten Regionen aus:
Übertragungsformen des Schalles (vgl. Silbernagl 1991, S.319)
1. Die Luftdruckschwankungen ("Schallwellen") gelangen durch den Gehörgang an
das Trommelfell.
2. Die Bewegung des Trommelfells (mechanische Schwingungen) setzt im Mittelohr die
Gehörknöchelchen (Hammer, Amboß, Steigbügel) in Bewegung (mechanische Übertragung).
Da diese Knöchelchen wie eine Hebelkonstruktion funktionieren, wird der Druck hier noch
verstärkt.
3. Die Bewegung der Gehörknöchelchen versetzt eine weitere Membran, das ovale Fenster,
welche das Innenohr abschließt, in Schwingung. Diese Schwingung überträgt sich auf die
Innenohrflüssigkeit.
4. Das Innenohr besteht aus drei spiralförmig ineinander gerollten Schläuchen (ebenfalls
Membranen) und wird deswegen auch als Gehörschnecke (Cochlea) bezeichnet. Durch die
Schwingung des ovalen Fensters wird die Innenohrflüssigkeit komprimiert und
dekomprimiert. Es läuft eine sogenannte "Wanderwelle" durch die Cochlea. Im
mittleren Schlauch, der Scala Media, sitzen feine Sinneshärchen, die nach dem
"Seegrasprinzip" durch die Bewegung der Flüssigkeit ebenfalls bewegt werden
(mechanische Auslenkung). - Die Schläuche enthalten inonenhaltige Flüssigkeit; das
Abknicken der Sinneshärchen führt zur Öffnung von Ionen-Kanälen; biochemische Prozesse
laufen nun ab; es entstehen elektrische Impulse.
5. Am unteren Ende der Sinneshärchen sind Nervenfasern
"angeschlossen". Die elektrischen Impulse laufen über die Nervenfasern - über
die verschiedenen Schaltstationen der Hörbahn und den Hirnstamm - zum Gehirn, hier zum
...
6. ... primären Hörzentrum. Hier werden die eingehenden akustischen Muster
weiterverarbeitet. Und zwar ...
7. Unter Rückgriff auf die sekundären auditiven Gebieten (auditive Assoziationsgebiete)
erfolgt ein Abgleich mit Mustern, wird der akustisch-auditive Input identifiziert.
8. Beim Nachsprechen werden die auditiven Informationen an die sekundäre motorische
Hirnrinde weitergeleitet. Für die Produktion von Sprache betrifft das die Broca-Region.
9. Von der Broca-Region werden nun Impulse an die primär motorischen Gebiete gesendet. -
In der Broca-Region sind nicht nur einzelne Teilbewegungen der Artikulatorik, sondern
ganzheitlich komplexe Bewegungsfolgen gewissermaßen gespeichert.
10. Von den primären motorischen Hirnregionen gehen Impulse - auch das wieder über
verschiedenste Umschaltstationen - an die Muskeln der Artikulatorik.
11. Es kommt zu artikulatorischen Bewegungen (Bewegungen der Bestandteile des
artikulatorischen 'Apparates'), und ...
12.) ... es entstehen regelmäßige und unregelmäßige Luftdruckschwankungen.
Exkurs: Ganz so leicht läuft dieser Prozeß in einer Fremdsprache jedoch nicht ab. Wir
müssen erst einmal lernen, die distinktiven (bedeutungsunterscheidenden) Laute der
Fremdsprache zu hören bzw. als solche zu erkennen. Langsam müssen wir ein neues image
aufbauen und musterhaft abspeichern. Gleichzeitig müssen wir lernen, unsere Muskulatur in
einer ungewohnten Reihenfolge zu bewegen, um die neue Sprache auch zu sprechen.
Frage: "Wie kommt es zum Schallereignis? Was verursacht das Erklingen eines
Lautes?" Antwort: Geordnete Bewegungsabläufe des artikulatorischen Apparates:
sekundär motorischer Cortex
hier sind die hochkomplexen Impulsmuster für die Artikulation der einzelnen Laute
gespeichert
¯
primär motorischer Cortex
... über Nervenfasern werden elektrische Signale an die Muskeln geschickt
¯
Bewegungsverläufe des artikulatorischen Apparates d. h. Bewegungen der Muskeln, die
kontrahieren (die elektrischen Signale der Nerven verursachen die Ausschüttung chemischer
Botenstoffe an die Muskelfasern, die sich daraufhin zusammenziehen)
¯
Schallereignisse
(= Luftdruckschwankungen)
Das kleine Kind brabbelt fortwährend Laute vor sich hin, zunächst völlig willkürlich und buchstäblich alles, was der Artikulationsapparat hergibt! D. h. konkret: Alle Laute, die der menschliche Lautapparat hervorzubringen vermag, werden vom Kleinkind zu Beginn des Spracherwerbs irgendwann auch tatsächlich "ausprobiert", auch Laute, die in der Muttersprache gar nicht vorkommen. Diese willkürlichen Bewegungen (Motorik) werden zwangsläufig durch verschiedene Sensorzellen (Sensorik) wahrgenommen.
