Zum Baden geboren | ocean7

Wer sich von Frauscher ein neues Powerboot erwartet hat, wird sich beim Anblick der TimeSquare 20 wohl die Augen reiben. Der neue Elektrokatamaran wurde rund um die Bedürfnisse für einen perfekten Tag am See entwickelt. Ein schlüssiges und durchdachtes Konzept mit Top-Verarbeitung und absolut neuem Design. Man muss es einfach probiert haben. 

Schon vor gut vier Jahren hörte man, dass Frauscher an einem neuen Elektroboot arbeitet. Ein Katamaran solle es werden, sonst wurde nicht viel verraten. Wir stellten uns schon einmal auf einen Powerkat ein, flach wie Flunder, muskulös und aggressiv wie der junge Mike Tyson, irgendetwas, womit Batman viel Spaß haben könnte. Dann sahen wir die ersten Renderings der Frauscher TimeSquare 20. Zwei Rümpfe, die wie zwei dünne Stelzen eine Plattform tragen, auf der zwei Sonnenliegen zu sehen sind. Alles wirkt offen, filigran, leicht. Von Powerkat keine Spur. 

Als wir im Juni die Einladung zu den Frauscher Press Days bekamen, bei denen das neue Boot getestet werden konnte, machten wir uns gespannt vom Wörthersee an den Traunsee auf. Am Abend vor dem Test erzählte Stefan Frauscher, wie der Premium-Motorboothersteller auf die Idee gekommen war, ein zweirümpfiges Elektroboot zu bauen. Das Frauscher-Team wolle, meinte er, mit der TimeSquare 20 das Elektroboot neu erfinden. Auf das reduzieren, was für einen Tag auf dem Wasser mit Familie oder Freunden beim Chillen, Baden und Spaß-haben wichtig ist.

Möglichst viel Zeit und Raum, fand man bei Frauscher, brauche man dazu, daher auch der Name TimeSquare. Die 20 steht für die Nutzfläche, die dafür auf 8,30 Meter Länge und 2,5 Meter Breite zur Verfügung stehen. 
Über vier Jahre hat die Entwicklung gedauert, von der Idee über einen Holzprototypen namens „Grundelsee“ hin zu vielen Diskussionen rund um Design und Funktionalität. Beim Design hatte wieder Gerald Kiska den Zeichenstift in der Hand, den Unterboden hat in bewährter Manier Harry Miesbauer gestaltet. 

Stefan Frauscher erzählt, dass, wenn weniger Antriebskraft zur Verfügung steht wie hier bei der TimeSquare, eben beim Rumpf anzusetzen ist. Daher sei man sehr früh auf das Katamaran-Konzept mit zwei schmalen Rümpfen gekommen. Hier kann die vorhandene Power besser eingesetzt werden, beim Elektroboot kommt es ja schließlich auf die Reichweite und nicht auf Vmax an. Beim Antrieb setzt man auf die bewährte langjährige Zusammenarbeit mit Torqeedo – zwei Torqeedo-Cruise-10-Motoren sind für den Vorschub verantwortlich.    
Mit diesen emotionalen und theoretischen Eindrücken geht es ab ins Bett – auch wenn man sich das Ganze nicht so wirklich vorstellen kann. 

Die Spannung steigt
Der morgendliche Traunsee präsentiert sich von seiner schönsten Seite – Kaiserwetter ist in dieser Gegend wohl Pflicht. Also raus aus der Theorie und rein in die Praxis. Und da liegt das Objekt der Begierde schon am Steg.

Groß ist es, tolle Aufteilung, stylischer Steuerstand mit viel Sichtkarbon. Die Sonnenliegen wurden ins Vorschiff verpflanzt, so gewann man im Heck für Sitzplätze und Tisch viel Raum. Auch der Fahrer ist somit ins Leben an Bord bestens eingebunden. Wunderschön versteckt, aber wenn man es weiß, leicht zu finden, weil gut erreichbar, ist der Kühlschrank.
Auch die Kollegen vom Best of Boat Award nehmen das Boot in Beschau. Die Zweifel werden weniger. Ahh, ein vertrauerter Anblick, das traditionelle Frauscher-Lenkrad. Jetzt kann nicht mehr viel schief gehen …

Und schon geht es los
Wir starten die beiden Elektromotoren und fahren aus der Marina. An Bord fühlt sich das Platzangebot noch viel größer an. Kein Wunder, dass die TimeSquare für sieben Personen zugelassen ist. Vom steuerbordseitigen Steuerstand aus hat man einen guten Überblick über das gesamte Boot. Bei Tempo 10 km/h würden wir über 100 Kilometer weit kommen – wollen wir aber gar nicht, und steigern uns auf Tempo 25 km/h, bei der die Reichweite auf gut 25 Kilometer schrumpft. 

Die Ohren werden Augen machen
Aber irgendetwas fehlt … Man hört nichts! Außer natürlich das gleichmäßige Plätschern des Wassers, aber keinerlei Motorengeräusche. Die Musikanlage an Bord entspricht der Frauscher-Qualitätsphilosophie und besitzt zahlreiche Lautsprecher. Aber ehrlich gesagt, dreht man diese gerne ab und lauscht dem Wasser-Orchester im Heckbereich. Die beiden Torqeedo-Motoren sind sehr schön unter einer Abdeckung versteckt, die gleichzeitig als Stufe bei Einstieg benutzt werden kann.

Die beiden Torqeedo-Motoren mit 20 kW Gesamtleistung schieben mächtig an – bis Tempo 25 km/h.Es ist ein entspanntes Fahren. Abseits vom Steuer genießt man den Fahrtwind und hat viele Möglichkeiten, sein Lieblingsplatzerl zu finden, ob am Bug auf den verstellbaren Liegeflächen oder im Heckbereich. Kurven nimmt die TimeSquare mit Bravour, auch wenn es ein ganz anderes Fahren ist. Positiv zu erwähnen ist die Stabilität, die durch die beiden Rümpfe entsteht und sich sehr angenehm auf das Fahrgefühl auswirkt.

Der Steuerstand ist aus allen Blickwinkeln ein optisches Gustostückerl, viel Carbon, Kartenplotter und endlich ein Torqeedo-Gashebel, der die Bezeichnung verdient. Um die heißen Sommertage leichter zu ertragen, gibt es ein Bimini, das mit wenigen Handgriffen zu montieren ist.  

Frauscher kann Elektro
Schon seit 66 Jahren beschäftigen sich die Frauschers mit Elektroantrieb! All diese Erfahrung sowie viel Mut und Innovationen sind in den neuesten Wurf miteingeflossen. Es waren interessante Stunden in Gmunden, um der TimeSquare 20 auf den Zahn zu fühlen.

Nach der anfänglichen Skepsis sind wir überzeugt, dass das Konzept stimmt und sich viele Käufer finden werden, die das genauso sehen. Es ist ein neues Fahrgefühl und es macht richtig Spaß. Und hoffentlich sieht man die TimeSquare auch bald bei uns auf dem Wörthersee, um nicht wieder an den Traunsee fahren zu müssen – was aber auch sehr zu empfehlen ist und jedenfalls einen Ausflug wert ist.

www.frauscherboats.com

Fotos: Bernd Hofstätter, Frauscher Bootswerft

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