- durch intramuskuläre taktile Sensorzellen (also im jeweiligen Muskel gelegen)
- durch extramuskuläre taktile Sensorzellen (also an der Oberfläche des Muskels liegend)
- durch Sensorzellen auf der Oberfläche der Teile des artikulatorischen Apparats (auf der Zunge, auf den Lippen usw.)
- und natürlich akustisch-auditiv, d. h. Wahrnehmung der Schallereignisse, die das Kind produziert, durch das eigene das Ohr.
Die motorischen Aktivitäten werden also auf verschiedenen Wegen an das sensorische Zentrum rückgemeldet. Das wiederholte Wahrnehmen des gleichen Lautes hinterlässt hier jedesmal Spuren, die allmählich Muster bilden. Das Kind entwickelt so nach und nach spezifische sensorische Muster, die von allem Anfang an gekoppelt sind an motorische Aktivitäten (eben diejenigen, die die verschiedenen Sinneseindrücke taktiler und auditiver Art auslösen, - wir sprechen auch von senso-motorischen Mustern). Erst wenn eine gewisse Differenziertheit der senso-motorischen Muster erreicht ist, beginnt das Kind, von anderen Lauteindrücken als den selbst produzierten also der von den Eltern produzierten Sprache zu profitieren: Es erkennt diese anderen Sprachlaute nun mittels der senso-motorischen Muster, die es ausgebildet hat (und das heißt immer auch, daß das Kind in der Lage ist, solche Laute motorisch-produktiv nachzumachen) Durch die elterlliche (oder sonstige) Umgebungssprache werden spezifische senso-motorische Muster verstärkt. Das Kind produziert ab jetzt auch selbst zunehmend nur noch die Laute der Muttersprache oder Umgebungssprache. Jetzt erst beginnt der eigentliche Lautspacherwerb; und er vollzieht sich rasend schnell bzw. ist binnen weniger Monate abgeschlossen. Das ist nur möglich, weil es sich ja letztlich nicht um einen Lernprozeß sondern um einen Selektions- und "Verlernprozeß" handelt: Das Kind verlernt ab jetzt all die Laute (senso-motorische Muster), die es für "seine" Sprache nicht braucht. Mit ca. sieben bis acht Jahren sind die nicht benötigten Muster gelöscht; bis dahin ist ein Kind z. B. relativ problemlos in der Lage, eine zweite oder auch dritte Sprache parallel (zusätzlich) zu erlernen.
Das Kind erlernt von den Lauten der Muttersprache zunächst diejenigen, die am
deutlichsten zueinander in Opposition stehen, d. h. den deutlichsten Gegensatz im
äußerlichen Erscheinungsbild darstellen: "Mund auf" vs. "Mund zu"
"a" vs. "m" oder "p" (siehe dazu weiter unten auch
noch die Ausführungen zu Roman Jakobson). Dies gilt überall auf der Welt. (Das
weitverbreitete "Mama!" entspringt also nicht der übergroßen Liebe des Kindes
zu seiner Mutter, sondern den Notwendigkeiten des Spracherwerbs.) - Hier gilt im übrigen
zusätzlich, daß ja "a" und "m" oder "p" zusätzlich auch
visuell gut wahrgenommen werden können, im Unterschied zu Lauten, die wie hinten im Mund
artikulieren.
Noam Chomsky vermutet hinter dem gesamten Spracherwerb ausschließlich Reifungsprozesse
(nativistische Theorie): Die Sprache ist im Prinzip komplett angelegt und reift
allmählich. Für den Erwerb der Sprachlaute mag das weitgehend zutreffen, Chomsky weitet
diese Theorie jedoch auf die gesamte Sprache, also z. B. auch auf die Grammatik aus.
4.2. Phonetik
Die Phonetik ist die Lehre von den Sprechlauten. Man unterscheidet drei verschiedene Arten von Phonetik:
- auditive Phonetik: "Wie funktioniert die Lautwahrnehmung?" Relevant z. B. bei der Problematik der Mensch-Maschine-Interaktion, also z. B. der direkten Verarbeitung gesprochener menschlicher Sprache durch den Computer, sowie in der klinischen Linguistik, etwa für die Entwicklung der Cochlea-Implantate usw.
- akustische Phonetik: "Wie funktioniert die Schallübertragung?"
- artikulatorische Phonetik: "Wie funktioniert die Hervorbringung von Sprachlauten?" Diese letztere ist es auch, die uns im Folgenden nahezu ausschließlich beschäftigen wird.
Bei der Beschreibung der artikulatorischen Bewegungen unterscheiden wir einerseits zwischen dem spezifischen Ort im Mund-Rachen-Bereich, an dem eine bestimmte Lautbildung erfolgt, und andererseits der Art und Weise der Lautbildung (das meint die beteiligten artikulatorischen Teilbewegungen und ihr Zusammenspiel bei der Artikulation eines Lautes. Was den Artikulationsort angeht, so unterscheiden wir für das Standarddeutsche
bilabial: 'mit beiden Lippen'; Lippenlaut (im Deutschen nur durch Lippenschluß, als Plosiv oder Nasal (das meint die Art der Artikulation - vgl. dazu gleich folgend; einen Lippen-Reibelaut (Frikativ) gibt es nicht!)
labiodental: der Laut wird mit der (Unter-)lippe und den (oberen) Schneidezähnen gebildet (im Standarddeutschen nur Engelaute bzw. Frikative)
alveolar: Verschluß bzw. Enge/Frikativ wird mit der Zungenspitze (= apex, deshalb eigentlich ein apiko-alveolarer Laut) an den Zahnfleischtaschen (an den 'Alveolen') oben gebildet. - In Sprachen wie dem Englischen werden die entsprechenden Laute standardmäßig wohl an der Rückseite der oberen Schneidezähne (Zähne = dentes) gebildet, - wir sprechen dann auch von apiko-dentalen Lauten.
präpalatal: der Laut wird (mit dem Zungenrücken) am vorderen Teil d. harten Gaumens (= palatum) gebildet
mediopalatal: Lautbildung mit dem Zungenrücken am mittleren Teil des harten Gaumen.
velar: der Laut wird am weichen Gaumen gebildet (velum = das [Gaumen-]Segel)
glottal: der Laut (z.B. das [ h ] in "Uhu" oder der sog. Stimmlippen-Verschluß) wird mit Hilfe der Stimmlippen im Kehlkopf gebildet (Stimmlippen - Stimmritze - Glottis); dazu unten noch einige erweiternde Hinweise.
Der folgende Querschnitt durch den Artikulationsapparat verdeutlicht nochmals die Lage der einzelnen Artikulationsorte. Zunächst ein allgemeiner Überblick über die Sprechwerkzeuge (Lunge/Zwerchfell, Luftröhre mit den Stimmlippen [unten ist der betreffende Bereich hellgrün wiedergegeben], Mundhöhle/Gaumen/Zunge, Nasenhöhle):
Die obige Graphik wie die drei unten noch folgenden Graphiken sind dem Phonetik-Kapitel der "interaktiven Einführung in die Linguistik" im Hueber-Verlag entnommen (die wir über die Phonetik hinaus allerdings nicht empfehlen können).
Die folgende Graphiken zeigt einen Querschnitt durch den Mund-Rachen-Bereich; der hintere Teil des dunkelgrün wiedergegebenen Gaumens ist der sog. weiche Gaumen bzw. das Gaumensegel, das hier den Weg der Atemluft nicht nur durch den Mund - also oral - sondern auch durch den Nasenraum - also nasal - freigibt:
In der nun folgenden (prinzipiell gleich aufgebauten) Graphik ist das Gaumensegel, das Velum, rot wiedergegeben und versperrt den Weg der Atemluft durch den Nasenraum; das ist z.B. die Stellung des Gaumensegels bei sämtlichen Verschlußlauten:
Die letzte Graphik dieser Reihe enthält die für das Deutsche wichtigen Artikulationsorte, wobei leider nicht unterschieden wird zwischen präpalatal und mediopalatal; umgekehrt spielt der post-alveolare Bereich, der uvulare Bereich (der letzte Rest des Gaumensegels, das sog. Zäpfchen) und der pharyngale Bereich für die deutsche Standardsprache keine Rolle:
Artikulationsart:
Verschlußlaut auch: Plosiv, Explosiv. Der Laut entsteht, indem bestimmte Sprechwerkzeuge (Lippen, Zungenspitze-Alveolen, Zungenrücken-Gaumen...) einen Verschluß bilden, d. h. sie stoppen den Luftstrom komplett und hindern ihn am Austreten (im übrigen muß dazu auch das sog. Gaumensegel bzw. das Velum gehoben und so der Durchgang durch die Nase geschlossen werden - ich komme darauf zurück). Bei kontinuierlich herausgepreßter Luft steigt der Luftdruck hinter dem Verschluß, steigt immer weiter an; kurz bevor der Verschluß durch den zu hohen Luftdruck "gesprengt" würde, wird er willentlich geöffnet, und die angestaute Luft strömt "explosionsartig" aus.
Reibelaut auch: Engelaut, Frikativ. Der Laut entsteht, indem bestimmte Sprechwerkzeuge (wieder etwa Zunge-Alveolen oder Zungenrücken-Gaumen) einen engen Spalt bilden, der den Luftstrom beim Austreten behindert: In der Verengung wird (durch die Verengung bei gleichbleibendem Quantum ausströmender Luft) die Strömungsgeschwindigkeit der austretenden Luft erhöht und es kommt zu mehr oder weniger starken Verwirbelungen der Luft, die entsprechend mehr oder weniger deutlich als sog. "Geräusche" zu hören sind ("Geräusche" für unregelmäßige Luftdruckschwankungen oder Schallwellen im Unterschied zu Tönen als regelmäßigen Luftdruckschwankungen oder Schallwellen).
Affrikate sozusagen "zerstörte Verschlußlaute". Der Laut entsteht, indem wie bei den Plosiven ein Verschluß gebildet wird, der dann durch den steigenden Luftstrom gesprengt wird, so daß zunächst ein ganzer Schwall, dann ein kontinuierlicher Strom von Luft ausströmt. Vermutlich sind die Affrikaten tatsächlich aus zunächst nicht willentlich geöffneten Plosiven entstanden, wurden dann aber in das Lautinventar der deutschen Sprache übernommen (müßte ein gutes Beispiel für die Entstehung von Konventionen sein...)
Nasal Der Laut entsteht, indem oral ein Verschluß gebildet wird; doch wird nasal kein Verschluß gebildet; das Gaumensegel bleibt gesenkt; die Luft kann (ausschließlich) durch den Nasenraum entweichen. - Man vergleiche hierzu auch nochmals die Verschlußlauten. - Wie das gemacht wird, Heben oder Senken des Gaumensegels? Nun, das kann man durchaus willentlich als einzelne artikulatorische Teilbewegung durchführen; wenn man während des Sprechens durchgängig das Gaumensegel gehoben hat und so den Durchgang durch den Nasenraum durchgängig geschlossen hält, dann ergibt das den sog. "Schnupfenton".
fortis die Luft strömt mit großem Druck aus
lenis die Luft strömt mit geringem Druck aus
stimmhaft Stimmlippen liegen eng aneinander an, so daß sie durch die ausströmende Atemluft in Schwingung versetzt werden. Dieses Vibrieren erzeugt den Ton.
stimmlos Stimmlippen geöffnet, die Atemluft strömt ungehindert durch den Kehlkopf (wobei allerdings grundsätzlich gewisse Verwirbelungen und damit "Geräusche" entstehen)
Noch ein Wort zu den sog. Stimmlippen: Es handelt sich um zwei im Kehlkopf gelegene bzw. aufgespannte Hautlappen, die willentlich geöffnet oder geschlossen werden können und so die Laute stimmlos bzw. stimmhaft werden lassen. - Es soll zunächst der Aufbau des Kehlkopfs und der darin aufgespannten oder aufspannbaren Hautlappen bzw. Stimmlippen/Stimmbänder skizziert werden (auch die folgenden vier Graphiken sind dem Phonetik-Kapitel der "interaktiven Einführung in die Linguistik" im Hueber-Verlag entnommen):
Die Darstellung bietet einen Blick von hinten auf die Luftröhre und dann den Kehlkopf; hier geht es um die beiden Stimmbänder oder Stimmlippen (die beiden Ausdrücke meinen dasselbe), die vorne (im Bild hinten) gewissermaßen in der Mitte an einem Knorpel (Ringknorpel) festgemacht sind und hinten (im Bild vorne) auseinandergehalten oder zusammengeführt werden können.
Diese Darstellung, die den Kehlkopf von vorne zeigt, zeigt gut die Lage des Ringknorpels. - Die hinteren Enden der Stimmlippen oder Stimmbänder sind an den sog. Stellknorpeln festgemacht, die ich mithilfe seitlich verlaufender Muskeln auseinanderziehen oder aber zusammenziehen kann (dann schließe ich die Stimmlippen, und gegebenenfalls bedeutet das, daß kein Luft mehr durch die Luftröhre nach oben entweichen kann.
Die Darstellung unten zeigt skizzenartig den Zustand, der eintritt, wenn ich die beiden Stimmlippen oder Stimmbänder mithilfe der Stellknorpel zusammenziehe und damit gewissermaßen die Luftröhre verschlließe:
Stimmhaftigkeit bzw. das Flattern der Stimmbänder entsteht nun dadurch, daß sich hinter den geschlossenen Stimmlippen der Luftdruck der ausströmenden Atemluft solange erhöht, bis dadurch die Stimmbänder auseinandergedrückt werden - um aufgrund ihrer Eigenspannung danach wieder zusammen zu kommen. - Wiederholt sich das, dann entsteht so etwas wie ein Flattern der Stimmbänder, - hinter bzw. oberhalb der Stimmbänder kommt es zu einem regelmäßigen Wechsel des Luftdrucks (= Schallwellen).
Der folgende Überblick faßt die verschiedenen Möglichkeiten zusammen, die
Stimmlippen einzustellen und damit die Lautbildung mithilfe der Stimmlippen zu
beeinflussen:
(a) Die Stimmlippen sind weit geöffnet bzw. entspannt (Ruhestellung). Die Atemluft kann ungehindert passieren. Dennoch entstehen leichte Verwirbelungen der ausströmenden Atemluft, die bei hinreichend viel ausströmender Atemluft hörbar sind und den konsonantischen Laut [ h ] wie in "Uhu" ergeben.
(b) Hier ist der Durchgang zwischen den beiden Stimmlippen verkleinert. Bei gleichbleibendem Quantum an ausströmender Atemluft wird auf diese Weise die Strömungsgeschwindigkeit erhöht, - die Verwirbelungen werden deutlich stärker und sind besser hörbar. - Spreche ich mit so eingestellten Stimmlippen, dann ist das auch als "Bühnenflüstern" bekannt: Ich flüstere, bin aber auch in einem großen Schauspielhaus immer noch auch in der letzten Reihe zu hören.
(c) Hier liegen nun die Stimmlippen leicht aneinander und werden so gehalten (also nicht bewegt). Da der Durchgang jetzt verschlossen ist, entsteht vor den geschlossenen Stimmlippen (darunter) Überdruck, der schließlich die Stimmlippen auseinanderdrückt und entweicht. Die Stimmlippen schließen sich danach auf Grund der Eigenspannung des Gewebes wieder, und das gleiche Schaupsiel wiederholt sich, - wir sprechen davon, daß die Stimmlippen flattern (= Stimmhaftigkeit) und bezeichnen diese Einstellung als "Stimmton(einstellung)".
(d) Hier werden nun die Stimmlippen mit Kraft gegeneinandergehalten. Auch hier entsteht daraufhin unterhalb der Stimmlippen Überdruck, und zwar recht hoher Überdruck, gut vergleichbar der Situation, wenn ich beide Lippen zusammenpresse und einen bilabialen Verschluß bilde. Und genau wie bei einem solchen bilabialen Verschluß öffne ich auch hier die beiden Stimmlippen, kurz bevor mir der Überdruck der sich anstauenden Atemluft den Stimmlippen-Verschluß zerstört. - Wir sprechen vom Stimmlippen-Verschluß, wie er vorliegt z.B. in "den Bau erkennen" (in Opposition zu "den Bauer kennen").
Im folgenden sollen die Möglichkeiten der Lautbildung, die bisher erörtert wurden, also die Möglichkeiten der Ausbildung eines Konsonanten, nochmals im Überblick zusammengefaßt werden (wobei wir uns auf die zentralen Lautgruppen - vor allem auf Verschlußlaute und Frikative - begrenzen). Dabei werden zugleich die verschiedenen Lautbildungen mithlfe eines Spezialalphabets, des API (Association Phonétique Internationale), wiedergegeben. - Daß es sich bei den entsprechenden Alphabetzeichen nicht um das normale Alphabet handelt, sieht man schon allein daran, daß die entsprechenden API-Zeichen in der Regel in eckigen Klammern wiedergegeben werden:
in den eckigen Klammern [] : Lautschriftzeichen API (Association Phonétique
Internationale)
Einige abschließende Anmerkungen zum obigen Überblick:
- 1. Grundsätzlich sind lenis-Frikative immer stimmhaft und fortis-Frikative immer stimmlos. - Fortis-Laute können ganz generell nicht stimmhaft sein, weil ein entsprechend erhöhter Luftdruck die Stimmlippen nicht mehr regelmäßig schwingen lassen würde.
- 2. Anlautend sind im Deutschen die lenis-Verschlüsse stimmlos (Bsp. Bad). Diese stimmlosen Laute werden mit einem Kringel, der unter ihnen plaziert ist, gekennzeichnet (Bsp. "Bad", "Dorf", "ganz"). Im Französischen sind solche lenis-Verschlußlaute zu Wortbeginn stimmhaft (Bsp. bain). Im Kontakt mit stimmhaften Lauten werden diese lenis-Laute jedoch auch im Deutschen stimmhaft gesprochen.
- 3. Aspirierte Konsonanten werden durch ein hochgestelltes h gekennzeichnet. Daß ein Konsonant aspiriert wird, heißt, daß die Luft bis zum folgenden Laut (so bei Vokalen) oder im Auslaut eines Wortes oder einer Silbe eine gewisse Zeit ungehindert entweichen kann. - In betonten Silben ist die Aspiration gesteigert (Bsp. "Tante").
- Im obigen Schema fehlt das "L". Dieser Laut nimmt im deutschen Lautsystem eine Sonderstellung ein. Artikulatgionsart: "Lateral" oder "Liquid"; d.h., daß er am ehesten einem Reibelaut vergleichbar ist wobei die Zungenspitze hochgezogen wird und die Luft links und rechts an der Zunge vorbei strömt.
Ein verwirrendes Phänomen ist der Buchstabe "h", welcher in Wörtern
wie Haus ausgesprochen und
somit in der Lautschrift mit [ h ] dargestellt wird. Es kann sich aber
auch um ein sogenanntes Dehnungs-h handeln, welches anzeigt, dass ein Vokal
lang ausgesprochen werden soll, so zum Beispiel in "lehren". Einen h-Laut
hört man hier nicht; vielmehr besagt das "h" lediglich, daß das vorangehende
"e" gesprochen-sprachlich ein Langvokal ist.
Hier einige Beispiele für die Wiedergabe gesprochen-sprachlicher Wörter mithilfe des
Zeichensatzes des API (zu den API-Zeichen für Vokale siehe weiter unten):
"Papa" >>>
"Garage" >>>
"Rachengold" >>>
"die wärmsten Socken" >>>
"Junge" >>>
Wie oben schon erwähnt, wird bei Konsonanten der Luftstrom als Folge einer
Hindernisbildung abgebremst. Die entstehenden Konsonanten können stimmhaft (die
Stimmlippen schwingen mit) oder stimmlos sein (die Luft passiert die geöffneten
Stimmlippen unbeeinträchtigt). Konsonanten - auch die stimmhaften Konsonanten - sind
Geräusche, das heißt, akustisch handelt es sich um unregelmäßige Luftdruckschwankungen
bzw. Schallwellen (die im Falle stimmhafter Konsonanten mit regelmäßigen
Luftdruckschwankungen gemischt auftreten)..
Bei der Bildung von Vokalen gibt es diese Unterscheidung zwischen stimmlos und stimmhaft
nicht; Vokale sind immer stimmhaft.
Und: Bei Vokalen werden keine Hindernisse in die ausströmende Atemluft gebaut; es kommt
nicht zu irgendwelchen Verwirbelungen bzw. Geräuschbildungen. - Im Einzelnen heißt das:
Ganz gleich, welchen Vokal wir produzieren, die Stimmlippen werden stets in Schwingungen
versetzt; und der Mund-Rachen-Raum wird jetzt nur dazu genutzt, einen je spezifischen
Resonanzraum für die durch die Stimmlippen verursachten regelmäßigen
Luftdruckschwankungen zu bilden. Das Verfahren ist prinzipiell vergleichbar etwa einer
Gitarre oder einer Geige oder Mandoline; stets sind es die Schwingungen der aufgesprannten
Seiten, die nun allerdings durch den jeweiligen Resonanzraum des Instruments spezifisch
"gefärbt" oder "verfärbt" werden. - Nochmals: Die durch den
Resosanzraum hindurch strömende Atemluft erfährt - anders als bei den Konsonanten -
keinerlei Abbremsung durch ein Hindernis.
Die Vokale der deutschen Sprache werden nach drei Parametern definiert, nach dem Ort, an
dem die für die Ausformung des Vokals bedeutende Veränderung des Resonanzraumes (mit
Hilfe der Zunge) vonstatten geht (medio-palatal = vorne vs. velar = hinten), nach dem
Öffnungsgrad des Mundes (Stellung des Unterkiefers in Bezug auf den Oberkiefer: offen vs.
geschlossen) und nach der Lippenstellung (mit vs. ohne Lippenrundung).
Der folgende Überblick soll einen Eindruck von den Möglichkeiten vermitteln, wobei wir
uns auch hier auf einen zentralen Bereich beschränken; der Einfachheit halber verzichten
wir hier darauf, für die entsprechenden API-Zeichen eckige Klammern zu verwenden:
Der Ausdruck "gespreizt" meint im Standarddeutschen eine entspannte Lippenstellung, die Ruhestellung der Lippen; dagegen steht das "Ansatzrohr", daß ich mit den Lippen etwa bei den 'o-Lauten' oder den 'u-Lauten' bilde (= "gerundet"). - In der obigen Wiedergabe sind alle "gerundeten" Laute auf der hinteren Ebene plaziert, - gleichsam als ob ich sie - wie meine Lippen - von mir wegschieben würde.
In der folgenden Darstellung werden die verschiedenen Möglichkeiten der Vokalbildung an einzelnen Beispielen dokumentiert:
Zu erwähnen wären in diesem Zusammenhang noch die sog. Diphthonge, die allerdings
nicht - wie der Name nahelegt - Doppelvokale sind, sondern Gleitvokale. Ein Gleitvokal
kommt zustande, indem ich bei einer ersten Vokalposition - z.B. dem [ a ] -
starte und in eine bestimmte Richtung - z.B. in Richtung auf das [ i ] (bzw.
das [ i: ] ) oder das [ e ] (bzw. das [ e: ] )
- gleite, und das genau so weit, wie mir mein Sprechtempo Zeit gibt. Mit anderen Worten
werde ich bei schnellem Sprechtempo nur z.B. bis [ e ] kommen, sodaß der
folgende unbestimmte Artikel nun lautet [ ae n ], nicht aber [ ai
n ]. - Der Luftstrom setzt während der Gleitbewegung nicht aus.
Im Französischen gibt es außerdem noch sogenannte Halbvokale. Auch das sind Gleitlaute;
die Gleitbewegung beginnt hier aber bei einer konsonantischen Position, nämlich entweder
beim [ p ] oder beim [ k ], und setzt sich dann fort
beim [ p ] über das [ i ] in Richtung [ e ],
beim [ k ] über das [ u ] in Richtung [ a ].
4.3. Sprechgeschwindigkeit, Akzent, Verschleifungen/Assimilationen
Überhaupt spielt das Sprechtempo eine zentrale Rolle. Im Deutschen kommt hier die für das Deutsche typische Unterscheidung von dauerhaft betonten und dauerhaft unbetonten Silben hinzu: In den dauerhaft unbetonten Silben - so die Endsilben - kommt es zu Verschleifungen und einem Abbau der lautlichen Präzision - insbesondere der vokalischen 'Substanz'; Endpunkt sind (das gibt es nur in den unbetonten Silben) gewissermaßen Vokalreste, "Schwa-Laute", von denen das Deutsche zwei kennt, einen eher ' a-artigen', einen zweiten eher ' e-artigen'. Die folgende Darstellung situiert diese reduzierten zwei Laute bzw. Schwa's, wobei wir hier der Einfachheit halber den 'Vokalraum' auf eine einzige Ebene verkürzt haben:
Vielfach ist es im übrigen nicht bei einer Reduktion der Vokale der unbetonten Silben auf
einen Schwa-Laut geblieben, sondern der Vokal - und damit die ganze Silbe - ist insgesamt
ausgefallen. Dieser Prozeß läßt sich gerade bei schneller Sprechweise auch heute noch
beobachten (dazu gleich mehr).
In den romanischen Sprachen hängt es vom lautlichen Kontext ab, in dem eine bestimmte
Silbe auftritt, ob diese Silbe betont wird. Mit anderen Worten kann sie mal betont, mal
unbetont sein. Das war bis zur frühalthochdeutschen Zeit auch die Regel im Deutschen, das
sich dann jedoch im wesentlichen für die ersten Silben der Wörter als dauerhaft, d.h.
immer betonten Silben entschloß. Man kann daraus so manches Mal sogar ableiten, wann ein
Kompositum wohl entstanden ist. So gibt es zu dem Verb 'laubjan' die Kompositumbildung
(heute:) "erlauben": Ersichtlich ist diese Bildung erst nach Festlegung der
Betonung entstanden, denn sonst müßte dieses Präfixverb auf der ersten Silbe betont
werden. Umgekehrt ist der aus 'laubjan' abgeleitete "Urlaub" schon vor der
Festlegung der Betonung auf die erste Silbe entstanden, denn sonst müßte dieses Wort auf
der zweiten Silbe betont sein.
Das Verschleifen unbetonter Silben insbesondere bei hohem Sprechtempo und der daraus
gegebenenfalls resultierende Ausfall des Vokals und der Silbe insgesamt führt zu
teilweise kuriosen Aussprache-Phänomenen; man vergleiche den folgenden Überblick, bei
dem von oben nach unten die Sprechgeschwindigkeit zunimmt, sodaß - beginnend mit
"Leben (und leben lassen)" - schließlich "Lehm (und Lehm
lassen/werfen)" herauskommt:
In Zeile 2 bedeutet der Kringel unter dem [ n ], daß bei Ausfall des
Restvokals bzw. Schwa-Lautes der Endsilbe der Nasal eine Spur stärker stimmhaft
gesprochen wird.
Und der Pfeil in Zeile 3 soll deutlich machen, daß hier nicht einmal mehr die Lippen
auseinander genommen werden, - das [ n ] hat sich unter dem Einfluß des
vorausgehenden [ b ] an dieses [ b ] artikulatorisch
angenähert und ist zu einem [ m ] geworden (wir spechen hier auch von
Assimilation, genauer von progressiver Assimilation, weil es ja das vorausgegangene [
b ] war, das den nachfolgenden Nasal beeinflußt hat.
Und dann schließlich in Zeile 4: Hier heben wir nicht einmal mehr das Gaumensegel, sodaß
es gar nicht mehr zu einem vollen Verschluß kommt (die Luft strömt weiterhin durch die
Nase aus), sondern sogleich zu unserem bilabialen Nasal, dem [ m ] .
Der bereits weiter oben angesprochene Roman Jakobson war ein russischer Sprach- und
Literaturwissenschaftler, der zunächst in Moskau tätig war. In den 20er Jahren zog er -
auf der Flucht vor der russischen Revolution - nach Prag (Prager Schule/Prager
Strukturalismus). Als die Nazis die Tschechoslowakei annektierten, floh er nach Paris und
schließlich - noch immer auf der Flucht vor den Deutschen - nach Amerika. In den 50er
Jahren kehrte er nach Paris zurück.
In seinem Werk Kindersprache, Aphasie und allgemeine Lautgesetze (1969) widmet
sich Roman Jakobson primär dem kindlichen Lautspracherwerb mit dem Ziel, allgemeine
Bauprinzipien der Kindersprache aufzudecken, die sich vielleicht auch auf die Entwicklung
der Volkssprachen anwenden ließen.
Wenn wir den kindlichen Spracherwerb beobachten, so treffen wir in der Frühphase ein
erstaunliches Phänomen an: In den ersten Monaten, während der sogenannten
Lallphase, produzieren Kinder sämtliche existierenden Laute, d.h. sämtliche
Laute, die überhaupt mit ihren Sprechwerkzeugen produziert werden können. Plötzlich,
beim Übergang zur ersten Sprachstufe, scheinen sie dann beinahe ihr ganzes Lautvermögen
zu verlieren. Auf monatelange Probiererei scheint kurzfristig erstaunliche Stille zu
folgen. Diese Tatsache läßt sich insofern erklären, als dass die Laute nun nicht mehr
einfach produziert werden, sondern die Laute und Lautfolgen werden jetzt (zunehmend) systematisch
verwendet, sie werden jetzt auch auf bestimmte Bedeutungen bezogen.
Jakobson interessierte sich primär für diese Phase, in der Kinder beginnen, ein Lautsystem
aufzubauen, und ging davon aus, dass es allgemeine Prinzipien gibt, nach denen sich das
Lautsystem aller Kinder, egal welcher Sprachgemeinschaft sie angehören, organisiert.
Er ging davon aus, dass die relative Chronologie (Reihenfolge) der nun stattfindenden
systematischen Lautunterscheidungen in allen Sprachen gleich ist, auch wenn die absolute
Chronologie (Zeitdauer) der einzelnen Schritte individuellen Schwankungen unterworfen ist.
Dieser relative Chronologie begründet sich aus mehreren Überlegungen heraus.
Es geht in dieser Phase nicht mehr um Einzellaute, sondern nach Jakobson um
Lautoppositionen (zu theoretischen Hintergründen vgl. die folgenden Abschnitte über
Phonologie). In Opposition gestellt werden dabei zunächst diejenigen Laute, die sich am
besten unterscheiden lassen. Kinder orientieren sich also an maximalen Differenzen, und
zwar an solchen, die sie sehen, hören und gegebenenfalls auch fühlen können.
So lernen Kinder generell zunächst einmal einen breiten Vokal [ a ] (der
Mund ist offen), den sie mit den ersten bilabialen Konsonanten [ m ] und [
p ] (der Mund ist geschlossen) kontrastierend verbinden ("Mama"
oder "Papa"). Von nun an beginnt der kontinuierliche Ausbau des
Vokalismus/Konsonantismus.
Was den Konsonantismus angeht, so ist der erste Gegensatz, den Kinder machen,
derjenige zwischen einem oralen und einem nasalen (= [m ] )
Konsonanten. Schon bald wird der Konsonantismus durch eine weitere Unterscheidung
ergänzt: Die beiden Labial-Laute ( [ p ] , [ m ] ) werden nun in Gegensatz zu den Dental-Lauten [ t ] und [
n ] gesetzt. Diese vier
Lautpositionen (Phoneme - siehe dazu dann weiter unten) bilden den minimalen
Konsonantismus.
Der erste innervokalische Gegensatz entsteht durch die Gegenüberstellung von [ a
] (breiter Vokal) und [ i ] (enger Vokal) in Äußerungen des
Kleinkindes wie Pipi oder Papa. In der weiteren Entwicklung wird
das Kind eine neue Unterscheidung treffen, und zwar entweder, indem es den velaren Vokal [
u ] (vgl. Gesetz der maximalen Differenzen!) in sein System mit einbezieht oder
sich des Vokales [ e ] bemächtigt, der genau in der Mitte zwischen den
bekannten Lauten [ a ] und [ i ] liegt - das Kind
versucht, die Lautverteilungen auf gleichen Abstand zu bringen, was letztendlich auch zu
einem maximalen Unterschied der Laute innerhalb dieses Systems führt. - Dieses System aus
drei vokalischen Grundlauten bezeichnet man als minimalen Vokalismus.
Diese Entwicklung ist allen Sprachen der Welt gemeinsam. Aber auch im weiteren lautlichen Aufbau, also den Erwerbungen, die das Minimum überschreiten, gehorcht die zeitliche Reihenfolge der neuen Erwerbungen allgemeinen Gesetzen, ganz unabhängig davon, um welche Sprache es sich dabei handelt. Zu Beginn stehen maximale Oppositionen, die sich progressiv ausdifferenzieren. Diese Tatsache ist vor allem final zu erklären. Durch eine größtmögliche Opposition zwischen allen Lauten wird nämlich eine maximale Verständlichkeit erreicht. Auch bei Erwachsenen werden somit neu erlernte Laute (zum Beispiel aus einer Fremdsprache) equidistant zwischen ihnen bekannten Phonemen angeordnet.
Wenn das Kind sein Lautsystem konstruiert, erlernt es relevante Lautunterscheidungen; d.h. es erlernt diejenigen Lautunterscheidungen oder Lautoppositionen, die mit einer Bedeutungsunterscheidung korrelieren.
Siehe Teil II